Hyaena - Geschichte(n) einer Troll-Jägerin

Teil 2

Kapitel 9

Vorgebirge des alten Hügellands


Sie hatte sich unbehelligt im Lager umschauen können.
Anscheinend hatte sich schon rumgesprochen, dass sie sich unter Leutnant Drachs "spezieller Obhut" befand. Überall ließ man sie passieren und die Soldaten blieben zurückhaltend.
Was man von den Hunden nicht behaupten konnte. Alle fingen an zu knurren und zu bellen und einige hätten sich am liebsten losgerissen und sich auf die beiden gestürzt. Ob es nun an Booah, ihrem gezähmten Wildschwein lag oder die Hunde tatsächlich die Troll hinter der Menschengestalt wahrnahmen, wie die Drachen sie gewarnt hatten, ließ sich nicht sagen.
Mit Booah hatte sie aber eine Erklärung zur Hand.
Dazu verhinderte der Aufruhr der Hunde auch irgendwelche längere Gespräche. Umso besser. Sie konnte sich also in Ruhe umsehen.

Überall bot sich ihr der gleiche Anblick. Lethargische Orcs die stumpf vor sich her starrten und sie, wenn sie mal von ihnen bemerkt wurde, stets nach Wasser oder etwas zu Essen fragten. Kein Wunder, so ausgezehrt wie sie aussahen.
Dazu der Gestank. Was aber nichts damit zu tun hatte, dass es Orcs waren, wie Drach behauptete, sondern allein mit der Tatsache, dass es kaum Aborte gab. Geschweige denn irgendwelche Möglichkeiten sich zu waschen. Kein Wasser weit und breit.
Was sich wiederum für ihren Auftrag, das alles hier in Brand zu setzen, mehr als hilfreich erschien.
Selbst wenn es vorgesehen wäre, sie würde nie die ganzen Orcs hier rauskriegen. Nicht in so einem Zustand. Bevor sie auch nur die Hälfte aus dem Graben bekommen hätte, wenn überhaupt, hätten sich die Soldaten formiert. Und selbst wenn sogar das gelänge, eine so große Menge entkräfteter Orcs wären schnell von einer Reiterei erreicht und aufgerieben. Sie mussten also weiterhin ihrem Schicksal überlassen sein. Das war bitter und sorgte dafür, dass die Flamme unter ihrem Hass nicht erlosch. Auch dafür sollte dieses Menschenpack zahlen.
Also nur Thrall dachte sie, als sie in ihrer Kammer lag.
Im normalen Ablauf der Geschichte würde Thrall eh wiederkommen und sie befreien. Half sie also Thrall hier heraus, half sie so auch den Orcs.

Gleich nachdem sie aus dem Graben wieder heraus war, nahm sie ein Diener mit dem Auftrag sie zu ihrem Gemach zu führen in Empfang.Das Gemach erwies sich als eine kleine Angestelltenkammer, schlicht in der Einrichtung, ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl und eine kleine Truhe für die Habseligkeiten, aber sauber. Kein Fenster, wie sie besorgt feststellte. Nur schmale Spalten, oben an einer Wand, die etwas Licht und Luft hereinliessen. Und es gab eine zweite Tür. Verschlossen, wie sie gleich feststellte, aber sie trotzdem nicht beruhigte. Nun, sie hatte eh nicht vor lange zu bleiben. Streng genommen nicht einmal eine Nacht. Um so wichtiger, dass sie jetzt noch etwas ruhen konnte. So lag sie da und schmiedete ihren Plan. Der große Unsicherheitsfaktor war Thrall selber. Wo war er und in was für einem Zustand? Das erhoffte sie heute Nachmittag zu erfahren.

Auf dem Tisch standen neben einer Kerze und einer Schale mit heißem Wasser auch etwas zu essen und zu trinken.
Ein Laib Brot, etwas Fleisch und stark riechender Käse. Dazu ein kleiner Becher Wein. Sie nahm das Fleisch und gab den Rest Booah. Auch den Wein ließ sie stehen und nahm von ihrem eigenem Wasser. Sie musste heute Nacht bei klarem Verstand sein. Beim heißem Wasser hatte sie erst gezögert. Sie wollte sich gerne waschen, aber die Aussicht mit diesem Menschenkörper mehr in Kontakt zu kommen, ja ihn komplett zu Gesicht zu bekommen, schreckte sie zuerst ab. Doch dann gewann die Neugier oberhand. Mit leichtem Gruseln zog sie sich aus und wusch und untersuchte sich. Anschliessend war sie erleichtert und enttäuscht zugleich. So viel Unterschiede gab es gar nicht. Weicher und empfindlicher war dieser Körper als ihr wirklicher. Aber sonst?
Wie es wohl war als Mensch sich mit jemanden zu paaren? Sofort kam ihr Leutnant Drach mit seinem gierigem Blick vor Augen. Die Chance hätte sie wohl. Sie schüttelte sich. "Niemals" sagte sie leise und zog sich wieder an um etwas zu essen und zu ruhen. Jetzt galt es sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, sie würde nämlich gerne lebend aus dieser Geschichte herauskommen.
Da lag sie also und ihre Gedanken sprangen zwischen Thrall und Drach hin und her. Bald war es Nachmittag und dann sollte sie Thrall zu sehen bekommen. Wenn dieser Mensch die Wahrheit gesprochen hatte. Drach, ja. Der war ja auch noch da. Ihr Blick wanderte unruhig die Deckenbalken immer wieder aufs neue entlang.
Teil 2

Kapitel 10

Vorgebirge des alten Hügellands


Was für ein Tag!
Hyaena lag auf ihrem Bett und ließ ihn wieder und wieder in ihrem Innerem vorbeiziehen. Zumindest versuchte sie es, aber so sehr sie sich auch mühte, ihre Gedanken sprangen jedesmal sofort zu Thrall.
Als sie am späten Nachmittag an das abgetrennte Nordende des Grabens, in dem die Orcs untergebracht waren, ging, warteten schon viele Menschen dort. Allerdings nicht auf sie. Sie wurde sogar kaum beachtet, wie sie mit Erleichterung feststellte. Alle waren dem Graben zugewandt. Viele von ihnen schienen Adlige zu sein, aber auch hier und da war Personal zu sehen. Den größten Teil aber machten einfache Soldaten aus. Natürlich waren die feinen Leute auf den besten Plätzen untergebracht. Und inmitten ihnen, leicht erhöht, ein Mann mit dunklen Haaren und Bart. Das konnte nur Schwarzmoor sein. Irgendein anderer Adliger sprach mit ihm, aber Schwarzmoor schien nur in den Graben zu starren, einen großen Kelch in der rechten Hand.
Sie schritt auf den Graben zu und erkannte, dass das Nordende eine Arena darstellte. Noch leer. Als sie sich umsah, entdeckte sie Leutnant Drach, der aber bei den Adligen und Ranghohen weilte und sie keines Blickes würdigte. Worüber sie aber keineswegs traurig war. Interessierter beobachtete sie Schwarzmoor. Sein Kelch schien genauso leer zu sein wie die Arena und das oft. Immer wieder gab er einem Diener ein Zeichen nachzufüllen. Den Blick die ganze Zeit grimmig auf die Arena gerichtet.

"Wer wird hier kämpfen?" fragte sie die nächststehenden Menschen, der einfachen Kleidung nach offensichtlich Personal aus der Burg. Sie ahnte es zwar, aber sie wollte es hören. Die Menschen sahen sie erstaunt an. "Das weißt du nicht?" Sprach ein Junge und sah sie groß an. "Woher denn auch, du Dussel, siehst du denn nicht, dass sie die neu..." das Dienstmädchen, welches angefangen hatte zu sprechen, unterbrach sich und wurde kurz rot. "Entschuldigung, Mylady. Ich wollte nur sagen, dass sie noch nicht so lange hier auf Burg Durnholde zu Gast sind und es vielleicht deshalb nicht wissen." Hyaena ging nicht auf dieses merkwürdige Getue ein. "Das ich was nicht weiss?"
"Thrall kämpft heute!" Der Junge strahlte. "Endlich kämpft er wieder." "Was ein halbes Wunder ist, nach dem er den letzten verlor," mischte sich ein Mann ein. "Dafür konnte er nichts! Es war sein achter Kampf hintereinander. Er war viel zu müde für diesen großen Oger. Das war nicht fair von Schwarzmoor." "Psst, sei ruhig" fuhr die Frau dem Jungen über den Mund und, zu Hyaena gewandt, "Entschuldigt auch ihn, er ist immer so aufgeregt, bevor Thrall kämpft." Die Troll winkte nur ab. "Alles gut, ich gehör nich zu den feinen Pinkeln dort nich" und nickte in Richtung Schwarzmoor. Die Frau atmete erleichtert durch und schaute an Hyaena herunter. "Hätte ich mir eigentlich denken können. Oh! So war das auch nicht gemeint...." "Am besten sagt du gar nichts mehr," lachte der Mann leise. Und zu Hyaena flüsterte er fast. "Es ging um eine Menge Gold. Er verdient nicht schlecht mit diesem grünen Ungetüm. Andere Lords kommen mit ihren besten Kämpfern von weit her, um sie gegen Thrall antreten zu lassen. Die Wetteinsätze werden immer höher, wie es heißt. Unserer Lord war an dem Tag vielleicht etwas zu ... ...siegessicher." "Oder zu betrunken" die Frau schien nicht lange den Mund halten zu können. Der Mann blickte sie warnend an. "Wie dem auch sei, Thrall haben sie schwer verletzt aus der Arena getragen. Aber der Grund dafür, dass er lange nicht mehr gekämpft hat, lag wohl eher in der Behandlung begründet, die ihm dann in seiner Zelle widerfahren ist. Wie gesagt, es ging um viel Gold. Sehr viel Gold." "Es geht los! Thrall, da kommt er! Schaut!" Der Junge arbeitete sich nach vorn an den Rand.

