[H] [ICU] "Wanderer" rekrutiert ...nicht

[ Zentrimuhgalkraft ]

Shikantaza beugte sich nach vorn. Der Tauren schien beschäftigt. Irgendetwas studierte er auf der Karte und er sah nicht so aus, als würde er finden, was er suchte. Ehrlich gesagt sah er überfordert aus. Aber das konnte auch daran liegen, dass Mulgore in all seiner Übersichtlichkeit weit weg war und wenn die Tauren in Mulgore groß waren, dann waren sie doch klein im Angesicht der ganzen Welt. Das wollte ja auch erst einmal verarbeitet werden.
Blitzschnell sprang die Elfe an seinen Arm, zog sich hoch und leckte ihm über die kurzfellige vernarbte Wange dicht unter dem Auge. Sie hätte ihm auch einen Finger ins Ohr stecken können, aber das war einfach zu kindisch.
„Ey“, protestierte Tok, packte die Elfe und benutzte sie als Handtuch. Also… ihre Kleidung. Immerhin war es gut, dass sie keinen Metallfetisch hatte, was das anging. Das hätte den Zweck zumindest schlechter erfüllt.
Shikantaza lachte und ließ sich fallen.
Der Tauren grummelte. „Mein Fell!“
„Dein Fell. Dein Fell. Ich bin doch nicht giftig.“
„Mein Fell ist empfindlich! Es muss schön seidig glänzend sein.“
„Dann musst du dein Fell kämmen.“ Shikantaza zog eine Augenbraue hoch.
„Ja mach ich doch auch ständig.“ Er war immer noch grummelig. „Aber leckende Elfen helfen nicht.“ Aha.
„Achso? Ich finde ja doch. Elfenspucke ist nämlich in etwa so wie Feenstaub“, versetzte die Elfe in mindestens ebenso staubtrockenem Humor - allerdings mit wenig Glitzer.
Tok schnaubte. „Die Feenstaubbelastung ist aber über dem Grenzwert.“
„Wo steht das?“
„Im Gesetz! Von Mulgore. Wir haben eine Feenstaubbelastungsobergrenze. Die Feen müssen Filter am Popo haben. Und sie kriegen nur noch Beeren zu essen, kein Fleisch mehr.“
„Also… das hab ich ja noch nie gehört! Du willst mich doch auf den Arm nehmen.“ Natürlich wollte er das. Dafür, dass er praktisch gerade aus dem Ei geschlüpft war, musste sie dem jungen Tauren zugestehen, nicht gerade stumpf mit dem Kopf aufgeschlagen zu sein. Sie verkniff sich ein Grinsen.
„Wenn ich das will, tu ich das einfach“, sagte er noch in ihren Gedankengang hinein und nahm sie auf den Arm. Wortwörtlich. „So.“
Shikantaza erstarrte. Gut, er hatte auch Nerven. Eine dieser Hände hätte ihr die Wirbelsäule brechen können - Klauen? Pranken? Wenn der Tauren jetzt zudrückte, wäre sie Matsch. Zumindest ihre Rippenbögen. „Okay“, sagte sie gewollt ruhig. „Und jetzt lass mich runter. Ich bin doch kein … Dings.“
„Dings?“ fragte Tok. „Du bist wie Schmuck, ich trag dich jetzt.“
„Ein Rumtragedings! Frauendings… wie bitte?“
„Du hast mich schon verstanden. Halt dich fest wenn ich mich drehe. Die Fliehkräfte sind fies. Die … Zentrimuhgalkraft.“
„N— argh“ - das brachte sie so eben heraus.
„Aber nicht an der Axt fest halten, Schmuck. Die brauch ich.“
Hatte der sie noch aaaa—lle? Shikantaza trommelte mit den Fäusten auf ihn ein während der Tauren sich einen Spaß daraus machte herumzukreiseln wie ein… wie ein… wie eine betrunkene Hummel. „Lass mich runter jetzt du … Zentrimuhgalmuh!“
„Nur wenn du versprichst, mich nicht mehr abzulecken, Schmuck.“ Zumindest hatte er innegehalten.
„Na gut.“ Shikantaza kreuzte die Finger. Jetzt erst recht.
Der Tauren setzte die Elfe auf den Boden ab.
„Dankesehr“, sagte Shikantaza. Sie klopfte sich unnötigerweise ab und stellte sich gerade hin.
Tok schnaubte nickend und verwuschelte der Elfe die Frisur - zusammen mit dem Wind.
„Frühstück?“ fragte sie.
„Ja!“
„Na dann auf.“

Junge Tauren waren so begeisterungsfähig, wenn es um Essen ging. Es war beinahe zu einfach. Der Ahornsirup wurde sich in seinem flüssigen Gold ganz großartig über dem schwarzen muhenden Gesicht machen.

EGO KILL TALENT - Last Ride
https://www.youtube.com/watch?v=ImHGbYfmX64

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oh nein nicht der Sirup! Den bekomm ich nie aus dem Fell!

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[The bare necessities]

Sie schürte das Feuer etwas abseits des Baumes, einfach aus dem Grund, dass sie nicht direkt ihre Position verraten wollte. Auch Rauch war in der Abenddämmerung gut sichtbar und Sasarya hielt das Feuer bewusst klein.
Sie war erneut still, rupfte die Tiere und nahm sie aus, warf die Eingeweide in die Flammen und steckte die Körper auf kleine Stöckchen, um sie rundherum zu rösten. Es sah so einfach aus, wie ihr das von der Hand ging, und doch war Sasarya merkwürdig leise, so wie der Dämon in seinem Körper.
Zuletzt griff sie die Kaktusfeigen und schnitt sie auf und an, die stacheligen Schalen landeten ebenfalls im Feuer. Mit einem zufriedenen Geräusch reichte sie eine dem Illidari herüber.
Er nahm sie entgegen und biss hinein. Dass der Saft ihm über das Kinn rann, schien er gar nicht zu bemerken - oder aber er ignorierte es. Sasarya spürte, dass er sie ansah. Was auch immer er beobachtete, er tat es. Während er abbiss, kaute und schluckte. Pausenlos.
In Schweigen verzehrte sie das, was sie zubereitet hatte. Salz fehlte, wie so oft, und es war ein eher karges Mahl aus Fleisch und Obst, aber sie beklagte sich nicht. Noch etwas, das an ihr auffiel. Sasarya beklagte sich selten über die kargen Umstände, in denen sie sich einfand, sondern akzeptierte sie, adaptierte ihre Verhaltensweisen und überlebte.

Ihre Gedanken kehrten an den alten Schauplatz der Rebellion zurück und sie erinnerte sich an die Ungewissheit, die geherrscht hatte, weil man Freund und Feind nicht erkennen konnte. Überläufer und Loyalisten, die Lager waren gespalten wie schon lange nicht mehr. Das Gefühl war ein Ähnliches, als würde ein Sturm drohen, der noch nicht am Horizont aufgezogen war. Sylvanas’ Angriff auf Teldrassil hatte nicht bei allen Anhängern der Horde für Zustimmung gesorgt, und allein von den Nachrichten die sie erreicht hatten, bevor sie im Dschungel gelandet war, schaukelte sich der Konflikt immer weiter auf.

Wo würde sie dieses mal stehen, wenn es soweit kam?

Als beide aufgegessen hatten, erhob sie sich und löschte das Feuer. Die Kälte brach langsam über ihnen herein und Sasarya drehte eine Runde um den Baum, um die Umgebung noch einmal zu betrachten, sich vertraut zu machen mit den Gegebenheiten, für den Fall eines Falles.

Dass er sie beobachtete, entging ihr nicht, und als sie ihn ansah, zuckte sie nur mit den Schultern, als würden alle Gedanken keinen Sinn machen. Sie war Vergangenheit und Gegenwart, und alles verschwamm im staubigen Sand.

„Komm her“, sagte er, ohne sich nach dem Essen geräuspert zu haben und seine Stimme war eigenartig rau, vielleicht belegt. Ohne die Hocke zu verlassen oder auch nur irgend geartete Anstalten dazu zu machen streckte er den Arm nach ihr aus.
„Mh?“, Sasarya ergriff seine Hand und kniete sich zu dem Illidari. Das weiche Leder ihrer Rüstung gab nur ein sanftes Knarzen von sich.
Er ließ sich fallen bis er zu sitzen kam und zog sie mit, so dass sie sich mit einem Sitzplatz auf seinen Beinen - oder dazwischen - begnügen musste, die er in einen Schneidersitz verschränkte. Geschīssen auf die Tiere der Nacht, seine Sinne waren wach - auch wenn ein beträchtlicher Teil seiner Aufmerksamkeit auf Sasarya lastete. Er hätte Danke sagen können, immerhin hatte sie sich um das Essen gekümmert. Aber er sagte es nicht. Selbst wenn er dankbar gewesen wäre oder das dankbare Gefühl bewusster empfunden hätte, war ihm nicht nach viel Gespräch. Stattdessen küsste er sie übergangslos, schmeckte die Vögel und die Frucht an ihren Lippen und in ihrem Mund und rückte sie beidhändig zurecht, bis sie ihm nah genug war. Für sein Bedürfnis an Nähe. Und hielt sie so, küsste sie und hielt sie fest in dem festen Vorsatz das zu tun, bis ihre Schultern sich entspannten.

