[H-Plot] IC-Geschichten zu Sand und Schweiß

Vaeren ließ die Feder sinken und starrte auf das Blatt vor sich. Zur Hälfte war es bereits mit seiner gleichmäßigen Handschrift beschrieben, zusammenfassende Worte zu der Mission, die er in jenen Stollen geführt hatte, den es nun nicht mehr gab. Die fellodernden Augen huschten über die enggeschriebenen Zeilen, während sein Geist versuchte, das Geschriebene einzuordnen und den Übergang wiederzufinden, der ihm gerade noch so klar vor Augen gestanden hatte.

Ziel der Mission war die Vernichtung des Ankers und ggf. die Sicherung von Erzen.

An letzterem waren sie gescheitert. Sie hatten keinen einzigen Stein aus dem Stollen ans Tageslicht gebracht, und Vaeren war im Nachhinein froh, dass sie sich damit nicht belastet hatten. Niemand konnte sagen, ob sie andernfalls die letzten Schritte bis zum Ausgang rechtzeitig geschafft hätten, ehe der Stollen über ihnen zusammenbrach. Es war so bereits ein knappes Unterfangen gewesen, und Vaeren wusste, dass der Umstand, keine Toten bestatten zu müssen, mehr als allem anderen dem Glück geschuldet war.

Die Anreise zum genannten Bergwerksstollen erfolgte mittels Reittieren, die in ausreichender Entfernung zurückgelassen wurden. Eine leerendurchwirkte Felsverschüttung vor dem Eingang konnte Sonnenläufer Kwatoko entfernen. Dahinter war starke Leerenpräsenz zu spüren. Zwei Wächter – versteinerte Orcs (?) – konnten niedergerungen werden.

Vaeren versuchte, sich die Bilder noch einmal vor Augen zu führen. Die beiden statuenhaften Gestalten beidseits der Stollenwand, seine Überzeugung, eine Illusion vor sich zu haben, die Erkenntnis, sich zum ersten Mal an diesem Tag geirrt zu haben. Er war ungewohnt fahrig gewesen, hatte teils nach Worten gesucht, Analysen ausgesprochen, ohne sie überprüft zu haben … Was ihm zunächst nur als Folge der fortdauernden Erschöpfung und der brennenden Sonne erschienen war, hatte sich jedoch mit jedem Schritt hinein in den Stollen stärker manifestiert.

Eine manipulative Wirkung jener Leerenpräsenz führte bei verschiedenen Mitgliedern des Einsatztrupps zu emotionalen Ausfällen (Panik, Aggression, Verwirrtheit, Phobien). Diese traten schubweise auf und konnten nur in einem sehr geringfügigen Maße beherrscht werden. Als sinnführend hat sich ein Bannkreis aus Licht erwiesen, den Ritter Gil’Ravardy gewirkt hat.

Er hätte früher die richtigen Schlüsse ziehen müssen, aber dem stand die immer wiederkehrende Wirrnis seines Geistes entgegen. Es war ein geschickter Zug des Ren’dorei, ausgerechnet ihm die Struktur zu nehmen, in der sich seine Gedanken sonst bewegten und die es ihm ermöglichte, logische Schlüsse und Entscheidungen zu treffen. Der Versuch, seinen Geist abzuschirmen, hatte es vorübergehend leichter gemacht, aber es war ihm nicht gelungen, sich dem Einfluss gänzlich zu entziehen. Dafür hatte er endlich Gelegenheit gefunden, sich das Wirken der Leere während der Manipulation anzusehen.

Der Stollen schien bereits längere Zeit verlassen. Die Leerenpräsenz wies auf eine Quelle weiter in der Tiefe hin. Tentakelbewehrte Leerenwesen lösten sich während unseres Vorrückens aus den Schatten und versuchten, Gewalt über uns zu erlangen. Licht erwies sich auch hier als nützlich, wenngleich der Gebrauch in dem Fall, dass eigene Leute zu Schaden kommen könnten, in Zukunft sorgsamer geprüft werden sollte. An einer Weggabelung kam es zu einer Auseinandersetzung mit zwei von Leere erfüllten Menschenmädchen, die von ihrem Meister sprachen. Eines ergriff Windfeder und versuchte sich an einem mentalen Angriff, der jedoch scheiterte, da der Körper des Wesens unter den massiven Angriffen andere (profan/ unter Lichteinsatz) zugrunde ging.

Er hatte zugesehen, als das Mädchen nach Tarses Windfeder gegriffen hatte, und allein diese Erkenntnis rechtfertigte all die Mühen und Entbehrungen, die er bei dieser Mission auf sich genommen hatte. Die Erinnerung hielt er tief in seinem Geist und einem Speicherkristall verwahrt, bis er in Silbermond Gelegenheit finden, sie umfassend zu analysieren und damit vielleicht eine Grundlage für die Neuausrichtung seiner Forschungen zu erhalten.

Soldatin Silberschwert wurde bei dem Zwischenfall schwer verletzt. Der Umgang mit derartig machtvollen Leerenwesen birgt demnach eine nicht zu unterschätzende Gefahr für diejenigen Soldaten, die nicht durch wiederkehrende Meditation oder andere Techniken ihren Geist geschult haben, dem Einfluss etwas entgegen zu setzen. Bei dem Meister der beiden Mädchen handelte es sich um den bereits namentlich bekannten Leerenelfen Meister Milathir Gala’rit. Er schien anwesend zu sein, verschwand aber mit dem Ende des Kampfes, wobei anzunehmen ist, dass er die weiteren Vorgänge in dem Stollen auf andere Weise weiterhin beobachtete.

Gala’rit … Vaeren hatte bereits seit der ersten Nennung des Namens darüber nachgedacht, ob er den Elfen vielleicht kannte. Aus einer Zeit, ehe die Abtrünnigen fortgingen, um der Leere zu folgen. Aber weder Name und Stimme schienen ihm vertraut, und inzwischen war er sich sicher, dass Gala’rit sich ihm längst zu erkennen gegeben hätte, würden sie einander kennen. Dieser Leerenelf war einer jener überaus fähigen Arkanisten …. Leerenwirker, die sich ihres Könnens und ihrer Macht bewusst waren. Und dazu neigten, die Macht anderer zu unterschätzen. Wie Katzen, die in vermeintlicher Überlegenheit mit ihrer Beute spielten und entsetzt zu fauchen begannen, sollte sich die Beute wider Erwarten als gefährlich erweisen.

Der Anker befand sich in einer Konstruktion goblinischer Machart am Ende dieses Stollens. Er konnte dank lichtverstärkter Granaten vernichtet werden. Da der Stollen daraufhin einbrach, war für den Rückweg eine Translocation notwendig. Dabei wurden einige Mitglieder des Einsatztrupps verletzt. Aufgrund der Tatsache, dass auch die Pferde verschreckt waren und nicht alle in der Lage waren, selbstständig den Rückweg zur Feste im Sattel zurück zu legen, geschah die Rückkehr mittels eines weiteren Translocationszaubers.

Alle hatten überlebt, soweit Vaeren wusste. Sie waren erfolgreich gewesen und hatten den Anker zerstört. Erze hatten sie keine gesichert, aber nachdem mit Silberschwert die Fachfrau für derartiges schon früh nicht mehr einsatzfähig war, hatte sich dieser Teil der Aufgabe ohnehin erledigt.

