Vom Täglichen Frühsport
„Ihr seid zu spät, Rekrut Higgs!“ erklang die Stimme des unerbittlichen Übungsaufsehers, frei von Ruhe oder Geduld. Der angesprochene und etwas rundliche Rekrut Higgs, der gerade noch von den Baracken der Kaserne zum Übungsgelände stolpernd und strauchelnd heraneilte, gesellte sich schließlich zu den Kameraden und links des pandarischen Rekruten in die Linie vor dem Ausbilder.
„Fünfzehn Minuten zu spät, Higgs!“ erklang es vom Ausbilder erneut nach einem prüfenden Blick des selbigen auf seine Taschenuhr. „Eure Kameraden werden sich später für die nun folgenden fünfzehn Liegestütze bei Euch bedanken können. Auf den Boden mit euch!“ Scharrte der Mann schließlich die Linie der Rekruten und Gefreiten an, die zum Frühsport angetreten waren. Hier und dort erklang etwas Murren, als sich die Soldaten zu Boden begaben, um die geforderte Strafe kollektiv abzuarbeiten. Auch Rekrut Higgs nahm notgedrungen daran Teil, wobei neben seinen Füßen und Händen auch sein stoffbedeckter Ranzen wiederholt den Boden berührte.
Niemand wusste so recht, was Higgs hier eigentlich tat. Vermutlich der Sohn oder Neffe irgendeines Generals, der zum Dienst verdonnert wurde. Die Meisten scherten sich nicht darum, zumal die Aufmerksamkeit nach der Strafe im aufrechten Zustand wieder dem Ausbilder gehörte.
„Eure Kameraden haben ihr Frühstück bereits eingenommen, Higgs. Habt Ihr wohl noch einen kleinen Umweg zur Kantine getätigt, wie? Schafft Euren Hintern aus dem Dreck, damit wir weitermachen können!“ Fuhr der Ausbilder den Rekruten, welcher stumm nickend aufstand, in bester Laune an. „So… wo wir nun alle wach sind, ist zunächst einmal ein Lauf angesetzt. Die übliche Runde - Abteilung, Wegtreten!“ Schallte es vom Ausbilder über das Kasernengelände, ehe die Soldaten der Linie knapp salutierten und das Kasernengelände durch die Torbögen verließen. Mit einer Stoppuhr in der Hand folgte der charmante Ausbilder bis zur Straße hin.
„Zehn Minuten, ab jetzt!“ Erklang es schließlich, ehe sich die Soldaten in Bewegung setzten. Zehn Minuten Lauf, rundenweise durch die Altstadt. So konnten auch an diesem frühen Morgen, wie an jedem anderen im Jahr, die Rekruten und Gefreiten, vereinzelt auch höhere Dienstgrade, von der Abend- und Nachtschicht beobachtet werden, wie sie ihre schweißtreibenden Runden durch die Altstadt drehten. „LAUFEN HAB’ ICH GESAGT, HIGGS! NICHT GEHEN!“ Brüllte der Ausbilder den dicklichen Higgs an, als jener regelrecht an ihm vorbeispazierte. Monoton seufzend strengte der Dicke schließlich etwas mehr an Körper an.
Der Rückkehr zum Kasernengelände folgte schließlich eine dreiminütige Pause. Drei Minuten, damit die Soldaten durchatmen und etwas trinken konnten, ehe sie schon wieder zur Linie in zwei Gliedern antreten mussten. „Schön, schön, schön. Da sich ja nun alle etwas aufgewärmt haben, können wir zum nächsten Teil übergehen. Heute stehen mit Gewichten und Seilen übliche Kraftübungen auf dem Programm. Wer in einer halben Stunde nicht schwitzt, darf noch zehn Minuten Altstadtlauf anhängen. Los, los, los!“ Trieb sie ihr Zuchtmeister an. So verteilten sich die Soldaten auf Hantelbänke und andere Einheiten zum Gewichte stemmen und fördern der Körperkraft. Wie so oft üblich wie dabei Rekrut Herbstruf schwächer geschätzt, als sie war. Die ihr übergebenen Gewichte hob sie mit einer Leichtigkeit an, dass der Versorgungsmeister ihr Gegenüber zunächst keine Worte fand. Wie so üblich hatte sich das Attribut der Kraft, wie es auch oft das Attribut der Schnelligkeit tut, unter Fell und unscheinbarem Aussehen der Pandaren verborgen. „Ich brauche schwerere Gewichte.“ Merkte die Pandaren schließlich an und bekam jene auch, um damit in eine ruhigere Ecke zu gehen. Da sie mit Fell nicht schwitzen kann, nutze sie ihr Wasser zum Trinken und auch zum Übergießen des Körpers. Kippwasser, wie die Jungs sagen würden.
Nach der angesetzten halben Stunde Kraftübungen folgte eine weitere, kurze Pause. Die Pandaren setzte sich nicht, sondern ging zum kleinen See nebst des Wachhauses der Zehnten Wachkompanie. Rasch warf sie sich etwas frisches Wasser ins Gesicht und füllte auch ihren Wasserschlauch wieder auf. Das Wasser würde sie noch brauchen können, auf welche Art und Weise auch immer. Sie stützte sich mit den Händen auf den Knien ab und blickte ins Wasser, ehe sie sich auch wieder erhob, um zur Truppe zurückzukehren.