EGO KILL TALENT - The Call
https://youtu.be/zg_A2GNCajQ

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[Allein]

Die Sterne funkelten wie kleine Diamanten am Nachthimmel. Ihr Blick schweifte in die Ferne, versuchte sich auf einen dieser hell leuchtenden Punkte zu fokussieren, welche von blau-violetten Magieschwaden umspielt wurden, doch egal wie sehr sie sich auch anstrengte, es war vergebens. Ihre Sicht verschwamm zunehmend.

Ihre Gedanken waren ungeordnet, ihre Konzentrationsfähigkeit nahezu nicht mehr vorhanden.

Wie genau war sie überhaupt hierhin gekommen? Sie wusste es nicht mehr.

Wieso war sie eigentlich zurückgekehrt, zurück nach Suramar?

Sie führte ihr Glas an ihre blassen, spröden Lippen und vereiste es mit einer Geste, ganz so als würde sie einen Kuss zu hauchen.

Das Behältnis wurde behutsam mit Branntwein gefüllt, ein Getränk welches sie nach der Befreiung Suramars zu schätzen gelernt hatte. Es vernebelte ihr den Verstand, ein zuckersüßer Nebeneffekt der ihr dabei half das Leben erträglicher zu machen.

10.000 Jahre die gleichen Gesichter, die gleichen Bettgeschichten, die gleichen Sorgen und Nöte.

Sie war gelangweilt, sehnte sich nach Abwechslung, Abenteuern oder einfach schlicht und ergreifend nach Ablenkung.

Ablenkung von dem Elend das sie auf ihren Reisen durch die „neue“ Welt gesehen hatte, Elend welches von ihrer „neuen“ Führung ebenso verursacht wurde, wie das welches der neue „Feind“ über die Welt gebracht hatte.

Die jungen Völker die sie so traf konnte sie definitiv nur ertragen, wenn sie sich mit genügend Branntwein betäubte und doch suchte sie ihre Nähe. Am liebsten waren ihr die anderen langlebigen Völker. Aber so sehr sie sich bemühte, langfristige Bindungen jedweder Art kamen bedauerlicher Weise nicht zu Stande.

Die brabbelnden Stimmen der Passanten nahm sie zu dem Zeitpunkt gar nicht mehr wahr. Sie versuchte aufzustehen, ihr drahtiger Körper hatte einen Abdruck im Tau bedeckten Gras hinterlassen. Die Schwerkraft gewann die erste Runde und sie kippte vorn über. Ihr Sturz wurde nur mäßig durch den Einsatz ihrer Handflächen gebremst. Nun lag sie dar und konnte nicht einmal mehr den Sternenhimmel sehen. Das Gras kitzelte sie an der Nase, der Versuch erneut aufzustehen wirkte unbeholfen. Nach einer Weile schaffte sie es dennoch.

Mit einem Handwink versuchte sie ein Portal zu erschaffen, ihre Konzentration ließ sie im Stich als sie hinein stolperte.

Ihr Fall wurde diesmal nicht gebremst, sie wusste nicht einmal wo sie gelandet war. Ihr Körper schlug der Länge nach auf den sandigen Boden auf. Die Grillen zirpten ihr fröhliches Lied, es überkam die Magierin und ein Schwall Erbrochenes bahnte sich den Weg nach oben.

Wieder war sie allein, niemand der sie hielt, niemand der ihr half, niemand der ihr die Haare hielt während sich der Magen entleerte.

Erschöpft rollte sie auf die Seite, alles drehte sich. Diesmal half es auch nicht einen Fuß auf den Boden zu stellen. Die Sicht verschwamm wieder und sie driftete davon während alles um sie herum schwarz wurde.

I’m Misses Lonely
https://youtu.be/djU4Lq_5EaM

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[Kap]

Er wusste gar nicht, dass er bereits in der Nähe des Kaps angelangt war, bis das Geschrei der Seevögel ihm viel zu laut erschien und der Geruch nach Zivilisation sich beinahe unangenehm in seine Sinne bohrte.

Der Morgen graute bereits. Er war stehengeblieben und betrachtete den heller werdenden Horizont. So weit im Süden war er nie gewesen. Kurz dachte er darüber nach, ob es weiter im Süden überhaupt noch Land im Meer gab. Er konnte sich nicht erinnern.
Mit einem letzten Blick auf die Felsformation, die die äußerste Landspitze umarmte, wandte er sich ab, um für den Tag unsichtbar zu werden und ließ sich im Schutz des Unterholzes nieder.

Der Tag dämmerte dahin, ebenso wie er selbst, der auf seine Umgebung keine Acht legte. Hier in der Nähe der Wasserlinie war die Luft nicht drückend wie unter dem dichten Grün des Dschungels. Eine nie ganz verebbende Brise ließ einzelne Haare über sein Gesicht tanzen. Er spürte die Luft an seinen Augenlidern und Wimpern. Sie schmeckte salzig und roch nach Algen und Tang. Irgendwann einmal hatte er gewusst, was es für das Wetter bedeutete, wenn die fauligen Pflanzen in Massen an den Strand geschwemmt wurden.
Aber nun erinnerte er sich nicht mehr. Als ihm der tausend Jahre entfernte frühe Tag blass ins Bewusstsein schwappte, an dem er geplant hatte, genau hierher aufzubrechen, - mit ihr - erschien ihm die Erinnerung genau so unwirklich wie die Realität. Er musste an sie denken.
Wie unverfroren sie ihn berührt hatte. Das Aufblitzen ihrer Augen und ihre Selbstzufriedenheit darüber. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob sie ihn geliebt hatte - oder genutzt. Was Liebe eigentlich war.
Und ob das von Bedeutung war.

Ocean
https://youtu.be/OX5QXc7FcP8

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Weil das einen gesonderten Post wert ist, wenn ein Gründungsmitglied sich zurück nach Irrenhaus verirrt:

Hallo zurück, Trelkor.
Mann, schön dass du „ein bisschen“ wieder da bist. :heartpulse:

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Aufbruch

Langsam aber sicher kehrte wieder ein Funken Leben in die Elfe zurück. Wie lange hatte sie hier im Dreck wohl gelegen? Beim Versuch aufzustehen bemerkte sie, dass sie wohl Stunden im eigenen Auswurf gelegen hatte, der Geruch stieg ihr beißend in die Nase, Alkohol, Orangensaft, Schweiß und Magensäfte.

Sie fühlte sich miserabel, ausgebrannt, leer. Keine Seele war weit und breit zu erkennen, als sie sich Augen reibend umsah. Wieso war sie nicht in ihrem Bett gelandet, vielleicht wäre sie dort nicht alleine und einsam aufgewacht? Sie winkte sich selbst ab und schüttelte den Kopf. Wem wollte sie etwas vormachen? Niemand wäre dort gewesen um sie zu wärmen oder sie einfach nur in den Arm zu nehmen.

Seufzend erhob sie sich, die Kleidung wurde abgeklopft und das Haar provisorisch gerichtet. Noch immer ziemlich zerzaust und sichtlich mitgenommen Hob sie ihren Stab auf. Kein Anzeichen von Zivilisation weit und breit, lediglich eine marode, gepflasterte Straße die sich vom Süden in den Norden schlängelte, daran angeschlossen ein kleiner Trampelpfad Richtung Osten, quer durch die Prärie.

Nach einer Münze suchend durchforstete sie sämtliche Taschen und wurde schließlich fündig. „Kopf oder Zahl, das ist hier die Frage! Bei Kopf geht’s nach Norden und bei Zahl in den Süden.“

Sie schnippte sie mit dem rechten Daumen in die Luft und verfolgte, mehr oder weniger aufmerksam den Münzflug. Klimpernd schlug die Münze auf den Boden und drehte sich, jetzt sollte es jeden Moment soweit sein, dass sich die Schwerkraft für eine Seite entscheiden würde.

Die Elfe neigte den Kopf leicht zur Seite, konnte das wirklich sein, wurde sie nun auch vom Zufall allein gelassen?

Als die Münze zum stillstand kam, blieb sie einfach auf der Kante stehen ohne sich für eine Seite entscheiden zu wollen.

Kopfschüttelnd griff sie in ihre Tasche und kramte einen kleinen silbernen, leicht verbeulten Flachmann hervor. Sie schüttelte ihn kurz um den Füllstand zu bestimmen, öffnete ihn und nahm einen Schluck daraus, ehe sie ihn wieder verschloss und in den Untiefen ihrer Handtasche verstaute.

