[H] [ICU] "Wanderer" rekrutiert ...nicht

[Im Griff] - Part II

Das Schweigen, das auf die Frage folgte, tat beinahe weh. Und dauerte eine Ewigkeit an. Die Hände, in welchen sie zuvor ihr Gesicht begraben hatte, glitten langsam an jenem herab und offenbarten den überaus verwirrten Blick, mit welchem sie den Elfen neben sich nun anstarrte. Man sah ihr an, dass sie versuchte, in seinem Gesicht zu lesen, ob er sie gerade auf den Arm nehmen wollte. "Huh?" sagte sie dann nur und blinzelte ihn an. Sie setzte sich langsam auf, die Beine im Schneidersitz, den Blick noch immer auf Oona gerichtet. "Was soll die Frage?" Die Verwirrung wich langsam, stattdessen machte sich so etwas wie Ärger in ihrem Ausdruck breit.
Der Dämonenjäger sah nicht so aus, als würde er scherzen. Er hob eine Braue an und wiederholte die Frage, langsamer, so als hätte er es mit verschiedenen Sprachen zu tun, die einer geistigen Übersetzung bedürften. Wusste der Geier, was ihn dazu bewogen hatte. Aeshma jedenfalls wusste es nicht und allmählich war es Oonayepheton, der vor lauter Geschrei in seinem Kopf eine Wortwiederholung im Außen brauchen würde.
"Nein!" entgegnete sie ihm empört. Dabei entglitt ihr die Stimme ein wenig, wodurch sie sich etwas quietschig anhörte. Mit der rechten Hand griff sie nach dem freien Kissen hinter sich und schleuderte dieses dem Dämonenjäger mitten ins Gesicht. "Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber ich bin nicht für ne schnelle Nummer zwischendurch zu haben."
Sie warf Oona einen gekonnt bösen Blick zu, ehe sie sich herumdrehte, ihm den Rücken zukehrte und sich daran machte, ihre am Abend zuvor abgelegten Rüstungsteile wieder anzulegen.
Das Kissen abzufangen war ein flüssiger Reflex. Er legte es wieder beiseite und Linndriel konnte den seltsamen Blick im Nacken spüren, der auf ihr lastete. "Kein Grund zu grollen", erwiderte er beinahe freundlich. "Der Punkt ist", und jetzt konnte sie das Lächeln hören, "ich schon. Dann und wann. Hätte ja sein können."
Er verschränkte beide Arme hinter dem Kopf und schlug die Knöchel übereinander. Beobachten tat er sie dennoch. Aeshma blendete er vollkommen aus. Irgendwann würde der Dämon aufgeben. Deal war Deal.
"Das war mir bewusst. Irgendwie", murmelte die Elfe leise, aber dennoch hörbar, höchst beschäftigt damit, an ihren Stiefeln herumzunesteln. Linndriels schmaler Rücken, das einzige, das der Elf gerade von ihr zu Gesicht bekam, hatte etwas sehr verletzliches an sich. Zierlich, als könnte er schwere Lasten nicht lange tragen, ohne zu zerbrechen.
Die Braue hob sich ungesehen noch ein wenig höher. "Klingt nicht so, als würdest du das befürworten." Das Lächeln war geschwunden, aber sein Tonfall klang noch immer freundlich, beinahe milde.
"Für mich ist das etwas besonderes, nichts um sich die Zeit zu vertreiben oder für ein bisschen Spaß oder was auch immer. " Sie war fertig damit, ihre Stiefel zuzuschnüren und drehte sich nun wieder zu Oona um. Ihr Blick war schwierig zu deuten, allerdings schien die aufsteigende Wut bereits wieder abgeklungen, wirkte sie nun eher bedröppelt als verärgert. Mit einer Hand strich sie sich die ins Gesicht gefallenen Locken beiseite und seufzte leise.
"Macht es das weniger besonders, wenn es die Zeit vertreibt oder Spaß macht?" Die Frage war kein Scherz. Er schien jedes Wort vollkommen ernst zu meinen. So ruhig er im Außen wirkte so sehr kämpfte er damit, seinen Dämon im Zaum zu halten. Er wollte nicht, dass der sich auf die übliche Art und Weise einmischte. Weswegen, konnte er gar nicht wirklich sagen. Vielleicht, weil er gewollt werden wollte. Ohne Zwang. Ausnahmsweise. Aber das hätte er nicht einmal zugegeben, wenn ihm bei lebendigem Leib das Kochen und Abziehen der Haut gedroht hätte.
Linndriel schien einen Augenblick lang ernsthaft über die Frage nachzudenken, ehe sie antwortete. "Ich... Nein, aber ich glaube einfach, dass es für mich eine vollkommen andere Bedeutung als für dich hätte und das... Naja. Gefühle und sowas. Du weißt schon." Irgendetwas hatte sie aus dem Konzept gebracht. Sie warf Oona noch einmal einen komischen Blick zu und ließ sich dann wieder rücklings aufs Bett, fallen, die bestiefelten Füße auf dem Boden stehend.
"Ah hmm, du unterstellst mir also, dass ich keine Gefühle dabei habe." Der seichte Spott war wohlwollender Natur. Dann schwenkte der Tonfall um. Unvermittelt war er wieder ernsthaft. "Bist du überhaupt schon einmal berührt worden?" Der Dämonenjäger schien keinerlei Intimitätsgrenzen zu kennen. Die Direktheit, die seit der ersten Frage Einzug gehalten hatte, behielt er bei. Er macht keinerlei Anstalten, sie anzufassen und wahrte die Distanz, die die Elfe selbst wählte, mit Mühelosigkeit. Aeshma seinerseits hatte er vollkommen zum Schweigen gebracht.
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"Ich weiß es nicht, hättest du Gefühle dabei?" Sie drehte sich auf den Bauch herum, winkelte die Beine an und stützte ihr Kinn in die Hände, während sie Oonas ernsten 'Blick' erwiderte. "Ich bitte dich, nur weil ich nicht mit dir ins Bett steige, bin ich noch lange nicht prüde.. es gab da schon Mal welche. Aber es war scheinbar nicht das richtige, sonst wäre ich jetzt nicht alleine."
Jetzt ruckte die zweite Braue ebenfalls in die gute Gesellschaft der ersten, bevor beide dicht über der Augenbinde zusammenschossen. Er griff sich mit der linken Hand ans Herz und verzog das Gesicht, als habe ihn etwas schmerzlich getroffen. Das scharfe Lufteinziehen unterstrich die theatralische Geste. Er ließ sich Zeit damit, sie wirken zu lassen, und löste den Gesichtsausdruck nur langsam wieder auf. "Interessant." Das war alles, was er danach trocken dazu bemerkte.
"Interessant?" Nun war es an ihr, eine Braue zu heben und Oona fragend anzublicken. Dass er sich auch immer alles aus der Nase ziehen lassen musste. Sie streckte die Hand aus und boxte ihm sachte mit der Faust gegen die Wade, die einzige Stelle, die sie erreichen konnte, ohne sich von der
Stelle zu bewegen. "Was meinst du damit?" Die zur Faust geballte Hand löst sich langsam und die dünnen Finger glitten an dem beinverhüllenden Stoff herunter, wo sie auf dem dünnen Laken verharrten.
"Deine Wortwahl. Prüde. Ein ziemlich verurteilendes Wort. Schonmal so genannt worden? Wäre mir nämlich nicht eingefallen. Du wirkst genau so auf mich, wie ich gesagt habe. Unberührt." Un-ge-rührt sagte er das. Sie konnte seinen Blick abweichen spüren, nur minimal drehte sich das Gesicht ihrer Hand nach, aber er ließ es geschehen, ohne zu intervenieren.
Die Finger neben Oonas Bein spielten mit dem Laken, den Blick auf das Stück Stoff in Oonas Gesicht gerichtet, sich zum wiederholten Male wünschend, sie könnte ihm in die Augen blicken und erkennen, was sich dahinter verbarg. Sie wusste nicht so recht auf seine Worte zu antworten, weshalb es eine Weile dauerte, ehe sie den Mund öffnete, um etwas zu sagen. "Ich dachte darauf wolltest du anspielen."
"Prüderie hat nichts mit Erfahrungswerten zu tun." Der Fokus kehrte unsichtbar, aber spürbar und intensiver zurück. "Ist ziemlich mies, jemanden so nennen, nur weil man keinen Stich landen kann." Er deutete ein Schulterzucken an. Dann schwenkte der Tonfall um und Neugier stand ihm ebenso ins Gesicht geschrieben wie absolute Gewissheit. "Du hattest solche Gedanken aber bereits. Bezüglich meiner Person und meines Körpers." Er fragte nicht, ob es vielleicht auch anders gewesen sein könnte. "Was hast du dir da ausgemalt?" Die Frage war schamlos. Das Lächeln dazu ein gewinnendes - und es hatte nichts impertinentes. Es wirkte sympathisch und so rücksichtslos er gefragt hatte, so harmlos wirkte seine ganze Haltung.
Linndriel entglitten die Gesichtszüge ein wenig. Augenblicklich schoss ihr die Röte in die Wangen, denn im Gegensatz zu dem Dämonenjäger besaß sie ein ziemlich deutliches Schamgefühl. Langsam zog sie die Hand, welche zuvor noch vor seinem Bein verharrte, wieder zurück und fuhr sich bemüht beiläufig über die heißen Wangen. "Ich habe mir gar nichts ausgemalt, Doofkopf." Ihre Stimme war zu einem undeutlichen Nuscheln geworden und ihr Verhalten ziemlich auffällig. Selbst ein Blinder hätte gesehen, dass sie versuchte der Frage zu entkommen.
Oonayepheton biss sich auf die Lippen und presste sie noch einen weiteren Augenblick aufeinander, um sich ein etwaiges Lachen zu verkneifen. Man konnte es dennoch hören, als er antwortete. "Doch hast du. Ist doch nichts dabei. Du willst nicht drüber reden, hm? Muss dir nicht peinlich sein." Von der Farbe ihrer Wangen sah er nichts, nur dass ihre Hautfarbe dunkler wurde - der Herzschlag schneller und ihre Wärmesignatur sich anders verteilte. Dann lachte er doch sein lautloses blitzendes Lachen und unvermittelt, aber nicht allzu schnell, rutschte er ins Sitzen, beugte sich nach vorn und pflückte ihr die Hand aus dem Gesicht. "Nicht verstecken." Der sanfte Tadel ging in ein weiches Lächeln über und ihre Hand hielt er mit Zeige- und Mittelfinger lose in der Luft. "Also?" Lockerlassen war keine seiner Stärken.
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"Warum tust du mir das an?" jammernd vergrub sie den Kopf nun im Laken, wenn schon nicht in den Händen. Ein leises quietschen war zu vernehmen, offenbar schrie sie in die Tiefen der Matratze hinein. Als sie ihren Kopf wieder anhob, wirkte sie etwas aus der Puste. Und noch röter als zuvor. "Was hast du dir denn vorgestellt, hm?" Eine Gegenfrage, von der sie direkt nachdem sie sie ausgesprochen hatte wusste, dass sie sie besser nicht gestellt hätte. "Nein, sag besser nichts", warf sie schnell nach, entzog ihre Hand seinem Griff und drehte sich vom Bauch zurück auf den Rücken. Sie schloss die Augen und versuchte tief durchzuatmen.
"Was ich mir vorgestellt habe, was du dir vielleicht vorgestellt hast?" Den kleinen Anfall hatte er zunächst abgewartet, aber sein Tonfall klang deutlich belustigt, wenn auch nicht auf die bösartige Art und Weise. "Ich weiß nicht? Ich denke nicht viel nach - darüber, was andere denken. Ich frage lieber." Die Stichelei klang heraus. Und er nahm die Hand langsam zurück. Seinen unsichtbaren Blick konnte Linndriel nach wie vor spüren wie ein Leuchtfeuer.
"Ist es nicht eigentlich ziemlich arrogant von dir davon auszugehen, dass ich mir überhaupt etwas mit dir vorgestellt habe? Vielleicht finde ich dich ja auch überhaupt nicht attraktiv." Die Augen waren noch immer geschlossen und die Röte wich langsam aus ihrem Gesicht. Linndriel verschränkte fast instinktiv die Arme vor der Brust.
"Nein", lautete dann doch tatsächlich die Antwort. Und die Erläuterung ließ nicht lang auf sich warten. "Dein Körper verrät dich. Die ein oder andere kleine Geste oder Reaktion. Also.. sollte ich dir mit meiner ersten Frage zu nahe getreten sein, dann tut es mir leid, aber ich dachte, ich hätte die Signale richtig aufgefangen. Wie nun der einzelne damit umzugehen pflegt, ob du dir vielleicht eine blumigere Umwerbung vorgestellt hättest.. das allerdings sagt mir dein Körper nicht. Nur dass du nicht abgeneigt gewesen wärst." Der Halbdämon mit dem Erscheinungsbild eines Elfen klang ernsthaft und ebenso ernsthaft zuckte ein flüchtiges Lächeln ungesehen über seine Züge, bevor es wieder verschwand.
"Es interessiert mich tatsächlich, welche Phantasien dich beschäftigen. Vielleicht kann ich ja etwas lernen?"
"Du bist heute ganz schön anstrengend, weißt du das eigentlich?" Die Augen wurden wieder geöffnet und genervt schielte sie zu ihm hinauf. "Was tun meine Phantasien überhaupt zur Sache? Phantasien finden doch am Ende eh nur im Kopf statt, dann können sie doch auch dort bleiben." Sie verzog das Gesicht zu einer Mischung aus einem Schmollen und einem verzweifelten Hilferuf und schien zu den Göttern zu beten, dass Oona irgendwann Ruhe geben würde.
Der Laut, irgendeine Mischung zwischen Summen und Lachen, klang äußerst gut gelaunt und so sah er auch aus, bevor er auf die Knie rutschte, die Hände rechts und links von ihrem Kopf platzierte und sich über sie beugte, so dass sie sich ihm spiegelverkehrt gegenübersah. Schielen konnte sie so weiterhin, dieses Mal aber nicht, weil sie die Augen nach ihm verdrehen musste, sondern weil nur noch eine Handbreit Abstand zwischen ihrer beiden Nasen verblieben war. "Eigentlich", sagte er langsam und leise und seine Stimme hatte einen samtigen und weichen Unterton, "finde ich mich gar nicht so anstrengend." Sein lose gebundener Zopf war nach vorn gefallen und baumelte über seine linke Schulter. Erst jetzt fiel auf, wie lang er wirklich war - oder lag es doch an der plötzlichen Distanzlosigkeit? Oonas Mund lächelte - kurz. Dann war es nur noch der flüchtige Atem, der die Luft zwischen ihren Gesichtern verband.
Die Augen der Elfe weiteten sich zu der Größe eines Balls, als Oona sich auf einmal über sie beugte. Mit aller Kraft versuchte sie, sich in das Bett zu drücken und, wenn auch nur einen Hauch, Distanz zwischen ihnen zu schaffen. Nicht, weil es ihr unangenehm war, ihm nahe zu sein, sondern, weil sie krampfhaft versuchte, zu widerstehen. Und natürlich wollte sie ihm nicht die Gunst des Sieges gönnen. "Du bist so ziemlich der anstrengendste Kerl, der mir je begegnet ist", erwiderte sie mit ebensolcher samtweichen Tonlage. Sie starrte einfach nur zu ihm hinauf, der Körper angespannter als ein Brett. Ihre Lippen waren einen Fingerbreit geöffnet und das Herz schlug so laut, dass es wohl noch vor der Tür zu hören sein musste.
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"Wie anstrengend .. genau?" Er dehnte die Silben, während sein Gesicht den Abstand, den sie zu gewinnen suchte, kontinuierlich verringerte. Die Zeit bog sich unter dem Auskosten jedes einzelnen Mikrometers, den sein Nachrücken vernichtete. "Sehr..? Sehr-sehr..? Oder... Sehr-sehr-sehr?" Mit der letzten Silbe war es beinahe so, als würde die Bewegung seiner Unterlippe bereits an ihrem Mund zu spüren sein. Seine Haarspitzen streiften erst und legten sich dann über ihre Schulter ab.
"Höllisch... anstrengend." Der innere Kampf, der soeben in ihr stattfand, neigte sich dem Ende zu und sie würde verlieren. Sie hätte sich der Situation noch entziehen können, doch wollte sie das wirklich? Er war verdammt verführerisch. Und es hatte sie bereits das eine oder andere Mal Überwindung gekostet, sich nicht darauf einzulassen, aber jetzt? Sie griff mit der Hand nach dem Zopf, ließ das Haar sacht durch ihre dünnen Finger gleiten und spielte für den Hauch einer Sekunde daran herum, bis sie vorsichtig aber dennoch bestimmt daran zog, um die letzten Millimeter, die ihre Lippen voneinander trennten, zu überwinden.
Und abermals war es ein winziger Laut, gezielt und bewusst den Genuss der Lage intonierend, den er von sich gab und in den Kuss fließen und ersticken ließ. Ihr Wortspiel sagte seinem Intellekt ebenso zu wie der triumphale Sieg über ihr Schamgefühl. Sollte sich hinter der unbeschrieben wirkenden Fassade doch eine Untiefe finden lassen, so würde er sie ergründen. Selbst Aeshma sandte so etwas wie flüchtige Zustimmung - und Interesse - aus.
Er ließ sich Zeit und beschränkte sich feinsinnig auf das Erspüren ihres Willens und ihrer Reaktionen. Mochte er auch auf dem Parkett keine zwei geraden Schritte nacheinander vollführen können, es gab Tänze wie eben diesen, die er virtuos zu meistern verstand.

Hozier - Take me to Church
https://www.youtube.com/watch?v=PVjiKRfKpPI
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...Arhythmie war eine ebensolche Kunst wie Takt. Sie befeuerte Wahnsinn und Chaos. Das [...] mochte Zufall sein. Vielleicht aber auch nicht.
Free (feat. Svrcina) // Produced by Tommee Profitt
https://www.youtube.com/watch?v=uyxr9qcQHqM
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[Déjà-vu]

Oonayepheton hockte an der Bettkante. Die nackten Füße standen fest auf dem Boden, der tief gebeugte Rücken lehnte schwer auf den Ellenbogen, die ihrerseits auf den Knien lasteten. Das Gesicht war gegen die Wand gerichtet und der Ausdruck wirkte entrückt. Um seine Hüften war der Teil des Lakens geschlungen, den er beim an den Rand rücken absichtslos mitgezogen hatte.

Sch.eiße. Er wusste nicht wie oft er das Wort eigentlich gedacht hatte, seit er hier saß, aber es kam ihm selbst vor wie eine Endlosschleife. Selbst der Dämon wirkte allmählich genervt. "Kannst du auch irgendwas anderes denken, Depp? Lies doch zur Abwechslung mal ein Lexikon", grollte Aeshma. Der Dämonenjäger schnaubte leise, das blieb die einzige Regung nach außen.

Das ist alles kaum ein Vierteljahr her. "Und?!" Oh ja, Aeshma war angesäuert. Na, ich dachte ernsthaft, ich wäre ausgeglichen und- Hier stockte der Gedankengang. "Ach, haben wir grade einen postkoitalen Epiphaniemoment?", höhnte der Dämon. "Lass den Sch.eiß, das steht dir nicht!" Quatsch. "Dann was?!" Ich hab mich aufgeführt wie der letzte P.enner. "Na und?! Das wars doch, was alle in dir sehen wollten." Aeshma klang ungeduldig - seine verständnisvolle Ader traf der Dialog grade nicht unbedingt.

Tja. Die Frage ist, als was ich eigentlich gesehen werden will.

Aeshma stöhnte und es klang nach erheblicher Nervenbelastung. "Du klingst als hättest du gesoffen." Danke! Besoffene und Kinder sagen ja bekanntlich immer die Wahrheit, ätzte Oonayepheton in Gedanken zurück. Eigentlich gar keine so schlechte Idee, ich sollte mal was trinken. Unwillkürlich drehte sich der Kopf dem unberührten Weinschlauch zu. Aber weiter rührte er sich nicht. "Wenn das irgendwas besser macht, dann… JA. TRINK." Der Dämon grollte noch immer mit ihm. Wie auch anders, die Ausgangsbasis der Situation hatte sich ja nicht geändert.

Nein, macht es nicht. Habe ich in Silbermond auch schon gesagt und meine Meinung hat sich nicht geändert. Irgendwie wünschte ich nur, ich hätte… oder wäre… ach, ist egal. An der Vergangenheit lässt sich ohnehin nichts mehr ändern. "Wie RECHT du hast." Die Gedankensignatur des Dämons troff vor Zynismus.

Jetzt halt dich einfach mal zurück, wenns recht ist. Oonayepheton vergrub das Gesicht in beiden Händen und rieb sich über Stirn, Nase und Wangenknochen, während das laute Schweigen des Dämons fast noch anklagender war, als hätte er ihn weiter kritisiert.

"Kann ich jetzt wieder?" mischte sich Aeshma ungalant wieder in die Stille. Ein abermaliges leises Schnauben des Dämonenjägers war die Antwort. Der Dämon schien das als Zustimmung zu sehen. "Hör einfach auf damit! Der ganze Sch.eiß bringt dir rein gar nichts! Hast du in Dalaran schon gesehen, siehst du jetzt grade. Oder denkst du die Wände in Zuldazar sind schlauer? Starrst Steine an. Idiot!" Das Seufzen zwischen den Handflächen hindurch war lautlos. Nicht einmal die Schultern mit den beiden scharf und tiefschwarz konturierten Schriftzeichen über den Schulterblättern hoben sich merklich.

Zu Steinen hab ich auch schon genug gesagt, meinte der Dämonenjäger im Stillen.

"Ja zu der Kleinen da. Und? Dein ganzes Wissen nutzt dir auch einen Sch.eiß, solangs keiner hören will." Sehr plötzlich schwiegen beide. Dann merkte der Dämon auf. "Warte - das willst du also? Nicht dein Ernst." Oonayepheton brauchte einen Moment, bevor er antwortete. Ich weiß nicht, was ich will, darüber waren wir uns doch klar.

"Dann solltest du mal so langsam klarkriegen, was du willst. Vielleicht fängst du mit dem TRINKEN an, isst was und gehst pennen. Den Rest der Agenda hast du ja abgehakt."

Die Logik war bestechend. Egal ob er wollte oder nicht, er musste Aeshma recht geben - was er auch tat. Trotzdem. Ich muss hier raus. Das macht mich alles verrückt.

"Ja. Kannst du dir morgen überlegen! Wird ja wohl irgendwas geben, womit du dich ablenken kannst, verdammt nochmal!" Morgen, bestätigte Oona. Und griff nach dem Schinkenstück.

Julia Michaels - Heaven
https://www.youtube.com/watch?v=shHTYg-rOAg

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[Verhandlungssache]

Die schwer gerüstete Magierin zügelte ihren Wolf, als sie eine bekannte Augenbinde erblickte. „Nein, ist das nicht der Beutelose Jäger aus Dalaran?“ Die Elfe klang fast amüsiert.
Oonayepheton wirkte abwesend, vielleicht in Gedanken. Der Himmel über dem Hafen hatte sich bereits verdüstert und war in tiefe Nacht getaucht. Irgendwie sah der illidari unschlüssig aus, so als warte er auf etwas oder wisse nicht recht wohin. So an der Hafenecke unter einer Fackel platziert hätte das durchaus Missverständnisse aufrufen können. Als er angesprochen wurde, hob er den Kopf. Der Fokus traf die Magierin spürbar und er nickte ein sachtes, knappes Nicken. Bevor er sichtbar …schauderte? Und die Stirn runzelte. Er hatte fast das Gefühl, die Umrisse der Magierin doppelt zu sehen.
„Habt Ihr mittlerweile eine neue Beute gefunden? Oder zumindest eine Aufgabe?“ Die Direktheit der Frau hatte keine Spur nachgelassen. Wenn überhaupt möglich war sie noch impertinenter als bei ihrer letzten Begegnung.
„Euch auch einen guten Abend“, versetzte der Dämonenjäger beinahe mit zynischem Beiklang. „Und selbst? Spukt Ihr noch immer Wildfremden im Kopf herum?“
Die Sin’dorei ließ ihren Wolf etwas näher laufen. Das Tier sah grimmig aus, was vielleicht auch seinem beschlagenen Reitgeschirr anzulasten war. Ein leises Knurren war dennoch zu hören.

