Das Holz unter ihm fühlte sich ungewohnt warm an. Das Licht war dunkler als gewohnt, aber das brachten Wände und ein Dach wohl so mit sich. Er streckte sich und stand etwas mühsam auf. Das war wohl die schlimmste Nacht, die er seit Monaten hinter sich hatte. Er mochte einfach keine Häuser. Es war immer besser den Himmel sehen zu können, das hatte er damals schmerzlich lernen müssen und seitdem fühlte er sich nicht mehr sicher, wenn er es nicht konnte… Mit dem Eindruck die Augen gar nicht zu gemacht zu haben taumelte er die Treppe hinunter und erhaschte dort angekommen endlich einen Blick aus dem Fenster. Es schien noch früh zu sein, extrem früh, kalte, frische Luft würde es draußen geben. Er nahm einen Becher, füllte ihn am Eimer mit Wasser und trat dann hinaus, um auf den Stufen vor dem Haus Platz zu nehmen.
Viel hatten sie geschafft. Und viele waren gekommen – viel mehr Leute als er erwartet hatte! Die Freude darüber schob die Gedanken an die schlimme Nacht schnell beiseite.
Da wo vorher nur ein Haufen Gerümpel lag hatten die beiden… wer war es noch? Russlow und dieser Riese, dessen Namen er nicht mitbekommen hatte, tatsächlich noch brauchbares gefunden. Da standen nun zwei Bänke, daneben ein Tisch mit zwei Stühlen. Bob musste leicht schmunzeln, er wusste gar nicht so recht was er mit einem Tisch machen sollte, aber vielleicht wusste Reia das – die schien sich ja mit so Weibskram auszukennen, hatte sie auch mit irgendwem was über Vorhänge besprochen…
Zumindest war die Tischecke nun nutzbar, denn die Erbauer wie sie sich nannten hatten den Boden dort ausgebessert. Es musste viel schlimmer gewesen sein, als er eingeschätzt hatte, denn sie hatten zu viert oder fünft ein paar Stunden gebraucht und als er einmal nachsehen wollte wie es lief hatte er nur das Wort „Rattennest“ aufgeschnappt und war wieder verschwunden. Nun musste der Boden noch geschliffen werden und versiegelt, aber er war begehbar und benutzbar, das war am wichtigsten…
Bob trank einen durstigen Schluck vom Wasser und schloss die Augen, den Kopf lehnte er müde an den Türrahmen. Achja, die Tür… Sir Avery oder wie er hieß, dieser Riese von Mann, hatte sie mit jemandem von der Kathedrale zusammen tatsächlich wieder in Schuss bekommen. Und gegen Wind wollte er sie auch noch abdichten, das war auf jeden Fall ein großer Schritt, denn zeitweise sah es für Bob nicht so aus, als könne man da viel machen… und dann die Sache mit dem Kamin.
Ein Wespennest hatte er zwischendurch mitbekommen. Und dann hallte die Stimme in seinem Kopf nach, die sagte es sei jetzt weg… oh und die Paladose, die damit in der Hand schreiend weggerannt ist hatte er am Rande wahrgenommen. Er bedauerte fast selbst nicht so viel geholfen zu haben, jedoch war er die ganze Zeit so mit Fragen und Erklärungen abgelenkt gewesen, dass er erst jetzt richtig erfasste was da gestern alles passiert war. Der Kamin war jedenfalls jetzt nutzbar, ebenso wie die Treppe hinauf ins obere Stockwerk. Da hatten sich der Pater und seine Leute drum gekümmert. Bob hatte nicht genau mitbekommen wie es da lief, aber nun war das Geländer wie neu, sogar gewischt hatten sie die Treppe. Und das Mauseloch oben im Zimmer der Mädels war nun unbewohnt und ruhig. Gut, es musste noch zugemacht werden, aber das war ein kleineres Problem. Wichtiger war, dass hier niemand mehr krank werden würde, da hatten diese Robenträger an gleich zwei Krisenherden ganze Arbeit geleistet…
In Gedanken wanderte er weiter durchs Haus, während sein Körper still auf der Außentreppe saß und die kalte Morgenluft inhalierte. Kalt… Luft… achja, das Fenster. Gestern Abend war es noch kaputt gewesen, dann kam dieser Zwerg… und dieser Elf… Dreck, sie hatten sich beide vorgestellt, aber er kam nicht mehr auf die Namen, es war einfach zu viel los gewesen. Sie hatten es jedenfalls gerichtet. Er hatte kein Ersatzglas gesehen oder irgendwie eine Ausbesserung am Fenster… Zwergen und Elfen war alles zuzutrauen, wahrscheinlich hatte einer von ihnen gefuchtelt – oder beide… das spielte aber, obwohl er kein Gefuchtel mochte, in diesem Fall keine Rolle. Es war wieder intakt, nur das zählte.