„Dann also der Weg durch die Pampa!“ - entfuhr es ihr, ehe sie ihre hochhackigen Schuhe auszog und an den Schnürchen zusammenband, damit sie über ihrer linken Schulter hängen konnten.

Kopfschüttelnd hob sie die Münze auf und begab sich auf den Trampelpfad in östliche Richtung.

Irgendwann würde sie schon eine Möglichkeit zum rasten finden um alsbald wieder genug Magie kanalisieren zu können um komfortabler zu reisen.

Schon bald war die Elfe von der Kreuzung aus kaum noch zu erkennen und sie wurde immer kleiner während die Sonne sich zur Mittagszeit über dem Brachland erhob.

Wanderer
https://youtu.be/IkoidwsLXCg

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Pause

Sie war einige Zeit unterwegs, als sie an merkwürdigen, in den Himmel ragenden Gebilden vorbeikam, an deren Spitze stieg Rauch auf und es schien fast so, als hätte irgendwer Schornsteine in die Erde gesetzt. Kurz darauf sah sie eine, schon bald verlassene, Hütte. Der Bauart nach könnte es eines dieser unästhetischen Gebilde gewesen sein, in denen sich diese kleinen, grünen Unholde zu Hause fühlen.

Sie suchte noch nach dem Namen der Gattung, als eines dieser kurzlebigen, aufdringlichen Wesen auf sie zustürmte. Mit den letzten Resten ihres Mana’s ließ sie ihn einfrieren, man hätte sich zwar eine schönere Zierde im Vorgarten vorstellen können, aber man musste eben nehmen was da war.

Sie stellte sicher, dass sie die nächsten Stunden ungestört sein würde und bereitete ein Nachtlager vor. Zeit für eine kleine Stärkung, dachte sie sich wohl, als sie die eingewickelte Ration aus der Handtasche zog. Gewürzte Lenden, sie musste albern gackern, als sie sich dies bildlich vorstellte. Wieso sollte man mit einem Salz- und Pfefferstreuer bewaffnet ins Bett gehen?

Der Gedanke wurde einigermaßen schnell wieder verworfen, als sie herzhaft ihre Zähne in diese Lenden vergrub und einen großen Bissen abtrennte. Das Wasser lief ihr noch immer im Mund zusammen, dabei war es nicht der ultimative Gaumenschmaus, nicht zu vergleichen mit eingelegten Sturmrochen oder einem Meeresschnitzel Suramar. Allerdings war sie ausgehungert genug um darüber hinweg zu sehen und verschlang restlos die komplette Ration. Ein merkwürdiger Nachgeschmack wurde mit dem Inhalt des Flachmanns bekämpft - „Goblin!“ - fiel es ihr wieder ein. Diese kleinen, garstigen Wesen nannte man Goblin! Sie war zugleich erstaunt und entsetzt, dass sie sich solche Nichtigkeiten merken konnte, nicht aber wo sie die letzte Nacht verbracht hatte.

Sie kuschelte sich in ihre flauschige Decke und schloss die Augen, hoffentlich würde sie nicht gestört werden, das ewige herumlaufen war sie zum einen nicht mehr gewohnt, zum anderen wollte sie dringend ihre Kleidung wechseln.

Schon sehr kurze Zeit später glitt sie, völlig erschöpft aber entspannt, satt, zufrieden und übelriechend hinüber in die Traumwelt.

Dreaming
https://youtu.be/N-aK6JnyFmk

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Erwachen

Sie flatterte mit einigen Schmetterlingen umher, sie lächelte und verspürte ein Gefühl der tiefsten Zufriedenheit, als sie Schleife um Schleife flog nur um dann und wann auf der Blüte einer wunderschönen Blume zu landen.

Plötzlich zog es an ihr, als wäre das Gewicht der Welt an ihr befestigt worden, ausgerechnet in dem Moment wo sie dem Himmel so nah war! Sie flatterte wie wild, doch es schien, je mehr sie sich anstrengte, desto schneller zog es sie nach unten.

Ein Abgrund tat sich auf, ein alles Licht verschlingender Schlund, der gierig nach ihr geiferte, selbst das grün der Blätter und Gräser wurde hinein gesogen.

Als auch die letzte Farbe ihre eben noch frivole Welt verlassen hatte spürte sie seinen Griff an ihren Beinen, der immer stärker wurde und sie schlussendlich vollständig verschlang.

Sie wurde auf der anderen Seite wieder ausgespuckt und befand sich im freien Fall, ihre Zauber waren nutzlos, das doch erheblich lange Leben zog in Sekundenbruchteilen an ihr vorüber ehe sie aufschlug.

Die Nachtgeborene blickte sich irritiert um und versuchte die aktuelle Situation zu verstehen. Sie schob die langen, weißen Haare aus ihrem Gesicht hinter die Ohren, damit sie besser sehen konnte.

Nun saß sie da, neben ihrem „Bett“, sie war tatsächlich heraus gefallen!

Viel lieber wäre sie mit warmen, duftenden Croissants, Erdbeeren und frisch gepressten Orangensaft geweckt worden. Seufzend sammelte sie sich, ehe sie den Versuch startete aufzustehen.

Mehr als unbeholfen hievte sich die schlanke, beinahe zerbrechlich wirkende Elfe auf die Beine. Mit der Behäbigkeit einer volltrunkenden Schildkröte bemühte sie sich ihre Habseligkeiten aufzulesen um sie dann in ihre kleine Reisetasche zu verpacken.

Beim verlassen der behelfsmäßigen Hütte blendete die Morgensonne und Kopfschmerzen machten sich breit, doch die Lösung war so naheliegend, eine kleine silberne Flasche mit gar wohltuendem Inhalt. Also holte sie zitternd den verbeulten Flachmann aus der Tasche und leerte diesen in einem Zug.

Als das Zittern wieder abflaute schnürte sie Ihre Tasche und trat ins freie, sie zog tief die frische Morgenluft in ihre Lungen ehe sie begann Magie zu weben um so ein stabiles Portal zu schaffen, durch welches sie schnell hindurch huschte.

Wake me up
https://youtu.be/pIgZ7gMze7A

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[ Therapie ]

Er spürte den Widerstand in ihr, zumindest zu Beginn. Die Zurückhaltung und die Gedanken, die durch ihren Kopf schwirrten, schwer wie Blei, eine Last und Bürde, die sie trug. Aber auch die standhafteste Soldatin konnte sich nicht dagegen wehren, wie er sie küsste und mit welchem Nachdruck er sich nahm, was seinem Bedürfnis entsprach.
Irgendwann gaben ihre Schultern nach und die Anspannung wich, ihre Küsse wurden sanfter und er spürte, wie sie zwischen der Berührung ihrer Lippen tief ausatmete.
Im Hier und Jetzt angekommen.
Er entfernte sein Gesicht von ihrem, gerade so weit, dass eine Handbreit dazwischen gepasst hätte. Das rasche Ausstoßen von Luft war das einzige Geräusch des sonst stummen Lachens. Sie hatte das Lachen so oft gesehen, dass es auch ohne die Beobachtung der Details vor ihrem inneren Auge sichtbar war. Die geraden Zähne zwischen den matt schimmernden, von ihrem Kuss noch feuchten Lippen, der hüpfende Kehlkopf und die Lachfalten, die sich scharf in Wangen und in die vernarbten Augenwinkel gruben, selbst wenn die Augenbinde die meisten davon verdeckte. Geht doch schien das Lachen zu sagen - und „Geht doch“ sagte er tatsächlich, auch wenn kaum ein Ton in das Flüstern brach. „Da bist du ja.“ Ein leiser kehliger Laut, von dem nicht so recht klar war, ob es ein Seufzen oder ein Grollen hätte werden sollen, drang an ihre Ohren und seine Hände griffen kurz fester in die Schnallen ihrer Rüstung, bevor er sie in eine kräftige Umarmung zog.
Eine Antwort schien er nicht erwartet zu haben. Sein Mund, der ihren rigoros erneut verschloss, machte sie auch schier unmöglich.

Our Last Night - Habits
https://www.youtube.com/watch?v=LY1G03vjesw
Our Last Night - Blank Space
https://www.youtube.com/watch?v=bXHiLPUgr8I

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[ Tee für vier ]

Serathis hatte kaum zwei Schritte aus dem Schrank heraus gemacht und Nuianna dann durchaus sanft aber nachdrücklich wieder abgesetzt - eigentlich war er gerade dabei das tun zu wollen und im Nachhinein war er sich selbst gar nicht mehr sicher, ob er es denn schon so getan hatte, wie es im Kopf höchst plastisch ausgemalt war, da hämmerte es derart unvermittelt und hochfrequentiert an die Tür, dass beide Köpfe herumfuhren. „MACH AUF“, tönte eine Frauenstimme, die dunkel und etwas heiser klang, aber eine beeindruckende Lautstärke durch das Holz schickte. „AUFMACHEN, WIR HABEN KEINE ZEIT.“
Mit einem langgezogenen Einatmen und parallelem Brauenheben sah Serathis zu Nuianna und bedeutete ihr, stehen zu bleiben. Der Goldjunge in Rüstung schritt auf die Tür zu und strich sich in der Bewegung die roten Strähnen zurück. Überraschungen hatte es nun wahrlich genug gegeben und Serathis hatte vermutlich für sein Maß an Begegnungen der dritten Art eine neue Skala anlegen müssen. Mit Schwung öffnete er die Tür und sah auf die Person hinab, die so dringend Einlass begehrte. „Wer hat keine Zeit, hm?“ Fels in der Brandung und dennoch mit dem Schalk der Jugend in den Augen, so stand er dort, schirmte den Rest des Raumes und damit auch Nuianna mit Körper und Rüstung ab.