Just da kam Linndriel, ein Brötchen in der Hand haltend, aus dem Gasthaus gestiefelt, den Mund bis zum Rand voll. Vor dem Eingang blieb sie stehen und sah sich kurz um, ehe sie Oona ausmachte und sogleich zu einem schnelleren Schritt ansetzen wollte, bis sie die Fremde erblickte. Fragend hob sie eine Braue und ging langsam auf die beiden Sin’dorei zu, einen weiteren Bissen nehmend, sich auf ein begrüßendes Nicken beschränkend.
„Manchmal“, meinte die Elfe auf dem Kriegswolf gerade lieblich säuselnd.
Oonayepheton schürzte langsam die Lippen, kurz drehte sich sein Gesicht zu Linndriel und dann wieder zurück auf die Magierin. „Hatte nichts anderes erwartet.“ Ob es Absicht war, dass er nicht auf die Fragen antwortete? Vielleicht hatte er auch nichts dazu zu sagen. „Was treibt Ihr denn hier in dieser illustren Stadt voll trollischem Pomp und ausgerechnet im schönen Teil?“ Ob der Hafen nun ausgerechnet als schön bezeichnet werden konnte, stand zu Recht in Frage. Kurz hob er den Kopf in den Himmel, als der nun wieder seine Pforten aufriss. Wie nett. Da war man grade sauber und dann schon wieder klamm.
Der Blick der Magierin streifte die neu dazugekommene Elfe. Beinahe hätte sie schon etwas bedrohliches gehabt haben, so in Schlachtrüstung, das Gesicht unter einer Maske verborgen. Der Gruß fiel lediglich mit einem freundlichen Kopfnicken aus, dann widmete sie sich wieder dem Dämonenjäger und sagte: „Hier hört man die meisten Gerüchte und trifft die interessantesten Leute.“ Der übliche kleine zandalarische Schauer verdampfte auf der Elfe regelrecht.
Linndriel grummelte leise vor sich hin. Sie hob eine Hand über den Kopf, als würde das etwas nützen, und kaute weiter auf ihrem Brötchen herum. Nichts sagend verfolgte sie den Wortaustausch der Beiden.
„Was hört man denn so?“ interessierte sich der Illidari verbal, keineswegs allerdings in Tonfall oder Mimik. Das Nieseln hörte ja netterweise bereits wieder auf. Zandalar war ebenso launisch wie der Dämonenjäger, wie es schien.
„Meistens, dass wieder irgendein Zwerg herumbuddelt, wo er nichts zu suchen hat. Oder das verrückte Elfen wie Touristen in der Stadt umherirren.“ Was für eine Antwort.
Oonayepheton zog die Nase kraus und runzelte abermals die Stirn. „Touristen. Wie schön. Was tust du denn heute? Oh ich gehe mir die degenerierten Ruinen unserer neuen Verbündeten ansehen. Ach nein! Ach ja! Da komme ich mit. - Solche Touristen?“
Der Wolf knurrte erneut leise und schüttelte sich unruhig. Seine Reiterin ließ eine Hand unter seine Rüstung gleiten und er hörte auf zu knurren. Die Elfe blickte den Jäger wieder an und nickte bestätigend. „Genau solche Touristen.“
Oonayepheton murmelte etwas, das sich verdächtig nach ‚…A.rsch offen‘ anhörte. Er machte im Übrigen keinerlei Anstalten, die beiden Sin’dorei einander vorzustellen. Es würde wohl seine Gründe haben. Oder?
Die Gestalt, die verdoppelt mit auf dem Wolf saß, wenn man das so nennen konnte, bewegte sich und den Dämonenjäger beschlich das fatale Gefühl, von mehr als zwei Augenpaaren angestarrt zu werden. Oonayepheton strahlte zunehmende Anspannung aus. Der Fokus wich jedenfalls nicht mehr von der Magierin ab. Oder deren Richtung. Er sagte nichts und fragte nichts, aber Linndriel kam die Haltung seltsam bekannt vor. Ebenso fokussiert hatte er die Dunkelhaarige angestarrt, die dieses Ding nach ihnen geworfen hatte. Im Gegensatz dazu war aber hier keinerlei provokante Haltung am Tag.
Linndriels Blick wanderte zwischen den beiden Elfen hin und her, als versuche sie zu ergründen, woher sie sich kennen mochten. Sie machte ein paar Schritte in Oonas Richtung und stellte sich neben ihn, der Elfe auf dem Wolf einen undeutbaren Blick zuwerfend.
„Hmmm, habt Ihr Angst vor Wölfen?“, säuselte die gerade und ließ sich aus dem Sattel gleiten. Sie schickte den Wolf ein wenig auf Abstand, was das Tier wohl nur zu gerne tat. Vielleicht war eher er es, der keine Dämonenjäger mochte.
Oonayepheton schenkte dem Wolf keinerlei Beachtung, selbst, als dieser sich trollte. Der Fokus blieb weiterhin auf der Schlachtenmagierin liegen. „Ohja, unheimliche. Ich sch.eiße mir grade ins Höschen“, versetzte der Dämonenjäger trocken. „So ganz allein unterwegs seid ihr mit und ohne Wolf nicht, was?“
Die Magierin lachte leise auf. „Was treibt Euch denn zu dieser Vermutung? Seht Ihr schon Geister, oder habt Ihr vielleicht zu tief in den Krug geblickt?“
„Schätzchen, die Krüge in die ich zu blicken pflege, sind nicht so schattig wie Euer Zwilling.“ Er bleckte die Zähne, kurz, zu etwas, das deutlich missbilligend wirkte. Dennoch nahm er keine angriffslustige Haltung ein.
Linndriel hob bei Oonas Worten verwirrt eine Braue, betrachtete die Fremde eingehender. Wovon sprach er da?
Ein weiteres Mal ließ die Magierin ein leises, perlendes Lachen hören und nahm dabei eine vollkommen gelöste Körperhaltung ein: „Schatten. Schatten ist gut.“ Ihr „Schatten“ bewegte sich dieses Mal nicht wie sie. Eher blieb die Haltung neutral, bevor er sich Rücken an Rücken zu der Magierin stellte.
Linndriel kniff die Augen zusammen und versuchte angestrengt zu erkennen, was die beiden meinten. Doch so sehr sie sich auch bemühte, alles, was sie sah, war die eine Elfe, sonst nichts.
Oonayepheton hängte seine Hand an seinem Schultergurt ein, an dem die Gleve und die Waffe befestigt waren, die einer Gleve wohl ähnelte, aber dennoch von vollkommen anderer Beschaffenheit zu sein schien. Er ‚hmte‘ zu den Worten und abermals wirkte er unschlüssig, wenn auch nicht irritiert. „Was schleppt Ihr denn da mit Euch herum? Eine alte Freundin aus Kindertagen?“
Linndriel warf Oona einen Blick zu, als sei er beschränkt. Wovon zum Teufel sprach der Mann?!

Die Magierin ließ ihre Augen zu Linndriel huschen, nachdem sie sich selbst wieder beruhigt hatte. Ein stechender Blick, was aber wohl der Maske verschuldet war. Dann sah sie zurück zu dem Dämonenjäger und näherte sich ihm. Sehr nah, sollte er es zulassen, sogar bis an sein Ohr heran.
Oonayepheton straffte sich unwillkürlich. Blieb aber stehen. Unangenehm schien ihm jedenfalls weniger die Magierin zu sein als das DING, das ihr auf dem Fuße folgte.
Die Sin’dorei flüsterte ihm leise ins Ohr: „Wollt ihr sie sehen? Ich möchte ja nicht, dass Ihr Euch fürchtet.“
Linndriel beobachtete die Annäherung mit verengten Augen, sagte aber weiterhin nichts, beließ es bei einem tödlichen Blick. Der letzte Rest des Brötchens verschwand ein wenig grob in den Mund gestopft und ebenso intensiv zerkaut. Sie ließ die Fremde nicht aus den Augen.
Oonayepheton begann leise zu knurren. Ein offensichtlicher und offensiver Reflex. Das Grollen verebbte nur langsam. „Ich SEHE sie bereits. Und WAS… wenn Ihr die Güte hättet zu erläutern, IST sie.“ Das alles klang wenig nach Frage, eher nach Aufforderung. Die unmittelbare Nähe floh er nicht, dass sie ihn unter Spannung setzte, war deutlich an der Haltung abzulesen.
Die Magierin ging wieder auf einen normalen Abstand und drehte ihm dabei den Rücken zu. Eine knappe Handbewegung neben ihrem Körper sollte seinem Blick eine freie Bahn gegeben haben. Zumindest für den Moment, wo er ihren Rücken im Blick hatte. Der Schatten wurde für einen kurzen Augenblick sichtbarer. Und wirkte fast schon Jugendlich. Eine reine Seele. Auch wirkte sie kurz nicht mehr wie ein blankes Ebenbild der Magierin. Eher verlor sie den Bodenkontakt und nahm die Gestalt einer kleinen, fraulichen Version eines Geistheilers an. Das Licht war gezügelt, aber es hüllte die gesamte Kreatur ein. Ketten waren um die Handgelenke der Geistheilerin angebracht worden. Sie sah dennoch nicht aus, als würde sie unter irgendeinem Zwang stehen. Folgte sie der Magierin freiwillig?
Oonayepheton schnaubte leise, der kritische Ausdruck wich für Bruchteile von Sekunden einer Irritation, die er ebenso körperlich ausstrahlte. Die Brauen gerieten in ein seltsames Spiel; offenbar wussten sie nicht so recht, welchen Ausdruck sie spiegeln sollten.
„Sagt mal, von was sprecht ihr hier eigentlich gerade?“ warf Linndriel ein. Verwirrt und ein wenig genervt dreinschauend wanderte ihr Blick zwischen den beiden hin und her, eine Antwort auf die Frage erwartend.
Oonayepheton schien die Antwort auf diese Frage wohl eher der Magierin überlassen zu wollen. Sein Gesicht war aber deutlich in die leere Luft gerichtet, wo eben diese nicht stand, wohl aber das, was er sah. Was auch immer es war. Das seltsame Mienenspiel hatte sich noch immer nicht entschieden, was es ausstrahlen wollte.
Die Magierin vollführte erneut die knappe Handbewegung und der Schleier legte sich wieder über die Sicht des Dämonenjägers - die Gestalt verschwamm zu einem Schemen. Dann blickte sie hinüber zu Linndriel: „Werdet etwas älter und lernt vielleicht…hmmm…100 Jahre etwas über die unterschiedlichen Magiearten und vielleicht noch ein paar Ausflüge in die Abteilung der Priesterschaft. Vielleicht wisst Ihr dann auch, wovon wir sprechen.“ Sie sagte es fast mit einem Augenzwinkern in der Stimme. Eine einfache Antwort wäre wohl zu einfach gewesen.
Linndriel zog eine Schnute und verschränkte die Arme vor der Brust. „Seh’ ich so aus, als hätte ich Zeit für so 'n Sch.eiß?“ grummelte sie der Elfe entgegen, offensichtlich schwer beleidigt ob der Aussage.
Langsam hoben sich beide Brauen des Dämonenjägers und wusste der Geier weswegen, er griff mit dem freien Arm nach Linndriel, um sie ganz an sich heranzurücken. Das Stolpern, das das auslösen würde, nahm er billigend in Kauf. Und war das ein Tätscheln? „Schon gut“, bemerkte er außerdem. Es war nicht so ganz klar, in welche Richtung das gehen sollte. „Also, wovon reden wir da? Doch nicht wirklich von … dem, wonach es aussieht?“
„Ich weiß nicht wofür Ihr Zeit habt und wofür nicht.“ Die Elfe blickte wieder zu Oona, als wäre die andere Elfe fast schon ihre Zeit nicht wert. Oder nicht amüsant genug. Ihm dagegen antwortete sie ordnungsgemäß: „Ja, zumindest in der Grundlage.“
Linndriel strauchelte etwas ungelenk und knallte unsanft mit dem Kopf gegen Oonas Schulter. Sie warf ihm einen genervten Blick zu und starrte dann die Sin’dorei an. Sie würde sie wohl am liebsten angesprungen und zerfetzt haben. Der Drang danach wuchs mit jedem weiteren Wort, das der Schlange aus dem Mund kam.
Oonayephetons Hand löste sich sogleich auch wieder von dem Arm, den sie gefasst hatte. Stattdessen schlang er den Arm lose um Linndriels Taille und hakte den Daumen an ihrem Gürtel ein. Es hatte verdächtig etwas von anleinen. Wenn man es näher betrachtete. „Wie kommt man zu solchen Freunden?“ hakte er nach, der Ausdruck dazu war vollkommen neutral zu nennen.
„Ganz einfach. Suchen, finden, Fortschritte beobachten und im geeigneten Moment tätig werden“, sagte die Magierin.
Bemüht unauffällig versuchte Linndriel die Hand des Elfen von ihrem Gürtel zu lösen. Inzwischen hatte sie ein Lächeln aufgesetzt, das ungefähr so echt aussah, wie ein Haufen Dreck nach Gold.
Der Dämonenjäger tat sich keinen Zwang an, ein missfallendes Schnauben zu äußern. „Jedenfalls scheint Ihr Freunde nicht durch Reden zu gewinnen. Soviel ist mal klar.“ Das Thema schien er beinahe als abgehakt zu betrachten. Das Gerangel an Linndriels Gürtel hingegen sah nicht unbedingt danach aus, als würde sie es gewinnen. So jedenfalls nicht. Die Hand schloss sich nur fester.
Mit einem verzweifelten Seufzer ließ sie von Oonas Hand ab, allerdings erst, nachdem sie ihn bemüht kräftig in den Daumen gekniffen hatte. Das ‚Lächeln‘ erhielt sie aufrecht und beglückte die Elfe vor ihnen mit diesem wunderbaren Anblick.
Die beobachtete die beiden Elfen etwas. Schmunzelte sie? „Was sollte daran auch in diesen Zeiten erstrebenswert sein? Es reicht, wenn andere diese Arbeit übernehmen.“
Der Tritt nach Linndriels Fuß traf punktgenau eine Millisekunde später. Der Illidari begann ebenfalls zu lächeln, fein, nur die Mundwinkel hoben sich - in Richtung der Magierin. „Arbeit. Soso. Na wenn Ihr meint.“
Linndriel verkniff sich den Aufschrei, stattdessen zuckte sie zusammen und zog scharf die Luft ein. Langsam drehte sie den Kopf, bis sie aus dem Augenwinkel Oonas Gesicht anschielen konnte. Sie zückte den Ellbogen, welcher aufgrund ihres Körpergewichts zugegebenermaßen ziemlich spitz war, und rammte ihn Oona in die Seite.
Die Magierin bemerkte schmunzelnd: „Ja. Arbeit. Jeder hat in irgendeiner Weise eine solche. Wenn auch manche…“ Sie blickte den Elfen eindringlich an und dann kurz zu Linndriel. „…wenn manche ihre Arbeit mehr der holden Weiblichkeit widmen.“
Oonayepheton ächzte lautlos, verkniff sich aber ein Krümmen und ruckte an Linndriels Gürtel, ohne ihr ganz das Gleichgewicht zu zerstören. Aber ins Straucheln bringen, das hatte die Aktion wohl vorgehabt. Dann erst antwortete er. „Schätzchen, wenn ich fürs f*cken Gold kriegen würde, wäre ich der König von Azeroth. Mit einem sch.eißvergoldeten Schwanz.“
„Aha, so so. Wenn Ihr das so aufgreift. So einer seid Ihr also. Ich hatte ja eher eine andere Vermutung.“ Fast schon unschuldig-schockiert blinzelten die Augen der Magierin über der Maske, gekonnt aufgesetzte Schauspielerei.
Oonayepheton - gewappnet auf die nächste Strafaktion der Elfe neben ihm - erwidert nur deshalb so vorsichtig und nicht verärgert: „Keine Ahnung was Euer Öhrchen grade gehört hat oder Euer Gehirn verarbeitet… jedenfalls scheint Ihr grade gründlich etwas misszuverstehen.“
Die Magierin lacht auf: „Oder Ihr mich? Lasst lieber Euer Hündchen nicht an zu enger Leine. Sonst fangen sie an dauerhaft zu beißen.“
Der Dämonenjäger löste beinahe augenblicklich den Griff um Linndriels Gürtel. Hündchen. Na die Reaktion wollte er sehen. Und nicht etwa ihr im Wege stehen. Das feine Lächeln hob sich etwas weiter.
Leise Fluchend strauchelte die Elfe erneut gegen Oona. Ihre Hand wanderte unauffällig zu seiner Kehrseite und würde sich sogleich mit zwei Fingern darin vergreifen, kräftig zukneifen und nicht so schnell wieder loslassen. Die Konversation hatte sie nicht allzu aufmerksam verfolgt. Vielleicht auch besser so.
Oonayepheton zuckte zusammen und verspannte sich. Mochte sie sich wenigstens die Finger ein bisschen anstrengen, wenn sie schon kneifen musste. „Scheint Euer Glückstag zu sein, Magierin“, sagte er gepresst. „Wer weiß schon, wen die Hunde beißen - am Ende.“
Die Magierin legte beobachtend die rechte Hand an ihre Maske, Zeige- und Mittelfinger im Winkel anordnend. „Ihr seid ja so süß.“
„Definitionssache“, erwiderte der Dämonenjäger beinahe ohne Luft zwischen Aussage und Aussage. „Kann man von Euch weniger behaupten. Bisschen steif, würde ich sagen. Glück für Euch, dass Ihr nicht quietscht beim Laufen.“ Das war boshaft gewesen. Vielleicht der Anstrengung geschuldet.
Bevor sie ihre Hand wieder zurückzog, kniff Linndriel noch einmal besonders fies zu, wohl eine Warnung, sich dieses Mal nicht zu revanchieren. Die Aufmerksamkeit richtete sich wohl oder übel wieder auf die Elfe. Es war Linndriel mehr als deutlich anzusehen, was sie von ihr zu halten schien.
Und nein, eine Revanche folgte nicht, nicht einmal ein Abweichen des Fokus von der Magierin. Nur die Mundwinkel des Dämonenjägers zuckten in Richtung Boden.
„Quietschen? Na bei dem vielen Regen wäre das kein Wunder.“ Wie heraufbeschworen nieselte es auch just in jenem Moment erneut, was allerdings wieder an der Rüstung verpuffte, „Aber da haben unsere werten Kriegerfreunde eher Probleme.“
„Die mich ebenso einen Sch.eiß interessieren“, sagte der Illidari formvollendet freundlich. Es passte nicht zu seiner missmutigen Miene. „So. Die Damen? Ich gehe jetzt. Wünsche einen schönen Abend.“ Der Tonfall versprühte so viel Toxin, dass es ein reines Wunder war, dass er keine grünen Wolken ausdampfte. Und er machte bereits die Anstalten dazu, sich der Hafentreppe zuzuwenden.

"Dann wünsche ich viel Spaß. Aber ich möchte bezweifeln das Ihr HIER sonderlich viel Spaß haben werdet. So unausgelastet wie Ihr seid." Die Magierin nahm die Hand wieder herunter und winkte dabei leicht mit selbiger ab.
Oonayepheton stieß lediglich ein lautes Knurren aus. Stellte sich die Frage, wer hier der bissige Köter war. Es drängte sich unweigerlich das Bild eines gesträubten Nackenfells auf. "Pisst Euch fern, Euer Fachgebiet liegt ganz gewiss vollkommen woanders!" Der erste Schritt war ein rigoroser, weit ausgeholter in die bereits angepeilte Richtung.
"Man kann hier schon Spaß haben. Das Gasthaus bietet gemütliche Betten und die Zimmernachbarn beschweren sich nicht über den Lärm", kommentierte Linndriel trocken.
Seine Ohren zuckten bei Linndriels Worten und er blieb stehen, um halb den Kopf zurückdrehen. Bei Sargeras. Das war jetzt nicht ihr Ernst.
"Dann scheint Ihr ja nicht sehr gut zu sein", erwiderte die Magierin beiläufig zu der Elfe und zurück zu dem Herrn blickend, "Wenn Ihr etwas anderes ausprobieren wollt, kann ich Euch problemlos mit mir nach Orgrimmar nehmen und ihr könnt Euch in der Stadt nach ein paar speziellen Gerüchten umhören."
Linndriel entgleisten die Gesichtszüge.
Oonayepheton erstarrte. Dieses ungute Gefühl war wie im Nest einer Shivarrabrutmutter gefangen darauf zu warten, dass Köpfe abgerissen wurden. Aeshma meldete sich zum ersten Mal seit Stunden zu Wort. Der Satz war bezeichnend. Der Dämon war derart verblüfft - und begeistert - dass er ihn nur flüsternd artikulierte. "F*ck die Henne."
Einen solchen Gesichtsausdruck wie gerade hatte noch nie zuvor irgendwer an der Elfe gesehen. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn aber sogleich wieder. Es war deutlich zu sehen, wie sehr sie mit sich rang, der Elfe nicht einfach an die Gurgel zu gehen. Wofür entscheiden? Scheinbar konnte - oder wollte - sie sich nicht halten, machte einen Satz nach vorn und stürzte auf die Magierin zu. Nicht einmal mit gezückten Waffen, einfach auf die gute alte "mit Händen und Füßen" Art.

[dice Attack; SG 75 - rolled 21; failed]
[dice Spell; SG 50 - rolled 93; strike]
[dice Intervention; SG 93 - rolled 90; no consequences]

Die Magierin breitete geradezu ihre Arme empfangend aus und erwartete ihren Angriff. Doch bevor Linndriel auch nur zudrücken konnte, ließ die Elfe ihre Angreiferin erstarren und lediglich für den Dämonenjäger den Grund ersichtlich werden. Mit seiner magischen Sicht würde er als einziger sehen können, dass sich zwei Schwerter in der Elfe versenkt hatten. Aber weder blutete Linndriel, noch schien sie größeren Schaden genommen zu haben. Sie war einfach erstarrt. Wohl ein reiner Bannzauber?
Oonayepheton war lediglich herumgefahren, um gerade noch zu registrieren, was da geschehen war. Fassungslos starrte er auf die statueske Haltung der zur Salzsäule erstarrten Furie. In Habacht fokussierte er die Magierin. „Teufel“, stieß er aus, schien aber die Situation zu meinen - und nicht die Frau.
Linndriel konnte sich zwar nicht mehr bewegen, jedoch hieß das nicht, dass sie die Elfe nicht mit ihrem Blick zu erwürgen versuchte. Ein bedrohliches Knurren entsprang ihrer Kehle, aufgrund ihrer momentanen Lage war das allerdings kaum ernst zu nehmen.
Oonayepheton streckte vorsichtig und wie es schien beschwichtigend die Hände flach nach vorne aus. Abermals war er dabei vornehmlich auf die Magierin ausgerichtet. „Ihr werdet sie doch leben lassen“, merkte er beinahe rückfragend an, als wolle er sich dessen versichern.
Die Magierin stand ziemlich entspannt an ihrem Platz. Lediglich eine ihrer Hände hatte sich zu einer Faust geballt. Sie blickte den Dämonenjäger an. Fast kalt und doch mit einem Feuer, welches sich in ihren Augen widerspiegelte. „Nur für Euch.“
Oonayepheton nickte einige Male, sachte und in fast geduckter Haltung. „Äußerst zuvorkommend. Man löst es auf die übliche Art und Weise?“
Die Magierin ignorierte den Illidari und widmete sich zunächst wieder ihrem ‚Fang‘. Sie näherte sich Linndriels Ohr in ganz ähnlicher Weise wie zuvor Oonayephetons. Flüsternd sagte sie: „Reicht Euch das? Oder wollt Ihr mehr?“
Oonayepheton blieb an Ort und Stelle stehen. Die Haltung veränderte er nicht. Und wartete still ab, wann die Magierin sich dazu herabließ, ihm die Antwort auf die Frage zu geben. Aeshmas Begeisterung begann sich zu überschlagen. Der Dämon hatte ein neues Idol gefunden. Es hatte rotes Haar. Und die Bilder, in denen er die Magierin in Oonas Kopf malte, waren äußerst farbenprächtig, plastisch - und detailliert. Jede Fürstin der niederen Höllen wäre bei diesen Anblicken zu einer Laus geschrumpft.
Linndriels Blick sagte eindeutig, dass sie mehr wollte. Das was sie sagte jedoch, hinter zusammengepressten Zähnen, beschränkte sich auf ein: „F*ck dich.“
Der Dämonenjäger trat einen halben Schritt nach vorn und gab tatsächlich so eine Art besänftigen wollenden Laut von sich, als gelte es, wilde Tiere zu beruhigen.
Die Magierin schien fast schon zu grinsen, wenn man es an ihrem Funkeln in den Augen ablesen mochte. Sie tat wieder einen Schritt rückwärts und ballte ihre Faust noch etwas enger. Zu allem ‚Überfluss‘ drehte die Elfe die Faust nun auch noch. Für den Dämonenjäger fingen die Schwerter an sich zu drehen, was die ‚Beute‘ nun auch am eigenen Leib zu spüren bekam. Wunden traten immer noch keine auf. Der Schmerz hingegen war im Kopf von Linndriel wohl sehr präsent.
In den Augen der Elfe war deutlich zu erkennen, dass sie versuchte, gegen die Schmerzen anzukämpfen. Ein unterdrückter Laut kam ihr über die Lippen, gefolgt von einem undeutlichen „Ist das schon alles?!“
Oonayepheton rief etwas aus, das wohl außer der Magierin keiner verstand, der des Eredun nicht mächtig war. Es hätte alles sein können. Der Laut tat in den Ohren weh.

Haltet ein!

Die Magierin stoppte auf die Worte des Dämonenjägers hin die Drehbewegung. Fürs erste. Sie blickte ihn an und meint kalt: „Ihr habt sie gehört. Gegenargumente?“
Oonayephetons Ausdruck war von höchstem Ernst geprägt. Im Gegensatz zu Linndriel war er sich der Lage nicht nur sehr bewusst, sondern hatte entgegen der Bilderflut Aeshmas, gegen die er ebenso ankämpfen musste wie die Sin’dorei gegen den Schmerz, bereits alle möglichen Handlungen und Konsequenzen abgewogen. Seine folgenden Worte bedienten sich ebenso der zischenden und knurrenden Sprache wie das eine Wort zuvor. Sie klang hart in den elfischen Ohren, selbst in seinen eigenen.

Sie weiß es nicht besser. Ihr wollt doch nicht ein dummes Kind bestrafen. Was bringt Euch das? Befriedigung doch wohl kaum.

