[A/N-RP] Karawane Kompassnadel - Südseeabenteuer

Die Abreise kam zunehmend näher. Nevex hatte gedacht, dass der Prozess sich Monate ziehen würde. Er hatte gedacht, dass man vielleicht nächstes Jahr auf der Straße wäre. Aber seit seinem Aushang war alles so schnell gegangen… Die zukünftige Karawane hatte nun tatsächlich eine Größe mit der man arbeiten konnte, falls alle bleiben sollten und die Rollenverteilung war auch nicht wirklich unpassend.

Kenfyr und Brackmak konnten jagen, Myrella und Marnold waren Soldaten und Quentris war auch kampferfahren, Kenfyr und vielleicht Sayu kannten sich mit den Wagen aus, Sorcha und Brackmak mit Tieren… Sie hatten sogar einen jungen Barden der kochen konnte. Die meisten Aufgaben der langen Liste die Nevex zu Anfang gemacht hatte als alles zwar aufregend, aber beruhigend weit weg war waren abgehakt. Es fehlte noch etwas an finanzieller Planung und vielleicht noch einem guten, erfahrenen Fuhrmann. Und eventuell ein besserer Heiler. Und wenn dann die Ausrüstung zusammen war, was auch nicht zu lang auf sich warten lassen würde… Dann könnte es schon losgehen. Eigentlich.

Der Gnom schüttelte den Kopf und starrte auf die aufgeschlagene Seite seines Notizbuches. Oder vielleicht starrte er eher dadurch als darauf. Er sollte sich freuen. Seine Pläne funktionierten besser als erwartet. Die Leute wirkten nett und kompetent. Aber stattdessen fühlte er sich vor allem nervös. Wie vor einer Prüfung auf die er nicht hinreichend vorbereitet war. Und es war kaum sehr schwer auszumachen warum. Er war kein Anführer und da draußen würde er irgendwie anführen müssen. Elizabeth hatte da den Finger direkt auf den Wunden Punkt gelegt, als sie von der Karawane hörte, aber getan hatte sich daran nichts. Er konnte schlecht das ganze auf die Beine stellen und dann herum fragen, wer es eigentlich leiten wollen würde. So gerne er sich da aus der Verantwortung nehmen würde, ein Anführer müsste schon irgendwie von selbst hervor treten. Ob das nun irgendwann Noée wäre, wie Elizabeth glaubte, oder sonst wer.

Aber bis dahin… Nun, alles was schief ging würde wohl auf ihn zurück fallen. Alles was er übersehen hatte, jeder Konflikt in der Gruppe mit dem er nicht angemessen umging, jedes schlechte Wetter für das er nicht geplant hatte, alles was er über die Gegend durch die man reiste hätte wissen müssen, alles was die Wagen beschädigen konnte… Alles eben. Inklusive der Frage des Abreisetages. Er merkte schon, dass andere da ungeduldig wurden. Sie waren nicht zu ihm gekommen um ewig in Sturmwind zu bleiben und die meisten hatten ihre Sachen, also wollten sie auch los. Und seine Entschuldigungen es zu verzögern klangen in seinen eigenen Ohren immer schwächer.

Er seufzte und lehnte sich zurück. So war das nicht gedacht gewesen. Er wollte auf die Straßen um, nun, sich endlich wieder frei zu fühlen. Aber der Juniorpartner in einer Reisegruppe von zwei zu sein war wohl etwas anderes als die Karawane die er hier baute. Er konnte gut nachvollziehen wie sich Asra wohl fühlen musste. Der junge Vulpera war nun auch aus Gründen die Nevex nicht ganz verstand in die Führungsrolle seiner Karawane gedrückt worden und, nun… er wirkte in der Rolle nicht wirklich komfortabel, milde gesagt. Die Idee war vermutlich, dass er da noch reinwachsen würde, aber bis dahin hatte er wohl auch eine Last auf seinen Schultern mit der er nur begrenzt umgehen konnte.

Wobei die Vulpera natürlich noch gewisse Strukturen und Traditionen mitbrachten, die gewisse Dinge etwas leichter machten. Asra hatte seinen Karawanenrat, der mit ihm die wichtigen Entscheidungen traf und die Aufgaben der verschiedenen Rollen in ihrer Karawane schienen schon lange recht gut definiert. Und wer mit so einer Gruppe in Vol’dun erprobt war, der war wohl auch in der Lage mildere und sicherere Länder zu überleben. Das hatte Nevex nun nicht. Jede Tradition musste neu entwickelt werden und stützende Führungsstrukturen mussten sich erst etablieren. Und das konnte er auch garnicht wirklich versuchen, bevor man nun bereits unterwegs war. Aber es war… nun, in gewissem Maß eben furchterregend in seinem Ausmaß. Und es half wirklich nicht, dass sich als erstes Reiseziel der Dämmerwald heraus zu arbeiten schoen, bei dem er nur Erfahrungen mit gefährlichen Katakomben, irren Nekromanten, Wildworgen und Leerendienern hatte.

Er legte das Buch beiseite und erhob sich kopfschüttelnd. Das waren entschieden die falschen Gedanken. Ein Schritt nach dem anderen, er hatte schon so viel geschafft und wenn es einmal stabil angefangen hätte sollte es ja eigentlich von selber laufen. Es würde sich schon zeigen wer für was geeignet wäre, und aus Fehlern kann man lernen, soll man lernen, muss man lernen. Und die meisten Fehler konnte man überleben. Die meisten…
Wieder schüttelte er den Kopf und verlies die Lesestube. Der kleine Holzwagen, den er gekauft hatte nahm langsam Gestalt an. Kleinere Schwachstellen hatte er teils ausgebessert, teils ausbessern lassen und Belichtung und sogar ein wenig Dekoration hatte er schon im inneren. Er hatte es ausprobiert und die Bücherkiste würde problemlos rein passen und er würde auch neben einer Schlafrolle noch Platz für einige Kisten voller Lebensnotwendigkeiten haben. Und Sorcha wollte ihn bei der Zugtierauswahl unterstützen, aber nach seinen eigenen Nachforschungen machten Maultiere wohl am meisten Sinn für ihn. Und er musste mal einen Techniker nach Federungen an den Achsen fragen. Er hatte gehört, dass das die Belastung des Wagens enorm verringern könnte und… nun, es sollte ja langfristig sein, nicht?

Er nickte leicht. Er kam langsam an das Ende seiner Möglichkeiten hier, aber es gab noch Details zu regeln. Viele Details, aber… nun, viele von denen konnte man vermutlich auch auslassen. Hoffentlich. Und dann nachher hoffentlich nicht dumm dastehen, nachdem es schief gegangen war, weil man sich nicht die nötige Zeit und Mühe gegönnt hat. Und wenn nicht… würde man auch klarkommen. Es waren nur Sachen, nicht? Außer dem Inhalt der Bücherkiste war alles leicht genug ersetzt, wenn man nur Münzen hatte… Oh, und natürlich die Leute. Die Leute waren nicht ersetzbar. Gefährdet, aber jeder einzelne unersetzbar. Aber auch dieser Gedankengang führte nirgendwo hin. Wieder schüttelte er den Kopf. Genug gebrütet, er brauchte einen Spaziergang. Und Leute, Leute waren eine großartige Abwechslung. Immer wieder.

…in diesem Sinne sollte er wohl dringend ein Treffen der Karawane einberufen. Es gab immernoch welche, die sich gegenseitig garnicht kannten…

6 Likes