Exotisch war wohl das Mindeste, mit dem man die Elfe hätte beschreiben können, die da auf der Schwelle stand und ihm beinahe eine gescheuert hätte - mit einem gar zierlichen, aber metallbehandschuhten Fäustchen. Sie schnaubte mit einem niedlichen Blähen ihrer scharf geschnittenen Nasenflügel - einer Nase wie mit Nether und Licht geschnitten - überschattet von einem düsteren Stirnrunzeln, schwarzem Haar, dunkler Haut und beinahe weiß leuchtenden Augen. Sie war fast nackt. Oder zumindest deutete ihr Aufzug eher auf einen Wanderzirkus hin als auf … ja - auf was? Eine Bauchtänzerin mit klirrendem Gürtel und flirrender, dunkler Magie der Art, die man sich für einen kleinen Kick gern auf der Zunge zergehen ließ. Stark verdünnt und nicht jeden Tag. Man war ja nicht lebensmüde.
Ein bisschen zu schwer vielleicht, die Kleidung. Alles wirkte auf den zweiten Blick weitaus stabiler als so ein Tanzpüppchenkostüm. Ihr Blick brannte an ihm entlang zu Boden und wieder hinauf. Und mit den Worten: „Mmmh, Fleisch.“ und einem nach hinten gerichteten „Komm!“ schob sie ihn mit gespreizten Fingern beiseite und zerrte eine weitere Elfe hinter sich her in den Raum, die hinter ihrer raumgreifenden Erscheinung so blass und unscheinbar wirkte, dass Serathis sie erst jetzt wahrzunehmen begann.
Ihn aus dem Weg zu schieben war nicht so einfach, aber Serathis machte einen Schritt zur Seite und man konnte leicht übersehen, dass seine Augen weniger auf der nackten Haut der Elfe lagen als mehr auf der Erscheinung an sich und dem dunklen Flirren seiner Adern, als sie vorbeiging. Das Licht in ihm ließ ein Wohlgefühl folgen, ohne dass er wusste, was genau nun was auszuleveln versuchte.
„Ich nehme an du kennst die Gesellschaft hier“, sagte er und schloss die Tür wieder. Es fehlte eigentlich nur noch dass der unnütze Magister aus Silbermond wieder um die Ecke bog um ihre verquere Party perfekt zu machen.
Die Zeit lief, nicht nur für ihn.

Die blasse dritte im Bunde war sogar noch hellhäutiger als Nuianna, das Haar sehr hellblond und die Augen von ausgesprochener Farblosigkeit, so als seien sie erloschen. Auch diese Elfe wirkte, als sei sie einem Buch entsprungen. Sie trug Hörner auf dem Kopf und Bekleidung, wie man sie aus den Klischeehaften Kostümierungen kannte, wenn Kinder versuchten, die Drachenaspekte darzustellen. Dieser Aufzug hier war eindeutig den bronzenen zuzuordnen und gar nicht so billig gemacht. Sie warf ihm ein zuckendes, unsicheres Lächeln zu, richtete den Blick dann aber wieder auf die Magierin - nicht die, die noch immer ihre Hand gepackt hielt, sondern seine Magierin, die sich allem voran schwer tat, ihre Fassung zu bewahren.
Man konnte Nuianna direkt dabei zusehen, wie sie sich sammelte, als sie Serathis einen kurzen, intensiven Blick zuwarf, bevor sie sagte: „Tee?“ Sich umdrehte und im Nebenraum verschwand.

Die dunkelhäutige Elfe drehte den Kopf, ließ die Hand der Blonden los, die augenblicklich ein Gefühl der Verlorenheit um sich verbreitete und in sich zusammenzusinken schien, und schob geräuschvoll, ohne Serathis weiterhin zu beachten, aber immerhin vier Stühle um einen Tisch zusammen. Die Papiere darauf wischte sie kurzerhand mit prüfenden Blicken auf einen unordentlichen Stapel zusammen und ließ sie neben einem der Regale zu Boden fallen.
Dann holte sie die blonde Elfe ab und drückte sie auf einen der Stühle, auf dem sie sich nahezu sofort auf ihre Hände setzte und auf ihrer Wange zu kauen begann.
Drei Frauen wie sie unterschiedlicher kaum sein konnten und doch war eine gewisse Ähnlichkeit nicht zu leugnen. Waren es die Gesichtszüge oder der Körperbau? Die Mimik oder die Satzmelodie? Das war schwer zu sagen. Für einen kurzen Augenblick lagen beide Augenpaare auf Serathis, das weißglühende und das erloschene. Und auch der Blick, mochte er sich noch so unterschiedlich äußern, war jeder auf seine Art und Weise unangenehm.

Die Resolute hatte sich nicht gesetzt, sondern umfasste lose die Lehne des Stuhls, auf der das Drachenmädchen platziert worden war, ohne sich darauf abzustützen oder anzulehnen. Es sah beinahe so aus, als hätte sie eine Beschützerfunktion inne. Sobald Serathis den gruselig toten Blick der blonden Elfe kreuzte, huschte ihrer zur Seite und ein rosefarbener Schimmer unterleuchtete ihre blassen Wangen. Blind war sie ganz offensichtlich nicht. Aber der fühlbare MANGEL an Licht schien an ihm zu zerren wie die Tiefe, wenn man zu lange in sie hineinstarrte.
Im Nebenraum waren leise Geräusche zu hören, das Klirren und silberne Klimpern von Porzellan und Besteck. Die gesamte Szenerie hatte eine eigenartige Dynamik an sich. Es wirkte wie ein gut eingespieltes Theaterstück, in dem jeder seine Rolle kannte - außer Serathis.

„Du hast mir gar nicht gesagt, dass wir Besuch erwarten“, sagte er mit sonorer Stimme und wandte den Blick von der Bauchtanzelfe und dem schüchternen Mädchen ab und wanderte in den Nebenraum, vornehmlich um Nuianna zur Hand zu gehen wie ein gut polierter und ausstaffierter Diener in viel zu unbequemer Rüstung. „Erklär mir das…“, flüsterte er in ihr Ohr als er sich an ihr vorbeischob und das Tablett aufnahm.
Sie reagierte nicht umgehend, sondern griff nach der Kanne und kehrte gemeinsam mit Serathis in den Hauptraum zurück, wo sie - inzwischen zumindest äußerlich gefasst - mit ruhiger Stimme sagte: "Ich darf vorstellen, Serathis - " Sie wies auf ihn und dann auf die beiden anderen. "Meine Schwestern. Valanna - " Eine kleine Pause folgte, in der sie kurz aber sehr kritisch eben jene musterte, aber dann ohne einen Kommentar zu deren Zustand fortfuhr: „Und Layal.“
Die Letztgenannte ließ sich eben nieder, ohne den Blick von Serathis gelassen zu haben. Viel zu lang, bevor er zu Nuianna flog. Irgendetwas sagte sie nicht, aber der Zug um ihren Mund war ein feines, beinahe spöttisches Lächeln. Wundersamerweise sah es nicht boshaft aus - liebenswert allerdings auch nicht. Vielleicht lag das an dem viel zu harten Strahlen der Augen. Sie waren zu hell. Irgendetwas stimmte nicht mit der Elfe.
Auch Nuianna sah Serathis an, nachdem der kurze Blickwechsel mit ihrer Schwester erfolgt war - so, als wolle sie ihn auslesen. Dann machte sie sich daran die Tassen zu verteilen, ihre Aufmerksamkeit aber war sichtbar nicht bei der Sache.
Ungeschickt griff die als Valanna vorgestellte Elfe nach Tellern und Tassen, versuchte zu helfen und hatte etwas eigenartig kindliches dabei, wie sie mit beiden Händen das umfasste und abstellte, was ihr gereicht wurde. Verschwörerisch beugte sie sich vor und flüsterte - zu laut, um es als geheim bezeichnen zu wollen: „Sie sind wieder da.“ Es klang so unheilvoll wie sie aussah. Verstört und verstörend.
Als Layal sie berührte, schloss sie den Mund und sank mit einem Seitenblick erneut im Stuhl zusammen.

