[H] [ICU] "Wanderer" rekrutiert ...nicht

Idonir fuhr sich, nicht untypisch, mit der Hand durch die langen Haare, um ein paar der Strähnen aus dem Gesicht zu ziehen. Danach landete der Blick bei Linndriel. “Reicht Euch Essen und eine gute Portion Schlaf? Oder benötigt Ihr doch eher einen Heiler?”
Linndriel blickte über ihre Schulter hinweg zu Idonir, während sie den Eintopf mit ebensolcher Mühe hinunterwürgte, wie zuvor die Banane. “Ich denke ein Heiler wird nicht nötig sein. Ich muss nur wieder etwas zu Kräften kommen.”
“In Ordnung. Lasst es Euch schmecken - aber macht langsam. Nicht, dass wir hier noch putzen müssen.” Er schenkte ihr ein schiefes, aber kein böses Grinsen.
Linndriel erwiderte das Grinsen mit einem entschuldigenden Lächeln. Sie wandte sich wieder dem Essen zu, legte den Löffel bedächtig zurück in die Schale und schien für sich beschlossen zu haben, fürs Erste beim Obst zu bleiben. Klein anfangen.
“FERTIG!” Greez watschelte zu Nathanjael - mit einem Glas seines Getränks in der linken und in der rechten Hand eine Kokosnuss. Das Getränk streckte er dem Elfen schon auf dem Weg entgegen, stellte es dann aber in Ermangelung von Beachtung stumpf auf dem Tisch ab, ohne etwas von seiner äußerst guten Laune einzubüßen
Zaazel, ein halbes Dutzend Kokosnüsse in den vor der Brust verschränkten Armen, kickte die Tür ins Schloss und blieb stehen. Der Blick schoss zu Greez, der ganz offensichtlich den Vorrat hinter der Theke geplündert hatte. Die leuchtenden Augen ähnelten alsbald Dolchen. “Hab ich die nun umsonst geholt, oder wie?”
“Daran merkt man, dass deine Ohren kürzer sind als meine”, kommentierte Azalea nickend.
“Mehr Kokosnüsse sind immer gut - du brauchst ja auch welche, hast ja oben nichts, Spitzohr”, grinste der Goblin und schlug die Kokosnuss auf seinen Schädel. Es klappte! Die Schale brach.
Maerceci lehnte sich mit dem rechten Arm auf den Tresen und hielt sich dann auf die Worte von Greez die freie Linke vor den Mund, um sein Lachen zu verbergen. Er blickte zwischen Sin’dorei und Goblin hin und her.
Greez hatte bereits damit begonnen, die Kokosnuss zu verspeisen, grinsend und ohne Schale versteht sich.
Zaazel schielte verstimmt zu ihrem zwischen den Kokosnüssen versteckten Ausschnitt und zog einen Schmollmund, während sie ihre Fracht an der Theke ablegte. “Aber du räumst die dann weg!”
“Komm ich meins nicht so.” Der Goblin hielt Zaazel die andere Hälfte der aufgebrochenen Kokosnuss hin. Friedensgeschenk?
Zaazel seufzte und beugte sich zu dem Goblin hinab, blieb aber etwas auf Abstand. In Ohrensicherheit. “Danke. Kannst mir nachher ja helfen, die anderen Kisten reinzubringen.”

Nathanjaels Blick legte sich auf den Edelstein. Eine Weile blieb der Blick dort hängen, ehe er den Drink von Greez endlich überhaupt registrierte. "Danke…", sagte er und dann: "Ich vermute, den könnt ihr anderweitig eher gebrauchen… Könnt Ihr tanzen?" Der Blick wanderte wieder auf Augenbindenhöhe, er schmunzelte beinahe schelmisch.
Linndriel hatte das Gespräch zwischen Oona und Nathanjael beiläufig mitverfolgt und begann lauthals zu husten, als dieser den Dämonenjäger fragte, ob er tanzen könne. Da hatte sie sich doch glatt an der Banane verschluckt.
"Ich kann ihm zeigen, wie man tanzt", sagte Idonir.
Oonayepheton lachte. Lautlos. Beide Zahnreihen wurden sichtbar, die spitzen Eckzähne, die einem Kaldoreigebiss frappant ähnelten. "Tanzen? Das wollt Ihr nicht sehen. Meine Tänze finden nicht auf dem Parkett statt." Er ließ den Edelstein verschwinden, lachte aber immer noch. Man konnte den Kehlkopf hüpfen sehen.
"Ich bin mir sicher, dass jeder in diesem Raum absolut nichts dagegen hätte Euch tanzen zu sehen", sagte Idonir.

"Seh ich aus wie ein Schlepper!?" Greez deutete auf Maerceci. "Nimm den da."
Maerceci hatte Mühe, vor unterdrücktem Lachen nicht zu weinen.
"Du siehst aus wie ein starker Goblin, der sicher mindestens eine Kiste Kokosnüsse tragen kann", sagte Zaazel.
"Fast so stark wie ein Oger, der Greez", nickte Maerceci und grinste ihn dabei an.
"Kann ich schon, aber", schmatzte der Goblin, "Ich esse und habe keine Lust." Er zuckte mit den Schultern.
"Drum sagte ich nachher …" Zaazel rollte mit den strahlenden Augen, hockte sich dann mit dem Hintern auf die Theke, hob die Beine an und schwang sie auf die andere Seite.
"Hab heute eine gute Tat getan, reicht für die Woche." Greez rülpste lang und eindrucksvoll.
Zaazel fluchte leise und murmelte: "Möge dein Badewasser immer nach Rosen duften, Goblin."
Maerceci schaute noch kurz zu Zaazel, dann aber wieder zu Greez. Leicht schüttelte er seinen Kopf und lehnte sich wieder an.
Azalea drückte sich in die Höhe und schwang den prachtvollen Walhaihintern wieder die Treppen hinauf.

Nathanjael stieg zwar nicht ins Lachen mit ein, doch das Grinsen blieb bestehen. "Ich weiß, was Ihr meint… Aber doch ähnelt es manchmal dem klassischen Tanz. Dazu Idonirs Angebot… Es ist nämlich so… Eine unserer Hauptattraktionen, Mobsie Megatop, ist kürzlich abgesprungen. Sie hat sich… auf mysteriöse Art und Weise verschwinden lassen, wie ich heute Morgen mitbekommen habe… So fehlt uns eine Nummer." Er hob eine Braue.
Idonir lehnte noch immer an der Wand, ein amüsiertes, vielleicht sogar provozierendes Grinsen, auf den Lippen.
Aeshma kreischte vor Lachen. "Da tanzt ein Grubenlord eleganter als du Trottel!"
Halts Maul. Können ja nicht alle so furchtbar elegant hüfeln wie du, du Lurch.
"Selber Lurch", japste der Dämon. "Vielleicht hilfts ja, wenn wir die Phasenverschiebung ein wenig aufheben und du dein Gleichgew-"
"Ja, Oona", unterbrach Linndriel die stumme Rede, "klingt doch eigentlich nach einer guten Idee, findest du nicht?" Trotz ihres Zustandes konnte sie sich das feixende Grinsen, welches von einem Ohr zum anderen reichte, nicht verkneifen.
"Seht Ihr. Wir alle wollen Euch tanzen sehen", verstärkte Idonir seine Aussage nach Linndriels Feixen.
Oonayephetons Gesicht richtete sich auf Idonir und auch wenn sich der Mund wieder schloss, zuckten die Mundwinkel noch. Unvermittelt und ohne auf etwas gesagtes im Raum zu reagieren zuckten mehrfach die Ohren und etwas an der Miene passte nicht recht zum restlichen Ausdruck.
"…und du dein Gleichgewicht mit deinem Schwanz ausbalancieren kannst, wie es sich für ordentliche Affen gehört!"
Du meinst, den, den ich von DIR habe?
Aeshma verstummte.
Sehr kurz wirkte der Illidari entrückt, bevor er wieder im Hier und Jetzt ankam. "Ich schätze dass Euer Tanz, Idonir, weitaus anziehender wirken dürfte, als wenn ich mich darin versuche." Linndriel ignorierte er vollkommen. Unhöflich? Oder abgelenkt? Und wenn ja, durch was?
"Ohne Diskussion" stimmte der sofort zu. "Was ist mit Euch?" wandte sich Idonir an Linndriel. "Könnt Ihr tanzen? Wenn Ihr wieder gestärkt seid, natürlich."
"Tanzen!? Ich kann tanzen!" Greez hatte das absolute selektive Gehör. Der Goblin fing auch sofort mit einem karazanischen Walzer an. Zwar ohne Tanzpartner, aber den imaginierte er recht plastisch mit Händen und Füßen.
"Wash?" Mit vollem Mund drehte sich Linndriel zu Idonir herum und warf ihm einen beinahe schon entsetzt wirkenden Blick zu. Diesmal ging das Schlucken sehr viel schneller. Vielleicht der Schreck. "Nein, nein. Ich bin für so etwas wirklich nicht geschaffen." Eine abwinkende Handbewegung folgte, anschließend ein leises Kichern ob der Vorstellung. Sie und tanzen? Ganz bestimmt nicht.
Idonir musterte Linndriel von seiner Position aus einen auffälligen Moment lang. "Bedauerlich. Ich bin mir sicher, dass die Menge Euch lieben würde… — Ich denke, der Boss will Gewinn machen, Greez", kommentierte Idonir dann nüchtern.
"Pf, macht er auch so", maulte Greez, hörte aber auf und streckte sich.
"Also ihn alleine habe ich noch nicht tanzen gesehen, aber mit ihm tanzen war ganz angenehm… Nun… Das klingt für mich nach einem "Nein" und ich schätze, zu anderen Dienstleistungen kann man euch auch nicht überreden. Bedauerlich." Nathanjael streifte sich erneut durch den Bart. "Dann muss Ceci tanzen… Hrmm… Dann handhaben wir es einfach so: Ihr seid mir und dem Hause einen Gefallen schuldig. Dies gilt lebenslang und kann nur in gewissen Situationen gefordert werden, die passend zu Eurem Können als Jäger sind. Ich weiß, das Euresgleichen praktisch sein kann …bei Sachen…" Er sah zu Greez. "Pass auf, das wir dir keine Kokosnussschalen anschnallen…" Nathanjael nippte an seinem Beutebuchter Rum mit Kokosnussstücken.
"Hey, hey, hey!" Greez hob die Hände. "Ich habe drei Sprengungen überlebt, so schnell macht mich nichts kalt!"
"Hm, tanzen kann ich… auf jeden Fall …nicht. Ich bevorzuge es auch nicht, aber jaaa. Nein, einfach nein." Maerceci schüttelte mit dem Kopf, als er antwortete. Nein, nein, dreifach nein…
Oonayephetons Augenbrauen hatten sich aufgeschwungen und wieder abgesenkt, als der Goblin so schwungvoll ein Tänzchen gewagt hatte. Darauf kommentierte er trocken: "Ich schätze, der Goblin hat mehr Takt als ich, Ihr tätet Euch keinen Gefallen, wenn Ihr mich auf eine Bühne stellt." Der Illidari drehte den Kopf zu Nathanjael. "Ihr meint waagrechte? Soweit ich weiß, schließt das einen Testritt ein. Und die Beteiligungen an Geschäften der Art ist für die Ausführenden recht nachteilig, wenn der Chef gut rechnen kann. Üblicherweise…" Das letzte Wort klang beinahe fragend. Das Grinsen war schief. "Alas. Ein Gefallen also." Der Dämonenjäger streckte den Arm aus, um das zu besiegeln.
Linndriel warf Idonir ob seiner Aussage einen nicht zu deutenden Blick zu, ehe sie sich wieder dem Obst zuwandte. Inzwischen schien der Appetit zurückgekehrt zu sein, denn die Zahl der Bananenstückchen minimierte sich zusehends.
Man hörte schon von weitem, wie sich eine bullige Person strammen Gangs näherte. Als der Mag’har den Eingang erreicht hatte, klopfte er, leicht gedämpft durch seinen Handschuh, an den Türrahmen. Sein Blick wanderte durch das Lokal, blieb dann schließlich aber an Nathanjael kleben. "Grüße", grunzte er knapp. Ein sehr verzehrtes, aber ernst gemeintes Lächeln machte sich breit.
Idonir hatte noch immer ein Grinsen auf den Lippen. Als der Gruß zu hören war, wandte er den Blick zur Tür.

Zaazel beugte sich über die Lehne von Linndriels Stuhl. "Sag, wenn du noch etwas mehr brauchst." Das Leben in Beutebucht färbte wohl schnell ab, denn am Duktus der Bluelfe war kaum etwas nobles und erhabenes.
Linndriel zuckte kurz zusammen, als die Elfe so unverhofft hinter ihr auftauchte. Sogleich setzte sie wieder das höfliche Lächeln auf. "Natürlich, vielen Dank. Schmeckt wirklich gut."

Maerceci drehte sich um, nickte dem Ork grüßend zu, orderte etwas zu trinken, hinterließ ein Entgeld und setzte sich zurück an den Tisch. Er versuchte es erneut mit dem Buch und sippte nebenbei an seinem Met. Komisch…
Nathanjael war vollkommen abgelenkt dem Gebaren von Maerceci gefolgt, sehr abrupt schwenkte er zu Oona um. "Äh… Was? Nun… Es gibt viele diverse Dienste, dir man nicht nur in der Waagrechten ausführen kann, aber ja… Nun… " Er stutzte. "Und was meint Ihr mit Testritt? Und was für Nachteile? Entschuldigt, ich denke, ich kann nicht ganz folgen, entschuldigt." Er lächelte schmal, ehe das Ohr zuckte. Er ließ Oona, so, mit ausgestreckter Hand, einfach stehen und drehte sich um. Ein Ork! Die Augen weiteten sich in kurzem Erkennen. "Mokral! Ihr seid doch gekommen, interessant… Sucht Euch einen Platz, ich komme dann." Abermals drehte sich Nathanjael zu Oona um.
Der hatte unter stillem Schmunzeln den Arm zurückgenommen. "Es wäre mir neu, wenn Personal dieser Art ohne Referenzen angeboten wird."

“Ein testosterongefüllter Ork - wundervoll!” Der Goblin rieb sich die Hände. “Kommt herein, kommt herein!”
“Kümmer du dich mal um den Großen, Greez…”, sagte Nathanjael und war noch immer nicht so ganz bei der Sache.
“Natürlich!” blökte der und trottete fröhlich zum Ork. “Wie kann ich dir helfen, mein Großer?” Greez schnüffelte an dem Ork und seufzte. “So viel Testostero-on.”
Der Ork grunzte ergötzt und blickte einmal quer durch den Raum. Kurz bevor er sich einen freien Stuhl suchen konnte, fiel sein Blick auf den Goblin. Leicht verdutzt schaute er herunter und meinte dann: “Ich würd’ ein Bier nehmen!”
“Setzt euch, setzt euch” geschäftelte der Goblin, drehte sich um und brüllte nach einem zackigen Bier und einer Rechnung für Maerceci.
Der Ork grinste breit. “Netter Service”, brummte er und stampfte zum nächstgelegenen Tisch.
“Wieder eine gute Tat gemacht und das OHNE zu zahlen!” Greez streckte sich erneut.
Zaazel indes blieb hinter der Theke und so auch außerhalb des Blickfeldes der meisten Angestellten.

“Habt Ihr denn Referenzen vorzuweisen?” fragte Idonir. Er schien dem ratlosen Nathanjael wohl irgendwie aus der Ratlosigkeit helfen zu wollen. Wie freundlich von ihm.
Oonayepheton grinste, breit und mit aufblitzenden Zähnen. “Nein”, antwortete er schlicht und so strahlend, als schiene ihm die sch.eiß Sonne aus dem A.rsch. Ein Blinder würde sehen, dass er zumindest nicht ganz die Wahrheit sagte.
Nathanjael blinzelte. “Nun… Ihr könnt mir sicher einiges erzählen, aber das will Ich Euch nicht abverlangen.” Er schmunzelte knapp. "Und alles andere… " Er winkte ab. Vielleicht nicht gerade das passende Thema, wenn auch der passende Ort. “Also erstmal belassen wir es bei einem Gefallen der Art, die ich geschildert habe.” Er streckt dann selbst den Arm aus, mit offener Hand.
Oonayepheton drehte sich noch immer grinsend um und schlug sonnigst ein. “Abgemacht”, kommentierte er. Der Händedruck war kräftig, genau im Maß der Dinge und die Handfläche trocken und warm.
Idonir sah Nathanjael mit einem kurzen, enttäuschten Blick an. Gespielt? Wer wusste das schon.
Nathanjael schüttelte die Hand knapp und kräftig, ehe er losließ. Als er Idonirs Blick auffing blinzelte er. “Was ist los? Ich hätt ihn sicher auch gern auf einen ‘Testritt’ mitgenommen, aber wir sollen ja niemanden unter Druck setzen.” Er grinste.
“Wir setzen generell niemanden unter Druck. Wir sind doch da, damit der Druck abgelassen wird.” Idonirs Kommentar war trockener als das Salzbecken Vol’duns.
Oonayepheton lachte abermals das lautlose, offene Lachen. Sein Fokus ging zwischen beiden Männern hin und her. Kommentare ersparte er sich, die gute Laune strahlte er aus.
“Schau dir die Geier an”, grinste Aeshma. “Und dabei hast du nichtmal getanzt.”
Das spare ich mir für den Moment auf, wenn ich jemanden vertreiben will, kommentierte der Dämonenjäger.
“Schlaues Stück Fleisch”, feixte der Dämon. “Pass hübsch weiter auf unseren Körper auf, ich hab weder Lust zum A.rschhinhalten, noch dazu, dass wir zerrissen werden, klar?”
Oonayepheton antwortete nicht. Sein Lachen, das der Dämon durchaus hören konnte, war stumme Antwort genug.
Idonir beobachtete die beiden mit einem Grinsen, ehe sein Blick wieder zur angeschlagenen Sin’dorei wanderte. Er musterte sie prüfend.
Es schien, als sei Linndriel nicht mehr ganz so kreidebleich wie zu Beginn. Ob es nun an dem Essen lag oder an der Wärme in dem Gasthaus, dass sich eine feine Röte auf ihren Wangen ausbreitete, war nicht recht klar.
Mochte sein, dass sie gerade sonst wenig Beachtung fand. Hin und wieder war es Zaazel dennoch, als würde ein Blick auf ihr liegen.
Nathanjael seufzte leise. "Nun zieh nicht ein Gesicht wie drei Tage Felregen… Hat lieber deine hübsche Nase in den Wind und sei munter. Was nicht ist, kann ja noch werden… " Dann hob er einen Zeigefinger. “Insofern man nicht irgend etwas anderes zunichte macht…” Er trank einen weiteren Schluck.
Idonir schien Nathanjaels Antwort gar nicht recht zu registrieren. Stattdessen blickte er weiterhin zu Linndriel. “Wie lange wart Ihr unterwegs, wenn es so schlimm war?”
Zaazel schaute sich etwas irritiert um und blickte dann zum Dämonenjäger, der schien aber im Gespräch mit ihren beiden Vorgesetzten zu sein. Also zuckte die verschuldete Schmugglerin mit den Armen, bückte sich und räumte hinter der Theke auf.
Oonayepheton drehte langsam den Kopf zu Linndriel und begutachtete, was er eben so wahrnehmen konnte. Zugegebenermaßen war das nicht sehr viel. Außer ihrer Wärmesignatur und der erkaltenden des restlichen Eintopfs.
Linndriel sah über ihre Schulter hinweg zu Idonir. “Drei Wochen. Ich glaube, mich wird auch nichteinmal mehr eine Herde Kodos dazu kriegen, auch nur einen Fuß auf ein Schiff zu setzen.”
“Drei Wochen auf See und kaum einen Tag ohne Eimer”, antwortete der Illidari recht wahrscheinlich gleichzeitig mit der Elfe. “Hat ihr nicht sehr gut getan, die Kotzerei”

Währenddessen hatte Greez das Bier für den Ork im Empfang genommen und heimlich aber aus tiefster Seele hineingespuckt, ehe er es ihm brachte. "Bitte sehr - ein dreckiger Eberschnaps." Er stellte es vor den Ork ab.
Der starrte stumpf in die Luft, als ihn der Goblin unterbrach. Freudig haute er auf den Tisch. "Das ging ja schnell!" Er packte sich den Krug und nahm einen gewaltigen Schluck.
"Da wird ja sogar mir schlecht", brummelte der Goblin leise und watschelte davon.
Der Ork blickte verdutzt hinterher, ehe sich noch einen Schluck des vorigen Kalibers genehmigte. "Davon würde ich glatt noch eins nehmen!"
Maerceci hob ebenfalls wieder seinen Krug an und trank etwas daraus. Bis jetzt hatte er in seinem Buch gelesen, setzte nun aber ab. Er blätterte immer und immer wieder um, ein paar Seiten zurück, ein paar Seiten vor, schlug es dann aber nicht allzu froh zu.
"Ich will irgendwas dummes machen", stellte der Goblin fest und rieb sich am Kinn.
"Leck den Boden ab, Greez" sagte Nathanjael im Vorbeigehen und klatschte ihm einmal auf die Schulter. Er schob den Stuhl zurück und setzte sich zu dem Ork an den Tisch. "He, mein Freund…", wurde der salopp begrüßt.
"Schmeckt bestimmt", murmelte der Goblin, warf sich auf die Erde und leckte tatsächlich testweise etwas den Boden ab.
"Verständlich. Drei Wochen ist eine Ewigkeit, wenn man nicht daran gewohn-…" Idonir unterbrach sich, als er Greez Gebaren im Augenwinkel registrierte.
Nathanjael schlug sich eine flache Hand vors Gesicht und murmelte: " Azalea hat vorhin erst sauber gemacht…"

  • Teil 2/5
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“Greez…”, sagte Idonir und schüttelte kurz den Kopf, als würde er eine lästige Fliege verscheuchen und sah zurück zu den anderen beiden.
“Bal’a dash…”, klang ein leiser, zurückhaltender Gruß aus dem Eingangsbereich.
“Ja schmeckt irgendwie”, sagte Greez, stand auf und starrte den Neuankömmling an. “Ein schwuler Elf - wie schön!” kommentierte er. “Wie kann man dir helfen, Elf vom anderen Ufer?”
Maerceci trank auch den letzten Schluck aus und drehte sich ebenfalls um. “J…Ja…Jonathan, oder?” ordnete er ein. Er stand auf und ging zu dem beinahe schüchtern wirkenden Sin’dorei hinüber. “Ignorier den Popel. Setz dich, ich bring dir was”, sagte er relativ trocken.
“Ignorier den anderen schwulen Elf”, winkte der Goblin ab. “Wie kann ich dir helfen?”
Der Ork blickte über die Schulter. “Grüße”, brummte er höflich.
Der Jonathan genannte schaute nach unten… und sah ein wenig fehl am Platz aus. “Ich bin zukünftiger Ausschank für Getränke und Weiteres… Ich bin kein Kunde…”, meinte er etwas zu leise, aber woher sollten die anderen das auch wissen.
“Ich weiß”, sagte Maerceci. “Aber du bist ja, glaub ich, zum ersten Mal hier?” Er blickte hinunter zu dem Desinfektionsmittel. “Schweig still, Bodenlecker.” Und widmete sich wieder dem Sin’dorei. “Also?”
Greez machte ein verkniffenes Gesicht. Und gab kein Kontra.
Ein äußerst ungutes Zeichen bei einem Goblin.

Oonayepheton stützte sich langsam mit beiden Armen auf den Tisch ab, den Kopf gesenkt und senkte ebenso die Stimme, als er sich an Linndriel wandte. "Schaffst du wirklich nicht mehr als das?"
Linndriel richtete ihren Blick auf Oona und verzog dabei sacht das Gesicht. "Normalerweise wäre das kein Problem, aber mir ist der Appetit wirklich ziemlich vergangen… Ich denke ich werde mich von Häppchen zu Häppchen hangeln müssen." Ein hilfloses Schulterzucken folgte.
"Drei Wochen…", nahm Idonir den Gesprächsfaden wieder auf, "Wo wart ihr?"
Abgelenkt drehte der Dämonenjäger den Kopf zu Idonir. "Zuldazar, eine Weile"…
Idonir sah zu Linndriel und wechselte übergangslos ins Thalassische. "Verständlich, dass Euch der Hunger vergeht, wenn der Goblin den Boden leckt."

Der Goblin war äußerst beschäftigt. Er suchte mit geschickten und flinken Fingern nach Maercecis Geldbeutel an dessen Gürtel. Alles heimlich natürlich. Und natürlich, um ihn zu stibitzen. Strafe musste sein. Aber vor allem Genugtuung, Gerechtigkeit und Schmerzensgeld!
Der, den sie Jonathan genannt hatten, sagte: "Achso, ja… Ich war bisher eher immer im Hintergrund." Und nickte unter leichtem Lächeln. "Gut, dann… Irgendwas leichtes. Ich bin nicht wählerisch, also sucht euch etwas aus." Ohne es zu wollen spielte er dem Goblin die Hände.
"Gut, gut." Maerceci bemerkte den Goblin nicht, aber er musste sich umdrehen. Der Weg zu Getränken führte zwangsweise an die Theke. Sein Geldbeutel war mit einer Schnur an seinem Gürtel befestigt.
Der Ork am Tisch drehte sich wieder zurück und blickte auf Nathanjael. "Na, Freund." Er grinste breit.
Nathanjael schmunzelte und nahm einen Schluck von der Kokosplörre. Dann meinte er: "Schön, dass du her gefunden hast… Mein Angebot hat wohl Anklang bei dir gefunden? Ich nehme an, deswegen bist du da… Willst du noch hier arbeiten?"

Zaazel legte eine Hand auf Idonirs Schulter und sagte dann etwas leiser zu ihm: "Braucht ihr mich hier unten noch? Ansonsten helfe ich Lea oben beim Putzen und Schneidern für die Eröffnung."
Idonir zuckte überrascht zusammen - die Hand auf der Schulter hatte er wohl nicht erwartet. "Ich bin mir nicht sicher. Aber geh ruhig nach oben und hilf ihr. Sag Bescheid, wenn ihr zwei Hilfe braucht. Sind jetzt ja genug anwesend, die anpacken können."
Oonayepheton senkte die Stimme erneut, obgleich für Idonir und Zaazel deutlich verständlich war, was er zu Linndriel sagte. "Du musst wieder Fleisch ansetzen, dein Zustand ist alles andere als gesund, das ist dir hoffentlich klar. Du brauchst gehaltvolles Zeug, sobald es drin bleibt. Nicht dass du am Obst hängenbleibst, verstanden?"
Linndriel verdrehte zum wiederholten Male an diesem Abend theatralisch die Augen. "Ja, ist ja schon gut. Bleib mal locker." Demonstrativ schob sie das Tablett mit Obst beiseite, griff wieder nach dem Löffel in der Schüssel und begann den mehr oder weniger lauwarmen Eintopf zu essen.
Zaazel warf einen amüsierten Seitenblick in Richtung von Greez. "Ja, sehr viel Hilfe hier unten", schmunzelte sie und drückte sich an Idonir und den beiden Gästen vorbei. "Gute Besserung" wünscht sie Linndriel noch im Vorbeigehen, bevor sie an Oona vorbei die Treppe erklomm.
Der wich instinktiv beiseite, um sie vorbeizulassen.
Linndriel beugte sich ein wenig zu Oona vor und sagte mit ebenfalls gesenkter Stimme: "Über das Ganze hier sprechen wir später nochmal." Ihrem Gesichtsausdruck war ebenso wenig zu entnehmen wie ihren Worten.
Oonayepheton schürzte den Mund zu etwas skeptischem und nickte dann kurz, bevor er sich Idonir zuwandte. " Gibts denn außer Tanz etwas, was ich tun kann, um die Umstände notdürftig auszugleichen, die wir euch heute bereiten?"

Plötzlich ging alles sehr schnell. “Meins!” knatschte der Goblin, holte aus und boxte Maerceci in den Schritt. Glückte die Ablenkung, ZIPP, dann würde er mit dem Beutel rennen. Er konnte rennen!
Maerceci bekam den Schlag ab und ächzte. Der Geldbeutel riss ab, der Goblin aus und er schaffte es nicht mehr, Greez zu erwischen. Er knurrte erzürnt und wollte ihm nach.
Greez schoss so schnell an Linndriel und Oonayepheton vorbei, dass es wahrscheinlich gut gewesen war, für Zaazel Platz gemacht zu haben - oder die Lücke war der Auslöser für den gewählten Weg gewesen.
“Wenn Ihr mich kurz entschuldigt, ich muss einem Goblin eine Kugel zwischen die Augen drücken…”, sagte der Geschlagene gepresst. Maercecis Gang fiel etwas eckig aus, als er sich auf den Weg nach oben machte.
“Uhm…”, sagte der Elf namens Jonathan und setzte sich an den hinteren Tisch, sein Blick richtete sich auf Nathanjael und den Ork, die vollkommen unberührt von der Szene ihr Gespräch fortsetzten.
Der Ork verfolgte den Weg des Glases und musterte das Kokosgetränk seines Gegenübers. Dann nickte er entschlossen. “Gute Bezahlung verbunden mit einer Leidenschaft von mir.” Er grunzte freudig. “Ja, ich möchte hier arbeiten.”
Nathanjael nickte. "Finde ich sehr gut… " Er hob einen Finger. "Immerhin… Wir können das Meiste übersprigen, schließlich kenne ich dich bereits… Ich würde sagen… " Er nahm den Schlüsselbund vom Gürtel und suchte erneut klimpernd daran herum. “Warmes Essen gibt es täglich… einen genaueren Plan bekommst du noch, ebenso eine Einweisung… Ein Bett bekommst du auch, jedoch beziehen wir ‘Haudraufs’ Zimmer außerhalb des Bordells, es sei denn, einer hat Nachtdienst… Dafür gibt es dann die Wachstube hier im Haus.”
Nathanjael sah kurz über die Schulter und zwinkerte dem stillen Sin’dorei zu. Dann nahm er einen Schlüssel und legte ihn Mokral hin. “Greez oder Ceci werden dir hier schon alles zeigen… Und der Oger. Frag sie alles und wenn sie es nicht wissen, frag mich.”
Der Sin’dorei lächelte etwas unsicher, als Nathanjael ihm kurz seine Aufmerksamkeit schenkte. Dann wartete er einfach ab… Erst einmal. Es war ja doch recht viel hier los.
Der Ork nickt ohne Widerworte. “Hört sich doch alles gut an.” Sein Blick wanderte auf den Schlüssel, mit seiner kräftigen Hand packte er ihn und umschloss ihn fest. Dann ging der Blick durch den Raum. “Nun, dann werde ich wohl warten müssen, bis sich einer der beiden zeigt.”