Vaeren lehnte sich mit einem leisen Seufzer zurück und nahm den Glimmstängel zwischen die Lippen. Viele Erkenntnisse hatte diese Mission erbracht, aber er war sich sicher, dass Gala’rit und seine Auftraggeber die Vernichtung der Anker nicht einfach hinnehmen würden. Die Allianz wusste längst, was sie hier taten, und der Einschlag der Haubitze vor dem Tor machte deutlich, dass sie nicht bereit war zu warten, bis Verstärkung aus Orgrimmar eintraf. Es würde zum Kampf kommen, sehr bald. Und es erleichterte Vaeren zu wissen, dass er nicht länger allein auf die Kampfkraft der begleitenden Soldaten vertrauen musste, sollte dieser Kampf unerfreulich eng werden.

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Der allmählich abkühlende Wind des Brachlands umspielte die entspannten Gesichtszüge des Blutritters. Wie die letzten Wochen war dieser Wechwel der Temperaturen sehr willkommen, doch schien er diesen heute nicht wirklich genießen zu können. Schon eine gute Stunde saß er etwas Abseits des Lagers der Einsatzgruppe Leitstern und meditierte. Seine Gedanken waren in die Ferne gerichtet, gen Sonnenbrunnen. Morgen würden sie den Brückenkopf der Allianz angreifen und, sollten sie siegen, ihre Präsenz im Brachland beenden. Vorerst.

Im Verlauf des Tages wurde er darüber informiert, dass er eine der Stoßtrupps anführen wird. Seine Einsatzziele waren recht übersichtlich. Sichern des Sägewerks und des Magierturms. Nichts, was er vorher schon getan hätte. Es waren immerhin Einsatzziele, wie jedes andere auch. Dieses Gebäude erobern, jenen Hügel halten, durch diese Linien brechen. Mit den Jahren lebte man sich in sowas ein. Man gewöhnt sich an all das Blut, die Schreie und daran, das manches einfach getan werden muss.

In einem ruhigen, wenn auch tiefen, Rhythmus atmete er vor sich hin. Für Magie affine ging von ihm eine seichte, wenn auch nur aus der Nähe, spürbare Präsenz aus. Das Licht des Sonnenbrunnens war zwar physisch viele Kilometer entfernt, doch stand es jedem zur Verfügung, der seinen Geist danach ausstrecken würde, egal, wo er sich befand. Und dieses würde Valreon brauchen. Doch nicht nur er.

Der Einsatzaushang erwähnte die Anwesenheit eines mächtigen Leerenelfen Namens Milathir Gaha’rit. Vorerst war das lediglich ein Name. Immerhin war das nicht der erste Leerenelf, dem er gegenüberstehen würde. Nicht nur überhaupt, sondern auch auf diesem Feldzug. Die Berichte über die Fähigkeiten dieses Leerenelfen bereitete ihm jedoch Sorge. Er würde eine schlagfertige Gruppe brauchen, am besten alle in der Lage Licht zu wirken. Nur werden Lichtkundige auch in allen anderen Gruppen gebraucht. Dieser Gaha’rit könnte sich immerhin irgendwo auf dem Gelände aufhalten oder es könnten sich noch weitere Leerenelfen in der Feste oder anderen Gebäuden befinden. Und sollte nur eine Gruppe diesem Einfluss anheim fallen, könnte das den ganzen Angriff zurückwerfen.

Langsam öffnete er seine Augen, der helle, leuchtende Schimmer stierte nachdenklich gen Boden. Sachte strich er etwas Sand von seiner Hose. Ein tiefes Seufzen entfährt ihm. Egal, wie er ihre Möglichkeiten hin und her schob, das Risiko lies sich nicht auslöschen. Es verlagerte sich jedes Mal auf eine andere Gruppe. Daher blieb nur ein Schluss. Sie mussten schnell und hart zuschlagen. Umso schneller jeder mit seinem Einsatzziel fertig würde, umso eher würde jeder andere Einsatzgruppe Verstärkung erhalten. Mancheiner würde sagen, dass dies ja auf der Hand lag - man könnte diese Anmerkung nichteinmal übel nehmen - aber manchmal ist das Offensichtliche das Einzige, was einem bleibt. Nun könnte man sich höchstens soweit vorbereiten, um das Schlimmste hinauszuzögern, es abzufedern. Kein genialer Plan, keine durchtriebene Strategie. Lediglich das Notwendigste. Das und Improvisation.

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Paleh. Der stärkste Welpe im Wurf. Couras Wurf. Berys hatte für die Entscheidung nicht lange gebraucht, dass er der Auserwählte sein sollte. Als kleiner Wolf war er wild und ungestüm, rauher im Umgang als seine Mutter. Unermüdlich hatte Coura sich um ihren Sohn gekümmert. Ihn immer wieder in die Schranken gewiesen, ihn aber auch gelehrt und angeleitet. Paleh hatte schon immer viel Energie und insbesondere Spaß daran, sie in Bewegung und Kampf umzusetzen. Immer wieder hat er Berys gefordert, manchmal sogar herausgefordert… und immer wieder war es wunderschön gewesen zu sehen, wie eindrucksvoll er sein konnte, wenn er etwas begriffen und Lust darauf hatte. Sein relativer Eigensinn und seine Jugend ließen ihn - gerade wenn sie miteinander auf der Jagd waren - begeistert mitdenken und er hatte es immer wieder vermocht Berys und Coura zu überraschen und zu überrumpeln. Diese Kreativität war allerdings auch ein Grund gewesen, weshalb die Elfe länger als sonst gezögert hatte, ihn auf einen richtigen Einsatz mitzunehmen. Sie hatte sich sicher sein wollen, dass sie ihn wirklich verlässlich unter Kontrolle hat. Und jetzt…

Vom Zugang der Stallungen aus sieht die Waldläuferin in das Zwielicht in Fort Triumph. Sie und Tamra sind bei den Tieren zurückgeblieben, um diese ruhig zu halten. Der Rest des Trupps um Kwatoko ist gen Rathaus gezogen, der Angriff und die Kämpfe sind noch in vollem Gange. Der Feuerschein einzeln brennender Gebäude zeichnet lebendige Schatten. Dieser eine Schatten jedoch… Berys sieht zu einer kleinen, dunklen Erhebung nahe eines dicken, trockenen Baumstamms. Paleh. Dichtes, braunes Fell… von zu viel dunklem Blut getränkt. Helle, staubige Pfoten… die nicht einmal mehr zucken. Viele klaffende Wunden… die tiefsten an der Kehle und in der Brust. Blutgetränkte Zähne und Lefzen, ein aufgestelltes Ohr… als würde er noch lauschen. ‘Danke…’ hatte sie ihm in dieses Ohr zugeflüstert. ‘Danke, Paleh… für alles.’ Hatte ihm mit ihrer Gabe und allem, was sie vermochte, ein letztes Mal ein wohliges Gefühl von Geborgenheit, Zufriedenheit und Glück bereitet… und ihn eigenhändig erlöst.

Von den anderen hat es bis jetzt vermutlich kaum jemand mitbekommen. Nur Tamra hatte die Spuren bemerkt, die Berys’ Tränen auf ihren staubigen Wangen hinterlassen haben. Sie haben jetzt keine Zeit für Trauer, keine Zeit zum Innehalten. So vergehen nur Sekunden, die sich wie Stunden anfühlen. Eine Berührung veranlasst Berys den Blick loszureißen von ihrem toten Wolf. Ein großer, dunkler Nachtsäbler ist lautlos neben ihr erschienen und lehnt sich mit der Schulter friedlich an die Elfe. Instinktiv legt sie die Hand in den Nacken des Tieres, krault es leicht und sucht wie von selbst nach dem Tier besonders genehmen Stellen. Vor wenigen Minuten gehörte es noch zu dem sechsköpfigen Rudel, das Paleh regelrecht zerfetzt hatte… oder zerfetzen wollte. Vier Säbler waren Berys’ Klingen zum Opfer gefallen, während der Wolf ihr Zeit mit Blut erkaufte… und schließlich selbst verlor, indem er ihr das Leben rettete. Die Großkatze gibt ein dunkles, tiefes Schnurren von sich, wie um die Elfe zu beruhigen.

