[A/N-RP] Karawane Kompassnadel - Südseeabenteuer

„Hach ja …“ Mit einem leisen Seufzen stach das Gnomenmädchen ein weiteres Mal mit der feinen Nähnadel in den lilafarbenen Stoff, um im nächsten Zug den im gleichen Farbton gehaltenen Faden hindurch- und anzuziehen. Nachdem sie vor einigen Jahren das Quilten gelernt hatte, war das hier ein Klacks für sie. Davon war sie nicht nur überzeugt, das zeigte sich auch bereits am Fortschritt ihres Werks. Die rosafarbene Gaze wurde Stück für Stück mit lilafarbenem Band eingefasst, und entlang des unteren Endes raffte sich bereites eine Rüsche am halbdurchsichtigen Stoff, die auf einer Seite hin in eine runde Kante überging, um dann senkrecht wieder nach oben zu führen. Auch die Rüsche selbst wurde jetzt mit dem lila Einfassband versehen. Ja, doch, was sie sah, gefiel ihr gut. Wie immer war Noée mit ihrer Arbeit und ihrem Können höchst zufrieden. Fehlten nur noch die rosa-, lila-, pink-, gold- und diamantfarbenen Glitzersteinchen, mit denen sie ihrem Kunstwerk die Krone aufsetzen wollte. Krone, Krönchen, das war überhaupt die Idee! Sie könnte die Steinchen in Form einer Krone aufnähen, umringt von mehreren kleinen Krönchen! Dann sähe auch jeder gleich, wer die Königin der Karawane war! Rasch biss sie den Faden am Ende der Borte ab, ließ ihn unvernäht hängen und machte sich daran, den Entwurf dafür in ihr Büchlein zu malen.

Kurz schielte sie zu dem schnarchenden Ungetüm, das neben ihr auf dem Teppich lag, hinüber. Zum Glück stank er nun nicht mehr, was ganz und gar dem Bad geschuldet war, das sie dem wuscheligen Riesen und gezwungenermaßen gleich auch sich selbst angedeihen lassen hatte. Zum Glück war der Hund die Gutmütigkeit in Person, hatte sich weder gewehrt, noch protestiert. Überhaupt hatte sie nicht das geringste Problem gehabt, ihn dazu zu bewegen, in den Zuber zu steigen. Der Bernhardiner hatte beim Wildblumenduftschaum, der ihm kurz darauf das Aussehen eines dringend zu scherenden Wollschafs gegeben hatte, nur irritiert geschnüffelt und Noée verwundert angestaunt. Mehrfach hatte sie ihm erklärt, dass es ein absolutes Ausschlusskriterium für die Karawane sei, so abscheulich und unerhört zu müffeln. Dass man die meiste Zeit an der frischen Luft verbrächte, ließe sie als Ausrede nicht gelten. Und über diese furchtbare Sabberei müsse man auch noch sprechen. Gleichzeitig hoffte sie inständig, dass sie es bei ihm mit dem einzigen Anwärter zu tun hatte, dem sie derart zu leibe rücken musste. Überhaupt wünschte sie sich, dass die Karawane nicht nur sauber gewaschen und im Bestfall duftend - wofür sie im Zweifelsfall schon sorgen würde -, sondern auch einigermaßen ansehnlich durch die Lande ziehen würde. Ein wenig Stil wünschte sie sich durchaus, auch wenn manch einer der Bewerber bereits durch ihr persönliches Raster von Modeverständnis gefallen war. Immerhin hatte sie Fiesel. Fiesel hörte auf sie und setzte ihre Vorschläge in Frisur- und Modefragen ohne Wenn und Aber und unverzüglich um. Das entschädigte sie zumindest ein bisschen für die zu erwartenden Stilsünden ihrer Mitreisenden.

Aber sie war durchaus erstaunt, wie viele sich für ihre Kompassnadel interessierten und dass bis jetzt alle Bewerber direkt zugesagt hatten, auch wenn Nevex es beinahe versaut hatte mit seinem Anspruch, einen wöchentlichen Bildungstag mit Referaten und am Ende vielleicht sogar noch Hausaufgaben anzusetzen. Da war sie doch sehr froh darum, dass sein Durchsetzungsvermögen nicht sonderlich ausgeprägt war. Wenn er ihr damit den Koch und Geschichtenerzähler Reginald vergrault hätte, hätte sie ihm das auf ewig übel genommen!