Der Blick der Magierin ging zurück zu Linndriel, ehe sie wieder Oona ansah und meinte: "Ihr wollt es selbst übernehmen, demnach?"
Oonayepheton antwortete ein drittes Mal und auch jetzt wechselte er nicht ins Thalassisch zurück.

Dessen könnt ihr versichert sein.

Linndriel versuchte verkniffen das Gespräch zu verfolgen, vergeblich, denn Oonas Worte konnte sie nicht zu verstehen. Sie konnte sich lediglich denken, worum es ging.
Der Dämonenjäger hatte die Haltung nicht gewechselt. Er wirkte wie auf dem Sprung, jederzeit bereit auszuweichen, ebenso wie sich wieder zu entspannen. Was auch immer er gerade gesagt hatte, er schien es ernst zu meinen.
Die Magierin schnaubte einmal, was man kurz an dem doch recht starren Tuch zu erkennen vermochte. Die Elfe schien zu überlegen, fixierte Linndriel noch einmal mit diesem kalten Blick, ehe sie dann zwei weitere Schritte rückwärts ging und abrupt ihre Faust öffnete. Was dafür sorgte, dass die, für Oona sichtbaren, Schwerter gezogen wurden und die ‚Beute‘ vermutlich einfach befreit nach vorne fiel.

[dice Reaction (+15); SG 50 - rolled 91]

Oonayepheton fing die Elfe noch im Straucheln auf. Langsam zog er Linndriel zurück auf die Füße. Loslassen würde er sie nicht, soviel stand fest. Der Griff war eisern, aber bei weitem reichte er nicht an die Illusionsmagie der Magierin heran. Er dürfte Linndriel nicht schmerzen. Ad hoc war das Flimmern von Magie um den Dämonenjäger wahrzunehmen, selbst Linndriel würde wohl etwas davon spüren können. Spätestens wenn sie versuchte zu sprechen.
Für einen Moment war die Elfe verwirrt, starrte Oona einfach nur mit einem merkwürdigen Blick über die Schulter an. Doch dann wehrte sie sich vehement gegen seinen Griff, mit viel Körpereinsatz, um naiverweise erneut auf die Elfe loszugehen, und das, obwohl sie nun eigentlich wusste, dass das alles andere als schlau war. Bei dem Versuch, der Magierin etwas entgegenzubrüllen, kam kein Laut aus ihrem Mund. Erneut versuchte sie etwas zu sagen und sah verwirrt drein, als noch immer kein Ton über ihre Lippen kommen wollte. Vorwurfsvoll blickte sie Oona an, obwohl sie es ihm wohl zu verdanken hatte, dass sie überhaupt noch lebte?
Als der Illidari die Elfe mit einem nachdrücklichen Ruck festsetzte, neigte er den Mund zu ihrem Ohr. Die klaren und gut verständlichen Worte bedienten sich des Thalassischen, auch wenn er sie eher raunte, als den Hafen damit zu unterhalten. „Sei so nett und gib jetzt Ruhe.“ In Anbetracht der stummen Tatsachen ein beinahe ironischer Verweis. Das Gerangel schien regelrecht an ihm abgeprallt zu sein. Er hatte die Versuche der Elfe mit Leichtigkeit gehändelt. Ein nahezu entschuldigender Ausdruck traf die Magierin. Er schien aber auch kein weiteres Wort dazu sagen zu wollen.
Die nickte leicht, fast wohlwollend. „Gut. Falls Ihr, werter Dämonenjäger, Abwechslung von den Trollen braucht. Schickt mir eine Eule…oder was auch immer sie hier verwenden. Schickt es einfach an Aurora. Es wird mich schon irgendwie erreichen.“ Sie zwinkerte dem Elfen zu.
Er antwortete nicht darauf. Mit einem kurzen Schwung hob er Linndriel an, um sie über die Glevenfreie Schulter zu werfen, wo sie strampeln und schlagen mochte, soviel sie wollte - und just in der entgegengesetzten der geplanten Richtung zu verschwinden.
Die Magierin wirkte zufrieden, als sie ihnen nachsah.
Strampeln und schlagen tat sie, und wie. Linndriel dachte nicht einmal daran, sich zusammenzureißen. Kaum war der Dämonenjäger mit der Elfe über die Schulter um die nächste Ecke verschwunden, hörte man die schrille Stimme auch schon durch den Hafen schallen. „Du dreckiger H.urensohn, was fällt dir eigentlich ein?! Bring mich sofort und zwar auf der Stelle wieder zurück, ich werd’ die hässliche Bratze sowas von UMBRINGEN!“ Ihre Stimme geriet vollkommen außer Kontrolle. „Was fällt der überhaupt ein, mich so zu erniedrigen?! Oona, lass mich runter! Jetzt! Oder ich schwöre dir bei Sargeras, ich werde dich heute Nacht noch bei lebendigem Leibe häuten!“ Ihre Stimme entfernte sich und wurde immer leiser, nach einigen Minuten war sie nicht mehr zu hören. Was nicht bedeutete, dass sie aufgehört hatte, zu fluchen…

Die Matrosen und das übrige Hafenvolk, das sich noch herumtrieb und das der Parade zunächst mit Irritation im Blick, dann mit Gelächter und anfeuernden Rufen zur Züchtigung beiwohnte, würde nach diesem Gang ein ganz neues Kapitel Wortschatz gelernt haben.

Jacob Lee - Demons
https://www.youtube.com/watch?v=2QTDcffpunY

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[Alternativen]

Das Wasser spritzte als er mitsamt der zeternden Elfe und ohne sich selbst zu entkleiden oder die Waffen abzulegen schnurstracks die Stufen in das größte der Dampfbadbecken hinabstieg. Das Wasser leckte ihm bis über die Stiefelschäfte, die Knie und reichte ihm schließlich bis zu den Schenkeln, als er sie abwarf - so wie sie war, in ebenfalls voller Montur. Ein lautes Platschen erstickte die Schimpfrede. Von Abkühlung konnte zwar keine Rede sein - sowohl die Luft als auch das Becken waren stickig warm, aber die reinigende Wirkung konnte man dem Wasser wohl dennoch nicht absprechen.
Rasch hängte er den Waffengurt aus und warf die Gleve und das andere Mordinstrument unter lautem Krach beiseite, bevor er nachrückte, um die Elfe am Kragen zu packen und zumindest den Kopf wieder an die Luft zu zerren.
Prustend und nach Luft schnappend tauchte Linndriel wieder auf. Hastig strich sie sich die triefenden Locken aus dem Gesicht und starrte den Dämonenjäger unter Wasser wegblinzelnen Lidern mit eben jenem Blick an, welchen sie zuvor der Elfe gewidmet hatte. „Hast du sie noch alle?!“ schrill hallte ihre Stimme durch den hohen Raum. Bisher schien sich das Dampfbadbecken nicht unbedingt beruhigend auf die Elfe auszuwirken, eher im Gegenteil. Ruckartig richtete sie sich auf, machte einen Schritt auf Oona zu und hämmerte mit ihren kleinen Fäusten auf seine Brust ein, während sie immer wieder mit Beleidigungen um sich warf, mal ihn, mal die Elfe betreffend. Ihr war wohl tief im Innern bewusst, dass er sie eigentlich gerettet und ihr einschlägige Konsequenzen erspart hatte, doch die Wut und die Abscheu, welche sie der Fremden gegenüber empfand, mussten ihren Weg nach draußen finden. Und er war nunmal gerade da.
Innerlich schien er die Ziffern von einundzwanzig bis dreiundzwanzig abzuzählen, was zugegebenermaßen keine sehr lange Zeitspanne war. Dann holte er aus und ohrfeigte sie, schallend - nicht ohne die Wucht des eigenen Schlages, der gar nicht so fest gewesen war, abzufangen, indem er sie auffing und am Arm festhielt. "Komm zu dir, verdammt nochmal!" herrschte er sie an. "Oder brauchst du einen Eimer kaltes Wasser?!"
Das Geräusch der schallenden Ohrfeige durchschnitt ihre Stimme und sorgte dafür, dass sie auf der Stelle den Mund hielt. Grob stieß sie ihn von sich weg, nachdem er sie aufgefangen hatte und wich einen Schritt weit von ihm zurück. Es war schwer zu sagen, ob sie tatsächlich Tränen in den Augen hatte, oder ob es bloß dem Dampfbad zuzuschreiben war, doch als sie ihn ansah und sich die leicht rot verfärbte Wange rieb, wirkte sie ziemlich aufgelöst. Die Stimme kippelte. „Du kannst dir deinen Eimer kaltes Wasser von mir aus so weit den A.rsch raufschieben, dass es oben wieder rauskommt!“ Sie war zwar nicht mehr am fluchen oder schlug wild um sich, doch ihre Laune war weit entfernt von gut. Sehr weit. Ein leises Schniefen, dann drehte sie sich schnippisch auf der Stelle herum, verschränkte verletzt die Arme vor der Brust und starrte die steinerne Wand an. Hauptsache sie musste den Anblick Oonas nicht weiter ertragen, zumindest für einen kurzen Moment.
Der drehte ihr den Kopf nach, stieß ein leises Schnauben aus und stapfte aus dem Wasser. Er rief einem herumhuschenden dienstbaren Geist ein paar Worte zu, ging aber nicht davon aus, dass Linndriel darauf achten würde. Gleich darauf begann er sich zu entkleiden. Ungeniert und bis auf die Augenbinde, die er wohlweislich um den Kopf geschlungen behielt, selbst als er den wirren und zerzausten Zopf öffnete. Die nasse Kleidung warf er auf einen Haufen am Beckenrand.
Als die trockenen Tücher kamen, die er geordert hatte, wurde der Haufen entfernt. Nur sein Waffengurt blieb, entgegen der Regelungen des Bades liegen. Wahrscheinlich wurde es nur geduldet, weil es schon so derart spät war, dass sich wenige darüber beschweren konnten. Dafür würde ein extra Bakschisch anfallen… innerlich grollte er, als er sich langsam dem Becken wieder zuwandte, um die Lage zu sondieren.
Stur blieb Linndriel an Ort und Stelle stehen. Ihre triefend nasse Lederrüstung tropfte leise vor sich hin, feine Kringel auf der Wasseroberfläche erzeugend. Nicht ein einziges Mal drehte sie sich nach Oona um, die starren, schmalen Schultern wirkten schwer beleidigt.
Es machte kein Geräusch, als seine Füße ins Wasser eintauchten. Geschmeidig wie eine Wasserschlange trat er an sie heran. Nur sein Geruch verriet ihn - und der Anstieg der unmittelbaren Temperatur. Er strahlte, wenn möglich, noch mehr Hitze aus als die Luft ohnehin innehatte, doch seine unterschied sich von der dampfigen des Bads. Sie hatte eine trockene Natur, ähnlich wie der Wärmeteppich der sich über Wüstensand zu bilden pflegte.
Oonayepheton machte keine Anstalten, die Elfe zu berühren. Allein seine Stimme war so nah an ihrem Ohr, dass er unmöglich weiter von ihr entfernt sein konnte als die Spanne einer Elle. Eher weniger. "Komm nicht auf die Idee, mich jetzt verletzen zu wollen, sonst töte ich dich", sagte er sehr leise, ohne dass der Stimme eine übergroße Warnung innegelegen hätte. Die tödliche Ruhe darin sprach für sich. "Alternative. Zieh deine Sachen aus, damit sie gereinigt werden können. Dann reden wir."

Ihr war wohl bewusst, dass sie einen Punkt erreicht hatte, an dem sie besser nachgab, als sich weiterhin wie eine Verrückte zu benehmen. Einen genervten Seufzer ausstoßend drehte sie sich herum, stakste an Oona vorbei ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen und begab sich zum Rand des Beckens. Unter Anstrengungen schälte sie sich selbst aus der vollgesogenen Ledertracht, warf sie achtlos zu Boden, ebenso ihre Dolche die mit einem Klirren auf dem steinernen Untergrund landeten und stieg zurück ins Wasser. Sie entschied sich dazu, nicht zu ihm zurück zu gehen, sondern sich ein wenig abseits hinzusetzen, wohl in der Überzeugung, dass er ihr folgen würde.
Nicht nur seine Blickrichtung, sondern auch er selbst folgten ihr tatsächlich, als sie zurück ins Wasser stieg. In angemessener Armlänge Abstand ließ er sich am Rand des Beckens schräg neben ihr nieder. Das Schwaden verhangene Wasser reichte ihnen bis beinahe zu den Schultern und verhüllte alles, was die Aufmerksamkeit eines Beobachters hätte ablenken können. Linndriels Kleiderhaufen blieb auf den Steinen liegen. Wahrscheinlich würde er bei einem der nächsten Rundgänge abgeholt werden.
Langsam richtete sich sein Gesicht auf die Elfe aus und schweigend schien er sie zu fokussieren. Die Minuten zogen sich dahin. Und noch immer hatte er nichts gesagt.
„Was ist?“ Ihre Stimme klang vergleichsweise ruhig, fast schon sanft, als sie Oona das Gesicht zuwandte und ihn abwartend durch die Dampfschwaden hinweg ansah. „Es tut mir ja leid…“ brachte sie anschließend leise hervor, einen Ausdruck im Gesicht tragend, der verriet, wie schwer es der Elfe fiel, diese Worte auszusprechen. Sie hatte die Beine bis zur Brust herangezogen und die Arme schützend um sie geschlungen. Langsam sank sie in sich zusammen, so dass dass Wasser ihr bis über die Nase reichte.
Der Dämonenjäger drehte den Kopf und das Gefühl, angestarrt zu werden verwischte ins Nichts. „Du musst viel ruhiger werden“, bemerkte er nach einer weiteren langen Spanne Schweigen. Seine Sprachmelodie war tonlos, beinahe spröde. Sie entbehrte jeglichem klangvollen Charme. „Es sei denn, du spielst mit Selbstmordgedanken. Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht, eine Arkanistin dieses Kalibers anzuspringen wie ein wütende Katze?“
„Die blöde Ziege hat mit mir gesprochen, als sei ich ein Haufen Dreck am Straßenrand! Meinst du allen Ernstes, dass ich das so einfach auf mir sitzen lasse?“ Sie merkte selbst, dass ihre Stimme wieder lauter wurde, stockte auf halber Strecke kurz und fuhr dann bemüht ruhiger fort. „Ich habe nicht nachgedacht. Das war eine rein impulsive Reaktion.“
„Wäre klug gewesen, du hättest dich mit Worten duelliert und nicht mit Händen und Füßen“, erwiderte er ebenso klanglos wie zuvor. Über das, was er bei der Magierin gesehen hatte, verlor er kein Wort. Die Ausrichtung und Wahl seiner Worte machte aber deutlich, dass zumindest er die Fähigkeiten der Frau nicht unterschätzt hatte. „Ich weiß, der Sch.eiß liegt dir nicht“, gab er zu, zumindest erinnerte er sich an etwas in dieser Art, „trotzdem ist er ein Gebiet der Auseinandersetzung wie jede andere Waffe auch.“ Man konnte ihn einatmen sehen. Die Schultern und der Brustkorb hoben sich, während sich sein Kiefer sichtbar schloss. Nur sehr langsam entließ er die Luft wieder, ohne den Mund zu öffnen.
„Ist ja gut, ich lebe doch noch. Wird nie wieder vorkommen.“ Genervt verdrehte sie die Augen. Selbst im nachhinein schien sie die Situation, der sie mit Glück und dem Geschick Oonas entkommen war, nicht so ernst zu nehmen wie sie es vermutlich sollte. Als wolle sie seinen darauf folgenden Worten entgehen, sank sie diesmal vollkommen unter Wasser. Ihre Haare wogten seicht auf der Oberfläche, während vereinzelt aufsteigende Blasen davon zeugten, dass die Elfe unter Wasser Luft ausstieß. Sie hielt bedenklich lange ohne erneutes Luft holen unter Wasser durch.
Der Dämonenjäger war weit entfernt davon, sich etwa Sorgen um Linndriels Sauerstoffgehalt im Gehirn zu machen. Er legte die Arme langgestreckt auf den Beckenrand und drehte sein Gesicht der davonhuschenden Badefrau nach, die Linndriels Kleider aufgehoben hatte. Er rutschte tiefer ins Wasser. Als sein Kopf wieder zurückrollte, richtete er sich auf dem Beckenrand zur Decke des Dampfbads aus. Die unbequeme Haltung behielt er nicht lange bei. Beide Arme sanken zurück ins Wasser, den Kopf ließ er liegen. Allmählich begann seine Kopfhaut zu jucken, aber er saß es aus.
Das Schweigen und die Stille, die bis auf das leise Plätschern des Überlaufs durch nichts unterbrochen wurde, schienen ihm nichts auszumachen, begrüßte er es vielleicht sogar…?
Nach Luft schnappend tauchte die Elfe wieder auf, fuhr sich mit beiden Händen durch das Gesicht und rieb sich das Wasser aus den leicht geröteten Augen. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich gleich wieder auf Oona, ihm den Kopf zuwendend, während sie sich ebenfalls an den Beckenrand lehnte und sie, jeder für sich, die eingekehrte Stille genossen. Nachdem sie ihn eine gefühlte Ewigkeit ohne ein Wort zu sagen angestarrt hatte, glitt sie durch das Wasser zu ihm herüber und ließ sich ohne Vorwarnung auf seinen Schoß sinken, mit den Knien neben seinen Oberschenkeln den nötigen Halt suchend. Ihre vom Wasser bereits etwas aufgeweichten Finger legte sie auf seine Brust, fuhr sanft über die schwarzen Zeichnungen auf seiner Haut. „Bist du böse auf mich?“ fragte sie mit leiser Stimme, einen ernsten Ausdruck im Gesicht tragend, ihn nicht direkt anblickend.
Sein Kopf zuckte kurz nach oben und für einen Augenblick streifte das seltsame Gefühl seines Blicks die Sin’dorei, dann ließ er ihn wieder zurücksinken. Der Ausdruck auf seinem Gesicht ließ keine Schlüsse darüber zu, was in seinem Inneren vorging. Er ließ sie eine ganze Weile sitzen, so lange, bis ihre Unsicherheit die Luft zwischen ihnen schwängerte. Erst dann antwortete er und es war nur ein einziges Wort. „Nein.“

So plötzlich wie das Lächeln auf ihren Lippen auftauchte, schwand es auch wieder. Sie hauchte ihm einen kurzen Kuss auf den Mund, fast schon wie eine beiläufige Floskel, stieß sich dann vom Beckenrand ab und glitt elegant von Oona fort. Für einen Moment verweilte ihr Blick auf ihm, bis sich eine vorbeiziehende Dampfschwade zwischen sie drängte und ihre Sicht trübte. Bedächtig sank die Elfe auf ihren Rücken, gab die Kontrolle über ihren Körper ab und ließ sich einfach vom Wasser treiben. Wenn sie die Augen schloss und ihren Geist leerte, fühlte es sich an, als würde sie schweben. Weit weg, in eine ferne, friedliche Welt.
Er hatte den Kopf gehoben. Im Gegensatz zu ihr war der Dampf für seine Wahrnehmung kein Hindernis. Allerdings wäre es ihm schwergefallen, die wenig magieaffine Elfe selbst in der unmagischen Umgebung auszumachen, wenn nicht noch immer etwas von der Magie der Arkanistin an ihr gehaftet hätte. Beinahe wie ein schräges Fadenkreuz gingen die Kanäle der Schwerter durch Linndriels Körper und markierten seine Position wie ein Zielscheibe.
Nachdem er das wogen der Restmagie einige Augenblicke angestarrt hatte, schloss er unsichtbar die Augen. Das warme Wasser war wohltuend. Die Situation friedlich. Und er fühlte sich rastlos.
Nach einiger Zeit des ziellosen Umhertreibens watete Linndriel zurück zu dem Dämonenjäger. Sie ließ sich neben ihn sinken, Schulter an Schulter und lehnte sich mit dem Hinterkopf an den Beckenrand. „Was hast du jetzt eigentlich vor?“ fragte sie nach einem Augenblick des Stillschweigens.
Er öffnete die Augen nicht. Unter der Augenbinde verborgen blieb das jedoch ohne Relevanz.
„Keine Ahnung“, sagte er auf die Frage hin, ohne darüber auch nur ansatzweise nachzudenken. „Irgendwann Kul’Tiras ansehen. Irgendwann Zandalar ganz erkunden. Ich weiß auch nicht. Wieso fragst du?“ Als er jetzt den Kopf drehte, kehrte das Gefühl seines Blicks zurück. Es war ungewohnt, dass er das Haar nicht zurückgebunden, sondern den Zopf gelöst hatte. Wahrscheinlich vertrug es bald eine ordentliche Bürste - oder aber das Schermesser.
„Ich weiß nicht. Ich hatte mich einfach gefragt, wo es dich als nächstes hin verschlägt und, äh… Ob es mich einschließt.“ Der letzte Teil war wohl der springende Punkt, eine Frage, die ihr seit sie das Gasthaus verlassen hatten im Kopf herumspukte. Womöglich schätzte er ihre Gesellschaft nicht einmal halb so sehr wie sie die seine, was war also, wenn er seinen Weg allein, ohne sie, fortsetzen wollte?
Er rückte den Kopf etwas zurück, ohne am Rest seiner Haltung etwas zu ändern. Gleichzeitig senkte sich die linke Braue skeptisch auf die Augenbinde, während sich die rechte hob. Der Mund vollführte einen ähnlichen Schwung. Dann öffnete er ihn eine Ahnung weit, holte aus und verharrte. Schließlich fragte er, und hatte man ihm das Denken nicht schon offensichtlich ansehen können, dann hörte man es jetzt heraus. „Warte. Du möchtest wissen, ob du mich begleiten kannst bei wohin auch immer und keine Ahnung? Hast du keine eigenen Pläne?“ Die Pause war zu kurz, um eine Antwort hineinzuquetschen. „Ich habe keine Pläne über dich verfügt.“ Oh er wusste wohl, was sie hören wollte und selbst wenn er es nicht gewusst hätte, so hatte er einen Dämon, der ihn nur allzugern auf solche Feinheiten hinwies. Was der auch tat. Die eigenen Gedanken, das dämonische Geschwätz in seinem Kopf und die zu erwartende Antwort. Kurz huschte ihm der Gedanke durch den Kopf, dass die missmutige Griesgrämerei der meisten seiner Brüder und Schwestern von der andauernden Kakophonie ihres Innenlebens kommen müsse.
Er bestätigte ihre Befürchtungen. Es war ihm vollkommen gleichgültig, ob er alleine weiterreiste oder in ihrer Begleitung. Obwohl sie nichts anderes erwartet hatte, senkte sie dennoch betroffen den Blick. „Ich habe keine Pläne. Wenn ich welche hätte, dann hätte ich meine Zeit gewiss nicht mit dir verschwendet.“ In ihrer Stimme schwang ein kindlicher Trotz mit, welcher die Aussage etwas weniger gemein klingen ließ. Nicht, dass Oona Worte persönlich zu nehmen pflegte.
„Verschwendet?“ Beide der dunklen Augenbrauen ruckten in die Höhe. „Vielen Dank auch. Habe ich irgendwie nicht so gesehen, aber wenn du meinst?“
Spätestens nach seinen Worten wurde ihr wirklich bewusst, was sie da gerade gesagt hatte. Augenblicklich traf sie das schlechte Gewissen mit einem Stechen in der Bauchgegend. Sie sah ihn mit großen Augen an und legte beschwichtigend ihre linke Hand auf seine Schulter, versuchte hastig die Lage wieder gerade zu biegen. „Nein, so meinte ich das nicht! Ich… meinte eigentlich das Gegenteil. Ich verbringe gerne meine Zeit mit dir und fänd es wirklich schön, könnte ich dich weiterhin begleiten.“
„Dass ihr immer alles so kompliziert machen müsst.“ Es war nur ein Murmeln und wen er mit ihr nun genau meinte, wollte wahrscheinlich auch keiner so genau wissen. „Dann“, sagte er lauter und auch besser verständlich, „sag das doch einfach.“

Rihanna ft. Mikky Ekko - Stay
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Fortsetzung
! explicit