Kampfeslärm schallt mal lauter, mal leiser über den Platz. Rufe in verschiedenen Sprachen - befehlend, wütend, ängstlich, qualvoll, sterbend. In den Satteltaschen der Tiere hatte Berys zwei Briefe gefunden… Schicksale, die so nicht hätten sein sollen, nicht hätten sein müssen. Sie sieht hinter sich zu den Stallungen. Später - wenn der Kampf gewonnen ist und sie es für vertretbar hält - beschließt sie zumindest diesen drei einfachen Leuten eine Chance zur Flucht geben. Diese sind für niemanden hier eine Gefahr. Jeder macht einmal Fehler und auch einer Waldläuferin kann es passieren, dass sie Fesseln nicht richtig anlegt… Ein nervöses Schnauben dringt an Berys’ Ohr und sie löst sich von ihrem Ausguck.

Jetzt gilt es wachsam zu bleiben… die Tiere zu ruhig und beruhigt zu halten… sowie auf versprengte Gegner und ihre letzten Heldentaten gefasst sein. Der Morgen graut.

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Es fühlte sich so unwirklich an. Als wäre das Bewusstsein um den Sieg noch nicht endgültig von seinem Verstand als Realität anerkannt worden. Nachdem sie die letzten Tage und Wochen kaum Ruhe gefunden hatten, nachdem er kaum eine Nacht hatte verbringen können ohne nicht bereits an die nächsten Tage zu denken, zu planen und besprechen, stand er nun hier an einem Fenster der Ödnisfeste und beobachtete wie sich in der Ferne ein neuer Morgen anbahnte. Das dunkle Nachtblau begann helleren Tönen zu weichen, sanfte Pastellfarben die bald schon in satter werdendes Gold wechseln würden, sobald die ungnädige Sonne das Brachland wieder für sich beanspruchen wird.

Gewonnen. Etwaigen Momenten von Zweifel und Unsicherheiten zum Trotz hatte ihre Truppe gesiegt. Als Kommandant hatte er nicht sagen dürfen, wenn ihm in stillen Augenblicken über seinen Karten und Berichten ungute Gedanken wie Nachtmahre verfolgt hatten. Sie waren im Vergleich zur Allianz nur wenige gewesen. Nicht jeder von ihnen war Teil des Militärs und teilte seine Ansichten zu Vorgehen und Taktiken. Dennoch hatte niemand gezögert als es darum ging für die Heimat zu kämpfen. Sie hatten Gefangene befreien können, wo sie die Tode anderer nicht hatten verhindern können. Gewonnen.

Kein Sieg ohne Preis. Der schimmernde Blick des Hochexekutors sank hinab auf den noch ruhigen, dunklen Innenhof der Ödnisfeste. Wenige Feuer tauchten die Szenerie in ein warmes Licht, und versetzte dem Verlassenen beim Anblick der aufgebahrten Gefallenen einen melancholischen Stich. Kein Sieg ohne Preis. Nur drei. Als eine simple Zahl war dies im Vergleich zu den Gefallenen auf Seiten der Allianz kaum nennenswert. Für ihre Familien, Freunde und Kameraden war dies allerdings kein Trost. Sie waren im Kampf gefallen, hatten ihr Leben für eine höhere Sache gegeben. So war es eben im Krieg. Kein Sieg ohne Preis.

Haydgar strich sich mit seiner verbliebenen Hand langsam über die Stirn als versuchte er diese unangenehmen Gedanken zu vertreiben. Drei Gefallene. Er konnte nicht einmal sonderlich viel über den Hochbergtauren Panuu sagen, den Berichten zufolge allerdings war er gestorben in dem Versuch alles daran zu setzen seinen Trupp zu schützen. Tapfer bis zum Ende hin hatte er sich gegen mehrere Gegner gewehrt bis die Übermacht ihn fällte. Blutritter Valreon Tan’delar. Kommandant der ersten Gruppe in diesem letzten Einsatz. Am Ende war er seinen Wunden erlegen. Auch über ihn wusste Haydgar nur das wenige was ihm aus militärischen Akten bekannt war, doch er respektierte diesen Blutelfen der mit seinem Leben das Überleben seines Trupps gesichert hatte. Schamane Adoeete Morgenwandler. Eine kurze Begegnung hier im Brachland, ein sanfter Riese der bis zum Schluss in einem ihm verhassten Krieg gekämpft hatte der ihn soviele Freunde und Familie gekostet hatte. Haydgar konnte dies nur zu gut nachfühlen, trotz allem war er dankbar das er in diesem Kampf nicht ebenfalls erneut hatte ein Mitglied seiner Familie hatte zu Grabe tragen müssen. Vielleicht hatte Adoeete nun also wenigstens Frieden im Tod gefunden.

Drei gefallene Soldaten der Horde. Unzählige weitere Verletzte, manche schwerer…manche leichter. Sie hatten einen entscheidenden Sieg errungen und damit hunderte, wenn nicht mehr, Leben gerettet. Sie hatten das Herz der Horde gestärkt und die Heimat verteidigt. Das mindeste was er tun konnte war dem letzten Wunsch der beiden Tauren nachzukommen und sie ihrer Erdenmutter zu übergeben. Kwatoko hatte sich bereit erklärt die Zeremonie zu leiten, so war sichergestellt das die Tauren auf Art und nach Tradition ihres Volkes beerdigt werden würden. Er hatte von Maltzahn noch am Abend nach Orgrimmar entsandt damit sie alles nötige in die Wege würde leiten können. Jetzt wo die Portale wieder ohne Probleme errichtet werden konnten, würde er dafür sorgen das jeder hier einen sicheren und raschen Weg zurück nach Hause würde haben können.

Für den Abend würde er die Beerdigung der Tauren vorbereiten, ihnen die letzte Ehre erweisen und danach bis zum Schluss abwarten bis jeder der Leute die ihm ihre Leben in den letzten Wochen anvertraut hatten, wieder zurückgekehrt war. Zurück in die Heimat.

OOC:

Heute Abend ab 19.30 sammeln wir uns zu einem letzten Abschied in der Ödnisfeste. Um 20 Uhr wird dort die Beerdigung von Panuu und Adoeete durch Kwatoko abgehalten werden. Da es wieder Portale geben wird und sich die Neuigkeiten in Orgrimmar bereits herumgesprochen haben können, können auch Trauernde, Freunde und IC Familie zur Ödnisfeste kommen. Danach wird es den Spielern möglich sein über entsprechende Portale aus dem Brachland auch wieder abzureisen.

Wir danken euch für drei wundervolle Plotwochen und freuen uns auf diesen letzten gemeinsamen Abend mit euch!

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Es war in der Nacht.
Ob schon Mitternacht? Schwer zu sagen. Gedankenverloren saß er halb aufrecht im Bett des Lazaretts. Es war ruhig, fast schon still. Neben ihn hörte er die Anderen schlafen oder unruhig hin und her wälzen.
Alpträume.
Würden sie ihn auch begleiten, wenn er schlief? Es war zwar schon mehr wie ein Tag her, sie waren grade zurück von der Mission im Brachland und dennoch hielten ihn genügend Gedanken fest. An Schlaf war nicht zu denken.