„Wer?“

In all ihrer Contenance hatte sich Nuianna gesetzt und wartete nun nur noch darauf, bis auch Serathis Platz genommen haben würde, als Layal die kurze Stille mit zwei schlichten Worten brach, die keinen größeren inneren Tumult hätten auslösen können.

„Die Geißel.“

The Tenors w Lindsey Sterling - Who wants to live forever
https://www.youtube.com/watch?v=IbYG30ucL7Q

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[ Morgen-Grauen ]

Er zuckte zusammen und versuchte sich zu orientieren. Es roch nach Nachtkühle und er konnte spüren, wie Sasarya sich in seinem Arm regte. Vorsichtig hob er den Kopf an und horchte auf ihre Atmung, die sich nach zwei halben Seufzern wieder normalisierte - zumindest für den Augenblick. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er die frühen Abendstunden ins Unendliche dehnen mögen. Der harte Steppenboden des Brachlands mit den scharfkantigen Gräsern war zwar kein Erdenbrautbett, wie er es sich perfekter hätte vorstellen können, aber zumindest für einige ungezählte Minuten hatte er sie vergessen lassen und selbst vergessen können. Etwas, das er als außerordentlich kostbar - im Grunde unbezahlbar erachtete.
Und jetzt - er wusste nicht genau, wie lange sie geschlafen hatten, notdürftig gesichert in der Krone des Baums. Nicht einmal wenn er sich anstrengte, hätte er die kalte Asche des Feuers von hier riechen können. Langsam legte er den Kopf wieder ab. Er spürte jede Furche der Rinde auf der Haut. Unangenehm.
Das vertraute Gefühl des sich regenden Dämons war ein ebensolches. Offenbar war die Ruhe - für den Dämonenjäger - vorbei. Eine Unruhe, die nicht seine eigene war, rastlos und alarmiert, bemächtigte sich seiner, und seine eigene Unzufriedenheit darüber mischte sich darunter.
Was hast du? wollte er von Aeshma wissen. Aber der antwortete nicht. Ohne etwas dagegen tun zu können, begann der Illidari die innere Anspannung auszustrahlen. Er hätte fluchen mögen, begann aber stattdessen unwillkürlich zu lauschen.

Sie zurückzuholen und zu halten hatte Zeit gebraucht, und Geduld. Aber es hatte sich ausgezahlt, der Grasteppich war ähnlich stachelig gewesen wie der in der Ölkanne, der Moment anders aber nicht mit Gold aufzuwiegen. In der Gegenwart angekommen, war es leicht sich zu verlieren.
Sasarya hatte Tage in Baumkronen verbracht, Wochen. Ihre Rüstung war gefüttert und polsterte die Härte der Rinde ab, die Kettenglieder noch unbequemer für den Illidari als die Rinde in seinem Rücken. Doch irgendetwas störte ihre Ruhe. Ließ sie seufzen und sich herumdrehen, als sein Dämon ihn um den Schlaf brachte. Das Land litt, es schrie in stummer Warnung, es wisperte.
Sasarya schlug die Augen auf. Irgendetwas war gar nicht gut. Der Illidari sah es an der strahlend grünen Silhouette, die sich aus seinen Armen erhob und nach dem Schulterschutz griff, der über ihr an einem Ast hing. Mit zwei einfachen Griffen folgten Bogen und Köcher. Ihre Sicht war gut in der Nacht, und ihre Worte leise, als sie flüsterte. „Etwas stimmt nicht…“

Ein Gefühl wie eine Erinnerung. Eiskalt.

HAEVN - We are
https://www.youtube.com/watch?v=dW4HCi1zZh8

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[ Lavendel ]

Die schwesterliche Tafel überraschte ihn. Vermutlich weil es einfach war, Nuianna für eine eigensinnige Einsiedlerin zu halten, die in ihrem Elfenbeinturm lebte und wirkte. Das war das, was die Welt sah. Ihre Schwestern jedoch wirkten ebenso facettenreich wie die Magierin, die er am Ende der Welt in einer halbseidenen Taverne abgegraben hatte. Für Serathis fühlte sich das weit weg an, und er setzte sich an den Tisch, besah einmal alle Schwestern im Halbkreis und begann damit, sich Sahne in den Tee zu geben, als Valanna die vage Warnung zwischen sie hauchte.
„Wer?“ sagte er fast unisono mit Nuianna, aber das war auch das einzige, dass sie gemein hatten.
„Die Geißel?!“, polterte er los und stand auf, das Geschirr auf dem Tisch wackelte, Tee schwappte aus seiner Tasse auf das weiße Tischtuch. Valanna zuckte zusammen und gewann an einer Leichenblässe, die zu ihren Augen ungut trefflich passte.
„Setz dich“, forderte Layal, bevor Nuianna etwas sagen konnte, die den Mund nur langsam wieder schloss. „Und zügel dich, wenn es geht.“ Das klang nicht nach einer Bitte. „Wir brauchen jetzt einen kühlen Kopf und zwar ad hoc. Verstanden?“ Das Schnipsen mit der Hand klang laut wie ein Peitschenknall und Serathis fühlte sich gesetzt, bevor er über den unsäglichen Gedanken hinauskommen konnte.
„Was zur Hölle“, brachte jetzt Nuianna heraus. Allerdings ging der Ton keinen Funken über eine normale Lautstärke hinaus und sie griff nach der Hand der Schwester im Drachenkostüm. Ein Automatismus, der beruhigen sollte und es wohl auch tat, denn diese erwiderte den Griff und starrte Serathis nicht mehr ganz so erschrocken an.
„Nein, geht es nicht, Hochwohlgeboren“, hörte er sich sagen, noch bevor er Platz genommen hatte. Die Geißel. Verdammt. Wie war das überhaupt möglich? In ihm regte sich Unruhe und auch das Licht kribbelte in seinen Venen bei der bloßen Erwähnung der Bedrohung.
„Wird Silbermond angegriffen?“, fragte er, und dachte dabei an Tharelle, seine Mitbewohnerin, und an alle Seelen, die in der Stadt lebten und den letzten Sturm der Geißel nur mit Glück überlebt hatten. Ohne es zu wissen, ahnte er, dass das das Ende seines Reservistenstatus gewesen war. Jeder würde eingezogen, absolut jeder. In seinem Herzen war Serathis ein Patriot wie jeder Elf.

Layal drückte Valanna eine befüllte Teetasse in die Hand und legte ihr Gebäck auf den Teller, bevor sie erneut nach der Kanne griff und einem nach dem anderen Tee nachschenkte. „Bis jetzt wissen wir nichts von Silbermond. Der Lordregent beruft wohl irgendwelche hochdekorierten Helden nach Orgrimmar ein. Aber dazu weiß ich nichts genaueres. Was die ALLIANZ betrifft… Anduin Wrynn wurde mitten aus Sturmwind heraus entführt und was die Kuriere aus dem Durotar und Elwynn berichten, deutet auf zunehmende Sichtungen und vereinzelte Scharmützel von Untoten hin, die sich gleichermaßen auf die Hauptstädte zubewegen. BEIDE Hauptstädte. Auf BEIDEN Kontinenten. Was ist mit diesem verkappten Lichkönig auf seinem Frostthron los? Frage ich mich. Sind ihm die Eier abgefroren, dass er so die Kontrolle verliert?“
Valanna kaute hastig und hob einen Finger, um anzudeuten, das sie etwas zu sagen hatte, aber niemand nahm von ihr Notiz.
Nuianna war leichenblass geworden. „Das klingt nicht gut. Was ist nur los? Wir haben hier gar nichts mitbekommen.“ Ihr hilfloser Blick zu Serathis würde in seinem Gesicht auch keine Antworten finden. Trotzdem griff sie nach seiner Hand.
„Ich glaube nicht, dass der Turm sich schon organisiert hat. Sche*ß Bürokraten“, kommentierte Layal liebreizend und lehnte sich zurück, um einen Schluck Tee zu nehmen. „Das dauert doch immer ewig bei euch. Ich habe nie verstanden, wie du diesen Papierkrieg aushältst.“ Ihr Blick flog zu Serathis. Abermals kommentierte sie seine Anwesenheit nicht, auch wenn sie sehr wahrscheinlich eine Meinung hatte. Aber sie wirkte zufrieden, als sie sich wieder Nuianna zuwandte.
Valanna kaute immer noch. Das hatte man davon, wenn man sich die Backen vollstopfte wie ein Goldhamster im Spätherbst.
„Ich“, sagte Nuianna und senkte den Blick auf die Tasse, die sie in der anderen Hand hielt. „In der Tat. Aber wegen der Offensichtlichkeiten politischer Lähmungsprozesse bist du ja nicht hier.“ Jetzt trank sie. Und wirkte konfus und ratlos dabei. EIn Ausdruck, der die vorige Verlorenheit der blonden Schwester in zarter Andeutung spiegelte - wenngleich viel weniger intensiv.
„MMMHMHMHM!“ machte ebenjene, als sie den letzten Rest Gebäck erfolgreich herunterwürgte und musste den Hustenanfall mit Tee ersticken und dazu die gehobene Hand herunternehmen. Das Husten verebbte erst, als ihr die beiden anderen parallel auf den Rücken klopften. Der scheue Dank ging nahtlos in ein Flüstern über. „Ihr müsst die Klinge fragen.“ Sie hüstelte abermals und räusperte sich dann. Natüüüüürlich. Weswegen hatten sie nicht gleich alle daran gedacht. Das war deutlich an den perplexen Gesichtern zu sehen, die sich eindeutig fragten, ob sie sich nicht gegenseitig kneifen sollten. Aber niemand machte Anstalten, sich der (verrückten?) Schwester gegenüber abfällig zu äußern - selbst wenn es allen Grund dazu gegeben hätte.