Hörner wurden geblasen und durch ein jetzt geöffnetes Tor unten in der Arena schritt ein kräftiger Orc mit langsamen und entschlossenden Schritten über den harten und staubigen Boden in Richtung der Tribüne auf der Schwarzmoor saß. Was für ein Unterschied zu den Orcs weiter hinten im Lager. Wach und aufrecht. Und natürlich gerüstet. Mit Schild und Streithammer. Vor Schwarzmoor kam er zu stehen. Die Rufe verebbten nach und nach, als alle merkten, dass Thrall keine Anstalten machte das Knie zu beugen. Es wurde totenstill.
Schwarzmoor und Thrall sahen sich an. Die Luft fing förmlich an zu knistern und der Menschenlord umklammerte seinen Weinkelch so stark, dass die Knöchel weiß wurden.
Auf einmal kniete Thrall sich hin und senkte den Kopf. Die Spannung löste sich in einem großen Jubel auf. Die Erleichterung war deutlich spürbar. Schwarzmoor nickte.
Ein weiteres Horn wurde geblasen und ein weiteres Tor wurde geöffnet. Thrall stand auf und ging in Position. Wieder musste Schwarzmoors Kelch nachgefüllt werden.

Thrall gab ein tiefes Grunzen von sich, als er sah, wer sein Gegner war. Es war der Oger dem er seine letzte Niederlage und damit seine darauffolgende Bestrafung zu verdanken hatte. Das bedeutete einen hohen Wetteinsatz. Einer würde heute um ein vielfaches reicher sein als vorher. Schwarzmoor oder derjenige dem dieser Oger gehörte.
Der Oger brüllte vor Freude als er den Orc vor sich stehen sah, den er damals beinahe ins Jenseits befördert hatte. Dass er damit rechnete und sich darauf freute heute das zu beenden, woran er letztesmal gehindert wurde, war ihm deutlich anzusehen.
Und im nu war die Luft wieder energiegeladen. Auch die Troll konnte sich dem nicht entziehen. Ihre Augen nur auf Thrall gerichtet und ihr Herz kräftig gegen ihren Brustkorb schlagend, sah sie nicht wie Schwarzmoor seinen Kelch wiederholt füllen ließ und endlich, endlich das Zeichen gab. Die Hörner tönten zum dritten mal.
Mit einem gewaltigen Schrei stürzte sich der Oger auf Thrall.
Und Hyaena brüllte zusammen mit dem Jungen, ohne dass sie sich dessen bewußt war, ihm entgegen: "Thrall!"
Teil 2

Kapitel 11

Vorgebirge des alten Hügellands


Schritte.
Und zwar aus Richtung der zweiten, verschlossenen Tür.
Hyaena stand langsam und lautlos auf, griff zum Bogen und legte einen Pfeil auf. Die Schritte hörten auf und es wurde ein Schlüssel ins Loch geschoben und gedreht. Das Schloß klackte.
Die Troll spann den Bogen und richtete ihn auf die Tür. Aber die Tür ließ sich nicht öffnen, denn sie hatte den Stuhl an der Tür verkeilt. Der hoffentlich halten würde. Leises Gefluche kam von der anderen Seite und es wurde noch ein paar mal versucht die Tür zu öffnen. Vergeblich. Schritte waren wieder zu hören, doch diesmal entfernten sie sich.
Hyaena ließ den Bogen sinken. Da sie nicht glaubte hier überfallen zu werden, konnte es sich nur um Leutnant Drach gehandelt haben, der einen diskreteren Weg zu ihrer Kammer gewählt hatte. Ihre Verabredung zu den "Trolljagdgeschichten".
Anscheinend war dies die Kammer in der seine neuen Eroberungen untergebracht wurden, eine Kammer mit einem abseits gelegenen Zugang für nächtliche und unauffällige Besuche. Aber wer weiss, vielleicht hatten ja alle Dienstmägde in ihren Unterkünften eine zweiten Zugang für die Herren. Den Menschen traute sie so etwas durchaus zu. Was für ein schräges und kompliziertes Volk.

Sie hätte ihn natürlich auch reinlassen können und ihn hier und auf der Stelle erledigen können, aber wenn etwas schiefgegangen wäre, hätte es Alarm gegeben, viel zu früh und die ganze Aktion wäre schiefgelaufen. Sie wollte sich gerade wieder hinlegen, da hörte sie wieder Schritte, die gleichen Schritte. Doch diesmal vor der anderen, der Haupttür. Doch dort klemmte der Tisch, ein ungefragtes Eindringen verhindernd. Den Bogen ließ sie jetzt liegen. Wenn er es schaffte hier hereinzukommen, musste sie mitspielen. Zu groß war die Gefahr das andere, Wachen zB, es vom Flur aus mitbekamen, wenn sie ein Pfeil auf ihn loßliesse.

Diesmal klopfte er. "Hey wilde Frau. Ich bin es." Er versuchte sich an der Tür und stieß einen Fluch aus. "Was soll das, mach schon auf. Ein Held ist da. Mit Wein und Geschichten von toten Trollen. Selbsterschlagen." Wieder rüttelte er an der Tür.
Hyaena blieb stumm und rührte sich nicht. Drach war definitiv nicht mehr nüchtern. Als seine Worte unerwidert blieben, fluchte er wieder. Jetzt lauter und böser. Schließlich zog er ab. Wahrscheinlich um seinen Wein allein zu trinken und anschließend sich über irgendeine Magd herzumachen.
Sollte er sich doch noch weiter betrinken. Das kam ihr nur entgegen. Wie auch viele der Höhergestellten heute betrunken sein und einen tiefen Schlaf haben werden. Schwarzmoor hatte ein Gelage abgehalten. Zur Feier des Tages. Thrall hatte den Kampf gewonnen. Und damit Schwarzmoors Geldbeutel wohl mehr als ordentlich gefüllt, wie geraunt wurde.

Ja, Thrall hatte gesiegt.
Und das beeindruckend souverän. Nicht dass er einen einfachen Kampf gehabt hatte. Der Oger war selbst ein ausgebildeter Gladiator und verfügte über jede Menge Kraft und schmutziger Tricks. Vieleicht hätte er auch Thrall wirklich gefährlich werden können, wenn er sich nicht so sicher gewesen wäre. Das hatte ihn unaufmerksam und leichtsinnig werden lassen. Zu groß freute ihn die Aussicht diesen „“grünen Affen“ zu zermalmen und totzuprügeln. Thrall dagegen war kühlen Kopfes geblieben und hatte seinen Ansturm mit einer Rolle, die ihn hinter den Oger brachte, beantwortet. Aus dieser Position erwischte sein Streithammer den Oger im Rücken und verdoppelte dessen Schwung, so dass er in den Dreck flog. Das brachte den Oger zum Toben und er wurde wilder, aber auch planloser in seinen Attacken. Thrall nutzte das erbarmungslos aus, aber es dauerte lange und er musste viel einstecken, doch schließlich bekam er die Gelegenheit zu einem gewaltigen Hieb gegen den Kopf des Ogers. Und damit war der Kampf besiegelt.
Hyaenas Herz schlog wieder heftig, als sie daran zurück dachte. Nun, es sah ganz so aus, also ob es doch dazu kommen würde, sich mit Thrall an der Seite den Weg nach draussen zu erkämpfen. Eine Spur von Menschenblut hinter sich lassend. Kurz kam sie ins Träumen. Doch dann schüttelte sie sich. Vorher gab es noch einiges zu tun. Fünf Pfeile hatte sie sie mit den Brandsätzen von Erozion zu präparieren. Fünf Baracken, fünf Pfeile.