> Ich hätte dort sein müssen. < kam es ihn wiederholt in den Kopf. Nicht das erste Mal in den letzten Tagen.
Geistesabwesend strich er sich mit der rechten Hand über das rechte Knie. Es war eingebettet in einer Schiene und Verbänden. Dort war nichts, nur ein pochender Schmerz, welcher dort endete. Die Berührung der Finger kaum spürbar. Selbst die Decke konnte er nicht spüren, wie sie über beide Beine lag.

Die Augen schlossen sich, während er an den Tag dachte. Der Ruf nach heißem Pech, welches vom Turm geschüttet worden war. Eine große Gefahr, nicht nur wegen dem Verbrühen, nein. Auch weil das Zeug brennt und nicht Löschbar war. Dort wurde niemand von verletzt. Bis es knallte.
Der Blick zur Türe, welche Splitter aus Holz und schrapnellartige Scharnieren ihm entgegen kam. Wem sollte er danken, dass er noch lebte?
Der Rüstung, welche vielen Teilen die Wucht genommen hatte? Dem Lichtschild, welches doch schnell brach? Seiner Reaktion, das Schild in der Hand schnell genug gehoben zu haben? Oder dem Brunnen selbst, weil er ihn bewahrt hatte?

Kein Gefühl unterhalb des Knies. Nichts. Es war noch da. Das Knie, das Bein. Keine Schmerzen dort, wo das Scharniergeshoss die Rüstung durchschlagen hatte und das Bein traf. Keine Schmerzen dort, wo der Knochen zersplittert war. Nichts. Nichtmal ein Funken von Bewegung zu spüren.
Es war keine bewusste Bewegung der Hand. Doch tat er es, wie so oft in letzter Zeit.

Die Hilfe vor Ort war gut gewesen. So war er nicht dem Blutverlust erlegen. Dennoch fühlte er sich schuldig an dem Tod seines Bruders. Was hatte er bei dem Trupp erreicht? Nichts.
Er war unnütz gewesen. Seine Fähigkeiten verschenkt, wo sie woanders mehr gebraucht hätten könnten. Er war Schuld daran, dass er nicht helfen konnte. Doch es war geschehen und Ändern konnte er es nicht mehr. Die Goblindame war Hilfreich gewesen in Ihrem Bemühungen, das konnte er spüren und er hatte sich revangiert. Ein Schuss hatte er abgefangen, auf Kosten seiner Verletzungen. Doch war es gut so.
Schütze diejenigen, die sich nicht selbst schützen können. Ein Leitspruch, den er eingehalten hatte. Für den Moment zumindest. Seine Verletzungen waren schwer und die Rüstung war hinderlich, da die Splitter alles verklemmten.
Bis Hilfe kam konnte er nur da sitzen und warten. Sein Bein gehorchte ihm kaum, da der Splitter im Knie den Schmerz bei jeder Bewegung durch den Körper ziehen ließ. Kurz bevor Hilfe kam war ein Schuss zu hören. Ein verdammter Schuss! Keine Kraft für ein Schild, dass er in den weg werfen konnte. Kein Lichtschild, da er zu weit war.
Er hatte versagt.

>Ich hätte da sein müssen. < Abermals kamen ihm die Worte in den Sinn. Die Hilfe kam Rechtzeitg, die Goblindame konnte gerettet werden. Ein gutes Zeichen. Ein Bruder half ihm, die Splitter zu entfernen. Fahrig ließ er dabei die Rüstungsteile fallen, die er öffnen konnte. Selbst das Schild ließ er fallen. Sie waren in Sicherheit. Oder nicht?
Ein Ruf, ein Drängen. Sie mussten fort.
Wohin? Mit wem? Wer half? Wer nahm sich ihm an? Das Bein war noch nicht fertig. Dennoch, sie mussten los.
Schmerzen waren alles, was er hatte. Dumpf waren die Laute der Umgebung, doch folgte er etwas, soweit es ging.
Die erste Versammlung vor dem Tor. So viele Verletzte. Seine Brüder und Schwestern? Wenige waren zu sehen. Sein Schützling saß hoch zu Ross, aber schien bald zu fallen. Jemand in dessen Armen. Tan’delar.
Was war passiert? Er hätte da sein müssen.

Die Augen öffnen sich. Er blickt sich um. Das Lazarett war ruhig, doch leise Schritte waren zu hören. Im sanften Licht konnte erden Elfen erkennen, der Nachtwache hielt und nach den Verwundeten schaute. Der rote Schopf. Goldschimmer.
„Ihr solltet versuchen zu schlafen.“ sprach jener leise zu ihm. Stellte jedoch ein Becher neben ihm ab auf den kleinen Tisch.
„Später.“ antwortete der Ritter bloß. Er konnte den Heiler erkennen, wie er nachdachte, ihn unfreiwillig schlafen zu legen, doch nickte er nur und ging weiter.
Ein tiefer Atemzug, der Blick in die Leere des Raumes, der Dunkel an der Decke war. Die Hand streichend über das Knie.

Der Weg durch das Portal. Alleine, keine Hilfe. Schmerzen, nur Schmerzen beim Erheben, beim Laufen. Ein wackeliges Bein. Würde es halten? Es hielt.
Auf der anderen Seite das Ödland, die Feste. Viele Rufe und Laute. Ein greller Schmerz im Bein, dann nichts mehr. Kein Schmerz, kein Gefühl dort, wo vorher so viel Schmerz gewesen war. Der Boden unter ihm.
Kein Erheben möglich. Umherrollen, sitzen, wegziehen. Der Blick zum Bein. Nein, da war nichts mehr mit Laufen. Schief lag der untere Teil des Beines da. Zu schief, so sollte es nicht sein. Aber kein Schmerz dort.
Hilfe war woanders von Nöten.
So viele Verletzte. Er half wo er konnte. Sitzen ging, die Schmerzen waren weniger. Doch die Kraft, die er spendete war bald fort. Dann war dort nichts. Traumlos, Schmerzlos.

Das Erwachen danach.
Lazarett, liegend. Heiße Luft, Schmerzenslaute. Das Bein? Eine Hand greift danach. Eine Schiene. Keine Bewegung mehr möglich, zu Steif. Ein dumpfes Pochen im Knie und in der Hand. Die rechte Hand. Fest umschlungen von Verbänden. Kaum Gefühl, aber die Hand lässt sich bewegen.
Worte hörte er. Ein Heiler ließ er kommen, fragte nach wie es steht. Das Bein war hin. Ein Eingriff muss erfolgen, doch nicht hier. Tote gab es. Ritter Tan’delar.
Dumpf nickte er u d wusste, dass er versagt hatte.
„Ich hätte dort sein müssen.“ Worte für sich selbst. Seine Pflicht, den Trupp zu retten. Sein Kommando über die Ritter. Er hatte versagt.

Stumm schloss er die Augen. Tränen, vereinzelt, rinnen die Wangen hinab.
„Es tut mir leid, mein Bruder.“ haucht er in die Stille der Nacht, während er wusste, dass er nie wieder normal Laufen werde können.

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Draeus hatte versucht sich bestmöglich für den letzten Angriff vorzubereiten. Der Adept wäre seinem Mentor gern in seiner Gruppe gefolgt, doch wurde ihm dies verwehrt. Er ging schlussendlich mit Initiand Schwarzblut und schloss sich Kwatokos Gruppe an.

An den Stallungen, ihrem ersten Ziel, hatte er zumindest noch das Gefühl nützlich zu sein. Die Menschensoldaten der Allianz waren recht schnell besiegt. Auch die Schützen konnte die Gruppe schnell ausschalten. Einzig die Lichtgeschmiedete bereitete etwas mehr Probleme und brach dem Adepten noch den Arm, bevor auch sie fiel.

