[H] [ICU] "Wanderer" rekrutiert ...nicht

„Keine Ahnung was du hier hättest machen sollen, es gab sicherlich ein Leben vor den Illidari.“
Sasarya blickte erneut zu Oona und hob einen Mundwinkel angesichts seines breiten Grinsens. Ein Kupfer für seine Gedanken, oder so. „Du bleibst also bis Winterhauch vorbei ist und dann…?“
„Je nachdem wann der Gefallen eingefordert wird, den ich versprochen habe, länger“, erwiderte er ernster. Die Heiterkeit war fortgewischt.
„Was für ein Gefallen denn?“ Darüber hatten sie nicht gesprochen, zumindest war nicht einmal das Wort genannt worden.

Der Dämonenjäger blieb abermals stehen und schien ernstlich abzuwägen, welche Antwort er formulieren wollte. Oder ob. Dann sagte er, und er drehte der Sin’dorei den Kopf dabei zu: „Einen Gefallen für Tisch und Bett.“ Die Worte wogen schwer in der zunehmend wärmeren Luft. Er atmete durch und nahm die Schritte wieder auf, ohne auf Reaktion oder Antwort zu warten. Vor ihnen erhob sich jäh die Bergwand hinter der Straßenkehre. Das Gekreisch von Möwen war lauter geworden. Die Luft bekam einen salzigen Beigeschmack.
Das weiche Leder ihrer Handschuhe knarzte, als sich ihre Finger enger um den Bogen schlangen und erneut nickte die blonde Waldläuferin zuerst nur zu seinen Worten. Gefallen waren eine trickreiche Sache, dachte sie, wenn man nicht wirklich eingrenzte, welche Art von Gefallen. Aber dann war er ein Illidari und sicherlich kein Dummkopf. Er würde schon wissen, was er tat. Vermutlich. „Es gibt schlimmere Orte, an denen man gezwungen sein kann, länger zu bleiben. Glaub mir“, sagte sie schließlich und die Finger um den schönen, hölzernen Bogen entspannten sich langsam wieder. Sie hatte versucht, eine diplomatische Antwort zu wählen.
Er schnaubte leise. Dass es schlimmere Orte gab, war ihm durchaus bewusst. Auch schlimmere Gesellschaft. Weitaus schlimmere, ganz gleich ob Orte oder Gesellschaft. Sein Gesicht und seine Schultern tauchten in den Schatten des Durchgangs, während er die grüne Wache und den großen Wolf, der im Schatten der Felsen lag, die er passierte, formvollendet ignorierte.

Beutebucht tat sich vor ihnen auf wie ein (vielleicht gefälschtes) Stück Gold inmitten eines grünen Dschungelkissens. Der Weg, der in die Hafenstadt hinabführte, schlängelte sich an einen Abhang hinab und war unbefestigt. Der Boden nur festgestampft von all den Gästen, Händlern, Halunken und zwielichtigem Volk, das sich normalerweise dort herumtrieb. Die Luft war frischer und der Geruch nach Salz und Tang hing jetzt deutlich darin, hintergründig auch der Geruch nach Fisch. Die Sonne stand noch nicht hoch am Himmel, hatte es gerade erst geschafft über den Horizont zu kriechen und das Meer ebenfalls in Falschgold zu tauchen. Die Häuser und Buden waren windschief gewachsen, verwinkelt und verzweigt die Wege in dieser Ansammlung von Völkern. Ein Ort erfüllt von Leben, für manche das Versprechen von Südseeromantik oder auch die Sicherheit einer Kneipenschlägerei. Reichtum und Sünde nebeneinander. Sasarya verstaute den Bogen wieder, hängte ihn in dem Gurt ein, der das tödlich-schöne Mordinstrument an Ort und Stelle hielt. Ihre Finger halten sich an ihrem Gürtel ein und sie warf einen Seitenblick zu Oona. „Da wären wir dann, hm? Ich brauch sicher nicht lang, um jemanden vom Korps zu kontaktieren.“
Der Dämonenjäger hmte lediglich auf ihre Bemerkung hin und untermalte den wortlosen Kommentar mit einem seichten, aber kurzen Nicken. „Wie kontaktiert ihr euch untereinander in solchen Fällen? Postalisch?“ Er war stehengeblieben. Der mittlere Steg, das Zentrum der Schleife, die die Hafenstadt an den hohen Felsen bildete, war ein Punkt, von dem aus man alles erreichen konnte. Die Stege zu den Schiffen, die Hafenbehörde, die Händler und die Flugmeister. Er hatte keine Ahnung, welche Richtung die Elfe einzuschlagen gedachte. Fragend drehte er ihr den Kopf zu.
„Ja, postalisch. Gibt sicher jemanden, der das beschleunigen kann. Ne Nachricht durch den Nether jagen.“ Sie hob die Schultern an und hielt ebenfalls inne, um sich zu orientieren. Sie erkannte die Tür des Zimmers, das sie beim letzten Mal hier bewohnt hatte, in der Ferne. In einem dieser windschiefen Häuser mit Blick auf den Hafen und die hölzerne Promenade unterhalb. Nicht besonders schick, mit einer muffigen Matratze und abgewetzten Leinentüchern, aber es war immerhin eine eigene Unterkunft gewesen und nicht eine Hängematte in einem Gruppenquartier auf einem Goblinkahn. „Ich denke die Hafenbehörde hat solche Möglichkeiten“, sinnierte sie weiter und blickte zu Oona. „Willst du mitkommen?“
„Jop“, floppte ihm von den Lippen und er rückte die Glevengurte zurecht, um sich bereits der Richtung zuzudrehen, in die es damit entschieden war. „Scheint mir einfacher zu sein, als jetzt in verschiedene Richtungen zu laufen und sich nachher zu suchen.“ Der Illidari klang pragmatisch, der Tag war jung und noch unverdorben. Was konnte schon schiefgehen? Beziehungsweise: Wenn etwas schiefging, konnte man sich immer noch darum kümmern, wenn es gerade im Begriff stand, schiefzugehen.
„So groß ist das hier ja nicht, aber du hast schon recht.“ Die Waldläuferin schlug den Weg über die alten Planken der Stadt in Richtung der Hafenbehörde ein, die sich auf der untersten Ebene von Beutebucht befand. Ein altes Backsteingebäude, das in die Jahre gekommen war. Das rote Sonnensegel, das den Eingang überspannte, war wettergegerbt und löchrig von der Sonne und dem Salzwasser. Es war noch früh am Morgen, doch hier ging es bereits geschäftig zu. Ein Mensch und ein Goblin feilschten um ein Fass Stockfische, doch Sasarya ignorierte sie und trat in das Brummen der Behörde ein. Unschlüssig blickte sie sich um, studierte die verschiedenen Anschlagtafeln über den kleinen Buchten, in denen Händlerstände und Verwaltungsbüdchen untergebracht waren. „Schnelle Flüge, hmm…nein. Blaue-Augen-und-Flecken-KG…nett, aber nein. Ah, da!“ Sasarya deutete auf ein Schild namens „Pfeilschnelle Nachrichten“ und machte sich auf den Weg zu dem kleinen Stand. „Ah, Kundschaft, kommt heran, kommt heran!“, begann der Goblin und rieb sich geschäftig die Hände, während er die beiden musterte und wohl abschätzte, ob die gestrandete Kundschaft entsprechend solvent war. „Wollt Ihr eine Nachricht an Eure Liebsten in der Heimat schicken? Ein singendes Telegramm? Einen Boten mit Rosen?“ Bei jedem Wort zuckte Sasaryas Braue weiter in die Höhe. „Nein“, erwiderte sie trocken. „Eine Nachricht nach Zuldazar, zum Kommandanten der 12. Einheit.“
Oonayepheton verschränkte langsam die Arme, als der Goblin seinen werbewirksamen, krächzenden Singsang anstimmte und sagte kein Wort. Er stellte sich schulterbreit und drehte den Kopf ins Profil, als würde er durch die massive Steinwand hindurch in irgendeine andere Dimension starren. Vielleicht las der Goblin ja Körpersprache, selbst wenn seinesgleichen eine solche gerne zu ignorieren pflegte, sobald es um Geschäfte ging. Die formvollendete Darstellung der Pose „Lass mich in Ruhe, ich habe hiermit gar nichts zu schaffen, ich stehe hier nur und sehe dabei gut aus“ konnte er und er führte sie mit der gesamten Herablassung seiner Rasse aus. Dass seine dämonischen Anteile nur dabei förderlich waren … „liegt an der exzellenten Wahl, die du mit mir getroffen hast“, kommentierte Aeshma nicht minder aufgesetzt arrogant. Die Gedankensignatur des Dämons klang sowohl nach einem hämischen Grinsen als auch nach der überspitzt näselnden Betonung eines archetypischen Schreibtischtäter-Adeligen - oder einer T.unte. Der Illidari hatte Mühe, das aufzuckende Grinsen zu unterdrücken. Er mischte sich nicht in das zu tätigende Geschäft ein. Die aufmerksamen Sinne jedoch ließen sich möglichst wenige Details der Situation entgehen.
„Sicher, sicher…alles, was Ihr wollt, meine Dame.“ Wenn der Goblin enttäuscht war, dass er kein singendes Rosentelegramm verschicken sollte, so verbarg er dies hinter einer Maske von übertrieben schleimiger Höflichkeit, vielleicht war er aber auch nur immer so. Er reichte Sasarya ein Klemmbrett mit einem Blatt und einem abgegriffenen Bleistift. Kurz überlegte sie, dann schrieb sie in beeindruckend klarer und schöner Schrift ein paar Zeilen auf das Blatt, löste es aus der Klemme und faltete es so, dass der Inhalt den neugierigen Geschäftemacher verborgen blieb. Auf der Außenseite notierte sie den Namen ihres Kommandanten. „Das muss schnellstmöglich nach Zuldazar“, sagte sie, als sie dem Goblin das Papier reichte. „Sicher, wir sind die Schnellsten! Geht bloß nicht zu unserer Konkurrenz in Ratschet! Das sind alles Amateure! Amateure!“ Der Goblin warf die Hände kurz über den Kopf, den Brief dabei noch in der einen Hand haltend. Dann legte er ihn ab und nannte einen Preis für die Dienstleistung, der Sasarya sogar einigermaßen angemessen schien. Sie griff in ihre Tasche und zählte aus ihrem Münzbeutel passend ab. „Wenn eine Antwort kommt“, fuhr sie fort und blickte sich dann zu Oona um. „Wo kann man uns gleich finden?“

Der drehte den Kopf und sagte stumpf: „Ölkanne und Luke“ und sonst nichts weiter, während sein Gesicht sich an Sasarya vorbei auf den Goblin ausrichtete und der Ausdruck von oben herab eine neue optische Illustration für die Nachschlagewerke der Welt erfuhr.
Sasarya hob minimal ihre Braue. Den Laden hatte es vor einigen Jahren noch nicht gegeben. Dann wandte sie sich wieder dem Goblin zu.
„Also, ich warte dringend auf eine Antwort von meinem Kommandanten, euer Bote soll sie direkt wieder zurück schicken. Ich halte mich dann in… „Ölkanne und Luke“ auf. Verstanden?“
„Ha!“, machte der Goblin und wackelte vielsagend mit den Augenbrauen. „So eine brave Dame wie Ihr hat dort doch nichts verloren! Geht lieber in den Salzigen Seemann, DAS ist eine Kneipe!“
Sasarya warf Oona nur kurz einen Seitenblick zu. „Ölkanne und Luke, passt schon“, antwortete sie dem Geschäftemacher. Brave Dame, sicherlich.

Imagine Dragons - Natural
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[Prall gefüllte … Pfefferschoten]

"Da vorne ist es", stellte der Illidari fest, während seine Hand auf das Gebäude am Ende des Stegs wies. "Wohl schon länger eine Kneipe, traditionell… jetzt ist eben Ö und L."
"Und was ist Ö und L? Außer dass der Goblin mir lieber die alte Kaschemme andrehen wollte, in der ich das letzte Mal war?" fragte Sasarya zurück.
Oonayepheton blieb stehen und drehte Sasarya den Kopf zu, das Lächeln war schräg und ein klein wenig bittersüß. "Ein Puff. Sie drückens natürlich hübscher aus, aber auf den Kern reduziert ist es genau das. Ein Puff."

Linndriel hielt mitten in der Bewegung inne, als sie die wohl bekannte Stimme am Rande ihres Bewusstseins wahrnahm. Ihre Ohren zuckten kaum merklich, als sie sich auf der Stelle umdrehte und Oona erblickte, neben ihm eine fremde Elfe. Mal wieder. Wo er die wohl immer alle aufgabelte? Ohne auf sie zuzugehen oder etwas zu sagen blieb sie an Ort und Stelle stehen und wartete ab.

Sasarya hob nur minimal die linke Braue. „Ah“, sagte sie trocken und zuckte dann unbeeindruckt die Schultern. „Na dann, nach dir.“ Sie schob noch eine halbgare Geste nach, die wohl in die Richtung deuten sollte, wo es zum Eingang ging - allerdings so weit entfernt von höfischer Etikette wie nur möglich.
Oonayepheton drehte den Kopf wieder und hob bereits den Fuß. Das minimale Stocken fiel nicht auf, dann wechselte er minimal die Richtung, ging statt zur Eingangstür von Ölkanne und Luke direkt auf Linndriel zu und blieb vor ihr stehen. „Guten ‚Morgen‘.“ Ein Mundwinkel zuckte und die Mimik war nicht recht einzuordnen. „Gut geschlafen soweit?“
Sasarya war neben ihm stehen geblieben, hob lax die Hand an die Schläfe in einem pseudo-militärischen Salut und musterte die Elfe, die Oona begrüßt hatte. Das Gesicht blieb dabei ausdruckslos.
Linndriel begutachtete die beiden Sin’dorei mit skeptisch gehobener Braue, ehe ihr Blick sich auf Oonas Gesicht richtete. „Mehr oder weniger. Ich wollte eigentlich gerade etwas trinken gehen…“ Das nachfolgende Schulterzucken war wohl als gleichgültiges abtun ob der Tageszeit zu werten. Trinken konnte man wann immer man wollte, oder nicht?
„Sooo schlecht geschlafen?“ Beide Augenbrauen des Dämonenjägers ruckten gen Himmel. „Linndriel - Sasarya - Sasarya - Linndriel.“ Seine Linke wies hin und her, die Vorstellung erfolgte ohne Übergang.
Linndriel stellte die Begrüßungsfloskeln etwas beseite und beließ es bei einem leichten Nicken gen Sasarya, der Blick war schwierig zu deuten.
Sasarya nickte Linndriel zu und - man mochte es kaum glauben - beide Mundwinkel hoben sich zu einem minimalen Lächeln, ein Beinahe-Ausbruch an Freundlichkeit.
Oonayepheton schürzte die Lippe, so viel visuelles gab es nicht für ihn zu deuten - und mit der Deutung von Gefühlen hielt er sich nicht auf. „Na dann geht die erste Runde auf mich“, meinte er in Linndriels Richtung und drehte sich auch schon dem Eingang zu.

"Guten Abend", verlautbarte der Türfüllende Hochbergtaurenbulle, sobald sie den Eingangsbereich erreicht hatten. "Habt Ihr vor, diesen Laden zu betreten?"
Noch während Sasarya ein "Äh…ja?" von sich gab, antwortete der Dämonenjäger: "Möchte ich meinen, wohnen im zweiten Stock. Du bist einer der Haudraufs?" schätzte der Illidari und rückte die Glevengurte zurecht.
"Gut. Im Eingangsbereich ist ein Waffenhalter. Ich bitte Euch, dass Ihr unsere Hausregeln achtet." Der mächtige Kopf schwenkte zu Oona um. "Richtig. Olong mein Name." Der Hochbergtauren nickte sachte.
"Ich werd sie nach oben bringen - Oona ist meiner, war wohl bei deiner Einstellung nicht anwesend."
Sasarya nickte einfach nur zu den Worten des Tauren. "Ist gut."
Linndriel begrüßte den Tauren mit demselben Nicken wie Sasarya zuvor.
"Gut", sagte Olong und gab die Tür frei. "Dann viel Spaß, die Damen und der Herr."

Oonayepheton hängte die Gurte aus, wickelte sie um die Gleven und brachte die so nicht einsatzbereiten Brachialinstrumente somit in eine relativ ungefährliche Position.
Linndriel blickte an sich hinab auf den Gürtel, an welchem sich normalerweise ihre Dolche befunden hätten. Doch gerade waren die oben auf ihrem Zimmer.
Sasarya löste den Bogen vom Rücken und den Gürtel mit Köcher und Dolch ebenfalls, alles wurde irgendwie in der linken Hand gehalten.
„Und ich werd sie eben wirklich nach oben bringen“, erläuterte der Illidari seiner Begleitung. „Keine Lust, dass irgendein Hanskasper sich daran ritzt.“
„Wer wäre bitteschön so blöd?“ fragte Sasarya.
„Soll ich deinen Bogen auch mitnehmen oder ziehst du die öffentliche Garderobe vor, Sas? - Gibt sicher genug“, gab er zurück.
„Wenn du das fragst, dann warst du noch nie da drin“, erwiderte Linndriel trocken.
„Wenn du ihn mitnimmst, wäre ich zumindest sicher, dass ihn keiner ausversehen mitnimmt.“ Sasarya hielt Oona das Bündel hin. Gen Linndriel erwiderte sie: „Ist Jahre her, dass ich hier war, damals gab’s das hier noch nicht.“
Oonayepheton nahm das Bündel mit der anderen Hand entgegen und betrat das holde Örtchen somit mit vollen Händen und einem leeren Geist.
Linndriel warf Oona einen flüchtigen Blick von der Seite zu, als er die Waffen der Elfe entgegennahm. Es hatte vollkommen selbstverständlich ausgesehen.

Der Dämonenjäger drehte den Kopf durch den Raum, hielt kurz inne, nickte Olong kurz zu und machte sich dann auf den Weg nach oben - um das gefährliche Spielzeug sicher wegzuschließen. Der Illidari passierte die tanzende Tauren und den Shal’dorei, ohne ihnen mehr als beiläufige Beachtung zu schenken.
„Oh“, machte die Sin’dorei, die bei dem Hochbergtauren stand und sich in einem kurz zu vor begonnen Gespräch mit diesem befand, mit großen Augen, als sie den Dämonenjäger eintreten sah. Und versteckte sich automatisch halb hinter Olong. „Ähhh… ist gut, ich borg mir die Klinge nur schnell aus und bringe sie auch gleich wieder zurück.“ Sie beobachtete den Dämonenjäger nach oben gehen und schlüpfte dann hinter Olong an der Wand entlang durch zum Waffenregal.
Sasarya zupfte sich im Gehen erst den einen, dann den anderen - mit Beschlägen geschmückten - Handschuh von der Hand und folgte dann dem Dämonenjäger mit Linndriel in die Kneipe aka Freudenhaus.
„Bal’a dash“, begrüßte die lautlos aufgetauchte Illidari mit unverkennbarer Vorliebe für die Farbe Rot die Anwesenden.
„Oh hallo Ly“, steckte die noch wühlende Sin’dorei den Kopf aus dem Waffenregal.
„Die Sonne führt uns“, sagte Sasarya mit dem für Waldläufer wohl ins Blut übergegangenen Stolz.

Eine Tür im zweiten Stock öffnete sich und fiel ins Schloss. Einige Minuten herrschte Ruhe. Dann waren die gleichen Geräusche zu hören und bis auf das Knarzen der Dielen, die die sonst lautlosen Schritte verrieten, war nichts auffälliges oder ungewöhnliches zu bemerken.