Sie wartete noch knappe zwei Stunden um sicher zu sein, dass fast alle in tiefen, alkoholisierten Schlaf gefallen wären. Leise entfernte sie den Tisch von der Tür, hängte sich Bogen und Köcher um und trat mit Booah in den Flur. Alles war ruhig. Leise, aber ohne zu schleichen, gingen sie und Booah ruhigen Schrittes zum Ausgang der Burg. Den Wachposten an der Tür nickte sie beiläufig zu und glücklicherweise sprach sie keiner von ihnen an. Dann stand sie draussen unter einem klaren Sternenhimmel und sog tief die kühle Nachtluft ein. Neumond. Ein Käuzchen rief. Eine dunkle und stille Nacht. Doch beides sollte nicht mehr lange währen.
Teil 2

Kapitel 12

Vorgebirge des alten Hügellands


Der Hund knurrte tief und gefährlich.
Wild und mit gesträubtem Nackenfell zerrte er an der Leine. Die Wache wechselte die Position, so dass der Schein einer Fackel auf ihr Gesicht fiel. "Ach, ihr seid es. Was tut ihr so spät hier draussen?" Er musterte sie. "Und dazu noch vollbewaffnet. Ich muss euch fragen, wohin ihr geht und was ihr vorhabt." Mißtrauen mischte sich in seine Züge. "Mein Schwein hier muss ma raus und ich will nich, dasses hier alles volldreckt. Das is immer richtich viel und stinkt scheußlich. Dacht es wär besser wenn's das vor der Burg tut." Der Mann blickte lange auf das große Wildschwein und entspannte sich schließlich. "Ja, da passt bestimmt eine Menge rein." Er grinste. "Aber die wirst du nicht brauchen" sagte er und zeigte auf die Waffen. "So dicht laufen hier keine Bären oder Wölfe rum." "Auch keine Orcs? Wenn ich einer wäre, würde ich doch versuchen die Orcs hier zu befreien." Lachen war die Antwort. "Da würde einer nicht reichen. Und 'ne ganze Gruppe wäre schon lange aufgefallen." "Na, ich weiß nich. Fühl mich sichrer so" sagte sie und klopfte gegen ihre Rüstung. „“Grade in ner dunklen Nacht wie dieser." Er zuckte mit der Schulter und trat zur Seite. "Dann laß dich mal nicht fressen." Und lachte wieder.

Sie trat aus der Festungsanlage heraus und schritt in die Dunkelheit hinein. Puuuh. Das tat gut. Wieder die Sterne über sich und keine Steinmauern um einen herum. Dass die Menschen so eingeengt leben konnten. Dschungeltrolle kannten zwar auch Steinbauten, aber das waren meist riesige Tempelanlagen und Katakomben, nichts um darin dauerhaft zu leben. Sie blieb stehen und lauschte den Geräuschen der Nacht. Hier und jetzt wird es beginnen dachte sie und nahm den Bogen in die Hand. Die ersten beiden Schüsse müssten schnell kommen. Maximal 1-2 Sekunden, mehr Zeit durfte nicht dazwischen sein. Sie drehte sich langsam um. Beide, die Wache und der Hund, waren im Schein der Fackel gut zu sehen. Wer würde schneller reagieren, Mensch oder Hund? Wahrscheinlich der Hund. Damit stand die Reihenfolge fest.

Und da war der perfekte Zeitpunkt. Der Mann drehte sich zur Seite und nestelte an seinem Mantel herum, der Hund in seinem Rücken. Der erste Pfeil surrte los und der Hund sackte mit einem leisen "Wuff" zusammen. Der Mann drehte sich um und starrte das bullige Tier an. "Wa..." Zu mehr kam er nicht, denn schon lag er neben dem Hund, aus dem Hals ein gefiederter Schaft ragend.
Schnell war sie bei den beiden und zog sie aus dem Fackellicht heraus. Sie selber tauchte tiefer in die Dunkelheit und lauschte. Sie hatte Glück gehabt. Oder zumindest schien es so, denn sie hörte nichts. Hören Menschen überhaupt gut? Dieser Gedanke beunruhigte sie, steckte sie doch gerade in solch einem Körper. Sogleich schob sie diese Sorge weg. Das half ihr jetzt eh nicht.

Zwischen dem äußeren Rand des Grabens und der Mauer waren einige Meter Platz. Sie wählte den linken Weg, denn dort würde sie die Baracken erreichen, die am weitesten vom Zugang zum Lager entfernt waren. Es dauerte nicht lang und sie hatte eine Position, bei der beide in Schußlinie lagen. Auch jetzt beschloß sie nicht lange zu zögern und griff nach dem ersten der brandsatzbestückten Pfeile. Erozion hatte ihr erklärt, dass der scharfe Luftzug und der Aufprall die Flammen wecken würden und dass sie, sobald sie erst einmal Nahrung gefunden hätten, sehr rasch wachsen würden. Wolln wirs hoff'n dachte sie und legte den Ersten auf die Sehne.

Sie stand gut, von hier aus konnte sie die Rückseiten der Baracken treffen, bzw das hintere Dachteil der letzten. So würde den Orcs die Flucht aus diesen möglich bleiben. Wenn sie das in ihrer Lethargie überhaupt aufrütteln sollte. Und schon schickte sie den ersten Pfeil auf seine Reise, dicht gefolgt vom zweiten. Hyaena wollte nicht groß warten und sehen, ob sich tatsächlich Flammen entwickelten, sondern sah zu, dass sie wieder an das Tor kam. Dort angekommen tauchte sie gleich wieder in die Dunkelheit, nur dieses mal auf die andere Seite. Sie pirschte sich leise voran und war verdammt froh, dass sie Booah dabei hatte und nicht Hübsche. Die richtige Wahl. Das Wildschwein verstand genau, was von ihm erwartet wurde und verhielt sich still und blieb ganz dicht bei ihr.
Plötzlich leuchteten hier und da für kurz kleine Flecken an der Mauer zu ihrer rechten auf. Feuer dachte sie atemlos und hielt sich jetzt dichter am Boden. Endlich war sie auch hier in der richtigen Position, die mittlere der drei übrigen Baracken genau neben ihr unten im Graben. Sie richtete sich auf und legte den dritten Pfeil auf. In diesem Moment wurde Alarm geschlagen. Unbeirrt schnellte auch dieser Pfeil von der Sehne und schlug in sein Ziel. Ebenso der vierte, aber als sie den fünften Pfeil auflegte, gingen die Feuer an den ersten beiden Baracken mit einem Fauchen in eine wahre Feuersbrunst auf. Schlagartig war alles hell und unten im Graben schrie ein Mann und zeigte auf Hyaena. Ohne nachzudenken schickte sie den fünften und letzten Brandpfeil in seine Richtung. Dreck war alles was sie dachte und tauchte ab. Wieder eilte sie zurück zum Tor. Hoffend, dass den Mann unten keiner gehört oder gesehen hatte.

Inzwischen gab es unten einen richtigen Tumult. Überall standen Orcs herum und blickten auf ihre brennenden Unterkünfte. Dazwischen rannten die Menschen herum und versuchten eine Kette zu bilden in denen Eimer voller Wasser weitergereicht werden konnten. Allerdings musste diese Kette lang sein, waren es doch die hintersten Baracken die brannten. Und die Orcs standen allen im Weg. Jetzt zählte jede Sekunde.

Zurück am Tor rannte sie in Richtung Burg. Auf der Brücke traf sie wieder Wachen. "Was is hier los?" rief sie ihnen zu. "Es brennt, im Lager brennts, alle sollen kommen und löschen helfen." "Alles klar, bin unterwegs." Und rannte weiter. Als sich der Weg gabelte, sie aber links zur Burg abbog, rief der nächste sie an. "Wohin willst du? Wir sollen alle runter!" "Hilfe holen, Drach wecken" schrie sie zurück und rannte weiter ohne eine Antwort abzuwarten. Und nur wenig später stand sie in der Burg, um sie herum Menschen halbangezogen hin und her laufend. Und da ging ihr auf, dass sie eigentlich gar nicht wusste, wo es zu den Verliesen ging. Dass Thrall dort untergebracht war, hatte ihr das Personal oben nach dem Kampf in der Arena verraten. Aber wie bei den Loas kam man dahin? Ein Anflug von Panik überkam sie und sie rannte einfach in irgendeine Richtung los. In der Festung schlugen die Glocken Sturm.
Teil 2

Kapitel 13

Vorgebirge des alten Hügellands


Sie probierte alle Treppen aus die nach unten führten und landete meistens in irgendwelchen Warenlagern.
Die Zeit verrann und ihre Panik wuchs. Wenn sie ihn nicht bald fand, hatten die Menschen den Brand bestimmt in den Griff bekommen und dann wäre sie hier eingeschlossen. Dann brauchte sie eine gute Ausrede, warum sie hier unten wäre und nicht beim Löschen geholfen hatte.
Doch soweit brauchte sie nicht denken. Die vierte Treppe war es, sinnigerweise an den Unterkünften der Soldaten vorbei. Sie flog förmlich die Treppen herunter. Eine einzige Wache. Alle, aber auch wirklich alle waren zum Löschen abberufen worden. Nur diese nicht. Doch eh sich die Wache versah, versenkte sich auch schon das lange Jagdmesser der Troll in ihrem Herzen. Schnell tastete sie die Taschen ab und fand was sie suchte, ein Schlüsselbund. Sie hielt sich nicht lange auf und eilte weiter.