Kaum war der Stall gesichert und die Tiere beruhigt, sprach eine Stimme zu ihm- oder zu ihnen allen? Ein Großteil der Gruppe machte sich daraufhin auf den Weg ins Rathaus, bloß Berys und Tamra wurden bei den Tieren gelassen.

Das Rathaus lag still da, im Inneren saßen fünf Kultisten, in ihrer Mitte offensichtlich ein Dämon.

Es schien als würden sie diesen stärken. Die Robenträger wurden auf Befehl hin zeitgleich getötet, Gegenwehr gab es keine, jedoch erweckte dies dann auch gleich die Gestalt in ihrer Mitte.

Bei diesem Gegner kam der Adept sich dann aber doch recht nutzlos vor. Er war gut im Schilden, ein wenig Licht konnte er auch an seine Waffe binden, jedoch waren seine Lichtangriffe eher schwacher Natur. Das Wesen schien Immun gegen alle ihrer Angriffe, einzig das Licht schien ihr ein wenig auszumachen oder sie zumindest überraschen. Sie verdrehte Schwarzblut den Kopf und schwächte auch die anderen Gruppenmitglieder mit ihren Angriffen, im Endeffekt dann aber auch sich selbst, indem einer ihrer Zauber schief ging. Auch ihren Partner schien sie dabei mit in den Tod gerissen zu haben, dieser war glücklicherweise nur kurz ein Teil des Kampfes gewesen.

Der Kampf war gewonnen, Draeus sammelte noch die Briefe und das Buch ein um es später dem Hochexekutor zu überreichen, als sie bereits in die Burg zur Verstärkung gerufen wurden.

Sie waren erfolgreich und konnten auch hier die bereits stark angeschlagene Gruppe unterstützen und die restlichen Gegner niederstrecken.

Die Allianz schien geschlagen, die Soldaten sammelten sich draußen beim Hochexekutor, der nun auch das Buch von dem Adepten bekam. Dies verriet, dass sie Allianz noch an diesem Abend Verstärkung erwartete. Das Sammeln der eigenen Truppen dauerte etwas, aber es konnten alle zurück in die Ödnisfeste teleportiert werden, wo es nun darum ging die Verletzten zu versorgen.

Draeus machte sich nützlich wo er konnte, trotz kaum Kraft und einem gebrochenen Arm. Der Einzige dem er nicht helfen konnte, war sein Mentor. Weder im Kampf konnte er ihm beistehen, noch konnte er helfen ihn zu heilen und sein Leben zu retten.

Die Nachricht vom Tod des Ritters traf ihn schwer, trotz der kurzen Zeit als sein Schüler, hatte er ihn doch gern. Nach außen hin versuchte der Adept seine Trauer möglichst nicht zu zeigen, es gab gerade wichtigeres, nur am Abend des Folgetages dann, war er deutlich ruhiger, in sich gekehrt und ständig in Gedanken. Er hätte sicher helfen können oder es zumindest versuchen, wäre er nur mit ihm gegangen oder nicht komplett ausgelaugt gewesen und nun war es zu spät.

Essen und Trinken verweigert der junge Elf, selbst noch als sie bereits wieder in Silbermond angekommen sind. Niemanden schien sein Kummer zu interessieren, weshalb er sich gleich nach Ankunft am Ordenshaus in seine Kammer zurückzog und dort allein Tränen vergoss. Bis auf einen kurzen Lazaettbesuch um seinen Arm und die anderen Verletzungen weiter behandeln zu lassen, verbrachte er auch den gesamten Folgetag dort.

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Dunkle Nacht umgibt ihn, nur von den wenigen Feuerschalen am Wegesrand erhellt. Es ist still in dieser Nacht, so als wolle diese ihn nicht stören. Sein Blick ist in den Himmel gerichtet, an dem die Sterne funkeln, aber kein Licht zu spenden vermögen. Er ist froh um die Stille und die Dunkelheit um ihn herum, so kann er in Ruhe seinen Gedanken nachhängen. An diesem Tag sind sie nach Orgrimmar zurück gekehrt, nach mehreren Wochen an der Front, die ihm… nein, nicht nur ihm, ihnen allen so viel abverlangt hat. Doch so ganz findet seine Seele noch keine Ruhe und so hat er sich von der Seite seines Gefährten entfernt und ist davon geschlichen. So sitzt er hier, auf der kleinen Terrasse der Schenke Zum Wyvernschweif. Er wird ihm keine Sorgen bereiten, zumindest nicht im Moment. Und er weiß, das Azzuron sicher mal wieder nicht schläft und drinnen wartet, das er wieder an seine Seite zurück kehrt, um zu ruhen. Aber noch nicht… die letzten Tage müssen erst irgendwie verarbeitet werden, sonst wird er für lange Zeit keine Ruhe finden, dazu kennt er sich einfach zu gut.

Das Auspeitschen war ziemlich schmerzhaft gewesen, obwohl er auch irgendwie gemerkt hatte, das sich der Hochexekutor da doch irgendwie zurück hielt. Vermutlich hatte er seine Schwäche an diesem Tag bemerkt… die Schwäche, die sich über die ganzen letzten Wochen angesammelt hatte. Verletzungen die er sich eingefangen hatte, dessen Folgen er aber nicht bedachte, indem er sie nicht richtig behandeln lies. Sind ja schließlich nur Kratzer gewesen, aber die Infektion die er sich da eingefangen hatte, hatte das wohl anders gesehen… dann die ständige Hitze und das er an einem Tag nicht genug getrunken hatte, wie ihn die Dehydrierung zu Boden riss und dann der kurze Blackout. Ohne die geschickten Hände einiger Heiler hätte er die letzten Wochen wohl kaum überstanden. Dafür war er ihnen sehr dankbar. Noch vor einigen Jahren wäre es ihm egal gewesen, nun aber nicht mehr. Für so viel Leichtsinn hätte er sich am liebsten geschlagen.

Sacht streichelt er das schlafende Löwenjunges in seinem Schoß, das sich dort zusammen gerollt hatte und nun schläft. Er hat ihr den Namen Nhaama gegeben und irgendwie passt er zu dem Tier. Damals hat er sie nicht zurück lassen können, sonst wäre sie jetzt vermutlich schon tot und vermutlich hätte er sich das nicht verziehen. Er hat schon einmal ein Kind im Stich gelassen, das wird ihm nicht noch einmal passieren… Er wird auf sie aufpassen, bis sie irgendwann in der Lage ist, es selbst zu tun.