„Vielleicht wollte ich ja auch nur einmal von dir hören, dass du mich gerne um dich hast.“ Der Blick, den Linndriel ihm zuwarf, war aufmerksam, als wolle sie jede mögliche Regung seiner Mimik einfangen.
Oonayepheton seufzte leise und langgezogen. „Ich bin für sowas nicht gemacht. Wenn du etwas willst, sag es. Das ganze Getrigger und herumwinden um den wie auch immer lauen oder kalten oder heißen Brei ist irre anstrengend. Verstehst du das? Also wenn du etwas möchtest, sag es einfach, gilt ebenfalls dafür, wenn du etwas nicht möchtest. Das macht es sehr viel einfacher für mich. Und für dich auch, wirst du sehen.“ Nach einer kurzen Atempause fügte er an: „Ich hab dich gerne um mich. Falls du nicht grade die Furie markierst - zumindest außerhalb geschlossener Räume und senkrecht.“
Ein schiefes Grinsen schlich sich auf die Lippen der Elfe. „Es war nicht meine Schuld, dass ich 'ne Furie war. Du musst doch wirklich zugeben, dass die Olle ganz schön fies war.“ Auch wenn sie nicht weiter auf seine zuvor gesagten Worte einging, hatte sie sich diese dennoch zu Herzen genommen. Bedächtig fuhr sie mit ihrer rechten Hand über die Wasseroberfläche und erzeugte dabei feine Wellen, die sich bis zu den Körpern der beiden Elfen hin erstreckten.
Der Illidari antwortete nicht. Stattdessen war der Laut von einem eingeholten und angehaltenen Atemzug zu vernehmen, als er den Arm ausstreckte, um die Elfe ebenso auf seinen Schoß zu ziehen, wie sie bereits zuvor den Platz eingenommen hatte. Als er sie genau dort hatte, wo er sie haben wollte, beide Hände an ihrer Hüfte unter Wasser und anständig verhüllt von den dunstigen Dämpfen des Beckens, senkten sich beide Mundwinkel zu einer vollkommen ernsten Miene. „Und wieso lässt du dich so provozieren?“
Linndriel schaute für einen Augenblick etwas überrumpelt drein, war sie in der Sekunde, in der er sie auf seinen Schoß zog, doch mit ihrer Aufmerksamkeit bei den Wellen gewesen. „Ich schätze… weil ich nicht als das dumme Ding dastehen wollte, als welches sie mich bezeichnet hatte.“ Sie legte ihre Arme locker über seine Schultern, verschränkte ihre Hände in seinem Nacken und ließ den Daumen hin und wieder sacht über seine klamme Haut fahren.
„Und… das machst du, indem du aus der Haut fährst wie ein kaum halbwüchsiges Gossenkind?“ An seinem Gesichtsausdruck änderte sich dabei rein gar nichts. Nur der Tonfall wurde weicher, beinahe schmeichelnd, nicht boshaft, sanft.
„Wie ich schon sagte, mit Denken war nicht viel. Ich schätze sie hat einfach einen wunden Punkt getroffen.“ Sie hob sachte die Schultern. Der Elfe war anzusehen, dass es ihr inzwischen, nachdem die unbändige Wut von ihr abgefallen war, unangenehm war, wie sie reagiert hatte.
Oonayepheton hob beide Mundwinkel, dann kippte der Mund in ein offenes, lautloses Lachen. „Die Frage ist, wenn du doch keinen Grund dazu hast, wieso gibst du dir die Blöße?“ Die dämmrige Wärme war zutiefst entspannend, das Wasser lockerte die Muskulatur. Vielleicht nicht gerade die dümmste Idee, hier ein paar Stunden Ruhe zu finden, bevor - ja was? Keine Ahnung, hatte er gesagt.
Linndriel löste eine Hand von seinem Nacken und boxte ihn mit dieser unsanft gegen die Brust, jedoch bei weitem nicht so hart, dass es ihm wehtun dürfte. „Lach nicht so dämlich. Wenn sie nicht der Magie mächtig gewesen wäre, dann hätte ich gewonnen.“ Der Ansatz eines Schmunzelns schlich sich in ihr bemüht ernstes Gesicht, als würde sie ihre eigenen Worte nicht ganz für voll nehmen.
Der Dämonenjäger zuckte - eindeutig gespielt - zusammen, ohne dass es ihm das Lachen aus dem Gesicht gewischt hätte. „Achso, ja? Dann prügelst du dich freiberuflich? In Straßenkämpfen?“ Die Provokation fiel eindeutig in die Kategorie Neckerei. Der spürbare Blick lag auf Linndriels Gesicht, zumindest schien er sie so anzusehen.
Linndriel verzog das Gesicht zu einem Schmollen. „Nein, tu ich nicht. Aber ich kann dich gerne mal verprügeln, vielleicht machst du dich dann nicht mehr über mich lustig.“ Ruckartig bewegte sie ihren Kopf nach vorn, den Mund geöffnet, einen (weiteren) Versuch unternehmend, Oona in die Nasenspitze zu beißen. Wenn es schon beim ersten Mal nicht geklappt hatte… Ihre Hände ließ sie an seiner Brust hinabgleiten, bis sie unter der dampfverhangenen Wasseroberfläche verschwunden waren.

[dice saving throw SG 50; rolled 32 - failed]

Oonayepheton reagierte eine Sekunde zu spät. Abgelenkt! Er konnte ihre Genugtuung beinahe körperlich spüren, als sie ihn tatsächlich erwischte. Das Grollen war ein Reflex. Nicht etwa, dass er die Elfe bedrohen wollte. Ebensowenig wie sie ihn tatsächlich b- Kurz stockte er in Bewegung und Gedanken und die Schultern spannten sich an. Das langgezogene ‚hnnn‘ klang nicht halb so abweisend wie seine Haltung aussah und abermals zuckte sein Mund in ein offenes, stummes Lachen, das den Kehlkopf hüpfen ließ. „Biest“, murmelte er gedämpft. Beinahe war es ihm nur von den Lippen zu lesen als vielmehr zu hören.
Linndriel drückte ihren Kiefer einmal kurz provokant zusammen, bevor sie den Biss lockerte und von seiner Nase abließ. Es waren tatsächlich feine, rötliche Abdrücke ihrer Zähne auf seiner Haut zu erkennen, bestimmt hatte es wenigstens ein kleines bisschen geziept. „A.rsch“, hauchte sie ihm als Antwort entgegen und grinste ihn breit an.
Oonayephetons Schultern ruckten, das Wasser geriet in seichte Bewegung. Beide Augenbrauen schossen in die Höhe, fast ungläubig, eine perfekt inszenierte Maske des Erstaunens. „So ein dreckiges Mundwerk… ich dachte deine Reserven seien mit dem Schandma.rsch aufgebraucht gewesen?“
Linndriel zuckte kurz zusammen, brachte das Wasser ihrerseits in Bewegung und erzeugte ein leises Platschen, als ihre Arme an seinen Oberkörper heranschnellten, um sich abzufangen. „Ey…“ murmelte sie leise und brachte ihr Gesicht näher an das seine heran. „Mein Schimpfwortarsenal kennt kein Ende.“ Ihr Atem auf seiner Haut war kaum von der vom Wasser ausgehenden dampfenden Hitze zu unterscheiden.
Der Illidari zog - wenn möglich - die Mundwinkel noch etwas höher und die Elfe näher an sich heran. „Kann ich fast nicht glauben. Beweise es.“ Die Aufforderung war deutlich gewesen - eine Herausforderung. Und in Erwartung öffneten sich die Lippen - die Miene sprach offen ein ‚Komm doch‘ aus. ‚Na mach schon‘.
Die Stimme der Elfe, als sie zu sprechen begann, klang rauchig, ein wenig heiser und unglaublich anzüglich. „Bas-tard. Hu-re. Fo-tze. Schwa-nz.“ Sie beschränkte sich auf wenige Beispiele, betonte dafür jedes der Wörter so genau, dass man ihrer Zunge beim sprechen zusehen konnte. Langsam näherte sie sich dabei den Lippen des Elfen, bis sie schließlich nur noch wenige Mikrometer voneinander trennten.
Oonayephetons Augenbrauen rückten mit jedem weiteren Wort ein kleines bisschen höher, ebenso wie die Mundwinkel, deren Grinsen breiter und breiter wurde. Die spitzen Eckzähne, die die Zahnreihen markierten, weiß und gerade, leuchteten geradezu im Halbdunkel. „Und wie hast du mich noch genannt…? Ich kann mich gerade so…“ schlecht erinnern hätte das wohl werden sollen. Stattdessen krümmte sich das ‚so‘ auf eigentümliche Art und Weise angestrengt. Dann flüsterte er etwas, kaum verständlich.
Sein Mund zuckt in ein flüchtiges Lachen.
„H.urensohn.“ Trocken kam ihr das Wort über die Lippen, welche sich gleich darauf zu einem verschmitzten Lächeln hoben. Ihren Augen wohnte ein freches Leuchten inne, als sie Oona geradewegs anblickte.
Der grinste anhaltend offen. „Ahja, das wars… genau. Wie recht du hast.“
Unvermittelt gab er so etwas wie einen kurzen Schmerzenslaut von sich und ein kurzes Zischen folgte. Obwohl die Sin’dorei so dicht vor seinem Gesicht verharrte, machte er keinerlei Anstalten nach ihr zu haschen.
Die Elfe lehnte ihre Stirn an die ihres Gegenübers, Nase an Nase, die Lippen noch immer nur einen Hauch voneinander entfernt, ohne dass einer von beiden die Lücke schließen würde. Sie schloss ihre Augen und öffnete den Mund, als sie erneut zusammenzuckte und lautlos nach Luft schnappte. Die lockigen Haarspitzen wogten seicht auf dem Wasser, tanzten einen gemeinsamen Tanz, während die restlichen Locken klamm an Kopf und Stirn klebten, die Haut der beiden voneinander trennend.
Oonayepheton entließ einen Ton von seinen Lippen, als verkoste er gerade einen besonders exquisiten Wein. Selbst den Laut schien er sich auf der Zunge zergehen zu lassen. Die Schultern bewegten sich sachte und er - ebenfalls - lehnte die Stirn schwer gegen die der Elfe, als zöge ein Gewicht sie zueinander. Erneut flüsterte er etwas, das über dem Wasser verwischte und kaum lauter war als ein Atemhauch.
Die plötzliche Ernsthaftigkeit, ebenso wie die fehlenden oder aber ausgegangenen Worte lagen so dicht über dem matt spiegelnden Wasser wie der milchige Dunst.
Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Sie hob die Hände aus dem Wasser, griff nach dem Beckenrand und zog ihren Körper so nah an den Oonas, wie es die Anatomie erlaubte. Jegliche zwischen ihnen bestehende Lücke war geschlossen, weder Luft noch Wasser vermochte sie voneinander zu trennen. Augenblicklich suchten ihre Lippen nach den seinen, nahmen sie gebührend in Empfang und verwickelten sie in einen innigen Kuss, der nach Verlangen schmeckte.
Der Dämonenjäger kämpfte damit, seine Verbissenheit auf- und ihr nachzugeben und es war offensichtlich, dass ihm das gerade nicht leicht fiel. Er verspannte sich sichtlich - die großen Kreise, die das Wasser unter den nebeligen Schwaden zog, liefen in kleinen Wellen bis an die Stufen aus.
Das Wasser kam beinahe wieder zum stillen Spiegeln. Die beiden „Sin’dorei“ am Beckenrand hielten sich eng umschlungen und noch immer sah man wenig mehr als die von Nässe und Natur dunklen Haarschöpfe im Dämmerlicht.
Die Hände der Elfe glitten vom Beckenrand hinab, die wasserbenetzte Steinwand hinab, bis sie auf die Schultern des Elfen trafen. Während die linke Hand sich auf seinem rechten Schulterblatt auffächerte, fuhr sie mit der anderen Hand in seinen Nacken, kurz unterhalb des Haaransatzes, in welchem sie sich kurzerhand vergriff. Ihr Mund formte ein Wort, dann musste auch sie sich dem Kuss entziehen und auf die Lippen beißen.
Sein Lachen stieß unvermittelt Luft aus und verlor so nahezu seine gängige Tonlosigkeit. Es klang aber auch viel weniger nach einem Lachen, eher so, als vertone er einen Tritt in die Weichteile. Ihre geflüsterte Antwort war es jedenfalls nicht, die ihm ein ums andere die feinen Härchen im Nacken gegen ihren Griff sträubten. Er presste die Lippen zusammen und Linndriel die rechte Hand auf den Mund, während er sie mit dem linken Arm noch fester an sich zog.
Linndriel grinste ein ungesehenes Grinsen hinter seiner Hand, ehe ihr die Gesichtszüge entgleisten und sie einen durch Oonas vorbeugenden Handgriff gedämpften Laut von sich gab. Ihre Haltung verkrampfte sich zusehends und ihre rechte Hand verirrte sich immer weiter in den Massen tiefschwarzer Haare.
Die seichte Bewegung der Wasseroberfläche hätte vom Wind kommen können. Wenn es denn hier in den geschlossenen Räumen des Dampfbads Wind gegeben hätte. Wenn möglich schien die Temperatur noch anzusteigen, vielleicht wurde bereits für den nächsten Morgen angeheizt. Der Dampf stieg höher und die Schwaden verdichteten sich, bis man selbst die beiden Köpfe weit hinten am Rand des größten Beckens kaum mehr sah.
Wären die Verwirbelungen im Nebel nicht gewesen, man hätte kein atmendes Wesen mehr im Wasser vermutet. Wurde man dessen gewahr und spitzte die Ohren, dann hätte man vielleicht mal mehr und mal weniger deutlich das unterdrückte und nasale, leise und stockende Schnaufen und Ringen um Atem wahrnehmen können.

Unvermittelt sog er zischend und scharf die Luft ein. Die Nase allein hätte dazu nicht gereicht. Das Geräusch reichte beinahe an ein umgekehrtes Pfeifen heran, die Zähne blieben fest aufeinander gepresst. Er fuhr zusammen und versteifte sich sichtbar. Sein Arm schloss sich wie ein Fangeisen und die Hand an Linndriels Rücken krampfte und zog sie dem Boden des Beckens entgegen.
Sie drehte den Kopf so zur Seite, dass sie ihrem Mund, zumindest teilweise, die Freiheit verschaffen konnte, nach Luft zu schnappen. Ein Laut kam ihr dabei ungewollt über die Lippen, der unter Umständen die Aufmerksamkeit anwesender Personen hätte wecken können - Wahrscheinlich war es jedoch nicht, denn sie schlug sich augenblicklich die eigene Hand vor den Mund und verhinderte damit einen weiteren Ausrutscher. Der übergekochten Anspannung ihres Körpers folgte ein erschöpftes Zusammensinken in die Arme des Elfen, auch der Griff in seinem Nacken löste sich langsam.
Dessen Kopf landete dumpf am Beckenrand und jetzt konnte man das Keuchen halblaut hören. Einige Atemzüge lang, bevor es an Lautstärke wieder verlor. Die explosive Überspannung löste sich nur sehr langsam wieder und es fühlte sich beinahe so an, als würde ihn ein Muskelzittern schütteln, das ihn mehrfach überlief. "Schei…ße", murmelte er fast lautlos, das seltsame Zucken auf seinem Gesicht hätte wohl ein Lachen werden können, wenn es genug Antrieb und Energie gehabt hätte.
Linndriel stützte ihre Stirn an Oonas Schulter, während ihr die klammen Haare, die bereits zu trocknen begannen, teilweise ins Gesicht fielen. Die Hand verweilte noch immer vor ihrem Mund, die eigene Atmung erschwerend, als traue sie sich selbst nicht ganz über den Weg.
Der Dämonenjäger hob den Kopf und zumindest jetzt konnte er sich zu einer Mischung aus Grinsen und Lächeln durchringen. Der sachte Kniff in ihre Seite war ebenso wohlwollend wie das, was er ausstrahlte. "Lass dir Zeit", flüsterte er nur halbintoniert, "ich kann auch noch nicht aufstehen." Dann schien er zu überlegen. Und es dauerte überraschenderweise nicht lange, bis er den Gedanken äußerte. "Denkst du, es schneit am Schlingendornkap? Ich habe irgendwie keine Lust auf den ganzen Winterhauchmist, Schnee und Kälte…"
Sie stieß leise Luft aus, ein lautloses Lachen. "Deine Gedanken sind ja schnell wieder woanders unterwegs. Ich denke nicht, dass es dort schneien wird, für gewöhnlich ist es das ganze Jahr über warm." Sie drehte den Kopf ein wenig zur Seite, die Stirn immer noch auf der Schulter abgestützt, ihm einen sanften Kuss auf den Hals hauchend. "Ich war schon lange nicht mehr in Beutebucht, vielleicht könnte man da ja Mal vorbeischauen." Vorsichtig rutschte die Elfe von seinem Schoß herunter, entzog sich ihm und sank neben ihm an den Beckenrand.
Oonayepheton drehte ihr den Kopf nach und schnaubte ein leises Lachen heraus. "Schnell wieder anders unterwegs bist eher du. Aber du hast recht, vielleicht sollten wir besser die zweite Runde verlagern… in etwas weniger kontemplatives."

Keiner von beiden hatte bemerkt dass am Beckenrand zwei Kleiderstapel abgelegt worden waren. Nebst einer Rechnung, die sich gewaschen hatte.

Halsey - I walk the line
https://www.youtube.com/watch?v=gVyEYIrR-h0

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[Auf Holz geklopft]

Bei aller Liebe. Drei Wochen lang auf einem Schiff über See waren schon nicht unbedingt das, was er als erstrebenswert betrachtet hätte. Aber drei Wochen lang auf einem Schiff über See mit einer seekranken Frau, eingepfercht in einer Kajüte, die keine Betten sondern nur schwingende Hängematten bot, waren schlimme Folter. Beinahe erschien es dem Dämonenjäger eine süße und verlockendere Vorstellung in seiner Erinnerung zu sein, ganze Herzen zu verschlingen und sich die Augen auszubrennen, als den säuerlichen Geruch von Erbrochenem noch einen Tag länger ertragen zu müssen. Ja, das war ganz die Vorstellung von Erholung in der Südsee über Winterhauch, wie sie ein Reiseprospekt versprach, dachte er im Stillen.

Aeshma rührte sich mit keiner Silbe, obwohl Oonayepheton spürte, dass der Dämon ganz ähnlich empfand. Allein die Tatsache dass ein Schiff ohne Mannschaft nicht zielführend war, hatte beide davon abgehalten in Rage etwas zu erwürgen oder auszuweiden - vor lauter nicht Wissen wohin mit all der Untätigkeit. Linndriel war seit Tagen für ihn nicht ansprechbar gewesen. Bei jedem Versuch zu sprechen oder sich auch nur annähernd aus der Ecke am schwankenden Boden zu bewegen, in der sie zusammengerollt gelegen hatte wie ein Häufchen Elend, war sie grün um die Nase geworden und hatte sich eingehend mit dem Eimer unterhalten, den sie wie einen neuen besten Freund umarmte. Es war beinahe ansteckend gewesen, dabei zuzuhören.
Glücklicherweise war er weder besonders mitfühlend, noch hielt er sich ein langes Gedächtnis für unerfreuliche Begebenheiten als hohe Tugend. Auf Abstand war er dennoch gegangen. Und ebenso tat er es in dieser ersten Nacht.
Froh festen Boden unter den Füßen zu haben und in dem billigen Mietbett, das zu bekommen gewesen war, war die Sin’dorei eingeschlafen wie ein Stein. Er hatte gar nicht eilig genug an die Luft kommen können. Von Enge und Bretterverschlägen hatte er bei Sargeras genug.

Auf den Fußspitzen schwankend, balancierte der Illidari am Rand des Daches, die Arme schwer auf die Schenkel der tiefen Hocke gestützt, in der er kauerte. Die Luft roch frisch hier oben. Nur leise und unterschwellig schlich sich der typische Brackwassergeruch der algigen Stützpfähle in seine Nase. Die Brise war lau, selbst für die späte Stunde und etwas seltsam befriedigendes breitete sich in ihm aus. Das Salz in der Luft war mineralischer als auf See. Sand und Grün hatten nicht unerheblichen Anteil daran. Die Geräusche des Dschungels drangen nicht über die Bergkette, aber er erinnerte sich, fern und vage, dass es einen gab, auch wenn er ihn noch nie gesehen hatte… und man jetzt von Sehen kaum mehr sprechen konnte.
Er verdrehte sich und ließ die Schultern rollen, eine Haltung, die sicher skurril ausgesehen hätte, hätte man ihn beobachtet, doch sie hatte durchaus Zweck und Sinn. Phasenverschobene, feine und ledrige Schwingen falteten sich unsichtbar auf, zerrissen und dunkel gegen das Fackellicht der Stege, zitterten in ihre volle Spannweite und das feine Knacksen der knöchernen Gelenke war nicht hörbar, wohl aber spürte er es und ein erleichtertes Seufzen löste sich von seinen Lippen, als alles wieder an den Platz gerückt war, an den es gehörte. Prüfend bewegte er die Schwingen und holte Schwung, um einen sicher elegant aussehenden Sprung vom Dach auf die Stege zu wagen.
Das gedämpfte Aufkommen auf dem Holz war so unerheblich leise, das es keinen Aufruhr verursachte. Er streckte sich… und hielt inne, als eine Tür aufging.

Dumpfe Schritte. Zwei Paar Füße? Ein schweres Stolpern war zu hören. Eine weibliche Stimme, die sagte: „Was meinst du?“ und nur unmittelbar daneben - oder dahinter? -, er schätzte nicht viel weiter als zwei Armlängen, ertönte ein langsames Klatschen. Einmal. Zweimal. Dreimal. „Nein, der ist wie aus Stein.“ Die gleiche Stimme. Mit wem sie gesprochen hatte, war nicht auszumachen.
„Kommen wieder, wenn haben Geld ohne Ärger! Ärger nichts wert!“
Eine kurze Irritation spiegelte sich auf den Gesichtszügen des Illidari. War das ein…
Ein kurzer Pfiff ertönte und ein lautes Brüllen, dessen Klangfarbe in seinen Ohren brannte wie die Seen von Mardum. In das Brüllen fiel ein anderes ein, reflexhaft und hohl dröhnend. Oonayepheton ordnete es der zweiten Stimme zu. Und war sich jetzt recht sicher. Ein Oger.
„Hau ihm eine rein. So hart du kannst“, meldete sich die weibliche Stimme zu Wort, nachdem das Gebrüll verebbt war. Es dauerte mehrere Augenblicke, bevor ein dumpfes Krachen ertönte.
Obwohl eine Hausecke in seiner Blickachse lag, sah der Dämonenjäger die Teufelswache taumeln. Der Dämon war so klar und scharf umrissen, als läge die restliche Welt in grauem Dunst und knurrend stieß er ein teuflisch verzerrtes „Anach-kyree, A-rul schach kigon!“ aus, die Axt, die seiner Art als übliche Waffe diente, fester greifend.
Die weibliche Stimme erklang erneut und näherte sich der Position des Dämons und jetzt konnte er auch ihren Umriss ausmachen, viel weniger klar aber dennoch von eindeutiger Färbung. Sie sprach… Eredun. „Shaza-kiel! SHAZA-KIEL!“
„Ja, genau. Schaf am Stiel“, kommentierte die voluminösere Stimme des Ogers.
Der Dämon zuckte zusammen, die Waffe fallen lassend sank er auf ein Knie, ehe er zur Seite wegkippte, und in einem Häuflein Felfarbener Asche verschwand.
„Tschüss, Plan Bääh“, sagte der Oger.
„Garstige Teufelswache…“, schnaufte die Frau, sich die Hände ausschüttelnd. „Das soll ihm eine Lehre sein.“
„Ich seh schon, sie hat nicht nur die Mädels im Griff.“ Die Stimme war neu. Der weiche Klang der Konsonanten deutete auf einen Elfen hin. Sin’dorei?
„Sukkubi sind so viel leichter zu versklaven…“, bemerkte die Frau, „Aber… eine Teufelswache zurückdrängen, und ihn eine Bannung riskieren zu lassen ist nicht schlecht.“
„Ich bleib nahe, ja. Kann im Hafenbecken schwimmen gehen. Leute hier scheinen Oger nicht gleich töten zu wollen.“ Für einen Oger war das ein langer Satz gewesen.
Oonayepheton juckte die Neugier. Inzwischen ging er von fünf aus, minus der Teufelswache. Zwei Stimmen, die er gehört hatte, eine, die er nicht gehört hatte, der Oger… Was ging hier vor sich?