Kaum, dass der Goblin auf der Zimmeretage angekommen war, stopfte er sich so viele Münzen in den Mund wie möglich und schluckte sie herunter. Als er die mühsamen Schritte von Maerceci auf der Treppe wahrnahm, riss er die nächstbeste Tür auf und schloss sie wieder. Verstecken!
Zaazel hatte gerade die blickdichten Vorhänge von den Fenstern genommen, um sie zu säubern. Sie erschrak. "Waaah?"
Greez legte einen Finger auf den Mund und schoss in den halboffenen Schrank.
"Greeez…?" Maerceci war endlich oben angelangt. Er zog langsam seinen Dolch und hielt diesen verkehrt herum auf dem Rücken. Dann klopfte er beim erstbesten Zimmer an, immer auf der Hut. Er biss die Zähne zusammen und wartete ab.
Zaazel öffnete die Türe. "Was ist los?"
"Ist ein kleiner verdammter Goblin in deinem Zimmer - zufällig?" Der Elf klang noch immer schmerzverzerrt.
"Nein, ist er nicht. Und ich hoffe inständig, dass das so bleibt", erwiderte Zaazel.
"Habt Dank, trotzdem." Maerceci nickte und Zaazel schloss die Tür.
"HEY!" sagte Greez klugerweise laut und äußerst klugerweise ohne abzuwarten und starrte die Elfe aus dem Schrank heraus vorwurfsvoll an. Zaazel starrte zurück.
"Ich war grad eben sehr nett zu dir!" meinte Greez recht traurig.
"Du hast mir eine halbe, nur leicht angesabberte Kokosnuss gegeben, ja", sagte Zaazel.
Maerceci war schließlich nicht taub, das kleine grüne Aas hatte ihm ja nicht auf die Ohren gehauen. Er riss die Tür auf, stürzte mit gezücktem Dolch ins Zimmer, machte den Goblin aus und zerrte ihn an der Gurgel aus dem Schrank. Die Klinge schabte über die stoppelige grüne Wange.
"HRRNF!" Der Geldbeutel in der linken Hand des Goblins klimperte vor sich hin.

"Ich glaub, da fragt Ihr den Falschen. Ansonsten sind wir die letzten Tage dabei alles für die Eröffnung vorzubereiten", sagte Idonir zu Oonayepheton.
"Ahja, die Eröffnung…" Der Illidari hakte die Daumen am Gürtel ein und stellte sich bequem. "Jetzt wo ich da bin, das wollte ich ohnehin fragen… das vorhin klang ganz nach Programm…" Seine Sprachmelodie hob sich fragend zum Satzende.
"WYVERN! HILFE!" kreischte es in Todesangst aus den oberen Stockwerken.
Nathanjael seufzte langgezogen.
Oonayephetons Ohren zuckten und der Kopf ging herum, in Richtung der oberen Gefilde.
Idonir hob kurz den Blick, als er Greez schreien hörte. Die Antwort fiel wohl vorerst einmal aus.
"HILFE!!!" kreischte es abermals. Es war schon ein Phänomen, zu welcher stimmlichen Leistung so ein kleiner Hals fähig war.
Linndriel warf Oona einen schrägen Blick zu, ehe sie das Geschrei von oben ablenkte und sie den Geräuschen mit den Augen folgte.

Maerceci fuhr mit der Klinge über Greez Wange und an seinem Bart entlang. Diesen entfernte er sauber und relativ schnell.
Zaazel ließ ihre Hand nach vorn schnellen und griff nach Maercecis Unterarm, mit dem er seinerseits Greez gepackt hatte. “Hey, tu ihm nicht weh.”
Maerceci sah sich gezwungen loszulassen - also ließ er ihn fallen. “Das nächste Mal fließt Blut”, kündigte er an.
“Und dann müssen Lea und ich das wegputzen…” Es war gar nicht wichtig, was sie sagte. Zaazels Tonfall fiel leise und beschwichtigend aus. Offensichtlich versuchte sie, die Gemüter zu beruhigen.
“Danke, es tut mir leid” Greez Ohren hingen herunter, er wirkte selbst ohne Bärtchen noch latent panisch. Oder aber einfach hyperaktiv. “Wird nicht mehr vorkommen”, grinste er nämlich plötzlich breit und nickte Maerceci dabei zu. “Kann ich noch kurz mit der Elfe alleine reden?”
“Warum hilfst du ihm, wenn er dich beklauen will die ganze Zeit?” fragte Maerceci die Sin’dorei einfach verwirrt.
“Mir hat er noch nie etwas weggenommen”, sagte die Schmugglerin, sichtlich vom Wahrheitsgehalt dieser Aussage überzeugt.
“Also kannst du kurz gehen?” sagte Greez und glubschte Maerceci an.
“Versucht hat ers. Na egal, Greez will sich anscheinend noch an dir vergreifen. Also viel Spaß euch beiden…” Maerceci steckte seinen Dolch zurück in die Halterung und machte sich schulterzuckend und dank des Adrenalins im Blut mit geradem Gang auf den Weg nach unten.
“Danke sehr, du hast mir meinen grünen Hintern gerettet”, sagte Greez, als Maerceci verschwunden war und hielt Zaazel den Geldbeutel hin. “Sind noch 15 Silber oder so drinnen - sind von ihm.”
Zaazel schüttelte den Kopf und legte die Hand auf die Goblinpranke. “Gib ihm den am besten wieder. Ich hab’ keine Lust, noch mehr Schulden oder Probleme anzuhäufen.”
“Gut dann nicht.” Greez zuckte mit den Schultern. “Danke trotzdem!”
“Gerne”, sagte Zaazel. “Hab noch Spaß da unten.” Sie schloss die Tür hinter dem Goblin.

Unten winkte Idonir ab. "Der Goblin übertreibt sicherlich wieder… Und ja, es ist ein Programm für die Eröffnung geplant."
Oonayepheton senkte langsam den Kopf wieder ab und wandte sich erneut Idonir zu. "Wird Zeit dass etwas vernünftiges dieser Art auf die Füße gestellt wird. Alles in allem wirkt das hier sehr vernünftig." Die Beurteilung war aus dem Nichts gekommen - aber der Tonfall nicht recht zu deuten. "Wofür außer Tanz bist du vorgesehen?" Der Wechsel in die vertraute Ansprache geschah ohne Übergang.
Idonir hob den Mundwinkel hoch. War das Sarkasmus gewesen? Den besten Eindruck bekam man im Moment ja nicht wirklich. Oder? "Das kommt ganz auf den Kunden oder die Kundin und auf die Bezahlung an."
Oonayepheton fletschte die Zähne zu einem Grinsen. "Die richtige Einstellung, mein Freund. Wie viele gibt es noch und welcher Art? Denke nicht, dass Ihr nur Elfen bedienen wollt, oder liege ich falsch?"
Linndriel entgleisten die Gesichtszüge bei Oonas Frage. Hätte sie den aufklappenden Mund nicht gleich wieder geschlossen, wäre ihr wohl der Eintopf aus dem Mund und das Kinn hinunter gelaufen. Der Blick, den sie ihm anschließend zuwarf war nicht von schlechten Eltern und würde so manchen erschaudern lassen. Was dachte der sich denn auch?!

Nathanjael sagte: “Hrm… So wie es sich anhört, treiben sie unnötigen Blödsinn… Ich würde aber eh sagen: Genieß den Abend noch, dann hängst du dich an Ceci und er zeigt dir dein Zimmer… Morgen kommt genaueres.”
Der Ork nickte und blickte zur Seite. “Da ist er doch!” schnaubte er. “He, … Ceci, möchtest du mir mein Zimmer zeigen?” Er ließ den Schlüssel über seine Finger rollen.
Nathanjael drehte sich dann zu Jonathan um und musterte ihn prüfend. Er wirkte etwas nachdenklich. “Alles in Ordnung? Du hast dich länger nicht sehen lassen.”
“Ich hab mich etwas in der Gegend umgesehen, natürlich in Bereichen… Wo ich nicht gleich umgebracht werde. Sonst ist alles in Ordnung. Tut mir leid für meine Abwesenheit, ich bin nur eher nicht so bei der Masse gewesen. Aber jetzt wird es sich häufen, dass ich öfter da bin… Besonders vor der Eröffnung muss ich mich noch etwas einarbeiten”, antwortete der stille Sin’dorei pflichtbewusst.
“Jonathan, jetzt etwas zu trinken?” Maerceci hatte den Ork sicher nicht böswillig ignoriert. Er wartete nicht einmal auf die Antwort des angesprochenen Sin’dorei, so fixiert war er auf sein kleines Rachevorhaben. Sechs Krüge Met orderte er. Dann sagte er in einem lauten Tonfall: “Die gehen auf den Sir Greez!” Maerceci hob dankend seinen Arm und trug alle sechs zum Tisch. “Nehmt euch, wer braucht…”
“EINE RUNDE AUF MICH!” schallte Greez durch den Raum und watschelte in einem Affenzahn zum Tisch hinüber.
Das “Ja, gern.” des stillen Sin’dorei ging beinahe unter.
“DU GIERIGER HALUNKE!” Der Goblin haute Maercecis Geldbeutel neben die Krüge auf den Tisch. “KEINE Runde auf MICH!”

"Nicht nur Elfen", sagte Idonir. "Ich bin mir nicht sicher, ob ich schon alle kennengelernt habe. Das Angebot ist jetzt zumindest schon weit gefächert - vielleicht sogar etwas zu weit? Es gibt unter anderem eine Untote."
"Dafür zahlt man?" Der Illidari wirkte - gelinde gesagt - erstaunt.
Idonir zuckte mit den Schultern. "Ich würde das nicht tun. Aber offensichtlich hat nicht jeder so viel Anspruch."
Oonayephetons Ohren zuckten abermals, ohne dass sie auf etwas bestimmtes Gesagtes reagiert hätten und er wandte den Kopf ins Halbprofil, als sei er abgelenkt.
"Die f*cken LEICHEN? Pfui Lichtgekröse!" Aeshma wand sich vor Ekel gegen das Bewusstsein des Dämonenjägers, der seinerseits Mühe hatte eine neutrale Miene zu wahren.
Die nicht…, bemerkte er stumm.
"Ich will gar nicht wissen wer! Das ist das abartigste, was ich je gehört habe!" empörte sich der Dämon. "Da fallen selbst mir keine Vergleiche zur WIDERWÄRTIGKEIT mehr ein! Lieber würde ich den Rest meines Lebens Teufelshundsch.eiße fressen und meine eigene dazu, bevor ich auch ansatzweise auf die Idee käme…" Aeshma hatte gerade erst angefangen und fuhr ebenso mit dem Lamento fort.

Maerceci öffnete den Beutel. Er blickte hinein und sah… keine Goldmünze. "Her mit der Goldmünze, oder du bezahlst gleich mit deinem Auge", sagte er mit stoischem Gesichtsausdruck zu Greez.
Nathanjael nickte knapp. "Verstanden… Schau zu, dass du nicht zu sehr mit Abwesenheit glänzt. - Ceci?", ging es dann in die andere Richtung. Man klopft gen seine Schulter. "Eh… Nimm dich den Orc an, ja? Er heißt Mokral."
"Ja, es wird nicht oft vorkommen", nickte der Elf namens Jonathan bereits wieder vollkommen in den Hintergrund gerückt.
Maerceci trank einen Schluck und warf einen Blick auf den Ork. "Natürlich, noch ein wenig Geduld bitte…"
"Dann musst du warten, bis sie den natürlichen Kreislauf des Essens hinter sich hat", meinte der Goblin freundlich.
"Oder… ich schneide dir den Bauch auf? Auch eine Möglichkeit nicht?" Maerceci nahm den Beutel in seine rechte Hand und stand dann prompt auf. Er schubste mit seinem Knie Greez leicht von sich und begab sich zu dem Mokral. "Zimmer wars, ja? Dann folgt mir, bitte."
Nathanjael schnippte Maerceci noch im Aufstehen gegen das Ohr. "Keine Drohungen bitte. - Greez? Wir bestehlen uns keinesfalls gegenseitig… Gib ihm sein Hab und Gut sofort zurück." Greez traf ein ernster, bohrender Blick.
"Ich muss die Goldmünze naja ausmachen, wie ein, naja, Tier, du weißt schon. Geschäft machen und so" Der Goblin duckte sich etwas. "Dauert n bisschen."
Mokral nickte und stand wortlos auf. In seiner Hand hielt er fest den Schlüssel.
"Er kriegt es wieder - versprochen!" Greez machte ein Kreuz auf die Brust. "Goblinehrenwort."
Nathanjael sah Greez streng an, nickte dann aber. Er stand ebenfalls auf und wandte sich dem stillen Elfen zu. Der sah hoch und wirkte leicht verwirrt. "Ist was?" Er legte den Kopf schräg.
"Nein, noch nicht." Nathanjael hob eine Braue. "Kannst du zufällig tanzen?"

Als der Illidari sich zu Idonir zurückdrehte, meinte er in nüchternem Ton: “Jedem Tierchen seine Leiche. Oder so ähnlich. Schätze ich.”
“Schön gesagt”, erwiderte Idonir. “Was genau habt ihr auf der Trollinsel gemacht? Ihr gehört zu einer Einheit, nehme ich an?” Er beobachtete beide abwechselnd, die Hintergrundgeräusche ignorierte er größtenteils.
Oonayepheton schüttelte verneinend den Kopf. “Is nicht mehr mit Einheiten. Die meisten machen ihr eigenes Ding. Sind ja jetzt mehr oder minder arbeitslos. Kann ganz schön frustrierend sein.” Die bloßen Schultern hoben sich. Und senkten sich langsamer wieder. “Kennst du dich mit uns aus oder bin ich grade sowas wie ein exotisches Tier aus dem Lehrbuch für azerothianische Gossengeschichte?”
Linndriel löffelte stillschweigend den Eintopf, hörte dem neben ihr stattfindenden Gespräch allerdings äußerst aufmerksam zu. Hin und wieder verzog sich ihr Gesicht, es gehörte nicht unbedingt zu ihren Stärken, ihre Emotionen zu verbergen. Ein offenes Buch, durch und durch.
Idonir gab ein verstehendes Geräusch von sich. Von Linndriel sah er zurück zu Oona. “Kommt drauf an wie Ihr ‘auskennen’ definiert.”
“Auf deine Definition wäre ich gespannter. Ich kenn mich ja nun ein bisschen.” Der Illidari grinste und man hörte es beim Sprechen durchaus, selbst wenn man nicht direkt hinsah.

“Also ich hab’s nie gelernt, also denke ich nicht… nein”, sagte der stille Sin’dorei.
Nathanjael seufzte. " Keiner kann tanzen,… bedauerlich. Am Ende muss ich es noch machen… Wo bekomm ich ne’ Nummer her?" Er redete halb mit sich selbst, schaut dabei nachdenklich auf und fuhr sich mit den Fingern durch den Bart. Nach kurzer Zeit schüttelte er den Kopf. Dann nahm er die Pfeife vom Gürtel, klemmte sie sich zwischen die Lippen und zündete sie mit einem arkanen Flämmchen an. Er hrmmte, während die ersten Rauchwölkchen verpafften. Dann setzte er sich einfach auf den Tisch, die Beine baumelten vom Holz.
“Vielleicht könnte man ein Schreiben irgendwie ausstellen… Aber das wäre ein ziemlicher Aufwand… Vielleicht findest du aber so jemanden?” Den Sin’dorei schien es wenig zu stören - weder dass Nathanjael dort hockte, noch dass sich die Luft in Schwaden verdichtete.
“Die Zeit ist zu knapp für einen Aushang, schätze ich.” Mit einem Handwink levitierte Nathanjael einen Krug zu seinem Gegenüber. “Trink. Dann wirst du selbstsicherer, Kleiner.”
“Mhh… Ja, manchmal viel zu sehr.” Was der Sin’dorei gemeint hatte, war nicht ganz klar. Er probierte und schien es zu mögen.
Maerceci und der Ork betraten den Schankraum erneut. Während der Elf sich wieder einen Platz suchte, sein Buch aufklappte und begann zu lesen, rief der Ork Nathanjael zu: “Schöne Unterkunft! Ich werde mich hier mal ein wenig umsehen, wenn es dich nicht stört.” Sein Blick schweifte zur oberen Etage des Bordells.
“Mach nur. Schau nur zu, dass du nicht irgendwo reinplatzt.” Nathanjael schmunzelte, ehe seine Aufmerksamkeit wieder dem Sin’dorei vor ihm zufiel. Er nickte und tätschelte ihm den Kopf.
“Bedauerlich, dass du nur der Barmann sein wirst. Finanzen will Ikwat eben selber regeln… Und das Andere. Hrm… Für das Andere wärst du vielleicht zu gebrechlich. Wie unser Gast, momentan.” Er deutete auf Linndriel am Tisch bei Oona und Idonir.

“Ihr seid nicht der erste Dämonenjäger mit dem ich spreche. Aber genaueres “Auskennen” gibt es, bedauerlich, nicht”, sagte Idonir gerade.
Auch wenn es nicht so wirken mochte, Oonayepheton registrierte und verfolgte durchaus die klappernden Geräusche des Löffels, Schlürfen, Kauen und Schlucken neben sich. Die offensive Aufmerksamkeit lag auf Idonir. “So? Das kann alles und nichts bedeuten. Reden nicht sonderlich viel, normalerweise.”
“Bedeutet auch nicht so viel. Aber dafür, dass ich nicht auf dem Schlachtfeld stehe und kämpfe, ist es zumindest nicht die Norm, würde ich behaupten.Nicht, dass ich weiß, wo sich deinesgleichen nun aufhalten.”
“Mh. Ein paar sind in Silbermond, machen Schaukämpfe und vögeln sich so durch. Hört man.” Das ‘hört’ in der Intonierung des Illidari war seltsam betont.
Idonir schnaubte amüsiert. “Klingt ja fast so, als müsste man Silbermond wieder einen Besuch abstatten.”
“Weiß nicht ob du da noch einen dritten dazwischenkriegen würdest, die scheinen sich sehr auf Zweikämpfe eingeschossen zu haben.” Die obszöne Handbewegung in der Leistengegend deutete interpretationsfrei auf gleichgeschlechtliche Kämpfchen hin.
“Unterschätzt mich nicht.” Idonir verzog die Lippen zu einem Grinsen und schüttelte den Kopf. “Gefällt Euch Beutebucht denn besser als Silbermond?”
Linndriel konnte kaum damit aufhören, Oona immer wieder völlig verstört anzublinzeln. Die Schüssel mit Eintopf hatte sich inzwischen bis auf die Hälfte geleert, zumindest ein guter Anfang.

“Ich bin da eher so jemand, der feste Dinge mag. Bei sowas würde ich keinen guten Job machen”, sagte Jonathan und grinste etwas schief.
“Na nen Stammkunden zu finden, ist sicher nicht schwer… Ist ja beinahe so wie eine Beziehung. Oder du machst Dreier. Immer mit Idonir. Dann is er immerhin fest.” Nathanjaels Daumen wies über die Schulter auf Idonir. Er hob eine Braue, als er den zurückgekehrten Ork betrachtete, der mitten im Schankraum stehengeblieben war. Der übte aber früh… rumstehen.
“Das… ist denke ich Ansichtssache”, sagte der stille Sin’dorei eher zu sich selbst und schmunzelte in sich hinein.
“Ein wahrlich nettes Etablissement hast du hier.” Mokral nickte Nathanjael zu. “Offensichtlich hast du hier einige Kunden.” Der Ork grunzte ergötzt, ehe er sich wieder auf seinen alten Platz setzte und den Rest seines Biers im Krug herumschwenkte.
Nathanjael hatte die Hand noch nicht vom Kopf des Sin’dorei genommen, doch seine Worte gingen an Mokral: “Kunden? Hrm… Nun ich persönlich habe leider keine Kunden, mein Körper wird nicht einfach jedem X-Beliebigem dargeboten. Für keinen Preis.” Er grinste. Dann schaute er zu seinen elfischen Gegenüber und brummte, jedoch nicht boshaft klingend: “Bekommen nur ganz bestimmte Feinschmecker.” Er nahm es sich heraus, den Elfen einfach am Kinn zu kraulen. Neckte er den Kerl einfach nur?
Der hatte die Tätschelei wohl noch so über sich ergehen lassen, aber als der Kerl dann versuchte, ihn irgendwie zu kraulen, wich er mit dem Kopf zurück. So einfach machte er es sicherlich niemandem. “Mhm… Kann man so sagen.”
Nathanjael lachte leise auf. Dann zog er die Hand zurück. “Du wirst lockerer werden, mit der Zeit… Glaub mir, Kleiner.” Er setzte sich gerade hin und schaute einmal prüfend in den Raum.
Maerceci setzte genüsslich den Krug an, wieder ab und starrte irritiert hinein, als er feststellte, dass dieser bereits geleert war. Er blickte auf die übrigen Krüge, tauschte den leeren gegen einen vollen und trank lesend weiter.
Greez tauchte unter dem Tisch auf. “Habe wieder eine Kokosnuss!” Der Goblin küsste sie laut schmatzend und haute sie sich mit Wucht auf den Kopf. “Komisch, dass ich die so aufbekomme…”, wunderte er sich - aber nicht lang. Schon mampfte er drauflos.
Der Ork lachte schallend. “So wird das gemacht!” rief er aus und haute vor Freude mit einer Hand auf den Tisch, dass die Krüge darauf nur so schepperten.
“Ich könnte den ganzen Tag Kokosnuss essen”, schwärmte der Goblin, schlürfte das Kokoswasser aus und aß weiter, rülpste kurz und schmatzte zufrieden. “Fertig.” Greez packte sich die Schalen ein und rülpste zum Feier des Fertigseins sehr laut und sehr langgezogen.

Oonayepheton drehte den Kopf, als würde er sich umsehen. “Das hier zumindest gefällt mir… wo ist eigentlich Eure Hexe geblieben?”
“Shal’draena? Ich vermute, sie ist unterwegs, gibt noch einiges zu erledigen, bevor wir eröffnen”, antwortete Idonir.
Zaazel kam nach einer längeren Weile wieder die Treppen herunter und sprach die beiden Gäste und Idonir direkt an. “Sagt, wollt ihr eigentlich auch ein Zimmer? Wir haben eigentlich noch keine Gästezimmer fertig, aber ihr könntet eines von unseren nehmen.”
Oonayepheton drehte sich zu Zaazel um und auch Idonir sah zu ihr hinüber. “Haben ein hübsches Schlüsselchen bekommen, sieht also fast so aus, als sähen wir uns jetzt öfter.” Oh? Er konnte ja auch charmant? Was für ein formvollendetes Mienenspiel.
“Wollt Ihr noch etwas zum Trinken, Linndriel?” Taktvoll wandte sich Idonir an die Elfe.
Linndriel hatte mitten in der Bewegung innegehalten, der Löffel blieb auf halbem Wege zum Mund schweben, welcher noch in Erwartung des Eintopfes offenstand. Der Mund klappte zu. Sie warf dem Dämonenjäger einen bösen Blick zu, ehe sie sich Idonir zuwandte. “Ja, bitte.” Ihre Stimme klang erleichtert ob seiner Frage. “Hattest du nicht was von Rum erzählt?” fragte sie spitz.
“Mit oder ohne”, Idonir stockte und wechselte ins Thalassische, damit der Goblin nicht auf sie aufmerksam wurde, “Kokosnuss?”
Zaazel blieb stehen wo sie stand, die Finger hinter dem Rücken verschränkt. “Soll ich dann eines der Zimmer für euch fertig machen?”
Oonayepheton schmunzelte. Zurückhaltend und keineswegs anzüglich. “Könntest es mir zeigen - oder zumindest, welches zu dem hier passt.” Er hielt Zaazel den Schlüssel hin.
Also spätestens jetzt…! “Ohne, dankeschön.” Linndriel ließ den Löffel achtlos in die Schüssel fallen, sank in den Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
“Kommt sofort.” Idonir verschwand hinter der Theke und im nächsten Moment fiel sein Blick nach vorn. Huch. Erst jetzt schien Idonir den stillen Sin’dorei zu bemerken. “Ein neues Gesicht?” sagte er laut.
“Kann man so sagen, ja”, antwortete der.
"Oh, ihr habt schon ein Zimmer? Zaazel sah zu Idonir, denn natürlich konnte sie vom Schlüssel alleine nicht zuordnen, welches Türchen dadurch geöffnet wird. “Wo sind sie denn untergebracht?” versuchte sie sich bemerkbar zu machen.
Oonayepheton schien vollkommen unberührt von den stechenden Blicken, die seinen Rücken bearbeiteten wie Dolche - oder ein manischer Eispickel. Schmerzbefreit?

Greez war schmerzbefreit. Der Goblin hockte sich auf den Tisch und begann, vor sich hinzusingen. "ICH mag KOKOSNÜSSE, DU magst KOKOSNÜSSE…" Er sang fröhlich über Kokosnüsse - wer hätte DAS gedacht.

“Und Ihr macht was?” Idonir war so vertieft in seine Neugierde, dass er Zaazels Frage einfach überhört hatte. Zaazel war nun einmal auch einfach leise und unauffällig.
Nicht unauffällig genug für Nathanjael. Er hrmmte und paffte, beobachtete und qualmte. Dann übernahm er das Antworten. “Wir haben durchaus schon ein paar Gästezimmer parat, im obersten Stock… Für die besten Gäste.” Er pustete Rauch aus. “Das ganz Rechte, nach dem Treppenaufstieg.” Linndriel sah sich ungeduldig nach Idonir um.
Der Illidari drehte den Kopf kurz zu Nathanjael, ein blitzendes kurzes Lachen. “Zuviel der Ehre.”
Zaazel schaute ebenfalls hinüber. “Aber da machen wir doch gerade das Bettzeug fertig. Na gut, für ein paar Tage ist es sicher ausreichend, und besser als die Kajüten auf einem Schiff. Erstes links?”
Idonir versuchte, während er auf die Antwort des neuen Gesichtes wartete, das Chaos hinter der Theke zu meistern. Das Wasser hatte er schnell gefunden, aber es war deutlich bemerkbar, dass hier noch nicht eröffnet worden war.
Nathanjael hob die Schultern etwas an. “So ist das eben… ja, ganz links.” Er nickte. Dann sah er zu Oona. “Hat weniger was mit Ehre zu tun, eher was mit Vorbereitung.” Er schmunzelte knapp.
“Soso” Das konnte dem Ilidari das Lachen auch nicht aus dem Gesicht wischen - er drehte sich wieder zu Zaazel um, die fragte: “Gut, dann mache ich dort die Betten fertig. Ihr habt ja schon einen Schlüssel. Oder soll ich es euch beiden direkt zeigen?”
“Alas. Hier… zeigs mir. Ich denke, die Dame bekommt noch ein Getränk.” Oonayepheton reichte ihr den Schlüssel hin.
“Gut. Dann komm’ mit”, sagte die Blutelfe und schnappte sich den Schlüssel, bevor sie sich wieder auf den langen Weg die Stufen hinaufmachte.
Der Dämonenjäger folgte der Sin’dorei auf dem Fuße und ohne sich umzudrehen - sehr wahrscheinlich besser so.
“Ja, ich warte auf meinen Rum. Viel Spaß”, sagte Linndriel bitter. Ihre Stimme hatte einen abweisenden Klang und ihr Blick bohrte sich weiterhin in den Rücken des Dämonenjägers. Und zwar bis er verschwunden war. Erneut sah sie sich voller Ungeduld um, wartete auf Idonir - und den Alkohol.

“Ausschank… Bedienung an der Bar”, sagte der stille Sin’dorei von seinem Platz aus gerade zu Idonir.
“Ach? Wunderbar”, gab der zurück. “Dann kannst du mir ja gleich helfen. Unser Gast hätte gern Rum.” Er winkte den Elfen zu sich.
Nathanjael murmelte etwas, als der Sin’dorei aufstand und nickte. “Natürlich, mit Freuden.” Er folgte der Aufforderung und ignorierte gekonnt, was auch immer da gemurmelt worden war. “Könntet Ihr mich etwas einweisen? Also wo ich was finden kann”, fragte er.
“Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Aber Ihr werdet Euch sicherlich etwas besser auskennen. Die Krüge habe ich gefunden”, sagte Idonir und zuckte hilflos die Achseln.
“Öhm… Ja… Mal sehen, auskennen tu ich mich in den Räumen nicht besonders…” Wie auch. Er war schließlich ‘das neue Gesicht’. Also sah er sich erst einmal überall um, bis sich vielleicht eine Rumflasche finden ließ. Oder in den Regalen. Wo auch immer sich alles befand.
Es sah nicht sehr ordentlich aus. Zumindest standen halboffen einige Kisten herum, die voll mit Dekoration waren. “Ordnung kennt man hier auch noch nicht…”, meinte Jonathan.
“Ich nehm’ auch was anderes, falls ihr den Rum nicht findet!” rief Linndriel den beiden Elfen hinter der Theke zu. Die stille Verzweiflung und der Zorn schafften es nicht durch ihre Stimme. Gut so…

  • Teil 3/5
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[Drei]

Verkatert, wie eigentlich jeden Morgen, wachte die Magistrix auf. Das war wirklich eine etwas andere Nacht gewesen. Wenn auch fast nach ihrem Geschmack. Aber den haben Magier ja angeblich ohnehin nicht. Erzmagier schon gar nicht. Durchaus eine Abwechslung war es jedoch wirklich. Brummig setzte sie sich auf. Kleidung suchen? Wenn man eines auf dem Feld verliert, dann sein Schamgefühl. In dieser Form waren zumindest die kleidenden Narben gut zu erkennen. Genauso wie die frischen Wunden, auf die in der Nacht sicher niemand Rücksicht genommen hatte.
Linndriel lag regungslos auf dem Bauch, den linken Arm schlaff vom Bett hinunterbaumelnd und die unbändige Lockenmasse verdeckte ihr Gesicht. Als Nairuna sich bewegte, gab die Elfe ein leises Grummeln von sich, drehte sich ächzend auf den Rücken und pustete sich die Haare aus der Sicht. Wo war sie? Und was… Langsam schweifte ihr Blick zu der nackten Elfe herüber, welche mehr als eindeutig nicht Oona war. Ihre Augen weiteten sich schockiert. Sogleich prasselten die Erinnerungen an die letzte Nacht wieder auf sie ein, mit solcher Wucht, dass sie nach dem Kissen zu ihrer Rechten griff und sich dieses ins Gesicht presste, um den darauffolgenden Aufschrei abzudämpfen. Was bei Sargeras hatte sie sich nur dabei gedacht?! Moment. Sie hatte sich gar nichts dabei gedacht – Oona. Er hatte seine Finger im Spiel. Der konnte sich auf was gefasst machen. Achtlos warf sie das Kissen beiseite, setzte sich ruckartig im Bett auf und mied es, die entblößte Elfe anzusehen. Sie selbst wickelte sich in das dünne Laken ein und kletterte vorsichtig aus dem Bett, versuchte ihre Kleider ausfindig zu machen und möglichst wenig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
"Guten Morgen. Keine Sorge, wenn ich den Illidari in die Finger bekomme, dann landet er mit einem Freiteleport im Teer." Die Elfe brummte und ließ ihre Tasche zu sich schweben. Sie angelte eine Phiole heraus und verpasste sich zwei Tropfen davon. Da sie danach munterer war, war es sicher kein Himbeersaft. Eher hätte man eine Mischung aus Mondbeere und Blutdistel vermuten können. "Kannst du Kautarisierte Wunden ab?", versetzte sie vollkommen nüchtern klingend.