Der Aufbau der Feste war gar nicht so schlimm gewesen, zumindest, nachdem diese Goblin seine Wunden auf dem Rücken verarztet hatte, sodass er ordentlich mit zupacken konnte. Leider hatte er ihren Namen vergessen, sonst hätte er sich noch einmal bedankt. Anschließend hatte er leere Vorratsäcke mit Sand gefüllt und diese dann zusammen mit Steinen und Schutt in die Löcher der Mauer gestopft. Von den Löchern gab es insgesamt vier, also war da einiges zu tun. Immer weiter lief ihm der Schweiß über die Haut, vermischte sich mit dem Staub und dem Dreck, der sich mit der Zeit auf der Haut angesammelt hatte und wohl irgendwann nur noch mit viel Wasser und Seife wieder fort zu spülen war. Oh wie er sich auf ein ausgiebiges Bad freute! Zwar war er wohl kein typischer Stadtelf, aber er legte doch einen gewissen Wert auf Körperpflege… wer wollte denn schon stinken?
Diesmal achtete er auch darauf, immer genügend zu trinken, schließlich nutzte er anderen nichts, wenn er dehydriert herum lag und nichts tat. Ab und an beobachtete er die anderen bei ihren Tätigkeiten die Feste wieder flott zu kriegen, bevor der nächste Angriff der Allianz folgen würde… und das tat er fast immer. Dieser folgte natürlich schneller, als man meinen konnte, denn eine Explosion erfolgte, gefolgt von einem Beben, das ihn fast zu Boden gehen lies… Es stellte sich heraus, das man von weiter weg wohl eine Art Geschoss auf sie abgefeuert hatte und dieses war wenige Meter vor ihren Toren explodiert… als dann auch noch festgestellt wurde, das der Sprengsatz wohl auch noch Azerit enthielt, bekam er es doch ein wenig mit der Angst zu tun… denn wenn der Feind zu solchen Mitteln griff, waren sie wohl im Vorteil… schnell ging dann die Arbeit weiter, sie wollten fertig werden, bevor der nächste Angriff erfolgte.
Irgendwann kamen andere von ihren Missionen zurück, während er gerade dabei war das letzte Loch in der Mauer zu stopfen. Als dies erledigt war, machte er sich auf den Weg zu Kor’torsha, um dieser Bericht zu erstatten. Das Brummen von Motoren erweckte die Aufmerksamkeit der Leute in der Feste… Gyrokopter flogen über die Feste hinweg und die Insassen warfen irgendwas ab. Er hörte es mehrmals klirren, so als würde Glas zerspringen, dann wurde er von rotem Nebel eingehüllt. Hustend taumelte er aus der Wolke heraus, Übelkeit und Schwindel erfasste ihn… wie er zu Boden ging bekam er schon gar nicht mehr mit.

Er kann sich nur noch vage an verzerrte Traumbilder erinnern… eine Orc, die ihn ein paar mal geohrfeigt hat. Ein Schaf, das um ihn herum wackelte und an seinen Haaren zu kauen begann… an den Rest erinnert er sich nicht… aber an das aufwachen.

Ihm hatte der Schädel gebrummt, so als wäre er von einem Haufen Kodos überrannt worden… und von draußen hörte er Stimmen… schwankend erhob er sich und griff sich an den Kopf, da ihm noch ein wenig schwindelig war. Wie lange er wohl weggetreten war? Hoffentlich nur einige Minuten, denn dann konnte er noch kämpfen, sollte die Allianz angreifen. Langsam trat er aus dem Lazarett heraus, wobei er sich nicht mal erinnern konnte, wie er dorthin gelangt war, und erblickte dann die Leute, die er in den Wochen zuvor schon im Lager erblickt hatte. Viele waren verletzt und ein paar fehlten auch… Seine noch eher zaghaften Schritte führten ihn an Azzurons Seite, der eine Elfe auf den Armen hielt, die scheinbar auch verletzt war. Von ihm erhielt er ein paar leise Informationen… anscheinend waren einige getötet worden in der letzten Schlacht, was ihn sehr bestürzte… aber das war nun mal ein Teil des Krieges… es gab immer Verluste… Azzu brachte die Elfe noch ins Lazarett, dann beschlossen sie, sich auf den Weg nach Hause zu machen. Die Schlacht war geschlagen. Wer wusste schon, für wie lange.
Nachdem sie Nhaama geholt hatten, machten sie sich auf den Weg zum Portal, um von dort aus nach Orgrimmar zu gelangen. Recht schnell hatten sie sich in der Taverne eingefunden, um sich auszuruhen.

Tief atmet er die kühle Nachtluft ein. Er ist wirklich müde, aber das schon seit Wochen… vielleicht ist ja jetzt ein wenig Zeit sich auf andere Dinge zu besinnen. Die körperliche Müdigkeit wird sicher schnell vergehen, nur die seelische wird vermutlich immer ein kleiner Begleiter von ihm sein. Apropos kleiner Begleiter… Nhaama regt sich langsam in seinem Schoß und rollt sich nun anders herum, will dann wohl weiter schlafen. Ja, es wird wohl Zeit schlafen zu gehen. Vorsichtig hebt er das Löwenjunge auf seinen Arm und tappst auf leisen Sohlen wieder in die Taverne hinein, begibt sich neben Azzuron in die mit Fell bedeckte Hängematte und schmiegt sich an ihn heran. Worte fallen keine, dafür spürt er, wie sich der Arm des Jägers um ihn schlingt. Fast schon beschützend. Mit ihm an seiner Seite kann nichts passieren, jetzt und auch in Zukunft nicht. Für einige Momente ist er in Gedanken noch bei den Verstorbenen der Schlacht und betet, das diese dort, wo auch immer sie nun sind, Ruhe finden. Dann holt ihn auch schon bald der Schlaf ein.

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Silbermond. Hätte man ihm vor drei Jahren gesagt, dass er jemals Erleichterung beim Anblick dieser Stadt empfinden würde, er hätte gelacht. Silbermond war die letzte Lösung gewesen, ein wenig gewolltes Refugium, und doch das einzige, das ihm geblieben war. Es war erstaunlich, wie sehr sich sein Blick in den vergangenen beiden Jahren verändert hatte. Und noch erstaunlicher war, dass es ihn nicht störte, sondern im Gegenteil willkommen war.

Behutsam lenkte er den schwebenden Teppich die Stufen hinab, die am Ordenshaus der Blutritter vorbei zum Königlichen Markt. Sonnenglut war gleich nach der Ankunft durch das Portal zum Arkaneum aufgebrochen, um ihr Konstruktpferd dort abzugeben, und eigentlich hätte er mit dem Teppich ähnlich verfahren sollen. Doch zum Einen war es spät in der Nacht, sodass es ohnehin niemanden stören würde, wenn das Artefakt erst am kommenden Tag den Weg zurück fand, zum Anderen brauchte er es, um nach Hause zu gelangen.

Er hatte während dieser Mission mehrfach darauf hingewiesen, dass er im Feld Schutz bedurfte, vor allem, wenn er Magie wirken sollte. Er war Wissenschaftler, Forscher und ganz sicher kein Soldat, der magische Flammen gegen die Feinde werfen konnte oder mächtige Arkanschilde entstehen lassen. Er sah Dinge, die andere nicht sahen, und er zwang Leute, Dinge zu tun, die sie sonst nicht tun würden. Für beides aber brauchte er Konzentration über einen längeren Moment, den er nicht in der Lage war, auf etwaige Soldaten mit Speeren zu achten, die es womöglich auf ihn abgesehen hatten.

Bedauerlicherweise hatte der Blutritter darauf keine Rücksicht genommen, als er den Sturmangriff auf diese Schmiede befohlen hatte. Und ebenso bedauerlicherweise hatte niemand den Menschensoldaten davon abgehalten, ihm, Vaeren, den Speer in den Bauch zu rammen. Es zeugte von einer gewissen Ironie, dass Vaeren in diesem Moment keinen Schmerz verspürt hatte, sondern lediglich Unglauben, Zorn und die bittere Erkenntnis, dass ihn ausgerechnet jetzt der Tod zu ereilen drohte, da Sterben für ihn keine Option darstellte. Er war bei dieser Mission überaus erfolgreich gewesen, er hatte mehr über Leere gelernt und gesehen als im ganzen Jahr zuvor, er hatte seine Expertise mehr als einmal unter Beweis gestellt und er hatte die Kontakte geknüpft, die er brauchte. Vor allem aber wollte er zurück nach Silbermond. Nach Hause.