Die beiden anderen Schwestern starrten sich an und scheinen sich wortlos zu unterhalten, indem sie ihre Gesichter auslasen, aber Valanna schüttelte den Kopf. „Quatsch. Alles Quatsch. Hingehen und fragen!“ Als ob. Gedankenlesen konnte niemand! „Der Tee ist gut“, versetzte sie übergangslos und lächelte wie ein kleiner Sonnenstrahl. „Und der Keks auch. Ist da Lavendel drin? Ich mag Lavendel. Magst du auch Lavendel?“ Die Frage hatte Serathis gegolten.
Hallo. Frag einen Todesritter deines Vertrauens, wieso die Geißel Städte angreift, ich mag Lavendel, magst du auch Lavendel?

Sie lächelte.
Das konnte doch alles nicht wahr sein.

Nina Simone & Jeff Buckley - Lilac wine
https://www.youtube.com/watch?v=983y7ipDXRE

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[ Fäden ]

Irgendwann während dieser absurden Konversation hatte Serathis entschieden, dieses Spiel der Schwesternschaft einfach mitzuspielen. Auch wenn alles an ihm am liebsten durch das nächstbeste Portal hüpfen wollte und nachsehen wollte, ob seine Heimat wieder kurz vor der Auslöschung stand. Das war seine Aufgabe, dieses zu verhindern. Teekränzchen empfand er nur bedingt als lösungsorientiert. Aber er hatte sich ja entschieden.
„Die Klinge?“, fragte er und sah Valanna an, nahm manierlich einen Keks und kostete. Mhh… "Ja, ein Hauch von Lavendel. Mag ich ganz gerne, ja. Und du?

Valanna sah regelrecht entzückt aus. „Ich liebe Lavendel! - Er ist nett!“ Die letzten Worte flüsterte sie gut hörbar in Nuiannas Richtung, bevor sie einmal reihum in die Runde strahlte. „Die schwarze Klinge“, ergänzte Layal und sah dabei Valanna mit einem Blick an, der so gar nicht zu deuten war. „Woher willst du eigentlich wissen, dass die nicht ganz mit drin stecken?“
„Woher willst du‘s wissen wenn du nicht fragst?“ erwiderte die Angesprochene und trank den nächsten Schluck Tee mit einem verschmitzten Lächeln.
Die Logik war zwingend.
Nuianna schwieg.

Die schwarze Klinge.

Gut, manchmal dachte Serathis, dass er doch nur ein vom Glück geküsster Dummkopf war, der besser in der ersten Reihe der Front seine Klappe hielt. So wie jetzt. Währen die Damen beim Tee diskutierten, wurde er still und ließ sich das alles noch einmal durch den Kopf gehen. Die Geißel, die schwarze Klinge, der Lichkönig. Für einen Blutelfen war die Geschichte immer spürbar, ihr Volk war dezimiert, noch immer. Stolz, aber klein waren sie geworden.
Ein Seitenblick galt Nuianna. Teekränzchen inmitten der Krise waren etwas, was man sich leisten musste, oder?

Die alterslose Magierin mit den beiden eindeutig jüngeren, aber ebenso schwer zu schätzenden Schwestern brütete über ihrem Tee und es schien beinahe ein falsches Bild zu sein, dass die Tasse dampfte und die kleine Luftverwehung nicht über ihrem Kopf zu sehen war. Die kleine Lücke zwischen den beiden Stirnfalten war kaum so breit wie die Fingerkuppe des kleinen Fingers und verringerte sich just um noch etwas mehr.
Sie sah auf, ohne den Ausdruck zu ändern, begegnete seinem Blick und verharrte so, während Layal und Valanna sich weiter über das für und wider und die Möglichkeiten des Kontakts zu einem Todesritter stritten - die eine, als sei es das Selbstverständlichste der Welt und die andere mehr als skeptisch. Die Skepsis in Nuiannas Gesicht war eine andere. Sie beobachtete ihn, versuchte vielleicht, etwas in seinem Gesicht zu finden, das ihr ermöglichte, zu erraten, was er dachte und es war nicht wirklich ersichtlich, ob sie im einzelnen Wortlaut hörte, was ihre Schwestern von sich gaben. Falls doch, dann hatte sie ein ausnehmendes Talent dafür, zwei Dinge zur gleichen Zeit zu verfolgen.

„Was denkst du darüber?“, fragte sie in den Wortwechsel hinein. Darüber hinweg. Serathis.
Die Diskussion verstummte ohne Aufforderung und er sah sich von drei Augenpaaren fixiert. Ein weißes, ein totes, ein goldenes. Die Fäden der Aufmerksamkeit kitzelten an seinen Nervenenden und knüpften sich fein und spürbar an ihm fest.

James Morrison - Broken Strings (Acoustic Version)
https://www.youtube.com/watch?v=S1OALX2AiYI

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[Fürsorge]

Sie blinzelte. Schweiss in den Augen, da, jetzt sah sie wieder etwas. Die Orcin holte mit der grossen Axt aus, und zerteilte Fleisch und Knochen, mehr mit Kraft hauend und hackend als mit scharfer Schneide hindurch gleitend. Das gurgelnde Geräusch erklang, vertraut und doch lang nicht mehr gehört. Der modernde Kadaver brach zusammen, leblos.

Vor einigen Tagen hatte sie es gespürt. Ein Geruch lag in der Luft, Soldaten waren nervöser als sonst, irgendwas war im Anmarsch. Und so hatte die Orcin entschlossen, die Sachen zu packen.

Es klopft an ihre Rüstung. Ghule klopfen nicht mit kleinen Fingerknöcheln an Plattenstiefel. Ruhig dreht sie sich um und sieht ein kleines Orcmädchen mit einem dampfenden Krug in der Hand. „Für dich Nana“, piepst es.

Ein Kontrollblick den engen Bergpfad hinunter zeigt ihr, sie kann ein wenig durch atmen. Der Topfhelm wird vom Kopf gezogen, sie springt von der improvisierten Steinbarrikade und lehnt die Axt gegen den Fels ehe sie dem Mädchen den Krug abnimmt. „Danke Makka“, klingt es heiser. Die Orcin nippt am Tee. Zu viel Honig… die Kinder machten immer zu viel Honig in den Tee.

Vorgestern also liess sie all ihre Schützlinge, jedes Waisenkind so viel Proviant, Holz und Decken packen wie sie alle tragen konnten. Und als die Geissel kam, da schlugen sie sich nach Orgrimmar durch. Sobald Sunnata jedoch hörte, was sie Angriff, drehten sie ab und flüchteten in die Hügel von Durotar. Eine Stadt voller Leute die infiziert werden können? Lieber nicht. Sie und 30 Waisenkinder zwischen 2 und 14 Jahre waren also unterwegs, und sie würde hier ihr Leben geben auf dieser Felskante um die Kinder zu retten.

Vor Jahren hatte die Kriegerin dem Kampf den Rücken zu gekehrt um sich um die kleinsten Opfer des Krieges zu kümmern, doch noch immer war sie stark und gesund. Hier auf diesem Bergpfad konnte sie allein die Stellung halten, und die kleine Höhle hinter ihr bot ihnen allen Schutz. Doch langsam wurde sie müde, auch wenn die Ghule nicht so koordiniert kamen wie vor Jahren in Nordend. Etwas war anders.

Makka reinigt den Griff ihrer Axt mit einem Lappen. Ein gutes Mädchen, jedes ihrer Schützlinge lernte, wie man kocht, erste Hilfe leistet und eine Waffe schwingt. Es war ein hartes Leben für die Kinder bei Sunnata, doch sie waren gesund und gut genährt. Und sie lernten alles wichtige, was es zu lernen gibt.

„wir können dir helfen Nana!“ kommt es endlich entschlossen von dem 12 Jährigen Mädchen.

„Am besten helft ihr mir, indem ihr tut, was ich sage!“ erwiedert die Orcin schroff. Doch sie lächelt.

Da wird die kleine Orcin plötzlich steif und fängt an zu zittern.