"Teer?" ließ sich die recht wohlbekannte Stimme des wohlbekannten Illidari vernehmen, als er die Tür mit den Fuß aufschob, der im Übrigen nackt war, ganz im Gegensatz zu seinem Besitzer. Der war von oben bis unten in Bandagen gewickelt, die zudem verknotet waren wie ein besonders ärgerliches Blingtron-Spiel und trug ein Tablett mit dampfenden Bechern. Irgendwie roch es verdächtig nach heißer Schokolade und noch etwas anderem, was man so recht nicht ausmachen konnte. Es kitzelte in der Nase und verführte zum Niesen.
"Ist das nicht ein hartes Urteil dafür, dass ihr beide jetzt so entspannt seid?" Das Lächeln war entwaffnend.

Die Magistrix, immernoch unbekleidet, warf dem Illidari dennoch einen bösen Blick zu. Aber vielleicht war sie auch nur wegen irgendetwas anderem genervt. Bei ihren Verletzungen wäre das zumindest nicht verwerflich. Viele alte Narben und Verbrennungen zierten den Körper der Kriegsmagierin. Aber auch neuere Wunden, die zwar trocken aber fast offen wirkten waren darunter. Mit Ausnahme der Wunde an der Schulter, die wirkte, als würde ein kleines Wurfmesser noch darin stecken. Ansonsten war sie allerdings ziemlich ungeniert.
„Morgen.“ gab Linndriel trocken zurück, ohne dabei aufzusehen. Sie sammelte schwer konzentriert ihre Sachen vom Boden auf, welche quer durch’s Zimmer verteilt lagen. Immer wieder fragte sie sich, was sie da bloß getan hatte. Als Oona zur Tür hereinkam, hob sie den Kopf und begrüßte ihn mit einem extra schönen Verdrehen der Augen. „Musst du so ätzend gut gelaunt sein?“ Während sie nach der Hose vor ihren Füßen angelte, verrutschte das sorgfältig umwickelte Laken und entblößte ihre nackte Kehrseite. Ruckartig schnellte sie hoch und versuchte den Stoff wieder zu richten, was sich jedoch aufgrund der mit Klamotten überfüllten Hände als schwieriger herausstellte, als gedacht. Es führte sogar dazu, dass sich das Laken vollkommen selbstständig machte, und mit einem leisen Rauschen zu Boden glitt. Linn schürzte die Lippen, Röte stieg ihr in die Wangen und sie blickte peinlich berührt zwischen den beiden Sin’dorei hin und her.
Das Lächeln gerann in ein offenes Lachen, Oonayepheton stellte schwungvoll das Tablett auf der Ecke des wahrhaft überdimensionierten Bettes ab und setzte einen Schritt vor den anderen auf die kleinen freien Flecken zwischen den auf dem Boden verteilten Schuhen, Kleidungsstücken, Waffen und Kleinigkeiten, die aus den jeweiligen Taschen verstreut worden waren. Das sah verdammt nochmal ziemlich nach tanzen aus. Dieser verlogene A.rsch.
„Mh ja, ich fürchte ich muss“, murmelte er gegen das errötende Näschen, während sein Zeigefinger über Linndriels bloße Schulter fuhr, von ihrem Schlüsselbein rutschte und an den aufgehäuften Kleidern vorbeifiel. Die Mundwinkel zuckten ein wenig weiter in die Breite. Der Illidari roch verheißungsvoller denn je. Ob das diese verruchte Umgebung war?
„Ich hab Frühstück mitgebracht“, seufzte er beinahe. Er griff nach einer Handvoll Locken und roch daran. Genussvoll. Der hatte sie ja nicht mehr alle.
Linndriel folgte den Bewegungen des Illidari mit einem Blick der verriet, dass sie nicht nur die gerade stattfindende Situation, sondern auch sein überaus merkwürdiges Verhalten, äußerst befremdlich fand. „Was stimmt nicht mit dir?!“ Beide Brauen bis beinahe zum Haaransatz gehoben, starrte sie ihn an. Als er damit begann ihre Haare zu inhalieren, wich sie einen Schritt von ihm weg und drückte den Kleiderberg ein wenig fester an sich. Hilfesuchend sah sie zu Nairuna herüber.
Die Magistrix schüttelte unverstehend mit dem Kopf. Aber bei solchen Blicken musste sie ja schon eingreifen. Die Frau zog ihr unverletztes, linkes Bein an sich heran und knurrte leicht in ihre Worte hinein:„Sitz, Jägerlein! Das Kind ist eindeutig mit so viel Haut um sie herum überfordert.“ Ehe sie ihre rechte Schulter leicht mit der anderen Hand abtastete, den Illidari allerdings nicht aus den Augen lassend. Vielleicht nur zufällig, vielleicht aber auch nicht, begann ein Kristall ihrer Rüstung auf dem Boden zu schimmern.
„Süße“, sagte der Illidari zu der Arkanistin, ohne dass sein blitzendes Lachen darunter gelitten hätte, „Die Kleine hat beileibe schon mehr Haut von mir gesehen als du. Mag sein, es ist ihr grade peinlich. Muss es aber nicht. Und du solltest auch andere Probleme haben, als dir noch eine Schramme mehr einzufangen. Das sieht bedenklich aus. Kümmert sich keiner drum? Wenn du weiter so mit deinem Körper umgehst, kannst du dich bei den Königlichen Apothekern wieder zusammenflicken lassen, oder dir sogar schon ein paar Ersatzteile sichern.“ Die gute Laune war im Verlauf der Rede einem durchdringenden Ernst gewichen und etwas in dem halbverdunkelten Zimmer schien düsterer zu werden.
Der Illidari richtete sehr kurz sein Gesicht auf Linndriel aus und nahm die leere Hand, in der er ihr Haar gehalten hatte, aus der Luft. Dann trat er zurück. Rückwärts und exakt den Weg den er zuvor genommen hatte. Es sah obskur aus und grazil zugleich. Erst in der Tür drehte er den Sin’dorei den Rücken zu. Nicht einmal seine Kehrseite war unbandagiert geblieben. Und obgleich die Stoffstreifen blütenweiß und nicht schwarz waren, schimmerten silbrige Runen im Stoff wie Schneeflocken. „Setzt euch alsbald selbst“, kommentierte er über die Schulter und verließ den Raum. Die Tür fiel ins Schloss.

„Hat man ihn gebannt?“, murmelte Nairuna. Sie wischte mit der Hand vor sich durch die Luft. Wenn etwas magisches hier durch gekommen war, was nicht Illidari-Magisch war, müsste es Rückstände hinterlassen haben.
Linndriel folgte dem Illidari mit Blicken, als dieser das Zimmer wieder verließ. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, hielt in der Bewegung inne und schloss die Lippen dann einfach wieder, ohne auch nur einen winzigen Laut von sich gegeben zu haben. Sie wandte sich von der Tür ab, strackselte nichteinmal ansatzweise so elegant wie Oona zum Bett hinüber und setzte sich bedächtig auf die Bettkante. Mit viel Mühe quetschte die Elfe sich in die enge Lederhose hinein, zog kräftig am Bund und fiel schließlich rücklings aufs Bett, als ihre Finger von der Hose abrutschten. Sie hob das Kinn ein wenig an, um einen besseren Blick auf Nairuna zu erlangen. „Wir vergessen, was hier passiert ist und werden nie wieder ein Wort darüber verlieren, verstanden?“
„Sicher. Kein Problem“, winkte die Magistrix ab. „Sag, warst du überhaupt jemals auf einem echten, längeren Schlachtfeld? Seine Kleidung zu verlieren ist noch das harmloseste, was einem auf Feindesseite passieren kann.“ Innerlich suchte sie immernoch den Raum nach Rückständen ab. Sicherheitshalber auch das Tablett.
Da waren keinerlei arkane Rückstände, kein Fel, kein Licht und keine Leere - erst recht nichts nekrotisches und von Naturmagie hatte es auch nichts im Zimmer. Einzig der Duft von echter heißer Schokolade, dickflüssig und gewürzig, lag in der Luft. Die Becher waren irdene, sicher nichts edles oder teures, aber sie hatten ihren eigenen, rustikalen Charme. Das lackierte Tablett war schwarz und verkratzt und spiegelte die Becher, unscharf die Zimmerdecke. Es waren drei an der Zahl. Einer zuviel.
Linndriel richtete sich wieder auf und schloss die Hose knapp unterhalb ihres Bauchnabels. „Warum sollte ich auf dem Schlachtfeld meine Kleidung verlieren?“ Die Stirn legte sich in grüblerische Falten, während die Aufmerksamkeit der Elfe auf die heiße Schokolade fiel, die Oona zuvor auf dem Bett abgestellt hatte. „Ouh!“ Sogleich schnappte sie sich eine der drei Tassen, deren Anzahl sie nicht weiter hinterfragte, und sog genüsslich den wohligen Duft ein. Das war genau das Richtige. Vorsichtig nippte sie an dem heißen Trunk und stieß einen zufriedenen Seufzer aus, als ihr die flüssige Schokolade im Munde zerging. Es schmeckte fast zu gut dafür, dass sie sich in einem Bordell in Beutebucht befanden.
„Tja, der Feind sorgt in der Regel dafür. Besonders sollte es zu einer Gefangenschaft kommen. Keiner lässt seinem ‚Gast‘ die Rüstung. Zumal es Erniedrigung darstellen soll. Was nicht funktioniert, wenn man darüber steht.“ Ohne zu zögern zog die Elfe mit einem Ruck den spitzen Gegenstand aus ihrer Schulter. „Genauso, wie man im besten Fall keinen Schmerz mehr spüren sollte.“ Die Wunde begann erwartungsgemäß zu bluten, was die Frau nicht zu stören schien. Sie rutschte eher vom Bett und sorgte dafür, dass ihre Rüstung sich etwas auf dem Boden sortierte.

So ganz glatt wie es vielleicht ausgesehen hatte, war die morgendliche Szene nicht an dem Dämonenjäger vorbeigegangen. Es half nicht unbedingt, dass Aeshma seiner Meinung war. "Die hat ganz schöne Nerven", maulte der Dämon, "ist das nun eigentlich dein beschissenes Zimmer oder nicht?" Oonayepheton fletschte die Zähne, aber es war kein Grinsen. Die Geste hatte etwas animalisches, instinktives und transportierte die Aggression von Dämon und dem, was von seinen elfischen Anteilen noch verblieben war, die seine hübsche Hülle darstellten, solange die Phasenverschiebung und Aeshmas Illusionsmagie funktionierten. Was sie im Regelfall taten. "Du hast den Sch.eißbecher drinnen stehenlassen", grollte Aeshma dem Illidari und der zischte leise vor sich hin. So außerhalb des Zimmers auf dem Flur zu hocken war nicht gerade das, was er unter angenehmem Morgen verstand und er hatte keine große Lust einem der Angestellten vor die Füße zu laufen, die ihn entweder als Stück Fleisch oder Investition betrachteten. Er war nicht dumm, jedenfalls nicht, was das Einschätzen seiner Möglichkeiten anbelangte. Das vordergründig angenehme dieses Ortes würde zu einer Falle werden, wenn man sich lang genug hier aufhielt. Zäh wie Honig, der mit seiner Süße Fliegen anlockte, festkleben ließ und sie schließlich tötete, weil sie sich unheilvoll verstrickten. Einen kurzfristigen Ausweg sah er aber nicht - weder vom Flur noch aus der Gesamtsituation.

Linndriel hatte die Hälfte der Tasse bereits geleert, als ihr bewusst wurde, wie viele heiße Schokoladen Oona eigentlich auf das Zimmer gebracht hatte. Augenblicklich schlich sich ein nerviges Schuldgefühl ein, welches die Elfe anfangs zu unterdrücken versuchte, schließlich war sie eigentlich noch immer sauer auf ihn. Doch schwach wie sie war, hielt sie es nicht lange aus. Sie schnappte sich eine von den beiden unberührten Tassen, eilte zur Tür, obwohl sie lediglich ihre Hose und ein schnell übergeworfenes Hemd trug, und streckte den Kopf aus dem Spalt heraus. Auf nackten Füßen tapste sie zu Oona herüber, als sie ihn im Flur hocken sah und nahm seine Stimmung bereits wahr, bevor sie überhaupt bei ihm ankam. Auch wenn sie wusste, dass es unter Umständen keine gute Idee war, ließ sie sich neben ihm zu Boden sinken, Arm an Arm und hielt ihm wortlos die heiße Schokolade entgegen. Sie war hin und her gerissen, einerseits den Schuldgefühlen verfallen, den Wunsch verspürend sich zu entschuldigen, andererseits noch immer wütend. Ein Hauch von Misstrauen mischte sich unter die anderen Gefühle, ließen sie aufmerksam sein.
„Go’rom Anakh“, zischte der Illidari und wischte Linndriel, ohne auch nur den Kopf zu drehen den Becher mit dem Handrücken aus der Hand, so dass er nicht nur den lauwarmen Inhalt in einem kaskadierenden Bogen über Wände und Boden verteilte sondern auch die Treppen hinabpolterte. Es war ein guter Becher. Er zerbrach nicht. Das Eredun würde niemals aufhören seinen elfischen Ohren wehzutun, aber Schmerz passte zu seinem Gemütszustand. Gerade konnte es nicht genug davon sein und wenn er schon nicht genug litt, dann musste er etwas leiden lassen.
Die dunklen Tropfen liefen an den weißen Bandagen herunter, ohne Spuren zu hinterlassen. Der Dämonenjäger war erneut in eine Starre verfallen, die Lippe hochgezogen und die Zähne fest zusammengebissen. Der vibrierende Zorn, den er ausstrahlte, schien die Luft zum Flimmern zu bringen, obwohl sich rein gar nichts in der Stille rührte, als das Poltern und Rollen des Bechers verklungen war.
Obwohl die Elfe auf der Hut war und mit solch einer Reaktion hätte rechnen müssen, zuckte sie vor Schreck zusammen, hatte sie gleichzeitig naiver Weise angenommen, die Geste würde sein Gemüt beruhigen. Ein dummer Gedanke. Sie beobachtete den Becher, wie er über den Boden rollte, und zuckte erneut, wenn auch dieses mal kaum merkbar, zusammen, als er die Treppen hinab fiel. Die Tropfen auf ihrer ungeschützten Haut nahm sie nur am Rande wahr. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, sich nicht zu bewegen, nicht einmal zu atmen - wer wusste schon, zu was die kleinste Regung den Illidari verleiten könnte. Die Stille war ohrenbetäubend. Ganz langsam und bedächtig wandte Linndriel den Kopf Oona zu. Sie strahlte keine Angst aus, auch wenn sie vermutlich allen Grund dazu gehabt hätte - doch scheinbar schien es eine naive Eigenschaft der Elfe zu sein, genau dann keine Angst zu verspüren, wenn sie angebracht war. Sonst wäre sie nicht mit einem Illidari befreundet. Wie in Zeitlupe streckte sie ihre Hand nach ihm aus, beinahe als würde sie eine Bombe berühren wollen, die jeder Zeit zu explodieren drohte.
„Shash-kiel zil a’rul kigon!“ Was das Eredun mit der eigentlich so angenehm und sanft klingenden Stimme des Illidari machte, war nicht in Worten auszudrücken. Es löste Gefühle aus. Urinstinkte. Panik und Aggression zur Selbsterhaltung. Es klang aggressiv. Gewalttätig und brutal. Es brannte sich flammend in die Seele und hindurch. Der Satz klang bedrohlich und befeuerte noch die Haltung mühsam gezügelter Wut, die sein ganzer Körper verströmte. Vielleicht zum ersten Mal und das ganz ohne seine Tarnung aufzugeben, schimmerte der Teil seines Wesens durch seine Erscheinung, der die Bühne nur dann betrat, wenn er ihn ließ.

Die Magistrix hatte Linndriels Verhalten mit einer hochgezogenen Augenbraue beobachtet und dafür gesorgt, dass ihre Rüstung sich wieder um ihren Körper legte. Lediglich die letzten Schnallen wurden noch per Hand festgezogen. Was mit der blutenden Schulter war? Sie wurde nahezu ignoriert. Das Kind hatte auf ihre Frage nicht geantwortet, also war es besser, die Wunde unversorgt zu lassen. Die Robe saugte unter dem Schulterstück ohnehin genug Blut auf und das Schulterstück versteckte den Rest. Der Dolch verschwand in der endlosen Tasche. Sie lauschte den Worten auf dem Gang und lachte: "Als wenn er wirklich das Herz seines Spielzeuges essen würde." In einer Lautstärkte, die bis auf den Flur reichen würde und verständlich war fügte sie hinzu: "Hey, Kleines, der böse Wolf hat schlechte Laune. Ihm ist nach Herzblut." Letztlich warf die Elfe einen kleinen Goldbeutel auf das Bett. Für den Becher interessierte sie sich keine Sekunde lang.
Der Illidari schoss auf die Füße und bretterte die Fäuste dabei rücklings an die Wand. Er ließ Linndriel hocken und bewegte sich so rasch die Stufen hinab, dass weder die Bewegung seiner Füße, noch die einzelnen Geräusche, wenn sie die Stufen berührten, auseinanderzuhalten waren. Das schwerere Türschlagen zwei Stockwerke unter ihnen war mit Sicherheit die Eingangstür gewesen.
Nairuna verließ mit leisem Kettenklirren das Zimmer und ging dem Illidari nach. Die kleine Elfe ließ sie beinahe links liegen. Die Magistrix würde nur stoppen, würde sie angesprochen werden. "Schön zu wissen, dass er sein dämonisches ich noch halbwegs lenken kann."
Vollkommen überfordert mit der Situation blieb die Elfe einfach an Ort und Stelle hocken und sah zuerst Oona, anschließend Nairuna, mit offen stehendem Mund hinterher. Sie konnte von sich selbst behaupten, den Illidari im Laufe der Zeit, zumindest zum Teil, recht gut kennengelernt zu haben - aber noch nie hatte sie ihn so außer sich gesehen. Die Frage war nur, was ihn dazu gebracht hatte so eine starke Wut zu verspüren. Selbst nach ausgiebigem Grübeln wollte ihr einfach nicht klar werden, was sein Problem war. Die Geschichte mit der Elfe hatte er schließlich selbst zu verschulden. Kopfschüttelnd richtete sie sich wieder auf und betrachtete seufzend die Sauerei auf den Dielen. Der Flur war noch immer erfüllt von dem wohligen Duft der heißen Schokolade, sie bot nun jedoch keinen geschmackvollen Anblick mehr. Wahrscheinlich sollte sie das Chaos zuerst beseitigen, bevor sich die Unannehmlichkeiten, die sie ihren Gastgebern bereiteten zu einem Maße anhäuften, die dazu führen würden, dass ihnen nicht weiterhin Unterkunft, sowie Speis und Trank zustanden. Behutsam und auf Zehenspitzen umtänzelte sie die Lache auf dem Boden und ging zurück in ihr Zimmer, suchte nach etwas, mit dem sie den Flur säubern konnte. In Gedanken jedoch, war sie bei Oona und Nairuna. Hoffte, dass wenn sie dort unten ankommen würde, beide noch lebendig waren. Zumindest der Illidari.

Der stand draußen an der Brüstung und atmete tief durch. Nur die Langsamkeit der Atemzüge verhinderten eine Form von Hyperventilie. Er hätte platzen können. Was bildete sich dieses Brathuhn eigentlich ein? Aeshmas Bestätigung auf jeden seiner Gedanken war nach wie vor nicht hilfreich. Jedenfalls nicht dafür, dass er sich wieder beruhigte. Und Linndriel? Ohne weit auszuholen spuckte er aus. Diese beschissene sch.eiß Situation.
Großartig. Er stand in Binden gewickelt wie eine ziemlich exotische Mumie mit Knotenf.etisch vor einem Puff in Beutebucht, hatte einen Gefallen versprochen und diese Weiber trieben ihn zur Weißglut. Konnte nicht irgendwas irgendwann irgendwo einfach nur einfach sein?
Nairunas Schritte waren in etwa genau so ruhig wie der Atemversuch den Illidari. Sie näherte sich dem Mann mit Sicherheitsabstand und meinte ruhig, während sie ihren Helm fest zog: "Braucht Ihr einen Kampf, um Euer Gemüt zu beruhigen? Ansonsten würde ich empfehlen Ihr zieht Euch etwas an, beruhigt die verwirrte Elfe oben und sucht Euch ein seriöses Zimmer. Sie ist überfordert mit der Situation."
"Kümmert Euch um Euren eigenen Sch.eiß!" Er drehte den Kopf nicht. Die Stimme war klar, nicht laut, hatte jedoch dieses nachdrückliche Beben im Unterton, das seine Haltung ebenso transportierte. Für gute Augen war das leichte Zittern und Zucken zu sehen, das bei hoher Muskelanspannung entstand. "Wenn ich einen Babysitter brauche, kaufe ich mir einen, ebenso wie ungefragte gute Ratschläge!"
"Wie Ihr meint. Gold für das Zimmer, oder eines für Euren weiteren Aufenthalt, und Euren guten Willen, liegt auf dem Bett. Ich weiß Bemühungen und Mühen durchaus zu schätzen." Die Frau setzte zum Gehen an und wandte sich ab. "Und ja, es kümmert sich niemand mehr um etwaige Wunden."
"Ihr wisst ja wo Unterstadt liegt - oder das was noch davon übrig ist", giftete er zurück, drehte sich auf dem Absatz um und übertrat in deutlich hörbaren Schritten wieder die Schwelle in das Etablissement. Seine Fersen trafen derart nachdrücklich auf dem Boden auf, dass jeder Tritt einem Kriegstrommelschlag nicht unähnlich war. Wenn es im Übrigen etwas gab, was er tat, dann war das, Türen zu schließen, die er geöffnet hatte. Selbst wenn die Türschlagfrequenz des Morgens ihn bereits selbst zu nerven begann.