Der Teppich schwebte gemächlich durch das nächste Tor, wich einem turtelnden Pärchen aus, das erschrocken zur Seite sprang. Vaeren spürte das Ziehen im Bauch bei der Bewegung, aber es war kein Vergleich zu dem ersten Schmerz, der der Erkenntnis der Verwundung gefolgt war, als wollte er dem Geist genug Zeit lassen zu begreifen, ehe er sich über ihn legte und ihn erdrückte wie eine Decke das aufflackernde Feuer. Und zum ersten Mal seit ihrem Aufbruch war er dankbar gewesen, Sonnenglut an seiner Seite zu haben, die nicht fragte und nicht diskutierte, sondern einfach handelte. Und ihm womöglich das Leben gerettet hatte.

Alles, was danach geschehen war, kannte er nur aus den Erzählungen anderer. Er hatte dem Blutritter gesagt, dass Meister Gala’rit nicht zu unterschätzen sei. Nun war der Blutritter tot und Gala’rit verschwunden. Letzteres war ein Ärgernis, aber die Vernichtung des Turms war für Vaeren noch viel ärgerlicher. Wenn es einen Ort gegeben hatte, an dem er Hinweise auf die Funktionsweise dieser Leerenanker und Gala’rits Forschungen hätte finden können, dann in dessen Refugium, das Augenzeugen zufolge in einem Inferno aus Leere und Felfeuer in sich zusammengebrochen war.

Es war wohl vor allem Sonnengluts Künsten zu verdanken, dass er sich nun, zwei Tage später, kräftig genug fühlte, in seine eigene Wohnung zurückzukehren. Die Vorstellung, noch einen Tag mehr im Lazarett unter lauter stöhnenden, stinkenden Verwundeten verbringen zu müssen, hatte seine Genesung zusätzlich beflügelt. Wobei er ehrlicherweise eingestehen musste, dass “Genesung” sicher zu hochgegriffen war. Er konnte sich bewegen, ohne auf dauernde Hilfe angewiesen zu sein. Wie lange es dauern würde, bis er tatsächlich wieder ganz hergestellt war, konnte er aufgrund mangelnder Erfahrung nicht sagen. Sicher war nur, dass er tatsächlich Narben aus diesem Einsatz mitnahm. Zwei Narben, eine Menge Erkenntnisse und Inspirationen, einen Speicherkristall, der auf Auswertuzng wartete, und Bekanntschaften, die sich vielleicht als nützlich erweisen könnten. Vor allem aber lebte er, und er war zurück, und das war in dieser Nacht das Wichtigste.

Die Translocationskugel des Treppenhauses brauchte ihn sicher auf die Schwelle seiner Wohnungstür, die auf einen magischen Impuls hin aufschwang. Drei Wochen war er fort gewesen, und auch, wenn es ihm wie drei Monate erschienen war, hatte sich hier nichts verändert. Sauber und ordentlich erstreckte sich die Wohnung vor ihm im Licht der aufflammenden Arkanlichter. Und still.

Vaeren befahl dem Teppich mit einem Wink, sich im Flur aufzulegen, ehe er sein Gepäck mit einer weiteren Handbewegung in den Wohnbereich schweben ließ. Gewöhnlich hasste er es, Dinge aufzuschieben, doch auspacken würde er heute Nacht nicht mehr. Alles in ihm schrie nach der Dusche, um den Dreck abzuspülen, den seine Magie während des Einsatzes verborgen gehalten hatte, und dann … sollte er Bescheid sagen, dass er zurück war. Nein, nicht erst danach, korrigierte er sich in Gedanken, als er bereits auf dem Weg ins Bad war. Es waren nur drei Worte, die er in seinem Geist formte und von denen er wusste, dass Irathas sie wahrnehmen würde, wenn er nicht bereits schlief.
“Ich bin zurück.”

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Schwere Stiefelschritte erklingen auf dem nächtlichen Silbermonder Pflaster - eine langsame, müde Melodie. Die Erschöpfung steckt Berys tief in allen Gliedern, als ihr Weg sie von der Gruppe der Rückkehrer mitsamt Geleit hinfort in Richtung des städtischen Anwesens des Fürsten Elrennon führt. Angenehm kühl streicht die Nachtluft über ihr sonnenverbranntes Gesicht, das notdürftig vom Dreck befreit nicht länger allzu offensichtlich die Spuren ihrer Tränen und des Verlustes zeigt. Sie lächelt nicht und es bleibt ein angestrenger Zug um ihre Augen wie Mundwinkel. Bleischwer wiegt die Trauer um den Tod von Valreon, mit dem sie im Krieg der Dornen und in der Schlacht um Unterstadt Seite an Seite gestanden hat. Schwer wiegt auch die Trauer um den Tod ihres Wolfes Paleh, den sie von klein auf aufgezogen und über viele Jahre hinweg ausgebildet hat. Trotz der nahezu unversehrten Heimkehr hat diese Nacht keinen Raum für die erlösende Leichtigkeit eines Gefühls von Sieg und Triumph. Ein ganzer Tag war nach der Schlacht um Fort Triumph noch vergangen in der drückenden Hitze des Brachlandes, für sie vor allem ein Tag der Rast und des Wartens. Der Abzug war beschlossen gewesen und viele hatten die Zeit dringend gebraucht, um überhaupt für die Reise wiederhergestellt zu sein. Um Valreons sterbliche Überreste hatte seine Einheit sich gekümmert, bei der Versorgung der Verletzten konnte Berys nur sekundär helfen und eine nächste Mission gab es nicht mehr vorzubereiten. So hatte sie sich hauptsächlich um die aus dem Fort der Allianz erbeuteten vier Pferde und zwei Nachtsäbler gekümmert, sie versorgt und betreut. Funktionieren und tun, was getan werden muss.

Verfolgt wird die heimkehrende Elfe in Silbermond von zwei dunklen Schatten auf acht lautlosen Pranken, von keiner einzigen Wolfspfote. Auf der rechten Schulter trägt sie Sattel und Taschen des gefallenen Begleiters. Die vier Pferde hatte Sinralia ihr abgenommen, um sie Berahin für den Stall der Einheit zu übergeben. Viel Zeit hatte Berys nicht gehabt, unter den zehn im Stall die vier geeignetsten auszusuchen, sodass sie da hauptsächlich auf ihren gesunden Tierverstand und ihre Intuition setzen musste. Die beiden Großkatzen sind bei ihr geblieben und ihnen gilt auch der erste Weg nach der Rückkehr in die Heimat, auch wenn ihr Herz sich längst nach anderem sehnt. Dankbar für die in der Nacht minder bevölkerten Gassen begibt sie sich mit ihnen zielstrebig zu den Stallungen und bringt sie im von den Schreitern und anderen Fluchttieren separierten Bereich unter. Wenige Worte, mit einem der Stallburschen gewechselt, werden die beiden Tiere zumindest für einen Tag gut versorgt sein lassen. Lange verweilt sie nicht in ihrem Stall, hebt sich die Bestandsaufnahme für einen der kommenden Tage auf und hinterlässt nur mehr die Nachricht für ihre Herrschaften, dass sie wieder zurückgekehrt sei. Dann geht es wieder hinaus.