Die Sin’dorei stöberte eine Weile im Waffenregal, bis sie die Klinge aus eindeutig shalassischer Manufaktur gefunden hatte und vorsichtig am Griff aus dem Regal zog.
„Guten Abend“, begrüßte der Hochbergtauren Mokral, dessen stapfende Schritte ihn unverkennbar bereits angekündigt hatten, noch bevor der breitschultrige Ork das Etablissement betreten hatte, und wandte sich dann an die rothaarige Dämonenjägerin. „Lyrilith?“
„Ja?“ Die so Angesprochene wandte sich Olong zu.
„Deine Waffen. Lege sie bitte ab“, brummte der mit der Ruhe, wie sie nur Tauren ausstrahlen konnten.
„Hallo, mein Herz!“ rief die Sin’dorei freudig aus, ging mit der shalassischen Klinge zu Mokral, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab dem Ork einen Kuss auf die haarige Wange. „Ich entführe eben eine der Waffen aus dem Regal zum Besitzer - kommst du mit aufpassen?“
Der Ork nickte dem grüßenden Hochbergtauren knapp zu und wandte sich der Sin’dorei zu. „Oh, mit soviel Kundschaft hatte ich gar nicht gerechnet, Liebes.“ Dann nickte er. „Klar, hier komme ich ja gerade eh nicht weiter“, flüsterte er ein wenig leiser zu der Elfe und nickte mit dem Kinn auf Sasarya und Linndriel, die noch immer etwas verloren herumstanden. Im Weg. Nicht dass die beiden Frauen ein großes Hindernis gewesen wären.
„Folge mir! Ich bahne dir einen Weg!“ kicherte die Sin’dorei und stellte die Ellenbogen weit heraus. Lächerlich! Aber lustig.

Oonayepheton blieb am Fuß der Treppe angelangt stehen, der Kopf drehte sich der Illidari zu und kurz ging ein Zucken über sein Gesicht, die Arme verschränkten sich und er trat beiseite, um Elfe und Ork passieren zu lassen.
"Klar doch, Großer", schnaubte die amüsiert, löste dann die zwei Schwertgriffe und warf sie dem Tauren zu. "Tschuldige. Ich vergess das jedes Mal."
Olong fing sie zum Glück gekonnt, ohne sich Körperteile abzutrennen und schnaubte kraftvoll-überrascht. Er platzierte die Waffen im Waffenständer.
"Hast du sie richtig verstaut?" rückversicherte sich die Illidari.
"Habe ich", erwiderte der Hochbergtauren. "Etwas weiter hinten, damit sie nicht gleich ins Auge fallen. Ich passe auf, versprochen."
"Das ist gut. Also hast du sie hinter dem Waffenständer verstaut?"
"In die hinterste Ecke. So handhabe ich es auch stets mit der eigenen Waffe."
"Nicht dass sie… du weißt schon… Feuer ist ja schon nicht leicht zu löschen, aber…" Die Illidari schrägte den Kopf leicht an, grinsend. "Nicht, dass wir hier eine unangenehme Überraschung erleben. Schau lieber nochmal nach, Olong."
"Feuer?" Olong hob die Braue und ging dann doch nachsehen

Sasarya klemmte die Handschuhe zwischen zwei Schnallen an ihrem Hosenbund ein und sah sich in dem Etablissement um. „Wo sitzen wir?“, fragte sie wie beiläufig.
Linndriel ließ ihren Blick durch den Raum wandern, von Tisch zu Tisch. „Freie Wahl, schätze ich.“
„Olong?“ Der Dämonenjäger hob den Kopf in Richtung des Hochbergtauren, deutlich genug, um gehört zu werden. „Wer hat denn heute die Bar?“
Olong verschränkte die Arme locker vor dem eigenen Brustkorb und schnaubte gen Lyrilith.
Die rothaarige Dämonenjägerin blickte sich um. „Hallo, Gäste. Was kann man Euch denn anbieten?“
Sasarya wandte sich ihr zu. „Einen Platz und was zu trinken? Ist hier irgendwas schon…reserviert, oder so?“
„Sinu a’namore die Herrschaften! Was darfs denn sein?“ Auch die Sin’dorei von eben war die Stufen wieder heruntergeeilt und hinter den Tresen getaucht.
„Noch nicht.“ Die Dämonenjägerin nickte Sasarya und Linndriel zu. „Lässt sich ändern. Wollt Ihr denn etwas reservieren? Vielleicht einen gehobenen Platz in der obersten Etage, von der man eine wunderbare Aussicht, auf das in der Nacht im Mondlicht schimmernde Meer hat, welches einem in den Augen widerspiegelt? Und was zu trinken, ja?“
Oonayepheton begann breit zu grinsen, als er den Kopf auf Sas ausrichtete.
Linndriel hingegen verzog den Mund zu einer Schnute - bei den Worten Lyrilith’s und dem Ausdruck in Oonas Gesicht.

Ein lauter Knall und ein metallisches Bersten aus dem ersten Stock erschütterten die Trommelfelle, beinahe zeitgleich schnitt ein Prasseln durch Luft, als schlügen kleine Projektile wie Schrot in Decken und Wände.
Die Sin’dorei hinter dem Tresen zuckte zusammen, huschte sofort in Deckung hinter einem Fass und versteckte sich, bis der Splitterregen aufgehört hatte. Als zwei Sekunden Stille vergangen waren, richtete sie sich wieder auf und wischte sich mit einem fahrigen Blick nach oben nicht vorhandene Splitter von Schultern und Ärmeln.
Olong zuckte nur mit den Ohren und lauschte nach oben. Der Kopf wurde in den breiten Nacken gelegt und geäugt.
Die Dämonenjägerin wischte sich ebenso flüchtig über die Arme. „Etwas unglücklich gelaufen“, kommentierte sie beiläufig.
Abgelenkt drehte Oona den Kopf zu der Sin’dorei hinter dem Tresen und begutachtete sie auf seine Weise einen Augenblick lang. Bisschen schreckhaft für das bisschen Geprassel? Er verzog den Mund - skeptisch.

Sasarya sah zu Oona und hob fragend die Brauen an. „Hast du genug Gold für den wundersamen Ausblick auf die wunderschöne…äh…“, sie grinste schief.
„Bucht“, ergänzte die rothaarige Illidari.
„Bucht. Ja“, versetzte Sasarya mindestens ebenso trocken.
Mit der shalassischen Klinge bewaffnet trottete Mokral erneut hinunter zu dem Waffenständer, um der Hausordnung Genüge zu tun.
„Romantisches Essen zu dritt also?“ Linndriel hob skeptisch eine Braue und blickte zwischen Sasarya und Oona hin und her.
Sasarya zog die Brauen zusammen. „Nicht wirklich“, meinte sie leise in Linndriels Richtung.
„Hm?“ Oona sah zu Sas und Linndriel zurück. „Schätze der Ausblick ist bereits gebucht - oder so ähnlich. Ich glaube es geht eher um einen Tisch. Kiel’ered [Eredun: Gib uns was brennendes]“, meinte er zu Lyrilith, „denke, das können beide vertragen.“
„Die Tische oben sind nicht gebucht, weil sie sich niemand leisten kann.“ Ein klassisches Missverständnis. Aeshma kicherte, während die Dämonenjägerin sich hinter den Tresen begab und bückte.
„Was kosten sie denn?“ Sasarya fragte einfach in den Raum hinein, wenn die Tische oben so exorbitant teuer sein sollen. Die Frage sollte unbeantwortet bleiben.
„Is nich’ so viel Unterschied zwischen Tisch und Bett da oben“, griente der Dämon gegen Oonas Bewusstsein. „Die oberen Zehntausend - damit ist sicher nicht die Menge Leute gemeint, sondern der Cashflow. Macht deinen A.rsch wohl auch zu was goldenem, jedenfalls solange er mit Ausblick residiert.“ Die boshafte Gedankensignatur des Dämons aalte sich in seinen Kalauern. Aber Oona war zu abgelenkt vom allgemeinen Geschehen, um sich zu streiten oder die Laune trüben zu lassen.
„Ähhhh… kann ich dir helfen, Ly?“ fragte die Sin’dorei die Dämonenjägerin hinter dem Tresen unsicher. Schließlich kramte die murmelnd tief gebeugt herum. „Gib mir… was brennendes“, wiederholte sie Worte auf Eredun allgemeinverständlich - ob sich selbst oder Iridaya gegenüber war nicht so recht erkennbar. „Irgendwas, was es einem so richtig die Kehle wegätzt…“
Iridaya sagte: „Brennendes? Ja… hm… wie wärs mit Brandy?“
„Ich dachte gerade mehr so an Absinth“, gab die Dämonenjägerin zurück.
„Ich hab keine Ahnung, ob wir Absinth haben aber… ich helf dir mal suchen.“ Iridaya lächelte und tauchte dann auch hinter der Theke ab.

Oonayepheton löste die Verschränkung der Arme und wollte gerade zu den beiden Frauen, die mit ihm gekommen waren, hinübergehen, als Zaazel das Erdgeschoss erreichte. Sein Kopf ging herum. "Hey", schmunzelte er in ihre Richtung. "Alles wohlauf?"
"Oh, Zaa. Du bist auch hier?" fragte just Mokral freudig, der nach seiner abgeschlossenen Waffenmission erneut in die andere Richtung unterwegs war, und deutete dann mit seinem Finger die Treppe hoch. "Ich müsste mal… vorbei", sagte er mit einem Grinsen im Gesicht.
Zaazel war stehengeblieben und blickte zu den beiden Kriegern, jeder auf seine Art beeindruckend, und lächelte. "Hallo Mokral. Schaust du oben nach dem Rechten?" Natürlich machte sie Platz für den Ork.
Oonayepheton trat ebenfalls beiseite.
Mokral drückte sich rasch an Zaa vorbei und nickte ihr dankend zu. Auch dem Jäger wurde lächelnd zugenickt. "Ja, scheint aber halb so wild zu sein", winkte er ab.
"Du machst das schon", nickte Zaa. Dann wandte sie sich dem Jäger zu. "Schön, dich zu … treffen, Oona.", lächelte sie. "Was macht das Reisen?"
Olong schnaubte einmal leise und schüttelte sich die Mähne aus. Jene lag nun etwas unsortiert am Hochberg an.
"Nicht viel, mich bindet nach wie vor mein Gefallen - bei dir alles im grünen Bereich?" Ernsthaft nahezu gestalteten sich die Züge zur Frage des Dämonenjägers und ein ungehörter Zwischenton klang leise mit.
Zaazel blickte an ihrem für heute gewählten, legeren Outfit hinab. Es war grün. "Grüner Bereich? Ummmm … ja, doch. Alles gut", lachte sie auf.

Die beiden Suchenden hinter dem Tresen waren schlussendlich fündig und einig geworden. „Sieht gut aus.“ Lyrilith nickte, nahm die Flasche samt einem Satz Gläser auf und wandte sich Oona wieder zu. „Oh, hey, Zaa.“
„Sinu a’manore, Zaa!“ Iridaya winkte fröhlich grinsend zu der Blutelfe hinüber.
„Trinkst du mit oder sollst du andere zum trinken animieren?“ Oona nickte mit dem Kinn zu den beiden Elfinnen auf der anderen Seite des Raums ohne den fragenden Ausdruck ganz von Zaa abzuwenden.
Sasarya sah zu Linndriel und musterte sie noch einmal. Schwer zu lesen der Blick, kaum merklich hoben sich die Schultern der sehnigen Waldläuferin, die ihre Rüstung mit lässiger Selbstverständlichkeit zu tragen pflegte. Dann, nach Ende der Musterung, drehte sie den Blick wieder in den Raum und sagte leise, beiläufig: „Seid ihr Reisepartner?“
Olong blickte sich wachsam um. Die Arme weiterhin locker vor der Brust verschränkt.
Linndriel löste ihren Blick von der vor der Treppe stattfindenden Unterhaltung und wandte sich Sasarya zu. Sie schien sich dabei zu bemühen, einen freundlichen Ausdruck im Gesicht aufrecht zu erhalten. „Sowas… in der Art, ja.“ Aus dem Augenwinkel wurde die Waldläuferin ebenfalls aufmerksam gemustert, wobei sie tatsächlich eher neugierig wirkte.

„Hallo Ly“, begrüßte Zaazel die Dämonenjägerin lächelnd, dann blickte sie wieder zu Oona. „Ich trinke doch nicht im Dienst.“
„Du machst das schon, Jäger.“ Lyrilith drückte dem Illidari die Flasche Wermut und die Gläser in die Hände.
„Das klärt die Frage zu achtundsechzig Prozent.“ Kurz zuckten die Mundwinkel des Illidari nach oben, dann wandte er sich den beiden Sin’dorei am Eingang zu. „Entschuldige mich… falls du dich nicht zu uns gesellen möchtest.“ Er nahm die Flasche entgegen und nickte dankend.
„Vielleicht später“, sagte Zaazel.
„Zaa“, sprach die Dämonenjägerin sie an.
„Ly“, antwortete diese.
„Was haben die da oben denn ausgegraben? War Gold in der Wand versteckt?“
„Ich weiß es nicht, ich bin auch erst runter gekommen als das Glas zerdeppert wurde.“
„War das nicht Metall?“ Lyrilith legte die Stirn in Falten.
„Kann auch Glas gewesen sein, hab ich von oben schlecht gehört. Und was ist hier unten los? Braucht ihr Hilfe hinter der Theke?“
„Sargeras, nein. Ich fühle mich nur ein wenig unterfordert.Olong da hinten auch ein bisschen, glaube ich.“ Sie deutete auf den Hochbergtauren.
Olong brummte ruhig… Nickte aber.
„Meinst du, da kann man was gegen machen?“ hakte die Dämonenjägerin nach.
„Naja, ich dachte ihr solltet so wenig wie möglich gefordert sein, oder?“ fragte Zaazel zurück.
„Das ist das Problem, Zaa. Du hast es erfasst.“ Lyrilith nickte geschmeidig.
„Ich bin nun einmal sehr, sehr clever“ nickte Zaazel mit einem Augenzwinkern, ging dann Richtung Theke, setzte sich wie gewohnt auf die Kante und schwang die langen Beine hinüber.
„Schade, dass der Schweinehirte von neulich keinen Ärger machen wollte…“, seufzte Olong.
„Nein, aber der hat sehr gut bezahlt“, sagte Zaazel.
„Dass du immer so ein teuflisches Glück hast, Zaa…“ Die Dämonenjägerin verzog das Gesicht.
„Hm.“ Olong schmunzelte knapp. „Hat ja auch gute Ware bekommen.“
„Für dich wäre der fast besser gewesen, Ly. Du bist ausdauernder als ich.“ Zaazel kicherte und putzte abwesend einen Becher.
„Ich bin vermutlich zu… vereinnahmend… um nicht dominant zu sagen.“ Lyrilith lachte leise und räudig vor sich hin.
„Hmmm… ZAA? Wo isn die? Zaaaa-haaaaa!“ Wann war Iridaya eigentlich nach oben verschwunden? Jedenfalls kam ihre Stimme dort her.
„Ja Iri, was ist denn?“ rief Zaazel hinauf.
„Kommstu bitte mal kurz hoch und nimmst dein Kartenstück mit…?“
„Sofort. Ist gerade eh nicht viel los.“ Zaazel stellte das Glas zurück und legte das Tuch beiseite, um sich auf den Weg nach oben zu machen. Lyrilith und Olong blieben zurück. Und ebenso die drei „Gäste“.

"Die Damen", hielt Oonayepheton das Getränk in die Luft, "Stühle zurechtrücken könnt ihr wohl selbst?"
"Wo will der Herr denn sitzen? Wenn du schon die Spendierhosen anhast", konterte Sasarya.
"Ecken sind doch immer nett…", antwortete er mit einem fast schelmischen Grinsen. "Kann man sich so hübsch drin herumdrücken."
Sasarya nickte und ging voran, sie wählte einen Platz, der den beiden Reisefreunden Plätze nebeneinander ließ.
Linndriel hob verheißend eine Braue bei den Worten des Dämonenjägers. Langsam wanderte ihr Blick zu der Flasche in seiner Hand, beinahe gierig schmachtete sie diese an. Den Alkohol schien sie nötig zu haben.
Oonayepheton stellte die Flasche ab und überließ Linndriel die freie Platzwahl. Die drei kleinen Gläschen waren rasch gefüllt und zwar randvoll. Klackend - mit Fingerspitzengefühl - verteilte er sie vor die Sitzplätze und behielt stehend eines in der Hand.
Linndriel schnappte sich ohne lang zu überlegen den Stuhl am Kopfende des Tisches, Sasarya gegenübersitzend und Oona den Platz zu ihrer Rechten lassend. Kaum dass das Glas vor ihr stand, griff sie auch schon zu, wollte es wohl auch direkt schon gen Mund führen, bevor ihr in mitten der Bewegung einfiel, dass sie ja auf die anderen Beiden mit trinken warten könnte.
"Wohlsein", konstatierte der Dämonenjäger, hob das Glas halbhoch und schwenkte es in beide Richtungen, ohne etwas zu verschütten.

"Hey, Olong", schnickte die Dämonenjägerin durch den ansonsten leeren Raum.
"Ja?"
"Kann ich dir einen Sattel überwerfen, und mit dir dann durchs Schlingendorntal reiten?"
"Hm…" Der Hochbergtauren zupfte sich am Kinnbart. "…Nur wir zwei? Nackt? Vielleicht…", schnaubte er und schmunzelte.
"Sollten wir unbedingt mal probieren… wie wäre es mit jetzt gleich?"
"Während des Dienstes? Und wer passt auf deine "brennenden" unsichtbaren Klingen auf?"
"Die brennen nicht, solange man nicht höflich "Bitte" sagt. Bisher haben sie ja auch keine Probleme gemacht." Lyrilith nickte zum Ausgang hin. "Geht ja auch schnell… du hältst bestimmt sowieso keine sechs Minuten aus. Macht keinen Streit da oben!" Sie sprang im Vorbeigehen einmal in die Höhe und setzte einen wohlplatzierten dumpfen Hieb an die Decke, bevor beide - Hochbergtauren und Illidari - nach draußen verschwanden.