[dice Yes or No SG 50; rolled 68 - Yes]

Nicht dass die weichen Stiefelsohlen ein Geräusch verursacht hätten. Aber das hier war doch gerade zu interessant zu gewesen, um sich das Ganze nicht genauer anzusehen… Langsam trat der Dämonenjäger um die Ecke, die Arme verschränkten sich lose und der Kopf kippte in eine seichte Schräge, hin zu Oger und Elfen gewandt.
„Perfekt. Na dann ich mach mich mal auf. Bis Bald“, sagte der dritte Elf jetzt zu allen Beteiligten. Er nickte höflich und machte Anstalten davonzugehen, hielt kurz inne um dem Illidari einen Blick zuzuwerfen und passierte ihn dann, ohne dass dieser sich nach ihm umgedreht hätte.
Der andere zog seine Brauen hoch, als erneut jemand auftauchte. Beutebucht schlief wohl nie.
„Nun, guten Restabend, Maerceci“, sagte die Frau, die sich jetzt eindeutig als Shal’dorei herausstellte.
„Oh“, sagte der Oger, „Ein Blindelf.“
Das knappe Nicken des Dämonenjägers war wohl so eine Art zurückhaltender Gruß. Wenn auch schweigsam. Es richtete sich an niemanden bestimmten.
„Vielleicht will der ja auch hier arbeiten“, meinte der Sin’dorei, der verblieben war. Er richtete sich mit etwas gedämpfter Stimme an die Nachtgeborene, die um die Antwort nicht verlegen war. „Ich glaube das gäbe einen Interessenkonflikt mit mir.“ Sie hielt die Arme unter der Brust gesenkt.
„So bleibt’s spannend“, kommentierte der Sin’dorei.
Die Shal’dorei sagte: „Wie können wir helfen?“
Es war ein spürbarer Blick, der sich auf die Shal’dorei richtete. So Felaffin, wie sie war, konnte sie sogar spüren, wo er zu liegen kam, nachdem er sie einmal von Kopf bis Fuß gestreift hatte. Auf ihrem Gesicht. Der Sin’dorei tritt noch etwas näher, sein Blick lag auf dem unbekannten Gast.
„Starrt mich nicht so an.“ brummte sie, als spüre sie etwas, was die anderen nicht merkten.
„Helfen?“ Kurz zuckte der Mund des Illidari in ein schräges Lächeln. „Ich bin nicht sicher. Was… ist denn das hier? Dämonen, Elfen, ein Oger… illustre Gesellschaft will ich meinen. In einem Goblinnest.“
„Ist Goblinstadt. Sind Oger willkommen.“ sagte der Oger.
Der Sin’dorei behielt den Dämonenjäger noch immer im Blick, vorerst schien er sich aber nicht direkt am Gespräch zu beteiligen.
Oonayepheton richtete das Gesicht auf den Oger aus und nickte ihm sichtbar zu. Dann verwischte der Eindruck einer bestimmten Richtung. Allein, es blieb sich gleich - standen sie doch so dicht beieinander.
Es war die Shal’dorei, die antwortete. „Das Etablissement Ölkanne und Luke. Geleitet von Ikwat Zeitl van Vibradrill. Nun, hier kann man in kurz… Zeit mit Frauen kaufen… oder Männern. Wobei letzteres noch nur bedingt verfügbar ist.“
Beide Brauen des Illidari zuckten in die Höhe. Der Rest des Gesichtsausdrucks war nicht so leicht zu lesen. „Ahso“, bemerkte er ohne bestimmten Tonfall. „Interessant.“
„Wobei ich mich derweil mehr um die Männer und Frauen kümmere. Wenn Ihr Eure Muskeln anbieten wollt, sind alle anständigen im Feierabend, oder… außer Haus. Seit gerade“, ergänzte sie.
„Hier?“ Eine Hand - die rechte - löste sich aus der Verschränkung der Arme und ein Weis ging auf das Gebäude, der Tonfall war fragend.
Der schweigsame Sin’dorei lehnte sich an die Hauswand und stricht eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Hier.“ sagte die Shal’dorei.
„Ihr habt Euer Haustier gut im Griff.“ Die Bemerkung des Dämonenjägers kam aus dem Nichts. „Ich gehe davon aus, Ihr habt noch weitere Freunde?“
„Reichlich“, sagte sie. „Alle austauschbar, wenn ich es auch versuche zu vermeiden. Dämonen waren mal leichter zu finden.“
Der Illidari lächelte abermals, schräg wie zuvor. Kurz leuchteten helle Zahnreihen, ein spitzer Eckzahn, bevor das Hell wieder verschwand. „Kann ich mir vorstellen.“ Die Arme verschränkten sich wieder. „Interessenkonflikt … um das kurz klarzustellen. Es interessiert mich nicht, mit was Ihr spielt.“
„Man weiß nie, bei euch Illidari.“ Die Shal’dorei zuckte mit den Schultern. „Aber, meine Herren… es wird spät.“
„Vielleicht sollten wir dem Gast noch mitteilen, wann die Eröffnungsfeier stattfindet? Vielleicht interessiert ihn ja das“, mischte sich der Sin’dorei nun doch ein.
Oonayepheton kommentierte die Bemerkung nicht weiter. Für die Elfen, allen voran die Shal’dorei, dürfte der Blick spürbar gewesen sein, der von einem zum anderen ging. Wie das nun mit dem Oger aussah… stand in Frage. Ein sachtes Nicken ging dem Elfen zu. „Durchaus.“
„Der Dreißigste diesen Monats, sollte mein Wissen aktuell sein.“ meinte die Shal’dorei ruhig, ehe sie sich schon abwandte. „Und ich muss sichergehen, das Zaa auch zu Bett geht.“
„Meinen Dank.“ Das war wohl noch an die Shal’dorei gerichtet gewesen… obwohl auch das in Frage stand. „Und auch den Herren einen guten Abend.“
Der Oger stand da wie eine Statue, ab und an kratzte er sich an gewissen Stellen oder ließ ein kurzes Gähnen ertönen. Wenn jedoch die anderen redeten, nutzte er diese nette Pause, seine Fressluke halten zu können. Immerhin strengte flüssiges Sprechen das Hirn an.
Der Sin’dorei sah der Shal’dorei kurz hinterher, ohne sich aus seiner Position zu bewegen. Dann wandte er sich an den Dämonenjäger. „Ebenso. Bis zum Dreißigsten.“ Sein linker Mundwinkel war etwas angehoben und man hörte es beim Sprechen, allerdings war es kein starkes Grinsen.
„Was nu, Boss?“ fragte der Oger.
Der Sin’dorei wandte sich dem Oger zu. „Das fragst du den Falschen.“
„Ist nun frei?“ fragte der Oger.
„Du solltest in der Nähe bleiben. Man wird sich bei dir melden, nach der Rücksprache mit dem Boss.“ Der Sin’dorei sah noch einmal an dem Oger vorbei in die Richtung des Dämonenjägers.
„Ist guuut“, meinte der Oger.
Zeit. Der Illidari ließ sich Zeit. Die letzte Begutachtung traf nicht nur nochmals die beiden auf der Straße Verbliebenen, sondern ebenso das Gebäude selbst. Der Kopf und das Gesicht drehten sich danach um, danach erst der Dämonenjäger selbst. Mit neutralem Ausdruck wandte er sich schließlich ab und setzte seinen Weg in die andere Richtung fort.

Zara Larsson - Bad Boys
https://www.youtube.com/watch?v=w5_NCz8OK8U

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[Beschissener Kaffee]

"Ölkanne und Luke?" spöttelte Aeshma. "So gar nicht subtil." Der Dämonenjäger grinste. Wenn man es abkürzt, kommt ÖL dabei raus. Glücklicherweise war das wiehernde Gelächter des Dämons ebenso unhörbar wie das ohnehin lautlose Einstimmen des Illidari. Mochte kindisch sein, aber die beiden hatten gerade wirklich Spaß über dieses platte Gefrotzel.

Oonayepheton hockte am Kai und ließ die Beine über dem Mondlichtbeschienenen Wasser baumeln. Er verspürte noch immer keine große Lust, sich zu Linndriel zurückzubegeben. Innerlich ging er die Szene durch, die er gerade mitansehen hatte dürfen und Aeshma wie er gleichermaßen ergötzten sich sich geradezu an den Möglichkeiten seichter Abendgestaltung, die ein solches Etablissement zu bieten haben könnte. „Falls“, meinte der Dämon, „falls sie’s auf die Reihe kriegen und ich meine gar nicht das Fleischangebot.“ Was meinst du dann?, wollte Oonayepheton wissen.
Aeshma schnaubte. „Essen, Trinken, Ordnung. Du weißt doch genau, dass die Messlatte für Ansprüche an Löchern niedrig genug liegt, dass es den meisten egal ist, wo sie was reinstecken, solange der Beifall nur gut genug geheuchelt ist.“

Auffallend korrekt, bemerkte der Dämonenjäger. Zweifelst du daran?

"Nein", erwiderte der Dämon. "Der Sch.eiß läuft immer. Solange der Kaffee gut genug schmeckt."

…Kaffee? Die Brauen des Dämonenjägers hoben sich kaum merklich, die Beine schwangen weiter und seine Hände umgriffen die Bohle rechts und links von seinem Sitz ein wenig fester.

"Kaffee" bestätigte Aeshma. "Beschissene Hu.ren kannst du verdrängen, aber ein beschissener Kaffee versaut dir das Leben. Oder muss ich dich dran erinnern, wie der Eimer gerochen hat? Genau so ist beschissener Kaffee. Niemand leckt freiwillig an Kotze. Außer Hunde. Aber die fressen ja auch ihre K.acke. Und ich glaube das gehört nicht zum Portfolio."

Oonayepheton schüttelte sich und fletschte angewidert die Zähne.

Uah. Halt’s Maul. Du bist ja widerwärtig.

Der Dämon kicherte. "Stets zu Diensten. Wann kriechst du zurück zu deinem kleinen Kotztütchen?"
Der Dämonenjäger brummte unwillig, gab aber keine Antwort. Das Wasser reflektierte glitzernd die Himmelslichter, es war still und ruhig hier draußen. Bis auf das Knistern der Kienspäne und die ein oder andere patrouillierende Goblinwache auf den oberen Stegen geradezu paradiesisch.

"So gar nicht motiviert", spottete Aeshma. Ein abermaliges Brummen folgte. Oonayepheton runzelte die Stirn und stellte das Baumeln der Beine ein.

"Ich seh schon", sagte der Dämon, "das mit dem Kaffee hast du verstanden."

Jessie Ware - Selfish Love
https://www.youtube.com/watch?v=Q8T9vB1zIVM

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[Kotztütchen]

Vorsichtig öffnete Linndriel die Augen. Die Schlaftrunkenheit raubte ihr jegliches Gefühl von Zeit oder Orientierung und auch das in Dunkelheit gehüllte Zimmer, in dem sie sich befand, war keine große Hilfe. Noch bevor sich ihre Augen überhaupt an die Lichtbegebenheiten gewöhnt hatten, hörte sie das Meer und die Brandung – und die Übelkeit suchte sie augenblicklich wieder heim, drückte ihr auf den Magen und vertrieb jegliche Überreste von Müdigkeit aus ihrem Körper. Es brauchte einen Moment, bevor die Elfe, und dann auch ihr Innenleben, registrierten, dass sie sich nicht mehr auf dem wogenden, schwankenden Stück verrottenden Holzes namens Schiff befanden, sondern in Beutebucht, auf festem Boden. Erleichterung machte sich in der Elfe breit. Mühsam stemmte sie sich aus dem muffig riechenden Bett, blieb keuchend auf der Kante sitzen und fuhr sich mit der rechten Hand über die schmerzende Schläfe. Die Seefahrt hatte an ihren Kräften gezehrt. Egal was sie die letzten Tage versucht hatte zu sich zu nehmen, sei es bloßes Wasser, ein Stück Brot oder Haferschleim gewesen – sie hatte nichts bei sich behalten können. Dementsprechend kraftlos fühlte sie sich nun, mit zittrigen Gliedmaßen und einem Mund trockener als die Wüste Vol’duns. Vom darin herrschenden Geschmack brauchte man gar nicht erst anfangen.

Noch immer nicht dazu fähig sich in der Finsternis zurechtzufinden, tastete die Elfe suchend nach ihrem ledernen Rucksack auf dem Boden. Sie brauchte ein paar Anläufe, bevor sie ihn fand, kramte nach dem mit Wasser befüllten Trinkschlauch und leerte diesen gierig in einem Zuge. Langsam aber sicher begann die undurchdringliche Schwärze in dem kleinen Zimmer zu weichen, verdrängt von dem silbrigen Schein des Mondes, der sich seinen Weg durch die alten, zerschlissenen Vorhänge bahnte. Die sanfte vom Meer aufziehende Brise, welche sich durch die undichten Stellen des alten Holzbaus schlich, brachte den mottenzerfressenen Stoff zum tanzen, ein faszinierendes Lichtspiel auf dem Fußboden vor dem Bett erzeugend, welches Linndriel mit einem feinen Lächeln beobachtete und sie einige Sekunden von ihrem elendigen Zustand ablenkte. Der Anblick der sich der Elfe bot, als sie kurzerhand aufstand und die Vorhänge beiseite zog, war atemberaubend. Der volle Mond thronte, sich vom schwarzen Nachthimmel abhebend, über der Bergkette, welche Beutebucht umschloss und würde in einigen Stunden über dem Ozean stehen, bevor er von jenem bei Tagesanbruch verschlungen werden würde. Am Tage wirkte das Hafenstädtchen einladend, voller Leben und verbreitete das Gefühl von Urlaub, Sommer und Sonne. Egal wohin man ging, man war erfüllt von guter Laune und Abenteuerlust. Der Mond jedoch vermochte einen silbrigen Schleier über die Stadt zu werfen, stahl ihr jegliche Farben und hinterließ einen geisterhaften Ort, dem es dennoch nicht an Schönheit mangelte. Die Gedanken der Sin’dorei waren gerade dabei abzudriften, sich bereits die nächsten Tage die sie hier verbringen würde ausmalend, als sich eine entscheidende Frage in den Vordergrund drängte: Wo war eigentlich Oona?

Skrizzly Adams - Dance with Darkness
https://www.youtube.com/watch?v=kVaxSJnRKGo

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[In die Wüste]

Die Magierin selbst horchte dem davon gehenden Oona noch ein wenig nach. Oder besser gesagt seinem Gepäckstück über der Schulter, welches schimpfend langsam leiser wurde. Erst als sie kaum mehr zu hören war, setzte sich auch die Magierin in Bewegung. Geradewegs die Treppe in Richtung Hafen hinunter. Allerdings nicht weit. Nur eine Ebene ging der Weg hinunter. Sie stellte sich zwar an die nächste Treppe - und blickte auf das hastige Treiben der Kriegsvorbereitungen – doch interessierte es sie nicht sonderlich. Ihr Weg führte eher zuerst nach Links, zu den Vorräten der Trolle. Um möglichst viel haltbares Essen einzukaufen. Es dauerte allerdings ein kleines Weilchen, bis das Richtige gefunden war. Warben die Händler doch mit ihren frischen Lebensmitteln. Doch hier und da ließ sich auch noch etwas haltbar Gemachtes, vermutlich extra für die Kriegsanstrengungen, finden. Häufig allerdings etwas schärfer. Fleischfressende Chilihappen, Sauridenstäbchen sind da als besonders scharf zu vermerken. Nichts für schwache Mägen. Es kam zwar auch in das Marschgepäck der Sin’dorei doch kaufte sie mehr geräucherte Staubmähnenhappen und geröstete Peitschersamen ein. Natürlich durfte aber auch etwas Alkoholisches nicht fehlen, wenn auch die Namen sehr gewöhnungbedürftig waren. Zandalarita zum Beispiel. Oder Goldener Sonnenaufgang. Pina Trolada wurde dabei aber besonders seltsam beworben. Ein aus Sonnenfrucht destilliertes Getränk mit dem Blut seiner Feinde. Das Blut hätte sie sicherlich gerochen. Deshalb war klar, dass es nur Sonnenfrucht war. Und somit sehr süß. Sie würde sich später davon überzeugen. Zuerst wurde alles in ihrer magischen ‚Wundertasche‘ verstaut. Wundertasche deshalb, weil sie einfach nicht voll zu bekommen war. Alter Magiertrick.

Nachdem die Vorräte erledigt waren, ging es wieder zurück und weiter gerade aus in den rechten Abschnitt des Hafenmarktes. Hier waren zwar auch essbare Dinge. Doch eben auch viele andere schöne, bunte Sachen zu erstehen. Mittlerweile waren hier auch kaum mehr Trollische Händler zu finden. Eher boten Pandaren, Vulpera und die Rhamkahen Katzen ihre Waren aus ihren Teilen der Welt an. Die Magistrix war aber mehr an den Waren der Vulpera interessiert, als an denen der anderen Völker. Es wäre ohnehin sicherlich preiswerter gewesen sie direkt in den jeweiligen Ländern zu kaufen. Die Vulpera boten auf diesem Marktabschnitt diverse Tränke, Kräuter und Elixiere an. Es konnte bei weitem nicht schaden, sich mit den vor Ort üblichen Heilmitteln endgültig vertraut zu machen und sich damit einzudecken.

Denn jetzt ging es nicht wieder zurück. Es ging zurück in den Dschungel. Die Magistrix entschied sich für den direkten Weg. Geradeaus, nach rechts und die vielen kleinen Treppenstufen empor zum oberen Teil des Marktes und links über die große Brücke in das tiefe Grün hinein. Nachdem es erneut Stufen nach Oben ging, gab sie einen deutlichen Pfiff von sich. Nach nur sehr kurzer Zeit kam ihr Kriegswolf hinter ihr angerauscht. Erst schnell, dann auslaufend. Neben der Magierin schüttelte sich das Tier ausgiebig und wurde von seiner Reiterin gestreichelt. Leise murmelte die Frau: „Lass uns gehen. Es bringt nichts sich im Hafen die Zeit zu vertreiben. Alle interessanten Dinge sind ohnehin anderweitig beschäftigt, findest du nicht auch?“ Der Wolf knurrte leise. Er wusste ganz genau was seine Herrin mit ‚Interessant‘ meinte.

Denkst du nicht, dass du den Jäger suchen solltest? , erklang die Stimme hinter der Magierin in ihrem Kopf. Diese klare, elfische Stimme, die so rein umschmeicheln konnte und doch so sehr nachhallte.

„Was sollte das bringen? Er ist beschäftigt und sein Haustier ist zwar amüsant aber hält nicht mal genug aus, um auch nur einen Tag in meiner Nähe zu überleben.“, brummte die Magistrix ihrerseits vor sich hin.

Dann vielleicht der Todesritter?

„Der möchte nicht gefunden werden.“, brummte die Sin’dorei knapp ihrem Wolf entgegen und stieg in den Sattel.

Ich halte dennoch nichts davon, dass du einfach so alleine losziehst. Was, wenn wieder…

„Wenn wieder was? Wenn ich wieder in ein Teufelshundrudel renne? Keine Sorge. Teufelshunde sind ziemlich selten geworden.“, knurrte die Elfe fast schon und ließ den Wolf locker lostraben, „Außerdem habe ich dieses Mal vorgesorgt. Schon vergessen?“

Natürlich nicht. Trotzdem. Die Wunde ist immer noch nicht geschlossen. Seit Monaten geht das schon so.

„Ich bin vorsichtig.“, klang es fast schon abschließend.

Zum Glück war niemand außer ein paar umherstreifenden Axtschnabeln in der Nähe. Andererseits. Sie war Magierin. Manche reden mit Schädeln. Andere eben mit Wölfen. Was sollte es.

Die Magistrix folgte immer dem Pfad. Dunkel war es. So mitten in der Nacht. Wenigstens hatte es sich für diesen Tag offensichtlich ausgeregnet gehabt. Kein Tropfen wagte es durch die dichten Blätter. Ab und zu flackerte am Wegesrand eine kleine Fackel und beleuchtete ein paar Lianen. Mal einen Baum oder einen Stein. Viel zu beobachten gab es also nicht. Im Lianendorf, und dem dort befindlichen Gasthaus, machten die Beiden eine kurze Rast. Der Wolf konnte seine Pfoten ein wenig ausruhen und die Magierin ihre Konzentration auffrischen. Bei Sonnenaufgang setzen sie ihren Weg allerdings wieder fort.

Der große, goldene Palast schimmerte in voller Pracht der Morgensonne. Und die alte Handelsstraße, wie dieser Weg hoch zum Palast genannt wurde, endete bald am prunkvolleren Markt und dem Tempel von Zanchul. Die Magistrix bremste ihren Wolf und genoss noch ein paar Momente diesen goldenen Anblick. Es war ruhig. So früh am Morgen. Die Tiere waren nur vereinzelt bereits wach. So lenkte nur das Rauschen der Wasserfälle neben der Brücke die Ohren in eine andere Richtung als die Augen. Sie trabten geradewegs auf das Zentrum selbiger Brücke zu. Gar fasziniert von der Architektur dieser unglaublichen Pyramide, konnte die Sin’dorei nicht anders als ein wenig Zeit verstreichen zu lassen. So oft sie es sich auch bereits angesehen hatte. Es wurde ihr nicht langweilig. So verwinkelt und imposant. Das sah man wirklich selten. Als sie das Gebäude das erste Mal gesehen hatte, hatte sie schon das Gefühl gehabt, dass es etwas Besonderes an sich hatte. Kurz hatte sie sogar überlegt gehabt, ob es das ist, wonach sie Azeroth absuchte. Doch bis heute hatte sie keinen Hinweis dafür finden können. Und auch jetzt war es ihr noch immer rein Rätsel. Vielleicht war es einfach nur groß, aufwendig gestaltet und ansonsten ohne jegliche, für sie, wichtige Funktion.

Letztlich schaffte sie es auch wieder ihren Blick abzuwenden und sie drehte den Wolf zurück in den Dschungel. Wieder weiter den Weg entlang.

Du solltest mehr Pausen machen.

„An der Grenze.“, brummte die Magierin in ihren Mundschutz hinein. Und wirklich. Sie ritten und ritten. Ihr Wolf war wirklich sehr ausdauernd. Ein Kriegstier eben. Die über den Tag auftauchenden Tiere waren zudem äußerst leicht zu verscheuchen. Und als die Dämmerung wiedereinsetzte, war doch wirklich ein Tag ohne Regen vergangen. Zumindest einer ohne spürbaren Regen. Bestimmt hatte es zwischendurch getröpfelt. Aber das dicke, dichte Blätterwerk sorgte dafür, dass der Boden trocken blieb. Zumindest trocken im Sinne von Regenfrei. Wirklich trocken konnte man das Regenwald ähnliche Klima schließlich nicht bezeichnen. Und die Feuchtigkeit präsentierend zog soweit gen nördliche Grenze auch ein seichter Nebeldunst zwischen den dicken Stämmen umher. Und jetzt – erst jetzt – zügelte sie ihren Wolf wieder.

Das ist der Ort, wo du letztes Mal aufgeben musstest, oder?

Die Sin’dorei nickte stumm und stieg von dem starken Tier herunter. Vorsichtig gingen sie zu dem Abgrund herüber. Sie war immer noch da. Diese große, sturmbeschwörende Säule der nervigen Schlangen. Bläulich schimmernd stand sie da und blockierte ihren kurzen Weg. Beim letzten mal hatte ihr Wolf einen ordentlichen Stromschlag abbekommen und musste sich erst wieder erholen, bevor sie einen zweiten Anlauf wagen konnten.

Wieder der Weg?

„Nein, wir gehen den langen. Ein Stück in Richtung Sumpf und dann wieder zurück nach Westen. So umgehen wir die Säule.“, brummte die Elfe und klopfte ihrem Wolf die Flanke. Wie erwartet wurde es immer stürmischer, je näher sie der Säule kamen. Die Luft reicherte sich mit elektrischer Energie an und dem Wolf sträubten sich regelrecht die Haare. Aber er folgte gefügig seiner Herrin. Sie hielt ihn eng an den Zügeln und führte ihn zu Fuß den Bergpfad hinunter. Das Tier entspannte sich erst wieder, als die Luft auch wieder dünner wurde und nicht mehr so furchtbar prickelte. Aber auch jetzt stieg die Magistrix nicht wieder auf. Vor ihnen breitete sich eine alte Hängebrücke aus. Das Gewicht zu verteilen, war wohl klüger als es auf einen Punkt zu beschränken. Und so weitete sie auch den Radius etwas, mit dem sie den Wolf führte.

Gut, dass ich im Moment keine Füße habe!

„Mit dir, als Elfe, wäre ich niemals über eine Holzbrücke gelaufen. Da würde ich eher quer durch den Sumpf waten. Das wäre sicherer als dich auf etwas aus Holz zu lassen! Ich hätte dich nur aus dem Wasser fischen können.“, erklang die Stimme der Sin’dorei in der Nacht, doch wurde sie sicherlich von dem großen Wasserfall ohnehin geschluckt. Wasser war in diesem Gebiet ohnehin überall. Schlimmer als nach der Überschwemmung vom Kataklysmus im Schlingendornkap. Zumindest hatte man sich da auch Brückentechnisch angepasst. Diese hier wirkte eher, als hätte sie auch vor dem Kataklysmus schon hier gehangen. Morsch, Feucht, Klapprig. Jeder Schritt von Elfe und Wolf ließ das Holz knirschen und jeder war darauf gefasst den anderen vor einem Sturz zu bewahren, sollte es dazu kommen. Zwar rutschte die Magierin einmal kurz mit dem Fuß weg, doch ansonsten kamen sie unbeschadet auf der anderen Seite an. Hier war nur noch ein Trampelpfad vorhanden. Niemand hatte sich die Mühe gemacht den Weg zu erneuern. Dafür stand hier wenigstens auch eine kleine Hütte. Nicht gemütlich. Etwas Leck im Dach und etwas verrottet allgemein stand sie dort. Vermutlich schon seit einigen Jahren verlassen. Der Eindruck bestätigte sich auch bei einer näheren Untersuchung. Die Hängematte war moosbedeckt und in einer Ecke standen noch die Überreste der letzten Mahlzeit des Hausbesitzers. Kein unbedingt appetitlicher Anblick. Fünf Jahre alter Raptor. Hätte man vielleicht noch vermuten können. Zumindest war dort noch eine Raptorenklaue im Essen. Die Überreste wanderten auf magische Weise aus dem Haus und ebenso magisch hob die Sin’dorei auch das Moos von der Hängematte. Ordentlich und darauf bedacht es nicht zu zerstören. Auch wenn es schon dämmerte, ließen sich Wolf und Reiterin zur Nachtruhe. Es war feucht, es war morsch. Aber es regnete nicht vollkommen hinein. Sie hatten noch einen langen Weg vor sich.

Gegen Mittag. Oder sogar Nachmittag. Setzten sie diesen dann auch fort. Direkt über die nächste, morsche Hängebrücke. Über den nächsten Fluss mit Wasserfall. Und den nächsten endlos tiefen Abgrund. Irgendwie wiederholte es sich in Zuldazar immer und immer wieder. Wenigstens konnte man von dieser Brücke auf der einen Seite schon den schöneren Teil des Sumpfes sehen. Der Teil, der nicht halb verdorrt war und wo angeblich eine Horde Trolle der Blutmagie in ihrem abscheulichsten frönten.