Und da war er. Thrall. Hinter schweren Eisenstangen eingesperrt, saß er mit dem Rücken an der Wand und schaute auf, was die schnellen Schritte zu bedeuten hatten.
Als er sah, dass es eine Menschenfrau war, die herbeieilte, sprang er auf. Hyaena sagte nichts, sondern machte sich gleich am Schloß zu schaffen. Thrall kam dicht heran. Als er die Blutspritzer an ihrer Hand sah, wurde er aufgeregt. "Ist es soweit? Hat sie dich geschickt? Wieso habe ich keine Nachricht bekommen?" Die Troll war zu sehr beschäftigt den richtigen Schlüssel zu finden und antwortete nicht. "JA!" entfuhr es ihr. Der fünfte Schlüssel passte und knirschend drehte sie ihn um. Sie sprang zur Seite und Thrall stieß triumphierend die Tür seiner Zelle auf.
"Schnell! Wir ham nich viel Zeit. Weißte wo wir Waffen für dich finden?" Thrall sah nach tausend Fragen aus, aber war geistesgegenwärtig genug sie nicht zu stellen. Er blickt an der Menschenfrau die vor ihm stand herunter und dann zu Booah, etliche Fragen mehr gesellten sich zu den anderen. "Komm." sagte er aber nur und lief voraus.

In der ersten Wachstube gab es eine Kiste mit der Rüstung und den Waffen die Thrall zu den Turnieren in der Arena trug. Mit einem schweren Zinnkrug schlug Thrall immer wieder auf das Vorhängeschloß daran ein, während Hyaena den Gang im Auge behielt. Dann, als Thrall an seine Rüstung kam und diese mit ihrer Hilfe anlegte, erklärte sie ihm das nötigste, verschwieg aber die Geschichte mit den Drachen und wer sie wirklich war.
"Gut" grunzte er, "gehen wir Taretha holen." Sie hielt inne. "Das geht nich. Wir müssen hier raus." Thrall drehte sich zu ihr um. "Was soll das heißen, das geht nicht?" Er funkelte sie an. "Ich werde ohne Taretha nirgendwo hingehen. Sie werden sie töten, oder schlimmeres mit ihr machen. Sie hat das alles geplant. Ich werde nicht wie ein Feigling verschwinden und sie im Stich lassen." "Es g-e-h-t nicht, Thrall, wir haben keine Zeit!" Er knurrte und lief los. "Dann hol ich sie alleine."
Dreck dachte sie nur und holte ihn ein. Sie packte ihn an einer Schulter. "Taretha ist nich mehr hier. Sie ham sie fortgebracht." "Wohin?" "Nach Tarrens Mühle. Lass uns von hier verschwinden. Wenn wir hier nich rauskommen, nutzen wir ihr gar nich und alles war umsonst." Sein Blick war schwer zu deuten. "Gut." Und sie stürmten beide weiter.

Noch in der Burg trafen sie auf ersten Widerstand, doch der Überraschungsmoment war auf ihrer Seite und die erschrockenen Soldaten lagen in ihrem Blut bevor sie realisierten was mit ihnen geschah. Anders jedoch am Haupteingang.

Sie bogen gerade um die Ecke als Leutnant Drach mit sechs Männern gerade auf sie zukam, alle mit blank gezogenem Schwert. Hyaenas Augen blitzten, sollte es jetzt soweit sein? Loas, macht es wahr. Beide Gruppen blieben stehen und starrten sich an. Auf Drachs Gesicht war die Wut deutlich zu erkennen. Er hob seine linke Hand in der er einen Pfeil von ihr hielt. "Dafür wirst du bezahlen." Ohne sie aus den Augen zu lassen sagte er zu Thrall, ruhig und bedrohlich, "Lege die Waffen nieder und geh wieder in deine Zelle. Wenn Schwarzmoor davon erfährt wirst du deines Lebens nicht mehr froh." Der Orc spuckte aus. "Von was für einem Leben sprichst du, Mensch? Ich habe lange genug in eurem stinkenden Loch gelegen, lange genug mein Blut zu eurer Belustigung und Schwarzmoors Bereicherung fliessen lassen. Jetzt ist Schluß damit. Ich bin frei und suche mir mein eigenes Schicksal." Drach lachte nur. "Du bist nicht frei Thrall, weißt du nicht mehr was dein Name bedeutet? 'Sklave'! Du wirst diese Mauern niemals verlassen" und zu seinen Männern "Ergreift ihn, überlaßt die falsche Schlange mir." "NEIN!" brüllte Thrall und alle setzten sich in Bewegung.

Booah und Thrall fuhren wie Blitz und Donner unter ihnen, während die Troll einen mit einem Pfeil niederstreckte. Doch Drach war sofort bei ihr und hieb mit seinem Schwert zu. Schnell warf sie sich zur Seite und nur um Haaresbreite verfehlte sie der Hieb. Kaum dass sie wieder stand, traf er sie mit der flachen Seite des Schwertes so dass sie gegen die schwere Holztür geworfen wurde. Von seiner Trunkenheit vor einigen Stunden waren ausser tiefen Augenringen und einem nach Wein riechendem Atem nichts zu bemerken. Er drückte sie gegen das Holz und würgte sie mit seiner linken Hand. "Wer bist du, Drecksweib und warum das alles?" Hyaena versuchte verzweifelt Luft zu kriegen. "Du wirst mir alles erzählen und wenn ich mit dir fertig bin wirst du wünschen nicht geboren worden zu sein." Sein Speichel flog ihr ins Gesicht während er sie dabei wuterfüllt anblickte, sein Gesicht nur wenige Zentimeter vor ihrem. Immer wieder suchte ihr Knie seinen Schritt, doch Drach stand etwas seitwärts, so dass es nicht sein Ziel traf. Drach drückte mit eiserner Faust zu und sie merkte wie ihr schwindelig wurde. BOOAH rief sie in Gedanken, lange würde sie nicht mehr bei Bewusstsein sein.

Und Booah empfing diesen Ruf, kam herangeschossen und riß mit seinem Hauer Drachs rechten Oberschenkel auf. Er schrie auf und sein Griff löste sich von ihrem Hals. Sie taumelte zur Seite, keuchend und hustend. Booah sprang wieder ein paar Schritte zurück und machte sich für einen neuen Ansturm bereit. Drach, hinkend, brachte sich seinerseits in Stellung, auf seiner scharfen Klinge spiegelten sich hier und da eine entfernte Flamme.
Thrall war immer noch mit den anderen beschäftigt. Drei lagen bereits am Boden und er schien ein paar Schnitte abbekommen zu haben, stand aber immer noch und ließ gerade einen Hagel an Hieben auf den am nächsten stehenden niedergehen, während sein arg mitgenommener Schild ein Schwertstoß abwehrte.

Booah stürmte heran und Drachs Schwert fuhr hernieder. Beinahe hätte er das Wildschwein getroffen, doch die Troll warf sich in Drachs Seite und rettete damit beide, Freund und Feind. Sie griff zum Dolch an Drachs Gürtel und stach damit auf seine Schwerthand ein. Zum Glück hatte der Feueralarm ihm weder Zeit noch Veranlassung gegeben sich voll auszurüsten. Mit einem Schrei ließ er sein Schwert fallen. Sie packte ihn und wuchtete ihn mit großer Anstrengung gegen die Holztür, darüber fluchend wie schwach der Körper war den ihr die Drachen mitgegeben hatten. Aber sie bekam ihn an die Tür und schlug mehrmals seinen Kopf dagegen bis seine Augen sich verdrehten. Heiß und kalt zugleich glühte jetzt ihr Zorn und, Menschenkörper oder nicht, sie war in diesem Moment wieder ganz und gar Troll. Sie griff zu seiner noch unversehrten Hand und nagelte sie mit seinem eigenen Dolch an die Tür. Sie blickte sich um, sah aber nur ihre Pfeile verstreut herumliegen. Sie griff sich einen und fixierte auch seine heftig blutende Schwerthand an der massiven Tür. Mit einem Schrei kam Drach wieder ins Hier und Jetzt, sah sie und versuchte sich erfolglos zu bewegen. Panik mischte sich in seine Gesichtszüge. "Wer bist du? Wer?"
Die Troll schaute in seine Augen und kam auf ihn zu, ihr langes scharfes Jagdmesser in der Hand. Die Loas sangen in ihr. Er strampelte mit seinem verletzten Bein. "Wer ...? Was hast du vor?" Sie setzte die Spitze auf seinen Oberkörper, direkt unter den Rippen und blickte ihn an. Und es war ihre Trollstimme die jetzt sprach und kein Drachenzauber konnte das verhindern. "Jeng'a Kaz Drach. Ka'ora Naraka Faste!" Seine Augen weiteten sich, Schrecken und Verständnislosigkeit in ihnen. Schließlich fand ihre linke sein Herz und griff zu.

Und so starb Leutnant Drach, Vernichter ganzer Familien und Stämme. "Trollschänder", wie er von den noch verbliebenden und sich versteckenden Resten herumstreunender Trolle in diesem Land genannt wurde. So starb er. Als Hyaena sich daran machte seinen Kopf abzuschneiden trat Thrall hinzu, sie mit großen Augen anstarrend. Und auch er fragte sie: "Wer bist du?"
Teil 2

Kapitel 14

Vorgebirge des alten Hügellands


Sie gab keine Antwort, sondern wickelte den Kopf in einem Umhang. Der Soldat der ihn vorher getragen hatte, würde ihn nicht mehr brauchen. Sie leckte über ihre blutüberströmten Hände und gab ein tiefsitzendes, rauhes Geräusch von sich. Ihre Augen leuchteten Thrall an und ihr Blick hatte was archaisches und animalisches. Thrall wich ein Schritt zurück. Erst geschockt, musste er feststellen, dass ganz tief in seinem Inneren etwas auf diese Frau und ihr Tun ansprang. Er, der seit er als Säugling von Menschen gefunden wurde, unter ihnen weilte und von einer Menschenfrau, eben jener Taretha, in Schrift und Kultur unterrichtet wurde, spürte, wie eine Saite in ihm zum Schwingen kam die er noch nie erlebt hatte. Ansatzweise schon, wenn er in der Arena stand und der Geruch von Blut in der Luft hing. Aber noch nie so wie jetzt. Diese Frau hatte etwas in ihm geweckt. Gehörte das zum Orc der er war? Aber wieso benahm sich diese Menschenfrau so? Immer mehr Fragen. Doch er hatte nicht viel Zeit darüber nachzusinnen.