„Wohl bekomms.“ Linndriel tat es Oona gleich, schwenkte das Glas einmal hin und her, ehe sie sofort ansetzte und den Plan verfolgte, das Glas in einem Zug zu leeren. Das gelang ihr allerdings nicht wirklich - Auf halber Strecke begann sie wild und atemlos zu husten, sie hatte das Gesöff gehörig unterschätzt. „Wow…“, krächzte sie mit brüchiger Stimme und stellte das Glas auf den Tisch, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und verzog das Gesicht.
Sasarya war anscheinend einen Moment in Gedanken versunken gewesen und hob dann ebenfalls ihr Glas, ohne daran zu riechen, ohne es zu verschütten. „Na dann“, begann sie. „Zum Wohl.“ Da Linndriel es vorgemacht hatte, folgte Sasarya ihr mit dem Trinken, jedoch weniger hastig, und sie leerte das Glas auch nur zu einem Drittel, hustete jedoch nicht. „Sonne…nicht unbedingt mein Lieblingsgesöff, aber umsonst. Also…auf dich, Oona.“ Und mit diesem Trinkspruch leerte sie das Glas bis unter die Hälfte und stellte es auf dem Tisch ab.
Oonayepheton nippte im Gegensatz zu der hübschen dürren Sin’dorei zu seiner Linken beinahe geziert an seinem Getränk und unterdrückte ein Grinsen - gekonnt - als es die beinahe aus den Latschen haute. „Hmmm?“, summte er beinahe in ihre Richtung. Nicht gerade boshaft, aber doch deutlich amüsiert. Er hob das Glas erneut. „Auf euch“, wiederholte er, beide meinend, und nahm einen zweiten - ebenso kleinen Schluck. Offensichtlich stand er ganz bequem dort wo er stand. Er machte keine Anstalten sich zu setzen. Die freie, rechte Hand hakte er wie selbstverständlich im Gürtel ein und verlagerte das Gewicht auf den linken Fuß.
Als Linndriel sich von dem kurzen Anfall wieder erholt hatte, griff sie wieder nach dem Glas, jedoch nicht, ohne dem sich darin befindenden Gesöff einen argwöhnischen Blick zuzuwerfen. „Auf uns.“ schloss sie sich an und wagte es erneut, einen Schluck zu nehmen. Dieses Mal war sie vorbereitet auf das Brennen in Hals und Rachen und schaffte es, das Glas zu zwei Dritteln zu leeren - konnte jedoch ein erneutes, kurzes Husten nicht unterdrücken. „Das ist echt…“ Ihr schien keine Beschreibung für das Zeug einzufallen.
Sasarya ließ nun, da sie die Handschuhe abgelegt hatte, einen Moment nachdenklich den Blick auf den Hautbildern auf ihrem linken Arm ruhen. Schwarze Federn schienen auf die Haut gefallen zu sein, eine sah aus wie aus Sternbildern gemacht, eine andere erschien wie aus Blüten, eine Feder in Rot verblieb zuletzt auf dem Handrücken. Dieser Moment dauerte nur kurz an, dann hob sie das Glas wieder und nickte zu Linndriels erneuter Ansage, trank und setzte das leere Glas schlussendlich ab. „Wird nicht mein Favorit“, bemerkte sie.
„Kommt ihr hier oben zurecht? Unten ist gerade niemand … ich gehe mal zur Bar, ja?“ war Zaazels Stimme von der Treppe zu hören.
„…höllisch gut?“ säuselte der Illidari über den Rand seines Glases, Linndriels unvollendeten Satz ergänzend, und grinste offensichtlicher. „Brennt die Schlechtigkeit aus.“ Er lachte in Sas’ Richtung - lautlos aber mit blitzend weißen Zähnen, die frappant an ein Raubtiergebiss erinnerten. „Bitter wie das Leben, in süßer Gesellschaft genossen und an einem fragwürdigen Ort - passt wundervoll.“
„Ist vermutlich auch das einzig gute daran.“ Sasarya warf einen Blick in das Glas hinein.
Oonayepheton drehte den Kopf ins Halbprofil, als habe er Zaazels Nähertreten gespürt, bevor sie anhob zu sprechen.
„Hallo die Damen und Herren. Braucht ihr noch etwas zu trinken oder vielleicht etwas zu essen?“ fragte sie, als sie einfach an den Tisch der Gäste herangetreten war.
„Hats denn auch etwas essbares?“ Oona klang nicht gerade nicht gut gelaunt.
„Was habt Ihr denn an Speisen?“ fragte Sasarya und danach in die Runde: „Habt ihr Hunger?“
„Immerhin erfüllt es seinen Zweck. Hoffentlich.“ Linndriel verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen, ehe sie den Kopf zu Zaazel herumdrehte. „Ich würde noch einen Krug Rum nehmen. So als… Nebenspeise.“ Sie warf ihr ein höfliches Lächeln zu.
Zaazel sagte: „Ihr könnt gerne einen Blick auf die Karte werfen. Hier, bittesehr. Ansonsten gibt es auch das Essen des Tages, das sind heute Krabben in Blätterteig.“
„Das klingt wirklich gut“, meinte der Illidari überrascht. „Habt ihr einen Koch eingestellt oder wer bereitet das zu?“
„Das machen entweder Iri oder ich, wenn ich unten aushelfe. Ich kann euch auch eine Piratenstulle machen, wenn ihr wollt. Angeschmorter Schinken und Zwiebeln mit Käse in einem angeschnittenen Brotlaib.“
Sasarya überlegte einen Moment und studierte die kleine Speisekarte. „Ich glaub ich nehm die Krabben, hört sich echt gut an.“ Dann schob sie die Karte in Richtung Linndriel. „Harter Alkohol, Rum als Dessert, such dir was richtiges aus, du kannst es vertragen, hm?“
„Also zwei mal Krabben und einen Rum? Oder habe ich etwas überhört?“
Linndriel starrte die Speisekarte einen Augenblick lang nachdenklich an, ehe sie diese mit einem Schulterzucken entgegennahm und sie genaustens begutachtete. „Na gut, dann nehme ich noch… Die gegrillten Pfefferschoten.“
„Oh…habt Ihr Tabak und Blättchen?“ warf Sasarya fragend dazwischen.
Zeitgleich meldete sich Oona zu Wort. „Ach du kannst kochen?“ Jetzt klang er - vielleicht zum ersten Mal - so wirklich interessiert.
„Sehr gerne. Und ja, Tabak und Blättchen haben wir auch, ebenso Pfeifen, falls ihr keine habt.“ Zaazel blickte zu Oona. „Natürlich kann ich kochen. Man bringt sich mit der Zeit ja so einiges bei.“
„Tabak und Blättchen reichen, irgendwas, was nicht ganz schrecklich kratzig ist“, orderte Sasarya.
„Tja, ich kanns nicht.“ Das Satzende des Dämonenjägers blieb vieldeutig in der Luft hängen und schmunzelnd leerte er das Glas, während er sich dem Tisch wieder zuwandte. „Die Frage nach Tabak war gut“, meinte er zu Sas. „Gebs ja ungern zu, aber das rauchen hat gut getan…“
So machte sich Zaazel auf den Weg hinter die Theke und begann, die Pfannen auf den Herd zu stellen. Dann sah man sie auf einem Bein balancierend - und auf einem Fass stehend, sich nach oben recken, um den Tabak zu holen.
„Ich hab 'ne gefühlte Ewigkeit nicht mehr geraucht“, bemerkte Linndriel seufzend.

„So, bittesehr“, lächelte Zaazel und trug ein Tablett mit einem kleinen Säckchen Tabak herüber. Darauf war das Siegel von Eisenschmiede zu erkennen. „Ein zwergischer Import, angebaut ganz hier in der Nähe und bei denen verfeinert. Man muss sie nicht mögen, aber das können sie. Hat eine leichte Kiefernote, finde ich.“
Sasarya sah zu Oona und schmunzelte kaum merklich, ein leichtes Nicken folgte. „Tja, man hört auf und fängt an…und so weiter“, dann nahm sie den Tabakbeutel von dem Tablett herab, öffnete ihn und roch abschätzend daran. „Hmm…gut, gut.“ Der Beutel verblieb bei ihr, war also wohl „gekauft“.
„Wusste gar nicht, dass du rauchst.“ Eine Augenbraue hob sich, als der Kopf des Dämonenjägers in Linndriels Richtung ging, dann lachte er sein lautloses Lachen. Heiter beinahe. „Umso besser… dann stört dich ja nicht, wenn ich rauche…“
Zaazel ergänzte: „Schmeckt nach Abend, Lagerfeuer und Feierabend. Dazu noch ein Krug Rum. Der gute, gewürzte. Ich denke, der wird euch schmecken. Und nun entschuldigt mich, die Pfannen sind gleich zu heiß…“
Oonayepheton nickte Zaa bestätigend zu, der Vorschlag schien wohl ein guter zu sein … gewürzter Rum… dann lehnte er sich nach vorn über den Tisch, angelte Hosenbodenspannend die Gläser zu sich herüber und schenkte eine zweite Runde aus.
Flugs war die Elfe wieder hinterm Tresen und begann zu kochen. Es zischte und dampfte, Pfannen und Töpfe klapperten. Die Pfefferschoten bekamen ein herrliches Röstaroma, während die Krabben in Butter mit etwas Sahne und Dill verfeinert wurden.
„Es ist wirklich lange her… Aber wie Sasarya schon sagt, man fängt an, hört wieder auf… Dann mach’ ich wohl mit.“ Schmunzelnd sah Linndriel zu Oona auf.
Der sog mit genießerischem Ausdruck Luft durch die Nase ein und schob den Damen die vollen Gläser wieder zu. „Chinchin“, und zu Linndriel hinzufügend, „Mix’n match, Süße. Leg noch ein bisschen Basis. Sonst kuschelst du am Ende wieder mit dem Eimer.“
Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ach was, das passt schon. Eimer sind was für Weicheier.“ Welch ironische Aussage ob der Tatsache, dass sie drei Wochen lang nichts anderes als den Boden eines Eimers gesehen hatte.
Sasarya holte ein Etui aus ihrer Tasche und kratzte daraus die verbliebenen Blättchen hervor, mit akribischem Fingerspitzengefühl machte sie sich daran, aus dem frischen Tabak schlanke Kippen zu rollen, eben so, wie es ihr Stil war. Eine nach der anderen, das Glas blieb erst einmal unangetastet, bis nicht mindestens eine Hand voll Kippen in das silberne Etui auf dem Tisch gewandert waren. Man durfte sich wohl bedienen, während sie sich dieser Kunst widmete.

Schließlich schien Zaazel fertig zu sein und kam mit drei Tellern und einem Korb zurück zum Tisch. Auf zweien waren je drei Blätterteigrollen, auf dem anderen gut zwei Dutzend Pfefferschoten mit dunklen Röststellen. Im Korb hingegen lagen einige Brotscheiben, großzügig dick geschnitten. "Bittesehr die Damschaften", lächelte sie und beugte sich über den Tisch. "Die Krabben sind mit Sahne, mit dem Brot kann man das gut dippen, denn die Rollen tropfen etwas."
Oonayepheton lächelte vielsagend und schob sich nun doch auf den Stuhl - schon allein um Zaazel Platz zu machen.
Linndriel wandte Zaazel den Kopf zu und schielte gierig auf die Teller.
Sasarya blickte von ihrem Werk auf und atmete den frischen Duft der frittierten Leckerbissen ein. "Das riecht wirklich gut", bestätigte sie Zaa anerkennend.
"Verdammt", murmelte Oonayepheton unter zusammengebissenen Zähnen, während sich die Nase hob, "du weißt wirklich wie man Leute glücklich macht, oder?"
"Nun, ich habe ein, zwei Tricks gelernt, ja. Ich wünsche euch einen guten Appetit. Wenn ihr noch etwas brauchen solltet, sagt Bescheid."
Linndriel schluckte kräftig, da lief einem ja glatt das Wasser im Munde zusammen. "Das wäre dann mein Essen, wo ist das für die anderen Beiden?" Sie grinste sachte.
"Sagt die Elfe, die eben noch nichts essen wollte." Sasarya sah zu Linndriel. "Ich tausche eine Krabbe gegen eine Schote."
Oonayepheton schluckte einmal sichtbar, bevor er zu Zaa auflächelte. "Wenn du nochmal so eine Ladung zuwege brächtest, wäre das wahrscheinlich wundervoll."
"Na gut, kommt sofort." Sie war bereits auf dem Weg zurück zu ihren Pfannen.
"Danke dir!" rief er ihr nach. Und wenn Oonayepheton ehrlich war, hatte selten ein Anblick von hinten derart verlockend auf ihn gewirkt. Nicht im Hinblick auf diese duftenden Aussichten.

Linndriel warf Sasarya einen grübelnden Blick zu, ehe sie dem Tausch zustimmte. „Hier!“ mit spitzen Fingern hielt sie ihr eine triefende Pfefferschote entgegen.
Oonayepheton half den beiden mit dem Austausch und leckte sich dann einzeln die Fingerspitzen ab, während er erneut begann, der Tanz von Flamme und Gußeisen, der ewige Reigen von Geschmack und Geruch, sinnliche Vereinigung von Öl und langen, prall gefüllten … Pfefferschoten.
Linndriel stopfte sich die Krabbe im Blätterteig in den Mund und starrte hin und her gerissen vor sich auf den Tisch, sich nicht entscheiden könnend, bei was sie zuerst zugreifen sollte.
Oonayepheton konnte nicht umhin, etwas im Stuhl zusammenzusinken und seicht gequält an den eigenen Fingern zu riechen. den beiden Frauen aß er jedenfalls nichts weg.
Sasarya wollte eigentlich wohl gerade Magie bemühen, als Oona aushalf. Sie nahm die triefende Pfefferschote auf und probierte davon. Drei Bissen, dann war diese Küchenkreation auch verschwunden. „Iss doch was?“ bemerkte sie gen Oona.
Der winkte halb ab. „Ich krieg ja gleich, esst ihr euch ruhig satt.“ Er straffte sich etwas und setzte eine ernste statt der Leidensmiene auf.
Auch die nächste Ladung Krabben wurde mit Sahne und Dill verfeinert und zusammen mit der Ladung Pfefferschoten auf ein Tablett geschoben. Dann goss Zaazel drei kleine Gläser klaren Tropfens ein, brachte alles an den Tisch und stellte es ab. „Bittesehr, die zweite Ladung. Ihr scheint ja doch hungriger zu sein als ihr gedacht habt, darum haben wir hier noch einen Schnaps aufs Haus. Räumt den Magen auf.“
„Isst du eigentlich auch selbst, was du da kochst?“ Der Kopf zum gesprochenen Wort drehte sich zu Zaa auf.
„Wenn ich mal Zeit habe …“, seufzte sie leicht und sah an sich herrunter. „Hab ich zu wenig auf den Rippen?“
Linndriel war vollkommen darin vertieft, sich immer wieder den Mund vollzustopfen, mal mit einer Pfefferschote, mal mit einer Krabbe im Blätterteig, hin und wieder einen Schluck Rum hinterher gekippt.
Sasarya nahm mit der Linken nun das noch volle Glas auf, der Tisch hatte sich zu einem kleinen Buffet aus Krabbenröllchen, Pfefferschoten, Schnaps, eine Flasche Fusel, Kippen, Rum verwandelt - ein Festmahl für hungrige Abenteurer.
„Zu wenig dafür, regelmäßig so üppig zu essen, es sei denn, du joggst regelmäßig um die Bucht“, stellte Oonayepheton nüchtern fest, während seine Hand langsamer als sein hungriger Ausdruck nach einem Blätterteigkunstwerk griff.
„Auch dafür … eher wenig Zeit“, entgegnete Zaazel.
Sasarya verspeiste das Brot ebenso manierlich wie eine weitere Krabbenrolle, dazwischen wanderte das Glas mit dem Wermut immer mal wieder an ihre Lippen. „Also, wo habt Ihr euch getroffen?“, fragt sie dann gen Linndriel.
Oonayepheton hob das Teilchen an, das Gesicht blieb Zaa halb zugewandt, als die Schneidezähne vorsichtig den Teig von der Krabbe zogen, sie entblößten und sich der Mund zu einem probierenden Kauen und Schmecken schloss. „Tut nichts“, nuschelte er kauend. „was auch immer du tust, es funktioniert.“
„Dann wünsche ich den Damen und dem Herren noch guten Appetit. Unsere Goblins werden Ihrem Durst sicher gerne nachkommen.“ Zaazel deutete einen Knicks an - deutlich untrainiert.
Sasarya griff nach einer von ihr vorbereiteten Kippe und dann letztendlich auch zur Magie, um sie zu entzünden.
Linndriel hob den Kopf und sah mit prall gefülltem Mund zu Sasarya herüber, herausgerissen aus ihrem Fr.esswahn. Sie brauchte einen Moment, bevor sich die Worte der Elfe in ihrem Kopf zu einem sinnvollen Satz manifestiert hatten. „Oh, eh…“, eilig versuchte sie, den Mund zu leeren, wischte sich einmal mit dem Handrücken über den Mund und begann dann zu sprechen. „In Dalaran. Komische Gespräche am Rande eines Brunnens.“
„Feierabend für dich?“, fragte Der Dämonenjäger noch nach, bevor er die Krabbe knackte.
„Ja …“, sagte Zaazel. „Muss noch ein Zimmer für später fertigmachen, danach Feierabend.“
„Oh, über den Inseln. Wie kommt jemand, der so jung ist, dort hin?“ Sasarya zog einmal an der Kippe und legte den Kopf schief, prüfend, dem Rauch nachschmeckend.
„Dann n’schönen Feierabend. Vielleicht sieht man sich ja später noch.“ Sein kurz aufzuckendes Lachen verschwand im nächsten Bissen.
Zaazel winkte ihnen zu und entschwand dann, wie sie gekommen war.

Oonayepheton widmete sich voll und ganz den Tellern und Köstlichkeiten. Mit schwelgendem Gesichtsausdruck vertiefte er sich in jeden Bissen, kaute und schluckte genüsslich, schob Teig durch die Sahne und fing einen flüchtigen Tropfen an seinem Handgelenk mit der Zunge auf, dessen Spur über die Daumenwurzel rasch und gründlich getilgt wurde. Kleine Laute des Gefallens mischten sich wohl eher unabsichtlich in das essen. Er schien vollkommen darin aufzugehen.
Linndriel hatte die Frage der Elfe wohl überhört, hatte sie sich doch gleich nach ihrer Antwort wieder daran gemacht, ziemlich unmanierlich und gierig das Essen in sich hineinzustopfen.
Sasarya zuckte mit den Schultern. „Kriegsvernarrt oder die falsche Abzweigung genommen und dich plötzlich in einem Raum voller Portale wiedergefunden?“, fragte sie noch einmal. „Und dann statt dem goldenen Falkenschreiter doch nur die Niete erwischt und in einer schwebenden Stadt gelandet?“
„Sch.eiße“, murmelte Oona zwischen dem vorletzten und dem letzten Bissen, „war das gut.“ Die letzte Silbe verschluckte sich selbst, als er den Mund über dem letzten Bissen Schote schloss.
Linndriel sah nocheinmal zu Sasarya auf. „Ja, so ungefähr. Durch’s Portal gehuscht und mal nachgesehen, was es da so schönes zu sehen gibt.“ Sie schmunzelte sacht, griff dann nach dem Krug mit Rum und leerte diesen letztendlich - das Glas mit Wermut stand noch unangerührt.
Oonayepheton klopfte und rieb sich mit der flachen Linken über die ebenso flache Magengegend, die gar nicht danach aussah, als habe er mehr als ein Senfkorn gegessen. Flüchtig leckte er sich über die Lippen und griff mit der Rechten nach einem Tuch, um sich die Mundwinkel zu säubern, recht manierlich, mochte man meinen. Er wirkte ziemlich zufrieden und aufgeräumt, als er den Schnaps „aufs Haus“ abkippte und ohne viel Pause dazwischen fragend auf Sas gedrehte Lungentodstängel wies. „Darf ich?“
Sasarya mopste Linndriel das Glas mit Wermut. „Nun…“, wollte sie beginnen und nickte dann Oona zu. „Klar“, sagte sie zu dem Dämonenjäger und fuhr dann wieder an gerichtet Linndriel fort. „Hast du dort gefunden, was du gesucht hast?“
Linndriel ließ sich das Glas ohne Widerworte entwenden. „Ich war nicht wirklich auf der Suche nach etwas Bestimmtem. Ich bin seit längerer Zeit nicht wirklich… zielgerichtet unterwegs. Eher so nach dem Motto, ‚wohin der Wind mich treibt‘.“ Sie hob kurz die Schultern an.
Oonayepheton griff nach einer der schlanken Papierrollen, zog die Kerze auf dem Tisch zu sich heran und entzündete das Räucherwerk beiläufig und routiniert mit anderthalb tiefen Zügen. Dann lehnte er sich im Stuhl zurück und hielt den Rauch sehr lange, bevor er entspannt ausblies. „Danke“, murmelte er und zog erneut.
Linndriel sah zu Oona herüber und beobachtete für einen Moment, wie dieser genüsslich an der Zigarette zog. Da der Tisch ein wenig zu lang für ihre kurzen Arme geraten war, und sie die Röllchen vor Sasarya nicht erreichen konnte, ohne sich langzulegen, entschloss sie sich kurzerhand dazu, den Versuch zu unternehmen, Oona seins zu entwenden, indem sie mit einer schnellen Handbewegung nach der glimmenden Papierrolle langte.
Sasarya nickte zu Linndriels Worten nur leicht und für einen Moment weichte der meistens routiniert-nichtssagende Blick der Waldläuferin auf. „Kommt noch, hast ja noch ein bisschen was vor dir“. Die ach-ja-so-viel-ältere Elfe zog erneut an ihrem Glimmstängel. „Und wenn der blöde Bote nicht bald kommt, betrinke ich mich weiter.“
Oonayepheton sah sich tatsächlich der Kippe beraubt und öffnete protestierend den Mund während die Brauen sich ruckartig zu einem Stirnrunzeln senkten. „Hallo…?!“
Sasarya schubste das Etui in Richtung Oona, war noch genug für alle da. Sie schmunzelte leicht, als sie die beiden betrachtete und griff dann das Schnapsglas, das aufs Haus ging. Zwischen zwei Zügen leerte sie es.
Linndriel streckte ihm nur rotzfrech die Zunge heraus und nahm sogleich hastig einen Zug von der ergaunerten Kippe, als fürchte sie, er würde sie ihr wieder wegnehmen.
Oonayepheton schnaubte. Dann nickte er dankend in Sas Richtung und füllte nach, Mundwinkel und Lungen nämlich. „Hättest auch fragen können“, nuschelte er zu Linndriel hinüber. „Nett fragen.“ Die linke Augenbraue schwang sich zu einer wortlosen Kritik auf, das nächste Inhalieren nach dem Anzünden folgte, sobald die ersten Züge verpafft waren.
Linndriel grinste halbseiden. „Hat doch auch so geklappt“, stellte sie trocken fest, stützte ihren linken Ellenbogen auf dem Holztisch ab und lehnte sich mit der Seite an die Tischkante, während sie zwischen den beiden Elfen hin und her blickte. „Wo habt ihr euch eigentlich getroffen?“ fragte sie dann neugierig und hob erwartungsvoll eine Braue, während sie einen weiteren Zug von dem Glimmstängel nahm, den Rauch inhalierend, als hätte sie noch nie etwas besseres in ihren Lungen gehabt.