Mit ein Grund warum Sunnata diese Höhle aufsuchte, war, das der enge Gebirgspfad von oben gut überblickt werden konnte, ohne das man von unten gesehen wird. Und nun sahen sie im Schatten der Berge etwas hoch stapfen. Etwas grosses, ein Ding, das etwas anderes hinter sich her schleifte. Und nun sieht Sunnata es auch.

Sie trinkt den Tee aus und reicht Makka den Krug, setzt den Helm auf und packt ihre Axt. „Geh wieder zurück, keine Angst. Den schaff ich.“

Sie klingt sicherer als sie ist. Sie kennt die Grossen noch aus Nordend. Das würde nicht einfach werden…

(tbc)

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[Hilfe]

Schwer hatte er zu ziehen, der alte Tauren. Er hatte einen Schlitten und darauf hatte er viel Proviant und Decken, Medizin und Brennholz. Doch… der gute Onkel war viel sturer als müde, und deswegen würde er auch diesen vermaledeiten Berg hoch kommen. „Warum konnte die nicht in Mulgore ihr Waisenhaus eröffnen? Hier ist es zu heiss!“ knurrt der massige aber in die Jahre gekommene Erdenrufer, während er sich den Berg hoch kämpft.

Vor Jahren war er in den Hordelagern gewesen, als Schamane hatte er die Truppen umsorgt, die Sterbenden begleitet auf ihrem Weg zur nächsten Reise. Und da hatte er sie kennen gelernt. Diese Orcin die fast so stur sein konnte wie er. Als er hörte, dass sie ein Waisenhaus eröffnet hatte, war er beeindruckt gewesen. Suchte ihre Sorte doch meistens nach Blut und Kampf.

Für einen alten Erdenrufer hatte die Erde keine Geheimnisse, und er war in Orgrimmar gewesen als die Entweihung der Totenruhe einsetzte. Da wusste er, das er den Kindern helfen wollte, und seiner Freundin.

Er biegt ab um die Ecke und sieht die Gestalt hoch auf einem Felsen stehen. Eine grosse Axt in den Händen und drohend steht sie da, und vor ihr ist der Boden nass von Blut und bedeckt mit Leichenteilen. Er hebt die Hände.

„Nebelträumer?“ kommt es ungläubig von der Kriegerin. Sie blinzelt, er kann es nicht direkt sehen aber vor seinem inneren Auge weiss er ganz genau, wie sie grade ungläubig blinzelt.

„Hunger?“ meint er leise lachend in seinem tiefen Barriton, der wie die Erde selbst grollend tief aber sanft klingt.

Nicht, das man es ihr anmerken könnte. Sie wäre zu stur und zu stolz, um sich ihre Erleichterung oder ihre Erschöpfung anmerken zu lassen. Aber er spürt es.

„Gehen wir hinein, mach mal Platz da mit deiner Barrikade und hilf mir mit dem Schlitten…“

Wortlos gehorcht die Frau und gemeinsam schaffen sie alles in die Höhle.

„Wie… ich frage wohl besser nicht wie…“ kommt es resigniert von der Kriegerin. Der Schamane schnaubt nur amüsiert. „Du brauchst eine Pause und was zu essen. Lass mich mal ein wenig Ausschau halten, die Erde meldet sich schon“ antwortet er und stapft mit einem Huf auf den sandigen Staub.

Sie gelangen in die Höhle und der Onkel zählt durch. 30 Kinder, meist Orcs aber auch das ein oder andere Trollkind befinden sich hier. „Alle da?“ fragt er, in eher feststellendem Ton.

Sunnata nickt und lässt sich mit einem leisen scheppern an der Höhlenwand nieder, als schon eine ganze Meute Kinder Hoffnungsvoll zu dem riesenhaften Tauren schielt und… sie lächeln.

„Macht erstmal ein ordentliches Feuer Kinder, und dann kochen wir einen Eintopf. Ich habe Ebenenschreiterfleisch dabei.“

Seit einer Stunde war Onkel Nebelträumer hier, und schon war alles anders. Er hatte ein kleines Totem in den Boden gesteckt, welches sanft blau pulsierte, und kurz darauf roch es nach deftigem Eintopf. Nun sassen sie alle in der Höhle und assen schweigend. Sie alle hatten immer noch Angst, und Sunnata war immer noch besorgt, doch über alledem schwebte nun ein Hauch von Hoffnung. Und man spürte wie die Stimmung in der Höhle völlig anders war, als davor. Sunnata schmunzelt. „Danke Onkelchen. Du…“ flatsch. Eine Taurenhand voll nassem Schlamm landet in ihrem Gesicht. „Was zum… muss das sein??“

„Stell dich nicht an, Frau. Das ist gesunder Dreck“, weiss der alte Schamane zu erwiedern. Er lacht leise, und auch die Kinder lachen.

Ja, sogar die Kriegerin kann sich zu einem schiefen Grinsen hinreissen lassen. Sie könnten es schaffen.

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[ Eins ]

Die Tiere der Steppe waren verstummt, selbst die Vögel am Himmel schwiegen, aber über die Waldläuferin und den Illidari legte sich das ungute Gefühl nahender Bedrohung und es war der süßlich-schwere Geruch, der Sasarya an etwas erinnerte, was lange vergraben und verborgen war. Sie kannte den Geruch und das Gefühl, nur dieses Mal war sie nicht das junge, naive Mädchen mehr.

Sie drückte sich an dem Illidari vorbei und wand sich hinauf in die Baumkrone, nahezu lautlos, im Rascheln der Blätter gingen ihre Bewegungen fast unter.

Oonayepheton und Aeshma konnten es beide spüren, und die Sicht des Illidari wurde erhellt von einem gleißenden Ball arkanen Feuers, als der brennende Pfeil im staubigen Boden einschlug.

Neben dem Fuß eines der Ghule, die unweigerlich in Richtung Wegekreuz zogen.

„Die Geißel…“

„Ach f*ck dich doch“, entwischte ihm ein Auftakt eines Fluchs, der zweistimmig war. In Augenblicken wie diesem gab es keinen Unterschied zwischen der Stimme des Dämons und seiner eigenen Zunge. Dann dachten sie gleich, sprachen dieselben Worte, handelten als das Eine, das sie waren. Eine Allianz aus Not und Bestechung geboren, ein Asyl ohne Ablauf, ein Handel für die Ewigkeit. Bis dass der Tod Euch scheide.

Niemand denkt bei diesem Satz an den Untod. Bis er da ist.

In Quel‘danil war es genau so gewesen. Faulenzen und ein bisschen Nähe hier und da zwischen den Patrouillen - wer lebte schließlich schon vom Brot allein… aber das Waldläufertum war nichts für ihn gewesen. Die Fatzkes, die sich auf ihre Bögen und Ethik beweihräucherten wie der elitäre Club heiße Luft in der Wüste und doch keine eigenen Gedanken zu Wege brachten, fand er lächerlich. Und dieser Mensch - blaß und dicklich, laut zu Fuß und unscheinbar in seinen Augen - womit hatte er eigentlich verdient, ihre Ausbildung zu genießen?
Bis sie gekommen waren wie ein dunkler Sturm. Nie wieder.
Nie wieder, hatte er sich geschworen, so schwach sein. Hilflos, unvorbereitet und mit eingenässten Hosen.
Das stinkende Gras, das ihm die Haut zerschnitten hatte, als er in blinder Flucht gerannt war. Selbst das Gras schien geblutet zu haben an diesem Tag.

Jeder hatte Gründe gehabt. Jeder. Seiner war derselbe wie der seines Dämons gewesen. Ein Handel auf Augenhöhe. Überleben.

Lament of the Highborne
https://youtu.be/No6jHwe0QoQ

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[ Zwei ]

Für Sasarya war dieser Weg nicht vorbestimmt gewesen. Sie wäre Schriftgelehrte, wenn es nach ihren Eltern gegangen wäre, eine gute Partie, die in den niederen Adel verheiratet werden konnte. In eine Form gepresst, in ein Leben gestopft, das nicht ihres war. Ihr Handel, ihr Wandel war zu einem Blutpreis gekommen. Und das, was sie war, kannte keine Gnade mit den Kreaturen, die ihr altes Leben ausgelöscht hatten. Man sah sich immer zweimal im Leben. Das erste Mal war eine fallende Stadt beinahe zu ihrem Grab geworden. Dieses Mal rannte sie nicht weg.
Aeshma schmeckte ihre Emotionen, die Flut, die aus dem stillen Wasser heraufbeschworen wurde. Den kalten Schweiß in ihrem Nacken nahm sie nicht wahr, stattdessen traf der nächste Pfeil sein Ziel. Brennendes Feuer griff nach den Fetzen von Gewebe und Stoff, dem modernden Fleisch des untot beseelten Ghuls und fraß sich hindurch. Das geifernde Jaulen so laut in der kalten Nacht. Zehn präparierte Pfeile für Feuer, zehn reguläre Pfeile, vier vorbereitet für Signalrauch. Sie fühlte den befiederten Schaft und griff die nächsten zwei Pfeile, während der Ghul sich auf den Baum zubewegte, ein brennender Ball aus Magie, so schnell. Und andere folgten. Sicher ein Dutzend.
„Nicht noch einmal…!“, knurrte sie und schmetterte den Rauchpfeil auf die Ebene, die sie und die Geißel trennte. Magie und Kraft tanzten mit Wut, ein gleißender Ball in ihrem Magen, als sie den nächsten Pfeil im Schädel eines weiteren Ghuls versenkte.