Müde und erschöpft schlurft Berys mehr als dass sie geht durch die von Laternen erleuchteten Straßen, es ist bereits tief in der Nacht als sie ihren letzten Gang vor dem ersehnten Schlaf antritt. Längst kennt sie den Weg so gut, dass sie ihn beinahe mit geschlossenen Augen gehen könnte. Nimmt kaum etwas wahr von ihrer Umgebung, die Augen gerade einmal einen Spalt weit geöffnet - ohne ein Bewusstsein dafür, wie ihre Gestalt von außen wirken mag. Einzelne Passanten machen einen kleinen Bogen um die Elfe mit der staubigen, verkratzten Rüstung. Ein Geruch nach wochenaltem Schweiß, nach Wolf und Raubkatze umgibt sie. Auf dem Rücken trägt sie noch immer Bogen und Köcher, um die Hüften den Waffengurt mit Schwert und Dolch. Sie lässt das Ordenshaus der Blutritter links liegen, biegt auf den Königlichen Markt ein und passiert schließlich einen etwas pikiert dreinblickenden Pförtner. Lahmen Schrittes geht es die Treppe hinauf und in eine dunkle, leere Wohnung. Celyan hält heute länger als sonst im Ordenshaus die Stellung und ist noch im Dienst… Langsam und zielstrebig geht die Elfe quer durch den Wohnbereich und in das Schlafzimmer, indirekt beleuchtet vom Schein der Stadt durch die großen Fenster. Bleibt stehen. Endlich. Und beginnt die Schnallen und Verschlüsse von Leder und Kette an ihrem Körper zu lösen. Berys schält sich regelrecht aus den verschiedenen Lagen ihrer Rüstung und lädt sie nach und nach neben dem Rüstungsständer zu einem ordentlichen (und überaus stinkenden) Stapel ab. Ganz zuoberst… das letzte Teil, dessen sie sich entledigt: Ein schmutziges, zerknittertes, verschwitztes (einstmals helles) Hemd.

All ihre Wunden von diesem Einsatz sind bereits wieder verheilt - zu sehen ist nur mehr ein leichter, rosiger Kratzer auf ihrer Stirn, sowie die Ahnung einiger Wunden von Schrotkugeln rechts an der Hüfte. Der leichte Sonnenbrand im Gesicht weicht inzwischen einer sich beginnenden Bräune. Sie faltet das Hemd ordentlich und bettet es regelrecht auf dem staubigen und sandigen Stapel Ausrüstung, streicht mit den Fingerspitzen sacht darüber. Vielleicht hat es ihr wirklich Glück gebracht… wahrscheinlich nicht, aber ihr gefällt zumindest die Vorstellung. Sie dreht wie ferngesteuert und magisch angezogen ab, um sich in das seit Wochen herbeigesehnte Bad zu ergeben. Im Zwielicht der nicht erleuchteten Wohnung kennt sie keinen anderen Weg als den in die Dusche. Sich ein Mal, zwei Mal, drei Mal gründlich zu waschen… endlich den fürchterlichen Gestank und den Schmutz von Haut und Haar loszubekommen, der ihre Ausrüstung noch immer wie eine beißende Aura umgibt. Die Augen fallen ihr bereits zu, doch auch ihr Haar wäscht sie noch ein drittes Mal… um sich endlich und schließlich gründlich abzutrocknen und im Halbdunkel nahezu blind den Weg in das leere Bett zu finden. Nur noch ein Gedanke: Celyan dürfte bald aus dem Ordenshaus zurückkehren. Hoffentlich bald, lang wird sie nicht mehr durchhalten. Berys taucht zwischen die kühlen, wohlriechenden Laken ab und genießt den Luxus einer Matratze, um mit einem tiefen, erleichterten Aufatmen wider allen Vorsätzen wach zu bleiben binnen weniger Sekunden einzuschlafen. Er wird sich schon bemerkbar machen…

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Es war mittlerweile fast Mitternacht. Die Waschräume der Kaserne auf dem Falkenplatz waren leer. Fast. Eigentlich hatte Cereborn diese Zeit schon immer bevorzugt, um sich zu waschen. Mit der Phobie war es nie leicht, sich zu säubern, wenn jemand zusah. Doch zurzeit gab es noch einen weiteren Grund für seine eigenartigen Waschzeiten.

Vor nicht einmal zehn Minuten war er aus dem Schlaf aufgeschreckt. Schweißnass. Zittrig. Es war nur eine routinierte Bewegung aus dem Handgelenk, mit welcher er die Kerzen entzündet hatte, ehe er sich in den Waschräumen umsah und auf seinen neu ernannten Nemesis zutrat: Der große Wandspiegel. Es war eine Katastrophe. In jeder Hinsicht. Von der einst hüftlangen, rabenschwarzen Mähne waren mehr als zwei Drittel dem Feuer zum Opfer gefallen. Zweckmäßig hatte er die Haare zum Mittelscheitel gekämmt. Das mit dem Zopf funktionierte ohnehin nicht mehr. Die geteilten Haare gingen ihm bis zur Brust, aber es war kein Vergleich zu seiner geliebten Haarpracht, die er nun verloren hatte. Die rechte Hand strich unwillkürlich die Haare entlang, während er sich seinen desolaten Zustand im Spiegel besah.

Nicht nur die Frisur war Zeugnis seines Versagens, auch der Miene war seit seiner Rückkehr der Stempel der Gebrochenheit aufgezwungen. Unter feinen Brandwunden, die vermutlich noch verheilen werden zeichneten sich tiefe Augenringe, sowie ein leerer und vollkommen ausgelaugter Blick ab. Die Alpträume waren ihm nach dem Krieg nicht neu, aber noch nie waren sie so schlimm. Er hatte schon lange nicht mehr das Bedürfnis verspürt, sich einfach dem Rausch hinzugeben, wenn er Abends vor dem Gedanken erschauderte, sich dem Reich der Träume zu überlassen. Sich der Ungnade seiner Dämonen zu überlassen. Aber seit der Zeit auf der Ödnisfeste überkam es ihm wieder. Auch jetzt. Und er musste kämpfen. Er hatte es versprochen.

Die Finger umspielten eine Strähne. Gaben dann einige Haare von ihr frei. Noch mehr. Noch etwas mehr. Bis er nur noch drei bis vier Haare umfasste. Abscheu. Ekel. Wenn er sich diese derangierte Frisur ansah, überkam ihn der pure Ekel vor sich selbst. Ganz davon abgesehen, was in seinem Nacken wartete. Das Feuer hatte einen guten Teil seines Rückens, sowie des Nackens und des Hinterkopfes verbrannt. Ein etwa handgroßer Streifen seiner Haare fehlte daher komplett am Hinterkopf. Nur noch ein Verband war dort zu finden. Es würde Monate dauern, bis die Haare lang genug waren, um diesen Fleck der Schande zu verbergen. Vielleicht Jahre, bis dort selbst wieder Haare wachsen würden. Wenn überhaupt.

Die Abscheu überkam ihn. Wut. Frust. Verzweiflung. Er umfasste die drei bis vier Haare feste, bis sich die Haare in seine Finger beinahe hineinschnitten. Dann löste sich der Druck. Mit einem sich fast erlösenden Schmerz hatte er sich die Haare ausgerissen. Blinzeln. Dann sah er auf die Haare in seiner Hand. Das war keine Option. Er durfte nicht ein neues Ventil suchen. Hastig schüttelte er die Hand, um die Haare einfach zu Boden gehen zu lassen. Gab sich eine schwache Backpfeife. Den Kopf klar bekommen. Es war nur ein Traum.

Nur ein Traum, in dem er schon wieder fast verbrannt wäre.
Nur ein Traum, der sich so sehr nach brennendem Schmerz angefühlt hat, dass er aus ganzer Kehle geschrien hatte, als er erwachte.
Nur ein Traum, der ihm so eine beschissene Angst macht, dass er sich nicht wieder ins Bett legen kann, ohne zu zittern.
Nur ein Traum, der ihn dazu verleitet, sich einfach Schnaps in den Rachen zu kippen, bis der Körper sich den traumlosen Schlaf mit Gewalt holt.
Nur ein Traum, der ihn dazu gebracht hatte, sich schmerzhaft Haare raus zu reißen.

Nur ein Traum.

Es hatte eben auch seine Schattenseiten, ein Illusionist mit lebhafter Fantasie zu sein.

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