Nachdem Linndriel den Boden und die Wände mit dem Handtuch, welches sie den Abend zuvor zum Abtrocknen bekommen hatte, gesäubert hatte, begab sie sich vorsichtig nach unten. Das wiederholte geradezu ohrenbetäubende Zuschlagen der Tür hatte bereits angekündigt, dass einer der beiden Sin’dorei wieder hereingekommen war, noch bevor sie sehen konnte wer. Als sie Oona erblickte, verharrte sie in der Bewegung und musterte ihn abschätzend. Noch immer fehlten ihr die Worte. Selbst wenn sie gewusst hätte, was sie zu ihm sagen könnte, um ihn zu beruhigen, hätte sie vermutlich kein Wort herausbekommen. Also beließ sie es dabei ihn anzusehen, unsicher und vielleicht doch ein wenig verängstigt.
Oonayepheton stoppte abrupt und seine gesamte Haltung richtete sich auf Linndriel aus. Er benötigte keine Augen zum Starren. „Sie ist weg“, brachte er nach einem sehr langen Moment sehr angespannten intensiven Schweigens heraus. Man konnte sehen, dass das Sprechen ihm Mühe bereitete, so als sei Thalassisch viel zu weich für seine Zunge.
„Und scheinbar warst du gut, sonst hätte sie dir kein Gold auf dem Bett hinterlassen“, äffte Aeshma gegen sein Bewusstsein. Ein Satz, der Linndriel, hätte der Dämonenjäger weniger Selbstbeherrschung gehabt, ungefiltert an den Kopf geworfen worden wäre, und zwar einzig aus dem Grund, sie zu verletzen. So aber sagte er gar nichts, knirschte mit den Zähnen, gab sich unvermittelt einen Ruck und stürmte die Treppen in zielstrebigem Stakkato hinauf.
Linndriel hielt sich nicht lange damit auf dem Elfen mit Blicken zu folgen, sondern eilte ihm sogleich hinterher, brauchte für die nicht enden wollenden Stufen jedoch wesentlich länger als Oona, sie war noch immer nicht wieder vollends zu Kräften gekommen. Als sie hörbar außer Atem auf der zweiten Ebene ankam, war er nirgends zu entdecken, jedoch ließ sie das erneute Türgeräusch annehmen, dass er zurück auf das Zimmer gestürmt war. Bevor sie jenes betrat, atmete sie erst einige Male tief durch, versuchte sich für das Folgende zu wappnen. Behutsam legte sie die Finger auf den Griff und öffnete zaghaft die Tür, drückte sich durch den schmalen Spalt und ließ sie leise zurück ins Schloss klicken, indem sie sich mit dem Rücken dagegen lehnte. So blieb sie stehen, die Hände hinter dem Rücken, den Knauf fest umgreifend, als bräuchte sie die Sicherheit, dass sie dem Raum jederzeit entfliehen kann - oder aber die Kontrolle darüber, dass Oona eben dies nicht ungehindert tun konnte. Wobei sie natürlich kein großes Hindernis darstellte. Bevor ihr Blick auf den Sin’dorei fiel, streifte er zuerst den einsam dastehenden Becher, vollkommen unberührt und mittlerweile nichteinmal mehr dampfend. Wie bedauerlich. „Hey…“ setzte sie an, mit so feiner Stimme, dass sie bezweifelte, dass sie überhaupt zu bis zu ihm durchgedrungen war. „Es tut mir leid“, kam es ein wenig lauter, verlor jedoch nichts von dem besänftigenden Klang, den sie in die Worte gelegt hatte.
Zwischen der Tür und dem Illidari lagen die noch immer verstreuten Reste von Linndriels Ausrüstung und das Bett. Er kehrte dem Zimmer den Rücken zu, dem Bett, der Tür und damit Linndriel. Man konnte die Schultern und den Rücken sich in zwei sehr langen Atemzügen heben und senken sehen. Dann verblasste die Illusion als verwehten die Nebelschleier über der Wirklichkeit.
Die geschwungenen Hörner, die sich über den weichen Schläfen aus dem Kopf erhoben, waren makellos und beinahe so dunkel wie das Haar des Elfen. Feine ledrige Schwingen lagen um seine Schultern, als würden sie ihn umarmen wollen und der nackte, ungeschuppte Schweif, der bis zu seiner Hakenspitze von Tätowierungen bedeckt war, peitschte langsam um sein Bein.
Auf dem Bett lag dünn der Streifen Stoff, schwarz, schmal und mehrfach gefaltet in mehreren Schlingen.
Die Augen der Elfe weiteten sich und ihr Körper nahm eine angespannte, verkrampfte Haltung ein. Das scharfe Einziehen der Luft, als sie sich gegen die Tür presste, dürfte deutlich bis zu dem Illidari herüberklingen. „Was zum…“ keuchte sie leise und blinzelte einige Male, als würde sie an ihrer Wahrnehmung zweifeln und versuchen, eine Halluzination abzuschütteln. Doch die Hörner, die Schwingen und der Schweif blieben dort wo sie waren. Es war dumm und das wusste sie auch, trotzdem konnte sie nicht dagegen ankämpfen, wie hypnotisiert ein paar Schritte auf Oona zuzugehen, bis ihre Knie das Bett berührten. So blieb sie stehen, starrte ihn an als sei er von einem anderen Stern und sagte kein weiteres Wort.
Der Illidari drehte sich nicht um, sondern blieb abgewandt stehen. Obwohl ihm die Anspannung noch anzusehen war, schien sie zum Großteil geschwunden… oder in eine andere Art gewandelt zu sein. „Und ich wiederhole die Frage“, sagte er ungesehen, „weswegen solltest du mit so jemandem befreundet sein wollen.“ Es klang nicht wie eine Frage. Das leise Vibrato in der Stimme ließ sie nicht zittern oder unsicher wirken, es klang wie ein unterschwelliges Zirpen und seltsam schön(?) - auf skurrile Weise.
„Weil du du bist. Und ich selten jemanden getroffen habe, der so unkompliziert und verwirrend zur gleichen Zeit ist.“ Für einen Moment starrte sie ihn noch an, ehe sie auf das Bett stieg, dieses geschickt überquerte und sich dann auf der Bettkante niederließ. Den restlichen Abstand zwischen ihnen überließ sie ihm, sie hatte sich wahrscheinlich schon näher an ihn herangewagt, als manch anderer es in ihrer Lage getan hätte. Ihre Beine baumelten locker vom Bett, während sie sich mit Schulter und Schläfe am Bettpfosten anlehnte, den Arm um jenen herumgeschlungen.
Jetzt drehte er sich langsam um. Die Augen waren offen. Und viel zu tief. Da waren keine Augen. Das grüne Feuer, das in den Höhlen loderte und von dem er nicht wusste, ob sie so etwas schon einmal gesehen hatte, ganz gleich in welchem Aggregatszustand, war weitaus intensiver als das Felgrün der Augen der Sin’dorei, die dagegen verblasst und matt wirkten. Es war ein reines Rätsel, weswegen die Flammen ihm nicht die Haut vom Gesicht schmolzen.
„Wieso hast du mich abgewiesen?“ fragte er. Der grüne Widerschein der Flammen lag auf seinem Gesicht und zuckende Schatten flogen über seine Züge.
Oft hatte sie sich gefragt wie es wohl wäre, Oona in die Augen blicken zu können, den Wunsch verspürt, ihm den verhüllenden Stoff abzunehmen. Ihr war bewusst gewesen, dass sich darunter nicht das befinden würde, was sie sich herbeigesehnt hatte. Dennoch traf sie der Anblick der von grün tanzenden Flammen ausgefüllten Augenhöhlen auf eine unbeschreibliche Art und Weise. Es war nicht so, als wäre sie verängstigt oder abgestoßen - Ihr Bild von ihm hatte sich einfach nur gewandelt, ebenso wie es sein Aussehen getan hatte. „Ich war sauer auf dich. Ich wollte nicht mit der Elfe ins Bett steigen.“ Ohne Scheu sah sie ihm in die tiefen Augenhöhlen.
„Und du denkst ich habe dich gezwungen?“ Der Gesichtsausdruck war … anders. Sicher, auf eine gewisse Weise ernst, streng vielleicht, und doch gleichzeitig so hart und abweisend wie anziehend.
„Wann noch gleich habe ich dir befohlen, das zu tun, was du getan hast, Linndriel?“ Es war das erste Mal, dass er ihren Namen in den Mund nahm. Der seltsame Unterton - das einlullende Zirpen - war persistent.
Ihren Namen aus seinem Mund zu hören, ließ die Elfe verdutzt die Brauen heben. Erst in diesem Moment wurde ihr bewusst, dass es das erste Mal war. Nach all der Zeit. Merkwürdig. „Ich weiß nicht genau was du getan hast. Aber ohne Zweifel hast du etwas gemacht. Sonst wäre ich nicht hemmungslos mit jemand fremdem, und hinzukommend auch noch einer Frau, ins Bett gestiegen.“ Sie stellte sich ihm entgegen, ließ sich nicht beirren, sah sie sich selbst nicht im Unrecht.
Eine Weile stand er regungslos. Vielleicht wartete er ab, ob er da noch etwas folgen würde. Als es das nicht tat, nickte er langsam, angedeutet und mehrfach, als sei die Erkenntnis über etwas eingekehrt. Er wandte sich halb ab, zog die schwarze Schleife Stoff von den Laken und wand sie um seinen Kopf, bis die leeren Augen wieder verhüllt waren. Noch während seine bloßen Finger den Stoff verknoteten, sagte er: „Ich bin kein Sin’dorei mehr. Das, was in meiner Nähe und durch mich geschieht, geschieht. Manche Dinge forciert, für die Folgen aber stehe ich nicht gerade. Du hast dir meine Nähe ausgesucht.“ Er ließ die Arme sinken und richtete das Gesicht auf die Elfe aus. Langsam verblassten seine dämonischen Attribute, die für jeden Hexenmeister deutliche Hinweise darauf gewesen wären, mit welcher Art Kontaminierung man es hier zu tun hatte. Doch wer sie einmal gesehen hatte, der würde sie schwerlich vergessen können.
„Das heißt, ich habe nicht das Recht sauer auf dich zu sein, weil Dinge nunmal passieren, aber du darfst zur Furie werden, wenn ich dich ein einziges Mal abweise?“ Es wirkte nicht wie ein Vorwurf, eher herausfordernd. Als glaubte sie naiverweise, durch das Wissen darum, dass ihr Abweisen ihm missfallen hatte, hätte sie soetwas wie Macht, oder die Überhand.
„Du kannst sauer sein, wenn du denkst, dass dich das weiterbringt“, sagte er und das Zirpen war aus der Stimme verschwunden. Er klang ganz normal, beinahe verstörend. Der dunkle Beiklang war samten und angenehm und wurde von Ruhe getragen.
Er stand vollkommen still. Bis auf die Augenbinde und diese seltsamen Runenstreifen um seinen ganzen Körper wies nichts mehr darauf hin, was gerade noch so greifbar gewesen war. Selbst die schwarzen Zeichen auf seiner Haut wurden durch die Bandagen verhüllt.
„Ich bin ja schon gar nicht mehr sauer.“ In ihrer Stimme klang ein gewisser Trotz wider. Dennoch stand sie auf und schloss die Distanz zwischen ihnen, indem sie ihn, ohne lang zu zögern und ohne jegliches Beachten von Signalen, in die Arme schloss. Die Umarmung war nicht fordernd, verlangte nichts von ihm, diente einzig und allein dem Zweck ihm nahe zu sein. Sich zu entschuldigen. Selbst wenn er versucht hätte sich dagegen zu wehren, die dünnen Arme der Elfe hatten sich mit beachtlicher Kraft um seinen Oberkörper geschlungen, während ihr Gesicht an seiner Brust lag, wie so oft von den hellen Locken verschleiert.
Es dauerte einen Moment, bevor sie seine Hand an ihrem Rücken spürte und einen weiteren, bevor sich die zweite Hand spüren ließ und sich die Arme unter weitaus weniger Druck schlossen. Mit ebenso wenig Gewicht lehnte sich seine Wange an ihren Scheitel.
„Vielleicht“, und das Gesicht bewegte sich seicht beim Sprechen, „solltest du gleich alles sagen, was dich verstimmt, wenn wir schon einmal dabei sind.“ Er hatte die Stimme gesenkt. Sein Tonfall schwang dennoch bis in seinen Brustkorb. Vielleicht war das aber auch Einbildung. Oder die feste Umschlingung.
Linndriel lockerte die Umarmung ein wenig, aber nicht mehr als nötig, und legte den Kopf in den Nacken um zu ihm heraufblicken zu können. „Ich will dich nicht teilen. Aber das ist so eine Sache, die verdammt kindisch ist und sich nicht verhindern lässt.“ Sie warf ihm ein schiefes Lächeln zu, welches nicht ganz zu dem Ausdruck in ihren Augen passen wollte. Ihr war wohl bewusst, dass sie ein Wesen in den Armen hielt, dessen Freiheit von unbeschreiblicher Wichtigkeit war. Würde sie auch nur den Versuch unternehmen, ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Flügel zu stutzen, würde sie ihn wohl verlieren. Das Wissen darum machte es nicht einfacher mit den Gefühlen umzugehen, es ließ sie auch nicht verschwinden. Doch wenn sie ihn nur bei sich halten konnte, indem sie ihn losließ, so würde sie dies jederzeit tun. Den Schmerz in Kauf nehmen.
Sie konnte spüren dass der Dämonenjäger sich innerlich ebenso distanzierte wie auch seine Haltung steifer wurde. „Was bedeutet das?“ fragte er, und seine Stimme war misstrauisch und kühler als zuvor.
Oh nein. Hätte sie doch bloß den Mund gehalten. „Gar nichts. Ich meinte nur… dass ich dich gerne um mich habe.“ Sie versuchte, die Worte bedächtig klingen zu lassen, doch es war ihr anzumerken, dass die zunehmend distanzierte Haltung von Oona Hysterie in ihr auslöste. Gerade noch schien alles wieder in Ordnung gewesen zu sein, so schnell war es wieder Zunichte gemacht.
„Lüg mich nicht an.“ Der unsichtbare Blick, dessen Intensität sie nun sehr viel besser einschätzen konnte, nun da sie wusste, durch was er ausgelöst wurde - zumindest rein äußerlich - lag fest auf ihrem Gesicht.
Aeshma sandte Wellen der Bestätigung aus. Einen Meister der Lügen, Trickserei und Bezirzung austricksen zu wollen, war sicher nicht die klügste Idee, wenn sein Fokus so ablenkungsfrei und distanzlos auf jemanden gerichtet war, selbst wenn es nur darum ging, etwas zu verschweigen.
„Es spielt keine Rolle, Oona. Ich weiß, dass du nicht der Typ bist, der sich auf eine Person festlegt, oder sich gar von jemandem abhängig machen würde. Dass du kommst und gehst, wie du willst und tust, sagst und denkst was dir gerade so in den Kopf schießt. Diese ganze… Gefühlsduselei ist nicht deine Welt. Und das ist in Ordnung.“ Während sie die Worte dieses Mal mit fester Stimme sprach, erwiderte sie seinen Blick standhaft. Ihre Arme waren nur noch zaghaft um ihn gelegt, als fürchte sie bereits, dass er sich vollkommen zurückziehen könnte.
„Du redest um die Antwort herum“, stellte er fest. Er schien keinen Augenblick daran zu zweifeln.
Linndriel grummelte leise und verdrehte genervt die Augen. „Ich will dich für mich alleine haben. War es das, was du hören wolltest?“ Sie löste die Umarmung und setzte sich zurück auf die Bettkante, senkte den Blick auf den Boden, als würde sie bereits die Vorkehrungen für das, was sie erwartete, schließen.
„Ich sehe hier niemand anderen im Zimmer“, erwiderte der Illidari in ziemlich neutralem Tonfall. Aeshma knurrte: „Ja - glücklicherweise.“
Sei still.
„Worauf willst du damit hinaus?“ fragte der Dämon.
Aufrichtigkeit, antwortete Oona stumm. Er konnte spüren, wie sich die Aufmerksamkeit des Dämons auf die Elfe zu richten begann. So war es für ihn selbst auch einfacher, sie dort zu lassen.
Frustriert formte sie einen Schmollmund, zog die Beine auf das Bett hinauf und winkelte diese an, während ihr Rücken in ungemütlicher Position am Bettpfosten lehnte. Die Hände lagen ineinander verschränkt auf ihrem Bauch. „Es geht ja nicht nur darum, wer gerade da ist. Auch darum wer noch kommen könnte - irgendwann. Aber weißt du, das ist eigentlich egal. Ich weiß gar nicht, warum man sich um sowas überhaupt Gedanken macht.“ Sie machte eine abwinkende Handbewegung in seine Richtung.
„Wenn du schon lügen musst, belüg dich nicht selbst“, erwiderte er im gleichen neutralen Ton. Noch einen weiteren Augenblick war sein Gesicht auf sie ausgerichtet, dann drehte er sich um, schritt um das Bett und beugte sich, um das Tablett auf dem Boden abzustellen und kniefällig auf das Bett zu kriechen, wo er sich bäuchlings lang ausstreckte, den Kopf in die Arme bettete und ein Bein anzog, um es bequem zu haben.
„Ich belüge mich nicht selbst!“ Die Antwort klang mehr als patzig. Aus dem Augenwinkel warf sie ihm einen scharfen Blick zu, ehe sie vorzugsweise die Wand anvisierte und diese an Stelle von Oona böse anstarrte.
Das leise ‚mmmhm‘ klang schon nicht mehr so aufmerksam wie zuvor, aber auch nicht wirklich so, als habe sie glaubhaft etwas versichert. Er bewegte sich etwas, offenbar um die Position zu korrigieren, halb abgewandt und auf der Seite des Bettes, in der Linndriel erwacht war. Die zunehmende Entspannung breitete sich um ihn aus wie jedes andere Gefühl es tat.

"Drei sind immer einer zuviel", sagte Aeshma.
Schließt du dich mit ein? Die Gedankensignatur des Illidari klang schläfrig.
Der Dämon grinste spürbar. "Was denkst du selbst?"

Esterly ft. Austin Jenckes - Bad Man
https://www.youtube.com/watch?v=uNGxnJBtUqY

Zusatz. Nairuna und Linndriel schreiben ihre Passagen jeweils selbst. Ihr lest hier also einen Text, der von drei Personen abwechselnd verfasst wurde. Das gilt auch für alle anderen Texte mit verschiedenen Charakteren, es sei denn es handelt sich um NPCs.

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[Spotlight]

Langsam stieg sie aus dem Wasser.

Ihr Blick war auf den verzückten Kul’Tiraner gerichtet, der es sich am Ufer des Sturmsangtals bequem gemacht hatte. Eigentlich hatte er vorgehabt, sich dem aufgefundenen Tagebuch, das aufgeschlagen auf seinen Knien lag, zu widmen.
Als er die Gestalt vor zwei Atemzügen ausgemacht hatte, hatte er sich kurz gefragt, wie es sein konnte, dass jemand in einem schwarzen Catsuit aus Latex einfach ratz-fatz aus dem Meer stieg, hier am Ende der Welt.
Dann hatte er genauer hingesehen - und erstarrte. Wie hatte er jemals glauben können, dass es keine Frau gab, die keine Makel aufwies? Das, was da gerade auf ihn zukam, war die leibhaftige Verkörperung verstohlener Erotik, der Geist der Peep-Show - konzentriert in einer kurvenreichen Gestalt, die Umrisse gezeichnet von einer Abermillionen fiebriger Vorstellungen, und gekrönt von einem Gesicht, das für die meisten Männer und einen guten Teil der Frauen den Inbegriff der Verführung bedeutete.
Wohin sein Blick auch fiel, überall offenbarten sich vollkommene und ziemlich hypnotisierende, anatomische Einzelheiten.
Die Wirkung, die der Sukkubus auf ihn hatte, war verheerend.
Er fühlte sich plötzlich sehr klein. Er hatte seine Würde verloren, seine Selbstachtung. Alles wurde mit einem Mal gefährlich einfach.
Ganz am Rande seines Bewusstseins registrierte er eine zweite Gestalt, die in eine dunkle, schwere Robe gehüllt war. Ihre Augen schienen grün zu lodern. Lächelte sie etwa?
Er merkte, dass irgendetwas ganz und gar nicht nicht stimmte, aber sein Verstand empfing in diesem Augenblick keine Besucher. Also blieb der Kul’Tiraner sitzen, zitternd und schwitzend. Er atmete flach.
„Schon gut, schon gut", sagte Anyla, und übernahm wie üblich das Ruder.
Langsam kniete sie sich über ihn und umfasste mit beiden Händen seinen Kopf. Er hatte das Gefühl, als bohrten sich ihre langen Fingernägel in die Haut seines Nackens. Wie konnte sie Fingernägel haben? Waren ihre Hände nicht mit Latex überzogen?
Er starrte ihr wie ein Idiot in die Augen; perfekte Abgründe aus betörenden Treibsand.
Mit einem kräftigen Ruck, bei dem sich ihr sinnlicher Körper nur kurz anspannte, brach sie ihm das Genick.
Als sie sich daraufhin wieder erhob und den leblosen Herrn einfach zur Seite fallen ließ, warf sie der Sin’dorei einen giftigen Blick zu. “Ich bin es leid, Fantasien zu bedienen.”
Noch bevor sie jedoch zu weiteren kritischen Tiraden ausholen konnte, entließ die Hexenmeisterin sie mit einem kommentarlosen Wink zurück in den Nether.
Und das Tagebuch wechselte den Besitzer.

Tito & Tarantula: After dark

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[Ewigkeit]

Dieser Morgen… Aber sie war sich bewusst, wie sie auf andere wirkte. Ansträngend. Selbst versuche ins Gespräch zu kommen, waren ignoriert worden. Sie war, wie immer, nur anwesend und eine Störung für Andere. Und, da sie nicht Artea war, hatte sie auch keine hilfreichen Worte, die daran etwas ändern könnten. Vermutlich war sogar ihr zurückgelassenes Geschenk missverstanden. Aber das wäre nur natürlich und nicht sonderlich verwundernswert.

Stattdessen suchte sie ihren Wolf und setzte sich gemeinsam mit ihm ans Meer. Der Weg war nicht weit aus der Stadt heraus. Und doch auf Abstand. Artea gesellte sich bewusster zu der Magierin und machte es sich auf dem Sattel des Wolfes gemütlich.

„Du bist noch da? Ich hatte kurz geglaubt, dass du es dir doch endlich anders überlegt hast.“, lachte Nairuna und Artea, mit ihrer sanften, ruhigen und doch hallenden Stimme, meinte: „So schnell wirst du mich nicht los.“ Nairuna nickte bedächtig und murmelte: „Vielleicht hat der Illidari recht. Vielleicht sollte ich wirklich nach Unterstadt gehen. Sag, würdest du mich sterben lassen?“ „Niemals!“ Die Magierin seufzte bei der plötzlichen Antwort: „Hatte ich mir schon gedacht.“ „Wie kommt es, dass du wieder darüber nachdenkst? Die Nacht? Er?“ Seufzend lehnte sich die Frau nach Hinten und blickte in das strahlende Blau des Himmels. Eine sanfte Brise umspielte ihre Haut. „Er erinnert dich doch nicht etwa an…“ „Nein! Sie haben nichts gemeinsam. Und es ist lange her.“ „Welcher Krieg war es noch gleich?“ „Ich weiß es selbst nicht mehr. Der Zweite? Oder vielleicht auch der Dritte? Wir hätten nicht erlauben lassen dürfen, dass sie uns trennen. Anders wären wir wenigstens gemeinsam gefallen, oder hätten gemeinsam überlebt.“ „Das weißt du doch gar nicht. Sicher hätte der Drache dich als Ziel genommen und er hätte sich dazwischen gestellt, damit du überlebst.“ Die Magierin lachte auf: „Das wäre typisch gewesen. Feren hat sich immer um meine Verletzungen gekümmert und mich behütet. Egal, wie schlimm es war. Selbst blaue Flecken waren ein großes Drama!“ „Siehst du.“ „Er war mit seiner ganzen Art ergreifend. Seine Kraft, seine innere Stärke. Alles was er tat, war voller Leidenschaft und jede seiner Berührungen besitzergreifend.“, verlor sich die Magierin säuselnd in Gedanken, „Dabei sah er mit seinen kurzen Haaren immer furchtbar zerstreut aus. Doch, wenn er in seinem Element war, sah man nur noch ein Feuer aus Leidenschaft in seinen strahlend schönen, blauen Augen.“ „Du hättest dir auch einen neuen Mann suchen können?“ Fast schon erbost fauchte die Magistrix: „Es gibt aber keinen wie ihn!“ „Die Ewigkeit ist eine lange Zeit.“ „Nur, wenn man sich an sie erinnert.“ „Ich habe es mir nicht ausgesucht.“ Die Elfe schloss die Augen, zog die Beine an sich heran und umschloss sie mit ihren Armen. Mit schwerem Herzen legte die Frau ihre Stirn auf den Knien ab und seufzte. Sie verharrte mehrere Minuten in dieser Haltung und bemerkte gar nicht, wann Artea wieder verschwunden war.

Die Frau richtete sich stattdessen auf und atmete tief durch. Den Kopf in den Nacken legend setzte sie zu einem Lied voller Wehklagen und Sehnsucht an. Ihre Stimme war rein. Und sanft. So viel Schmerz und Verlangen hätte man wohl kaum von der Magistrix erwartet. Wo sie immer nur für einen kurzen, schmerzlichen Augenblick auftrat. Doch ihre Stimme legte sich nun wie ein Schleier über diesen Morgen im Dschungel und sorgte dafür, dass das Leben für einen kurzen Moment verstummte.

Golden Sun – A Full Moon in Garoh
https://www.youtube.com/watch?v=2pFQqT_851U

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[Artea]

Der Dämonenjäger war tief und fest eingeschlafen. Aeshma schlief nie. Das zunehmende Gefühl, das der Dämon auffing, machte ihn nervös. Schließlich war er kein Zornwächter - und wollte auch keiner sein! Penetrant war dieses Gefühl. Dieses Anstarren, wie das eines Hundes der meinte, es sei Essenszeit. Dabei flimmerten da im Raum für normale Leute nur drei kleine Lichtkügelchen.
Seine Anteile an ihrem geteilten Bewusstsein bewegten sich unruhig, zunächst absichtslos. Bemerkte Blondlöckchen das auch? Oder war die zu beschäftigt mit sich und den Denkaufgaben, die sein Wirt ihr an den Kopf gebrettert hatte?
Es war zu ärgerlich, dass er sich nicht einfach verp.issen konnte, aber Deal war Deal war Deal. Wer wusste schon, ob er auf der anderen Seite dieses Schlachtfelds heute noch existieren würde - oder erst neu geboren werden müsste. Und Aeshma mochte sich so wie er war. Auf das ganze neu erstarken, die Rangeleien um Existenzberechtigung und Intrigen zum Aufstieg hatte er keinerlei Lust. Zumindest nicht in nächster Zeit.
Linndriel war ebenfalls, noch immer an den Bettpfosten angelehnt, eingeschlafen. Ihr Kopf hing in einer nicht nur unnatürlich, sondern auch ungemütlich aussehenden Position, schwankte beim Ein- und Ausatmen sacht hin und her. Das lockige Haar fiel ihr wirr in das Gesicht und verhinderte, dass man auch nur irgendetwas außer der Nasenspitze erkennen konnte. Genauso wenig wie Oona nahm auch die Elfe die Lichtkugeln wahr.
Immer wieder bewegten sich die Kugeln vor sich hin schimmernd. Was sollten Sie in diesem Zustand auch tun. Wieso man sich von Kügelchen angestarrt fühlen sollte, war ohnehin für einen Normalsterblichen fraglich.
Aeshma war kein normalsterbliches Wesen und in seinem jetzigen Aggregatzustand erst recht nicht mehr. "HEY IDIOT", blökte er gegen Oonas Bewusstsein. "WACH AUF. LOS. JETZT!" Der brummte unwillig und die Hand wischte an sein Ohr als würde eine Fliege vertreiben wollen.
Was auch immer es war, ob nun ein Traum oder ein unkontrolliertes Zucken der Gliedmaßen, ließ Linndriel unsanft von der Bettkante und auf den harten Boden fallen. Das Gepoltere würde wahrscheinlich nicht nur Oona, sondern auch das halbe Gasthaus gehört haben. "Verdammte Sch.eiße." Grummelnd rieb sie sich den Kopf und setzte sich vollkommen verwirrt auf, orientierungslos aufgrund des eher plötzlichen Erwachens. Sie begab sich ächzend auf die Knie, wollte sich gerade am Bett wieder hochziehen, als sie über den Rand hinweg die Lichtkugeln ausmachte. Was war das? Sie blinzelte einige Male ungläubig und versuchte den Schlaf, und das, was sie für eine Einbildung hielt, abzuschütteln. Doch die Kugeln blieben dort, wo sie waren. Nur schwerfällig konnte sie ihren Blick davon losreißen und zu Oona herübersehen.
Der schlief noch immer und das obwohl Aeshma inzwischen dauerhaft brüllte. Friedlich. Selbst das Ohr ließ er in Ruhe und das Gepolter war sicher nicht lauter als das Geschrei des Dämons. Vielleicht war das sogar der Grund dafür gewesen, weswegen er Geräusche im Außen beinahe gar nicht wahrnahm.

Die Kugeln sortierten sich abermals neu.
Wenn man ganz genau hinhörte, klangen sie sogar ein wenig.
Wie konnte der noch immer schlafen?! "Oona!" Keine Reaktion. Wahrscheinlich hatte sie zu leise gerufen. Sie schwang sich auf das Bett, hastete auf allen Vieren zu ihm herüber und begann wie eine Bescheuerte an dem Illidari zu rütteln. "Wach endlich auf!" schrie sie ihm ins Ohr und ließ die Kugeln dabei keine Sekunde aus den Augen. Sie war sich nicht sicher, was das zu bedeuten hatte. Ob es gut oder böse war. Aber sie war sich sicher, dass Oona wissen würde, was zu tun war. Das hieß - sobald er wach war.
Er fiel. Rutschte. Das Geröll unter seinen Füßen bot keinen Halt und er schlug auf, überschlug sich, wurde herumgeworfen und rollte, rollte, schlitterte…
Der Dämonenjäger zuckte heftig zusammen, gab einen zutiefst erschauernden Laut von sich und fuhr schlussendlich auf. Er war nicht gleich in der Wirklichkeit. Sein Gesichtsausdruck sprach davon, dass er weit weit fort gewesen war.
"BIST DU JETZT ENDLICH WACH!"
Seine Ohren zuckten und er drehte den Kopf. Verwirrt richtete sich sein Gesicht nach Linndriel aus. "Was verdammt… was …"
"Mach die sch.eiß Augen auf!" Die eine Hand hatte sich tief in den Bandagen des Dämonenjägers vergriffen, während sie mit der anderen auf die Kugeln deutete. "Was ist das?" Sie starrt die Kugeln einen Moment lang an, wandte das Gesicht dann wieder Oona zu und sah ihn erwartungsvoll an.
Oonayepheton öffnete den Mund einen Hauch weit und schloss ihn dann wieder. DAS hatte schon sehr lange Zeit niemand mehr zu ihm gesagt. Aber es war ja nur ein geflügeltes Wort. Langsam pflückte er ihre spitzen Finger aus seinem Fleisch, jedenfalls versuchte er die krallenden Griffe zu lockern, während er zugleich versuchte, zu erkennen, auf was Linndriel da zeigte.
Im Gegensatz zu Linndriel sah er dort keine Kugeln. Eher hockte da ein kleines Mädchen auf dem Boden und blickte ihn mit großen Kulleraugen an. Es war eindeutig ein Lichtgeist und die wabernden Flügel verrieten, dass es sich um einen Geistheiler handeln könnte. Sie trug dieselben Fesseln wie die Geistheilerin, die er vor Wochen hinter Nairuna ausgemacht hatte. Nur hatte das Kind dort auf dem Boden ein Kleid an.
Für Linndriel recht wahrscheinlich völlig unverständlich sagte er: "Wer bist du?" Er sagte es laut mit noch immer vom Schlaf belegter Stimme und er bediente sich versuchsweise des Thalassischen, obgleich die Sprache keine Rolle spielen sollte, wenn es das war, was er annahm. Er stellte nur die eine Frage. Inzwischen hielt er Linndriels Hände fest und den Kopf auf das ausgerichtet an der Elfe vorbei, was da hockte.
Verwirrt runzelte die Elfe die Stirn. Sie sah Oona an, blickte über ihre Schulter hinweg zu den Kugeln, dann wieder zu ihm. Mit wem sprach er? Sah er etwas anderes als sie? "Mit wem sprichst du?"
"Shh", machte er kurz und die Ohren zuckten lauschend. Er wirkte aufmerksam. Ganz offensichtlich war da etwas. Angst strahlte er nicht aus.
Die Kugeln klangen fröhlich in einer harmonischen Glockenmelodie vor sich hin. Das Mädchen hatte eine klare, liebliche, leicht hallende Stimme, von der Linndriel nichts mitbekam: "Ihr dürft mich Artea nennen. Entschuldigung, wenn ich jemanden erschreckt habe. Das wollte ich nicht."
"Wieso bist du hier?" fragte er ohne großen Verzug. Also hatte er wohl eine Antwort erhalten. Er hielt weiterhin Linndriels Hände lose in den seinen und schien darüber nicht weiter nachzudenken.
Linndriel verharrte ebenso wie Oona in der Haltung und starrte die Kugeln wie gebannt an, als könne sie das, was sich dahinter verbarg, auch erkennen. Obwohl das natürlich nicht so war.

„Ihr kennt doch Nairuna. Also, die Magierin, die die bei euch beiden war meine ich. Ich mache mir Sorgen. Ihr habt geraten, dass sie nach Unterstadt gehen soll. Verabscheut Ihr sie wirklich so sehr? Sie ist schwierig, wenn man sie nicht kennt, ich weiß. Aber sie ist wirklich eine tolle Frau. Sehr beschützend, wenn es darauf ankommt.“, so harmonisch, die Stimme auch klang, so sehr hörte man die Besorgnis heraus.
Jetzt sah er wirklich überrascht aus und kurz überflog seine Züge ein Anhauch von echtem Ärger. „Du bist ihr Schatten“, stellte er fest, der Tonfall hatte an Härte gewonnen. Dennoch hatte er die Höflichkeit noch nicht gänzlich verloren. „Ich verabscheue sie nicht. Dazu müsste sie mir etwas bedeuten.“ Ob das nun so viel besser war? Bereits als er die Worte ausgesprochen hatte, wusste er, dass sie zu der Sorte Wahrheiten gehörten, die niemand gerne hörte. Und trotzdem fragte er weiter: „Sorgen weswegen.“ Sein Tonfall klang eher nach einer Aufforderung als nach einer Frage.
Die Kugeln sanken ein wenig in sich ein und klangen bedrückt.
„Entschuldigung.“ Traurig klang sie und verschwamm ein wenig, „Ich mache mir Sorgen um sie. Ich glaube sie möchte dem Rat nachgehen. Wo Ihr doch auch den Wirt spielt, dachte ich, dass Ihr meine Besorgnis verstehen könnt. Verzeiht, wenn ich Euch grundlos belästigt habe.“ Sie war deutlich anders gestrickt, als die Magistrix. Viel feiner in der Wortwahl. Höflicher und gar nicht provokant. Eher wie die Perfektion einer Priesterin.
Linndriel hörte nur die eine Seite des Gesprächs, konnte sich aber dennoch einiges daraus erschließen. Jedoch nicht genug, um nicht immer wieder mit einem fragenden Blick zwischen den sich unterhaltenden hin und her zu blicken. Oona das Gespräch erschwerend, warf sie genau immer dann ihre Fragen in den Raum, wenn die für sie weder hör- noch sichtbare Gestalt zu sprechen begann. „Warum Sorgen? Was hat sie vor?“
Aeshma knurrte leise, aber der Dämonenjäger reagierte nicht auf die dritte Stimme. „Ich bin nicht sicher“, sagte er stattdessen zu Linndriel. „Hat sie etwas zu dir gesagt heute Morgen?“
Dann wechselte er ad hoc in das knurrende Zischen, die knackenden Laute und harten Umlaute des Dämonischen. „Dein Wirt überschreitet Grenzen. Wer austeilt, muss auch einstecken können. Und du willst mir jetzt sagen, sie ist zu labil für einen lediglich verbalen Konter? Und was…“, fragte er ebenso und die Wahl der Sprache ließ es gar nicht zu, dass auch nur irgendetwas davon anders als zynisch, schneidend und bösartig klingen konnte, „denkst du, soll ich da jetzt tun? Kannst du ihr nicht helfen? Seid ihr nicht dazu da?“
Sein Thalassisch hingegen klang neutral, ebenso wie sein Gesichtsausdruck den der Sprache von eben nicht transportiert hatte. „Hat sie?“ fragte er Linndriel und konnte sich nicht recht auf eine Richtung zwischen beiden Fokuszielen einigen.
Das Lichtlein schüttelte mit dem Kopf: „Nein, ich glaube nicht, dass es wirklich Worte waren und das sie dafür zu labil ist. Derartige Konter sind ihr eher gleichgültig. Sie ist seit Argus schon so seltsam. Seltsamer als sonst. Ich tue was ich kann, wenn nötig halte ich sie auch am Leben. Aber ich bin mit meinen Ideen, was ich sonst tun kann am Ende angelangt. Ich weiß nicht Mal, was Ihr tun könntet. Vielleicht habe ich mir einfach einen Rat erhofft.“ Sie seufzte und ihr Gestalt flackerte erneut. Immer mal wieder waren jetzt auch für Oona nur noch die Kugeln zu sehen, als könne sie die Gestalt so weit entfernt von Nairuna nicht lange halten. Für Linndriel klangen die Kugeln weiter traurig vor sich hin und bewegten sich nur sehr langsam.
Die Elfe runzelte die Stirn und versuchte sich daran zu erinnern, was Nairuna ihr am Morgen gesagt hatte. Doch bei genauerem überlegen stellte sie fest, dass sie eigentlich hauptsächlich damit beschäftigt gewesen war, Rachepläne gegen Oona zu schmieden und sich für das Geschehene zu schämen. „Ich weiß es nicht…“ Sie betrachtete weiterhin die Kugeln, deren Anblick sie mit einem betrübenden Gefühl erfüllten. Merkwürdig. Die Worte die anschließend aus dem Mund des Dämonenjägers drangen, lenkten die Aufmerksamkeit der Sin’dorei auf sich, es war beinahe unmöglich diesen Lauten keine Beachtung zu schenken. Was auch immer er mit ihnen ausdrückte, es jagte ihr einen Schauer über den Rücken, und sie konnte nicht sagen, ob es einer der angenehmen Art war.
Der Dämonenjäger strahlte zunehmend eine enervierende Unruhe aus. Er blieb im Thalassischen als er der verblassenden Gestalt zugewandt sagte: „Ich wüsste nicht, was ich dir raten kann. Oder was ich da tun sollte, falls du das von mir erwartet hast. Wenn sie Hilfe braucht, wieso fragt sie nicht einfach?“ Der letzte Satz klang schlicht und einfach gereizt. Bis jetzt hatte er die Hände der Elfe gehalten, jetzt löste er den Griff und er sah so aus, müsse er sich kratzen, oder aber es jucke ihn gehörig. Die Hände ballten sich mehrfach zu Fäusten und legten sich dann gezwungen auf seine in einen Schneidersitz gezogenen Knie ab.
„Sie ist einfach zu stolz. Entschuldigt, dass ich euch geweckt habe.“ Abermals seufzte die Lichtgestalt und verschwand immer deutlicher. Auch die Kugeln verblassten langsam in ihrem traurigen Klang.