Fast als hätte sie ihn beschworen, hastete ein dürrer Goblin durch die Tür des Ö und L und sah sich um. Er hatte ein gefaltetes Blatt in der Hand. "Feuerfeder, Waldläuferin Feuerfeder!", rief er in den belebten Gastraum hinein. Sasarya blickte in diesem Moment auf, die Ohren zuckten und sie hob ihre Hand. "Hier", rief sie ihm entgegen und winkte ihn dann zu sich. "Gleich", sagte sie zu Linndriel.
Oonayepheton lehnte sich bequem im Stuhl zurück. Die Knie unter dem Tisch kippten beiseite, die Lümmelhaltung gewann etwas lasziv-lässiges. Ein Arm hängte sich über der Stuhllehne ein. "Ahhh", seufzte er in der rauchgeschwängerten Luft. Sicher ohne etwas bestimmtes zu meinen. "Im Dschungel", meinte er schlicht auf Linndriels Frage hin, die Schulter des hohen Arms zuckte. Abgelenkt drehte er den Kopf zum Goblin.
Der Goblin atmete hastig und reichte dann den Brief an die Elfe. "Kommandant Aschenkrone schickt seine besten Grüße. Und alles Weitere im Brief!" Sasarya nahm das Schriftstück entgegen und schnipste dem Goblin aus der Tasche eine Münze zu. "Für Eure Mühen."
Sie faltete das Papier auf, als sich der Bote verflüchtigte. "Na…super. Aschenkrone gratuliert mir zu meinem unfreiwilligen Landurlaub. Das Schiff, welches mich zurückbringt, wird in drei Wochen hier anlegen." Sie schüttelte den Kopf. So war das nicht geplant gewesen.

Der Dämonenjäger hatte den Austausch von Papier und Entgeld verfolgt, nahm einen weiteren Zug und bemerkte: "Na dann weißt du ja gleich mehr. Scheint so, als wären die Goblins wirklich schnell - im Gegensatz zum Schiffsverkehr. Schätze wir sitzen hier noch ne Weile, auch wenn ich nicht grade sagen würde, dass das Pennen am Tisch so förderlich ist, allein, weil ja hier ab und zu auch geputzt wird. Keine Ahnung, ob jemand etwas dagegen hat, wenn du über Nacht hier bleibst. Aber letztlich", und hier verzog er kurz das Gesicht, "wie schlimm kann so ein Gefallen werden?" Lauschend zuckten die Ohren als er den letzten Teil des Satzes gedämpfter aussprach. Ein schräges Lächeln begleitete die Worte. Das Angebot? Einerlei. Der Kopf blieb von Linndriel abgewandt.

Ein sanfter Wellenzug aus Rauch verschleierte die Luft, kräuselte sich und verwob sich mit dem Augenblick der Ruhe vor dem Sturm.

Cardi B, Bad Bunny & J Balvin - I Like It
https://www.youtube.com/watch?v=xTlNMmZKwpA

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[Feuriger Spion]

Trotz dem Verdacht, dass der Wolf womöglich längst ein wohlverdientes Nickerchen machte, ging die Magistrix das letzte Stück zum Fleischverkäufer. Ihre Schritte wurden immer schwerer. Das Bein zog doch sehr an ihrer Kraft. Und ihr Arm ohnehin. Das Gift hatte sich im Körper verteilt und auch, wenn die Elfe mehr als geübt darin war Gift zu ignorieren und in ihrem Körper regelrecht bei Seite zu schieben, würde sie es nicht auf ewig aushalten können. Ihr Körper würde irgendwann nachgeben müssen. Doch nicht heute.

Zum Glück war die Bestellung für ihren Wolf bereits vorbereitet worden. Eine große Raptorhaxe. Frisch entschuppt mit nur noch etwas Leder daran, damit die Zähne auch etwas zu tun hatten. Und natürlich noch am Knochen befindlich. Aber gut abgehangen war sie. So tropfte kein bisschen Blut mehr von der Haxe herunter. Perfekt, um das Fleisch hinter sich herschweben zu lassen. Und genau so handhabte die Elfe es auch. Das Fleisch wurde nach eingehender Musterung abgenickt, bezahlt und in die Schwebe gehoben.

Gerade auf dem Weg zurück zum Wolf, meldete sich Artea wieder zu Wort: „Ich bin immer noch der Meinung, dass du sie nicht allein lassen solltest!“ „Ich wiederhole es gerne noch mal. Sie will kein Kind sein. Auch wenn sie sich so benimmt. Und wenn sie gerne im Herzzwist mit einem Dämon leben möchte. Bitte. Ich sehe jetzt schon, dass es ihr langfristig nicht gut tun wird.“ „Und genau deshalb solltest du sie auch nicht allein lassen.“ Genervt rieb sich die Erzmagierin die Nasenwurzel über der Maske und knurrte: „In Ordnung. In. Ordnung. Ich schicke einen meiner Feuerfalken hinterher. Er soll Ein Auge auf sie haben.“ „Ich bin mir nicht ganz so sicher, ob das die richtige Wahl ist.“ „Dann eben einen Arkanfalken. Bei den Flammen jetzt sei nicht so pingelig.“ Kaum ausgesprochen, streckte die Erzmagierin ihren linken Arm zur Seite hin aus. Ein Falke aus arkaner Macht nahm auf dem Handschuh platz und die Elfe legte einen Unsichtbarkeitszauber über ihn. „Sei meine Augen, mein Freund.“, flüsterte sie eindringlich und entließ ihn in die frühen Morgenstunden. Sie selbst setzte ihren Weg fort. Es war Zeit für die Raubtierfütterung.

Die Zielperson war für den Vogel schnell ausgemacht. Selbst mit dem Zauber, blieb er außerhalb der Sichtweite der jungen Elfe. Und ganz besonders, als auch noch Oona wieder auf den Plan kam. Es war zwar manchmal so, als hätte er ihn doch bemerkt gehabt. Ein Stocken in der Bewegung. Ein kleines Zucken. Aber es schien doch nicht dem Zaubervogel zu gelten. Als sie sich dann auch noch dem Etablissement näherten, musste der Falke doch wirklich tricksen. Er kletterte an den Wänden über den Dämonenjäger hinweg und hängte sich letztlich kopfüber über den Tisch, an dem die Gruppe platz nahm. Erst jetzt wurde auch die Waldläuferin näher begutachtet. Aber fürs Erste war sie nicht von wirklichem Belang. Vielmehr drängte sich die Frage auf, wo er sie gefunden hatte. Sie schien von einem Korps zu sein. Und nach den Informationen der Magistrix, waren alle entweder bei den Trollen stationiert, an der Front oder daheim, um die eigenen Grenzen zu bewachen. Auch wenn es im Falle von einem Angriff von Silvanas doch nur wieder so ausgehen würde, wie beim letzten Mal, als ein Lichkönig einfach durch die Felder marschiert war.

Die richtige Aufmerksamkeit trat auf das Geschehen, als der Illidari doch wirklich das Gefühl vermittelte, als wolle er die Waldläuferin dazu bewegen sich dem Etablissement anzuschließen. Im sanften Rauch unter der Decke, ließ sich das innere Feuer des Falken schon fast nicht mehr unsichtbar halten. Zumindest nicht für jemanden wie einen Illidari. Zum Glück waren seine Sinne mit anderem beschäftigt.

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[Ein feuriger Spion]

Linndriel verzog ungeniert das Gesicht, doch aufgrund des vollgestopften Mundes fiel es nicht unbedingt auf. Etwas perplex und in typischer Ausweichhandlung hatte sie trotz der noch nicht fertig gerauchten Zigarette wieder zu essen begonnen. Das klare Sinnbild nach außen getragener innerer Überforderung. Der abgelegte Glimmstängel verglühte Millimeter um Millimeter auf dem Tellerrand. Langsamer als zuvor, weniger wie ein wildes, ausgehungertes Tier, zerkaute sie die Portion, würgte sie hinunter und blickte dann zwischen Oona und Sasarya hin und her. Wie genau stellte er sich das jetzt vor? Alle in einem Bett, er wie ein Pascha in der Mitte, in jedem Arm eine Elfe? Pah. Davon träumte er wohl. Ein leises Schnauben erfolgte, ehe sie den Blick beinahe gezwungen durch den Raum wandern ließ, nur, um die beiden nicht ansehen zu müssen.
Wovon der Pascha träumte, stand wohl in den Sternen. Jedenfalls positionierte er sich kunstvoll noch krummer gammelnd auf dem Stuhl und sog akzentuiert und nachdrücklich noch einmal an dem Rauchwerk, so dass sich Schultern und Brustkorb hoben und der ausgeblasene Rauch die Schwaden in einer kurzen Klarsicht teilte. Mit diesem Gesicht hätte er Kartenturniere gewinnen können.

Sasarya hatte schon in Speisekammern geschlafen, die zu einer Gruppenunterkunft für deutlich mehr Truppen gemacht wurden, als gut für sie gewesen wäre. Sie hatte in Gräben, Höhlen, verfallenen Tempeln, auf Bäumen, im Schnee irgendwie in den Schlaf gefunden. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn in einem Bett mit einem Dämonenjäger und seiner Freundin finden würde.
Denken durfte man das ja. Sie neidete es Linndriel nicht.
„Das ist nett, aber ich kann sonst auch einfach irgendwo draußen schlafen.“
Eine merkwürdige Stille lag jetzt über dem Tisch, aber Sasarya war nicht wirklich als Diplomatin bekannt, zumindest nicht für die, die sie kannten. Das war jetzt schon das höchste der Gefühle. Sie nahm noch einen Schluck von dem brennenden Alkohol und sah zwischen beiden hin und her. Das Gefühl, wieder einmal inmitten eines Szenarios zu landen, bei dem sie keine Rolle zu spielen hatte, mischte sich in ihre Gedanken. Bekannt, unerwünscht. Das Gefühl und vielleicht auch sie.

“Unfug”, erwiderte der Illidari. “Spricht doch nichts dagegen ein Bett zu nutzen, wenn man eins haben kann.” Entweder war der ehemalige Sin’dorei vollkommen schmerzfrei, dämlich oder dreist bis zum Anschlag. Je länger man darüber nachdachte, desto passender schien wohl die erste Variante zu sein. “Oder spricht etwas dagegen?” wandte er sich an Linndriel, nicht nur verbal, sondern er lehnte sich nach vorn, um ihre Aufmerksamkeit durch ein Klopfen mit der Hand aufs Knie zu triggern. Das Tätscheln war so gönnerhaft, das man es ihm wirklich schlecht hätte auslegen können, wenn er nicht im Allgemeinen so unglaublichen Charme versprühen würde. Noch bevor Linndriel die Gelegenheit bekam, die Hand etwa wegzuschlagen oder auch nur empört auszusehen, sank er in seine gekrümmte Haltung zurück und lächelte in den nächsten Zug hinein wie einer, der kein Wässerchen trübte, selbst wenn er Schlammfischen ging.
“Mh?” Die Elfe zuckte leicht zusammen, als Oona sie am Knie berührte, sie damit aus den Gedanken herausriss und schlagartig zurück ins Hier und Jetzt beförderte. Blinzelnd sah sie ihn an, blickte dann zu Sasarya herüber und verharrte einen Augenblick auf ihren Gesichtszügen, ehe sie mit ihrer feinen Stimme gegen den Geräuschpegel des Etablissements ankämpfte. “Nein, spricht nichts dagegen.” Das klang nun wirklich nicht überzeugend. Dennoch wirkte sie bemüht, wie sie das Lächeln aufsetzte und dieses der Waldläuferin geradewegs um die Ohren schlug. Ein feines Räuspern von sich gebend, stützte sie die Ellbogen auf dem Tisch auf, verhakte ihre dünnen Finger ineinander und stützte ihr Kinn darauf ab, das Lächeln noch immer, zunehmend krampfhaft, aufrecht erhaltend.
Der Gedanke, dass sie zu alt für solche Spielchen war, kam ihr mit dem gequälten Lächeln von Linndriel. Aber eigentlich war es nicht das Alter, sondern die Erfahrung, die Sasarya ihr wohl voraus hatte. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, den Dämonenjäger zu fragen, was ihr ebenfalls in den Sinn kam. Ein anderes Mal.
Sasarya hob eine Schulter an. “Okay.” Es war schwer, in ihrem Gesicht zu lesen. Hellgrüne Augen, teilweise durch einige Strähnen weißblonden Haares verdeckt, musterten Linndriel, ohne zu werten. Sommersprossen schmückten Wangen und Nasenrücken. Hübsch, aber auf eine Art, die man schwer in Worte fassen konnte. Vielleicht eher jemand zum Pferde stehlen und für Kneipenschlägereien, als jemand, den man auf einen Ball mitnehmen würde.
“Wenn es dich dann doch stört…”, sagte sie schlussendlich und richtete die Worte an Linndriel “…musst du es einfach sagen. Ich weiß lieber, woran ich bin.” Sie ließ den alten Kippenrest, den sie zwischen ihre Finger geklemmt hatte, in Asche aufgehen und griff nach dem nächsten Glimmstängel. Jetzt hob auch Sasarya einen Mundwinkel.
Das ‘Lächeln’ verflog bei den Worten der Waldläuferin - offenbar hatte Linndriel nicht mit solcher Offenheit gerechnet und konnte die dadurch ausgelöste Überraschung nicht wirklich gut verbergen. Sie starrte Sasarya einen Moment zu lang mit großen Augen an, um es als beiläufige Musterung abtun zu können und senkte hastig den Blick, sobald sie bemerkte, wie auffällig sie einmal wieder ihre Gefühlslage nach Außen hin zeigte. “Alles in Ordnung. Es stört mich nicht.” Dieses Mal hatte ihre Stimme etwas sanftes und man hätte meinen können, dass das kurze Aufzucken der Mundwinkel, wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde, ein ernst gemeintes Lächeln gewesen war. Sie löste die rechte Hand aus der Verankerung mit der anderen und strich sich eine widerspenstige Locke aus dem Gesicht, die immer wieder meinte sich selbstständig machen zu müssen.

Auf dem Geländer der Balustrade hatte es sich Nathanjael mit einem Buch und seiner Pfeife gemütlich gemacht. Er genoss die augenscheinliche Ruhe, paffte vor sich hin und ließ sich kaum von den Zeilen ablenken. Spannend! Sonst hätte er sicher den Gast bemerkt, der die Türe sachte aufschwingen ließ und sich mit langsam schweifendem Blick im Raum umsah. Die gerade Haltung war militärisch korrekt, ebenso wie der unbeachtete Gruß.
Die drei Elfen am Tisch waren offenkundig in ein Gespräch vertieft, der Tisch voller leerer Teller, der Ecke rauchverhangen. Gerade tauschten die beiden Sin’dorei Damen etwas schräge Blicke. Der dunkelhaarige Sin’dorei(?) drehte dem Eingangsbereich auf seinem Stuhl den Rücken zu und sagte gerade: “Na dann dürfte es ja kein Problem geben.” Der Tonfall des Illidari schwebte beinahe sanft zwischen den Rauchwolken, die er sogleich durch eine weitere verdichtete. “Bist du satt?”, richtete er sich an Linndriel, zufrieden und unter leisem Schmunzeln in den Zwischentönen.
Der magische, unsichtbare Vogel funkelte, kopfüber hängend von der Decke herab zu Oona. Misstrauen? Vermutlich. Missgunst. Vermutlich noch eher.
Linndriel blickte an ihrem Oberkörper hinab. Dadurch, dass sie so eingefallen und noch dürrer als zuvor war, sah man nun umso auffälliger ihr kleines Bäuchlein, sobald sie etwas mehr gegessen hatte. “Ich bin satt.” Bestätigte sie und klopfte sich schmunzelnd auf den Bauch.
Das Gespräch des Dreiergrüppchens wurde nicht wirklich weiter beachtet, schließlich war der Elf nicht aufdringlich oder gar neugierig - rein aus Höflichkeit hatte er ihnen zugenickt. Da er zunächst kein bekanntes Gesicht erblickte, trat das große, blonde Langohr einige Schritte weiter in den Raum und sah sich um. Vielleicht war ja doch jemand da, der ihm würde helfen können? Doch als die Augen wanderten, entdeckte er wohl genau das, was gesucht hatte. Hörbaren Schrittes stieg er die Stufen zur Balustrade hinauf und näherte sich seinem Hauptaugenmerk. Nathanjael.

Sasarya entzündete ihre zweite Kippe an der Kerze, die zwischen all den Tellern, Gläsern und Flaschen auf dem Tisch vor sich rußte, dazu beugte sie sich ein wenig vor und stützte sich auf dem Tisch ab. “Also…du wolltest ja wissen, wie wir uns getroffen haben”, sagte sie nach dem ersten Zug und setzte sich wieder zurück, die Worte eindeutig an Linndriel gerichtet.
Oonayepheton hängte den Arm wieder auf die Lehne des Stuhls ein und erreichte eine Körperhaltung, die eindeutig unter die Bandscheibenschädigenden zu zählen war. “Und”, summte er beinahe… verstummte aber, richtete das Gesicht auf Sas aus und stellte seine Frage oder was auch immer er sagen wollte zurück. Stattdessen tat er es der Waldläuferin gleich, hascht nach einem weiteren Glimmstängel und entzündete den schweigend an der letzten Glut des vorhergehenden.
Sasarya sah zu Oona und machte dann eine einladende Handbewegung. Was immer er auch sagen wollte, er sollte es wohl tun.
Oonayepheton winkte mit der hängenden Hand ab und widmete sich lieber der inwändigen Räucherei. Kurz zuckte der Mundwinkel und er deutete ein Kopfschütteln an. Die archetypische Geste für ‘snicht so wichtig’. Er drehte den Kopf zu Linndriel und hüllte sich in Schweigen und Schwaden.
Linndriel blinzelte die beiden abwechselnd an, offenbar etwas verwirrt.

Nathanjael lugte über den Rand des Buches, als er die Bewegung auf der Treppe wahrgenommen hatte, senkte es und schaute Andross an, ehe er lächelte. “Bal’a dash”, kam es freundlich und er ließ das Buch einfach fallen. Doch anstatt unten aufzuschlagen, verschwand es auf der Hälfte der Strecke einfach in der leeren Luft. Er nahm die Brille ab, ehe er sich erhob und vom Geländer rutschte. Dann drehte er sich um und… blickte Andross fragend an. “Es… ist nichts passiert, ja?”
Der honigblonde Kopf sank leicht nach links geneigt in eine schräge Position; weniger fragend, sondern eher erstaunt oder aber interessiert an dem, was Nathanjael auf der Nase sitzen gehabt hatte und was für Lektüre er wohl gerade durchgegangen war. Der Kopf rückte zurück in eine gerade Haltung, ehe das typische Lächeln eines Ritters erschien, vielleicht sogar eine Spur freundlicher als sonst. Er schüttelte den Kopf und antwortete auf die Frage in beruhigen wollendem Ton. “Müsste denn etwas passieren, um dich aufzusuchen? Ich war einfach dreist und habe mich umgesehen - und siehe da, ich finde jemanden, der mir bekannt ist.”
Nathanjael blinzelte kurz, ehe er sachte das Haupt schüttelte. "Nein, nein… Natürlich nicht. Entschuldige, üblicherweise kommt man ja meist zu mir, wenn etwas ist… Und… es wäre negativ, wenn … Nunja… " Er hrmmte und winkte dann ab. “Vielleicht was zu trinken? Oder… zu essen?” Er hob eine Braue und kam ein paar Stufen herab, blieb aber höher stehen als der Blonde, so dass er die Augenhöhe nicht verlor, sondern im Gegenteil leicht auf Andross herabsehen konnte.
Der stand nun zwei Stufen versetzt zu Nathanjael und musste das Kinn recken um ihm in die Augen sehen zu können, während seine etwas schmaler wurden, weil das Lächeln sich verbreiterte. “Hätte ich einen Boten schicken sollen,der meine Person ankündigt?” Der Unterton ging eher in die provokante amüsierte Richtung. “Nunja bedenkt man die letzten Vorkommnisse…kann ich es verstehen, dass wenn dein Name gerufen wird oder nach deiner Person verlangt wird, es eher negativ behaftet ist.” Er nickte auf Nathanjaels Fragen. “Das… wäre in der Tat recht angenehm. Einen Trunk nehme ich gerne und ein Mahl… vielleicht etwas, was man zu dem erfrischenden Getränk dazunehmen kann, was nicht heißt, dass du jetzt extra einen Fisch auseinander nehmen müsstest.”

