„Um mich herum ist nichts. Die absolute Ruhe hüllt mich ein und verschafft mir einen neuen Ansatz.“ Mit diesem kleinen Mantra versank die Umgebung um mich herum in Dunkelheit.
Kein Ton war mehr zu hören, der Boden unter mir war nicht mehr da und selbst der Luftdruck schien von mir gewichen zu sein.
Es gab nur noch mich und nichts anderes hier, ich sah mich zwar um aber entdecke nichts, mit diesem Ergebnis war ich zufrieden.
Ein lächeln war mir auf das Gesicht gezeichnet, gleich würde ich ihn wieder sehen denjenigen der für alles Verantwortlich ist.
Wie wenn sich eine Türe langsam öffnen würde so ging ein hell erleuchteter Spalt in meiner Dunkelheit auf. Die Tür nach der ich suchte öffnete sich und gab mir die Möglichkeit hindurch zu gehen. Grell war es und wie immer blendete es mich zunächst, als sich meine Augen wieder erholten sah ich wo ich diesmal war.
Unwillkürlich musste ich schmunzeln als ich die Inneneinrichtung des Reisbällchens sehen konnte. Große massive Holztische und Stühle wie sie nur Menschen bauen können. Darauf schöne rote Tischdecken in die jemand, mit sehr viel Sorgfalt, Motive der himmlischen Erhabenen hineingestickt hatte.
Ein golden Glänzender Faden erweckte die Stickereien zum Leben und machte aus dieser einfachen Tischdecke einen kleinen Schatz. Von der decke hingen diese ulkigen runden Lampen auf denen eine goldene Pandarenpfote aufgezeichnet war. Sachte schwangen die Lampen hin und her, die offene Ladentür blies den Herbstwind herein und lies sie tanzen.
Mein Blick streifte zur langen Theke welche sich beinahe durch den ganzen Raum zog, in der hinteren Ecke konnte ich das Brutzeln von Fleisch hören und sah auch wie etwas Dampf von dort aufstieg. Yukis Kochecke war nicht groß aber sie konnte den kleinen Raum in eine Oase des Geschmacks verwandeln. Besonders hatten es ihr die kleinen Möhrendrachen angetan die sie immer schnitzte. Jeder Teller der über die Theke ging hatte mindestens drei dieser süßen Drachen darauf. Ich wollte aufseufzen vor Freude doch die Speisekarte die an mir vorbeiflog lenkte meinen Blick auf Ihn.
Die Wurzel all meiner Unruhe, ein Ho-Zen. Tanzend auf der Theke war er damit beschäftigt Speisekarten auf die Tische zu werfen, Flaschen im Regal umzustellen, den Münzbeutel immer und immer wieder vom Gürtel abzumachen um ihn wieder dranzumachen und um komische Dinge in einen kleinen Block zu kritzeln. Er bemerkte mich nicht und tanzte fröhlich weiter von der Theke zu den Tischen und wieder zur Theke, immer wieder aufs neue. „Hey verrückter Ho-Zen, halte ein und bleibe stehen!“ rief ich ihm zu. Wie auf Kommando blieb er stehen und drehte sich langsam zu mir herum. Vor Aufregung atmend schaute er mich an, murmelnd was er tun wollte. „Karten verteilen, Bestellung aufnehmen, Getränke und Essen an die Tische bringen, Kassieren, notieren, hierhin laufen, dort hinlaufen. Immer lächeln, immer immer immer…“ Ich legte dem Ho-Zen eine Pfote auf die Schulter und sagte zu ihm, „Mein Freund, konzentriere dich auf das wesentliche. Atmen, konzentriere dich auf das Atmen und lass die Welt sein wie sie eben ist.“ Das gemurmel des Ho-Zen verstumme und für einen kurzen Augenblick sah er mich an als würde gerade ein Yak durch die Taverne rennen. Doch dann schloss er seine Augen und wieder wurde es um mich herum Dunkel.
Ich atmete ein und ich atmete aus. Ein und aus, nur darauf konzentrierte ich mich im Moment. Mein Atem ging gleichmäßig wie die Winde an der Spitze des Kun-Lai Gipfel. Und genau dort fand ich mich wieder. Um mich herum nur der Schnee und gleichmäßige Atem des Berges welcher mir mit jedem Intervall eine kalte und klare Böe frischer Luft ins Gesicht blies. Unter mir spürte ich die gewaltige Kraft die von dem Berg ausging. Ein schlafender Riese sozusagen dessen Atem gleichmäßig ging und den Schnee auf seinem Gipfel verwirbelte. Anfangs erkannte ich noch bekannte Gesichte in den Schneeböen, doch mit jedem Atemzug den ich tat wurde ich ruhiger. Ich fühlte wie mein Körper leichter wurde und mein Geist sich nur noch auf das wesentliche Konzentrierte, das Atmen. Was ich allerdings auch spürte war der plötzlich aufkommende Luftdruck und das gigantische Nudelholz das den Gipfel meines Berges, den Gipfel meiner Ruhe sprengte. Ein Schmerz durchzog meinen Kopf und riss mich aus meiner Meditation, der Gipfel brach in sich zusammen und ich befand mich wieder im Reisbällchen. Ich hielt mir den Hinterkopf und schaut über die Schulter zu dem Übeltäter. Dort lief gerade meine Frau Yuki vorbei und streckte mir die Zunge raus, „Hör auf zu schlafen du Faulbär, mach dich an die Arbeit es warten Gäste.“.
Als mein Blick jetzt durch das Reisbällchen streifte war dieses nicht mehr so leer wie vorhin. Valantin mein elfischer Barmann stellte sich gerade seine Flaschen zurecht und prüfte, mit einem simplen Klopfen, ob die Fässer für das Gebräu noch voll waren. Hinter ihm an der Theke stand meine Ziehtochter Esa und breitete ihr Kuchensortiment auf der Theke aus, wenn jemand Nachtisch haben wollte war sie der Ansprechpartner dafür. Meine Frau kam summend in ihrer Ecke an und begann sofort den Wok zu heben um das Fleisch im Flug zu wenden. Von der einstigen Ruhe war nichts mehr zu spüren, das Leben im Reisbällchen schritt voran. Doch ich konnte spüren das in jedem hier die Ruhe vorhanden war, jeder tat was er am besten konnte und jeder erfreute sich an dem was uns erwarten würde. Vom Eingang her hörte ich das Geschnatter der jungen Novizinen des Magiersanktum welches schnell verstummte nur um mir ein fröhliches „Guten Abend Meister Cho!“ zuzurufen. Um meine Lippen spielte sich ein lächeln und unwillkürlich neigte ich den Kopf höflich. „Guten Abend und herzlich willkommen im Reisbällchen.“