"Was war das?" Sagte Linndriel irgendwann langsam, nachdem die Kugeln verschwunden waren und eine seltsame Stille den Raum erfüllte. Noch immer starrte sie die nun leere Stelle an, welche vor einigen Sekunden noch von der merkwürdigen Erscheinung beseelt worden war. Ihre Hände wirkten ein wenig verloren, nachdem Oona sich dem Griff entzogen hatte, verharrten ziellos in der Luft, während Linn ihm den Kopf zuwandte und ihn verwirrt und ratlos ansah. Offenbar wusste sie nicht so recht, was sie von der ganzen Situation halten sollte.
"Ein Sch.eiß war das!" blafften beide, der Dämonenjäger und der Dämon unisono, der eine ungehört und der andere laut. Dass sie sich einig waren, wortwörtlich und zur selben Zeit, war selten genug. Ärgerlich runzelte der Illidari die Stirn und kratzte sich jetzt tatsächlich, beinahe manisch, Schultern und Arme. Es funktioniert nicht sehr gut durch die Bandagen und eben das stellte er mit einem noch ärgerlicheren Schnauben fest. Er wand sich auf die Knie und fiel auf die Fersen zurück, während seine Hände begannen, fieberhaft rasch und erstaunlich zielsicher die unzähligen Knoten und Verschlingungen zu lösen. Er fehlte kein einziges Mal, weder in der komplizierten Reihenfolge, noch verhedderte er sich in dem ellenlangen Gewirr, das die Bänder bald zu bilden begannen.
"Das Brathuhn hat Probleme und ihr Schatten denkt wohl, ein Puff sei die Wohlfahrt", raunzte er, während er ein Bein nach vorn schwang und auch dort die langen Stroffstreifen abwickelte. "Wenn sie zu dir nichts gesagt hat, ich bin kein Panzerspielfan. Hier was umdrehen, da was umdrehen… verk.ackte Auster!" Ebenso wie er das Bein nach vorne gesetzt hatte, zog er es wieder unter sich und befreite gegengleich das andere. Ein Glück für Linndriel, dass der Mann einen Funken Geschick besaß. So rigoros wie er sich bewegte, hätte er sie vom Bett fegen können. Doch bis auf die rüden Bewegungen, die er der Unterlage aufnötigte, auf sie beide saßen, streifte er sie nicht.
Ruckartig hob er sich auf die Knie und streifte die restlichen Schlingen ab, entblößte sich damit und rutschte ein Knie vor dem anderen bis zur Bettkante und aus den Bändern heraus, die in einem heillosen Gewirr auf den Laken liegenblieben.
Die paar Schritte bis zum Badezuber waren rasch getan. Er senkte den Kopf darauf ab, unschwer zu erkennen, dass dieser leer war und schnaubte, dass eine Herde Mustangs ihre wahre Freude daran gehabt hätte. Jetzt einen Wunsch frei haben. Unvermittelt fuhr sein Kopf zur Tür herum und er sah aus, als würde er ernstlich etwas abwägen.
Dann jedoch drehte er sich zu Linndriel herum und verschränkte die Arme vor dem nackten Bauch. "Also was jetzt?" fragte er und der Unwillen und vielleicht etwas Unzufriedenheit waren deutlich herauszuhören.

MISSIO - I don’t even care about you
https://www.youtube.com/watch?v=tgbYZG67UaU

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[untitled]

Entgeistert verfolgte die Elfe das Unterfangen des Illidari, fragte sich zum wiederholten Male, seit sie mit ihm gemeinsam unterwegs war, ob bei ihm wirklich alles in Ordnung war. Wie er sich so aus den Bandagen wand, hektisch und wie besessen, hätte man meinen können, er sei verrückt.
Zugleich jedoch, versprühten die bewussten Bewegungen, welche einem komplizierten Muster zu folgen schienen, eine gewisse Grazie, die die Elfe in ihren Bann zogen. So saß sie regungslos da, starrte Oona mehr als auffällig an und schien ihm mental bei seiner Enthüllung zu assistieren. Es kostete sie einiges an Selbstdisziplin sich von den Gedanken und dem Anblick loszureißen, schüttelte für Oona wohl zusammenhanglos wirkend den Kopf und machte ein Gesicht, als wäre sie bei etwas unschicklichem ertappt worden. „Was?“ fragte sie kopflos, hob den Blick zu seinen ‚Augen‘ hinauf, ehe sich seine an sie gerichteten Worte schließlich doch in ihrem Verstand manifestierten. „Achso. Eh… Ich weiß es nicht. Was denkst du?“ Mit den unverhüllten Füßen schob sie den Bandagenberg beiseite, rutschte, unter Beihilfe von ihren Händen, auf dem Hinterteil über das Bett und kam auf der Kante zu sitzen. Die dünnen Beine ließ sie gespreizt hinunterhängen, stützte sich auf die Hände, welche sie mittig zwischen jenen positioniert hatte und neigte ihren Oberkörper leicht nach vorn. Noch bevor eine Antwort von ihm kam, fügte sie hinzu „Vielleicht solltest du erst wieder etwas runterkommen. Wir haben bisher noch gar nicht die wahren Vorzüge Beutebuchts ausgenutzt – Das Meer.“ Linndriel setzte ein schiefes Grinsen auf, unternahm den merklichen Versuch, Oonas Laune zu heben. Sie löste die rechte Hand aus der Stütze und streckte ihm diese entgegen, forderte ihn dazu auf, zu ihr heranzutreten.
Sehr langsam und in einem feinen Bogen hob sich seine linke Augenbraue, als er auffing, wie abgelenkt die Elfe tatsächlich gewesen war. Sensorisch verfolgte er ihren Positionswechsel, analysierte Haltung, Stimmfarbe und die feinen Zwischentöne und trat schließlich mit einen bedeutsamen Augenblick Verzögerung auf sie zu, um ihr die linke Hand zu reichen.
So vor ihr stehend, senkte er das Gesicht ab. Und sagte keinen Ton.

MISSIO - Bottom of the deep blue sea
https://www.youtube.com/watch?v=87YL0bhqFSw

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[Definitionssache]

Mit einem lauten PUFF…naja vielleicht auch eher ein ZISCH und ein KNALL landete Sasarya, mit einem kleinen hölzernen F.etisch von Hir’eek in der Hand unsanft auf ihrem Hosenboden beziehungsweise Hosenboden und Rücken, so dass das hölzerne Ding klappernd über den überwachsenen Boden den Abflug machte und die Elfe mit einem Ächzen realisierte, dass nichts mehr so war, wie es einmal gewesen war. „Was zum…?!“, entfuhr es ihr unmittelbar und beinahe in dem gleichen Moment versuchte sie sich aufzurappeln und zumindest ihren Bogen zu greifen.

Ölkanne und Luke und das Zimmer, und das Zimmer, und Ölkanne und Luke und abermals das Zimmer. Mehr hatte der Illidari binnen der letzten sieben Tage nicht wirklich zu Gesicht bekommen - und die erstbeste Gelegenheit zum Ausbrechen genutzt, als Linndriel eingeschlafen war. Von weniger als diesem todesähnlichen Schläf wäre er auch enttäuscht gewesen oder aber hätte sich schlimmstenfalls wochenlange Tiraden von Aeshma darüber anhören müssen, wie man die Dinge besser oder jedenfalls von Grund auf richtig anstellte. Er konnte mit Freuden auf derlei Ausführungen verzichten. Außerdem konnte er … Feuer machen und ebendas hatte er erfolgreich getan und schnippte gerade ein Rindenstückchen in die hoch auflodernden Flammen als er auch schon abgelenkt und alarmiert den Kopf herumriss und den Ausruf zu lokalisieren versuchte.
Langsam und noch immer in Hab acht stemmt sich der Dämonenjäger auf die Füße. Trotz oder gerade wegen der Festbeleuchtung, die er da fabriziert hatte, bot er natürlich ein hervorragendes Ziel für Angriffe - das war ihm mehr als bewusst. Dennoch entschied er sich dafür, gut sichtbar im Schein der Flammen stehenzubleiben. Das Nachtdunkel wäre kein großes Hindernis gewesen. Aber auch für Dämonenjäger war es das eine, in finsterster Nacht umherzustarren oder gegen ein blendend helles, loderndes Feuer zu bestehen, dass das Grau in gleißendes Weiß verwandelte. Wie zu erwarten hinderte ihn das daran, auch nur irgendetwas genau auszumachen.
Bei allen Loa, bei allen verfluchten Göttern, dem Nether, dem Licht, alles was auch nur schiefgehen konnte - DAS hier war nicht gut! Gar nicht gut, obwohl bekannt und vertraut und…ach Sch.eiße! Sie hatte doch nur an diesem einen kleinen Marktstand die Darstellungen verschiedener Loa in Holzform bewundert und überlegt, welcher für ihre Sammlung noch fehlte. Jaja, alle würden sagen, sie wäre die bescheuertste Waldläuferin, die es gab…aber nun waren Dinge wie sie waren, sie war HIER. Ächzend stand Sasarya auf und realisierte, dass ihr Bogen einen mehr als unschönen Kratzer abbekommen hatte - glücklicherweise nur das. Den Bogen gezogen, in der wartenden Position wie man sie allen Novizen in stundenlanger Arbeit antrainierte, ließ sie den Blick schweifen. Ein Feuer in der Nähe, davor ein Umriss. Sie war nicht allein. Na wunderbar. Sasarya machte einen Schritt näher und entschied sich für die Offensive. „Wer ist da?!“, schallte es Oona in beinahe akzentfreiem Orcisch entgegen.
„Dass solltet Ihr besser sehen als ich, nehme ich an“, flog die Antwort zurück. „Freund oder Feind? Wir klären das besser gleich, das erspart uns unnötige Diskussionen!“ Die Stimme band einige weichere Lenitationen in die orkischen Silben ein. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um ein männliches Wesen handeln müsse, lag recht hoch und passte zu dem Umriss - außerdem ein Elf. Aber derlei gab es ja viele Sorten. Und es war nicht immer gesagt, welche Seite man da vor der Nase hatte. Die leichte Anspannung war dem Tonfall nicht anzuhören.
„Ich bin nicht hier um zu diskutieren, ich bin eigentlich nicht mal wirklich…“, zeterte es zurück, dieses Mal jedoch auf Thalassisch. Eine junge Stimme. Und die Elfe, die dazu gehörte, war sicherlich nicht die größte Vertreterin ihres Volkes. Klein, schmal, bewaffnet und auf Krawall gebürstet? Sasarya näherte sich noch ein paar Schritte, senkte den Bogen nur wenige Zentimeter, so dass es nicht mehr einhundertprozentig bedrohlich wirkte. „Horde und wir haben kein Problem, sonst haben wir eins.“ Auch das kam überraschend selbstsicher für jemanden von ihrer Statur.
Die Antwort erfolgte jedenfalls ebenso auf Thalassisch, das weitaus besser zu den Konsonanten zu passen schien. „Ihr seid eigentlich nicht einmal wirklich Horde?“ Ein Hauch süffisanter Spott lag in dem Ruf. „Oder was wolltet Ihr sagen?“ Auch dieser Zwischenton wäre im Orkischen wahrscheinlich gut und gerne untergegangen. Der Illidari machte keine Anstalten aus dem Feuerschein zu treten. Mit jedem Schritt wurde er besser sichtbar. Auffallend sauber und fein gekleidet für so eine Location, das passte nicht recht ins Gesamtbild. Messingfarbene Verbrämungen auf im Feuer fast schwarz wirkendem dunklen Leder, das violette Schimmer zeigte. Die Gleven - ein unverkennbares Merkmal neben der tiefschwarzen Augenbinde.
„Waldläuferkorps“, erwiderte Sasarya, noch immer nicht freundlich aber auch nicht mehr so feindselig wie zu Beginn. „Und das letzte Mal, als ich nachgesehen habe, war das Hohe Reich noch Teil der Horde.“ Schritt für Schritt überwand sie die Distanz zu dem Illidari, nicht zurückhaltend sondern ebenfalls mit dieser einfältig-polternden Selbstsicherheit, die man anscheinend nicht so schnell aus ihr herausbekam. Sasarya Feuerfeder war ein Charmegarant durch und durch. „Was macht ein Jäger mitten im Dschungel?“ Der Pfeil deutete jetzt nur noch auf die Höhe seiner Schienbeine und etwa drei Armlängen vor ihm blieb sie stehen und musterte den Elfen mit Dämonen-Enhancement. Jetzt konnte Oona auch einen Blick auf sie werfen. Eine Rüstung, die schon mehrere Einsätze gesehen hatte, aber liebevoll gepflegt war. Dolch, Köcher, Bogen, Pfeile und diverse Abzeichen schmückten den rotgoldenen Schatz Heimatverbundenheit. Auf der wenigen freien Haut waren Tätowierungen zu sehen, Federn - was für ein Mädchen! Haare in der Farbe von…früher mal Gold, aber nun eher ausgeblichen weiß, Sommersprossen, ein schmales Gesicht und ein unzufriedener Gesichtsausdruck komplettierten den Auftritt.
Ein lautloses, blitzendes Lachen, das das raubtierähnliche Gebiss enthüllte, war die erste Antwort auf diese Präsentation, doch Worte folgten nach einem Augenblick unsichtbarer Musterung. „Ein Feuer, ganz offensichtlich. Und das Waldläuferkorps? Schien mir fast so, als wärt Ihr vom Himmel gefallen.“ Langsam und nicht gerade nicht selbstsicher verschränkten sich die Arme vor dem Brustkorb. Die schwer in ihren Halterungen hängenden Gleven scharrten aneinander, als die Bewegung die Schultergurte spannte. „Ich denke nicht, dass Pfeil und Bogen notwendig sind. Außer Euch und mir sollte keine Seele hier unterwegs sein.“ Der Tonfall war exakt der Entfernung angemessen und drang zu der Sin’dorei, ohne weithin zu schallen wie zuvor. Leisere Töne standen der Stimme besser. Der Dämonenjäger strahlte fühlbar innere Ruhe aus.
Sasarya hob eine Braue und schüttelte dann den Kopf und anscheinend auch einen Gedanken ab. Langsam senkte sie den Bogen gänzlich und nahm den Pfeil von der Sehne, der in einer geschmeidigen Bewegung wieder den Weg zurück in den Köcher fand. „Vom großen Markt in Zuldazar direkt hierher, nur weil ich einen kleinen Loa-F.etisch kaufen wollte. Hir’eek fehlte mir noch.“ Die Worte waren zumindest jetzt etwas gedämpfter, weniger angriffig ausgesprochen. „Und…Ihr könnt mir sicher sagen, wo genau ich mich hier befinde?“
Oonayephetons Gesicht geriet in eine seichte Schieflage und er schürzte kurz die Lippen, bevor eine Antwort erfolgte. „Sofern meine Karte mich nicht getrogen hat, müssten das die Ruinen von Zul’Gurub sein. Schlingendorn. Was tut eine Sin’dorei mit Loaf.etischen?“ Nein, der Illidari verschwendete keine Zeit mit dem Herumreden um direkte Fragen. Stattdessen nickte sein Kinn auf den Bereich rund ums Feuer hin, er zog die linke Hand aus der Verschränkung und eine nur angedeutete, einladende Geste folgte, bevor er sich vollkommen nonchalant wieder exakt dort setzte, von wo er aufgestanden war. Die Hände auf den Knien wirkte er fast harmlos. Fast.
Sasarya schaute für einen Moment skeptisch, aber sie hatte tatsächlich schon Schlimmeres erlebt, als einen Dämonenjäger inmitten einer Trollruine zu treffen. Das sollte ihr echt zu denken geben. „Ich sammel die. Andere Leute sammeln Bierdeckel oder Kaffeetassen…“, gab sie zurück. „Oder Köpfe von ihren Opfern oder was auch immer.“ Sie ließ sich, der angedeuteten Einladung folgend, ihm gegenüber nieder und legte den Bogen neben sich ab, so dass er greifbar blieb. „Ich war hier schon einmal, es ist Jahre her, aber…den Geruch vom Schlingendorntal vergesse ich nicht. Zul’Gurub…das ist lange her.“
Oonayepheton schloss den Mund kurz und sichtbar, als kaue er auf einem Gedanken herum, dann sagte er: „Wohl wahr. Scheint mir beinahe die angenehmere Art zu reisen, wenn man vom Überrumpelungseffekt absieht. Mit dem Schiff dauert es gut und gern drei Wochen, sofern die Winde günstig stehen. Ich schätze, Ihr habt Euren Hausstand bei Euch und nicht in Zuldazar gelassen.“ Der letzte Satz klang halbfragend.
Die nächtliche Stille des Dschungels, die keine war, war erfüllt vom Zirpen kleiner Insekten. Es summte und schwirrte; leichter für die Jahreszeit lauer Wind bewegte die Blätter und Lianen und der ein oder andere Schrei eines Nachttiers war in der Ferne zu hören. Das Knistern des Feuers und der hohe Funkenflug wirkten beinahe zu lebendig für die späte Stunde. Die trockene Hitze, die die schwere Schwüle zurückdrängte, lag angenehm auf der Haut.
Sasarya sah an sich hinab. Da war nicht viel. Sicherlich, die Bewaffnung und alles, was dazu gehörte. Eine kleine Tasche, auf die sie die Hand legte. „Ich wollte ja gar nicht weg, ich hab das Ding angefasst und zack, weg war ich! Ich hab Dienst zu schieben, ich bin dort sozusagen eingesetzt. Auge und Ohr für das Korps zusammen mit meiner Einheit und ich hab nicht mehr als das, was ich bei mir habe.“ Für eine Elfe, die gemeinhin wenig sprach, plätscherte es gerade so aus Sasarya heraus. „Wie weit ist es bis Beutebucht? Mein Kommandant muss erfahren, dass ich…und wie sage ich ihm das überhaupt?“ Die Elfe holte tief Luft, warf noch einmal einen angestrengten Blick auf den Dämonenjäger und atmete langgezogen aus. „Ich bin…am A.rsch.“
Sie kramte in ihrer Tasche herum, nach all dem Redefluss und in dieser schönen, geliebten Hitze, brauchte es wohl ein wenig Wasser, um das heisere Mundwerk zu befeuchten. Sie zog eine verbeulte Feldflasche aus der Tasche und öffnete sie, nahm einen Schluck.
„Vielleicht ein halbe Stunde strammer Fußmarsch“, gab der Dämonenjäger recht gelassen zurück, „womöglich auch etwas mehr, falls man auf Hindernisse trifft. Schiffe gehen täglich und weiß der Geier wie die Post reist. Würde mich nicht wundern, wenn die Schreiben ebenfalls durch Raum und Zeit geschossen würden. Zum Wohl“, kommentierte er trocken und streckte den Rücken unter unhörbarem Knirschen durch.
Sasarya seufzte noch einmal und schüttelte den Kopf. Dann streckte sie den Arm aus und hielt ihm in einer gastfreundlich-anmutenden Geste die Feldflasche hin. Sollte niemand verdursten im Dschungel, neben einem Feuer. „Ist aber nur Wasser, nichts Tolles.“ Noch einmal sah sich die Elfe in ihrer Umgebung um, betrachtete den nächtlichen Himmel und die Rauchschwaden, die vom Feuer aufstiegen, das Grün der Umgebung, auf dem sich der Feuerschein abzeichnete.
„Danke…für die Auskunft“, schob sie dann hinterher.
Oonayepheton wehrte unter stummem Dank ab. „Schon gut. Ich kann nachfühlen, wie es ist, plötzlich sonstwo zu landen.“ Ein seichtes Schulterheben brachte die Gurte und Gleven erneut in Bewegung, bevor sie sich wieder absenkten. „Gibt es denn etwas von Interesse für Quel’Thalas und seine Einheiten in Zuldazar?“
Sasarya schraubte die Flasche zu und verstaute sie wieder in der kleinen Tasche, in der sie daraufhin wieder herumkramte. „Ist nicht so einfach zu beantworten“, gab sie zurück und unter einem murmelnden „Wo war es doch gleich…“ zog sie ein silbernes, schmales und verkratztes Metallkästchen ungefähr in der Größe einer Handfläche heraus. „Nach dem Fall von Unterstadt ist unser Reich von Süden her wie ein offenes Scheunentor…eine Einladung, meine ich. Und…sollen sicherstellen, dass die Informationen fließen. Besonders von den Fronten und den Kämpfen rund um Zandalar und Kul’Tiras. Verstärken, eingreifen, berichten…alles, was von Relevanz ist, während der Rest zuhause ist und sich auf etwas vorbereitet, was…wenn es kommt…“ Sie schüttelte den Kopf. „Niemand weiß, was passieren wird. Und wie meint Ihr das, irgendwo landen?“
Die bloßen und ebenfalls ungewöhnlich sauberen Finger des Dämonenjägers legten sich langsam und still ab. „Tja. Wenn man das vorhersagen könnte“, und es wurde erst offensichtlicher, auf was er sich bezog, als er fortfuhr, „dann könnte man Krieg wie ein Schachspiel führen. Theoretisch, nur in Gedanken und mit einer Kapitulation einer Seite ohne Blutvergießen auf beiden. Aber Krieg ist so unvorhersehbar wie das Leben.“ Er pausierte, bevor er weitersprach. „Wilde Magie in Dalaran und plötzlich steht man ganz woanders, das meine ich damit. - Wahrscheinlich ist es in allen Belangen gut, auf alles mögliche und unmögliche vorbereitet zu sein.“
Sasarya legte den Kopf schief und nickte leicht zu seinen Worten. Es war ihr anzusehen, dass Krieg kein hohles Wort für sie war, Alter hin, Erfahrung her. „Ich habe seit Jahren das Gefühl, dass der Krieg nicht endet. Jeder Waffenstillstand ist nur ein fragiles Gebilde aus Glas mit dem zwei riesige Kinder versuchen zu spielen. Es funktioniert nicht.“ Sasarya klappte das kleine Kästchen auf und offenbarte darin vorgefertigte, gerollte Glimmstängel, ein schlimmes Laster. Sie nahm sich eine Zigarette heraus und wiederholte dann die anbietende Geste erneut. Rauchten Illidari? Oder war das nicht akzeptiert? Gedanken, die manchmal aber auch echt zuhause bleiben konnten. „Naja, man ist auf sowas nicht vorbereitet, also so eine…Dimensionsreise ohne Grund?“
Diesmal nahm der Dämonenjäger unter seichtem Nicken an. Dieser hier rauchte wohl schon - zumindest ab und zu? Er nahm sich die Zeit, das Ding erst zu befühlen und richtig herum zu drehen, bevor er ein Stück flammenden Ast aus dem Feuer zog und es daran entzündete. Er hielt der Sin’dorei den brennenden Ast hin, während er schräg aus dem Mundwinkel bereits die erste Wolke tief inhalierten Rauch ausblies. Immer hübsch eins nach dem anderen.
„Tut er auch nicht“, murmelte der Dämonenjäger am Rauchwerk vorbei. Die zweite Hand schützte die Flamme vor Wind. „Der sch.eiß Krieg geht weiter bis die sch.eiß Welt in sch.eiß Trümmern liegt. Fakt.“
Sasarya entzündete ihrerseits ebenfalls das Rauchwerk an dem Ast und nickte Oona zu. Das Dankeschön musste warten, bis sie den ersten Zug genommen hatte. Nachdem sie einen Kreis aus Rauch geformt hatte, drückte ein einfaches, leises „Danke“ auch schon ihre Dankbarkeit für den Feuerbringer aus.
Er steckte den Ast zurück in den lodernden Haufen und griff mit der Linken und zwei Fingern nach dem gedrehten Stängel - nicht ohne nachmals tief zu inhalieren. Das kurze Drehen, gleichzeitig mit dem Absenken des Kopfes, war sicher Gewohnheit. Glutkontrolle. Hätte man fast nostalgisch werden können. Das Abaschen erfolgte routiniert und vollkommen nebensächlich. Das Gesicht richtete sich wieder auf die Sin’dorei aus. „Vorbereitet ist man immer, wenn man alles Notwendige bei sich hat“, kommentierte er mit Abstand den letzten Einwurf.
Sasarya konnte nicht verhindern, dass sie zu seinen Worten bitter und resigniert lächeln musste. „Sind das nicht tolle Aussichten?“ Noch ein Zug folgte und es schien zumindest auf sie eine beruhigende Wirkung zu haben, sich an diesem Laster festzuhalten. Der Redeschwall, das hektische Geplapper wich jetzt langsam doch dem Zustand, in dem sie sich selbst wieder erkannte. Warum sagte ihr eigentlich niemand, dass sie alle Leute zutextete, wenn sie nervös war? „Ich bin übrigens Sasarya“, sagte sie, nachdem sich diese Gedanken von schnatternden, nervösen Elfen wieder verflüchtigt hatten. „Sasarya Feuerfeder von der zwölften Einheit, aber die meisten sagen Sas.“
„Sas also“, wiederholte der Illidari unter kurzem Nicken, „Oona tuts hier, ganz informell. Drehst selbst, was?“ Der Wechsel zum ‚Du‘ geschah so selbstverständlich, dass er gar nicht auffiel.
„Ich hatte aufgehört“, murrte sein Gegenüber. „Dann kamen die verheerten Inseln, dann Argus, dann war’s im Prinzip auch wieder egal. Oona…nur Oona?“
Oonayepheton senkte den Kopf abermals, während er das qualmende Rauchwerk zwischen den Fingern drehte. „Sind ladylike schmal, aber das Zeug hat Rumms. Du rauchst nicht erst seit gestern.“ Die Feststellungen erfolgten Schlag auf Schlag. „Oonayepheton“, erwiderte er, während der Kopf sich wieder hob. „Fällt den meisten leichter, den Rattenschwanz wegzulassen.“
Der Tabak, sofern man das beurteilen konnte, war sicherlich nicht der Allerbeste, den man bekommen hätte können. Aber durchaus von guter Qualität. Mit Zeit handgerollt in dünne Blättchen, wie ein Zeitvertreib und nicht hektisch hergestellt. Geografisch zu verorten war der Tabak jedoch nicht, vermutlich eine wilde Mischung.
„Ich rauch schon viel zu lang, Oona-yeph-eton…“, versuchte sich an der Aussprache des Namens, der so gar nicht über die Zunge rollen wollte - zumindest ihr nicht.
Die Zeit bis zu ihrer nächsten Verlautbarung nutzte er, um abermals einen Zug zu nehmen und ein schräges Grinsen huschte über seine Züge. „Sags ja“, kommentierte er. „Klingst älter als du bist deswegen, schätze ich.“
Sasarya hob einen Mundwinkel. „Nehm ich mal als Kompliment, also das Alter.“ Dann fand das Etui seinen Weg ebenfalls zurück in die Tasche. „Also Oona, was bringt dich hier raus zum Feuermachen?“
Der nächtliche Dschungel hatte schon etwas für sich. Unweit plätscherte ein Wasserfall, die kleinen Frösche am Ufer hatten ihr nächtliches Konzert angestimmt und untermalten das Knistern und Knacken des Feuers, es duftete nach dem grünen Gras und den vielen Blüten, die an Bäumen und Sträuchern in schöner Vergänglichkeit erblühten. Ein Geruch, der die Nase kitzelte und in jede Pore sickerte. Idyllisch, malerisch.
Oonayepheton setzte sich etwas gerader auf. Er winkelte ein Bein an - das rechte - und legte den rechten Arm darauf ab, in dessen Hand auch das Rauchwerk wechselte. Nicht ohne den Umweg über den Mund zu nehmen. Er konsumierte schnell. Zielgerichtet. Es hatte etwas akkurates und gleichzeitig ruheloses. „Ich sitze in Beutebucht fest. Halb freiwillig“, unter Schulterzucken, „dieses ganze Gefeiere zu Winterhauch ist ein bisschen zu viel für meinen Geschmack. Hab den Quatsch eh nie verstanden. Da leg ich mich lieber lang, wo’s warm und behaglich ist. Die Nase voll vom Schlachtfeld habe ich außerdem.“ Die nächste Asche flog ins Feuer. „Wer sagt zudem, dass man sich für jeden Krieg verhuren muss. So langsam ist mal gut.“ Der unterschwellige Ärger war ihm trotzdem anzuhören.
„Ist das so bei euch, dass es nun keine Verpflichtungen mehr gibt?“ Sasarya legte den Kopf leicht in den Nacken, das Leder knirschte und dann knackte es. „Ich hab auch nicht vor, Winterhauch zu feiern. Ich wäre ja nicht mal hier, würde ich nicht immer meine Nase in Dinge stecken…Hir’eek…die Loa haben einen eigentümlichen Sinn für Humor.“
„Kann man so wahrscheinlich nicht ganz sagen. Ich meine, jeder fühlt sich irgendwas verpflichtet. Aber Einheiten kannst du vergessen. Die meisten machen irgendwas und versuchen, sich nicht gegenseitig umzubringen vor lauter Nutzlosigkeit“, Das hatte zynisch geklungen. Das Grinsen war ein ebensolches. „Wo steckst du denn üblicherweise deine Nase rein?“, schob er nach.
„Sagst du das einer Waldläuferin aus einer Einheit?“ Sie hob erneut einen Mundwinkel. „Also bist du…durchgebrannt?“ Sasarya ließ die Asche durch die Luft fliegen und zog noch einmal, unter Rauch antwortete sie. „Das war nur so eine…so eine Redewendung. Ich meine, ich…also nichts, was verboten ist oder so.“
Sasarya hätte sich ja gerne geohrfeigt, wenn das nicht so offensichtlich gewesen wäre. Dieses elende lose Mundwerk, anscheinend doch noch nicht so cool wie gedacht. Es gehörte sich nicht, Loa zu sammeln, wenn man dem Korps angehörte. Es gehörte sich nicht, die Tempel zu besuchen und zu staunen, oder einen Loa an einer Kette zu tragen, selbst wenn es ein Geschenk gewesen war. Sowas war ganz und gar unpatriotisch für eine Patriotin.
Oonayepheton nahm den nächsten - und letzten Zug, der das Gedrehte bis beinahe zu den Fingern aufglühen ließ, unter stummem Lachen. Sas konnte den Kehlkopf zweimal hüpfen sehen. Es war etwas irritierend, dass dabei so gar kein Ton zu hören war. „Ihr seid anders organisiert als wir. Das kannst du nicht vergleichen.“ Der Rest des Glimmstengels flog zielgerichtet geschnippt in die Flammen, ohne dass er den Kopf danach gedreht hätte. Der Arm sank lose gedreht wieder über das Knie ab. „So gar nichts Verbotenes“, wiederholte der Illidari mit einem seltsamen Zwischenton und setzte dann noch nach: „Garnichts-garnichts? Klingt nach Definitionssache.“
Sasarya hob die Schultern. „Vielleicht. Aber dann…wer würde seine moralischen und anderweitigen Verfehlungen schon freimütig einem Fremden am Feuer beichten? So gut kennen wir uns ja nicht.“ Sie schnippste ihren mickrigen Kippenrest in die Luft und wie durch Zauberhand löste er sich in kleine Ascheflöckchen auf, die in der Abendluft tanzten und dann nicht mehr zu sehen waren. „Nichts, wofür man gehängt werden würde zumindest.“
Oonayepheton schien nicht nur sein Gesicht, sondern auch seine gesamte Körperhaltung und Aufmerksamkeit auf die Sin’dorei auszurichten. Das Lächeln war gewinnend, die Mundwinkel bogen und kräuselten sich. Dann sagte er: „Beichten ist ein ganz falsches Wort. Nur reden. s’völlig unverbindlich. Klingt nur nach mehr als du sagst, das ist alles.“ Der Dämonenjäger wirkte höchst präsent. Die Intensität der Ausstrahlung hatte deutlich zugenommen.
Sasarya hob eine Braue, schon geschwungen und ebenso ausgeblichen, wie man es bei jemandem erwarten musste, der sein Leben beinahe nur Draußen verbrachte. „Reden über…verbotene Sachen? Dafür haben wir nicht mal genug Alkohol hier, also vermutlich gar keinen und dann…“ Sasarya hob ihre Hand, der Zeigefinger - nach wie vor hübsch in rot und gold behandschuht - kreiste einmal durch die Luft. „Sind das Dinge, über die man vermutlich nicht leichtfertig reden sollte.“ Die Hand sank und sie hob eine Schulter in einer entschuldigenden Geste. „Also…du kannst ja sonst reden?“ Vorschlag zur Güte.
Oonayepheton lachte eines seiner stummen Lachen. Sein Kopf drehte sich ins Halbprofil, fort vom Feuer. „Was willst du wissen? Ich hab keine Geheimnisse.“ Die Fingerspitzen der locker herabhängenden Hand rieben aneinander. Es wirkte keinesfalls nervös. Auch das Gesicht kehrte zurück - und damit das seltsame Gefühl angesehen zu werden. Der Ausdruck, der um seinen Mund spielte, war beinahe ein wohlwollend-gütiger. Oder war das Nachsicht?
Sasarya hatte vielleicht nicht mit dieser Offenheit gerechnet, zumindest nicht so. Der Ausdruck auf ihrem jungen Gesicht, nicht einmal zwanzig Jahre der magischen Grenze zum Erwachsensein entwachsen, war erst einmal ein wenig…überrascht. „Warum hast du keine Geheimnisse?“, kam es dann von ihr. „Jeder Elf hat doch welche, nicht? Dinge, die niemand wissen soll?“
Das kurze Grinsen verflog sehr rasch in die Worte hinein, war aber noch immer zu hören. „Und was sollte das sein?“, fragte er zurück, nichteinmal eine halbe Sekunde, nachdem sie gefragt hatte.
Sasarya schien abzuwägen, was wohl eine passende Antwort wäre. Der erste Gedanke „Ach keine Ahnung“ schien nicht angemessen. „Zum Beispiel…ich weiß nicht…Dinge die dir peinlich sind. Irgendwelche Erlebnisse, von denen du nicht möchtest, dass sie jemand erfährt? Schmutzige Wäsche, die so schmutzig ist, dass man sie niemandem sagen kann?“
„Interessanter Ansatz“, konterte der Illidari. „Das setzt voraus, dass es Dinge gibt, die mir peinlich sind.“ Das entwaffnende Lächeln, das darauf folgte, war schlicht und einfach schön. Man hätte es so in ein verfluchtes Portrait meißeln können. Der Mann wirkte so zufrieden, als habe er keinerlei Hirn. Oder eine Menge davon.
„Gut, vielleicht verschwindet das Empfinden von Peinlichkeit auch bei manchen Elfen, oder es war nie vorhanden“, sagte sie.
„Moah“, lautete die zweifelhafte Zustimmung zu einer oder beider der beiden Auswahlmöglichkeiten. „Peinlichkeit setzt Scham voraus. Die Frage ist, wofür man sich schämen sollte, ganz generell.“
Sasarya legte den Kopf erneut schief, überlegend. Ganz die Gelehrtentochter, die sie eigentlich sein sollte, wäre ihr Leben nicht so komplett anders verlaufen. „Ein harmloses Beispiel…Es ist mir durchaus peinlich, dass ich in meinen Novizenjahren mit einem Blutritteradepten ausging. Noch dazu habe ich ihn bei der ersten Verabredung halb verprügelt, ins Wasser geschmissen und dafür gesorgt, dass er vom Orden eine Strafe wegen Zuspätkommens zurück ins Ordenshaus kassiert. Rückblickend betrachtet ist das schon echt peinlich. Also alles, aber vor allem der Blutritter.“ Ah, die gepflegten Feindseligkeiten.
Oonayepheton streckte sich vollkommen ungeniert gegen die Gurte der Gleven. Das scharrende Geräusch begleitete ein lautes Krachen der Schultergelenke. Er ließ sie rollen und sank zurück in seine gekauerte Haltung. „Was hältst du im Übrigen von Vertagung der Definitionen? Ich könnte ne Mütze Schlaf brauchen. Vorausgesetzt dir ist nicht peinlich neben einem Fremden irgendwo im Dschungel zu nächtigen. Wirst ja eher weniger vorhaben, ins Morgengrauen hineinzumarschieren.“ Der Tonfall schätzte die Möglichkeiten ab. „Obwohl du dich sicher wehren kannst. Nicht nur gegen Blutritterbengel.“
„Äh…Okay…ich hab ja nicht erwartet, dass dich mein Beispiel umhaut, aber gut… Ich würde vorschlagen, ich übernehme die erste Wache und weck dich in ein paar Stunden? Nachts hier durch den Dschungel zu latschen ist…so lebensmüde bin ich nicht. Selbst wenn man sich wehren kann.“
„Wenn ich allein wäre“, sagte er ruhig und vollkommen überzeugt, „hätte ich auch keine Wache. Also leg dich ruhig ab. Schlimmere Sachen als ein Moskitoangriff werden bis morgen wahrscheinlich kaum passieren. Falls doch, kann man immer noch sehen, was man draus macht. Also ich rate dir, nimm ne Mütze Schlaf. Man weiß nie, wann man die nächste kriegt. Morgen bin ich wieder auf dem Weg zurück. Das kann ich auch mit dirzusammen laufen. Deine Entscheidung“, rundete er ab, hängte sitzend die Gleven aus und streckte sich lang aus, nicht ohne noch ein kleines schräges Schmunzeln in Richtung der jungen Elfe zu schicken.
„Ist schon richtig, also das mit dem Schlaf, aber…“, sagte sie resignierend, „es ist spät und ich bin heute aus dem Himmel gefallen. Wenn uns was weckt, schicke ich es postwendend in den Nether. Über morgen reden wir noch mal…“
Das Gefühl eines unsichtbaren Blicks schwand nahezu augenblicklich und ebenso rasch verlangsamten und verregelmäßigten sich die Atemzüge. Entgegen der Annahme, er sei so rasch eingeschlafen, ließ er sich doch noch einmal vernehmen. „Deine Entscheidung.“
Sasarya schnallte den Schulterschutz ab, legte ihn neben sich ab, der Bogen wurde dicht am Körper positioniert. Neben den Dämonenjäger legte sie sich nicht, aber sie streckte sich genau dort aus, wo sie auch gesessen hatte. „Träumst du, wenn ja, dann angenehme Träume, hm?“
Sie hatte zumindest so eine grobe Ahnung von Höflichkeit, aber dann schloss sie auch schon die Augen und ließ Schlaf und Schlingendorntal sie wieder einmal übermannen, wie vor so vielen Jahren schon.
Oonayepheton lachte ebenso ungehört wie zuvor, aber es klang noch in den Worten wider wie ein fernes Echo. „Besser nicht“, sagte er halblaut und kaum verständlich. Er korrigierte seine Position. Aeshma sandte so etwas wie ein Kopfschütteln aus, jedenfalls war das exakt das Gefühl, das er vermittelte.
Hm? fragte der Illidari stumm.
„Nichts“, gab der Dämon flapsig zur Antwort. „Alles Definitionssache.“