Sasarya hob die Schultern, pragmatisch wie eh und je und sah wieder zu Linndriel. Aus ihrer Tasche holte sie eine kleine, hölzerne Fledermaus, geschnitzt und etwa handtellergroß. Sie schnippste sie auf den Tisch, wo sie fast zielgenau vor Linndriel landete. “Weißt du, was das ist?”
Die Aufmerksamkeit des Falken wurde von dem Holzfigürchen abgelenkt und das Ding fixiert. Die Flügel breiteten sich ganz langsam aus. Ein aktivierter Jagdinstinkt? Oder ein F.etischf.etisch des Vogels?
Linndriel warf Sasarya einen skeptischen Blick zu, ehe sie sich der hölzernen Fledermaus zuwandte und vorsichtig mit Zeigefinger und Daumen nach ihr griff. Sie hielt sich die Figur vor die zusammengekniffenen Augen und betrachtete sie eingehend. Anschließend senkten sich die Mundwinkel ein wenig und sie schüttelte den Kopf, sodass ihr die zuvor aus dem Gesicht gestrichene Locke wieder in die Stirn fiel. “Nein, keinen Schimmer.”
Sasarya lächelte angedeutet und lehnte sich etwas mehr zurück. “Das ist ein F.etisch von Hir’eek, dem Fledermausloa. Ich habe ihn an einem kleinen Stand auf dem Basar in Dazar’Alor gefunden und wollte ihn kaufen. Anscheinend lag ein Zauber drauf und ich bin in einer alten Trollruine gelandet, vor einem Totem von Hir’eek.” Sie schob noch hinterher: “Ich sammel die, irgendwie…hab meinen ersten geschenkt bekommen, als ich hier im Einsatz war, noch unter den Bannern der Horde.” Sicherlich, einige ihrer Kameraden würden sie für romantisch verklärt halten, was diese ungewöhnliche Sammelleidenschaft anging, aber andere Waldläufer sammelten schließlich auch Trollhauer.
Oonayepheton hing inzwischen so schräg auf dem Stuhl, dass er beinahe herunterzufallen drohte. Die entspannten Gesichtszüge von Sättigkeit, Rauch, Wermut und Haltung ließen jedoch nicht vermuten, dass auch nur irgendetwas daran sich seiner Kontrolle entzog. Die Knie unter dem Tisch kippelten - zumindest das linke, schwingend hin und her. Er ergänzte nichts und fügte nichts hinzu, verbesserte nichts und hatte auch sonst gerade wohl wenig beizutragen. Oder?
Aus dem Nichts stürzte das magische Tier herab und ließ die Krallen um das Holzding gleiten. Beute gefangen! Großer Jäger! Im ersten Moment war der Vogel nur für Oonas magische Sicht erkennbar. Doch durch die unkontrollierte Bewegung flackerte der Zauber dahin. Erst schemenhaft, dann deutlich sichtbar saß das arkangefüllte Tier auf dem Tisch.
Oonayepheton fuhr ruckartig zusammen, als die kleine Figur aus Linndriels Hand geschlagen wurde und klackernd unnatürlich still auf dem Tisch zu liegen kam noch bevor der Falke sich zeigte. “Sch.eiß die Wand an!” entfleuchte dem Illidari und man konnte gar nicht so schnell gucken, wie er die Kippe in den Teller warf und beinahe eine Kampfhaltung annahm.
Linndriel zuckte ebenfalls sichtlich zusammen, als ihr der F.etisch förmlich aus der Hand gerissen wird - von wem oder was auch immer. Mit großen Augen starrte sie auf die Figur, die nun auf dem Tisch verweilte. Langsam wanderte ihr Blick zu Oona, als suche sie in seiner Reaktion eine Antwort auf die Frage, ob es sich hierbei um etwas gefährliches handelte.
Sasarya erhob sich ebenfalls in so einer Hast von ihrem Platz, dass das Wort erheben dem nicht recht gerecht wurde. Kein Griff nach den Waffen, denn diese wurden ja abgenommen, also stützte sich Sasarya über den Tisch und starrte auf den Vogel hinab. “Das ist meiner”, sagte sie so trocken, dass eine Wüstennacht in Voldun dagegen beinahe einer Oase glich. Eine Drohung, die nicht ausgesprochen werden musste, denn niemand würde ihr dieses besondere Stück Holz wegnehmen.

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[Platzhalter für den zweiten Teil des Logs]

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[Platzhalter für Teil drei]

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[Platzhalter für den vierten Teil des Logs]

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[…und für Teil fünf - und mehr machen wir einfach nicht!]

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[Afterhour]

Im Zimmer angekommen, die Tür hinter sich nicht unbedingt behutsam ins Schloss fallen lassend, steuerte Linndriel sofort das Bett an. Die Zielstrebigkeit bei dem Unterfangen ließ jedoch ein wenig zu wünschen übrig, denn statt eins nach dem anderen zu machen, was in ihrem Zustand klar von Vorteil gewesen wäre, hatte sie sich in den Kopf gesetzt, sich während des Laufens die Kleidung vom Körper zu zerren. Es fing damit an, dass sie das Hemd, anstatt es aufzuknöpfen, verzweifelt versuchte, über ihren Kopf zu ziehen - was natürlich nicht funktionierte.
Aber es funktionierte nicht nur nicht, sondern führte auch dazu, dass sie vollkommen die Orientierung verlor, das Hemd nicht mehr aus dem Gesicht bekam, aber auch nicht stehenblieb, um sich aus dieser misslichen Lage zu befreien. Der Alkohol war ihr mehr als offensichtlich zu Kopfe gestiegen, sodass sie letzten Endes über ihre eigenen Füße stolperte und - ob es einfach nur lächerliches Glück oder ausgefeilte Planung war - lauthals fluchend genau dort landete, wo sie hin wollte. Auf das Bett. Ein schweres Schnauben drang aus dem Hemd nach Außen, kurz danach folgte das Geräusch von einer aufgeplatzten Naht und die Elfe war wieder frei. „Sch.eiße, das schöne Hemd…“ murmelte sie leise, während sie sich den Überrest vom Oberkörper streifte. Jetzt die Hose. Dafür musste aber erst der Gürtel auf. Wer hatte so einen Blödsinn überhaupt erfunden?! „Es sollten alle nackt rumlaufen. Wäre einfacher“, stellte sie laut fest, während sie an der Gürtelschnalle herumfummelte wie eine Jungfrau, die kurz davor stand, das erste Mal den Akt der Liebe zu vollziehen und so nervös war, dass sie diese letzte Hürde nicht zu überwinden vermochte. Endlich auf. Hose von den Beinen strampeln, hinlegen und warten, bis Oona nach oben kam. Konnte ja nicht so lange dauern.
Wenige Minuten später lag Linndirel auch schon leise schnarchend auf dem Bett, nackt. Das dünne Laken hatte sie sich lediglich um den Lendenbereich gezogen, das rechte Bein hing locker vom Bett hinunter und der Oberkörper war vollkommen entblößt.

Bleiben oder Gehen, Bleiben oder Gehen? Sasarya konnte sich keinen Reim darauf machen, konnte sich wieder einmal nicht entscheiden und schalt sich innerlich dafür. Es war schon schlimmer gewesen, versuchte ihr die Vernunft einzuflüstern. Sicherer als im Dschungel zu schlafen, wenn sie angetrunken war. Auch das. Aber sie wollte nicht stören und sie wollte sicherlich nicht hinderlich sein. Und der Dämonenjäger hatte vorgeschlagen, sie sollte mitmachen. Noch auf der Treppe rieb sie sich die Schläfen. Entspannung tut allen gut, hatte er gesagt. Es war etwas Wahres daran, aber wie sollte man sich entspannen, wenn man innerlich gespannt wie eine Bogensehne war, immer auf dem schmalen Grat zwischen Wahnsinn und Abgrund. Wie sollte man entspannen, wenn das, was man haben wollte, nie wieder zu haben war.
Sie drückte die Klinke der Tür herunter und spähte in das Dunkel des Zimmers. Sie hätte nicht einmal gut sehen müssen, um zu bemerken, dass Linndriel unbekleidet und schon eingeschlafen war. Sasarya war leise, wenn sie es sein musste.
Und um die arme betrunkene Elfe nicht zu stören, wendete sie all ihr Können auf. Beinahe hätte sie gelächelt, als sie den Schulterschutz löste und auf dem Boden neben „ihrer“ Seite des Bettes ablegte. Lederschnüre, Gürtel, Schnallen - alles, was dieses Gebilde aus goldenen Beschlägen und gefestigtem Leder zusammenhielt, wurde gelöst und in schlafwandlerischer Perfektion abgelegt. Unter der Rüstung lag sicherlich der Traum von vielen schlaflosen Nächten, oder auch eher nicht. Einfache, dick gewebte Wäsche, die vor dem Abscheuern schützte und die sehnige Elfe vom Hals bis zu den Füßen bedeckte. Auch dieser Liebestöter landete auf dem Boden, bis die letzte Schicht erreicht war. Eine unprätentiöse, knapp geschnittene schwarze Unterhose und ein weiteres, knappes Oberteil, was die wenige Oberweite, die Sasarya besaß, noch bedeckte. Sicherlich nichts, mit dem man Schönheitswettbewerbe gewann, oder Misswahlen. Aber der Körper der Waldläuferin war, nachdem man alle Schichten von ihr abgepellt hatte, beeindruckend auf gute und schlechte Weise. Sehen und Muskelstränge zeigten sehr deutlich, dass sie vielleicht schmal wirkte, aber weder ungefährlich, noch wehrlos war. Wie eine Waffe, die zum Töten immer und immer wieder geschliffen wurde. Kein Gramm zuviel, dafür viel zu viel von unschönen Narben. Frische, alte. Gut oder schlecht verheilte. Zu viele, um sie auf den ersten Moment zu überblicken.
Die Summe aller schlechten Entscheidungen auf einem Körper, der noch nicht einmal an seinem Zenit angelangt war. Dazwischen schwarze Tinte. Blumen, Ranken, Federn. Unter ihrer Brust, unter der linken Pobacke, auf dem linken und dem rechten Arm. Ein Bild schöner aber auch wehmütiger als das andere, sollte man meinen. Erinnerungen an den Immersang in der Nähe ihres Herzens, schlichte Bänder um ihren rechten Oberarm. In der Deutung unklar für jeden, außer der gezeichneten Trägerin. Zuletzt löste sie das Lederband aus ihrem Haar und ein Schwall langer, blonder Haare, floss über ihre Schultern. Wo waren wir? Ah…Gehen oder Bleiben? Sasarya setzte sich auf die Bettkante und sah nach hinten, behutsam griff sie zu dem Laken und deckte Linndriel etwas mehr damit zu, ohne dass diese es bemerken sollte.

Eine gute Viertelstunde mochte es wohl gedauert haben, das leise Entkleiden, das achtsame zwischen die Laken schlüpfen und die ganz und gar unerwartete Geste der fürsorglichen Bedeckung von Linndriels Blöße und es dauerte kaum weitere sieben Minuten, bis der Türknopf sich abermals zu drehen begann, die Tür aufschwang und leise ins Schloss klickte. Ein scharrendes Gleiten und Klirren ließ vermuten, dass der Illidari die Schnalle seines Gürtels gelöst hatte, die folgenden Geräusche klassifizierten archetypisch das Entkleiden mit den üblichen halb unterdrückten Atemzügen, wenn der Stoff sie beim über den Kopf ziehen dämpfte oder er sich bücken musste, um etwas von Händen oder Füßen zu streifen, und das zu Boden fallen von Kleidungsstücken. Ein leises Schieben von Stoff über den Boden. Vielleicht machte er den Weg frei.
Der Türbereich, in dem er sich bewegte, lag im Dunkel. Er war nur ein Schatten im Schatten. Das Mondlicht, das durch den Spalt der unordentlich halb zugezogenen Vorhänge fiel, erreichte ihn nicht. Erst, als er an das Fußende des Bettes trat, tauchte sein Körper in den Lichtkegel.
Der Dämonenjäger war kein Muskelprotz. Kein Bereich seines Körpers war über die Maßen fleischbepackt, aber die Haut spannte sich dünn über Strängen und Sehnen, die Venen traten in der Wärme des Zimmers sanft aus der Haut und jegliche Bewegung zeichnete klar die Schattierung der Hebungen und Senkungen seines Brustkorbs ab. Er verweilte dort für einen nahezu zeitlosen Moment, das Gesicht mit seinen nur halb konturierten Zügen im Halbschatten und schien die Lage der beiden Frauen zu sondieren, vielleicht auch abzuschätzen, ob beide schon schliefen. Von allen Hautbildern, die seinen Oberkörper zierten, war es das weitschweifige Symbol, das seinen Nabel rahmte, das am ehesten ins Auge stach und in spitzen Zacken wie direkte Pfeile auf seine Scham auslief. Schließlich wandte er sich ab und ging zum Fenster hinüber, um es einen Spalt weit zu öffnen und eine frische, laue Brise salzige Luft hereinzulassen. Nicht nur seine Schultern und Brust waren von gestochen scharfen, schwarzen dämonischen Runen gezeichnet - auch seine Schulterblätter zierte jeweils ein Zeichen, während seine Wirbelsäule hinab bis zum Steiß ganze sieben Zeichen auszumachen waren, von denen ein jedes so tiefschwarz gegen seine Haut wirkte, als seien es schwarze Löcher in eine andere Dimension.
Ob er sich wohl dessen bewusst war, beobachtet zu werden? Zumindest mit einem halben Auge, höflich und verstohlen? Sicherlich. Es war ein leichtes gewesen, die Atemzüge von Sasarya als die weniger tiefen eines noch im Wachen befindlichen Wesens zu klassifizieren. Nackt und schamlos wie er war, wandte er sich nahezu ohne jegliches Geräusch wieder um und sprach sie an, die Stimme war nicht mehr als ein Flüstern in der unvollkommenen Stille. Das Meer schlug an die Pfähle der Beutebucht und der Wind zog leise an den schweren Gardinen, die Geräusche aus dem Schankraum drangen nicht bis hier herauf und selbst die Mietzimmer schienen gut genug isoliert. „Ich sehe, dass genug Platz zwischen euch ist“, wisperte der Illidari tonlos, „aber wenn du es vorziehst, heterogen zu nächtigen, ist mir der Boden gut genug. Was wählst du?“

Seine Schamgefühle abzulegen war etwas, das man im Kriegsdienst als erstes lernen musste. Sasarya hatte ambivalente Erinnerungen an ihre erste Visitation durch den zuständigen Heiler, der sie - und alle anderen neuen Novizen - hatte antreten lassen, um sie dann splitterfasernackt auseinanderzunehmen - oder auch als kriegstauglich zu erklären. Schamgefühle musste Oona demnach vergeblich suchen, auch wenn der Blick nicht wirklich neugierig war, sondern eher…nüchtern? Allein die Tätowierungen nahm sie ein wenig deutlicher in Augenschein.
Leise krochen Oonas Worte an sie heran. Ein papiernes Flüstern, wie das Wispern von Laken. Das schmale, abgeklärte Lächeln auf ihren Lippen konnte sie nicht zurückhalten. Heterogen. Beinahe niedlich, irgendwie.
„Es gibt keinen Grund, warum du das tun müsstest. Ist genug Platz für dich.“ Flüsternd erreichte ihn die Antwort, und anstatt den Blick vielleicht auf das Offensichtliche zu lenken, suchten ihre Augen sein Gesicht im Dunkel.

Ein Gesicht, dessen Kinn sich zu einem knappen Nicken senkte, das Sasarya allein aufgrund seiner Winzigkeit entgangen wäre, hätte ihre Aufmerksamkeit nicht exakt darauf gelegen. Er verweilte nur eben für diesen verschwindenden Moment der Geste noch an Ort und Stelle und machte sich dann flüchtig wie ein Blatt im Wind daran, der Erlaubnis - oder wie wollte man das bezeichnen? - nachzukommen. Allein das Niederdrücken der Polster durch sein Gewicht verriet seine genaue Position, als er den Lichtkegel verlassen hatte, und bewegte die Körper der beiden Sin’dorei passiv und minimal, bevor er mit seinen Körper unter die Laken glitt, sich auf dem Rücken ausstreckte und einen Arm unter den Kopf schob, dessen Gesicht sich Sasarya zudrehte. „Manche würden Gründe genug finden“ , drang das Flüstern nicht unmittelbar lauter an ihr Ohr als eben.

Die frische, salzige Luft des Meeres füllte den Raum und brachte den leichten Geschmack nach Salz mit, der sich auf Lippen und Haut legte, wie ein feiner Schleier. Die Natur zum Greifen nah. Sasarya konnte nicht einmal leugnen, dass es sich für sie beruhigend anhörte, dieses Rauschen unterhalb ihres Fensters, wenn die Wellen an die Pfosten schlugen und sich kräuselnd auflösten. Hin und Her, ein niemals endender Kreislauf.
Sie drehte sich zu Oona herum, den Rücken nun dem Meer zugewandt. „Manche, ja. Aber ich bin nicht manche. Manche würden auch einer Fremden, die man wenige Stunden erst kennt, keinen Schlafplatz anbieten. Aber so bist du auch nicht.“
Hauchzartes Flüstern, um Linndriel nicht zu stören, die so friedlich schnarchte, dass man sie beinahe darum beneiden konnte.

So tief die Schatten des Zimmer auch waren, sein offenes Lachen blitzte hell in der Dunkelheit, lautlos bis auf das leise, rasche Ausstoßen von Luft, die noch immer den Beigeschmack von Wermut in sich trug. „Nein bist du nicht, Ist keiner hier im Raum“, formten sich die weiteren Worte in der Finsternis. „Am Ende“, flüsterte er zurück, „sind und bleiben wir Fremde, immerdar. Wer könnte schon behaupten, sein Gegenüber jemals wahrhaft zu kennen?“
An der seichten Bewegung der Polster lies sich ablesen, dass er seine Position korrigierte, vielleicht um in eine bequemere zu finden. Er strahlte körperliche Entspannung aus, die regelrecht ansteckend war. Oder war es geistige? Ein Gefühl, in das sich zu hüllen so verlockend und wohltuend schien wie ein warmer Schal an einem klirrenden Wintermorgen, der sich zart schmeichelnd um die Schultern legte und das Versprechen von Geborgenheit in sich trug.
Noch einmal musste Sasarya wohl oder übel lächeln. Er sagte die Wahrheit, und das war einerseits tröstlich und andererseits bitter, wie die Wahrheit nun einmal war. „Du hast Recht, das weiß man nicht. Und wenn man denkt, jemanden zu kennen, belügt man sich selbst.“ Eine leise Antwort, während sie immer noch mit offenen Augen den Dämonenjäger vor sich ansah. Und jetzt? Das war wohl die Frage, die Sasarya in ihrem Kopf herumspukte. Im Gegensatz zu Oona strahlte sie keine Tiefenentspannung aus. Es war ähnlich wie in der Nacht in der Dschungelruine, angespannt, wachsam auf eine Art, unterschwellig unruhig, unfähig zu schlafen. Ein verzerrter Spiegel des relaxten Dämonenjägers.