Hyaena griff sich schnell ihre über den Boden verstreuten Pfeile und zog ihn mit sich Richtung Brücke und Burgtor. "Los jetzt." Beide rannten los. Sie kamen ohne weitere Begegnungen bis zur Brücke. Dort blickten sie links und rechts zu dem Chaos runter, das im Lager ausgebrochen war. Mit Erschrecken mussten sie feststellen, dass die Menschen anfingen das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Das würde bedeuten, dass bald die ersten wieder nach oben kommen würden. "Wind" dachte Hyaena verzweifelt, "wir brauch'n Wind, jetzt." Plötzlich hörten sie ein Rauschen hinter sich aufsteigen und im nächsten Moment pfiff es um sie herum und die Flammen loderten triumphierend wieder zu ihrer vollen Größe auf. Und ebenso schnell war die Windbö wieder vorbei, aber die Flammen blieben wieder erstarkt. Die Drachen! dachte Hyaena. Mischten sie mit? Nicht unmöglich. Aber wer auch immer ihnen den Wind geschickt hatte, es sollte ncht umsonst geschehen sein. Sie drehte sich zu Thrall um, der auf die Orcs unten im Lager starrte. Er drehte sich zu ihr um. "Ich werde wiederkommen und sie da rausholen. Eines Tages. Los."

Auch das letzte Stück zum Tor blieben sie unbehelligt.
Ausserhalb der Burgmauern fanden sie nur einen Mann vor, der auf einige in Sicherheit gebrachte Pferde achtgab. Anscheinend waren sie scheu geworden und in Panik geraten und hatten sich erst hier, ohne Sicht auf die Flammen wieder beruhigt. Der Mann sah sie kommen und nachdem ihm klar wurde, dass es Thrall und eine mit Blut bedeckte Frau, beide in Rüstung und bewaffnet, waren, die da heranstürmten, begleitet von einem riesigen Wildschwein, verlor er die Nerven und rannte los. Er kam nicht weit, Ein Pfeil der Troll war schneller.
"Kannste reiten?" fragte sie Thrall. Der wirkte unsicher. "Dann lernste es jetzt. Hier." Er bekam Zügel in die Hand gedrückt.

Nach kurzer Zeit schon machten sie halt.
Weit waren sie noch nicht gekommen und überhaupt zeigte sich Thrall unwillig. Die Pause nutzte er auch sogleich und kam zur Sache. "Das ist nicht der Weg nach Tarrens Mühle. Wir müssen nach Westen." "Das macht keinen Sinn, wichtich is, dass de hier rauskommst, alles andere zählt nich. Wenns nich hinhaut, war alles umsonst. Sie wern schon bald hinter uns her sein." "Einen Dreck werde ich tun. Ich schulde Taretha alles. Es war ihr Plan. Ich lasse sie nicht zurück." Er schaute sie an. "Wer bist du? Woher kennst du überhaupt Taretha? Wieso schickt sie ..." sein Blick fiel auf den Beutel mit Drachs Kopf "... dich?" Er zeigte darauf. "Das hätte Taretha nie gutgeheissen." Sie verdrehte die Augen. "Die Dr ..., ... ich war de einz'ge die in Frage kam." Sie wurde sauer. "Biste entkommen oder nich? Sin wir draussen oder nich? Was zählt jetzt noch diese Taretha?" Thrall sah sie kalt an. "Du kennst sie nicht. Sie ist dir egal. Da stimmt was nicht." Er lenkte sein Pferd ungeschickt in Richtung Westen und ritt los. Fluchend folgte sie ihm.

Der Ritt war zum Glück nicht lang. Thrall war schweigsam und gab sich alle Mühe nicht vom Pferd zu fallen. Immer wieder warf sie Blicke nach hinten, aber es schien keiner zu folgen. Bevor sie Tarrens Mühle erreichten verliessen sie hinter einer Brücke die Straße und folgten einem Flußlauf Richtung Norden. Endlich dachte sie, hier sind wir schwerer zu verfolgen.

Nach kurzer Zeit hielt Thrall an und stieg ab. "Wir sind da, hinter der Kuppe liegt Tarrens Mühle. Bist du mit dabei?" Hyaena stieg ebenso ab. "Wenn de glaubst ich geh das Risiko ein dich nu zu verlier'n, haste dich geschnitten. Nach dem Stress." "Danke" knurrte er. Auf einmal wirkte er gelöster. "Das war schon früher fällig. Aber jetzt nochmal. Danke Dir." "Jaja, schon gut." "Was hat sie dir dafür versprochen?" "Häh?" "Was ist der Preis, dafür dass du mich da rausgeholt hast?" Die Troll zuckte mit den Schultern und schnürte sich den Köcher zurecht und zog die Gugel über den Kopf. Dann griff sie zum Beutel mit dem Kopf. Mittlerweile tropfte er nicht mehr. "Woll'n wir?"
"Was ist das? Was du da auf dem Kopf trägst?" Thrall starrte fasziniert auf den Wolfskopf der Schamanengugel. "Ne Mütze, wieso?" Er kam näher und berührte sie vorsichtig. "Weil ... weil ..." Weder Blick noch Finger konnte er von dem Wolfsfell lassen. "Ich weiß nicht," Ihre Augen trafen sich. "Du bist ein Rätsel. Ich frage dich nicht nochmal, wer oder was du bist oder warum du dies alles tust. Ich erwarte eh keine Antwort mehr. Doch dieser Wolfspelz ..." Irgendetwas fing an in seinen Augen zu glimmen. "Du berührst Saiten in mir, von denen ich nichts wusste." Sie sahen sich an, einen Augenblick der Stille umhüllte sie. Auf einmal wirkte er fast verlegen. "Es ... es ist nicht so wie du denkst." Nich? dachte sie und war erstaunt darüber, dass sie das enttäuschte. Ihn in der Arena zu sehen, sich tatsächlich mit ihm zusammen den Weg nach draussen zu erkämpfen, die Erregung der Kämpfe, besonders der mit diesem Drach, Seite an Seite mit ihm zu kämpfen, zu bluten, zu töten. Und jetzt ihn, der Held aller jungen Hordler, so dicht ihr gegenüber, dass sie seinen Atem spüren konnte. Ihre Knie wurden weich. Am liebsten wäre sie direkt über ihn hergefallen. "Lass uns .." Ihre Stimme war rauh und sie musste schlucken. Thrall schüttelte sich. "Ja, du hast recht. Lass uns los." Und nach einem letzten Blick auf den Wolfskopf drehte er sich um, schulterte den Streithammer und verschwand in die abnehmende Dunkelheit. Hinter ihnen fing es an zu dämmern und ein neuer, schicksalshafter Tag brach an. Hyaena blieb noch benommen stehen und starrte dem jungen Thrall hinterher. Und mit einer ganz anderen Art Schmerz, als den der vielen Wunden die ihr heute Nacht geschlagen wurden, folgte sie dem angehenden Kriegshäuptling der kommenden Neuen Horde.
Teil 2

Kapitel 15

Vorgebirge des alten Hügellands


Die Stallungen waren ihnen am nächsten also begannen sie dort mit ihrer Suche nach Taretha. Aber wenn sie gedacht hatten unbemerkt zu bleiben, so war diese Hoffnung schnell zunichte gemacht. Ein Pferd scheute vor dem Blutgeruch der die beiden mittlerweile umgab und fing an zu wiehern und nach allen Richtungen auszutreten. Der Gaul ließ sich nicht beruhigen, aber Taretha war eh nicht dort und so gingen sie wieder hinaus. Als sie hinaustraten wartete schon eine Patrouille auf sie. Das Gemenge war kurz und nach einem heftigen und kurzen Kampf erhöhten sie ihr Tempo und stürzten auf eine Kapelle, das ihnen am nächsten stehende Gebäude, zu.

Auch hier keine Taretha.
"Thrall, halt ma kurz!" Hyaena griff nach seinem Arm. "Was ist?" knurrte er. "Irgenwas stimmt hier nich. Schau dir die Menschen an." Sie zeigte in verschiedene Richtungen. Überall waren Bauern und Handwerker mit alltäglichen Arbeiten beschäftigt. Zum Teil ganz in der Nähe. Und doch schienen sie die kleine Gruppe gar nicht zu sehen. Als ob sie Luft wären. Sogar ein paar Kinder liefen umher, ebenso unbekümmert.
"Wir sind für sie nich da." "Das traf leider nicht auf die dort zu." Thrall gab ein Grunzen von sich während er in Richtung Stall zeigte."Und auch nicht auf die dort." Er packte seine Waffe wieder fester. Sie drehte sich in die Richtung in die er schaute und sah wieder ein Gruppe von Wachen auf sie zurennen. Doch hier war Platz und bevor die Menschen bei ihnen waren lagen schon die ersten von Pfeilen durchbohrt auf halber Strecke liegen. Auch hier war der Kampf kurz, aber mittlerweile fingen sie an müde zu werden. Booah trat bereits mit einem Vorderlauf schonend auf und das Blut auf ihnen war nicht mehr nur das der anderen.