Jamie N Commons & X Ambassadors - Into the Jungle
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Was genau waren Träume? Ein Gebilde der Gedanken, vermengte Gefühle, verloren gegangene Erinnerungen oder vielleicht auch absichtlich verschüttete Erlebnisse, die ungefiltert, in einer verquirlten Blase wieder an die Oberfläche gespült wurden, einerseits. Andererseits kannte jeder dieses Gefühl, aus einem besonders garstigen Traum zu erwachen und erleichtert zu realisieren, dass die Realität harmlos und kuschelig zurück in den Schlaf lockte. Wenn die Definition doch nur so einfach wäre und jede Medaille immer nur zwei Seiten hätte.

Sasarya hatte ihre Augen geschlossen und bemerkte noch, wie das obere Ende ihres Bogens ihre Schulter berührte. Eine Haltung, die sie in den Jahren im Korps perfektioniert hatte. Eine Hand auf dem Knauf ihres Dolchs, eine auf dem hölzernen Bogen, immer dicht am Körper, immer wachsam – sogar im Schlaf. Sie hatte Kameraden, Freunde aus geringerer Unachtsamkeit fallen sehen. Und selbst wenn der Dämonenjäger gesagt hatte, dass sie allein waren…es gab keine Garantie, dass es auch so bleiben würde. Das Schlingendorntal war immer noch ein Ort, an dem wilde Stämme wohnten, Tiger durch das Gehölz streiften und Oger darauf warteten, einem die Ohren abzunehmen. Zumal eine alte Trollruine auch Schatzjäger anlocken konnte, Ausgräber auf der Suche nach dem großen Fund.

Oonas Atem ging ruhig, gleichmäßig, während das Feuer neben ihnen immer noch eine deutliche Wärme absonderte, die es normalerweise gar nicht gebraucht hätte. Trockene Hitze, schwüle Hitze, von links, von rechts. Atemgeräusche, das Lodern, die Frösche am Teich. Die Konzentration auf die Geräusche half ihr, abzuschalten, zumindest für den Moment, und die Sinne auszustrecken. Etwas, das ihr in Fleisch und Blut übergegangen war und half, sie zu beruhigen. Waldläufer und der Hang zur Natur, das Leben spüren, jeden Grashalm nicht körperlich sondern übersinnlich wahrnehmen. Tiefer tauchen, in das Erdreich hinein, zu Käfern und Würmern, Tunnel graben in der weichen Erde. Sich in die höchsten Höhen aufschwingen und mit den Adlern fliegen, mit den Palmwedeln im Wind wiegen. Es dauerte nicht lange, bis sie eingeschlafen war.

Träume, gute wie schlechte Träume, waren oft ihr Begleiter. Nach den vielen Jahren und immer neuen Bedrohungen, Kriegen, Opfern, waren die schlechten Träume mehr geworden und die guten Träume deutlich weniger. Auch das war etwas, dass sie mit den anderen Soldaten teilte. Man sprach nicht darüber, aber man realisierte es, wenn man gemeinsam dazu verdonnert war, eine Unterkunft zu teilen, ein kleines Feldlager oder einen Schützengraben. Unvermittelte Schreie in der Nacht, die einen hochschrecken ließen, zu Waffen greifen und das Schlimmste befürchten, nur um festzustellen, dass die Erinnerungen manchmal schmerzhafter waren als die Realität.

Sasarya träumte sich zurück in das Schlingendorntal, in eine ganz andere Zeit. Die Einsatztruppe des Zornbringers Grethor Narbenschlag, der sie angehört hatte. Ihr erster Einsatz fernab der Heimat hatte sie über alle Maßen geprägt, hatte ihr den Dschungel unter die Haut und in den Kopf gehen lassen. Anders und doch so ähnlich. Sie streifte durch die Straßen einer alten Trollstadt, mindestens zehn Tagesmärsche von der nächsten Siedlung entfernt. Verborgen, versteckt, doch sie kannte sich aus. Jeden Stein, jedes Totem, jede Götze die aufgestellt war. Opfer, die davor dargebracht waren. Ihr Weg führte sie über die knarzenden Hängebrücken, die den Fluss überquerten, zu den Hütten am See, die den Wasserfall überblickten. Auch das, bekannt. Sie war diesen Weg oft gegangen, während sie hier zu Gast gewesen waren. Ihre Truppe und all die Verwundeten, die von dem Stamm versorgt wurden. Ein kurzes Ausruhen vor der nächsten Schlacht und vor der Entscheidung, die sie geprägt hatte.

In ihrem Traum griff sie eine Obstschale, auch wenn sie nicht wusste, woher sie gekommen war, und nahm die Abzweigung zu der letzten Hütte. Ein Vorhang aus Perlen wiegte im seichten Wind und das Windspiel aus Knochen klimperte morbide-fröhlich vor sich hin. Sie hatte es selbst dort aufgehängt.

„Cael, ich bin wieder da. Hast du Hunger?“ Sasarya hörte sich sprechen, obwohl sie doch eigentlich stumm war. Ihr Blick fiel auf einen Elfen, der auf Felle gebettet war. Dunkelblondes Haar und ein ungepflegter Dreitagebart. Früher einmal hatte ein Haarband seine Mähne gebändigt, jetzt hing ihm das Haar wirr ins Gesicht. Schatten lagen unter seinen Augen und seine Wangen waren eingefallen. Sein Arm war unbeweglich, mit einem Tuch fixiert, ruhte auf seinem Bauch. Er saß und starrte aus dem Fenster, eher eine Öffnung in der Hütte, hinaus auf die Dschungelidylle. Seit sie das unterirdische Grab verlassen hatten, in dem sie verschüttet worden waren, hatte er nicht mehr gesprochen. Weder mit ihr, noch mit sonst jemandem. Er sah sie nicht an.

„Du musst etwas essen, bitte“, begann Sasarya erneut und setzte sich zu seinen Füßen, begann eine Orange zu schälen, die sie mitgebracht hatte. „Orangen haben dir doch sonst immer geschmeckt“, fuhr sie fort und hielt ihm ein Stück entgegen. Es schien den Elfen einige Kraft zu kosten, aber mit seiner gesunden Hand, schlug er es ihr unvermittelt aus der Hand. Der Orangenschnitz kam zwischen ihnen zu liegen.

Die Szenerie veränderte sich erneut. Sasarya hörte sich sprechen. „Ich weiß nicht, was ich noch machen soll“, sagte sie zu einer Elfe, die ebenfalls mit ihnen unterwegs gewesen war. „Er isst nicht, er trinkt nicht mehr, er…“ Verzweiflung war ihr deutlich anzuhören. „Wenn ich nichts mache, wird er sterben. Ich kann ihn doch nicht sterben lassen, ich…“ Sie war ihm verpflichtet. Sasarya konnte das, was sie empfand, nicht einmal in Worte fassen. Er war ihr Freund, offiziell nur ein Freund, auch wenn es deutlich mehr zwischen ihnen gegeben hatte, was keiner wissen wollte und was sie allen verschwiegen hatten. Sein Wunsch, ihr Wunsch. „Er hat seinen Lebenswillen verloren. Wer weiß, was er dort unten gesehen hat, als wir diesen dunklen Zaubern in der Höhle ausgesetzt waren“, erwiderte die Elfe in ihrem Traum. „Es ist besser, ihn nicht zu zwingen…“

„Nicht zwingen?! Ich zwinge ihn nicht, aber er stirbt…er stirbt…jeden Tag ein bisschen mehr, jeden Tag ist weniger von ihm da, willst du, dass ich das einfach mit ansehe?“ Sasarya ballte ihre Hände zur Faust, die Stimme erhoben, die Aufregung war ihr deutlich anzusehen.

„Manchmal kann man nichts anderes machen, Sas. Da sein, nicht weggehen, aber dem auch nicht im Weg stehen“, erwiderte die Ratgeberin leise und besonnen. Sie war deutlich älter als Sasarya, erfahrener, schon viel länger im Militär.

„Das ist doch nicht dein Ernst!“ Wut und Enttäuschung zeigten sich deutlich auf Sasaryas Gesicht. Wie konnte man hinnehmen, dass jemand einfach so ging? Wie konnte man diesen Wunsch auch noch unterstützen. Sie alle hatten einen Eid geschworen, er hatte es ihr versprochen. Worte ohne Wert.

Die Grenzen im Traum waren fließend, Tage, die wie Wochen waren, Momentaufnahmen, die sich zusammenwürfelten und vermischten, einen Mix aus Zeit und Erinnerung ergaben. Die Abreise der Truppe stand fest, denn immerhin waren sie nur Gäste auf Zeit.

Er war immer noch nicht gestorben, war unbeweglich auf seinem Lager, schwach und blass. Längst saß er nicht mehr, er lag nur noch und seine Augen waren geschlossen, sein Atem flach. Sie wusste, dass sie gehen musste. Für sie gab es keine Möglichkeit zu bleiben. Sie war körperlich unversehrt und musste das tun, was gute Soldaten tun. Ihr Gewicht in die Waagschalen des Krieges werfen und zusehen, wie sich das Zünglein bewegte.

Sie schwieg, als sie ihn betrachtete, rührte sich nicht und ließ ihren Blick nur auf ihm liegen. Sasarya wartete. Auf ein Zeichen, irgendetwas. Auf eine Eingebung, die sie davon abbringen würde, das zu tun, was man ihr geraten hatte. Sein Leid zu beenden wäre so viel hilfreicher, als ihn hier seinem Schicksal zu überlassen. Darin waren sich alle einig gewesen. Nur wollte niemand diese Aufgabe übernehmen. Sie sollte es tun und niemand wollte ihr beistehen. Sie sollte es tun. In einem letzten großen Akt der Aufopferung ihre Hoffnungen auf eine Zukunft mit ihm ersticken und gleichzeitig barmherzig sein.

Ihre Hände zitterten, als sie das Kissen aufnahm und umfasste, welches am Fuße seiner Bettstatt gelegen hatte. Sasarya rechnete damit, dass er jeden Moment aufwachte, aufsprang, sie anschrie und fortjagte. Aber nichts geschah. Sie atmete ein und hoffte, dass auch das dazu führte, dass er aufwachte, realisierte, was sie vorhatte und es unterband. Stark, wie er immer gewesen war.

Sie machte einen Schritt näher, ihre Finger gruben sich in das Kissen, das Weiß ihrer Knöchel deutlich zu sehen. Noch ein Schritt, bevor sie das Kissen über sein ruhend-schlafendes Gesicht hob.

Träume. Ein Gebilde aus Gedanken und Gefühlen. Sasarya erwachte mit einem Schrei am Feuer und setzte sich augenblicklich auf, starrte auf ihre Hände. Aber es klebte kein Blut daran.

Maître Gims feat. Sia - Je te pardonne - Pilule bleue
https://www.youtube.com/watch?v=MkKhktVb2yU

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[Peinlichkeiten]

Auch wenn er äußerlich wohl den Anschein erwecken mochte, zu schlafen, so tat er es doch nicht. Kaum dass er sich ausgestreckt hatte, war sein Kopf hellwach. Das lag nicht zuletzt an der unruhigen Präsenz des Dämons in seinem Bewusstsein.

Du bist unzufrieden, stellte er die Offensichtlichkeiten fest.

"Geht dich nichts an", schnappte Aeshma zurück.

Es geht mich insofern etwas an, als dass du mich wachhältst. Also was ist los?

"Nichts."

Und jetzt die Wahrheit. Oonayephetons Gedankensignatur klang ruhig, aber unerbittlich. Nachlassen würde er nicht.

"Keine Ahnung! Musst du immer neben irgendwas pennen, was mich meine Ruhe kostet?" Der Dämon klang bitter, frustriert und wütend.

Das hier habe ich mir nicht ausgesucht?

"Ach, lass mich in Ruhe!"

Beide schwiegen eine Weile.

Oonayephetons Atem ging ruhig, gleichmäßig, während das Feuer neben ihnen immer noch eine deutliche Wärme absonderte, die es normalerweise gar nicht gebraucht hätte. Trockene Hitze, schwüle Hitze, von links, von rechts. Auch die Atemzüge der Sin’dorei wurden allmählich tiefer, das Lodern, die Frösche am Teich. Seine Gedanken schweiften ab und zeichneten undeutliche Bilder in seinem Bewusstsein. Erinnerungen und Gedanken vermischten sich und er wusste, dass der Dämon zusah, fühlte, was er fühlte, und seine eigenen Gefühle dazuwarf, die nicht selten wertender Natur waren.

"Vielen wäre peinlich, was du getan hast", sagte Aeshma nach geraumer Zeit des stummen Kontemplierens. "Aber dir nicht, du hast nicht gelogen. Warum?"

Weil ich all das, was ich getan habe, gewollt habe, just in dem Moment, als ich es getan habe, Aeshma. Er sprach den Namen des Dämons so gut wie nie in Gedanken aus und er spürte die sofortige Unruhe, die das Ganze auslöste, ging aber darüber hinweg. Selbst, wenn ich mich heute oder morgen oder an einem anderen fernen Tag anders entscheide. Peinlich kann mir nur sein, was ich bereue. Und ich bereue nichts.

"Gar nichts?" fragte der Dämon und sträubte sich gegen die Vermittlung des eigentlichen Gedankens, aber es war bereits zu spät.

Nein, dich auch nicht. Und jetzt lass mich schlafen.

Die innere Ruhe und der schleichende kleine Tod des Schlafs, der ihn traumlos übermannt hatte, wurden jäh in die Wirklichkeit zerrissen. Der Schrei ließ ihn in die Hocke auffahren und nach seinen Waffen greifen. Tief geduckt, den Atem unterdrückt ausgestoßen und aufgepeitscht jagte sein Kopf zu Sasarya herum, um die vermutete Bedrohung auszumachen.

"Was ist passiert?!" raunte er mit schwerer Stimme und Verwirrung malte sich auf sein Gesicht, als kein Feind sich zeigte. Kein Feind im Außen.

Boy Epic – Scars
https://www.youtube.com/watch?v=RCRXobvs9_I

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Dunkelheit. Für einen Augenblick schnürte es ihr die Kehle zu. Verloren starrte sie in das undurchdringliche Schwarz, welches sie umgab, sie zu verschlingen drohte, war wie gelähmt. Sie wagte es nicht, auch nur mit dem Finger zu zucken. Oder gar zu blinzeln. Selbst gegen den Drang zu atmen, kämpfte sie an. Der Ausgang dieses Gefechts war jedoch abzusehen. Ergeben, sog sie geräuschvoll die Luft ein, durchbrach die ohrenbetäubende Stille und nutzte diesen Moment um sich beinahe panisch im Bett aufzurichten. Hektisch griff sie nach dem dünnen Laken, welches wirr neben ihr lag und schlang es sich um den entblößten Körper, als bräuchte sie eine schützende Hülle um sich, die sie weniger verletzlich fühlen ließ. „Oona?“ Es kostete sie einiges an Überwindung, die Stimme zu erheben. Selbst wenn er sich im Zimmer befunden hätte, und ein Teil von ihr wusste, dass er das nicht tat, hätte ihn das Geflüster vermutlich nicht erreicht. Panik stieg in ihr auf. Ein altbekanntes Gefühl, welches eine ganze Weile lang ihr steter Begleiter gewesen war. Damals wusste sie, wie sie damit umzugehen hatte. In diesem Augenblick jedoch traf es sie so unerwartet, dass sie dem Gefühl geradewegs in die Fänge lief, sich in dem Labyrinth aus Ängsten und Dunkelheit zu verirren drohte. Der immer schneller werdende Atem nahm etwas hysterisches an.
Kurzerhand schlug sie das Laken beiseite, suchte blind nach Hose und Hemd, welche zuvor achtlos in irgendeine Ecke des Raumes geworfen wurden, zog sich an, streifte hastig die Stiefel über und stürmte aus dem Zimmer hinaus. Als sie die Treppen hinunterstürmte, wie vom Teufel getrieben, schenkte sie Nichts und Niemandem Beachtung. Sie musste nach draußen. Und zwar sofort. Mit gesenktem Kopf, angestrengt gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfend, bahnte sich die kleine, dürre Elfe ihren Weg aus dem Gebäude hinaus. Die Luft, die ihr entgegenschlug, als die Tür hinter ihr zufiel, war nicht halb so erfrischend, wie sie es sich erhofft hatte. Schwül, erdrückend. Genau das Gegenteil von dem, was sie gerade brauchte.
Aus einem Gefühl heraus entschloss sie sich, dem Steg nach rechts zu folgen. Die gedämpften Stimmen, welche aus dem Gasthaus herausdrangen, gingen langsam in den unregelmäßigen Geräuschen ihrer Absätze auf dem Holz und dem sich unter ihr wiegenden Meer unter.
Zu Beginn waren ihre Schritte fluchtartig, arrhythmisch und strahlten eine gewisse Unruhe aus. Je länger sie lief, desto ruhiger und regelmäßiger wurden sie, bis sie aufeinmal vor dem Ende des Steges stand, so mit sich selbst beschäftigt, dass sie beinahe in das schwarze Meer hinuntergestürzt wäre. Erschrocken sog sie die Luft ein, lehnte sich mit dem gesamten Gewicht nach hinten und ruderte hilflos mit den Armen, ehe sie mit einem dumpfen Knall auf dem Hosenboden landete. Das war verdammt knapp gewesen. Statt wieder aufzustehen, ließ die Elfe sich einfach kraftlos nach hinten fallen und blieb regungslos liegen. Mit geschlossenen Augen lauschte sie auf das Tosen und Rauschen des Ozeans, ließ das Wasser die Panik und den Schreck davonspülen, weit hinaus, bis nichts mehr in ihr zurückblieb, abgesehen von einer beruhigenden, stillen Leere. Als sie die Lider wieder aufschlug, blickte sie geradewegs in den sternenübersäten Himmel. Trotz der Schwärze, oder vielleicht auch nur deswegen, strahlten die Sterne so leuchtend hell, wie sie es noch nie gesehen hatte. Der Anblick des Nachthimmels hatte schon immer eine Faszination in ihr ausgelöst, sie von der inneren Dunkelheit abgelenkt und stattdessen mit einem wärmenden Licht erfüllt. Ihr die Hoffnung geschenkt, dass es mehr gab.

Walking On Cars - Speeding Cars
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[Wahrheit]

Es dauerte einen Moment, bis sie aus ihrer Schockstarre erwachte, und für diesen Zeitraum bot sich dem Dämonenjäger ein Bild einer versteinerten Elfe. Gealtert in Sekunden, wenn auch immer noch jung, aber sie wirkte entrückt von dem Leichtsinn und der unbeschwerten Leichtigkeit der Jugend. Vielleicht hatte sie diese Eigenschaften auch nie besessen. Schwer das auszumachen, wenn man sich nur für den Bruchteil eines Abends kannte.

Sasarya öffnete schweigend die Schnallen an ihren Handschuhen und streifte das weiche, rote Leder mit den goldenen Beschlägen ab, legte sie neben sich ab und fuhr sich dann mit den Händen über das Gesicht. Sie versuchte, den Gedanken und den Traum fortzuwischen. Der Erfolg war eher mäßig. Das Gefühl, dass immer noch Blut an ihren Händen klebte, machte sich wenig aus ihrem Versuch, es loszuwerden.