„Bist du denn müde?“ lächelte ihr die verkörperte Tonlosigkeit entgegen - und ganz entgegen der Menge und Geschwindigkeit, in der er den klaren und bitteren Alkohol konsumiert hatte, wirkte der Illidari ganz und gar nicht benebelt. „Wir können versuchen zu schlafen - ganz wie es dir beliebt. Mit Abstand oder … falls es dir beliebt auch angelehnt. Vielleicht hilft dir das gegen die Träume.“ Die röchelnden Geräusche der blondgelockten Elfe in seinem Rücken verschluckten einzelne Silben. Dennoch war jede einzelne deutlich genug gewesen, um zweifelsfrei verstanden zu werden. Was bot er da an? Und was wollte er wirklich? Vielleicht war die wichtigste Frage eine andere. Was - hier und jetzt - wollte Sasarya…
„Kriegsmüde…“, erwiderte sie, als ob das alles erklären würde, und gleichzeitig nichts. Mit einer Stimme, die im Rauschen des Meeres fast ertrank. So wie sie gefühlt ertrunken war, vor vielen Jahren, in Gaereths Armen. Nicht mehr zu retten, hoffnungslos. Sasarya fuhr nicht fort, zu erklären, was sie vorzog und was sie wirklich wollte. Stattdessen lehnte sie ihren Kopf gegen Oonas Brust und rutschte näher. Sie glaubte nicht wirklich, dass irgendwas jemals gegen diese Träume helfen würde, aber manche Idioten sagten ja auch, dass die Hoffnung zuletzt stirbt, nicht?

Sein freier linker Arm legte sich beinahe lose und gewichtslos um ihren Körper, die Fingerspitzen konturierten ihre Schulter, die Rippenbögen, glitten um die Taille, bevor sie zum Erliegen kamen und sein ruhiger und regelmäßiger Atem das einzige war, das ihren Kopf bewegte - im Außen. Die tröstliche Wärme, die sein Körper ausstrahlte, griff auf sie über und hüllte - lullte? - sie ein, bog ihre Wahrnehmung in etwas watteweiches und für einen Augenblick war es ihr, als erfassten ihre Sinne den kühlen, irrealen Duft von morgenfeuchtem Moos und Laub. „Der Krieg ist nicht hier“, zuckten gewisperte Worte an ihr Ohr, zum greifen nah - und Äonen entfernt.

Audrey Hepburn - Moon River
https://www.youtube.com/watch?v=QEdPe1SxitI

https://soundcloud.com/verena-junker/moon-river
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Immer ein Vergnügen die Sachen zu lesen, wie eine Gute-Nacht Lektüre. Bloß, dass ich es meist morgens lese.
Weiter machen!
:eyes:

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[Nicht gut]

Andernorts schmiedete jemand Pläne, wie er am Besten eine Schulter aufschneiden und gleichzeitig bei Bewusstsein bleiben kann. Zumindest hatte sie nun Alkohol in mehreren Ausführungen.

Beide Flaschen fanden, an der Lagerstätte angekommen, einen Platz im sandigen Boden und der große Lagerwächter schnupperte misstrauisch daran. Mit einem sanften Lächeln band die Magistrix ihre Maske ab und warf selbige ebenfalls zu den Flaschen. „Warst du brav, Ice?“, lachte die Frau und der Wolf blickte hechelnd zu seiner Herrin auf. Munter trabte er zu ihr und umkreiste sie. Der starke Körper legte sich stabil um die Magistrix herum und mit seinem großen Kopf strich er auffordernd unter ihren linken Arm. Mit einem liebevollen Lächeln kam die Frau der Aufforderung natürlich umgehend nach und kraulte durch das struppige Fell des grauen Wolfes.

„Ja, du bist mein großer, braver Junge.“, säuselte Nairuna. Man sah deutlich, dass dieses Tier ganz genau wusste, dass seine Herrin verletzt war. Er mied es ihren rechten Arm großartig in Bewegung zu versetzen und stützte ihre rechte Seite eher noch, als dass er sie irgendwie ins Wanken brachte. Normal hätte sie ihn wohl zu Boden und auf den Rücken gekrault. Aber ein solches Spiel musste leider ausbleiben.

Nach der dennoch ausführlichen Begrüßung setzte sich die Magistrix stöhnend auf die Decke ihres Lagers. Das Metall ihrer Robe, samt der Schulterschützer und der Handschuhe, wurde fachmännisch abgezaubert und gesellte sich zu ihrem Helm. Der große Wolf legte sich im Halbkreis um seine Herrin und leckte besorgt an ihrem rechten Arm. „Machst du dir Sorgen? Ich bekomme das schon hin.“ „Wer sich gerade keine Sorgen macht, wünscht dir sowieso den Tod. Wie willst du das jetzt überhaupt schaffen?“ Nairuna lachte lauthals auf: „Magie, Training und Mittel, die ich nicht besitzen sollte.“ „Das heißt?“ Grinsend griff Nairuna in die endlose Satteltasche und beförderte eine Flasche ans Tages-…oder besser gesagt…ans Mondlicht. Sie war nicht lang oder hatte eine markante Form, dass man genau hätte sagen können, was sich darin befand. Aber in diesem dickbäuchigen Gefäß befand sich zumindest eine reelle Flüssigkeit. Wenn das Blau auch seltsam zu schimmern vermag.

„Mondbeerendestilat gemischt mit Blutdiestelextrakt und einem Hauch Arkandestilat.“, kam die Erklärung sofort. „DAS solltest du wirklich nicht besitzen.“ „Nunja, ich soll es doch morgens nehmen.“ „Aber doch nur maximal zwei Tröpfchen!“ „Was macht das schon. Mehr als rückfällig werden kann ich nicht.“ „Licht steh mir bei. Meine Nerven. Und was genau hast du jetzt damit vor? Das Gift hat sich im Körper verteilt. Es ist schon ein Wunder, dass nicht dein ganzer Körper gelähmt ist.“ „Ich werde das Gift in meinem Blut zentrieren. Zumindest so weit wie es geht von Innen heraus. Dann steche ich die Wunde wieder auf und das vergiftete Blut kann ausbluten.“ „Und das was noch drinsteckt?“ Die Magistrix hob mit einem tiefen einatmen den Zeigefinger und hielt die Luft für einen kurzen Moment an, ehe sie sagte: „Gut, vielleicht muss ich ein klein wenig rohe Gewalt anwenden. Aber zuerst das Gift.“ „Oh je…“

Ohne sich weiter irritieren zu lassen, klaubte die Frau ein paar Medicuswerkzeuge aus der Satteltasche. Zwei Schalen, ein paar Tücher, ein Skalpell, vorsorglich eine spitz zulaufende Zange und Verbände. Das Skalpell wurde kurzerhand mit einem Fingerschnippen zum Glühen gebracht, während sich die Schalen mit dem medizinischen Alkohol füllten. Mit einem zischen und dem Geruch von verbrennendem Alkohol, löschte die Magistrix das Skalpell ab und atmete tief durch. Das war keine gute Idee. Aber die beste Möglichkeit, die zurzeit zur Verfügung stand.

„Tu es lieber nicht. Das wird deine ganze Stabilitätsbarriere außer Betrieb nehmen! Alles was du jetzt ignorieren kannst kommt durch.“

„Ich weiß.“, brummte die Magistrix und setzte ihren Trank an. Ein großer Schluck entschwand der Flasche, ehe selbige sich wieder verkorkte und zu den anderen Flaschen gesellte.

Der Atem der Erzmagierin ging erst tief, dann wurde er immer schwächer. Die Frau schloss die Augen und Schweißperlen machten sich auf ihrer Stirn breit. Sie musste alle Konzentration aufbringen, die sie noch hatte, um das Gift aus ihrem Blut zu sammeln und zwar so, dass es an der Schulterwunde landete. Knurrend und Zähne zusammenbeißend fletschte sie selbige geradezu und unter der Anspannung in ihrem Körper griff sie zitternd nach dem Skalpell. Ohne großartig Zeit zu verschwenden, stach die Frau die Wunde an ihrer rechten Schulter auf. Ein fast schon bestialischer Schrei hallte für einen kurzen Augenblick durch den Dschungel. Ehe sie mit einem ebenso starken Ruck das Messer wieder aus der Wunde herausriss und es schlicht neben sich warf.

Keuchend, mit ruckartigen Atemzügen, lehnte sie sich nach Hinten an den Wolf. Vorsichtig öffnete die Magistrix ihre Augen und blickte erst auf ihr blutiges Werk, dann hoch zu den Sternen. „Vielleicht sollte ich ihm dafür doch die Flügel stutzen…wenn…er denn…solche…hat…“, nuschelte die Frau und während das Blut sich seinen neuen Weg suchte, verschwamm ihre Sicht auf den Himmel mehr und mehr, „…Morgen…“

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[Innenleben]

Sasarya schloss die Augen und atmete tief ein, als die Sinnestäuschung sie in ihren Bann zog. Sie konnte das Moos unter ihren Füßen beinahe spüren, diesen befriedenden Duft mehr als nur deutlich aufnehmen und sich darin verlieren.
Ihre Sinne tasteten danach, versuchten die natürliche Verbindung herzustellen, die kein Außenstehender verstand. Verbunden mit dem Gefühl, mit jedem atmenden, lebenden Blatt, jedem Lebewesen, dem Wind und dem Wasser.

„Wie machst du das?“, fragte sie in dieses Tasten mit entkörperten Sinnen hinein. Ihre Kehle fühlte sich mit einem Mal so trocken an, die Stimme leise, wie ein Windhauch auf Schmirgelpapier.
Das nahezu sanfte Schnarchen Linndriels mischte sich unter das Rauschen des Meeres, welches gedämpft durch das geöffnete Fenster hineindrang, bis es irgendwann zu einem regelmäßigen, beruhigenden Klang verschmolz. Gerade, als das raschere, kurze Luftholen des Dämonenjägers das Ausholen zu einer Antwort angekündigt hatte, wurde die angenehme Ruhe mit einem Laut durchbrochen, der dem leisen Wimmern eines Welpen nahe kam. Die Elfe begann sich zu bewegen. Sie zog das hinunterhängende Bein wieder zurück ins Bett, drehte sich auf ihre linke Seite und robbte schwerfällig, ohne dabei die Augen zu öffnen oder bei tatsächlichem Bewusstsein zu sein, an Oona heran. Etwas unsanft beförderte sie ihren rechten Arm auf den vermeindlichen Bauch des Dämonenjägers - landete jedoch mit ihrer Hand in Hüftgegend der Waldläuferin. Natürlich bemerkte sie das nicht. Ein wohliges Seufzen folgte und Linndriel schien ihren trunkenen Schlaf fortzusetzen.
Das unbeabsichtigte durch den Stoff gedämmte, dumpfe Klatschen den Arms ließ den Dämonenjäger zusammenzucken und lautlos die Luft wieder ausstoßen, die ihm der Ellenbogen ausgetrieben hatte. Er brummte leise, aber nicht unwillig, zog den Arm unter dem Kopf hervor und zupfte sich die Locken aus dem Gesicht, die Linndriels Kopf verteilt hatte, um sie beiseite zu legen. „Wie mache ich was?“ Das gedrücktere Flüstern und seine Körperspannung ließen vermuten, dass er den Kopf noch in der Luft hielt, bevor sich seine Bauchdecke wieder entspannte und der Arm an seine Position zurückgekehrt war. Die Illusion verwischte nicht, eher im Gegenteil schien sie sich noch zu verstärken.
Sasarya hatte die Augen geöffnet, als Linndriel sich leise bemerkbar gemacht hatte und zuckte ebenfalls kurz zusammen, als die Hand dieser zierlichen Elfe ohne Ansinnen auf ihrer Hüfte liegenblieb. Die respektierten Abstände und Grenzen weichten auf, ihre Sinne jedoch waren mit etwas anderem beschäftigt.
Das Gefühl, sich inmitten des Waldes zu befinden war so stark, umgarnte ihre Nerven, sickerte in jede Pore und Oona war der Quell dieses Zaubers. Wie auch immer er es machte, es war real und war es auch nicht, wie ein luzider Traum.
Das Tasten ihres Gespürs für die Natur war raumgreifend, als würde sie in einem Blättermeer baden, unter einem Sternenhimmel wandeln, das Rauschen des Meeres - nein, sie war das Meer. Sie war jedes einzelne Blatt und der Wind strich in tausend sanften Berührungen über ihre Haut. Sie war unendlich wie die See und weit wie der Horizont, ein Sandkorn im Wind, der Adler in den Lüften. Sasarya legte den Kopf leicht in den Nacken, als sie nach diesem Gefühl griff und versuchte, es auseinanderzunehmen, es zu öffnen und zu verstehen.

„Es ist zum verwechseln ähnlich…dieses Gefühl…“, flüsterte sie ihm zu, während hinter ihren Lidern jede Einflüsterung, jeder Zentimeter dieser Illusion Gestalt annahm. „Nicht echt, aber…nah dran.“
Das offene Lächeln war nicht zu sehen, wohl aber zu hören, ein kleines klickendes Geräusch, als die Mundwinkel in die Wangen zuckten, begleitet von einem leisen Atemstoß. „Was siehst du?“, wollte er flüsternd wissen, während seine Hand beinahe unnatürlich still, trocken und warm in ihrer Taille ruhte, ganz ohne sich wie ein Fremdkörper anzufühlen. War es nicht eher ein Sonnenflecken, der sie dort wärmte? Das goldene Licht eines ewigen Herbstnachmittags.
Wie beschreiben, wenn es dafür eigentlich nicht einmal Worte gab? Das Gefühl von Raumlosigkeit, Unendlichkeit. Vollkommen, nicht in Scherben liegend. Erhoben, über den Dingen, wenn nichts mehr wirklich zählte und alles, was man fühlte, in Perfektion gegossene Bilder waren.

Sasarya lag still, die Arme leicht verschränkt vor ihrer Brust, einzig die Fingerspitzen tanzten langsam hin und her, strichen über Federn und sehnige Arme, als könnte sie es noch ein wenig mehr greifen, noch ein wenig mehr festhalten. Es in dieser Welt manifestieren.
„Ich bin der Wind“, begann sie zu beschreiben. „Unbändig und rastlos, ich fühle das Moos unter meinen Füßen, ich rieche die Beute in der Nähe, als wäre ich eine Bachtatze, die in der Sonne liegt. Ich…bin das Meer, unendlich weit, grausam und wunderschön…“ Selbst wenn sie es gekonnt hätte, die Worte erreichten nicht das, was sie sah. „Ich bin überall, ich bin dieses Land und es gehört zu mir…es singt, es flüstert…“
Sasaryas Augen waren immer noch geschlossen, unter ihren Lidern zuckte es, als würde sie träumen, doch sie war noch hier, bewegte sich nicht, ließ die Illusion auf sich wirken, ertastete sie und konnte kaum trennen, wo ihre Naturmagie endete und seine begann.
„Ich spüre Linndriels Herzschlag und deinen…fast so wie meinen…“

Das zuvor noch so tiefe und regelmäßige Atmen der Elfe verfiel in eine gewisse Unruhe, die zu Beginn nur schwer wahrzunehmen war. Erst, als sich das beinahe hysterische Ausstoßen der Luft von der sanften Geräuschkulisse abhob, drang durch, dass Linndriel nicht mehr ganz so friedlich schlief wie noch vor einigen Sekunden. Aufeinmal, ohne Vorwarnung, schoss ihr Oberkörper in die Höhe. „Oh mein Gott, ich muss k.otzen.“ presste sie mit Mühe hervor, ehe sie sich eilig die Hand vor den Mund schlug. Sie strampelte das Laken beiseite und krabbelte erstaunlich geschickt bis zum Rand des Bettes, wo sie dann für einen Augenblick verharrte und bedenklich still wurde. „Oh, nein, Fehlalarm.“ Sie blieb dennoch dort sitzen, das rechte Bein angewinkelt, ihren Oberkörper auf dem Schenkel abstützend, während das Linke von der Kante hing. Offenbar wollte sie auf Nummer sicher gehen, dass es sich wirklich um einen ‚Fehlalarm‘ handelte. Die Anwesenheit Sasaryas war ihr zu diesem Zeitpunkt noch immer nicht bewusst.
„Hast du das auch gespürt?“, wisperte Oona zu Sasarya zurück und in die halb intonierten Worte mischten sich kleine kollernde Gluckser. Lauter sagte er, ohne dass die Stimme die angenehme Ruhelage verließ: „Wird es gehen?“ Das Mondlicht lag in einem hellen Streif über Linndriels Schulter, tünchte sie in milchige Blässe und hob das Stück ihres nackten Körpers aus dem Dunkel wie ein abstraktes, organisches Objekt, das sich unregelmäßig hob - verharrte - und senkte. Es war irreal wie sich Illusion und Wirklichkeit ineinanderlegten, flackerten und sich widersprachen, ohne sich gegenseitig zur Gänze aufheben zu können. Vielleicht musste man sich entscheiden?
Oonas Hand geriet in seichte Bewegung, eine Geste, wie man sie zum beruhigen nervöser Tiere anwandte - Mütter bei ihren unruhigen Säuglingen, vollkommen in sich ruhend und das Gefühl in langen Linien vermittelnd, die ihrerseits abstrakte Bilder zeichneten, leise und leicht, zart wie ein Flaum.
„Mir geht’s super.“ Na, überzeugend klang das nicht wirklich. Eher elendig. An der vom Mondlicht beschienenen Schulter konnte man erkennen, dass Linndriel zu zittern begann.Sie hatte von Anfang an gewusst, dass sie den Wermut nicht vertragen würde. Sie war Alkohol, erst recht nicht so starken, nicht gewohnt. Und wenn man dann noch so dürr wie sie war, dann wurde einem bereits ein Glas von dem falschen Gesöff zum Verhängnis. Das hatte sie nun davon.
Die Übelkeit drückte ihr auf den Magen und trieb ihr den Schweiß aus der Haut, sodass sie bald schon im silbrigen Schein zu schimmern begann.
Sasarya schüttelte den Kopf. Nein, das hatte sie nun wirklich nicht gesehen. Langsam setzte sie sich auf dem Bett auf und sah sich im mondbeschienenen Halbdunkel des Zimmers um. „Gibt es hier einen Eimer?“, fragte sie leise und spätestens jetzt musste Linndriel ihre Anwesenheit bemerken. Aber sie hatte dem doch eigentlich auch zugestimmt.
„Ich denke nicht“, antwortete Oona halblaut, bevor er Sasarya geschmeidig aus dem Arm gleiten ließ, das Laken zurückwarf und ohne großen Verzug zu Linndriel - und an ihr vorbeirutschte, das Gesäß halb kniend auf der Bettkante in der Luft, als er die Bettpfanne unter dem Polster heraushangelte und Linndriel in die Arme drückte. „Was raus muss, muss raus“, murmelte er sanft und begann in langen Bewegungen von unten nach oben über den bloßen Rücken der Elfe zu streichen. Die Hand war flach und seidenzart, aber die Berührungsrichtung eine fatale, Richtungsweisende. Beinahe schon abwesend, schlang er ihre Locken in einem losen Zopf um sein freies Handgelenk.