"Wird Zeit, dass wir deine Taretha finden." Die Troll atmete schwer. Der Orc sagte nichts und steuerte stattdessen das nächste Gebäude an. Okay, mein Held dachte sie, hoffentlich ist sie es wert und fragte sich, ob mehr als Freundschaft zwischen den beiden bestand. Sie biss sich auf eine Lippe und folgte ihm.

Es war das Gasthaus, wie sich herausstellte. Wahrscheinlich eben jenes, zu dem sie die Wache am Tor von Durnhold gestern schicken wollte. Bei den Loas, gestern erst schoß es ihr durch den Kopf. Soviel war inzwischen geschehen. Auch hier wieder die absurde Situation. Die Wirtin ging völlig unbekümmert von den Kämpfen und den Eindringlingen im Gasthaus hin und her. Und auch sie schien sie nicht zu sehen.
Aber dieses mal lagen sie richtig. Es war das Gasthaus in dem Taretha gefangengehalten wurde.
Oben im ersten Stock, stand sie in einem Zimmer und sah mit großen Augen wie Thrall, Hyaena und Booah über die gerade noch lebendig gewesenen Wachen im Vorraum stiegen.

"Thrall! Wie kommt es ... Wie bist du entkommen?" "Taretha, ich ..." antwortete Thrall und wurde prombt unterbrochen. Es war keine Tür zu sehen, aber als er auf sie zu trat rannte er gegen eine unsichtbare Wand. "Was zum Teufel ..." "Sie halten mich gefangen. Ein Magier mit einem seltsamen Akzent hat einen Zauber gewirkt. Hier gibt's keinen Durchgang. Thrall, bitte hol mich hier raus." Sie war den Tränen nah. Hyaena beobachtete sie von weiter hinten und vermochte wahrscheinlich einen verächtlichen Gesichtszug nicht zu verbergen. Nicht, dass das irgendwem aufgefallen wäre, hatten die beiden doch nur Augen für sich. Abschätzend versuchte sie jede Einzelheit der Menschenfrau zu erfassen, konnte aber nichts besonderes entdecken. Da stand sie, in einem schlichten Kleid, häßlich wie Menschen es halt sind. Wegen der soviel Getue? dachte sie und spuckte zur Seite.
Thrall versuchte, nachdem Fäuste nichts genutzt hatten, mit seinem Streithammer gegen das unsichtbare Hinderniss vorzugehen. Ohne den geringsten Erfolg. Erst da fiel Tarethas Blick auf Hyaena. "Hallo, he, du. Hast du Thrall befreit und hierhergebracht? Wie ist dir das gelungen? Wer bist du?" Sie sah die Troll mit großen braunen Augen an. Hyaena sah sie unfreundlich an, sagte aber nichts. "Moment!" Thrall ließ von der Sperre ab und sah von Hyaena und Taretha hin und her. "Ihr kennt euch nicht?" Taretha schüttelte den Kopf. Ihr Gesicht ein einziges Fragezeichen. Thrall ging auf Hyaena zu und blieb dicht vor ihr stehen. "Was wird hier gespielt? Und nochmal: Wer bist du? Wer hat dich geschickt? Warum hast du mich befreit? Und diesmal will ich Antworten." So dicht er auch vor ihr stand, seine Augen wanderten immer wieder zu ihrer Wolfsmaske. Seine Verwirrung und Zerissenheit war mehr als deutlich zu sehen. "Rede endlich!"
Wie sollte sie es bloß erklären? Ihr fiel keine plausible Lüge ein und so beschloß sie es mit der Wahrheit zu versuchen.
Aber gerade als sie anheben wollte zu sprechen, beider Augen auf sich gerichtet, war eine andere Stimme zu hören.

Laut, sehr laut, von draußen durch die Wände des Gasthauses zu hören. Und merkwürdig verzerrt, so als ob zwei Stimmen gleichzeitig sprechen würde, leicht zeitversetzt. "Thrall! Kommt raus und stellt Euch Eurem Schicksal! ......"
"Wer oder was ist das?" Thrall blickte auf die Wand hinter ihnen. "Das ..." sie atmete tief durch "... war'n Drache." Sie sahen sich an. Die Troll rückte ihren Köcher zurecht. "Glaub ich zumindest." Und damit wär der Dreck richtig am dampfen dachte sie. "Was is? Gehn wir nachschauen?"
Teil 2

Kapitel 16

Vorgebirge des alten Hügellands


"Was spielst du für ein Spiel?" brüllte Thrall zornig.
"Wieso ein Drache? Und woher willst du das wissen? Das Ganze stinkt doch zum Himmel." Er liess seinen Hammer mit einem Schwung gegen die Aussenwand knallen. Holzsplitter flogen durch den Raum. Hyaena wich ein paar Schritte zurück und hob die Hände. "Hee, komm ma klar maan. Imma mit der Ruhe. Wenn wir gleich abgeflogen wärn, wärn wir beide schon längst in Sicherheit. Dann hätt'n wir den Ärger nich." "Und Taretha?" Der Orc zeigte auf die Menschenfrau im anderen Raum. "Was wäre mit ihr?" Wieder krachte der Streithammer in eine Wand. "Ich will verfluchtnochmal Antworten!"
Taretha sah erschrocken den beiden zu. Beide Hände halb das Gesicht verdeckend. Die Gesichtszüge der Troll wurden hart.
"Könn wir das auf später verschieb'n? Da drauss'n wartet was."
Wie abgesprochen, ertönte wieder diese seltsame Stimme.
"Thrall! Tarethas Leben hängt an einem seidenen Faden. Ihr wollt sie doch sicher retten. Kommt endlich heraus." Ungeduld war deutlich zu hören.
Thrall sah nach Taretha. Verzweiflung im Blick. Sie blickte ihn nur hilflos an und zuckte mit den Schultern. Dann drehte er sich zu Hyaena. "Später" zischte er, packte den Streithammer fester und lief die Treppen in die Gaststube herunter. Die Troll zog ein Pfeil und folgte, das Wildschwein dicht hinter ihr. Als sie das Ende der Treppe erreicht hatte, war Thrall schon draussen. Wieder die Stimme. "Ah, da seid ihr ja. Ich hatte gehofft einen subtileren Weg zu finden, aber eine direkte Auseinandersetzung scheint wohl unvermeidbar."

Hyaena trat aus der Wirtshaustür und was sie erblickte ließ sie zischend fluchen. Zu ihrer rechten hing ein schwarzer Drache, allein der Kopf so groß wie Booah, in der Luft. Mit trägen Flügelschlägen sich in seiner Position haltend.
Unter ihm standen Menschen, sich gerade in Drachkin gleicher Farbe wie der Drache über ihnen verwandelnd. Einige bewaffnet, andere mit vor Energie pulsierende Stäben in den Klauen.
Die Troll legte den Pfeil auf die Sehne, wartete aber ab.
Von links, dem Gasthaus gegenüber näherte sich drei weitere.
Thrall stand da und fixierte den Drachen.
"Eure Zukunft, Thrall, darf nie geschehen. Und deshalb müsst ihr alle jetzt sterben ... Ihr und eure lästige Begleitung."
Hyaena zögerte keinen Augenblick. Bevor noch der erste Pfeil sein Ziel, einen der gerade dazu kommenden Drachkin erreichte, war schon der zweite auf der Sehne und gleich darauf auch auf seinem tödlichem Weg.

Sie brauchte Booah kein Befehl geben. Sie waren ein eingespieltes Team. Wie ein einziger Organismus wusste jeder was zu tun war. Ein Teil von ihr war jetzt dieses Wildschwein und sie spürte schon fast körperlich wie dieses mit dem dritten Drachkin zusammenprallte. Einer der drei lag tot am Boden, der andere war verletzt und wankte. Booah würde das schaffen. Musste es schaffen! Denn mittlerweile stürzte sich die andere Gruppe bereits auf Thrall, der den Streithammer über seinen Kopf kreisen ließ. Doch bevor sie ihm zu Hilfe kommen konnte, sah sie, dass zwei im Hintergund blieben und ihre Stäbe hoben, die jeweils andere Klaue fremdartige Bewegungen ausführend.
Einen erwischte sie noch rechtzeitig, doch der andere brachte seinen Zauber zuende und ein Schlag von Magie erfasste sie wie eine Druckwelle und schleuderte sie gegen die Front vom Gasthaus. Schmerz schoß durch ihren Körper und ihr wurde schwummrig. Plötzlich wechselte die Perspektive und sie sah wie sie, - nein, das konnte nicht sein, es musste Booah sein, - auf den Magierdrachkin zuraste, der bereits dabei war einen zweiten Zauber zu wirken. Sie spürte wie es in ihr raste und tobte. Blind für alles ausser diesem einen Ziel. Dann wurde alles schwarz.