Und dieses Mal geschah es. Die Brücke war zu morsch. Ein Brett brach in der Mitte durch und die Magistrix rutschte mit einem erschrockenen Aufschrei nach unten hin weg. Zum Glück hielten die restlichen Holzelemente und taten ihren Dienst. So hing die Elfe nur etwas ungünstig unter der Brücke an den Zügeln. Der Wolf stemmte sich gegen den Zug des elfischen Gewichtes und seine Herrin somit immer ein Stück weiter zurück in Sicherheit. Der Schrei hatte nur zu allem Überfluss die Aufmerksamkeit eines Pterrordax geweckt. Und es war ein ziemlich großer. Der gesamte Wolf hätte in seinen Schnabel gepasst. Die Elfe konnte sich gerade noch so seinem ersten Biss entziehen. Und schaffte es die Zügel um ihren einen Arm zu stabilisieren, dass sie wenigstens die andere Hand frei hatte. Denn das Tier kam zurück. Doch dieses Mal schleuderte ihm ein Feuerball entgegen. Direkt in dem geöffneten Schnabel hinein. Der schrille Schrei war sicher noch meilenweit zu hören und das gigantische Tier stürzte den Wasserfall hinunter. Erleichtert seufzte die Magierin und ließ sich von ihrem Gefährten das letzte Stück zurück auf die Brücke ziehen. „Guter Junge.“, keuchte die Sin’dorei und zog sich nun doch in den Sattel. Der Wolf beeilte sich damit die Brücke hinter sich zu lassen. Deutlichst. Er wollte keine Bekanntschaft mit noch mehr Wasser machen. Die Elfe nutzte die Zeit damit ihre Schulter wieder einzurenken. Der plötzliche Zug hatte seine Spur hinterlassen. Und der Stoff, der Schlachtenrobe färbte sich rot an ihrem rechten Bein. Durch die vielen losen Kettenelemente fiel der Riss in der Robe selbst dagegen gar nicht erst auf. Es hätte gansusogut eine Stoffärbung sein können.

Der Wolf lief und lief. Er lief sogar fast ein paar kleine Sauriden über den Haufen. Das Tier hatte keine Lust mehr auf dieses Grün und Nass und Grün. Und besonders nicht auf das Nass. Aber noch weniger mochte er Brücken! Er watete lieber durch eine Flussfurt, als nochmal über eine Hängebrücke zu gehen. Da konnte seine Reiterin machen und sagen was sie wollte. Nasse Pfoten waren noch erträglich gegenüber der Aussicht komplett nass zu werden.

Und mit der nächsten Dämmerung verschwand wenigstens das Grün. Es wurde trockener. Die Luft staubiger. Die Umgebung toter. Erst verschwamm das Grün in einem steinernen Rot, dann verschwamm auch das Rot in einem Schwarz bis sich letztlich nur noch karge Wüste vor ihnen ausbreitete. Und ein paar trollische Ruinen. Aber am ehesten Wüste. Sie hatten einen ungünstigen Zeitpunkt abgepasst. Wo es in Zandalar immer wieder regnete. Schien es hier öfter zu Sandstürmen zu kommen. Als würde die Wüste einatmen zog sie Wind und Sand von den Bergen weg in Wüsteninnere. Die Luft war staubbedeckt und der Wind riss an den Pfoten des starken Tieres. Er kam nur noch vorsichtig laufend vorwärts. Zum Glück waren die Trollruinen nicht weit und zum Glück schon größtenteils von Sand befreit und zugänglich. Der Wolf navigierte in den sicheren Unterschlupf hinein und legte sich lang auf den Boden. Er hechelte vor sich hin und war deutlich erschöpft. Um ihm möglichst viel Gewicht abzunehmen, befreite die Magierin ihn von dem Ihren und von der schweren Rüstung.

Der Raum war nicht tief begehbar. Die Reliefs bereits abgenutzt, zerbrochen oder unkenntlich gemacht. Es war fast nicht mehr als eine Höhle, die auch in irgendeinem Berg hineingeformt gewesen sein können. Nur aufwendiger beschlagen und geformt.

Die Magistrix setzte sich neben ihren Wolf und lehnte sich mit dem Rücken an das Tier an. Behutsam kraulte sie ihrem Gefährten liebevoll durch das Fell: „Das hast du sehr gut gemacht. Ich bin stolz auf dich. Ruh dich aus. Wir bleiben eine Weile hier.“

Das ließ sich das Tier nicht zweimal sagen.

Wie geht es deinem Bein?

„Ist nicht so schlimm.“, nuschelte die Elfe und kuschelte sich in das Fell des Wolfes.

Hang Massive - The Secret Kissing of the Sun and Moon
https://www.youtube.com/watch?v=nvmOoSFhhJ4

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[Auf noch mehr Holz geklopft]

Ja wo war eigentlich Oona? So weit wegbewegt hatte er sich gar nicht, abgesehen von dem kurzen Ausflug zu einem zwielichtigen kleinen Grünen, der ganz in der Nähe der Hafenbehörde herumgelungert hatte und bei dem gegen einen vollkommen überzogenen Preis ein Flasche viel zu süßer Fusel den Besitzer gewechselt hatte.

Der Dämonenjäger lag flach ausgestreckt nur wenige Meter über dem Fenster, aus dem die Elfe so fasziniert gestarrt hatte, ein Bein angezogen, das andere hing vom Dachfirst an der Hauswand herab. So auf den Gleven zu liegen war zwar nicht gerade bequem, aber er war zu bequem, seine Haltung auch nur eine Sekunde aufzugeben. Während eine Hand flach auf seinem Brustbein ruhte, hielt die andere den Flaschenhals fest. Bis auf ein paar Schlucke war nichts mehr übrig. Die Lider unter der Augenbinde waren geschlossen und er atmete schwer gegen den dunstigen Alkohol in seinem Blut an.
Er war angenehm benebelt. Ganz gleich was Aeshma faselte, und der faselte irgendetwas, es drang nicht recht zu ihm vor. "S Maul", murmelte er halblaut, ohne so recht darauf zu achten, dass er sprach und nicht dachte. Wie zu erwarten hatte das keinerlei Wirkung. Das kurze Aufstoßen und Schlucken geschah reflexartig.
Ohne dass er dessen gewahr wurde löste sich sein Griff, die Flasche schlug auf dem Dach auf, überschlug sich und rollte immer rascher über die Ziegel bis sie die Kante erreicht hatte. Der Sturz war kurz, dann ging sie unter dem Fenster in tausend Scherben. Der Rest des zuckrigen Weins spritzte ein pittoreskes Muster auf die Holzplanken. Es war ihm egal. Ein ebenso zuckriges Lächeln verklärte seine Züge. Das Traumland, in dem er sich bereits bewegte, tanzte in hypnotischen Rhythmen, vernebelter Sicht und zuckenden Körpern. Zu wem was gehörte war ebenso wenig wichtig wie die genaue Kategorisierung der Szene. Freunde? Feinde? Eine Feier? Ein Krieg? Die Bilder waren undeutlich und verschwommen. Nach seiner Miene zu urteilen verschafften sie ihm inneren Frieden.
Hätte er noch Haar gehabt, so hätte er es sich gerauft. Aeshma gab es auf, gegen den Geist des Illidari anzubrüllen. Verbissen verharrte der Dämon und wartete darauf, dass auch diese Eskapade verging - so wie alle anderen bisher vergangen waren.

Was war das? Linndriel zuckte vor Schreck zusammen, als sie was auch immer es war vor dem Fenster zerbersten hörte. Eilig öffnete sie dieses und streckte den Kopf heraus, versuchte auszumachen um was für einen Gegenstand es sich dabei wohl gehandelt hatte – und wo er herkam. Sie starrte verwundert auf die unbekannte Flüssigkeit, welche sich zunehmends auf den Holzplanken verteilte. Es brauchte einige Zeit, bevor die Elfe auf die Idee kam, den Blick zum Dach hinauf zu richten. Ein Fuß hing ihr entgegen, welchen sie trotz der schlechten Lichtverhältnisse dem Dämonenjäger zuordnen konnte. Was bei Sargeras hatte er dort oben verloren? „Oona?“ ihre Stimme klang, obwohl sie zuvor den gesamten Trinkschlauch geleert hatte, noch immer ziemlich rau und etwas belegt. Sie bekam keine Antwort. Seufzend griff sie nach dem Fensterrahmen, suchte mit den Fingern Halt und kletterte unter leisem Gefluche hinaus. Mit zittrigen Beinen stand sie auf dem kleinen Vorsprung vor dem Fenster, während ihr der zunehmend stärkere Wind der vom Meer aufzog die Locken ins Gesicht peitschte und das aufgrund ihres angeschlagenen Körpers sowieso schon heikle Unterfangen noch unnötigerweise erschwerte. Vorsichtig ließ sie den Rahmen los, ließ ihre Hände nach oben schnellen und bekam die Dachschindeln gerade rechtzeitig zu fassen, bevor sie im Begriff war das Gleichgewicht zu verlieren und hinunter zu stürzen. „Oona?“ rief sie erneut, dieses Mal etwas durchdringender und stieß ihm zusätzlich unsanft gegen das herabhängende Bein. Als abermals keine Antwort von ihm kam, nahm sie alle Kraft beisammen und zog sich auf das Dach hinauf. Mit der Hüfte hing sie auf den Dachschindeln, während die Beine hilflos neben Oonas hinunterbaumelten. Verzweifelt suchte sie mit den Fingern eine Stelle die sich dazu eignete ihren Körper vollends auf das Dach zu hieven, doch das stellte sich als nicht allzu einfach heraus. Lange konnte sie sich nicht mehr in dieser Position halten. Ohne lange nachzudenken, griff sie nach dem Gürtel des schlafenden Sin’dorei, stützte sich mit der anderen Hand auf den Schindeln ab und ließ sich schließlich ächzend neben ihn fallen.
Dass da irgendetwas oder irgendwer an seinem Gürtel gezogen hatte, hatte er überhaupt nicht mitbekommen. Und selbst wenn, es wäre nicht das erste und das letzte Mal gewesen, auf diese Art und Weise geweckt zu werden. Auch wenn es vielleicht nicht gänzlich vergleichbar war, zumindest in den feinen Details der Konsequenzen. Die Konsequenzen hier waren simpel: gar keine, außer einem unwilligen Brummen und einer Hand, die das, was auch immer da gezogen hatte, fortschob.
Vollkommen außer Atem drehte sie sich auf den Rücken und wandte ihr Gesicht zur Seite, betrachtete Oona eingehend. Hatte er getrunken? Dem Geruch nach zu urteilen ja. Mit gerümpfter Nase setzte sie sich langsam auf und schnippste ihm den Zeigefinger gegen die Ohrenspitze. Keine Reaktion. Einzig der sich regelmäßig hebende und senkende Brustkorb verriet ihr, dass er noch lebte. Schmunzelnd schüttelte sie den Kopf, wandte den Blick von ihm ab und richtete ihn erneut auf das Meer hinaus, welches von hier oben ein noch viel beeindruckenderes Bild abgab. Von der Atmosphäre geleitet, verfiel die Elfe in eine seltsame Stimmung, die sie nicht ganz einzuordnen wusste. Sie kannte das Gefühl, doch war es ihr mit der Zeit fremd geworden. War es Zufriedenheit? Geborgenheit?
Das wohlige Gefühl, neben einem volltrunkenen Illidari zu residieren, zogen wahrscheinlich wenige Sin’dorei den hohen Freuden des Lebens vor. Aeshma grollte ungehört. Er war machtlos. Damit seine Fähigkeiten funktionierten, musste der Körper in unberauschtem Zustand sein. Und er hatte keine Möglichkeit, die Elfe durch die Barrieren auf Oonas Haut zu irgendetwas zu bringen - nicht einmal dazu, dass sie verschwand oder vor Schreck vom Dach stürzte.
Vorsichtig rutschte Linndriel auf Knien zum Rand des Daches und linste, die Höhe abschätzend, an der Hütte hinunter. Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass sie dort unbeschadet ohne Hilfe wieder hinunterkommen würde – das hieß wohl, dass sie die Nacht neben dem Rausch ausschlafenden Sin’dorei verbringen würde. Fantastisch. Sie legte sich seufzend neben Oona, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte in den Sternenhimmel hinauf. Die Müdigkeit schlich sich langsam an und überfiel sie schließlich mit voller Wucht – ebenso die Kälte. Schlotternd drängte sie sich näher an ihn heran und fiel irgendwann in einen unruhigen Schlaf.

Halsey - Castle
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Vollkommen OOC.
Weil mir danach ist.

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Ignoriert den Black Friday.

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[Tropical Sunrise]

Die Schleier der Träume verwischten nur langsam in das öde Alltagsgrau, gegen das die Traumbilderkontraste schreiend bunt gewesen waren. Oonayepheton bewegte nachschmeckend die Zunge gegen den Gaumen und war einigermaßen angewidert von der Herde toter Ratten, die er dem Geschmack nach zu urteilen in der letzten Nacht roh mit Kopf und Eingeweiden verspeist hatte. Sein Kopf dröhnte nicht, das war von Vorteil. Dennoch fühlte sich alles dumpf an, wie in Watte gepackt. Er erinnerte sich dunkel, auf das Dach geklettert zu sein. Das Geschrei von Möven und der heller werdende Horizont kündigten den baldigen Sonnenaufgang an.

Stirnrunzelnd hob er den Kopf, als er sich seines Körpers mehr und mehr bewusst wurde und registrierte das zusammengerollte Klammeräffchen an seiner Seite. Was zur Hölle… wie war die Elfe denn hier heraufgekommen? Und wann? Ihre eiskalten Hände hatte sie so in die Bandagen gewunden und festgekrallt, dass sie sich wahrscheinlich ordentlich verrenken würde, würde sie einfach so hochgeschreckt sein. Ihr Bein hakte zwischen seinen fest und der Kopf lag irgendwo zwischen Brust und Achsel. Ein Gesicht war unter der Fülle von Locken nicht zu sehen.

Er schnaufte ein leises Stöhnen heraus und ließ den Kopf zurückfallen, ohne sich weiter zu rühren. Die laue Luft eines spätherbstlichen Tropenmorgens strich über seine Haut. Für einen Schluck Wasser zum Ausspülen des Munds hätte er getötet.
Als hätte die Elfe gemerkt, dass Oona erwacht war, stieß sie ein leises Grummeln aus und versuchte ihre Hände aus den Fängen der Bandagen zu befreien. „Lass mich los…“ murmelte sie schwach, bevor sie ihre Hände entwirrte und sich hastig die Haare aus dem Gesicht streifte. Schlaftrunken blinzelte sie dem vermeintlichen Sin’dorei entgegen und stellte einen ziemlich erbärmlichen Anblick dar. Ihre Augen waren von Schatten unterlaufen, wohingegen der Rest ihrer Haut leichenblass war. Unter gesunder Gesichtsfarbe verstand man eindeutig etwas anderes. Seit sie an Land gekommen waren, hatte sie es noch nicht gewagt, wieder etwas festes zu sich zu nehmen – dementsprechend sah sie auch aus. Die sowieso schon dürre Elfe, hatte nach den drei Wochen durchgehender Übelkeit auf See ein Körpergewicht erreicht, welches eindeutig nicht mehr gesund war, schon fast gefährlich. Vorsichtig richtete sie sich auf, während sie sich mit den Händen nach hinten hin abstützte. „Na du Schnapsdrossel“, sagte sie mit rauer Stimme und warf Oona ein angestrengtes, erschöpftes Lächeln zu.

Der Dämonenjäger wandte ihr nur kurz das Gesicht zu und ließ den Kopf dann wieder zurückrollen. Er sah aus, als würde er auf den Himmel lauschen. "Dir auch guten Morgen", sagte er und fuhr ohne große Pause fort: "Ich habe keine Ahnung, welches Tier in meinem Mund verendet ist, aber dass eines verendet ist, steht außer Frage. Nicht, dass du mich darauf hinweisen müsstest. Was macht dein Magen? Gut genug, um zu klettern, scheint es dir zu gehen…" Irgendwie klang er kritisch, ohne so recht Kritik geübt zu haben. Das abweisende seiner Haltung war nichts neues, es hatte schon auf dem Schiff begonnen. "…wird das Essen heute drin bleiben? Was denkst du selbst? Du siehst ziemlich beschissen aus. Das muss endlich ein Ende haben."
"Man würde dich vermutlich selbst zehn Meter gegen den Wind riechen", spottete sie trotz ihres elendigen Befindens und schaffte es tatsächlich ein amüsiertes Grinsen aufzusetzen. "Wir haben gerade nichts mehr zu Essen da. Ich kam noch nicht dazu etwas zu besorgen. Und ehrlich gesagt… ist mir der Appetit schon vor ein paar Tagen gehörig vergangen. Keine Ahnung, ob mein Körper überhaupt noch irgendetwas bei sich behalten will." Sie legte ihre Hand auf den Bauch, gleich über den Magen, welcher sich inzwischen schon nicht einmal mehr die Mühe machte, nach etwas zu Essen zu schreien, als hätte er sich bereits mit seinem Schicksal abgefunden.
Nun, wo Linndriel nicht mehr neben Oona lag, begann sie wieder am ganzen Körper zu zittern, wobei die morgendliche Frische wahrscheinlich nicht einmal der Hauptgrund dafür war. "Ich glaube ich komme hier nicht alleine wieder runter", stellte sie trocken fest, an dem Holzbau hinunterblickend. Über die Schulter hinweg warf sie dem Elfen einen hilfesuchenden Blick zu.

Der setzte sich unter kurzem Ächzen auf und sprang dann mehr in die Hocke, als dass er sich langsam bewegt hätte. Die unhandlichen Gurte, an denen die Waffen befestigt waren ruckte er zurecht, ohne einen Kommentar zu ihren Worten zu verlieren. Auch sonst behielt er seine Schweigsamkeit der letzten Tage und Wochen bei, drehte sie kurzerhand herum und schubste sie über die Kante. Seine ausgestreckten Arme packten ihre Hände kurz vor dem endgültigen Fall. Dumpf kamen seine Knie auf den Schindeln auf und er beugte sich vor, das Gesicht auf die tiefer sinkende, baumelnde Sin’dorei ausgerichtet.

"Besser wärs", sagte er. Dann ließ er los.

Wie sie so da hing, starrte sie Oona mit vor Schreck geweiteten Augen entgegen. Seine Bewegungen waren so unerwartet gekommen, dass sie nichteinmal die Zeit dazu gehabt hatte aufzuschreien. "Spinnst du?!" keifte sie ihn atemlos an, offenbar nicht schwach genug um nicht mehr mit ihm zu meckern. Sie entwand sich seinem Griff und landete trotz des geringen Abstands zum Boden nicht gerade leichtfüßig. Ihre Beine knickten weg und ihre Knie kamen unsanft auf den Holzplanken auf. Scharf sog sie die Luft ein, stützte sich an der Hauswand ab und hievte sich wieder hoch. "Auf was hast du Hunger?" fragte sie nach oben gerichtet, ohne ihren Worten mit dem Blick zu folgen.
Das Keifen schien geradewegs durch ihn hindurchzugehen wie durch leere Luft. Er schwang sich über die Handkante vom Dach und kam so leichtfüßig neben ihr auf als sei er geschwebt. Kurz stand er so nahe, als sei es seine Absicht, sich ihr in den Weg zu stellen. "Du brauchst was vernünftiges, nicht den Abfall, den du für ein kleines Geld angedreht bekommst. Hier macht in ein paar Tagen sowas wie ne Taverne auf. Die müssen bis dahin ja auch essen. Anklopfen und fragen kann zumindest nicht schaden. Schätze, die werden ihr Personal schon ordentlich verköstigen." Irgendwie hatte er Personal seltsam betont, oder? So unterversorgt wie Linndriels Kopf und Körper waren hätte sie sich das gewiss auch einbilden können.
Linndriel bedeutete Oona mit einer leichten Handbewegung, voranzugehen. "Bitte, ich folge dir. Du scheinst ja zu wissen, wohin es geht. Ich hoffe für dich, dass das Essen wirklich gut ist." Als wäre das sein Stichwort gewesen, begann ihr Magen ein wildes Donnerwetter von sich zu geben. Ächzend presste sie sich die Hand auf den Bauch und krümmte sich vor Schmerz zusammen. "Sch.eiße…" stieß sie unter zusammengebissenen Zähnen hervor. Sie atmete ein paar Mal tief ein und aus, bis die Schmerzen wieder nachließen.

"Ich scheine zu wissen du gehst grade nirgendwohin." Oonayepheton schob die Elfe vor sich her in das Zimmerchen und drückte sie auf das Bett. "Sitz und bleib", bemerkte er im Vorbeigehen, kramte in seinem Gepäck, bis er einen Wasserschlauch fand, der nicht bis zur Neige geleert war, gurgelte und spülte ordentlich und spie das Wasser über die Schwelle nach draußen. Nicht bis über das Geländer, wohlgemerkt. Zuviel Aufmerksamkeit war nun auch nicht seinem Sinne. Er wiederholte das Spielchen noch einige Male, bis er einen einigermaßen normalen Geschmack im Mund hatte und wischte sich feinsäuberlich über das Gesicht. Dann trank er einige Schlucke, verschloss den Schlauch wieder und ließ ihn auf den Haufen fallen, aus dem er ihn entnommen hatte. Er hängte die Waffen aus, lehnte sie an die Wand und drehte sich erneut zu Linndriel um. Er ging nicht davon aus, dass sie in ihrem Zustand mitbekommen hatte, welche Magie er um die Gepäckstücke und die Waffen am Boden gewoben hatte, um sie zu sichern.

"Für dich wirds höchste Zeit", stellte er nicht fest, sondern klar. "Sch.eißegal ob das Essen gut ist, du brauchst was, was deinen Kreislauf wieder auf Touren bringt. Oder einen Heiler. Ich hoffe für dich, wir finden eins davon oder beides. Versprechen kann ich dir gar nichts."

Ein Sonnenschein war der Illidari bereits seit Tagen nicht. Glücklicherweise übernahm diese Rolle die echte Sonne, die sich aus dem Meer erhoben hatte und mit den ersten Strahlen bereits die Hitze des kommenden Tages ankündigte. Er half Linndriel auf die Füße, hievte sie auf die Arme und trug sie hinaus, den kurzen Weg hinunter, um einige Häuserecken, bis er schließlich in den schmalen Zugang einbog, der zu dem einschlägigen Etablissement führte. Dem baldigen. Vor der Türe stellte er sie ab.
Und klopfte kräftig und mehrfach an.

MILCK - Devil Devil
https://www.youtube.com/watch?v=jEMrDXP8vs4

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[Tage in der Wüste]

„Ich weiß nicht, wie lange ich jetzt schon hier in der Wüste bin. Vielleicht ein paar Tage. Vielleicht ist die Woche aber schon mehr als übervoll. Zumindest ist es überfällig, dass ich meine Aufzeichnungen fortführe.

Ich habe meine Basis in der kleinen Ruine platziert. Mein Wolf dient mir für Notfälle als sicherer Ankerpunkt. Sollte der Unterschlupf nicht mehr sicher sein, wird er sich wegbewegen und ich mich entsprechend an seine neue Position in Sicherheit bringen können.

Bisher habe ich mich der Bergkette gewidmet. Hier ist die Themperatur fast schon erträglich. Im Süden ist der Tempel von Akunda nebst ein paar Teichen und einer Seelenebene. Keine Hinweise auf einen Zugang zu Titanengebäuden. Im Norden ist eine Weltenwunde und etwas weiter das Versteck einiger Vulpera. Sie haben mich gewarnt weiter gen Norden vorzudringen, da dort das Herrschaftsgebiet der Schlangen beginnt. Ich folge diesem Rat lieber, nach der letzten Begegnung mit diesen Blitzschleuderern. Mein nächstes Ziel ist die Ruine, die Atul’Aman genannt wird. Sie ähnelt von Weitem der großen Pyramide von Dazar’Alor. Nur ohne Prunk und halb zerstört.