Sasarya schwang sich vom Bett und öffnete das kleine Schränkchen und holte eine kleine Schüssel, einen Krug mit Wasser und zwei frische Tücher heraus. Die Tücher in die Schüssel gelegt, trug sie beides zum Nachttisch und ließ Oona tun, was er tun musste. Für Linndriels Mageninhalt gab es jetzt nur eine Richtung. Eine Lektion, die man wohl erst einmal lernen musste. Wieder eine Erfahrung, die ihr zwar nicht unbekannt war, aber um die sie Linndriel definitiv nicht beneidete.
Ein Tuch legte sie trocken beiseite, das andere verblieb in der Schüssel, die nun mit Wasser aufgefüllt wurde. Sasarya blickte noch einmal über ihre Schulter zu Linndriel und Oona. Das konnte jetzt nicht mehr lange dauern.
„Es tut mir echt leid…“ murmelt Linndriel leise und sah einmal kurz zwischen den beiden hin und her, ihnen einen mehr als schuldbewussten Blick zuwerfend. Wenn eines einem begossenen Pudel gleichkam, dann das Bild, was die Elfe in diesem Augenblick abgab.
Ihr Körper spannte sich unter Oonas Berührung an, als wolle sie sich dagegen wehren, das nicht zu verhindernde geschehen zu lassen. Doch als sie auf die Bettpfanne hinabblickte, das Streicheln zu ihrem Körper durchdrang, spürte sie, wie sich ihr Magen umdrehte, aufbäumte und schließlich seinen Inhalt mit Hochdruck den zuvor gekommenen Weg wieder zurück sandte - in einem unschönen Schwall in den Nachttopf. „Sch.eiße…“ keuchte sie mit rauer Stimme und verzog angewidert das Gesicht. „Ich trinke nie wieder was.“
Der Dämonenjäger fuhr mit der streichelnden Bewegung fort. Sein ungerührtes Gesicht wandte er nicht ab, sondern erfasste recht genau, was alles im Zimmer vor sich ging. War das Fass erst einmal angestochen, sprühte die Party vor Leben. Bis eben nichts mehr da war. Pragmatisch und leidgeprüft hielt er die Locken in der Faust. „Shh, shh, shh“, machte er leise. „Lass alles raus. Tief durchatmen…“ Als ob er nicht gewusst hätte, dass das tiefe Durchatmen den Ekelpegel mit einem Knall an jede Hau-den-Lukas-Glocke schnellen lassen würde. Selbst scheuende Pferde mussten unter diesen Händen fromme Lämmer werden.
Natürlich tat sie das, was Oona ihr sagte und atmete tief durch. In vielen Situationen führte es ja schließlich dazu, dass man sich beruhigte oder besser fühlte - in diesem Falle eindeutig nicht. Ihre Lungen hatten sich nichtmal zur Hälfte mit Luft gefüllt, da überkam es sie auch schon ein zweites Mal. Und es wurde nicht angenehmer. Die Geräuschkulisse hielt sich in Grenzen, scheinbar hatte sie zumindest das ein wenig unter Kontrolle.
Die Übelkeit lastete weiterhin drückend auf ihrem Magen, drohte ihn zum Zerbersten zu bringen. Schon jetzt fing der Rachen an, sich wund anzufühlen und so wie es ihr gerade ging, war es eindeutig noch nicht vorbei. Eine bessere Nacht konnte man sich nicht ausmalen. „Sollte ich jemals wieder Alkohol anrühren… Nimm ihn mir weg. Schlag mich. Was auch immer…“
„Verführerischer Vorschlag, aber ich schätze, dazu brauchen wir keinen Anlass“, erwiderte er nüchtern und seinem Atem haftete noch immer etwas der Bitterkeit des klaren Alkohols an. Auch das dritte Krümmen und Würgen begleitete er umsichtig, ohne zu urteilen. Erst als schließlich nur noch trockene und keuchende Versuche kamen und nicht einmal mehr klarer Speichel in der Bettpfanne landete, stellte er die langsamen Berührungen ein und entließ noch langsamer die blonde Mähne aus den fest geschlossenen Fingern. „Shh, shh, shh“, wiederholte er, während die Hand nun nach rechts und links fächerte, nicht einmal weit, aber dennoch beruhigend, und die andere Sas ein kleines Zeichen gab.
Sasarya nahm den feuchten Lappen aus der Schale und ebenso den trockenen und mit beiden setzte sie sich vorsichtig neben Linndriel auf die Bettkante.
„Hier…für dein Gesicht“, meinte sie ruhig und reichte das feuchte Tuch an die arme, gebeutelte Elfe. „Dann fühlst du dich bestimmt ein bisschen besser.“
Mit einer der rechten Hand fuhr sie Linndriel kurz über das Haar, in einer ähnlich beruhigenden Geste, wie Oonas Rückenstreicheln.
„Dankeschön…“ Sie warf Sasarya ein schwaches Lächeln zu und registrierte erst jetzt vollkommen ihre Anwesenheit. Zuwider ihres vorherigen Unwillens und ihrer oft sehr ausgeprägten Eifersucht, war sie tatsächlich irgendwie froh, dass die Waldläuferin da war.
Mit zitternder Hand nahm sie das feuchte Tuch entgegen und tupfte sich damit behutsam Gesicht, Hals und Nacken ab. Die sanfte, kühle Nässe hatte etwas ernüchterndes und tat gut auf der schweißnassen Haut. Erst jetzt, wo der Alkohol ihre Sinne nicht mehr vollends betäubte, bemerkte sie, dass sie vollkommen nackt war. Ihre Scham schien selbst in so elendigem Zustand noch die Oberhand zu gewinnen, unnötigerweise, da es keinen der Anwesenden interessierte. Dennoch angelte sie nach dem Laken und versuchte das nötigste damit zu bedecken, während ihr ungesehen die röte ins Gesicht stieg. „Tut mir echt Leid.“ Entschuldigte sie sich erneut und starrte sich beschämt auf die Füße.
Der Dämonenjäger, dessen Nacktheit ihn ebensowenig zu kümmern schien wie der säuerlich-scharfe Geruch in der Luft, rutschte von der Bettkante und nahm Linndriel die Bettpfanne ab. Zielgerichtete und gerade Schritte bugsierten das blechernde Ding vor die Türe. Dass er nicht etwa in die Knie ging, als er die Schüssel abstellte, ließ einmal mehr tief blicken. Sein Handrücken warf den halbgelösten Zopf über die Schulter zurück, als er sich wieder in den Raum drehte und mit einem Fuß die Türe schloss, während sich seine Arme verschränkten, und er, den Fuß angewinkelt am Holz der Tür belassend, den Rücken ebenfalls daran sinken ließ. Er stand einbeinig im Scheinwerferlicht des gewanderten Mondlichts, als täte er den Hauptanteil seiner Zeit nichts anderes. Ein Mundwinkel senkte sich kurz und abschätzend, dann sagte er: „Trink auch was davon oder spül aus. Sonst hebt es dich vielleicht wieder.“
Sasarya war die einzige im Raum, die noch bekleidet war, wenn auch nicht mit wirklich viel Stoff. Sie legte das trockene Tuch auf Linndriels Oberschenkel ab und holte ihr dann die Schüssel mit dem frischen Wasser.

„Hier. Keine Ahnung wo die Becher sind.“
Der Blick der Waldläuferin ging kurz zu dem Illidari und sie nickte ihm kaum merklich zu zu. Er machte das ziemlich gut.
„Und mach dir keine Gedanken, das passiert den größten Kriegern. Kein Grund, sich zu schämen.“
„Kannst dich ja glücklich schätzen, dass du zu den größten Kriegern nicht gehörst“, giftete Aeshma fröhlich und ergötzte sich an dem Elend der Elfe ebenso wie an seiner boshaften Frotzelei. Findest du? antwortete ihm der Illidari im Stillen in vollkommen überzogenem Gedankenton. Dann passe ich ja hervorrragend zu dir, den Schwanz einziehen konntest du ja auch sehr gut, wenn ich mich recht an die Basis unseres Geschäfts erinnere… Aeshma grollte. Oonayepheton begann flüchtig zu grinsen, als sein Gesicht zur Seite abwich.
Linndriel sah sich kurz um, überlegte, ehe sie den ohnehin schon feuchten Lappen nocheinmal in das Wasser tauchte und ihn minimal auswrang, sodass sie nicht alles volltropfte. Sie führte ihn langsam zu ihren Lippen und schloss diese behutsam um den Stoff. Mit dem ersten Sog erfüllte sich ihr Mund bereits mit dem angenehm kühlen Wasser, welches den Geschmack des Stoffs in ihren Mund trug und den des Erbrochenen überdeckte. Als das Wasser ihre Kehle hinunter lief, beruhigte es ihren wunden Rachen und die gereizte Speiseröhre, die durch die Galle etwas mitgenommen waren. Wie sie so da saß, an dem Lappen nuckelnd, hatte sie doch tatsächlich etwas zerbrechlich kindliches an sich, das in einem das Verlangen erweckte, sie zu knuddeln.
Das Bild, das beide Elfen auf dem Bett abgaben, konnte harmonischer fast nicht wirken. Zumindest für den Moment. Sasarya nahm Linndriel die Schale wieder ab und streichelte noch einmal über ihren Hinterkopf.
Gut, da wären wir nun. Und jetzt? Den Moment, in dem sie die Magie des Dämonenjägers gespürt hatte, hatte sie über den K.otzanfall vergessen. Jetzt fragte sie sich wieder, wie er das gemacht hatte.
Ohne so recht darauf zu achten, was die Elfe mit dem Lappen anstellte, zog Oonayepheton die rechte Hand aus der Verschränkung und kratzte sich gedankenverloren und ohne Striemen dabei zu hinterlassen in dem seichten Schatten der Muskulatur, die wie ein unvervollständigtes V-Relief seine Beckenknochen rahmte. Er steckte die Hand zurück, als er das Gesicht wieder drehte. Er sah irgendwie abwartend drein. Worauf er wartete, blieb die Frage.

Lorn - Acid Rain
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[Scio nescio]

Die Ecke des Betts, die Sasarya frequentierte, hatte vor gar nicht allzu langer Zeit noch Linndriel inhabitiert, sehr kurz, bevor er sich ihr so gezeigt hatte wie er war, dachte Oonayepheton im Stillen und stieß sich von der Tür ab, um sich ebenso wie vor der kleinen Episode zwischen den beiden Sin’dorei auszustrecken. Er kroch mit einem versichernden Fokus auf Linndriel auf die Laken, drehte sich auf den Rücken und ließ die linke Hand auf seinem Brustbein ruhen, während sein rechter Arm sich unter seinen Kopf schob, um diesen abzustützen. Nahezu zeitgleich zog er das rechte Bein in einen bequemen Winkel. Kaum dass er still lag, das stumme, neutrale Gesicht zur Decke ausgerichtet, erscholl in der Ferne ein Schrei, wie ihn ein Tier in Todespein nicht gequälter hätte ausstoßen können.

Sasaryas Blick war Oona gefolgt, als er sich wieder in das Bett legte, zwischen sie und Linndriel, und somit fast wieder der Moment hergestellt wurde, an dem sie vor wenigen Stunden schon einmal gewesen waren. Das Gefühl von Wald und Idylle zwischen ihnen war abrupt mit dem Ausbruch von Linndriels Übelkeit verschwunden, die Natur, die sie fühlen konnte, beschränkte sich nun nur noch auf die Reize jenseits des Fensters. Hintergründig, wie es innerhalb von Stadtmauern war. Ein leises Flüstern des Wellengangs, das Gefühl von Auftrieb unter den federweichen Schwingen der Möwen am Hafen. Nur spürbar, wenn sie sich wirklich darauf konzentrierte. Wie, fragte sie sich innerlich, hatte er das also gemacht? Sie merkte gar nicht, dass ihre rechte Hand dabei auf ihrem Oberschenkel tippte, als sie den Gedanken wälzte und den Blick auf dem Illidari ruhen ließ. Er hatte ihren Schwachpunkt, ihre Neigungen gelesen, als wäre sie ein offenes Buch und ihr ein Gefühl gefüttert, dass ihr flau in der Magengegend werden ließ. Umgarnend, sicher, schmeichelnd, beruhigend. „Woher wusstest du das, Oona?“, fragte sie dann leise, die Stimme so gesenkt, dass sie die Ruhe kaum stören konnte. „Was mir gefällt?“ Die Ohren der Waldläuferin zuckten, als der Schrei die nächtliche Idylle und Ruhe durchbrach und der Blick, und der Kopf wendete sich wieder dem Fenster zu. Doch die Frage stand noch immer im Raum.
Sein Gesicht war zum Fenster hingekippt, drehte sich dann aber auf Sasarya, als sie ihn anredete. Der Dämonenjäger deutete ein ungesehenes Schulterzucken an, das sich viel eher in seinem Tonfall widerspiegelte. Er sprach leise, für ein Flüstern gab es noch keinen neuerlichen Grund. „Ich weiß es nicht“, sagte er. „Was gefällt dir?“ Er klang nicht so, als würde er scherzen oder sich dumm stellen. Was genau hatte sie hier nicht mitbekommen? - oder aber: er. Im Gegensatz zu vorhin verzichtete er darauf, seine Blöße zu bedecken. Die Luft war tropisch genug für laue Nächte und jagte ein kleines Frösteln über seine Haut, so hatte das nichts mit den Temperaturen zu tun.
Jedenfalls schien er eine unfassbar beruhigende Wirkung auf Linndriel zu haben, denn das nervöse gegen den Lappen atmen, das gequälte leise Seufzen und die leichten Schweißausbrüche regulierten sich. Nur wenige Momente nachdem sich alle wieder im Bett eingefunden hatten und die Matratze nicht mehr von sich bewegenden Körpern zum Schwanken gebracht wurde, hörte man auch schon wieder ein seliges, leises, kleines Schnarchen. Sie lag noch immer, einem Seestern ähnlich, auf dem Bett, den Lappen mitten in ihrem Gesicht. Der Schlaf, in den sie nun eintauchte, war schwarz, frei von jeglichen Träumen, dafür aber friedlich…

Kaleo - Bang Bang
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[Flut]

Sasarya sah noch immer auf das Fenster, als Oona ihre Frage beantwortete oder auch nicht beantwortete und ihr stattdessen eine Gegenfrage stellte.

„Das, was ich vorhin gespürt habe…“, sie hob die Schultern ebenfalls an. „Ein Gefühl von Natur und Freiheit.“

Sie strich sich eine Strähne ihres Haares zurück und löste sich aus ihrem Sitz, legte sich im Bett lang und drehte sich zu dem Illidari. Im Hintergrund schnarchte Linndriel leise. Friedlich.

„Hmm“, machte er und ließ den Mund einen Augenblick geschlossen, kaute sogar etwas auf den Lippen herum, was den schemenhaften Gesichtszügen etwas nachdenkliches, ja sogar grüblerisches verlieh, ehe er sie schnalzen ließ und neutral, aber bereits wieder im halben Flüsterton, bei dem nur zwei Vokalen ein summendes Schwingen der Stimmbänder durchschlüpfte, erwiderte: „Keine Ahnung.“

„Nicht so wichtig“, erwiderte Sasarya dann, ebenfalls leise.

Vielleicht, auch wenn sie ihren Sinnen eigentlich trauen konnte, war es doch nur Einbildung gewesen. Auch wenn vieles dagegen sprach, sie es besser wissen musste, und ihrer Meinung nach irgendwas daran sehr schön aber auch sehr merkwürdig gewesen war. Sasaryas Gedanken kreisten darum, fuhren Achterbahn. Noch mehr offene Fragen, auf die man vermutlich nie eine Antwort bekäme.

Der Dämonenjäger rollte halb herum, so dass sein Gesicht jetzt unmittelbar auf Sasarya ausgerichtet war, legte die rechte Hand flach vor sich ab und lagerte sein Ohr in die Ellenbeuge des linken Arms. Er zog das Knie noch ein wenig mehr in die Höhe, so dass es ihm als bequeme Stütze diente und obwohl dort, wo zwei irisierende Lichtpunkte die Augen hätten andeuten müssen nur tiefstes Schwarz lag, fühlte sie den unsichtbaren Blick auf sich liegen. Er sagte kein Wort.

Schweigen auf der Seite des Dämonenjägers, Schweigen auch auf ihrer Seite. Sasarya wirkte nicht wie jemand, den ein durchdringender Blick aus dem Gleichgewicht bringen würde und obwohl sie die unsichtbare Musterung auf sich, auf ihrer Haut spürte, sah sie nicht weg. In ihren Augen war nur ein Hauch Fel zurückgeblieben, den Rest ihrer Vergangenheit hatte die Zeit und der Sonnenbrunnen bereinigt. Es war dieses sanfte Glimmen, das ihm entgegenblickte. Aufmerksam.

Diese junge alte Elfe. Nicht ihr Körperbau, der ihm ohnehin ein schemenhaftes Rätsel blieb, solange er auf Abstand war, aber ihre Stimmlage verriet sie und das, obwohl sie recht wahrscheinlich einiges dafür getan hatte, dass es einem weniger guten Zuhörer nicht mehr auffallen sollte. Ihr Grundtenor war zu hoch, die Stimmbänder schwangen in jedem Lebensalter anders. So viel älter als Linndriel konnte Sasarya kaum sein. Aber da war mehr, das zu einem reifen Geist gehörte als ein zerfallender Körper. Von diesem konnte bei der Elfe keine Rede sein. Irgendetwas an ihr schmeckte nach tiefen Schmerzen, nach solchen, die die Seele zerrissen zurücklassen - selbst wenn man sie wieder versuchte zu kitten, würden an den Bruchstellen kleine Löcher bleiben. Das waren die Stückchen, die man bei denen ließ, die einen brachen. Manche verteilten ihre Splitter, manche schenkten einem einzigen Gegenüber viele davon. Einen Dank dafür gab es nie. Ebensowenig wie eine Nachsorge.
Er streckte die Hand aus. Kurz und zögernd schwebte sie über Sasaryas Wange, vielleicht ein unbeendeter Gedanke. Dann strich er ihr eine nicht vorhandene Strähne aus dem Gesicht, über Schläfe und Wangenknochen. In seinen Fingerkuppen war sein Puls zu spüren. Die Hand zitterte nicht, als er sie langsam wieder zurücknahm, wo sie ebenso flach ausgestreckt wie zuvor auf die Polster sank.

Sie zuckte nicht zusammen, als seine Hand die Distanz zwischen ihm und ihr überbrückte, auch der Blick flackerte nicht, sondern blieb ruhig auf das Gesicht des Dämonenjägers ausgerichtet. Wie Stillhalten um jeden Preis, auch wenn es mühelos aussah. Nicht preisgeben, was in ihr vorging, die Karten in der Hand halten und nicht auf den Tisch legen. Ein Schutzmechanismus für jemanden, der für Offenheit bestraft worden war. Man konnte sich ausmalen, wie sie Schmerzen ertrug, mit welcher Gleichgültigkeit äußerlich und erheblichem Kraftaufwand im Inneren. Eine Vorstellung, die zur Realität wuchs.

Als er sie berührte, zuckte sie nicht zusammen, und seine warmen Finger berührten ebenso warme, weiche Haut. Es war eine zärtliche Geste. Etwas, das Sasarya schon sehr lange nicht mehr wahrgenommen hatte. Eine Federberührung, die bei aller Selbstkontrolle doch dazu führte dass sich eine Gänsehaut bildete. Sie wollte sich nur ungern eingestehen, dass auch das ein Gefühl war, was sie gern mochte.

Sie reagierte wie ein stummer Spiegel, streckte die Hand aus und berührte seine Schläfe, strich das schwarze Haar etwas zurück. Ihre Fingerkuppen waren warm, aber sie fühlten sich rau an, nicht perfekt. Weit davon entfernt. Die Berührung jedoch, die auf seiner Wange endete, war ein Echo in Perfektion.

Sie konnte das schräge, einseitige Lächeln spüren, als sich die Wange verschob und der leise Luftstoß ihren Arm streifte. Was ihre Augen bei Licht gesehen hatten, hatte sie nicht getrogen. Es war ein gepflegtes Gesicht, das sicher nicht nur Seife und Wasser regelmäßig zu sehen bekam - Dämonenjäger hin, Dämonenjäger her. Sein Haar war glatt wie polierter Stein, kräftig und dick und dabei so weich wie Gefieder. Der Stoff der Augenbinde dagegen wirkte regelrecht spröde, als seien metallische Fasern darin verwebt. Er veränderte die Haltung nur minimal, streckte sich ein wenig mehr aus, nahm seine Hand fort und schuf so einen Raum, eine Lücke, die man schließen konnte, wenn man wollte und all das ohne den Kopf zu heben.

Sasarya schloss nicht die Augen, als sie die Lücke zwischen ihnen ausfüllte und die wenigen Zentimeter überwand, die er freigegeben hatte. Die Situation war beinahe so, als hätte ein Bronzedrache an der Zeit gedreht. Hier und da kleinere Abweichungen, aber doch wie zuvor.

Sie zog ihre Hand zurück und legte sie auf ihrem Bauch ab und sagte kein Wort. Noch immer nur Schweigen und das dumpfe Irrlichtern ihrer Augen, jetzt deutlich näher als zuvor. Ihr Atem ging ruhig, wusch warm über den Oberkörper des Illidari, während Linndriel immer noch in Frieden schlief.

Wie, als hätte irgendetwas den Schlaf der Elfe leichter werden lassen, veränderte sich das regelmäßige Geschnarche und endete darin, dass Linn aufeinmal erstaunlich, fast schon erschreckend laut aufgrunzte, beinahe wie ein Schweinchen. Sie rollte sich kurzerhand auf den Bauch, verlor auf halbem Wege das Laken und entblößte damit ihre Kehrseite, vom Mondlicht beschienen.