Wie lange sie weg war, konnte sie nicht sagen. Wahrscheinlich nicht mehr als einen Augenblick, denn der Kampf war noch in vollem Gange. Allerdings konzentrierte sich dieser jetzt um Thrall. Sie sah wie Thrall einen Drachkin niederstreckte und Booah mit einem weiteren direkt neben ihm zu tun hatte.
Sie rappelte sich auf, sah aber ihren Bogen nicht sofort und zog deshalb ihr langes Jagdmesser und eilte den beiden zu Hilfe. Ihr Brustkorb schmerzte bei jedem Atemzug. Doch es war nicht mehr nötig, denn der letzte Drachkin sank gerade zu Boden. "Alles in Ordnung?" Thrall nickte nur, schwer atmend. Aber als er ausspuckte war sein Speichel blutig.

Und wieder wurde es dunkel.
Doch dieses mal war es der Drache. Seine breiten ledrigen Schwingen verdunkelte den Himmel über ihnen und seine Stimme war reinster Zorn. "Es ist unvermeidlich! Ihr könnt das Schicksal nicht besiegen! Sterbt! Jetzt!"
Der Drache, unter seinesgleichen als der Epochenjäger bekannt, sank herab. Und als er sein Maul öffnete, schoß Schwärze heraus und verwandelte den frühen Morgen in dichte Düsternis.
Teil 2

Kapitel 17

Vorgebirge des alten Hügellands


Im Nachhinein konnte Hyaena nicht mehr genau sagen wie oder in welcher Reihenfolge sich der Kampf mit dem Drachen abspielte.
Zu stark war die Einheit, die sie mit Booah, ihrem Wildschwein, bildete. So stark, dass sie nicht mehr hatte erkennen können, wer wer war. Die Todesgefahr war so groß, dass jeglicher Verstand und jede Emotion wie ausgeschaltet war. Was sie, oder besser gesagt das Wesen Troll/Wildschwein leitete, war purer Instinkt. Pure Wildheit und ein unglaublicher Rausch aus Zorn, Adrenalin und puren Überlebenswillen war alles was sie erfüllte.
Bilder blitzten auf. Wie sie zur Seite hechtete und irgendwie den Bogen zu fassen kriegte. Wie sie versuchte mit ihren Hauern an den Bauch des schwarzen Drachen zu kommen, aber meistens an den Schuppen scheiterte. Wie sie immer wieder versuchte dem Atem und dem Schwanz zu entkommen. Wie sie ab und an es schaffte einen Hauer unter einer Schuppe zu hebeln und diese abriss, nur um kurz daraufhin von einer Kralle hinweg gefegt zu werden. Begleitet von ohrenbetäubenden Schmerzensgebrüll. Wie sie eben diese Bewegung des Drachen nutzte um Pfeil um Pfeil in die dadurch entstehenden Blößen zu versenken.
Mal war sie Booah, mal die Troll. Es war nicht zu trennen und so agierten sie wie ein einziger Organismus.
Hyaena, die als junges Trollmädchen immer davon geträumt hatte sich in ein Tier verwandeln zu können, hätte glücklich sein können. Doch anders als Num'a, die nur die Gestalt annahm und dabei immer noch sie selbst war wenn sie Rhunok, ihren Bärenloa anrief, grundsätzlich ihre Identität nicht verlor, gab es in diesen Momenten keine Hyaena mehr. Sie verband sich mit einem anderen Wesen und die Nähe zum Tod ließ das Wildtier die Führung zu nehmen. Zum Glück, denn anders hätte sie Entscheidungen fallen müssen. Entscheidungen die kostbare Zeit verbraucht hätte. Hier gab es nur Überleben.

Auch Thrall tauchte immer wieder in diesen Erinnerungsfetzen auf. Thrall, wie er immer wieder unter der Schwärze die der Drache ausspie wegtauchte und versuchte einen Hieb zu landen. Thrall, wie er wieder und wieder gerade so einer Kralle entkam. Aber auch oft getroffen wurde.
Seinen Schild hatte er schon in den Kämpfen vor der Kapelle verloren und so schwang er seinen Streithammer mit beiden Händen. Jetzt verletzlicher, aber so mit deutlich mehr Schwung in den Hieben.

Doch müde war er, seine Stand und seine Schritte wurden zunehmend unsicherer. Zum Glück galt das gleiche für den Drachen. Auf dem rechten Auge mittlerweile blind, ein Pfeil hatte seinen Weg, mehr durch Glück als durch Können, gefunden, hatte er nun keinen Blick mehr für Booah, der immer wieder die rechte Seite angriff. Die Pfeile der Troll taten ihr übriges und da beschloß der Drache wieder in die Höhe zu steigen. Mit noch verbleibenden Kraft schlug er heftig mit seinen großen ledrigen Flügeln um dann abzuheben. Bereit sie wieder von oben mit seinem tödlichem Atem einzuhüllen. Thrall wankte unter dem Luftzug den die Flügel verursachten und Hyaena versuchte zu ihm zu kommen um ihn wegzuziehen, aber auch sie hatte Schwierigkeiten gegen die kräftigen Wechsel von Zug und Stoß anzukommen.
Der Drache hob den Kopf und öffnete sein Maul in Richtung des schwankenden Orc.
Plötzlich sah sie eine Chance. Sofort wechselte Booah die Seite und griff nun von rechts an. So musste dieses schwarze Ungetüm immer wieder Thrall die blinde Seite zudrehen, wenn es versuchte nach dem Wildschwein zu schnappen. Jetzt sah Thrall die Chance auch. Der Orc sprang im richtigen Augenblick nach vorn, hob den Hammer und legte seine letzte Kraft in einen einzigen, verzweifelten Schlag.

Und damit war der Kampf besiegelt. Nun galt es nur noch in ausreichendem Abstand zu kommen, denn in seinem Todeskampf peitschte der Schwanz hin und her, zuckten die Klauen um sich herum, alles zerstörend was in Griffweite kam.
Hyaena und Booah schleppten sich zu Thrall, der schwer atmend und blutüberströmt an der Treppe zur Kapelle lehnend saß und mit leerem Blick den Drachen sterben sah.
Mit vor Schmerz zusammengebissenen Zähnen ließ sie sich neben ihm sinken. "Sehr verletzt?" Der Orc antwortete nicht, starrte nur auf den Drachen und seine langsam schwächer werdenden Zuckungen.

Nach einigen tiefen und schweren Atemzügen sprach er ohne seinen Blick vom Epochenjäger abzuwenden, die Stimme rauh und matt. "Warum das alles? Wann sagst du mir endlich was das alles zu bedeuten hat?" Hyaena drehte den Kopf und sah ihn an. Den zukünftigen Anführer der neuen Horde, großen Schamanen und Idol unzähliger junger Orcs. "Du durftest nich sterben. Du konntest nich in Schwarzmoors Händen bleiben. Auf keinen Fall. Du musstest entkommen. Soviel hängt von dir ab." Jetzt sah er sie auch an. "Deine Antworten sind keine. Sie werfen immer mehr Fragen auf. Was hängt von mir ab?" Er klang nicht mehr zornig. Nur unendlich müde. Hyaena hustete und ihr Brustkorb tat dabei weh. "Ich weiß nicht, wie ich dir das erklären soll." "Versuch es." Sie hustete wieder. Und überlegte. Und überlegte.

Mittlerweile krümmten sich nur noch hier und da die Klauen des Drachen. Schlossen, öffneten und schlossen sich wieder.
Plötzlich hatte sie eine Eingebung. Sie zog die Maske des ersten Schamanen, diese den Orcs aus Garadar so kostbare Gugel, über ihren Kopf und reichte sie Thrall. "Da. Nimm. Ich denke sie sollte dir gehören. Vielleicht bin ich deshalb hergeschickt worden." Thrall machte große Augen und nahm das aus einem Wolfskopf geformte Stück entgegen. Seine Hände strichen über das Fell. "Ich kann dir nich keine Antworten auf deine Fragen geben, nur das hier. Ich ho..."
"Moment! Das geht nicht. Das kannst du ihm nicht geben!" Ein Schatten fiel auf sie, als eine Gestalt zwischen ihnen und der Morgensonne trat.
Teil 2

Kapitel 18

Vorgebirge des alten Hügellands


"Stop. So ist es nicht vorgesehen."
Es war Erozion. Beide blickten zu dem Drachen in Blutelfengestalt hoch. "Und wer ist das jetzt?" Thrall sah sich den Dazugekommenden durch schmale Augenschlitze an. "Willst du wirklich ne Antwort?" Sie grinste Thrall gequält an. Ohne eine Antwort abzuwarten richtete sie das Wort an Erozion. "Und wo ward ihr? Das war verdammt knapp. Wir hätten gut etwas Hilfe brauchen können." Sie schaute zu dem schwarzen Drachen. Erozions Blick folgte ihrem Blick. "Wieso? Ihr habt es doch geschafft." Seine Stimme kaum eine Regung zeigend. "Aber nur knapp, verdammt nochmal." Hyaena schlug mit der flachen Hand auf den Boden. "Beinahe wärn wir alle tot gewesen!" Der Drache winkte ab. "Ach was. Überleg dochmal. Ihr musstet das schaffen. Sonst wärst du doch gar nicht hier." Sie sah ihn fassungslos an. "Wie meinste das?" "Na überleg doch mal." Er besah sich die Spitzen seiner langen blonden Haare. "In dem Moment, in dem du Durnholde betreten hast, war die Sache geritzt. Es gab nur ein Versuch und der ging, wie die Geschichte zeigt, gut." Er sah sie an, mit einem völlig entspanntem Gesichtsausdruck, so, als ob sie nur den Auftrag hatte im Wald ein paar Beeren zu pflücken. "Waaas?" Sie spürte Zorn in sich aufsteigen.