Wieder benetzte er die Lippen mit dem frischen Wasser aus dem Becher in seiner Hand. Becher? Achja, die hatten da diesen Spendentisch vor dem Haus aufgebaut und da ist wohl einiges zusammen gekommen, Sachspenden und auch Münzen. Er hatte noch keine Gelegenheit gehabt das alles zu sichten, aber vielleicht konnte er ja doch noch einen der anderen aus der Bleibe, Reia, Glenn, Ellen, Inga – so sie denn einziehen wollte – überzeugen sich bevorzugt um die Sichtung und Verteilung der Sachspenden zu kümmern. Wenn so viele Freigeister zusammen wohnten war es sinnvoll, wenn jeder seinen Herrschaftsbereich hatte…
Bob rieb sich den Bart und schaute über die Schulter ins innere zurück. Da standen nun Regale. Die hatten auch die Leute von der Kathedrale gebaut und da war noch was… und jemand… richtig, die Amtsleute und dieser Bursche von der Palastwache… oder woher kannte er ihn? Letztes Jahr gabs da diese Kleine aus dessen Einheit mit der er immer gequatscht hatte und dieses Jahr kam genau dieser feine Adelspinkel, nahm einen Hammer und machte mit der Amtsfrau die Fenster frei und mit ein paar anderen Mädels sauber. Er hatte damals schon gedacht, dass der Bursche in Ordnung sei, aber damit hatte er nicht gerechnet… wie mit so einigem nicht…
Die Bäckerin, die quasi in letzter Sekunde kam und ihm mit Brot aushalf, weil die andere, die den Teig versprochen hatte, einfach nicht auftauchte… oder der Piratenbursche, der nicht nur einen Karren mitbrachte, sondern ihn auch vertrauensvoll ein paar Tage da lassen würde, damit sie die Möbel von Gregory holen konnten…
Viele viele Leute… viel zu viele Eindrücke… er hatte ganz sicher nicht alles mitbekommen was da gestern durch wen geleistet wurde. Er hatte sich ganz sicher nicht an alle Gesichter erinnert, auch wenn er es aufrichtig versuchte. Aber er sah, was die Bürger dieser Stadt, unabhängig von Glaube, Amt und Stand in dieser Nacht für ihn und die anderen von der Straße zusammen geleistet hatten – und das war nicht nur erstaunlich, sondern ein kleines Wunder. Ohne Streit und Hand in Hand.
Bob brummte und stemmte sich auf die Beine. Er musste noch die Anschlagstafel aufhängen, das Mauseloch zu machen, die Strickleiter besorgen, den letzten Schliff eben machen. Aber erstmal musste er schlafen. Er stellte den Becher ab und schluppte los zum alten Lager, wo die Luft kalt und der Himmel offen war… nur bis er sich ans Haus gewöhnt hatte konnte er hier noch ein, zwei Stunden nachholen.
OOC: Vielen Dank an alle, die gestern so eifrig am Bleibeprojekt mitgearbeitet haben. Es kamen auch mehr Leute als ich OOC erwartet habe und sicher konnte ich nicht auf alle ausreichend eingehen. Um so mehr hat mich die Eigeninitiative und die Improvisation gefreut, so schien ja jeder ausreichend bespaßt zu sein =)
Auch OOC fallen mir leider nicht mehr alle Namen der Helfer ein und vielleicht habe ich auch gar nicht alle gesehen, aber es war für mich, die anderen von der Straße / Bleibe und das Projekt ein sehr schöner RP Abend und ich hoffe, die angekündigten Besuche können wir entsprechend ausspielen.
Eine genauere Beschreibung der Bleibe folgt hier in den nächsten Tagen noch.
Vielen Dank und auf baldiges weiteres RP!