Der Illidari versuchte angespannt, die Anzahl der Gegner auszumachen, nestelte die Gleven aus dem Geäst und fragte sich ernsthaft, ob es so gut gewesen war, ihre Position durch das Beschießen zu verraten, aber der kurze Gedanke derben Unmuts hielt nicht lange vor - es war ohnehin nutzlos, jetzt damit zu hadern. Sinnlos war es auch für ihn, die Anzahl abschätzen zu wollen. Acht oder mehr war vage. Nur Ghule?
„Wie viele“, zischte er nach oben. Blendendes arkanes Licht, das Echo reichte schon, machte ihn blind für die dunklen Flecken nekrotischer Körper in der Finsternis. Schließlich riss er an den Waffen, bis er sie losgelöst und fest in Händen hielt und balancierte auf dem Baum wie ein paar abgerissene Ästchen auf den Klingen. Taumelnd segelten Blätter zu Boden. Er atmete tief ein. Und sammelte sich. Wenn doch nur seine Sicht ein wenig besser gewesen wäre. Das Morgengrauen schickte sich dazu an, sein persönlicher Horror zu werden.

Den Gedanken teilten sie, aber Sasarya kannte die Geißel, oder… sie dachte, sie kannte sie. Selbst auf dem Baum waren sie in Gefahr und manchmal war Angriff die beste Verteidigung. „Elf…“, hörte er ihr Thalassisch über das Zischen eines weiteren Pfeils. Magie füllte die Luft, Flammen züngelten um den präparierten Stoff der nahe der Spitze um den Pfeil gewickelt war. „Die ich sehen kann“, setzte sie nach, als das Feuer sich zischend durch das Gewebe eines anderen Angreifers fraß. Sie hatten fast den Baum erreicht, Äste blockierten ihr Schussfeld.
Mit einem Seitenblick sah sie zu Oona. Sie wollte ihm sagen, dass alles in Ordnung war, dass sie es unter Kontrolle hatte… aber biss sich auf die Zunge und schwang sich die dünneren Äste hinab, als sei sie in einem früheren Leben eine Turnerin gewesen. Einem Illidari musste man niemals versprechen, ihn zu beschützen, ihre Übungen hatten sie das gelehrt.

Er spuckte zur Seite aus und schoss ohne auf sie zu warten - dann eben blind - mitten in die Gegnerhorden hinein. Im Grunde musste man nichts sehen - der Gestank war bestialisch. Je mehr desto besser. Ein homogenes Feindfeld ohne Freunde, auf die es zu achten galt, war sein tröstendes Labsal für die besch*ssenen Umstände. Ohne darauf achten zu müssen, was er traf und wohin, nur Bedacht darauf, den größtmöglichen Schaden anzurichten, hieb er um sich, brüllte in die Beleidigungen für seine Sinne an und spürte, wie er in Flammen aufging. Felfeuer schleuderte von Händen und Gleven und tauchte die Szenerie aus zersplitternden Knochen, Körpern und schmatzenden Fleischwunden in ein gespenstisches Licht. Er hatte keine Ahnung. Keine Ahnung, wie viele noch standen, nach ihm hieben, auf ihn einsprangen und versuchten, nach ihm zu schnappen. Wer sie gewesen waren. Mensch. Elf. Orc. Keine Ahnung, dass Hörner und Schwingen sich zeigten, der Schweif schlug und dass er wütete wie die dämonische Gewalt, die er war. Mit ihm. Der brüllte, wenn er brüllte. Dessen Angst so groß war wie seine. Der nichts übrig ließ außer einen Flächenbrand, inmitten dessen er schließlich stand und keuchte. Und zitterte. Verschmiert. Während um ihn das kreischende Stöhnen und Zucken verebbte. Der nichts wahrnahm, außer seinem rasenden Herzschlag, Hitze und tausend Stichen in Händen und Muskeln.

Silent Theory - Fragile Minds
https://www.youtube.com/watch?v=p-e1GbPb3f8

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[ Drei ]

Sasarya konnte sich nicht vorstellen, wie es war mit einem Illidari zu kämpfen, es hatte keine Absprachen gegeben und sie verstand zu wenig von seiner spektralen Sicht um ihm zuzuarbeiten. Während sie in ihrer Ausbildung und in den Kriegen in die man sie geworfen hatte, allein auf sich gestellt oder mit ihresgleichen wusste, was sie erwartete, so war die Flut aus Felfeuer und der Tanz der Gleven etwas, dass wild und ungebändigt war. Formationen, Manöver, sie alle standen dem entgegen, was unberechenbar und chaotisch durch die Gegner schnitt. Ein disharmonisches Duo mit eigenen Motiven und nur einem Ziel: Überleben. Nur mit Glück konnte sie ihm ausweichen und der Geruch von verbranntem Haar und angesengtem Leder mischte sich unter den Gestank von Verwesung, das Geräusch von Klingen die durch Gewebe schnitten. Pfeile, die auf kurze Distanz Knochen durchbohrten und mit schmatzendem Krachen den Schädel durchschlugen. Sasarya duckte sich unter der Klinge seiner Gleve, instinktiv, doch es war nicht genug. Der Schmerz setzte viel später ein, als sie Blut spürte, dass ihr Ohr hinabrann und auf den staubigen Boden tropfte. In seiner Sicht, die er sich mit dem Dämon teilte, tanzte die Magie nur so durch die Luft, ihr Feuer mischte sich mit seinem. Bis es still wurde. Für einen langen Moment starrte sie auf das, was er hinterlassen hatte, mit ihrem Zutun. Den Illidari in seiner ursprünglichsten Form, das was sein Symbiont vor der Welt verbarg. Zitternd und blutend. Von dieser Welt entrückt für einen Moment.

Sie wollte gerade die Stimme erheben, als sich ein weiterer Ghul auf den Illidari stürzen wollte. Reflexe, sie waren alles, was sie brauchte. Ihre grüne Signatur rannte an ihm vorbei, und vor seinen Augen verschwamm die Bewegung. Mit einem Schrei stürtzte sie sich auf die untote Gestalt, die sie nicht einmal mehr als eine bestimmte Rasse ausmachen konnte. Eine Klinge blitzte in der Dunkelheit auf, das Krachen von Knochen folgte, als der Schädel zersplitterte und der Ghul mit einem Gurgeln aufhörte, sich zu bewegen, die klauenartigen Hände wie Spieße in ihrer Seite, ihre Rüstung blutbefleckt. Sie beide hatten überlebt. Dieses Mal.

Er konnte nur zucken. Unter der halb nach oben gerissen Gleve prasselten die Bruchteile von Sekunden über ihn herein, die Sasarya brauchte, den letzten Angreifer zu eliminieren. Er warf sie weg, um Sasarya aus der unseligen Umarmung zu zerren. Die zweite Gleve noch in der Hand, versuchte er sich einen Überblick zu verschaffen.
Erst, als er dachte, dass es für den Augenblick keine weitere Überraschung mehr geben würde, ließ er auch diese fahren, packte die Elfe an den Schultern, bis sie gerade stand und bemühte sich, herauszufinden, wie die Kollateralschäden ausgefallen waren.
„Bist du in Ordnung?“ raunte er ihr zu. Seinen eigenen Körper spürte er noch immer nicht. Instinktiv wusste er, dass sie dort nicht bleiben konnten. Was auch immer jetzt geschah, es musste schnell gehen. Und dann würden sie Zivilisation brauchen.

Falls es die noch gab.

The Broken View - Something better
https://www.youtube.com/watch?v=tCgBBICkPuY

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[ Jenseits ]

Die erste Seite eines neuen Buchs ist grausam. Das Papier starrt mich an. Herausfordernd. Wer hätte das gedacht. So viele Monate habe ich nach dem endgültigen Tod gesucht, nur um durch diesen Irrwitz des Schicksals zu erfahren, dass die ewige Ruhe ein Trugschluss ist - ja noch viel mehr. Eine Lüge.

Niemals werden wir also wirklich und wahrhaftig ruhen. Und was für ein verschobener und kruder Ort dieses Jenseits ist. Scharmützel, Krieg, Kampf und Verrat. Es wird niemals ein Ende nehmen. Das also ist meine erste Seite in einem neuen Buch.
Die erste Seite ist immer eine Enttäuschung.

Villagers of Ioannina City - Age of Aquarius
https://youtu.be/SrVmSJ5CHc4

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