„Damit sind wir für den heutigen Morgen auch schon fast fertig.“ Sprach der Ausbilder etwas zu süß, ehe er zum härteren Ton ausholte. „An der Westseite des Übungsplatzes wurden genügend Übungswaffen bereitgelegt. Ihr werdet euch jeweils zu zweit im Sparring begegnen und nach jeweils fünf Minuten rotieren. Denkt daran: Es geht nicht darum, Euren Gegner so schnell wie möglich fertigzumachen, sondern die eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse zu verbessern und zu erweitern. Abteilung, ausführen!“
Rasch gingen die Soldaten zum ausgewiesenen Bereich. Manch einer nahm Schwert und Schild auf, andere einen Speer, manch einer mit Fernwaffen an den Zielscheiben und wieder andere kämpften zunächst unbewaffnet. Ja, auch der unbewaffnete Nahkampf gehörte zum Programm und zur Ausbildung. Dass es gerade Rekrut Higgs war, der keine Waffe in die Hand nehmen wollte, war wohl nicht verwunderlich. Dass er jedoch unbewaffnet gerade Rekrut Herbstruf gegenübertrat, war wohl Pech für ihn.
„Ehre, Rekrut Higgs.“ Sprach der pandarische Rekrut, ehe sie sich leicht vor Higgs verbeugte. Die Pranken, von einfachem Stoff umwickelt, wurden leicht erhoben, nicht aber zu Fäusten geballt, wie es Higgs tat. Ohne große Mühen wehrte die Pandaren einen ungezielten und schwerfälligen Hieb des Rekruten ab. Sie schüttelte sacht den Kopf. „Nochmal.“ Erklang es ruhig wie ein Windhauch von der Pandaren, woraufhin der dickliche Higgs erneut, vor allem lustlos und schwerfällig, ansetzte. Die Pandaren ergriff seinen Arm und warf den Rekruten mit Leichtigkeit über die Schulter, wo er stöhnend im Gras liegen blieb.
„Schafft Euren Hintern aus dem Dreck, Higgs!“ Scharrte der Ausbilder beim Vorbeigehen. Der Rekrut erhob sich schließlich auch, doch ließ er sich dabei Zeit, um zum nächsten Rotationspartner überzugehen. Der Pandaren wurde indess ein neuer Kontrahent vorgesetzt, welcher mit einem Speer zu kämpfen pflegte, weswegen die Pandaren zu einem einfachen Holzstab griff. Nach der üblichen Verbeugung zur Eröffnung wurden Speer und Stab an einander gelegt, um den Kampf beginnen zu lassen. Es folgten mehrere Angriffe und Paraden auf beiden seiten, doch auch der Speerträger beging schließlich einen Fehler. So zielte er auf die befellten Knöchel an den Beinen der Pandaren ab, was jene zu einem sachten Sprung veranlasste. Sie stieg im Anschluss auf die Speerspitze, sodass ihr Gegner den Speer nicht mehr fortbekam. Es folgte ein schlichter Hieb mit dem Stock, woraufhin auch dieser Gegner das Gleichgewicht verlor.
Eine Stunde lang gingen die Übungen im Sparring so weiter, ehe der Ausbilder erneut alle zusammenrief. „Bringt die Übungsmittel in die Aufbewahrungsräume. Anschließend sind Waschen, Umziehen und Mittagessen angesagt - in exakt dieser Reihenfolge. Wegtreten!“ Erklang es noch einmal schallend, ehe die Soldaten salutierten und ihre Übungsgeräte fort in die Schuppen brachten. Im Anschluss traten männliche und weibliche Soldaten getrennt den Weg in die Waschräume an. Dort floss, gestützt von einem Aquädukt, frisches Wasser von den nahegelegenen Berghängen direkt in die Duschräume, damit sich die Soldaten in Ruhe waschen konnten. In Gedanken hörte sie bereits den Hausmeister über die Haare im Abfluss fluchen…
OOC
Nach diesem zugegebenermaßen etwas länger geworden als gedachtem Beitrag ein kleiner Wink in die Runde.
Texte wie dieser, wie sie normalerweise auf dem Discord der Gilde im entsprechenden Channel zum Frühsport verfasst und veröffentlicht werden, sollen vor allem den nicht ausgespielten Alltag des eigenen Charakters darstellen. Die meisten Rollenspieler spielen ihren Charakter Abends, weil sie dann natürlich zuhause sind. Doch, was tun sie Vormittags und tagsüber? Oftmals bleiben diese Fragen offen.
In der Zehnten Wachkompanie wird angesetzt, dass der Soldat im Rang des Rekruten und Gefreiten im Regelfall dazu verpflichtet ist, morgens zum Frühsport an der Kaserne zu erscheinen. Da um diese Zeit (Beginn gegen 06 Uhr) kaum jemand aktv ist und zum Nachholen im Regelfall die Zeit fehlt, werden solche Abschnitte in entsprechenden Emotes dargestellt.
Teile davon, wie etwa die Läufe durch die Altstadt, sind dabei nicht Gilden-exklusiv. Andere Charaktere, sowohl NSCs, als auch Spielercharaktere, können die Soldaten dabei gesehen haben. Können sie angefeuert oder anderweitig mit ihnen interagiert haben.
In der Gilde selbst wird der bereits genannte Channel als Angebot betrieben. Niemand ist verpflichtet, dort seine Texte zu schreiben, doch sind solche Geschichten immer gerne gesehen, um den Alltag der Charaktere und der Gilde mit etwas mehr Leben zu erfüllen.