Sie fragte sich, warum ihr das so viel ausmachte. Das Gefühl der Schuld, der Sünde beinahe sogar. Sie hatte im Krieg mehr als einen Feind eigenhändig getötet, hatte Kehlen durchgeschnitten und Pfeile durch Herzen gejagt, ohne darüber nachzudenken, welche Schuld sie an diesen Opfern des Krieges trage. Sie hatte bei Folter zugesehen, schmerzhaften Verhören beigewohnt und alles hingenommen. Das war ihre Pflicht als Verteidigerin des Hohen Reiches. Ihre Opfer waren ungezählt, hatten keine Namen und kein Gesicht. Die Distanz zwischen ihr und ihrer Beute war immer gewährleistet. Das machte das Töten leichter, einfach war es nie.

„War nur ein Traum…“, erwiderte sie und blickte zu dem Dämonenjäger in Lauerstellung. Die Waldläuferin zuckte mit den Schultern in einem weiteren Versuch, das Gefühl zu verjagen wie ein lästiges Insekt und ihrem Gegenüber gleichzeitig glaubhaft zu machen, dass sie schon wieder alle Sinne beisammenhatte. Wenn er wüsste. Wenn irgendjemand wüsste.

Der Reflex war da, sich noch eine Kippe anzuzünden, sich ein wenig daran festzuhalten und sich zu versichern, dass sie wieder in der Realität angekommen war, während die Gedanken von ihr abbröckelten wie Farbe von einer Tür, an der die Sonne zu lange gearbeitet hatte. Sasarya zog die Knie an und fischte mit einer Hand nach ihrem Etui, ließ es erneut aufschnappen.

Keiner zählte die Stunden von Soldaten, in denen sie wach lagen und versuchten zu verdrängen, was sie gesehen und getan hatten. Die Bilder ließen einen niemals wieder los. Ihre Hilflosigkeit damals, als sie mit dieser Entscheidung konfrontiert gewesen war, wog fast schwerer als alles, was sie danach erlebt hatte. Er war ihr Freund gewesen und nun war er tot. Und der Umstand seines Todes war ein anderer gewesen. Kein Krieg sondern ein Todesurteil – oder doch nur Beihilfe bei dem Versuch, es selbst zu tun? Mörderin, Schlächterin, Henkerin. Außer den Beteiligten damals, die ihr zugeredet hatten, ihre Finger auf Kissen und seine Kehle gelegt hatten, wusste niemand davon. Ihre Akten ließen dieses Detail unerwähnt. Niemand sprach mehr darüber. Er hatte keine Spuren hinterlassen, außer auf ihrer Seele. Hatte sich zu den Narben gesellt, die niemand sah.

Sasarya streckte die Hand mit dem Rauchwerk aus und ließ die Flammen daran nagen, bis die dünne Spitze rauchte. Routiniert, sich selbst versichernd. Dann nahm sie den ersten Zug und blickte wieder in das Gesicht des Dämonenjägers.

„Schlaf weiter.“

LP - Muddy Waters
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[Einsicht]

Erst jetzt konnte Sas sehen, wie sehr der Illidari unter Anspannung seine Atmung unterdrückt hatte.
Zwei tiefe keuchende und fast ins husten stolpernde Atemzüge entwichen ihm, als er sich zurückfallen ließ und die Gleven neben sich schob.
"Nur ein Traum", wiederholte er und es war ihm anzuhören, dass er sich den ein oder anderen Gedanken dazu ausmalen konnte, welche Sorte Träume derartige Reaktionen für gewöhnlich hervorriefen. Das kurze aber heftige Begehren nach etwas zu rauchen oder ein scharfen Schluck Alkohol drückte er ebenso beiseite wie sich die wieder leeren Hände ins Gesicht, um die Fingerspitzen erst fest einige Sekunden auf die Schläfen, dann rechts und links auf die Nasenwurzel den linken Daumen auf die kleine Kerbe zwischen Mund und Nase zu drücken. Es sah einigermaßen konzentriert aus.
Er verlor kein weiteres Wort und fragte nicht, sondern rollte sich kommentarlos wieder neben den Gleven ins Gras. Es dauerte nicht lange, bis er tatsächlich wieder eingeschlafen war.

Er lehnte die Gleve an das Schließfach. Ein Leuchtfeuer im ewigen Grau seiner Wahrnehmung. Die magisch durchtränkte Waffe glomm hell in den Zwischentönen.
"Was soll das bringen?" fragte Aeshma.
"Ich weiß es nicht wirklich", gab Oona ihm zur Antwort.
"Und wieso tust du es dann?" fragte der Dämon weiter.
"Weil es ebenso gut ist wie alles andere."
"Ein Symbol?" wollte der Dämon wissen.
"Ich glaube, das kommt dem Gefühl am nächsten", antwortete Oona.
"Was wenn es ihm sch.eißegal ist?"
Die Aufmerksamkeit des Dämonenjägers haftete an der leuchtenden Waffe. Die Gedankensignatur fiel schwer aus. "Dann habe ich mich getäuscht. In allem."
"Und was…", setzte der Dämon abermals an, doch der Illidari gebot ihm Schweigen.
"Dinge von morgen können niemals heute ergründet werden."

Jeder Schritt fort aus dem Zauberkasten trug ihn in eine neue Welt. Er warf keinen Blick zurück auf die Stadt der Sterne.

Oonayepheton war sich bewusst, dass er träumte, als er das Straßenpflaster unter seinen Sohlen spürte und das fehlende Gewicht auf seiner Schulter, an der die zurückgelassene Waffe gehangen hatte. In vagen Episoden huschten die Wüste, der Dschungel und das Dampfbad, der Hafen und die lange Schiffahrt an ihm vorbei. Vereinigungen und Abstinenz. Über allem das Gesicht eines dämonisch schönen Satyrs, der ihn bei jedem Schritt beobachtete, verschwommen und maskiert, bockhornig und umgeben von einer flammenden Korona leuchtend rotem Haars.

Roni Alter - I follow rivers
https://www.youtube.com/watch?v=SPGGdijkArc

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[Fährte]

Der Schatten kratzte im feuchten Boden. In seiner Schwärze war er kaum von der Dunkelheit zwischen den Bäumen zu unterscheiden. Zweigdünne, schlanke Handschuhfinger hoben Sand und Moos auf. Schmale Nasenflügel blähten sich, um den Geruch beinahe witternd aufzunehmen.
Lichtsplitteraugen blitzten in der Finsternis, blass und weiß wie das verborgene Licht des Mondes. Sehr kurz war der bläuliche Schimmer von arkanen Zeichen auszumachen, dann war das Gegenlicht verschwunden. Die lautlose Bewegung, geschmeidig wie das Biegen von Gras im Wind, verschmolz mit den Baumschatten. Jagdzeit, Blutzeit. Der Dunkelmond forderte sein Tribut.

Billie Eilish - You should see me in a Crown
https://www.youtube.com/watch?v=Ah0Ys50CqO8

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[Schwere Kost]

Als der Morgen über dem Schlingendorntal dämmerte und sich das zarte Orange des neuen Tages in das Blau der Nacht mischte, war von der Waldläuferin am Feuer erst einmal keine Spur zu sehen. Das Gras neben dem Feuer, an der Stelle, an der sie geschlafen oder gesessen hatte, war zwar etwas platter, aber ansonsten hätte man Zweifel daran haben können, dass sie überhaupt dort geschlafen hatte. Ein Hirngespinst, ein blutelfischer Geist oder doch ein sehr plastischer Traum. Die Wege der alten Trollstadt waren verwuchert, verlassen und von der Natur wieder erobert worden. Das machte einen Teil des Reizes für Sasarya aus. Der andere Reiz, der bedient werden wollte, war der Hunger. Sie bewegte sich lautlos, die weichen Sohlen ihrer Stiefel verursachten kein Geräusch, während sie ihre nähere Umgebung erkundete. Nach ihrem Traum schien es ihr fast schon surreal, dass sie nun wieder hier war. Und auch das Berühren des Fetischs von Hir‘eek hatte nichts gebracht. Die Götter oder irgendwer hatten das kleine geschnitzte Stück Holz nur mit einem Einmalzauber belegt. Also blieb ihr nur der Weg nach Beutebucht und von dort aus irgendwie zurück. Aber zuerst galt es, für sich und den unfreiwilligen Gastgeber ihrer Schlafstätte etwas Essbares zu besorgen. Sasarya hielt Ausschau nach Beeren oder Bäumen mit süßen Früchten, die ihr bekannt waren. Es dauerte nicht lange, bis sie fündig wurde. Der Dschungel sorgte so gesehen schon für seine ungebetenen Gäste. Als Sasarya zu dem heruntergebrannten Feuer zurückkehrte, hatte sie zwei goldene Papayas, eine Mango und ein Palmblatt voller Wildbeeren bei sich.
Der Dämonenjäger war ebenfalls munter - wenn man das denn so nennen wollte. Er sah trotz seiner Augenbinde ordentlich verschlafen aus, der knittrige Mund und die Abdrücke von Gras und Armen, auf denen das Gesicht geruht hatte, waren noch nicht verschwunden. So lange konnte er noch nicht in der Senkrechten sein. Er drehte ihr den Kopf entgegen, als sie sich näherte und das bereits, als sie noch ein gutes Stück entfernt war. Gute Ohren musste er wohl haben. Er sagte kein Wort, bis sie tatsächlich an der holden Stätte nächtlicher Begegnung angelangt war und rang sich dann ein halbherziges Lächeln ab, das wahrscheinlich der Höflichkeit geschuldet war - oder einem Mindestmaß an Benimm. „N’Morgen“, brauchte er dann unter kaum geöffneten Zähnen heraus und kauerte sich noch ein bisschen krummer. Sas konnte das Frösteln sehen, das ihn überlief. Wortkarg, wie er sich präsentierte, schien er kaum zu ausschweifenden Gesprächen aufgelegt zu sein. Er gähnte leise in die hohle Hand und ließ die Zähne klickend zuschnappen, bevor er sich beidhändig über das Gesicht rieb und die Augenbinde dabei wohlweislich aussparte.
„Morgen“, bekam Oona von Sasarya zurück. Es war nicht unbedingt so, dass sie ebenfalls in Plauderlaune war. Dazu war es nach einer unfreiwilligen Nacht im Dschungel noch zu früh. Oonas Frösteln entging ihr nicht. Vielleicht war es das Resultat der Nacht auf dem Dschungelgras oder das Fehlen der Wärme, oder…? Sie entschied sich jedoch dagegen, etwas dazu zu sagen. Was hätte sie auch sagen sollen, was nicht die Grenzen überschritt? Immerhin wusste sie nicht wirklich etwas von dem Dämonenjäger. Sie setzte sich schweigend neben ihn an die Reste des Feuers und begann dann einfach, die Früchte in mundgerechte Stücke zu schneiden, die sie zu den Beeren auf das Palmblatt gab. Der Duft war verlockend, schwer und vollreif und sicherlich schmeckte das Obst mindestens genau so gut, wie es roch. Sasarya streifte den Dolch an ihrer Hose ab und ließ ihn zurück in die lederne Scheide an ihrem Gürtel wandern. „Greif zu“, meinte sie nur und deutete auf ihre Variante eines Frühstücks. Sie wartete einen Moment ab, ein Funken Höflichkeit, bevor sie sich bediente.
Früher war es immer so gewesen. Sie und ein Elf und Obst und… Gedanken, die sie nun im wachen Zustand schnell beiseite schieben konnte. Der Alptraum war einer gewesen, den sie lange nicht mehr geträumt hatte. Früher, nachdem es passiert war, gab es fast keine Nacht, in der sie nicht wieder und wieder damit konfrontiert gewesen wäre, aber das neuere Übel verdrängte das ältere.
„Mit der Art Service hätte ich hier draußen gar nicht gerechnet“, murmelte er bereits unter den ersten halb zerkauten Beeren. Ein Danke kam nicht explizit. Wahrscheinlich war der Satz die Art Dank gewesen, die ohne das genaue Wort auskommen musste. Wie laut Kaugeräusche waren, wenn man keiner sonstigen Berieselung ausgesetzt war. Selbst der träge erwachende Dschungel übertönte sie noch nicht. Außer dem einen oder anderen bedächtigen Greifen nach einem weiteren Stückchen Obst und schweigsamem Kauen und Schlucken tat der Illidari rein ganz nichts. Er saß ins Profil gedreht. Ab und an zuckten die Brauen über der Nasenwurzel aufeinander zu und entspannten sich wieder. Es sah nicht so aus, als würde in seinem Kopf rein gar nichts vorgehen - allerdings sprach er auch keinen der vermuteten Gedanken aus.
„Gehört zum Waldläufer-Rundum-Sorglos-Paket“, gab Sasarya zurück, auch wenn das Lächeln zu der Antwort zu fehlen schien. Sie bediente sich ebenfalls schweigsam, kaute auf dem Obst und den Beeren herum. Beide schweigsam. Hin und wieder sah sie zu dem Dämonenjäger, ohne jedoch das Wort an ihn zu richten und es vergingen weitere zähe Minuten, in denen sie die Finger ebenfalls am Leder ihrer Rüstung abstrich, bevor sie doch noch etwas sagte. Nachgeschoben und leise, als wäre der Gedanke schon lange in ihrem Kopf verankert, aber die richtigen Worte zu finden nicht so einfach. „Tut mir leid, dass ich dich heute Nacht geweckt habe.“ Gedanklich fügte sie noch an, dass das leider außerhalb ihrer Macht lag und sie sicherlich nicht den Wunsch gehabt hatte, ihn zu wecken und in Alarmbereitschaft zu versetzen. Aber dann dachte sie, wem sie das eigentlich erzählte? Sasarya kannte die Illidari seit ihrem Einsatz auf dem verheerten Inseln. Und sicherlich gab es Geschichten, die man sich erzählte. Sie konnte sich jedoch nicht erinnern, jemals länger als ein paar Sätze mit einem Dämonenjäger gewechselt zu haben. Wenn ihre Träume schon ein solches Ausmaß annahmen, was hatte dann jemand gesehen, der noch viel mehr geopfert hatte?
Jetzt drehte er ihr zumindest das Gesicht zu, auch wenn der Rest seiner Körperhaltung dem Kopf nicht folgte. „Passiert“, antwortete er stumpf und so, als sei die Angelegenheit damit für ihn erledigt. Allerdings brachte ihn das darauf, ob er wirklich wissen wollte, um was es da gegangen war. Er war nicht der Typ für Höflichkeitsfragen und im Gegensatz zu Obst war das vermutlich eher schwere Kost für einen so frühen Morgen. „Also“, schwenkte er dann um und räusperte sich, um die Stimme zu wecken, „ich glaube wir waren dabei, zu ergründen, was du wissen wolltest.“ Ein paar Minuten mehr Zeit erkaufen.
„Was ich wissen wollte?“ Die Nacht schien die Erinnerung an den Abend davor zumindest halbwegs aufgeraucht zu haben. Zumindest für einen Moment. Dann erinnerte sie sich. Peinlichkeiten, darum war es doch gegangen. Im Gegensatz zu ihrem Traum war die Sache mit dem Blutritter eigentlich nicht einmal der Rede wert und im Nachhinein eigentlich kein Grund, deswegen peinlich berührt zu sein. „Waren wir nicht bei Peinlichkeiten allgemein?“
„Bei Geheimnissen, Peinlichkeiten, Offenherzigkeiten…“ Er streckte sich, ohne den gekrümmten Rücken dabei aufzugeben und gab einen leisen gepressten Ton dabei von sich, der sich in etwas wohliges auflöste. Dann drehte er ihr den Kopf wieder zu. Sein Gesichtsausdruck wirkte neutral, auch wenn der Schlaf langsam aber sicher aus seinen Zügen verschwand. Der Dämonenjäger strahlte mehr Aufmerksamkeit aus, der Eindruck von distanzierter Reserviertheit kontrastierte irritierend zu seiner Themenwahl.
„Ich glaube du hattest gesagt, dass Peinlichkeiten Scham voraussetzen…“, erinnerte Sasarya sich. „Schwierig dich dann nach Peinlichkeiten zu fragen. Du machst nicht den Eindruck sonderlich schambehaftet zu sein. Also eher…Offenherzigkeiten? Erzählst du einer Elfe, die aus dem Himmel gefallen ist, etwas?“ Es fühlte sich ein wenig wie Fischen im trüben Wasser an, wie das Stochern nach dem Grund des Sees. Sasarya konnte das Gefühl schlecht beschreiben. Nah und fern, irgendwie. Offen und verschlossen. Ein größeres Rätsel als ihre eigene Gefühlswelt bisweilen. Anders als am Abend, ohne dass sie den Finger darauf legen konnte.
„Selten“, sagte er in eben demselben Tonfall, wandte das Gesicht ab und verzog den Mund, um sich seitlich am Kinn zu kratzen. „Was weniger damit zu tun hat, dass du aus dem Himmel gefallen bist, als damit, dass ich kein großer Redner bin.“ Der Illidari hielt inne, ohne den Mund ganz zu schließen, als hielte ihn ein Gedanke oder ein Impuls gefangen, dann drehte er der Sin’dorei den Kopf wieder zu und lächelte flüchtig.
„Du bist einfach dumm“, merkte Aeshma an - aus dem einzigen Grund: zu provozieren. Aber er schaffte es nicht. Nicht diesmal. Und nicht gerade. Dass er so vollkommen ignoriert wurde, schmeckte dem Dämon gar nicht und er ließ es den Dämonenjäger deutlich spüren.
„Du wirkst schätzungsweise älter als du bist, hatte ich ja schon erwähnt“, setzte Oona neu an. „Keine Ahnung, was dich gebeutelt hat, dass dir der Weltschmerz schon so anhaftet, aber das zumindest sehe ich deutlicher als dein Gesicht.“ Er zuckte lose mit den Schultern. „Vielleicht erkennt man auch einen Beigeschmack, wenn man selbst schon genug Sch.eiße gefressen hat. Weiß ich nicht. Der Punkt ist, wie man damit umgeht. Bringt nichts, sich darin zu suhlen. Was ich mich im Augenblick fragte“, sagte er und es war nicht so ganz klar, ob der den Augenblick der rhetorischen Pause bewusst nutzte oder einfach benötigte, um die Worte zu sortieren, „ist, was nun damit anfangen. Aus Schaden wird man klug, sagt man, aber das ist auch nur so ein Spruch. Klar lernst du aus Sch.eiße, die passiert - und wenn es nur das ist, dass du sie nie wieder erleben willst. Nicht dass du einen Einfluss darauf hast. Nur ist ein Reichtum an Erfahrung basierend auf Sch.eiße immer noch Sch.eiße und nichts anderes. Das k.otzt mich wirklich an. Du verstehst, was ich meine, ja?“ Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern fuhr fort. „Und die größte Sch.eiße ist, dass du vor dir selbst nicht weglaufen kannst, ist doch so, vor allem anderen geht weglaufen eine gute Zeit lang, aber vor dir selbst, wo willst du dich da verstecken? Keine Chance. Holt einen alles ein. Selbst wenns im Traum ist.“ Jetzt fiel die Pause länger aus. Der unsichtbare Blick haftete an Sas’ Gesicht und bis auf die ruhigen Atemzüge saß der ehemalige Sin’dorei still wie in Stein gemeißelt.

The Pretty Reckless - Under The Water
https://www.youtube.com/watch?v=pEIvoWqkB3Q

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[Sterne und Flammen]

Schwere, einseitig belastete, Schritte waren auf dem Steg zu hören. Sie stoppten nicht unweit von Linndriel ab. Diese lag regungslos auf dem Steg. Würde sich ihr Brustkorb nicht hin und wieder sacht heben und senken, hätte man annehmen können, die Elfe sei tot. Selbst als sie am Rande die auf sie zukommenden Schritte wahrnahm, zeigte sie keinerlei Reaktion, starrt weiterhin wie in Trance den Himmel an. Nairuna setzte ihre Schritte näher, so nahe, dass sie letztlich direkt hinter der ‘himmelsverzauberten’ Elfe stand. Die Magierin blickte von Oben auf die Elfe. Ihren rechten Arm bewegte sie keinen Millimeter, lediglich ihren Linken legte sie locker an ihrer Hüfte ab. “Alleine? Ohne den großen, bösen Wolf?”, sagte die Elfe ziemlich ruhig, fast geschwächt.

Langsam wanderten die Augen der Elfe vom Himmel zu der Sin’dorei, sodass sie beinahe schon schielen musste, um sie überhaupt in ihr Blickfeld zu nehmen. Eine ganze Weile lang wurde sie nur merkwürdig angesehen, ohne, dass dabei auch nur ein Wort fiel. Linndriel wirkte anders als sonst. Weniger lebhaft, das komplette Gegenteil von laut. Die einzige Antwort die Nairuna bekam, ist ein halbherziges Grummeln.

Nairuna lachte auf: “Oh, wir sind brummig. Was ist passiert, Kindchen?”

Linndriel’s Blick richtet sich nach einiger Zeit wieder auf die Sterne am Himmel. “Gar nichts.” Sie war der Inbegriff von gesprächig. Was auch immer passiert ist, es schien sie nicht nur zu betrüben, sondern auch die Worte zu nehmen.

Die Magistrix sagte: “Gar nicht klingt anders.” Sie beugte sich weiter über die Elfe. Ihr rechter Arm tat was er wollte und hang entsprechend weiter vorne schlapp herunter. Unbeweglich.

Für eine Weile herrschte wieder Stille. Konzentriert starrte Linndriel einen bestimmten Fleck am Himmel an, als würde sich dort etwas Seltsames befinden, was sie beobachtete. “Sterne sind das Schönste, was die Welt zustande bringen kann.”, stellte sie dann trocken fest, nicht weiter auf Nairuna‘s Fragen eingehend.

Nairuna seufzt: “Sterne werden nicht von Azeroth gemacht…und es gibt Schöneres.”

Linndriel legte die Stirn in Falten, sieht so aus, als hätte die Elfe sie soeben zutiefst beleidigt. “Was gibt es Schöneres?”, fragte sie dann beinahe empört.

Nairuna lachte erneut auf, freundlich: “Das anmutige Flammenspiel und sein Schein. Auch, wenn ich nicht abstreiten kann, dass auch das Farbenspiel der Lichtmagie sehr anmutig sein kann.”

Die Elfe schien einen Moment lang über die Worte nachzudenken, bevor sie schließlich mit leiser Stimme antwortete. „So hat wohl jeder seine Faszinationen.“ Schwerfällig stützt sie sich auf ihren Unterarmen ab, winkelt die Beine ein wenig an und versucht sich in eine sitzende Position zu begeben, ihrem Rücken eine Pause von dem harten, hölzernen Untergrund gönnend. „Hattest du schonmal vor etwas so viel Angst, dass du das Gefühl hattest, es verschlingt dich?“ Die Frage kam aus dem Nichts, zumindest für Nairuna. Linndriel sah sie dabei nicht an, starrte stattdessen mit leerem Blick auf den Ozean hinaus. Woran sie wohl gerade dachte? Ihr Gesichtsausdruck jedoch schien keine Antwort darauf zu geben.

Die Magistrix stellte sich, dem Aufsetzen Linndriel’s entsprechend, wieder gerade hin. Für eine Antwort auf diese Frage brauchte sie wirklich nicht zu überlegen: “Natürlich hatte ich das. Besonders zu meinen Anfängen.” Kurz, wirklich sehr kurz, lagerte sie ihr Gewicht auf das andere Bein um, nur um zu beschließen, dass es immer noch eine blöde Idee ist.

“Welche Anfänge?” Der schmale Rücken der Elfe wirkte angespannt, was durch die verkrampft hochgezogenen Schultern noch verstärkt wurde. Wenn man sie so ansah, verspürte man das Bedürfnis danach die Last, die gerade auf ihren Schultern thronte, von ihr zu nehmen, dieses zerbrechliche Ding davor zu bewahren, kaputt zu gehen.

Den Kopf leicht anschrägend, hätte man fast meinen können, dass die Frau schmunzeln musste, während sie antwortete: “Die Anfänge meiner Laufbahn. Oder denkst du etwa man wird Erzmagier nur weil man nett lächeln kann?”

Die salzige Seeluft hatte einen tranigen Beigeschmack. In den unteren Hafenebenen liefen die ersten Fischerboote der Nacht ein und gedämpfter Lärm und das ein oder andere ranzige Schimpfwort drang zu den oberen Stegen hinauf, als der Fang abgeladen wurde. Der derbe Slang unter Seeleuten hatte seinen ganz eigenen rauen Charme - wenn man denn ein Faible dafür hatte. Noch war kein Silberstreif am Horizont zu sehen, wenngleich das Nachtdunkel langsam vergraute und das Sternenmeer vereinzelt zu verblassen begann. Mit einer Menge Grün und Nacht dazwischen, an einer erloschenen Feuerstelle und noch immer vollkommen gefangen im Reich der Traumbilder und Spukgestalten, schliefen der Illidari und sein unerwarteter Gast den Schlaf der Heimgesuchten, nicht ahnend, dass in der sichelförmigen Hafenstadt nicht ebenfalls der Schlaf der gerechte Begleiter war.

„Ich glaube nicht, dass einem ein nettes Lächeln zu mehr verhilft, als zu einer schnellen Nummer. Und das auch nur, wenn die Person verdammt verzweifelt ist.“ Ihre Stimme nahm langsam aber sicher wieder den üblichen, trockenen Unterton an.
Vielleicht war es die selbst herbeigeführte Ruhe gewesen, die den kleinen Anfall von Panik vertrieben hatte – Vielleicht aber auch die bloße Anwesenheit einer anderen Person. Das nicht allein sein. Obwohl sie sich doch eigentlich an das Gefühl gewöhnt haben müsste, nach all den Jahren, die sie auf sich gestellt durch die Welt gezogen war. Aber wenn man erst einmal in den Genuss von Gesellschaft kam, vergaß man nur allzu gerne, wie es sich anfühlte, einsam zu sein. Schob es in die hinterste, dreckigste Ecke, zu all dem anderen Zeugs, was man im Laufe der Zeit verdrängt hatte.

„Wovor hattest du Angst?“ Die Elfe drehte sich kurz zu der Magierin herum, wandte lediglich ihren Oberkörper und den Kopf, und das in einer beinahe schmerzhaft aussehenden Bewegung. Sie warf ihr einen kurzen Blick zu, musterte ihr Gesicht, als wolle sie aus ihrer Mimik lesen, noch bevor sie zum Sprechen ansetzte.

Dieser Elfe wirklich im Gesicht etwas abzulesen, war wohl eher schwer, hatte sie doch wie immer diese Maske auf. Vielleicht hätten nur ihre Augen sie verraten können. Aber die zeigten mehr ein Lächeln, als Furcht oder Trauer. Jetzt nicht mehr. Ihre Körperhaltung verriet in ihrem Zustand wohl eher mehr. Die sonst stolze, aufrechtstehende Elfe kam nicht mehr ganz in die Gerade zurück, der Arm so unbeweglich, die Haltung so unausbalanciert wirkend. Schmerz, aber wohl jener körperliche, der sich durch alle Mühen des Geistes doch endlich am Körper sichtbar gemacht hatte.
“Angst hat viele Ursprünge. Wer behauptet es nur ein einziges Mal gespürt zu haben, ist ein Narr. Und selbst, wenn man denkt, dass die Angst überwunden ist, kann sie in den unglücklichsten Momenten zurückkommen. Das erste Mal bei mir war sehr banal. Ich dachte, ich müsste sterben, als ich meinen ersten Vortrag halten musste. Das letzte Mal war wenigstens begründet. Seitdem habe ich mir geschworen keine Angst mehr als diese anzuerkennen.” Die Magistrix griff sich unbewusst unter das rechte Schulterstück und behielt ihre Hand dort, vielleicht schon eine Gewohnheit aus den letzten Tagen.

Sobald die Elfe zu sprechen begann, wandte Linndriel sich wieder von ihr ab. Mit einem Ohr hörte sie ihr zu, versuchte innerlich dagegen anzukämpfen, dass ihre Aufmerksamkeit immer mehr abschweifte, bis sie irgendwann nur noch den zunehmenden Betrieb der Seeleute wahrnahm und die Sin’dorei unbeabsichtigt im Hintergrund verschwand.
Ob Seeleute wohl Angst hatten? Ihr standen die Folgen der Schifffahrt noch immer ins Gesicht geschrieben. Nicht mehr so verheerend, wie noch vor zwei Tagen, aber sie war trotz des wiederkehrenden Appetits noch etwas blass um die Nase, die Wangen ein wenig eingefallen. Nach einer so grauenvollen Reise war es durchaus denkbar, dass es Leute gab, denen es Angst bereitete in See zu stechen. Da war schließlich nicht nur die Möglichkeit der Seekrankheit, die war wahrscheinlich sogar eher das kleinere Übel. Es bestand immer die Gefahr in einen Sturm zu geraten und von der See übermannt zu werden, in den Untiefen des Meeres zu ertrinken, von Piraten oder gar anderem Pack ausgeraubt oder erschlagen zu werden – Diese Liste war elendig lang. Was war es also, dass sie auf das Meer hinaustrieb? Sie jedenfalls würde nicht einmal eine Horde Talbuks dazu kriegen, in nächster Zeit noch einmal einen Fuß auf eine solche schwankende Nussschale zu setzen. Vermutlich würde sie es in ihrem jetzigen Zustand auch nicht überleben.
Langsam wanderte ihr Blick von den Fischerbooten auf das Wasser, bis hin zu der Stelle, an der sich Horizont und Ozean küssten. Die zunehmende Helligkeit des Himmels und die Röte, welche sich wie Glut immer weiter ausbreitete, zeugten davon, dass die in kürze aufsteigende Sonne die Verschmelzung durchbrechen würde. Schon jetzt wurden die Sterne von ihr verdrängt, verblassten immer mehr, bis es irgendwann so schien, als hätte es sie nie gegeben. Ob man wohl in See stach, aus denselben Gründen, wie sie es liebte, die Sterne zu betrachten? Die Hoffnung, dass sich irgendwo dort draußen etwas befand, das dem Leben einen gewissen Sinn verleihen konnte? Oder war es doch nur der stumpfe Sinn danach, sein Überleben durch den Fischfang zu sichern? Eine Möwe, die im Sturzflug vor ihr auf das Wasser zuraste, offenbar einen Fisch angepeilt und dazu bereit, ihn mit ihren Krallen aus dem feuchten Nass zu zerren, riss sie aus den Tiefen ihrer Gedanken heraus. Manches Mal versank sie so tief darin, dass sie alles um sich herum vergaß – so wohl auch dieses Mal.
Schwerfällig richtete sich Linndriel auf und streckte sich unter einem lauten Gähnen. Sie wandte sich Nairuna zu und warf ihr einen grüblerischen Blick zu. „Wollen wir zurück ins Gasthaus gehen? Mir ist nach irgendetwas trinkbarem mit Alkohol. Schei.ß auf die Uhrzeit.“ Ohne eine Antwort der Elfe abzuwarten, schritt sie an ihr vorbei und begab sich gemächlich auf den Weg zurück.

