Der Himmel war klar und blau, wie das Auge eines gewaltigen Riesen. Vögel zwitscherten und ein angenehmes Lüftchen machte die Berührung der Nachmittagssonne zu einer wohligen Erfahrung. Man mochte verweilen, die Beine hochlegen und der Faulheit frönen. Wäre da bloß nicht die Arbeit. Im efeubewachsenen Innenhof der krallensteiner Residenz, halb Handelsniederlassung, halb Stadthaus, herrschte emsiges Treiben. Karren wurden von schwitzenden Arbeitern mit Reiseproviant, mit Zelten, mit Munition und mit Rüstzeug beladen. Gleich daneben halle der beißende Befehlston des Hauptmanns über der Platz, als zwanzig gerüstete Gardesoldaten ihre Waffendrills abhielten.
„Die Jungs sind neu hier, oder?“ fragte Bodric zwischen zwei Bissen in seinen Apfel. Es knackte herrlich, ehe er das saftige Fruchtwasser in seinem Mund spürte. „Mh? Was meinst du?“ Sein Kamerad, Rolf, hob suchend seinen Blick, als wäre es das erste Mal, das er sich seiner näheren Umgebung gewahr wurde. „Ach, die meinst du. Ja, die sind neu. Kamen vor zwei Tagen an, glaube ich. In zwei Tagen geht’s dann schon wieder nach oben. Echte Sauerei, wenn du mich fragst.“ Rolf senkte wieder den Kopf und fummelte an seinem Gewehr herum.
„Wir reichen diesmal wohl nicht. Rechnen die mit Ärger am Blackrock?“ Bodric spuckte einen Apfelkern aus und ließ faul seine Beine baumeln. Eigentlich war es fast schon unanständig, hier zu faulenzen, während andere sich abrackerten. Manchmal war ein wenig Unanständigkeit aber gar nicht so verkehrt. „Keine Ahnung. Ich würd mit Ärger rechnen, wenn ich die wäre. Ist ne dreckige Gegend.“ Rolf drückte sein Gewehr an die Schulter und kniff ein Auge zusammen, während er über den Lauf starrte. „ Aber der Hauptmann sagte, die sind wegen dem Ärger mit den Havens hier. Weißt schon, Verbannung und so alles.“ meinte er dann.
„Ach, sprichst du jetzt schon mit dem Hauptmann?“ Rolf zuckte nur mit den Schultern und erwiderte „Hat er mir so gesagt.“ Bodric kratzte sich an der Wange und stimmte in das Schulterzucken mit ein. „Vertragen die sich nicht wieder? Genau darum lassen die uns doch da hoch. Sind ja Nachbarn und alles.“ meinte er dann. „Joh, stimmt schon. Aber du weißt ja, wie das ist. Reicht nicht einfach, wenn die hohen Herren sich vertragen. Die müssen sich „richtig“ vertragen. Also schickt uns der alte Mann da hoch, wir lassen ein wenig die Muskeln spielen und schauen grimmig drein. Dann regt sich irgendjemand auf, die hohen Herren behalten ihr Gesicht und vertragen sich trotzdem. Dann können wir uns volllaufen lassen.“
Mit einem schiefen Lächeln stieß Rolf ihn mit dem Ellebogen an. „Steckt ja ein echter, kleiner Lord in dir, bei allem was du weißt.“ erwiderte Bodric und wies mit einem Kopfnicken aus das neue Gewehr seines Kameraden. „Woher sind die eigentlich? War jemand für uns einkaufen?“ Rolf setzte sein Schießeisen wieder ab und klopfte anerkennend auf die Schulterstütze. „Ehren oder so. Aus Alterac, glaube ich. Macht ordentlich was her.“ Bodric biss noch einmal herzhaft in den Apfel und meinte schlicht „Nett. Hätte nicht gedacht, das aus Alterac mal was gutes kommt.“ Faul baumelte er mit seinen Beinen. „Kann´s kaum erwarten, dass es endlich losgeht.“
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Erinnerungspush: Morgen (!) ab 19.00 beginnt die von uns geleitete Reisegemeinschaft zur Wollmesse. Wir sammeln uns vor den Toren von Sturmwind und ziehen dann hoch bis Seehain. Wer auf eigenem Wege anreisen möchte, oder später noch zur Reisegemeinschaft hinzustoßen will, ist herzlich dazu eingeladen.