Manchmal frage ich mich, ob ich jemals fündig werde. Aber vielleicht frisst mich Artea…oder besser gesagt Tealus…auch vorher auf. Obwohl er aus reinem Licht besteht, spüre ich mehr und mehr seine negativen Einflüsse. Schon allein an meinen Wunden wird es sichtbar, dass er meinem Körper mehr schadet, als er ihn unterstützen würde. Aufgeben ist jedoch auch keine Option. Unsere Welt stirbt, während die Lichkönigin einen sinnlosen Krieg führt. Jeder Versuch, sei er auch noch so sinnlos, sollte unternommen werden, um die Welt zu heilen. Ich bin mir sicher, dass die Macht von Tealus ausreichen wird, um die Wunde von Azeroth zu schließen. Es muss nur ein entsprechender Körper her, der seine Macht überhaupt in diesem Ausmaß transportieren kann.“

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[Das Geheimnis von Zandalar]

Mit der untergehenden Sonne machte sich die Sin’dorei auf den Weg in den Sand. Der Boden war noch immer aufgeheizt von dem Tageslicht. Aber das sollte sie nicht stören. Sie hatte sich ihre Wüstenausrüstung übergestreift. Eine winddichte Robe mit einem turbanähnlichen Kopfstück. Natürlich mit der Möglichkeit Mund und Nase vor einem möglichen Sandsturm zu schützen. „Sei schön brav, mein Junge.“, sagte die Elfe zu ihrem Wolf, ehe sie endgültig den Unterschlupf verließ. Der Sand war weich unter ihren Sohlen und, hätte sie nicht schon Wüstenerfahrung, wäre sie bei weitem öfter aus- und weggerutscht. So kam sie allerdings fast problemlos zu der großen Ruine. In der Dunkelheit stahl sie sich behutsam näher, denn nicht nur Käfer hatten sich die Ruinen als Heimat auserkoren. Trolle streunten dort umher. Teilweise sogar bewaffnet, als würden sie ein richtiges Dorf verteidigen wollen. Doch mit ihrer magischen Trickkiste schlich die Magistrix behutsam an ihnen vorbei. Zum Glück der Trolle, will man fast sagen. Aber ein offener Kampf hätte auch nur noch mehr Ungeziefer aller Art auf den Plan gerufen.
Endlich an der Pyramidenspitze angelangt, wagte die Elfe einen genaueren Blick auf ihre Umgebung. Teilweise nahm sie dafür ein Fernrohr zu Hilfe. Es erleichterte die Sicht doch massiv. Die Ähnlichkeit zu Dazar’alor war verblüffend. Zwar war alles im Sand verschwunden, die Struktur war jedoch ähnlich. Etwas kleiner, aber ähnlich. Die Stadt hatte sich früher vermutlich nach rechts und links ausgebreitet, statt in nur eine Richtung zu führen. Das Ungewöhnliche an diesem Aufbau war jedoch nicht, dass von dem Beobachtungspunkt der Blick nicht auf die Stadt gerichtet war, sondern in Richtung ihres Unterschlupfes. Von hier aus wirkte er auch nicht mehr wie eines der sicher früher zahllosen Gebäude. Es war viel eher ein Tunneleingang. Ein eingestürzter Tunnel. Geradewegs durch das Gebirge. Mit einer Straße direkt mit der Pyramide verbunden.
Die Magierin konnte sich nicht erinnern, dass auf der anderen Seite ein Gegenstück dazu wäre. Zumindest hatte sie noch nicht von einer direkten Verbindung gehört. Es war somit der nächste Punkt auf ihrer Liste. Jetzt widmete sie sich erstmal wieder diesem Gebäude. Schwungvoll drehte sich die Sin’dorei deshalb um und begutachtete das halb eingefallene Bildnis vor sich. Fast schon einladend wirkte die offene Tür ins Innere. Auch sie ähnelte Dazar’alor. Weiter Oben fehlte nur die Königsterrasse. Dann wäre es derselbe Aufbau gewesen. Eigentlich war das Ganze schon zu einladend. Die Frau untersuchte den Eingang deshalb auf magische Rückstände. Und sie wurde fündig. Sie fand die Reste einer magischen Versiegelung. Vermutlich vor gar nicht so langer Zeit gebrochen oder aufgegeben. Umso vorsichtiger setzte sie einen Fuß vor den Anderen in den verwinkelten Gang hinein. Spinnen hatten sich in den Ecken niedergelassen. Große Spinnen, den gigantischen Netzen nach zu Urteilen. Zumindest waren sie nicht zu Hause. Behutsam wanderte der Blick jeweils um die nächste Ecke. Innerlich hatte die Magistrix erwartet, dass sich die Trolle von Draußen hier Drinnen ein Dorf aufgebaut hatten. Wirkten solche Gebäude von außen immer kleiner, als sie im Inneren waren. Doch was sie fand, war weit größer.
Sie trat in einen großen Raum hinein. Nahezu leer fand sie ihn vor. Lediglich Sand rieselte hier und da von der Decke hinab und der helle Mondschein bahnte sich seinen Weg durch die Decke. Aber auch so hätte man die Struktur des Raumes sehr gut erkennen können. Das Mondlicht war dennoch sehr hilfreich. Ganz offenbar wurde dieser Abschnitt als Opferraum genutzt. Der Altar dafür war sehr gut in dem Raum erhalten. Auch schien ziemlich deutlich, wem die Opfergaben zur aktiven Zeit dargebracht wurden.
Den Titanen.
Denn der Altar stand genau unter einem Titanensiegel. Es war deutlich als solches zu erkennen. Zwar war es ähnlicher Beschaffenheit, wie der Rest des Raumes. Doch das Siegel selbst, war von leicht anderem Material. In dieser verkommenen Umgebung wurde es deutlich. Deutlicher, als in Zuldazar, wo noch alles unter Prunk begraben lag. Das Siegel selbst war von derselben Bauart wie in Dazar’alor. Nur hatte die Elfe dort noch gedacht, dass es zusammen mit der Pyramide erbaut wurde. Nun war eher klar, dass die Trollruinen um die Siegel herum gebaut worden sein mussten. Vielleicht als eine Art Verehrung. Das Siegel war aber auch noch durch etwas anderes als Titanensiegel und die Bauarten als aus unterschiedlichen Zeiten stammend zu erkennen. Vor dem Eingang zu diesem speziellen Raum befand sich ein ähnliches Fresko, wie das auf der Siegelscheibe gravierte, doch darauf befand sich in seinem Zentrum ein trollisches Totengesicht. Hier war es das nahezu menschlich, maschinlich anmutende Gesicht, wie die Titanen häufig dargestellt werden.

Jetzt kam ihr eine ziemlich fixe Idee in den Kopf. Sie konnte sie nicht direkt greifen und festnageln. Aber die Idee allein, dass es mindestens zwei ähnliche Gebäude der Titanen gab und die Art, wie sie selbst ihren Siegelzauber nutzte, reichte, um ihre Gedanken in eine waghalsige Phantasie zu lenken und dafür zu sorgen, dass die Magierin umgehend kehrt machte und zurück zu ihrem Aussichtspunkt rannte. Sie faltete ihre Karte auf und markierte ihren momentanen Standort und den von Dazar’alor. Der Weg vor ihr wurde mit einer Geraden durch die gesamten Inselteile verlängert. Genauso ging eine weitere Linie von der Blickrichtung der Trollhauptstadt ab. Und ihr verdacht hatte sich bestätigt. Die Linien kreuzten sich. Und schlimmer noch. Sie landeten direkt auf den langen Kanten des Blutgebäudes, welches man, vor nicht all zu langer Zeit, mitten in Nazmir entdeckt hatte.
Uldir. Es war bereits klar gewesen, dass diese großen Scheiben damit in Verbindung standen. Doch ein so direkter Zusammenhang kam der Sin’dorei erst jetzt in den Sinn.
Mit einem Kompass bestimmte die Magistrix die ungefähren Positionen der Loa Tempel. Es musste nicht allzu genau sein. Es war nur ein Verdacht, der ihr dort weiter in den Sinn kam. Die Frau markierte die Punkte der Tempel ebenfalls auf ihrer Übersichtskarte. Zusätzlich jene von Zuldazar. Sie lagen wirklich, wie mittlerweile fast schon erwartet, kreisförmig um die Insel herum verteilt. So markiert wirkte es fast wie eine Festung. Ein dicker Wall, aus den Loa gebildet, vielleicht damals noch stärker mit den früheren Existenzen selbiger, und deren Magien, verbunden, und gehalten von den Siegeln, sollte Uldir sicherlich mehr als bombensicher gewesen sein. Vielleicht war Nazmir selbst auch zu damaligen Zeiten größer gewesen, um mehr Spiel zwischen Ozean und Uldir zu haben. Aber die Theorie im Gesamten musste in Nazmir selbst weiter bestätigt werden.

“Möchtest du dem wirklich nachgehen?“

„Ich weiß jetzt, dass wir hier auf Zandalar nirgendwo eine Schmiede finden werden. Wir sind hier auf einer gigantischen Gefängnisinsel. Für mehr war dieser Teil wohl nie geplant gewesen. Aber, wenn wir wissen, wie sie ein Gefängnis aufbauen. Vielleicht kann ich davon ableiten, wie sie vielleicht ihre Strukturen im Allgemeinen hier auf Azeroth gestaltet haben. Wir folgen bewährten Baumustern. Warum nicht auch die Titanen? Vielleicht kann ich so besser erahnen, wo sich eine Suche lohnen könnte!“, murmelte die Sin’dorei entschlossen.
Und so war es beschlossen. Die Magistrix teleportierte sich kurzerhand zurück zu ihrem Wolf und führte ihn auf den Bergpfad und nach Links zur Weltenwunde. Konnte das denn wirklich Zufall sein? Die Wunde so nah an dieser Geraden des Siegels?
Der Weg für die Magierin und ihren Wolf führte zumindest durch die Wunde, immer die fiktive Gerade des Weges im Hinterkopf der Magierin belassend. Und somit einmal um den aufgerissenen Berg herum. Und wirklich. Auf der anderen Seite, direkt bei den Teegruben am Berg, war die andere Seite des Tunnels! Die alten Trolle hatten wirklich einen Tunnel geradewegs durch den Berg gebaut und, dem ersten Anschein nach, auch auf geradem Weg bis hin nach dem heutigen Uldir. Die Magistrix folgte dem noch gut sichtbaren, alten Weg. Er war auf keiner ihrer erworbenen Karten eingezeichnet. Nicht mal als Vermerk. Und außerdem. Was war dort? Direkt auf dieser Geraden zur rechten Seite des Weges? Eine weitere Weltenwunde! So lag auf jeder Geraden einer der Pyramiden gen Uldir mindestens eine Wunde! Das konnte doch kein Zufall sein. Vielleicht waren die Energien sogar mit Azeroth verbunden worden, um die Barriere zu stärken. Jetzt wo sie endgültig gefallen war, hat das Auflösen der Magien dafür gesorgt, dass die ‚Haut‘ von Azeroth genau dort aufgeplatzt war. So, als würde man sich Schneiden. Als hätten die Siegelstränge die Wunden geschnitten und die Azeritaustritte sind Teile des Wundrandes!
Die Magistrix musste jetzt einfach weiter dem unbekannten Weg folgen. So dunkel, wie es im Sumpf war, kam sie nicht umhin die Schritte des Wolfes aus zu leuchten. Sie konnten auch nur gehen. Langsam und vorsichtig. Ein schneller Ritt hätte sie entweder verraten, zu auffällig gemacht oder sie hätten den Weg schlicht verloren. Sie musste auf dieser Geraden einige Skelette in ihren rechtmäßigen Zustand, der Asche, verwandeln. Aber diese hirnlosen, ungeführten Streuner waren kein Hindernis für die Elfe. Überflutet und aufgerissen war dieser Weg. Vermutlich, so die Gedankengänge der Magistrix, ein Übel des Kataklysmus. Es wäre zumindest typisch dafür gewesen.
Es wurde wieder Tag, als sie eine Kreuzung erreichten. Eine eindeutig neue, da gerade, angelegte Straße kreuzte den alten, versumpften Weg. Vermutlich wurden die paar herumliegenden Steine schon gar nicht mehr als Weg angesehen, wo die Straße gebaut worden war. Doch die Magistrix folgte genau diesen paar herumliegenden Steinen und durchkreuzte Trollruinen. Die Struktur passte wieder nach Atul’aman und seiner Ruinen. Vielleicht war sie hier in der alten Stadt gelandet, die früher in Nazmir war. Oder es war ein Teil von Voldun gewesen, bevor es Nazmir getauft wurde? Zumindest wirkte es wie ein Wall. Vielleicht also doch eher die Außenseite einer dritten Stadt. Lang vergessen.
Dann endete der Weg einfach in einem großen Loch. Und in diesem Loch lag Uldir. Der sichtbare Teil davon. Oder noch genauer: Der Teil, der von den Trollen über dem Gefängnis Uldir gebaut worden war? Denn auf der geraden Kante des Dreieckes, befand sich KEIN Titanengesicht, sondern eine Trollmaske im Stein. Das große Loch konnte während der Flut und den Erdbeben entstanden sein. Und das Gebilde war vielleicht die Basis, auf welcher eine Pyramide stand, als auf dem Loch noch eine Stadt war. Hochgebaut auf aufgefüllter Erde? Die Magistrix ritt um das Loch herum. Auf der zweiten Seite war der Stein etwas besser zu sehen. Er hatte wirklich Ähnlichkeit mit der Maske eines Trolles. Doch ein entscheidendes Detail fehlte letztlich. Die Hauer. Es war wohl doch eher von den Titanen als Stempel gebaut worden und die Zeichen waren doch die Köpfe von Titanen, oder Titanentotenmasken.
Sie suchte die Gerade nach Dazar’alor. Vorsichtig, denn so nah an dem Loch pattroulierten nun auch Bluttrolle. Sie wollte sich, wenn möglich, nicht mit ihnen anlegen. Es waren schlicht zu viele.
Und da war er. Ein Weg. Zwar befestigt worden, von den Bluttrollen vermutlich, aber von gleicher Struktur wie die Überreste von Vol‘dun aus. Und genau eine Gerade in Richtung Dazar’alor. Da der zweite Teil auf ihren Karten vorhanden war, konnte die Magierin sagen, dass sich der Weg vermutlich angepasst hatte, da er noch genutzt worden war. Aber genaueres, würde sie auf dem Rückweg in Erfahrung bringen. Jetzt widmete sie sich erst noch der dritten Seite des Stempels.

Hier wurde nochmal deutlicher, dass das gesamte Gebiet eingesunken war. Die Ruinen hangen teilweise noch im Hang. Und auch hier. Ein Weg! Ein alter Weg, unbeachtet, als wären es nur ein paar Steine. Auf keiner Karte vermerkt. Sie folgte dem Pfad sofort. Es war schwerer, als aus der Wüste heraus. Er musste wohl als Erster der Vergessenheit anheimgefallen sein. Und was tauchte dort am Horizont auf? Auf geradem weg? Eine weitere Trollruinen. Gekennzeichnet mit demselben Siegel, wie in Atul’aman. Und bald eine Pyramide, mit der Rundung wie die beiden bereits bekannten. Behutsam wurde auch dieser Eingang erforscht. Erst waren dort nur die bekannten Spinnenweben, doch dann erblickte die Magistrix die Halle des Titanensiegels. Es war mit Verderbnis durchzogen. Jetzt war klar, dass hier die Schwachstelle eingesetzt hatte. Vielleicht wegen der Nähe zum Meer, dass dadurch das Siegel gebrochen war, als die Fluten über die Insel hernieder brachen. Ein wenig erinnerte die Verderbnis die Magierin an die Klaxxi und die Silithiden. Besonders Silithus. In seiner alten Form. Zügig zog sich die Frau zurück, bevor sie unnötig mit den Gebilden und dem Sporenstaub in Berührung kam.
Auf der Aussichtsplattform, die offenbar auch jede der drei Pyramiden hatte, ließ sich erahnen, dass sich die Stadt wieder vor der Pyramide ausgebreitet hatte. Vielleicht wirklich, von der Entfernung her, mit ihrem Zentrum über Uldir, bevor es zu einem großen Loch wurde. Genau war es bei dem Wildwuchs jedoch nicht auszumachen.
Der Rückweg lief nicht so reibungslos ab, wie erwartet. Oder erhofft. Die Elfe musste den Bluttrollen ausweichen und verirrte sich im Sumpf. Nur per Zufall fand sie eine kleine tortollanische Basis. Per gutem Zufall. Sie konnten Geschichten über die Loa erzählen. Und so konnte die Magistrix ihre ungefähren Markierungen weiter fortsetzen und zu Ende erweitern. Leider waren wohl die wichtigsten Informationen längst vergessen worden. Sie lagen wohl weiter zurück als zweihundert Jahre.
Doch zumindest der Kreis auf der Karte schloss sich. Und damit die Vermutung, dass der einzige Zweck dieser Insel ursprünglich war, die Experimente, Gefangenen und Ideen der Titanen einzusperren, zu beobachten, vielleicht Experimente durchzuführen. Was genau, hätten nur sie selbst berichten können.
Die Tortullaner warnten die Magistrix noch, nicht dorthin zurück zu gehen, wo sie auf direktem Weg zurück nach Dazar’alor gelangen würde. Aber sie wollte ihre Theorie weiterverfolgen. Erst kam sie auch gut durch. Doch dann kam sie in das stark besiedelte Gebiet der Bluttrolle. Das erste Stück konnte der Wolf noch wegrennen, das nächste Stück, konnte die Magistrix eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Doch der Strom an Bluttrollen riss nicht ab. Wo ein Troll Opfer der Flammen wurde, kamen zwei weitere nach. Und in ihrer Masse drohten sie Wolf und Reiterin zu verschlingen und als ihre nächsten Opfer zu zweckentfremden. Der Magistrix blieb nur noch die Flucht. Egal wohin. Sie griff sich blind einen ihrer Teleportationssteine, zu einem ihrer Fixpunkte, und aktivierte ihn.
Wolf und Reiterin verschwanden vor den Augen der Trolle. Und zum Glück nahmen sie nicht noch einen von ihnen mit. Zumindest hatte die Magistrix keine Lust auf Bluttroll außerhalb des zandalarischen Gefängnisses. Auch, wenn es nur einer gewesen wäre.

Hang Massive - Once Again
https://www.youtube.com/watch?v=xk3BvNLeNgw

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Unvollständig

Der Dschungel hatte für Sasarya schon immer eine besondere Faszination besessen. Das dichte Blattgrün der hohen Bäume, die drückende, feuchte Hitze unter Palmblättern, die Regenschauer die so unvermittelt kamen und gingen und die Kleidung oder Rüstung noch klammer auf der Haut kleben ließen. Sie kannte den weichen Boden, der ihre Schritte verschluckte und den Duft nach all den tropischen Pflanzen, nach den Tieren, die in diesem Dickicht lebten. Das Gefühl des Lebens in jedem Halm, jeder Pflanzenfaser. Ein Herzschlag wie ihr eigener.

Für eine Elfe des Hohen Reiches war es sicherlich nicht immer erlaubt, so zu denken.

Sehnsuchtsvoll. Heimatstolz. Sehnsucht…Heimat…

In ihrem Kopf manifestierte sich der Gedanke, dass sie eine ganz und gar verschrobene Elfe geworden war. Der Nimbus, der den Waldläufern und Weltenwanderern anhaftete, war das Eine – ihre sonderbaren Ansichten das Andere. Der Immersang war ihr Zuhause und dennoch war sie wieder hier. War erneut ausgeschickt worden, um dafür zu sorgen, dass der Krieg die Wendung erfuhr, die ihr Volk so dringend benötigte. Nach dem Fall von Unterstadt, wer wusste schon, wie lange es dauerte, bis sich die Allianz den unliebsamen Sin’dorei im Norden der Königreiche annahm? Konnte man Zeit erkaufen, indem man die Gegner in Gefechte verwickelte, die von mehr Brisanz waren? Ein kleines Gewicht mehr in die Waagschalen des Krieges werfen, wenn man Brandherde initiierte und Nadelstichoperationen durchführte, die an den Stich eines Insekts auf einem großen, gemächlichen Kriegswalross erinnerten. Noch einer und noch einer und noch einer und…

Sasarya legte den Kopf schief und blickte von einer der oberen Ebenen von Dazar’Alor hinab auf die vielen Treppen, Stufen, Plateaus, an deren Fuße man gerade noch so den Beginn des Hafens ausmachen konnte. Wenn man schon einmal mit dem Nachdenken angefangen hatte, war es gar nicht so leicht, damit aufzuhören. Die Zornesfalte auf ihrer Stirn wuchs steiler und die hellblonden Brauen zogen sich zusammen.

Vielleicht hatte man erneut ihre kleine Einheit ausgewählt, weil sie schon in Tanaan gut zusammengearbeitet hatten und weil auch die Verheerte Küste und am Ende Argus sie zusammengeschweißt hatten, wenngleich auch Kameraden gefallen waren. Die 12. Einheit des Waldläuferkorps von Quel’Thalas, abgestellt um als Auge und Ohr des Hohen Reiches zu fungieren und Unterstützung zu sein für die anderen Truppen, die in Zandalar stationiert waren. Seit dem Ende ihres Noviziats diente Sasarya in dieser kleinen Einheit. Wie sagte man doch so schön?

„Tritt der Armee bei, besuche exotische Orte, triff viele andere Personen und töte sie.“

Der Dschungel war in Sasaryas Lebenskurve ein regelmäßiger Puls geworden. Schlingendorntal, Tanaan und nun Zandalar. Vielleicht sollte sie sich wirklich schuldig fühlen, dass sie den Dschungel so sehr mochte. Aber wenn man so lange von Zuhause fort war und dort nur ab und zu noch ein Gastspiel gab, wie konnte man sich dann für diese Gedanken schämen? Wenn man so viele unterschiedliche Stimmen und Sprachen hörte, Worte daraus lernte und aus den verschiedensten Töpfen kostete, wie konnte man jemals wieder nur eine Waldläuferin von Quel’Thalas sein?

Nein – nicht nur. Sasaryas Gedanken überschlugen sich erneut. Sie war eine Waldläuferin ihrer Heimat und sie war auch eine Reisende, auf ihrem eigenen Weg, wohin er sie auch immer führen würde, mit eigenen Gedanken und Gefühlen, Wünschen und Träumen. Es war nicht versprochen, dass sich etwas davon erfüllen würde, es war nicht gesagt, dass sie nicht in der nächsten Woche mit ihrer Einheit wieder nach Hause geschickt werden könnte oder dass sie, wenn sich die Lage zuspitzte, irgendwo an einer der vielen Fronten das Zeitliche segnen würde. Sie war…ihre Geschichte war unvollendet, noch nicht fertig, war noch zu schreiben und wer auch immer sie am Ende lesen würde, sollte vielleicht zumindest wissen, dass sie den Dschungel immer über alles gemocht hatte.

Keine falsche Scheu.

Sasarya legte die Hände flach auf das Geländer und strich mit ihren Fingern über den Sandstein, nahm den Anblick der Stadt im Sonnenuntergang in sich auf, hörte das Kreischen der Vögel, die im Wind tanzten und roch die salzige Luft, die vom Hafen heraufstieg. Sie atmete ein, hielt die Luft in ihren Lungen und atmete dann nach einer ganzen Weile wieder aus, löste sich von dem Geländer und machte sich auf den Weg, die Treppen hinab zum Hafen. Flinken Schrittes, während sich die Wolken erneut verfinsterten und einen neuen Schauer ankündigten. Kurz blickte sie nach oben in das Weiß-zu-Grau, das Wolkenberge auftürmte, und lächelte schmal.

Gleich würde es regnen.