Nicht sanft, sondern schlagartig und übermächtig wie die große Welle von Kanagawa stürzten alle Empfindungen von zuvor auf Sasarya ein und blendeten beinahe alle Geräusche und Wahrnehmungen der Realität aus - lediglich die, die ohnehin in die Szenerie passten, verstärkten sich und drehten auf, als habe sie eine Tür aufgestoßen. Der Atem des Dämonenjägers war ebenso regelmäßig und warm wie sein kräftiger Herzschlag. Und obwohl er sie nicht im Arm hielt, war er so spürbar für die Sin’dorei wie alles andere der irrealen Bilder.

Vielleicht war es nur eine weitere Sinnestäuschung, dass seine Haut einen sachten und seidigen Schimmer angenommen hatte und der Duft nach wildem Honig in der knospenden Luft voller Blüten und Grün lag.

Die Frage, wie so etwas möglich war, wurde weggewischt, vollkommen erdrückt von dieser Flut an Eindrücken, Emotionen, Gerüchen, die in ihre offenen Waldläufersinne stürzten und sie unter sich begruben. Alles um sie herum versank, verlor an Umriss, selbst die Gedanken, dass sie es hätte besser wissen sollen, versagten kläglich. Linndriel, Verantwortung, Anstand, Zurückhaltung…jeder Gedanke, an den sie sich noch klammerte, wurde gründlich fortgewischt, überlagert. Alles an ihr gab nach, zu mächtig war das Gefühl, mit dem er sie fütterte.

Ihr war mit einem Mal heiß und gleichzeitig stellten sich alle Härchen an ihren Armen auf, als hätte sie einen Schlag bekommen. Sie bemerkte nicht einmal, wie sie die Hand ausstreckte und sie an dem Hals des Illidari entlang gleiten ließ, dieser brennenden Sensation nachgab, die seine Haut unter ihren Fingerspitzen nun ausübte. Und als sich ihre Lippen seiner Halsbeuge näherten, atmete sie tief ein, hielt die Luft in ihren Lungen.

Es fühlte sich an, als würde sie nach Hause kommen. Als würden die Risse und Sprünge in ihrer Fassade mit Gold gefüllt, jede Narbe verblassen. Zufriedenheit, die in jede Pore sickerte. Und der Duft nach Blüten.

Sein langgezogenes Ausatmen schwängerte die Luft mit einem neuerlichen Schwall schwerer Süße, der Arm unter seinem Kopf löste sich aus seiner Position und schlang sich um Sasaryas sehnigen Körper, um auch die letzte Distanz zu vernichten. Er zog sie mit als er sich zurück auf den Rücken rollen ließ als wöge sie nichts und streckte sich lang unter ihr aus, eben noch den Kopf in die Kissen gedrückt hob er ihr nun das Gesicht entgegen. Seine Hände fächerten an ihrem Rücken auf und strichen bis zu ihren Schultern, wo sich die Finger mit ihrem offenen Haar verwoben, ein feines Gespinst aus Nervenimpulsen, bunt wie der blühende Dschungel in der farblosen Finsternis der Nacht.

Überall Unebenheiten, größere und kleinere Risse in der Haut, konnte der Illidari unter seinen Fingern spüren. Eine zerklüftete, zerfurchte, rechte Schulter, an der sich die Haut wie Wellengang überwarf. Die Summe all ihrer schlechten Entscheidungen, der diese Nacht noch aufaddiert werden musste, wenn sie nur noch einen klaren Gedanken hätte fassen können.

Sasarya schloss die Augen, verließ sich nur noch auf das, was sie fühlen konnte. Unter sich, die glühende, samtweiche Haut, um sie herum der Dschungel in all seiner Pracht. Sie auf ihm, ihre Haut auf seiner, doch die Grenzen waren fließend. Ihre Lippen bebten, als sie sie endgültig in seiner Halsbeuge begrub und sich noch mehr verlor. Was Oona dann spürte, war ein feiner Biss, kaum merklich, gefolgt von dem Gefühl ihrer Zunge, die eine stumme Wiedergutmachung mit sich brachte. Und mehr von diesem Duft, diesem Gefühl, dem Geschmack, der sie betrunkener machte, als aller Alkohol dieser Welt.

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Billie Eilish - when the party’s over
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Obwohl die Sonne unterging, wurde das Licht immer heller. Irgendwann war es so grell, dass Linndriel fürchtete zu erblinden, selbst als sie die Augen schloss und sich schützend die Arme vor das Gesicht hielt, vermochte es ihre Lider zu durchdringen. Schmerz, dann – Erwachen. Die plötzliche Dunkelheit, in die sie nun blickte, irritierte die Elfe. Wo war sie? Wer war sie? Es brauchte einiges an Zeit und intensivem Geblinzel, bis sie sich an die Lichtbegebenheiten gewöhnt hatte, ihr Kopf wieder klarer wurde und das Gefühl allmählich zurück in ihre Gliedmaßen gelangte. Bei jedem Blinzeln, auch wenn es nur ein Sekundenbruchteil war, sah sie die Szenerie aus dem Traum vor sich, wie als wäre es ihr auf die Lider gebrannt worden.

Dafür, dass es ihr vor einer knappen Stunde noch so elendig schlecht ging, fühlte sie sich nun erstaunlich gut. Fast schon zu gut. Sie stützte sich mit den Händen auf der Matratze ab, drückte sich ein wenig mühselig hoch und hatte aufeinmal die ineinander verschlungen Körper Oonas und Sasaryas vor sich. Wider Erwarten verspürte sie bei dem Anblick keinerlei Eifersucht, keine Wut. Stattdessen begann ihr Herz wie wild zu schlagen, hämmerte gegen ihre Brust, als wolle es mit aller Kraft aus ihr herausbrechen. Verlangen, Lust – all diese starken Empfindungen schlugen aufeinmal auf sie ein, drohten sie zu erdrücken und raubten ihr für einen Moment den Atem. Fasziniert und gefangen starrte sie auf die Silhouetten, die sich schwarz von dem Mondlicht abhoben, wurde wehrlos in ihren Bann gezogen.

Rosenfeld - Do It For Me
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Waren es noch vereinzelte laute Atemzüge gewesen, die die anfänglichen Bewegungen begleitet hatten, so mischte sich alsbald ohne viel Verzug seine Stimme in den Gesang des Dschungels und der sich brechenden Wellen, in die Anspannungen seiner Muskulatur, so zielgerichtet und geradlinig ausgeführt, dass das Betthaupt erst leiser, dann deutlicher begann, an der Wand ein Vibrato zu schlagen.

Ihre von Rauch und Alkohol durchmischte, heisere Stimme glitt zwischen seine Atemzüge, verwob sich mit den Geräuschen, die nun auch jenseits der einfachen Holztür ihres Zimmers und außerhalb des Fensters zu hören waren und vielleicht dem einen oder anderen schambehafteten Nachtspaziergänger ein ärgerliches Kopfschütteln oder die Röte ins Gesicht trieben.

Ein von Schmerz und Befreiung erfüllter Schrei durchzuckte die Nacht.

Vor die Tür der Gäste im zweiten Stock war irgendwann in der Nacht eine halbvolle Bettpfanne gestellt worden. Offenbar hatte einer der drei den Alkohol nicht wirklich vertragen. Das gute Essen, darunter eine Menge Pfefferschotenstückchen, hatte in diesem Zustand so gar nichts appetitliches mehr.

6 A.M. - This is it
https://www.youtube.com/watch?v=6Qp5aXP1Iww

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[Auftakt]

Eine ganze Weile war es still im Haus. Bis in den zweiten Stock drangen die Geräusche aus der Küche nicht. Oonayepheton hätte auch den Teufel getan sich laut mit sich selbst zu unterhalten. Die inneren Monologe - und Dialoge - waren aufwühlend genug für ihn selbst, das musste niemand sonst mitbekommen. Fahrig hantierte er an halboffenen Schränken und Kisten, suchte und hätte beinahe einen Scherbenhaufen verursacht, wenn seine Reflexe nicht so routiniert funktioniert hätten, als er beim Ertasten der hinteren Fächer eine Kanne über die Kante gewischt hatte. Er fluchte leise. Wolltest du mich eigentlich umbringen?! fuhr er stattdessen Aeshma stillschweigend an.
„Was? Nein. Wieso?“ Die Ahnungslosigkeit des Dämons war so täuschend echt, dass er mit Sicherheit einen Illidari, der mit ihm keine Erfahrung gehabt hätte, hinters Licht geführt hätte.
STELL. DICH. NICHT. DUMM. DU A.RSCHLOCH!
„S ist wohl ein bisschen mit mir durchgegangen“, lispelte der Dämon und legte eine Unschuld an den Tag wie eine Klosterschülerin vor ihrem ersten Kuss mit der Zimmergenossin.
Wenn es das nächste mal mit dir durchgeht… ACH WAS REDE ICH. DAS WIRD NIE WIEDER PASSIEREN. EHER HACKE ICH IHN AB. VERSTANDEN?!
Der Dämon vermittelte das Gefühl von Sauerstoffmangel, als würde er nach Luft schnappen. Sehr plastisch.
BEIDE!
Stille.

„Das machst du nicht.“ Jetzt klang er vorsichtig, tastend nach dem Wahrheitsgehalt.
Da kannst du Gift drauf nehmen. Oonayepheton knirschte mit den Zähnen. Das Geräusch hätte jedem, der es hören konnte, die Nackenhaare aufgestellt. Wie kreischende Fingernägel auf einer Schiefertafel. Nachdrücklich knallte er das, was er zusammengeklaubt hatte auf das Tablett, so dass die Becher aneinander schepperten und der Kaffee schwappte.
In seinem Kopf war nur Schweigen. Und das war auch gut so… die anderen Bereiche seines Bewusstsein zuckten in wirren chaotischen Wortfetzen durcheinander, seltsame Empfindungen bekriegten sich, ohne sich aufheben zu können und ihm war so, als sähe er bunte Funken vor den Augen tanzen. Obwohl es keine gab. Keine Funken… und keine Augen mehr.

Man konnte dem Dämonenjäger allerhand unterstellen, nicht aber, dass man in seiner Nähe Hunger, Durst oder andere existenzielle Nöte zu leiden gehabt hätte. Er hangelte die Tür mit dem Ellenbogen auf und schob sie mit dem Fuß wieder zu. Einen Augenblick lang blieb er stehen, ein seltsam vertrautes schwarzes Lacktablett, dem man die häufige Benutzung in mattgeschabten Stellen und Kratzern ansah, in Händen, und erfasste die Lage.
Seine Mundwinkel zuckten in die Höhe. Dunkler, bitterer Kaffeeduft zog in den Raum, überdeckte den des Brots und was sich auch immer in der mit einem Tuch abgedeckten Schale befand, und verschmolz mit der frischen und salzigen Brise, die die schweren Vorhänge kaum in Bewegung zu setzen vermochte. Die Gerüche mischten sich, ohne sich aufzuheben, und verwirbelten über dem Knäuel an Laken, aus dem blondes Haar, gelockt und glatt, ein Fuß und ein Knie herausragten, die in diesem Winkel unmöglich zum selben Körper gehören konnten.
Unter seinem Arm klemmte eine Zeitung . Er verkniff sich das Grinsen und räusperte sich mit ernsthaftem Gesichtsausdruck - erst leiser, dann lauter, um auf sich aufmerksam zu machen.
“Frühstück gefällig, die Damen?”

Ne-Yo - She Knows ft. Juicy J
https://www.youtube.com/watch?v=9-KiYo4BwVI

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Oona - The Original Roleplaying Character Soundtrack
In Order of Appearance.

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[Rauch] - Leak!

Oonayepheton glitt auf die Knie, doch anstatt sich wieder lang zwischen den beiden Frauen auszustrecken, verließ er ganz das Bett. Er klaubte ein trockenes sauberes Tuch aus dem Schrank und füllte die Waschschüssel neu, um sich sorgsam zu reinigen, behutsam und effizient zugleich. Zuckend spannten sich die Muskeln an seinem Rücken mit der Bewegung seiner Arme, obwohl er kein Hehl aus seiner rituellen Reinigung machte. Er drehte sich nicht weg, suchte nichts zu verbergen. Wozu auch. Scham war ihm fremd. Er trocknete die glitzernden Wassertropfen von der Haut, durchsuchte sein Gepäck und förderte einen Kamm zutage, der weder kostbar noch besonders war. Schmalzinkig und dünn. Der Dämonenjäger nestelte das Band aus seinem Haar, warf es neben die Waschschüssel und fasste nach einem Teil seines Haars, um es langsam von den Spitzen bis zur Kopfhaut zu entwirren.
"Was hast du vor?" fragte Aeshma, der die innere Unruhe spürte. Ich kämme mir die Haare , erwiderte der Dämonenjäger. "Du Depp", ranzte ihn der Dämon an. "Nicht das Offensichtliche!" Gar nichts. "LÜG MICH NICHT AN." Aus unerfindlichem Grund zuckten die Ohren des Illidari - ebenso wie sein Mundwinkel. Vielleicht hatte er sich ein Haar ausgerissen.

Man konnte Linndriel dabei zusehen, wie die Lider langsam immer schwerer wurden, zu fielen, hastig wieder aufgerissen wurden, bis sie irgendwann geschlossen blieben. Ihre rechte Hand ruhte locker auf ihrem Bauch, kurz oberhalb des Nabels, während der andere Arm und die Beine Platz einnehmend von sich gestreckt waren. Letztendlich hatte die Erschöpfung sie übermannt, nicht nur von dem nächtlichen Spektakel herrührend. Das altbekannte, friedliche Schnarchen setzte wenige Minuten später ein.

Sasarya bekam von dem inneren Monolog des dämonisch-elfischen-alten-Ehepaares nichts mit. Sie blickte noch immer auf die Decke und hing ihren eigenen Gedanken nach. Der Geruch auf ihrer Haut, ihren Fingern, die Spuren des Liebesspiels störten sie nicht. Und es war ein schöner Moment gewesen. Unerwartet, ja, aber schön. Als Linndriel neben ihr wieder in das sanfte Schnarchen verfiel, hob sie einen Mundwinkel und atmete tief aus.

Er störte die Stille nicht, stand bis auf die gleichförmigen Bewegungen seiner Hand mit dem Kamm und das Nachfassen still und bewies verkörperlichten Gleichmut darin, die schiere Menge des für sein Werkzeug viel zu dicken Haars zu bändigen. Dass er die Stellen dicht über seinen Schläfen dabei aussparte fiel keinem auf. Er beugte sich tief, als er es geschafft hatte, klemmte das Lederband zwischen die Zähne und warf sich eine Handvoll Wasser ins Gesicht, schob die Hände über den Kopf zurück und fasste einen neuen Zopf, den er stoisch und nicht nach Idealen band. Das Wasser durchdrang die Augenbinde nicht. Auch Schultern und Arme benetzte er, ohne sie zu trocknen und trat ans Fenster, wo er den Vorhang beiseite schob und auf die Nacht lauschte, die ihren Zenit gerade einmal um wenige Stunden überschritten hatte.

Irgendwann danach schwang Sasarya die Beine aus dem Bett und begann, nackt wie sie war, in ihren Sachen zu kramen, die neben ihrer Bettseite auf dem Boden lagen. Als sie die kleine Tasche öffnete und das silberne Etui herauskramte, war die Intention vermutlich überdeutlich. Schweigend gesellte sie sich zu dem Dämonenjäger an das Fenster und blickte hinaus in die sternenklare Nacht. Ihre Finger ließen das Etui aufschnappen und sie klemmte sich einen ihrer gerollten Sargnägel zwischen die Lippen. Ein Wink aus dem Handgelenk entflammte die Spitze. Sie nahm einen tiefen Zug, den sie für einen gedehnten Augenblick in ihren Lungen hielt und schließlich in die kühlere Nachtluft ausatmete. "Du auch?", fragte sie nur und bot Oona erneut von ihrem sündigen Laster an.

Statt sich zu bedienen, drehte er ihr den Kopf zu, griff nach ihrem Handgelenk, zog die Hand an seinen Mund und nahm einen Zug von derselben, die sie sich angezündet hatte. Sasarya konnte den warmen Blick ebenso spüren, wie den wasserkühlen Griff der Fingerkuppen. Er ließ sie los, als er den Kopf hob, um den Rauch wieder auszublasen, fischte nach einer eigenen und schob sich hinter die Sin’dorei, den rechten Arm lose um ihre Taille geschlungen und den Kopf nach vorn über ihre linke Schulter gebeugt. Er klemmte sich das Röllchen zwischen die Lippen. Und wartete.

Sasarya klemmte sich seelenruhig ihre Kippe zwischen die Lippen und schmunzelte angedeutet. Sie ließ die Sekunden verstreichen, während Oona seinen Kopf über ihre Schulter beugte. Sein Heranpirschen hatte sie lässig hingenommen, ohne auch nur zu zucken, als sein Arm sich um ihre Taille schlang. Geduld war eine Tugend, und aus irgendeinem Grund wollte sie, dass dieser Moment in erwartungsvoller Spannung stand. Ein bisschen wie ein Spiel, ohne dass sie zugegeben hätte, zu spielen. Immerhin war sie eine ernsthafte Angehörige der Streitkräfte von Quel’Thalas und kein Witzbold. Dann hob sie die Hand, die Nähe allein reichte aus, und steckte auch seinen Glimmstängel mühelos in Brand.

Er hatte eben solche Geduld bewiesen wie beim Ordnen der Haare. Nicht einmal der Atem war schneller gegangen. Als er nun rauchte und den Kopf wieder hob, den Luftzug seiner Atemzüge mit sich nahm, zog sein Daumen kleine Viertelkreise auf ihrer Haut. Es waren nicht viele, unregelmäßig und vereinzelt. Bis auf die Wassertropfen, die rasch verdunsteten, strahlte er eine angenehme Wärme aus, die die oberflächliche Nachtkühle seiner Haut unterwanderte und nur dort, wo sie sich flächig berührten, ein wohliges Polster bildete.

Sasarya ließ die silbrig-verkratzte Schachtel zusammenklappen und legte sie auf dem Fensterbrett ab. Für später. Er war warm und er sprach kein Wort. Sasarya musste daran denken, dass ihr das früher vielleicht einmal Angst gemacht hätte, aber die Jahre waren an ihr vorbeigerauscht und hatten ihre Werte von Angst neu ausgewürfelt, die Skalen erhöht mit jedem weiteren Krieg. Kein gesprochenes Wort, nur das leichte Geräusch von aufglühendem Tabak, Einatmen und Ausatmen. Minimalstes Reiben von Haut auf Haut. Ihre Lider senkten sich nur leicht, der Blick blieb auf das Meer gerichtet. Unter seinen empfindsamen Fingerspitzen wieder ein stummer Zeuge, ein Narbenkranz aus kleinen Löchern. Eine Erinnerung an Argus und einen Teufelshund, der sich darin verbissen hatte. Uneben jede kleine Vertiefung, die Narben eher gewuchert als fein zusammengezogen. Wenn man ein Kenner war, wusste man, dass dort Licht und Naturmagie zusammengewirkt hatten. Nicht schön, aber selten. In seiner Sicht strahlte sie jetzt weniger als noch zuvor, doch der grüne Schimmer durchfloss sie noch immer. Die Verbindung mit der Natur blieb, vertrauensvoll und versichernd.

Er unterbrach das stumme Rauchen nur einmal - vor dem letzten Zug - um ihr einen flüchtigen Kuss auf den Nacken zu hauchen, eben dort, wo er still um Feuer gebeten hatte. Dann hob er das Rauchwerk an, ließ es aufglühen und schnippte es darauf aus dem Fenster, ein roter Funken, der in einem weiten Bogen aus ihrem Blickwinkel in der Schwärze verschwand. Beide Arme schlossen sich um die Elfe. Wiegend verlagerte er das Gewicht nach rechts, nach links und wieder auf den rechten Fuß. Sie konnte ihn tief durchatmen spüren.

Nina Simone - I’m feelin’ good
https://www.youtube.com/watch?v=oRMICrdFRqw

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