“So etwas abwesendes ist mir schon lange nicht mehr untergekommen.”, brummte die Magistrix in Gedanken und ebenso kam auch der Kommentar von Artea zu ihr: “Du lässt sie doch nicht allein ziehen, oder?” “Normal lasse ich Kinder nie allein, das weißt du ganz genau. Aber bis zum Gasthaus zurück sollte sie es schaffen. Wir sind schließlich in einer Stadt. Und als Kind bezeichnet werden, möchte sie auch nicht. Obwohl sie eines ist.” Mit diesen Worten beließ es die Frau dabei und teleportierte sich kopfschüttelnd zu ihrem eigentlichen Plan des Morgens, dem Fleischverkäufer, um ein schönes Frühstück für ihren Wolf zu organisieren. Der musste sicher mittlerweile vor der Stadt schon elendig darben. Auch wenn es wahrscheinlicher war, dass er einfach gemütlich schlief.

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[Offene Enden]

Sasarya lauschte Oonayepheton schweigend. Dafür, dass der Dämonenjäger behauptete, still zu sein, war das was er sagte und wie er es sagte in ihren Augen beinahe schon ein Schwall an Worten. Aber dann war es ihr am gestrigen Abend ähnlich ergangen. Sie war normalerweise stiller, weniger gesprächig.

Die Geschichten von mies verlaufenen Verabredungen waren nur eines der Siegel an ihrem Buch mit Dutzenden davon. Die Seiten dahinter beherbergten den Horror des Krieges. Geschichten von Verlust und Wagnis, schlechten Entscheidungen. Nichts für Lagerfeuergeschichten, dafür gutes Futter für schlechte Träume. Es war einfacher, eines der Siegel aufzubrechen, und etwas Harmloses zum Besten zu geben. Meistens gab es keine Nachfragen, sondern das erwartete Gekicher auf der anderen Seite, manchmal auch nur einen trockenen Lacher. Oberflächlich gesehen reichte das auch.

"Weltschmerz", wiederholte sie dann eines von Oonas Worten. "Siehst du das, oder nimmst du an?" Der Griff nach dem metallenen Etui antrainiert, ließ Sasarya es aufschnappen. Es verblieben nur noch zwei gerollte Stängel darin. Sie nahm sich einen davon und legte es dann neben Oona ab, eine ebenfalls wortlose Einladung, sich zu bedienen.

"Man kann niemals vor sich selbst weglaufen. Deswegen sollte man das auch nicht versuchen. Mit sich selbst leben muss man, bis es irgendwann zu Ende ist. Für jemanden, der im Krieg eingesetzt wird, ist die Lebenserwartung ja nicht sonderlich hoch." Sollte das aufmunternd klingen? Sasarya hob eine Schulter.

"Klar kannst du herumgehen, dich gehen lassen, dich betrinken und berauschen, jemanden abschleppen oder dich abschleppen lassen und für einen Moment denken, dass es vielleicht doch ganz okay sein kann, dieser Reichtum an Erfahrung. Dein Wissen darum, was du nie wieder erleben willst, denn immerhin in dem Moment erscheint dir das alles als weit weg. Doch gar nicht so schlimm. Aber wenn der Rausch abklingt und du aufwachst, bist du immer noch mit dir allein."

Oona konnte spüren, dass sie Magie wirkte, um sich ihr Rauchwerk anzuzünden. Die blonde Waldläuferin wippte leicht mit den Füßen, während sie den Rauch inhalierte und dann langsam und bedächtig ausatmete. Die hellgrünen Augen ruhten auf seinem Gesicht, sie hob flüchtig einen Mundwinkel.

„Ich kann verstehen, dass dich das ankotzt. Mir geht’s genauso.“

Sie machte eine Pause und stellte fest, dass sie selbst ja doch wieder in einen kleinen Monolog verfallen war. Und das hier am heruntergebrannten Feuer vielleicht zwei Seelen saßen, denen etwas geraubt worden war, was sie nie wieder zurückbekommen würden. Also formulierte Sasarya noch etwas. Kurz, wenige Worte und vielleicht zu einfach ausgesprochen. Aber es war die Frage, die niemand wirklich stellte, zumindest ihr nicht. Lieber eine leichte Siegelgeschichte als die Wahrheit. Dann konnte man seine Augen vor der Realität leichter verschließen. Sch.eiße nicht als Sch.eiße sehen, sondern als Belanglosigkeit des Alltags. Für normale Elfen reichte das. Aber Sasarya war schon immer dorthin gegangen, wo es wehtat.

"Was ist passiert, Oona?"

Er holte tief Luft ohne sie gleich wieder zu entlassen. So anhaltend unter dem Gefühl, dass ihm die Lungen bersten müssten, kam er nicht einmal ansatzweise dem Gefühl des hohen Drucks nahe, der auf ihm lastete und den er erfolgreich verdrängt hatte, um ihn nicht spüren zu müssen. Seit Wochen und Monaten schon. Aber es war ihm artverwandt. Es fühlte sich richtig an - und gleichzeitig so falsch, etwas davon loszulassen. Dennoch tat er es. Er atmete langsam aus, ohne sich auch nur eine der zähen Sekunden von der Elfe abgewandt zu haben. Was hätte er denn sagen sollen - wo beginnen? Mein Dämon hat recht, ich bin ein Idiot?

"Ja bist du!" warf Aeshma beinahe zeitgleich ein, aber mit einem A.rsch auf zwei Gäulen reiten funktionierte nicht wirklich, also musste er sich entscheiden, wem er antworten wollte. Eins nach dem anderen. Sei still , wies er also den Dämon zurecht, oder ich muss dich explizit an unseren Deal erinnern. Aeshma schwieg ad hoc. Das Gefühl seiner Erschütterung hatte einen bitteren Beiklang.

"Sich einzugestehen, dass man gedanklich nicht weiterkommt und vor einer Wand steht, die man nicht durchdringen kann, ist kein schönes Gefühl", sagte er laut, der Tonfall war leise und oberflächlich ruhig. "Offene Fragen und Enden quälen mehr als Endgültigkeiten und es sind nicht die Dinge, die man getan hat, sondern die was wäre wenns , die mich zumindest endgültig zermürben. Hast du dich je in einem anderen so getäuscht, dass du an dir selbst gezweifelt hast?"

Sasarya war zu lange Soldatin, um sich anmerken zu lassen, dass der Dämonenjäger ohne zu ahnen oder zu wissen, einen Nerv getroffen hatte. Den einen Nerv, den sie auch nach Jahren nicht hatte betäuben können. Noch eine böse Erinnerung an jemanden, den sie gerne vergessen würde.

Das Gefühl angeschossen zu werden, mitten ins Herz, blieb jedoch. Keinen Schmerz kennen, keinen Schmerz zulassen. All die blöden Aussagen, die ihre Ausbilder und Vorgesetzten und Kameraden getroffen hatten. Die Feststellung wie man zu sein, zu reagieren hatte. Keine Schwachstellen zeigen, sich niemals erlauben, nachzugeben.

Sie wollte nicht über Gaereth reden und wollte es doch. Wollte nicht, dass sein Name und die Geschichte dahinter noch mehr Platz in dieser Welt einnahmen und realer wurden, als sie sowieso schon waren. In ihr. Aber sie hatte nie mit jemandem darüber reden können, weil sie dachte, dass niemand verstehen würde. Ausweglosigkeit, offene Enden. Was wäre wenn…

„Ja, habe ich.“

Sasarya zog erneut Rauch in ihre Lungen. Auch ein Grund, warum sie wieder angefangen hatte. Der Schmerz war nur untergründig in diesen wenigen Worten auszumachen, doch für jemanden, der ähnlich empfand, war er hörbar. War die Wand, vor der sie stand und die sie nicht erklimmen konnte, ebenfalls da und wahr. Das Gefühl, verraten und getäuscht worden zu sein. Von einem anderen aber vor allem von den eigenen Gefühlen.

„Ich habe immer gedacht, mir würde das nie passieren. Ich bin darüber erhaben. Das passiert anderen, aber mir nicht.“

Sie betrachtete Oona ununterbrochen, aber es war kein herabwürdigender Blick. Vielmehr offenbarte sie Verständnis, so urkomisch das auch sein mochte. Eine ihm fremde Elfe, ein Sturz aus dem Himmel. Aber in dieser merkwürdigen Welt war vermutlich alles möglich.

„Was ist dir passiert?“

Er sagte eine ganze Weile lang gar nichts, schmeckte den Zwischentönen nach und drehte schlussendlich den Kopf in eine Blickrichtung, die die erloschene Feuerstelle streifte und das Grau des Dschungels ins Auge fasste. "Genau das", murmelte er schließlich fast unhörbar, "oder vielleicht auch nicht. Das ist die Krux bei offenen Enden. Du weißt es nie wirklich. Was ist echt? Was wahr? Was reine Fiktion? Illusion."

Er griff nach dem Rauchwerk und drehte es zwischen den Fingern, dann wandte er sich abrupt Sasarya zu und hielt den dünnen Stängel in die Höhe. "Hast du mal Feuer?" Das schräge Lächeln hatte etwas von Resignation.

Sasarya nickte zu seiner Frage, doch machte sie noch keine Anstalten, Oona einfach so Feuer zu geben. Stattdessen sah sie in das Gesicht des Illidari, betrachtete das windschiefe Lächeln.

"Du denkst, dein Kopf spielt dir Streiche", fuhr sie leise fort, in einem vermeintlich gemeinsam formulierten Schmerz. "Du überdenkst Situationen, spielst sie immer wieder und wieder durch. Vielleicht schreibst du Briefe im Geist, wohl wissend, dass du niemals eine Antwort bekommen wirst. Manchmal bin ich so…voll…von Worten, Gedanken eher. Wie ein Krug, der zum Zerbersten gefüllt ist, mit allem, was ungesagt geblieben ist. Und dann frage ich mich, warum das alles? Ob ich mich nicht doch vielleicht einfach so sehr getäuscht habe und es nicht sehen wollte."

Sie hätte es sich einfach machen können, ein Gedankenfunken hätte genügt, aber manchmal mochte Sasarya die kleinen Gesten, die daraus erwuchsen, etwas ohne Magie zu machen. Sie nahm dem Illidari das Rauchwerk ab, hielt Spitze an Spitze und entzündete seinen tabaklastigen Sargnagel an ihrem, bevor sie es ihm zurückreichte.

"Wer war es?", schob sie dann hinterher. "Dein offenes Ende."

"Einer meiner Art", sagte er in den Rauch des ersten Zugs hinein und nahm gleich noch einen zweiten. "Dachte ich zumindest. Denke ich." Abermals erfolgte kein Dank außer einem flüchtigen Nicken. Dann rauchte er schweigend und nachdenklich in einigen raschen Zügen nacheinander.

"Ich habe keine Briefe geschrieben. Auch nicht im Geist. Aber ja, dein letzter Gedanke ist mir nicht fremd. So viel Energie. So viel Aufwand." Wieder verfiel er in Schweigen. Er unterbrach sich selbst darin. "Nicht wirklich getätigter Aufwand, aber gedachter. Wenn man sich zu lange darin versteigt, wird einem ganz schwindelig." Er drehte das Rauchwerk zwischen den Fingern und sog dann derart nachdrücklich daran, dass er die letzten Zentimeter zum roten Aufglühen verdammte und zertrat den Stummel noch bevor er den Rauch wieder gänzlich ausgestoßen hatte unter der Ferse.

Sasarya ließ ihren kläglichen Kippenrest erneut in Ascheflocken aufgehen und sah den kleinen, schwarzweißen Fetzen nach. Asche tanzte durch die Luft, wurde verwirbelt ohne einem Muster zu folgen. Beinahe eine Erinnerung an eine haltlose, rastlose Elfe, die von Schlachtfeld zu Schlachtfeld geschoben wurde.

"Das tut mir leid", gab sie beinahe tonlos zurück.

Sasarya hatte, um ehrlich zu sein, keine Briefe geschrieben. Sie hatte nur einen Brief geschrieben, eher eine Zeile unter eine Anzeige aus dem Silbermonder Propheten. Zwei vergiftete Worte, die genau ausdrückten, wie viel Verachtung sie für ihn übrig hatte. Wenn das nur die Wahrheit gewesen wäre. Es gab keinen Elfen wie Gaereth Wintersonne, nichts, was an das herankam, was sie für wahr gehalten hatte. Nur eine Illusion am Ende. Ohne Ende.

"Muss es nicht", sagte er schräg über die Schulter zurück. "Ist eben so. Und deines?"

Der Tonfall hatte gewechselt. Die gestellte Frage klang nicht so, als ginge davon aus, dass es kein offenes Ende bei der Sin’dorei gegeben habe. „Oder brauchen wir dafür Alkohol und mehr Tabak?“ Da war kein Lachen, das die Frage aufgelockert hätte. Er meinte sie vollkommen ernst.

"Auch einer von meiner Art. Weltenwanderer."

Sasarya lehnte sich an Oonas Worte an, als sie ihr offenes Ende beschrieb. Sie hob ein wenig hilflos die Schultern. Wie sollte sie das sagen, ohne dass sie sich nicht doch hemmungslos betrinken musste, bis der Alkohol die ganze schmutzige Wahrheit aus ihr herausspülte und sie doch zu diesem sprichwörtlichen Wasserfall wurde, den nichts mehr stoppen konnte.

"Schwierige Geschichte…", begann sie und rieb sich mit der Hand über den Nacken. Ihn in der Enklave zu sehen, war die eine Sache. Den Blick zu spüren, den er ihr dabei zuwarf, eine andere. Und dann gab es ja noch… Sasarya holte tief Luft. "Ich glaube, ich bin zu nüchtern dafür. Deutlich zu nüchtern."

Sie hob noch einmal die Schultern. Sie hatte das ganze Kapitel noch nie vollständig ausgebreitet, wem hätte sie auch davon erzählen können? Sicherlich niemandem vom Korps. Aber einem wildfremden Illidari? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Allein schon gesagt zu haben, dass es jemanden gegeben hatte, der ein offenes Ende, eine Wand und eine Wunde war, hatte sich seltsam beruhigend angefühlt. Wie Eis auf verbrannter Haut.

Lord Huron - The night we met
https://www.youtube.com/watch?v=KtlgYxa6BMU

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[Wege]

„Dann sollten wir vielleicht dahin gehen, wo es entweder Alkohol gibt oder ein Schiff zurück in deine persönliche Hölle.“ Der Illidari klang nüchtern, ohne dass die Worte verletzend hatten sein sollen. „So wie ich das sehe, Sas, tut dir und deiner Karriere eine weitere Nacht im Nirgendwo nicht unbedingt etwas furchtbares. Überlegs dir.“ Er stemmte sich auf die Füße und streckte sich ausgiebig, wobei ihm vollkommen gleich war, ob sie ihm dabei zusah oder nicht oder wie er dabei wirken mochte, auch wenn einige Drehungen und Bewegungen sicher merkwürdig für jemanden aussahen, der nicht durch die Phasen sehen konnte. Dann bückte er sich unter seitlicher Drehung des Kopfes, als wolle er sich ihrer versichern, nach seinen Gleven und schlüpfte im Aufrichten in die Schultergurte. „Können wir?“
„Wir sind anders organisiert als ihr. Pflicht kommt vor allem“, erwiderte Sasarya und lächelte schmal. Es war ein Trost, vielleicht der einzige, den sie noch hatte. Ein bisschen Ordnung in ihrem Leben, eine stolze Aufgabe und war sie noch so kräftezehrend. Sasarya befestigte den Schulterschutz wieder ordnungsgemäß und streifte die Handschuhe über. Bogen und Beutel folgten. „Ich werde sehen, was mein Kommandant sagt, wenn ich ihm mitteile, wo ich gelandet bin. Dann schauen wir weiter.“ Sie konnte nicht leugnen, dass sich ein weiterer Abend in Beutebucht nicht so schlecht anhörte, auch wenn sie, um das zuzugeben, noch deutlich mehr trinken musste. Sie erhob sich aus dem Gras und sah zu dem Dämonenjäger auf. „Heißt das, du gibst mir etwas aus?“
„Keine Ahnung wie die Rechnung aussehen wird, aber ich schätze schon, dass ich das tue.“ Oonayepheton zuckte mit den Schultern. Die Gleven schlugen und scharrten auf seinem Rücken übereinander. Dann hmte er langgezogen, während sein Gesicht auf die Elfe ausgerichtet blieb. „Pflicht ist auch so ein Thema.“ Er drehte sich um, ohne vordergründig Acht darauf zu haben, ob sie ihm nun folgte. jedenfalls schien er ganz genau zu wissen, welcher Pfad einzuschlagen war und tat eben dies. Die Schritte begleiteten seine Rede. „Niemand behauptet, Dämonenjäger seien nichts und niemandem verpflichtet. Vielleicht nicht so gedrillt wie die Weltenwanderer, in hübschen Uniformen und synchron wie ein Wasserballett der Druiden von Donnerfels.“ Der seicht mitschwingende, kritische Zynismus schlug sich in einem schräg zuckenden Mundwinkel nieder.
„Erklär’s mir. Wie ist das bei euch?“ Die blonde Waldläuferin schloss ohne Probleme zu dem Dämonenjäger auf, der Bogen wanderte in ihre linke Hand, so sehr war ihr das Waldläufertum in Fleisch und Blut übergegangen. Niemals unbewaffnet in unbekannten Gefilden. Oder zumindest niemals unvorbereitet. „Weißt du, unsere Uniform ist nicht einmal das Beste an uns. Für mich ist es, wie ich die Natur wahrnehmen kann. Alles Leben um mich herum. Es ist ein Waldläuferding, glaube ich. Mein erster Mentor hat es mir gezeigt, als ich es noch nicht selbst konnte und es ist…neben all dem Sch.eiß, der passiert, eins der schönsten Gefühle, die ich kenne.“ Sasarya fand Trost in der Natur, im Rauschen der dichten Palmwedel über ihrem Kopf, im Singen des Windes. Und als sie die Tore der alten Ruine passierten, ließ sie ihre Sinne schweifen. Nur für einen Moment alles auf sie einstürzen. Sie war der Dschungel, spürte den bebenden Boden unter ihren Füßen, ohne die Rinde der Bäume zu berühren, fühlte sie sie, schmeckte die Süße der Früchte, ohne zu essen. Und sie spürte den Herzschlag des Lebewesens neben sich, beinahe wie ihren eigenen.
„Wie ist das bei uns“, wiederholte er, ohne den Rhythmus der regelmäßigen Schritte zu verlieren, aber eindeutig um Zeit zu schinden. „Oberflächlich freier, von außen betrachtet, schätze ich. Es gibt - oder gab - oder gibt? …dieses gemeinsame Ziel. Die Methodik ist klar. Feuer mit Feuer bekämpfen. Die Dosis macht das Gift. Manche vertragen die Eigenmedikation nicht, erliegen dem dämonischen Einfluss, geben ihm nach, werden zu dem, was sie bekämpfen wollen. Du kannst nicht mit dämonischen Kräften spielen ohne Drill - aber gleichzeitig kannst du es nicht ohne Chaos. Was den Drill angeht, so liegt es eher an der inneren Stärke des Einzelnen als einem Befehl von außen. So funktioniert das ganze nicht. Es gibt selten Gespräche unter unseresgleichen darüber, wie der einzelne sich selbst händelt. Und das, womit er kämpft, um es in fragiler Balance zu halten.“ Oonayepheton drehte den Kopf zur Seite, um etwaige Reaktionen aufzufangen und gab der Sin’dorei den Raum für Zwischenfragen oder Kommentare, während ihre Schritte den schmalen Dschungelpfad verlassen hatten und auf das überwachsene Pflaster der alten Straße einbogen, die in den Süden führte.
Sasarya wurde bewusst, wie wenig sie sich eigentlich mit dem Wesen der Dämonenjäger befasst hatte. Aber wie auch, Argus und die Inseln waren nichts anderes als eine Aneinanderreihung von Krieg und Tod gewesen. Da blieb keine Zeit, Fragen zu stellen. Die Reaktion, die Oona ihr entnehmen konnte, war eine gehobene Augenbraue, hin und wieder ein Nicken. „Was bedeutet das…Chaos? Ich meine, wie meinst du das?“, fragte sie dann. „Gab es Momente, in denen du das Gefühl hattest, die Kontrolle zu verlieren?“ Es war eine persönliche Frage, das wusste sie, aber sie stellte sie dennoch. Es oblag dem Dämonenjäger, ob er antworten wollte. So wie zuvor auch. Ein Tasten nach schmerzhaften Stellen, ohne wirklich Schmerzen auslösen zu wollen, vielmehr aus Interesse.
„Dämonen an sich sind ein chaotisches Prinzip. Der wirbelnde Nether unterliegt keiner Ordnung.“ Oona war sich darüber bewusst, dass er klang wie ein Dozent. Aber daran war für den Augenblick wahrscheinlich wenig zu ändern - die grundlegende Thematik brachte es mit sich, mit der Basis zu beginnen. „Mit dämonischen Energien gegen dämonische Inkarnationen vorzugehen, bedeutet nicht nur, das Prinzip zu verstehen, sondern auch bis zu einem gewissen Grad anzunehmen und ihm nachzugeben - ohne die eigene Stabilität zu verlieren, im Bestfall. Das meine ich damit, wenn ich sage, die Dosis macht das Gift. Glaube an Nichts, denn Nichts stört die Ordnung der Dinge. Ist ein interessantes Mantra.“ Er lachte eines seiner lautlosen Lachen, hielt den Kopf aber weiter geradeaus gerichtet, ebenso zielorientiert wie jeder seiner Schritte. „Nein, diese Momente gab es nicht“, beantwortete er ihre letzte Frage mit einiger zeitlicher Verzögerung und einer längeren Pause, während der er einfach nur gegangen war. „Vielleicht, weil ich denke, dass man das Chaos bis zu einem gewissen Punkt zulassen muss, um nicht in die Extreme zu verfallen. Ob die Theorie richtig ist, weiß ich nicht. Für mich funktioniert es. Bis jetzt.“
„Ich verstehe, denke ich.“ Sasarya wiegte den Kopf leicht nach rechts, in seine Richtung und nickte abermals. Sie versuchte, sich vorzustellen, wie es sein musste, teilweise dem inneren Chaos nachzugeben, welchen Drahtseilakt das vermutlich bedeutete und auch der Gedanke, dass ihre Vorstellung davon bestimmt nur ein Ballparadies im Vergleich zur Realität war, kam ihr ungefragt.
Noch eine Frage lag ihr auf der Zunge, noch persönlicher als die davor. Dieses Mal rechnete sie nicht mit einer Antwort. Es war vermutlich zu neugierig, vielleicht war er das Thema auch leid. Schwer zu sagen, aber sie sprach sie schlussendlich aus und ließ die Worte in den Abstand zwischen ihnen sickern. „Warum, Oona? Warum hast du dich für diesen Weg entschieden?“
„Mehrere Gründe“, antwortete er, ohne sich darüber klar zu sein, dass er gerade dem Fallbeispiel des chaotischen Prinzips nachgab, indem er ihrer Erwartung zuwiderhandelte, „aber der beste davon war sicherlich, überhaupt nicht über irgend geartete Konsequenzen nachzudenken. Was mich zum perfekten Kandidaten macht, wenn man vom chaotischen Prinzip ausgeht.“ Er klang gar nicht so, als würde ihn das schmerzlich anrühren - vielmehr hing seinem Tonfall eine Form des amüsiert Seins an, die deutlich implizierte, dass seine Selbstironie ebenso wie sein schwarzer Humor starke Ausprägungen aufwies.
„Oh…“, kam es zurück, als er tatsächlich beantwortete, was sie gefragt hatte. Sasarya wirkte nicht nur überrascht, sie war es auch. Der Weltschmerz schien für einen Moment von ihr abzufallen und die Neugier nahm überhand. „Chaos, hm? Würdest du dich heute noch einmal entscheiden können, wäre das immer noch dein Weg?“ Die Elfe der komischen Fragen bohrte weiter. Sasarya hatte ihre eigenen Antworten, würde man sie fragen, aber sie schwieg. Lediglich das sehr leise Geräusch ihrer Schritte neben seinen war zu hören.
„Darüber nachzudenken wäre absolut müßig“, gab er leichtfertig zurück, „da die Situation niemals eintreffen wird. Was ich aber mit Gewissheit sagen kann, ist, dass ich schätzungsweise ebenso wenig über Entscheidungen nachdenken würde. Mich zu arrangieren liegt mir weit eher.“ Er blieb unvermittelt stehen und zeigte nach vorn auf die Bergkette. „In einer halben Stunde dürften wir da sein. Komisch. Der Rückweg dauert nie so lange wie der Hinweg.“
„Dafür könnte ich dich fast beneiden.“ Sasarya hob erneut einen Mundwinkel und winkte mit einer Hand ab. Auch wenn es sinnlos war, da war ja etwas von Wänden und Gedankenspiralen. „Das liegt daran, dass man sich an den Hinweg erinnert. Und die Erinnerung das Zeitempfinden täuscht.“ Ein Phänomen, das sie immer wieder verblüfft hatte, auch wenn es ihr nicht fremd war. Ihr damaliger Rückweg aus dem Dschungel in die Zivilisation war nur so an ihr vorbeigerauscht.
„Beneiden? Pshaw.“ Der Dämonenjäger drehte der Blutelfe für einen Augenblick lang kopfschüttelnd das Gesicht zu. „Ich bin einfach zu bequem dazu, Dinge zu Ende zu denken. Das ist eine Einstellung, die schätzungsweise wenige als erstrebenswert empfinden würden.“ Die Schultern zuckten nur kurz. „Ist mir aber egal. Die müssen ja nicht mit meinen Konsequenzen leben. - Denkst du das liegt daran?“ Tonfall und Stimmlage wechselten mit dem Thema. Er nahm die Schritte langsam wieder auf, sein Gesicht blieb ihr allerdings zugewandt. Er sah neugierig aus, aber auch deutlich zweifelnd.
„Naja, das ist doch irgendwie logisch. Der Hinweg ist ja meistens unbekannt, daher kommt einem das länger vor, weil man nicht einschätzen kann, wann man sein Ziel erreicht. Auf dem Rückweg erinnert man sich und der Weg kommt einem dadurch kürzer vor. Eine Gedankenverirrung.“ Sasarya gab nichts mehr auf seine erste Antwort zurück. Insgeheim gab sie dem Dämonenjäger aber recht. Letztendlich musste man mit seinen eigenen Konsequenzen leben, und wenn er Dinge nicht zu Ende dachte, war das eben so. Sie hätte viel dafür gegeben, weniger zu denken. „Also Beutebucht, hm? Ich war ewig nicht mehr dort. Das letzte Mal kurz vor der Schlacht um Orgrimmar, bevor die Stadt belagert wurde. Hat sich bestimmt einiges verändert.“
„Keine Ahnung“, antwortete er. „Ich bin zum ersten Mal da außer mit dem Finger auf der Landkarte. War vorher nie am Kap. Und was soll ich sagen? Ist ein Goblinnest. Die ähneln sich immer auf gewisse Art und Weise.“ Der Illidari klang belustigt. „Vor allem in der Preisgestaltung.“ Das Marschieren schien ihn gar nicht anzustrengen. Er lief so locker den Weg entlang, als würde er täglich Meilen zurücklegen. Die Straße verlief leicht abschüssig, das Wetter war gut, ein ziemlich warmer Tag für die Jahreszeit und wie gemacht für gute Laune. Irgendwie traf es immer die falschen Protagonisten. Aeshma murmelte etwas, aber er achtete nicht darauf. „Und was hat dich damals herverschlagen?“
Sasarya hatte ebenfalls keine Schwierigkeiten mit Spazierengehen oder Marschieren. Das war etwas, das im Korps in epischer Breite durchgeführt wurde. Ausdauer war das A und O von Waldläufern und Weltenwanderern. Ein kurzer Marsch nach Beutebucht brachte sie nicht ins Schwitzen. „Du warst ehrlich noch nie dort?“ Erneut wirkte sie überrascht und ein angedeutetes Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. „Ja, Goblins, die sind eine Klasse für sich. Ich war das letzte Mal noch hier als Soldatin der Horde, in einer gemischten Truppe. Einsatz gegen die Allianz, lief ein wenig aus dem Ruder, als wir auf einen Trollstamm trafen. Wir sind in eine Falle geraten und in einer alten Mine verschüttet worden.“ Sasaryas Grinsen erstarb. „Keine Erfahrung, die ich wiederholen muss.“
Der Illidari hmhmte zu ihren letzten Worten und schwenkte dann entweder taktvoll oder gedankenlos auf ihre anfängliche Frage um. „Nein, was hätte ich hier sollen? Trollruinen und versteinerte Loasch.eiße ausgraben?“ Er grinste - auch hörbar. „Was die Goblins angeht, so weiß ich damit umzugehen, wenn es notwendig ist - ansonsten mache ich genau so einen Bogen um das grüne Gesindel wie um Gnome. Beides gleichermaßen explosiv, klein und gemein.“ Aeshma murmelte abermals etwas gegen sein Bewusstsein und dieses Mal nahm er es sogar wahr. „Aber mit Dämonen spielt er“, hatte der Dämon gemurmelt.
Als ob dir das nicht gelegen gekommen wäre , gab der Illidari stumm zurück. „Meh“, machte der Dämon und verstummte dann. Das Grinsen auf dem Gesicht des Dämonenjägers verbreiterte sich sehr plötzlich und blieb dort - welcher Gedanke auch immer es so persistent dort verwurzelt hatte.

Portishead - Roads
https://www.youtube.com/watch?v=yEGWyyqVkvA

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