Doch, die Truppe wie sie bisher aufgestellt war, gefiel ihr sehr gut. Eigentlich könnten sie sofort losziehen - sobald die Vorhänge für ihren Wagen fertig genäht und die Frage des Spinnenpanzers zu Nevex’ Zufriedenheit geklärt war. Zwei Jäger hatten sie bereits. Einer der beiden war ein Kaldorei, was Noée für sehr wertvoll hielt, da sie Fiesels Qualitäten als Wildschütz und Fallensteller noch nicht in dem Umfang vertraute wie er selbst. Eine kampfbegabte Menschenfrau war ebenfalls dabei, mit der sich das Gnomenmädchen sofort angefreundet hatte. Die Abenteuerlust war beiden gleichermaßen Antrieb, und Noée versprach sich außerdem, ein bisschen kämpfen von ihr zu lernen. Karawanenbeschützerin wollte sie selbst zwar nicht werden, aber etwas Selbstverteidigung und dazu den Umgang mit einer gnomentauglichen Waffe, hielt sie für unerlässlich.

Was noch fehlte, waren Zwerge! Dunkeleisenzwerge im besonderen wünschte sie sich noch, auch wenn sie davon ausging, die eher irgendwann auf der Reise zu treffen. Immerhin wollte sie uuuuunbedingt wieder einmal in den Schwarzfels, und sei es nur die Passage zwischen den Landen. Aber dafür hielt sie mindestens einen Dunkeleisenzwergen für unentbehrlich. Pandaren wären natürlich auch sehr toll. In Pandaria war sie noch nie gewesen. Das würde sie auf jeden Fall als eines der ersten größeren Reiseziele vorschlagen. Und Mechagnome fehlten auch noch! Ach, eigentlich waren ihr alle Völker recht, Hauptsache keine Leerenelfen oder irgendetwas, das sich durch Hochnäsigkeit oder militärische Disziplin auszeichnete. Wobei, wenn man sie damit in Ruhe ließe, wäre ihr wohl sogar das recht. Am Ende würde ohnehin der Einzelfall entscheiden. Es ging um Gemeinschaft, Familie, Loyalität, Zusammenhalt, gemeinsamen Spaß und Abenteuer. Jeder, der dort hineinpassen wollte und konnte, wäre willkommen.

… und da flatterte ein Brief zur Tür herein, und das buchstäblich. Der Bote hatte nur kurz gerufen und das Schriftstück einfach vom Geländer hinuntergeworfen - zielgenau auf Noées Kopf zu, die sich zwar ein bisschen recken und strecken musste, den Brief aber auffing ohne dafür aufstehen zu müssen. Aufgeregt und doch sorgfältig öffnete sie den Umschlag. Als sie die Blätter herauszog, fiel ihr ein silbernes Blättchen entgegen.
„Ein Brief von den Vulpera!“ jauchzte sie kurz auf und las gierig die in blauer Tinte verfassten Zeilen ihrer Freunde. Immer wieder nagte sie dabei auf ihrer Unterlippe herum. Dann kam Bewegung in das Gnomenmädchen. Noée raffte ihre Näharbeit zusammen, stopfte sie in einen Korb und legte sehr behutsam das silberne Zierblättchen der Vulpera dazu bevor sie den Deckel daraufsetzte.

Mit dem Brief in ihrer, von Anton gewissenhaft hinter ihr her getragenen, Handtasche machte sie sich kurz darauf samt noch namenlosem, nach Wildblumen duftenden Bernhardiner auf den Weg zur Tiefenbahn, um sich unverzüglich ein weiteres Mal mit Nevex zu besprechen!

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Wer Zeit und Lust hat kann uns
heute Abend ab ca. 19 Uhr wieder in der
Lesestube am Sturmwinder Verlies antreffen!
Wir freuen uns, dass die Karawane solchen Zuspruch findet und sind gespannt auf weitere Interessenten und sonstige Neugierige!

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