Rekrutiert und inspririert von den Wanderern dieser Seiten
Niedergeschrieben zu: X Japan: Forever Love

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[Ölkanne & Luke]

Mehrere kräftige Klopfgeräusche waren an der verschlossenen Tür zu hören.
Es dauerte einen Moment, bis man hinter der verschlossenen Türe dumpf Schritte hören konnte. Langsam wurde die Tür geöffnet und Idonir spähte durch den Spalt hindurch.
Oonayepheton räusperte sich leise. Der Dämonenjäger war ganz offensichtlich - unüblich für seine Art - unbewaffnet. Und in Begleitung. Sein Blick war eben so spürbar wie irritierend für den Elfen, ebenso wie einige Tage zuvor. Der Gruß fiel kurz aus, klang aber nicht unhöflich oder feindselig.
Linndriel stützte sich mit einer Hand haltsuchend an der linken Schulter des Dämonenjägers ab. Sie war auffällig blass um die Nase und ihr Gesicht wirkte unnatürlicherweise eingefallen. Ihr Kopf schnellte just hoch, als sich die Tür nach einem Moment des Wartens öffnete, das Reden jedoch schien sie ihrer Begleitung zu überlassen.
Idonir betrachtete die zwei Gestalten vor ihm. Den Dämonenjäger erkannte er sofort, die Dame im Bunde wurde einen Moment länger beobachtet, ehe er die Tür etwas weiter öffnete. Noch nicht weit genug, dass die zwei eintreten hätten können, aber immerhin zeigend, dass man gewillt war zu lauschen.
“Ich weiß, Ihr eröffnet erst in ein paar Tagen, aber hättet Ihr vielleicht dennoch einen Augenblick… ich fürchte, ich habe hier ein Problem, dessen man sich im dieser Stadt anderweitig nicht angemessen annehmen kann”, sagte der Illidari.
“Ich finde nicht, dass sie aussieht wie ein Problem”, antwortete der Elf hinter der Tür ruhig - vielleicht ein Kompliment? Danach sah er kurz hinter sich - es war seltsam still. “Was benötigt Ihr?” Der Blick lag noch immer auf der Sin’dorei, auch wenn sie nicht sprach. Dass es ihr wohl nicht gut ging, schien ihm nicht zu entgehen.
Ein vollkommen neutraler Handweis seitens des Illidari ging auf die Sin’dorei. “Zu lange seekrank. Ordentliches Essen, dennoch leichte Kost für den Anfang und vielleicht einen Heiler. Ich dachte, so etwas müsse es bei Euch geben. So etwas in der Art.” Der Dämonenjäger schien vor allen Dingen eines: Nicht um den heißen Brei zu quatschen. Sicherlich für die ein oder andere Situation vor Vorteil - und für andere eher nicht. Er wirkte nüchtern und abgeklärt.
Linndriel warf Oona bei seinen Worten einen schiefen Blick zu, hatte jedoch nicht die Kraft, sich über seine Aussage zu ärgern. Als der Elf an der Tür zu sprechen begann, richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf diesen und bemühte sich darum, ein freundliches Lächeln aufzusetzen, wohl in der Hoffnung, dass ihnen so eher Einlass gewährt werden würde. Oona tat schließlich nicht gerade viel dafür, höflich zu erscheinen - oder zu sein.
“Seekrank”, wiederholte Idonir, atmete ruhig durch und schien einen Moment zu zögern. “Wartet einen Moment.” Und lauter rief er, während er im Haus verschwand: “Nathanjael?”
Ungesehen von der Tür aus, war Nathanjael bereits auf die Stimmen von unten aufmerksam geworden und hatte sich darum bemüht, durchgängig zu lauschen. Das Buch, in dem er gelesen hatte, hatte er bereits fortgelegt, war herabgeklettert und lehnte nun abwartend über dem Geländer. Nathanjaels Blick senkte sich gen Idonir und er hob eine Braue. “Ja, Herr Tanzmichtot?”
Idonir hatte den Kopf angehoben, den Blick auf Nathanjael gerichtet. Mit einer kurzen Bewegung der Hand winkte er ihn nach unten.
Linndriel versetzte Oona einen sachten Hieb in die Seite. “Mit Höflichkeit hast du’s wirklich nicht.” flüsterte sie ihm zu und schüttelte sacht den Kopf.
Oonayepheton richtete das Gesicht auf Linndriel aus und schürzte die Lippen, abschätzend wie es aussah. “Dafür ist keine Zeit.”
Linndriel verdrehte theatralisch die Augen. “Ich sterbe ja nicht innerhalb der nächsten Minuten.”
Die Tür stand noch immer offen, vermutlich konnten die beiden draußen die Stimmen im Hause hören - ebenso wie die Ihren drinnen zu hören waren.
Nathanjaels Ohren zuckten wieder, als parallel fremde Stimmen erklangen. “Gäste, nehm ich an… Und jetzt? Lass sie doch herein.”
“Die wollen Essen und einen Heiler…”, sagte Idonir, wartete dann aber keine weitere Antwort ab und trat wieder zur Tür. Nathanjaels Worte reichten ihm wohl.
Zaazel trat aus ihrem Zimmer auf den oberen Flur und schaute über die Hängebrücke nach unten, als sie die Stimmen hörte.
Nathanjael blinzelte abermals. “N Heiler…?” Er seufzte leise, ehe er herunterkam. Dann schaute er sich kurz im Raum um, fast prüfend, ehe er gen Türe und Gäste trat.
Die Miene des Illidari fand zurück in ihre Neutralität, als er den Kopf wieder auf das Holz der Tür ausrichtete. Selbst wenn er gelauscht haben würde, so hätte man es ihm nicht angesehen. Ein vollendetes Pokerface.
Idonir öffnete die Tür nun weit genug, dass beide eintreten konnten. “Kommt rein”, sagte er.
Der Dank des Illidari fiel ebenso kurz und bündig, aber dafür deutlich aus. Es fiel auf, dass er tatsächlich Rücksicht auf die Sin’dorei nahm und sie stützte. Linndriel nickte dem Elfen dankend zu, während sie sich an Oona festklammerte und auf wackeligen Beinen den Fuß über die Schwelle setzte. Der hielt inne, als Nathanjael hinzutrat und wiederholte den kurzen Gruß.
Nathanjael machte Platz, als die Fremden eintraten. Er sah etwas irritiert aus. "Darf man erfahren, wie… Was genau geht hier vonstatten? Setzt euch aber erstmals, sucht euch einen Tisch… " Er kratzte sich am Kinn. “Wir haben ja Zeit… Hrmm…”
Die Tür wurde letztendlich wieder - leise - geschlossen. Der Raum selbst war ganz offensichtlich schon mitten in den Vorbereitungen für die Eröffnung. Es sah makaber festlich aus.
Zaazel blickte von ihrem Aussichtspunkt oben auf die eintretenden Gäste herab und neigte das Haupt, blinzelnd.
Oonayepheton half der Elfe auf den Stuhl und drehte sich dann in den Raum um. Es war nicht erkennbar, ob er etwas davon begutachtete, was da an Dekoration bereits hing.
Linndriel sank vorsichtig auf den Stuhl. Als hätte sie vor Anstrengung die Luft angehalten, atmete sie hörbar aus, sobald sie nicht mehr auf ihren kraftlosen Beinen stehen musste. Sie warf Oona einen dankbaren Blick zu, sparte sich jedoch jegliche Worte. Sogleich wanderte ihr Blick musternd durch die Räumlichkeit.
“Er meinte sie ist seekrank”, sprach Idonir mit gedämpfter Stimme, während er die zwei Fremden beobachtete.
Nun, da die unverhofften Gäste den Raum betreten hatten, musterte Nathanjael die beiden - wenn auch von hinten - ausführlich. Er hrmmte und wirkte gar eben etwas nachdenklich. “Ein Opossum in Beutebucht… Hat man auch nicht so oft.” Opossum? Was? Erneut kratzte er sich am Kinn und schaute zu Idonir. “Die standen einfach vor der Türe, ja? - Seekrank?” Dann zu der Dame. "Eigenartig, Seekrankheit hält in der Regel nicht so lange an… "
Kurz zuckte ein Ohr und der Illidari verbesserte: “War. Wenn sie nichts vernünftiges zu essen bekommt, denke ich werden die kommenden Tage recht lustig. Nicht.”
“Braucht ihr da unten Hilfe?” fragte die Blutelfe von der oberen Etage hinab, während sie sich etwas vorbeugte. “Ansonsten mache ich mit den Stoffen weiter.”
Der Kopf des Illidari ging nach oben. Zaazel konnte den unsichtbaren Blick spüren, der sich auf sie richtete. Vielleicht ein seltsames Gefühl, so ohne direkten Augenkontakt.
Idonir schien die Entscheidung wohl Nathanjael zu überlassen. Kurz wanderte sein Blick hoch zu Zaazel, er antwortete ihr mit einem schmalen Schulterzucken.
Nathanjael trat näher an die zwei heran. "Ich bin Nathanjael. Dies hier ist Idonir und das Hühnchen ist Zaazel. Nur, damit man sich mal vorgestellt hat… " Er blickte dem Jäger entgegen.
Oonayepheton richtete das Gesicht auf Nathanjael aus. “Oona. Das hier ist Linndriel.”
“Vielen Dank, dass ihr uns hereingelassen habt. Das ist wirklich großzügig von Euch”, fügte sie mit schwacher Stimme an die Worte Oonas an, noch immer darum bemüht, möglichst höflich zu erscheinen. Oonayepheton schien auf etwas herumzukauen, und wenn es nur die eigenen Gedanken waren, als er hinzufügte: “Wir zahlen natürlich. das sollte alles abgedeckt werden. Mir ist klar, dass das vielleicht mehr Aufwand in Euer Haus schleppt, als Ihr gebrauchen könnt so wenige Tage vor der Eröffnung.”
Nathanjael nickte auf die Vorstellung und die Worte der beiden hin und schaute über die Schulter auf zu Zaazel. “Ich glaube du kannst nicht direkt etwas tun, es sei denn, du kennst dich mit Krankheiten aus…” Er schaute zurück. “Also sie ist… oder war… seekrank, ja? Nun da lässt sich nicht viel machen, ohne genauere Analyse. Wir können euch allerdings eine warme Mahlzeit und ein bequemes Bett anbieten.” Er sah zu Linndriel. "Keine Ursache… Das Positive bei so einem Bordell ist, dass man im wahrsten Sinne des Wortes aufgefangen wird, egal wer man ist und woher man kommt… "

“He Kleine”, sagte die dralle Shal’dorei zu Zaazel und trat ebenfalls auf die Hängebrücke.
Zaazel hatte die fein geschwungenen Lippen etwas schmal gezogen, als der Tättowierte sie angeblickt hatte. Auf die Stimme Azaleas hin wandte sie aber den Kopf. “Oh, Hallo.”
Azalea grinste. Sie wischte sich die schmutzigen Fingerspitzen ab und verstaute den Lappen halb gestopft in der Gürteltasche. “Ich habe Stimmen gehört. Ist 'was passiert?”
Idonir verschwand hinter dem Ausschank. Irgendwo gab es hier sicher Wasser. Was das Essen anging, ließ er ganz offensichtlich Nathanjael das Machtwort. Es dauerte nicht lange, bis der Sin’dorei mit der schönen Nase wieder auftauchte und einen Krug mit Wasser auf den Tisch vor Linndriel abstellte. “Wir haben auch Rum, oder andere alkoholischen Getränke, wenn Ihr das bevorzugt, werte Dame.”
Linndriel blickte zu Idonir hinauf und warf ihm, so weit es ihr möglich war, ein dankbares Lächeln zu. “Dankeschön, Wasser dürfte fürs erste reichen.” Sie griff sogleich nach dem Glas und nahm einen vorsichtigen Schluck davon.
Idonir schenkte ihr ein schmales, aber ehrliches Lächeln. Danach machte er ein paar Schritte zurück.
“Wir haben Gäste unten. Eine von ihnen scheint krank zu sein”, antwortete Zaazel der etwas drallen Nachtgeborenen. “Brauchen vielleicht was zu essen.”
“Etwas das ich noch nicht gegessen habe meinst du?” grinste Azalea und spähte nach unten. “Ich glaube, es ist noch Brot und Eintopf da. Ist halt eigentlich nicht für Gäste.”
Zaazel erwiderte: “Ich habe heute früh Obst aus dem Hafen besorgt … einer der Kapitäne hat mir noch ein paar Gefallen geschuldet, aber die sind eigentlich auch für die Eröffnung.”
“Hm”, meine Azalea. “Obst ist angeblich gesund. Vielleicht wenn wir es kleinschneiden?”
“Ja, ich mach mich sofort dran. Wie weit bist du mit dem Putzen der Zimmer?..”
“Fast fertig. Ich fege gerade noch.” Azalea deutete über die Schulter nach hinten, wo ein Besen emsig durch das Zimmer fegte.
“Kannst ja gleich nachkommen. Nachher wollte ich noch ein wenig Schneidern, da könnte ich Hilfe brauchen. Aber dazu später.” Zaazel schmunzelte und streckte die Arme hinter sich, dann wandte sie sich um und ging nach unten.

Nathanjael winkte flüchtig ab. Dann drehte er sich um und schaute hinauf. Wo war die Elfe denn? Ein Schritt in den Raum folgte. "Lea…?" fragte er dann. "Gut, das du da bist… Würdest du mit Zaazel was vom Eintopf bringen? Und kennst du dich mit sowas aus? Krankheiten gehörten nie in meinen Aufgabenbereich…" Er blinzelte sie von unten an und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ist gut!" warf Azalea Zaazel nach, dann, nach unten: "Eintopf? Kommt! Die kleine hat noch Obst, wollt ihr das auch?"
"Ach, im schlimmsten Fall helft Ihr uns bei der Eröffnung einfach", sagte Idonir in die Richtung des Dämonenjägers.
Oonayephetons Braue hob sich marginal. Und war das ein Zucken des Mundwinkels? Er antwortete nicht auf die Aussage. Aber selbst für einen Blinden war ersichtlich, dass er dachte.
Nathanjael schaute knapp und prüfend zu Idonir und dem Illidari. Dann ging der Blick wieder zu Azalea hinauf. "Wird nicht schaden, denke ich… Einfach anbieten, durch Gelüste wird der Körper sich nehmen, was er braucht." Nathanjael streckte Azalea einen Daumen entgegen.
Linndriel nahm einen erneuten Schluck, während ihr Blick zwischen den Anwesenden hin und her schweifte und sie alles stillschweigend beobachtete.

“ICH LEBE! Zuhause!”, quäkte eine sehr laute und eine sehr durchdringende Stimme.
Oonayepheton drehte sehr kurz den Kopf ins Profil, als würde er einen Blick über die Schulter zu Linndriel werfen, dann zuckten beide Ohren ob des Geschreis.
Nathanjael hörte ganz entfernt ein Zwitschern eines unbedeutenden Vogels, der wohl gerade gegen eine Scheibe geflogen war… Er seufzte. Greez…
Der Goblin, der mit nichts anderem als einer vollkommen zerfetzten Hose bekleidet war, stiefelte mit patschenden Füßen mitten in den Raum hinein und schmiss die Tür hinter sich ins Schloss. “Endlich zurück”, seufzte er. “Wer is die da oben?” Er verdrehte den Kopf nach der Shal’dorei und richtete seine kaputte Hose.
Nathanjaels Blick richtete sich auf den Goblin. “Ja… Willkommen zurück…” Er antwortete direkt. “Azalea.”
“Ich bin hier am meisten Frau, ja!” lachte die Dicke von oben her, ehe sie umdrehte und entschwebte, um das gewünschte Futter zu besorgen.
“Sehr schön.” Der Goblin streckte sich und kratzte sich am Bauch. “Hab se noch nie hier gesehen, naja ganz egal.”
Idonir warf einen Blick zur Tür und beobachtete den Goblin für ein paar seiner Schritte, ehe er zurück zu den beiden Gästen sah. “Wollt Ihr auch etwas trinken?” Da Linndriel bereits etwas in Händen hatte, war wohl eindeutig der Dämonenjäger gemeint.
Oonayephetons Gesichtszüge entgingen nur knapp einer seltsamen Entgleisung. Offensichtlich war sein Fokus auf den Goblin gerichtet. Dann neutralisierte sich die Miene wieder. “Ich brauche nichts, vielen Dank”, antwortete er beinahe gesittet.
“Keine falsche Scheu, wenn Ihr es Euch anders überlegt”, sagte Idonir.
Oonayepheton nickte sachte. Jetzt zuckten die Mundwinkel in ein kurzes - jedenfalls etwas freundliches. Wahrscheinlich.
“Na, wie gehts dir, Langer?” Greez grinste Nathanjael an, er sah aus, als hätte er harte Tage durchgemacht.
“Den Umständen entsprechend. Ich wurde immerhin bereichert. Und unser Haus auch, zumindest, wie es aussieht, für ein paar Tage.” Nathanjael deutete auf den Dämonenjäger und die Frau. “Die junge Frau ist seekrank und sie erbitten Asyl.”
“Ich habe bei einem Troll gesoffen, ging KO und nach zwei Tagen war ich nackt, wach und habe diesen tollen Talisman bekommen.” Greez deutete auf seinen Talisman. Eine schwache magische Präsenz ging davon aus. “Also eine Situation, die nur positiv für mich ausging!” schwadronierte der Goblin. Es reichte im Übrigen völlig, dass er sich selbst zuhörte. Schließlich war er wichtig. Und grün.

Maerceci war von der Bucht zum Haus zurückgekehrt. Als er hineinging grüßte er im Vorbeigehen Zaazel freundlich und übertrat die Schwelle, um sich zunächst einmal umzusehen.
Die Sin’dorei nickte ihm zu, während sie noch in ein, zwei Kisten herumkramte, um dann ebenfalls in das ehrenwerte Etablissement zurückzukehren. Sie passierte Maerceci und stellte die kleinen Kisten in ihren Armen auf die Theke, holt dann mehrere Bananen hervor, die sie schälte und in kleine Scheiben schnitt. Danach wusch sie Mandarinen, schälte sie ebenfalls und legte die Stückchen zu den Bananen auf einen Teller. Auf einem Tablett trug sie das Obst zum Tisch und stellte es vor Linndriel ab. “Hier, wenn du dich besser fühlst und Hunger hast.”
“Vielen Dank. Sehr lieb.” Linndriel warf der Elfe ein sachtes Lächeln zu und blickte dann auf das Tablett mit Obst. Auch wenn ihr Körper das Essen nötig hatte, schien sie trotzdem nicht gerade angetan zu sein von dem Anblick. Kaum merkbar verzog sie das Gesicht, griff mit spitzen Fingern nach einem Stück Banane und führte dieses langsam in Richtung Mund, als sei alleine die Bewegung schon eine Qual. Beim Kauen schaute sie nicht weniger begeistert drein, arbeitete viel zu lang an dem kleinen Stückchen und brauchte mehrere Anläufe, es hinunterzuwürgen.
“War seekrank”, verbesserte Idonir Nathanjaels Aussage mit erheblicher Verzögerung, die er vorhin selbst so getätigt hatte. Der Blick war weiterhin auf den Dämonenjäger gerichtet gewesen, erst Zaazels Auftauchen hatte ihn abgezogen.
“Wyv…” Maerceci stockte mitten im sprechen und fuhr anders fort. “Nath. Deine Kiste sollte angekommen sein. Deine war leider etwas früher dran, als meine.” Er schüttelte leicht den Kopf und ging dann weiter, lehnte sich gegen einen Tisch und musterte die Anwesenden.
Nathanjael sah zu Maerceci und nickte grüßend “Klingt gut. Ich schau sie mir gleich an.” Ehe sogleich eine Anweisung folgte: “Würdest du mir eben den Schlüsselbund aus dem Wachzimmer bringen?” Er deutete hinauf. Dann ging er bereits auf den Dämonenjäger und Linndriel zu.
Maerceci nickte und ging der Anweisung nach.
Nathanjael sagte: “Also… Gleich bekommt ihr etwas zu essen. Ein Zimmer wird euch auch gestellt… Über die Bezahlung lässt sich reden, aber Idonirs Vorschlag war nicht verkehrt.” Er schmunzelte knapp.
“Haben wir noch eine Kokosnuss? Greez quatscht wieder zu viel”, bemerkte Idonir in klangvollem Thalassisch.
“Ja, wieso?” fragte Zaazel ebenso zurück und ergänzte: “Die sind aber noch draußen.”
“Draußen? Hm.”

Azalea machte sich nur kurz nach Maerceci wieder auf den Weg nach unten. weitaus langsamer natürlich, der Eintopf sollte ja nicht für die Treppe sein.
"Hier." Maerceci streckte Nathanjael die Hand entgegen. Auf dem Zeigefinder baumelte der Schlüsselbund.
Nathanjael nickte Maerceci zu. "Danke… " Er nahm den Bund entgegen und klapperte damit, als er Schlüssel für Schlüssel anschaute, den passenden fand und abnahm.
"Wer is denn dieser Bursche hier?" Greez watschelte etwas näher an Oona heran.
Oonayephetons Gesicht war der Geste mit dem Tablett gefolgt und sein Fokus schien eben da einen Augenblick zu ruhen, dann ging das Gesicht Nathanjael zu. "Worüber sprechen wir hier in den Feinheiten?" Ein seltsamer Unterton. Und ein langsames, schräges Lächeln zeichnete sich ab.
Unmittelbar senkte sich das Gesicht auf den Goblin. Das Lächeln verschwand. Der Dämonenjäger ließ sich stumm begutachten.

Azalea setzte eine Schüssel mit dampfendem Eintopf auf den Tisch. Darin schwammen Kartoffelstücke, Karotten, Böhnchen, etwas Speck und zerkochtes Fleisch. Dazu reichte sie einen Löffel und einen Kanten Brot. Azalea trat etwas zurück, ehe sie ihren breiten Donnera.rsch auf der Treppe platzierte, leger, und zur Versammlung hinüberschaute. Neugierig war man halt schon.
Nathanjaels Blick legte sich auf den Jäger und kurz grinste er. "Oh, da gibt es viele Möglichkeiten… Ich bev-…" Er schaute zu Greez. "Die Erwachsenen unterhalten sich gerade… " Er hob eine Braue. "Das ist ein Dämonenjäger, offensichtlich… Oona, war der Name. Nun, wo war ich… " Er reichte Oona den Schlüssel. Auf dessen Kopf war das Logo der Ö&L abgebildet.
"Die Augenbinde hat Style mein Freund", sagte der Goblin vollkommen unbeeindruckt, hob den Finger und grinste. "Das sieht gut aus!"
"Greez?" mischte sich Idonir ein und versuchte, die Aufmerksamkeit des Goblins zu bekommen. "Draußen sind noch ein paar Kokosnüsse."
Oonayepheton nahm den Schlüssel entgegen, ohne das Gesicht von dem Goblin zu wenden. Zielsicher, hätte man meinen können. "Die Firma dankt", erwiderte er trocken - und es war nicht ganz klar, an wen der Dank nun gerichtet gewesen war. Er ersparte sich jedenfalls eine Erklärung zum unschönen Anblick hinter dem Stoff.
Nathanjael nickte und ging wieder auf gesunden Abstand. Er hängte den Schlüsselbund an die Hose, ehe er die Arme vor der Brust verschränkte und abwartend zu Greez sah.
"Da müsste ich mich ja rausbewegen - keine Lust!" antwortete der Goblin Idonir, winkte ab und blinzelte wieder zu Oona auf. "Ich bin Sir Greez Betaisodona aka Pfirsichbacke." Er salutierte dazu.
"Ein Versuch wars wert", sagte Idonir leise, ehe er sich an den Ausschank lehnte. Kurz begutachtete er den Eintopf auf dem Tisch. Zur Stärkung sicherlich absolut akzeptabel.
"Du heißt nicht Pfirsichbacke…", sagte Nathanjael.
Maerceci ging still an Nathanjael vorbei und setzte sich entspannt auf einen Stuhl. Er legte ein Buch auf den Tisch und ein Emblem daneben. Goldene Fassung mit einem schwarz-violetten Kristall in der Mitte, falls man dem Aufmerksamkeit schenkte. Anscheinend las er etwas… So ein seltener Anblick!
"Ich bin aber die Pfirsichbacke!" Greez sah zu Nathanjael. "Kann man ja als Spitzname nehmen, ich bin bestimmt so süß wie ein Pfirsich." Er grinste breit.
"Sir Greez Betaisodona oder aber Pfirsichbacke, meinen Gruß", sagte der Illidari in absolut neutralem Tonfall. Sicher dachte er gerade. Was genau, das ließ sich schwerlich erraten.
Aeshma gröhlte. "Hat er wirklich Pfirsichbacke gesagt?! Huahuahua…"
Hat er, ganz offensichtlich.
"Hat ihm keiner gesagt, dass ein sch.eißgrüner Pfirsich alles andere als sch.eißreif und süß ist? Geschweige denn weich an den richtigen Stellen", feixte der Dämon.
"Ja, furchtbar süß, dich will jedes Wesen auf der Stelle vernaschen… Verwechsel dich bitte nicht mit Idonir, Greez", unterbrach Nathanjael unbewusst Oonas inneren Dialog. Er hrmmte. "Weißt du noch, wie mein Getränk ging? Das mit den Kokosnussstücken. Würdest du mir eins machen? Bitte."
"Dann muss ich trotzdem rausgehen", widersprach der Goblin und schaute zu Zaazel. "Hol mal eine Kokosnuss rein." Er rieb sich übers Kinn und grinste dann zuckersüß - nach Goblinstandart, versteht sich. "Bittäh?"
Linndriel hatte der Nachtgeborenen dankbar zugenickt und starrte beinahe verzweifelt auf den Eintopf vor sich, der unter anderen Umständen innerhalb weniger Minuten hinuntergeschlungen worden wäre. Doch in ihrem Zustand drehte sich bei dem Geruch sogleich der Magen um. Und noch einmal. Wie in Zeitlupe griff sie nach dem Löffel, tunkte ihn in das Essen, und führte ihn dann Richtung Mund. Sie pustete einige Male, versuchte Zeit zu schinden und beobachtete währenddessen Oona bei seinem Gespräch mit dem Goblin.

Oonayepheton drehte den Kopf Nathanjael zu. "Ich glaube, Ihr wolltet etwas davon erwähnen, was Ihr bevorzugt." Der Illidari strahlte vollendete Ruhe aus. Er drehte sich nicht nach Linndriel um, so als diese geradewegs so sicher wie in Abrahams Schoß.
"Es gibt auch Kokosnüsse hinter der Bar", sagte Nathanjael gerade.
Zaazel seufzte und schob sich zwischen den Herren und dem Goblin vorbei. "Die hinter der Bar sind aber Bestand, die anderen haben wir noch nicht gebucht. Da fällt das nicht so auf …" Und so machte sich die Schmugglerin auf den Weg nach draußen.
"Wirklich!" Das selektive Gehör des Goblins funktionierte zu einhundert Prozent. Seine Augen wurden groß und schon sprintete er hinter die Bar und begann - lautstark - zu suchen.
"Hm", machte Maerceci. Er klappte das Buch zu und steckte beides wieder weg. Langsam kehrte er zu den anderen zurück und überlegte, ob er etwas zu trinken haben wollte oder nicht…
"ICH mag KokosNUSS, du magst KOKOSNUSS!.." Bei der heftig polternden Aktion suchte der Goblin wohl nach den Kokosnüssen und dem Rest für das Getränk. Und sang dabei. Nicht weniger laut.
Nathanjael blickte zu Oonayepheton. "Es gibt einige Sachen, die ich bevorzugen würde… Hrmm. Aber nein, im Grunde überlege ich, wie ihr sinnig bezahlen könntet. Geld ist natürlich immer eine Lösung, für meinen Geschmack aber zu simpel… Ich zahle lieber mit Gefallen." Eine Hand hob sich und er kratzte sich durch den Bart, zupfte auch leicht daran. Er überlegte. Dann folgte ein Schwenk mit der Hand. "Ich bin mir nicht sicher, was ihr allerdings im angemessenen Rahmen findet. Wie wäre es, wenn Ihr zunächst einen Vorschlag anbringt?"
"DA sind sie ja!" krähte Greez und schon hörte man es nur noch lauter poltern und ebenso noch lauter singen.
Oonayepheton webte die Hand zwischen die Bandagen und hielt dann wortlos einen tiefdunklen schwarzen Diamanten ans Licht. Der Stein wurde geschliffen. "Fürs erste", beantwortete er die Frage. "Für Vorschläge Eurerseits offen."

  • Teil 1/5
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