Ein Schrei ließ alle sich umdrehen. In der Tür zum Gasthaus stand eine Menschenfrau, mit Schrecken auf ihrem Gesicht den toten schwarzen Drachen anstarrend.
"Taretha!" Thrall stand mühsam auf. "Thrall!" Sie stürzte sofort zu der kleinen Gruppe. Als sie Erozion sah blieb sie abrupt stehen. "So sah der Mann aus, der mich eingesperrt hatte. Genau so. Nur mit schwarzem Haar." Sie wich zurück. Thrall stellte sich zwischen ihr und Erozion.
Der seufzte nur und machte eine Geste. Die Zeit blieb stehen und alle Menschen und der Orc erstarrten in ihren Positionen.
"Zeit aufzuräumen" sagte er und ging erst zu Thrall und dann zu Taretha. Beide berührte er kurz auf der Stirn. "Was tust du da?" "Ein kleiner Zauber mit großer Wirkung. Sie werden alles vergessen was sie in letzter Zeit erlebt haben. Thrall wird sich ausserhalb der Burg finden, sich an den mit Taretha geschmiedeten Plan erinnern und sich das ganze so erklären, dass alles nach diesem Plan gelaufen ist. Ganz einfach aus dem Grund, dass keine andere Erklärung zur Verfügung steht."
Er nahm Thrall die Schamanengugel aus den Händen und reichte sie wieder der Troll. "Die musst du wieder in deine Zeit mitnehmen." "Warum? Wenn einer das tragen sollte, dann doch wohl er. Er is der Schamane." "Noch nicht. Aber es steckt bereits in ihm. Tröste dich mit dem Gedanken, dass du etwas in ihm geweckt hast. Wer weiß, vielleicht gehörte das auch zu deiner Aufgabe." Ihr schwirrte der Kopf.
"Gut gemacht, Troll. Jetzt kann alles wieder seinen richtigen Lauf nehmen." Hyaena atmete tief durch. "Dann bin ich hier fertig? Ich krieg mein alten Körper wieder und kann gehen? Wär klasse, der hier tut nämlich überall weh." "Ja. Deine Aufgabe hier ist zu Ende. Am besten triffst du dich noch mit Andormu. Er will dich sicher sprechen. Soll ich Brazen rufen, damit er dich zurück fliegt? Ich werde hier noch etwas aufräumen." Seine Augen wanderten zum Kadaver des schwarzen Drachen.

Hyaenas Blick ging indes zu Booah, der seine Wunden leckte. Einen weiteren Flug wollte sie dem tapferen Wildschwein ersparen. "Nee, lass gut sein. Ich nehm ein der Gäule und wir machen langsam. In welche Richtung müssen wir?" "Nach Nordosten. An den Rand der Berge. Brazen wird dort auf dich warten. Du wirst es also nicht verpassen können. In ein, zwei Stunden solltest du dort sein."
"Gibt es auf dem Weg dorthin irgendwelche Menschen? Ärger könnte ich nich gebrauchen grade." Sie rieb sich die schmerzende Seite. "Keine Sorge, es wird etwas dauern, bis ich hier aufgeräumt habe und alles wieder seinen Lauf nehmen darf. Apropos. Willst du nicht der Verabschiedung zwischen Thrall und Taretha beiwohnen?"
Die Troll verspürte einen Stich. Sie blickte auf die beiden Erstarrten. "Nee danke. Das muss ich mir nich geben. Was passiert mit der?" Mit ihrem Kinn wies sie auf Taretha. "Tja, auch ihr Schicksal wird sich nicht verhindern lassen. Sie wird ihren Kopf dank Schwarzmoor verlieren müssen. Schließlich wird das der Anlass für Thrall sein, die Burg zu stürmen und keinerlei Gnade gegenüber Schwarzmoor walten zu lassen." "Da fällt mir was ein!" rief Hyaena und ging Richtung Stallungen, Erozions Blick im Rücken.

Als es zum ersten Handgemenge kam, hatte sie den Umhang, den sie als Beutel, um Drachs Kopf zu transportieren, benutzt hatte, in eine Ecke geworfen. Dort fand sie ihn auch und kehrte damit zurück. In der anderen Hand die Zügel eines Pferdes. "Was ist das?" fragte Erozion. "Nen Pferd" sagte sie knapp. "Sehr witzig. Das sehe ich selber. Was hast du da in diesem Sack?" "Beute." Unbeirrt band sie den Beutel an den Sattel. Das Pferd scheute kurz, beruhigte sich aber schnell. Stirnrunzelnd blickte sie der Drache an. Er hob an, etwas zu sagen, aber dann überlegte er es sich anders und winkte nur ab. Hyaena stieg auf und ohne Gruß lenkte sie das Pferd raus aus dem Ort. Einmal noch blickte sie zurück, einen letzten Blick auf den jungen Thrall zu erhaschen. Doch schnell drehte sie sich wieder um und ritt langsam zurück in Richtung ihrer eigenen Zeit.
Teil 2

Epilog

Höhlen der Zeit


"Den Fluss der Zeit zu formen ist eine schwierige Aufgabe, die viel Feingefühl erfordert. Du hast großartiges geleistet." Andormu sah ihr zu, wie sie Kuyenda, ihren Raptor, reisefertig machte. Hyaena reagierte nicht. Sie prüfte erneut die Gurte für den Sattel und korrigierte hier und da eine Einstellung. Wie versprochen, war um Kuyenda wohl gesorgt worden. Und auch ihre echte, ihre Trollgestalt hatte sie wieder. Seltsamerweise war sie aber nicht froh. Erleichtert, das ja, aber froh? Sie fühlte sich benutzt. Wie ein Werkzeug anderer. Und irgendwie machte das alles keinen Sinn für sie. "Du kannst stolz sein." fügte Andormu hinzu.
"Stolz? Worauf?" Sie hielt inne, starrte aber das Leder ihres Sattels an. "Das hätt doch jeder geschafft. Jeder der die Aufgabe übernommen hätte. Was war da mein Verdienst?" Der Drache sah zu ihr hoch, er hatte immer noch die Gestalt eines Blutelfenkindes. "Wie meinst du das?" "Stand nich alles schon von vornherein fest? Es hätt doch gar nich anders ablaufen können. Wär es fehlgeschlagen, hätt es nie den Thrall gegeben, der er wurde. Gäbes keine Horde, wär Orgrimmar nie gebaut worden. Und ich wär gar nicht hier. Und und und. Alles wär anders gekommen." Sie drehte sich zu ihm um. "Wieso muss ich das nem Hüter der Zeit erklären?" Ihr Ton war bitter. Andormu blickte sie nur an. "Sieh mich nich so an." Schnell wandte sie sich wieder Kuyenda zu.
"So mag es erscheinen. Aber so einfach ist es nicht. Die Frage von Schicksal und Selbstbestimmung wird euch Sterbliche immer quälen. Euch ist es nicht gegeben Zeit anders zu begreifen und wahrzunehmen. Das ist ein Fluch, aber auch Gnade zugleich. Wenn du verstehst was ich meine." Sie strich über den Hals des Raptoren. "Aber's fühlt sich alles in mir so leer an. Jetzt wo ich 'meiner Bestimmung' nachgegangen bin, müsst ich da nich ..." sie suchte nach dem richtigen Wort, "... erfüllt sein?" Andormu schwieg. "Nein" sagte sie selber nach einiger Zeit. "Wahrscheinlich nicht. Wenn eh alles vom Schicksal bestimmt is, wie soll man da Freude oder Ärger empfinden. Ist dann doch egal was man macht. Läuft ja eh auf's gleiche hinaus."
Der Drache sah sie mit leichtem Erstaunen an. "So siehst du es?" Er schüttelte kaum merklich den Kopf. "Ihr Sterblichen seid merkwürdig. Ihr macht es euch so schwer. Warum hadert ihr mit Gegebenheiten die ihr nicht ändern könnt? Warum füllt ihr eure Leben nicht selber? Oder wenn doch, warum entscheidet ihr euch so oft für die bittere Flasche um das Glas eures Lebens aufzufüllen?" "Du hast leicht reden als Drache. Ihr habt alle Zeit der Welt." "Ja, ist das so? Wie kannst du sowas sagen, jetzt wo du gerade einen sterben sehen hast? Auch unsere Zeit ist irgendwann einmal vorbei."

Eine Zeitlang sagte keiner mehr etwas. Die ihr fremden Sterne über ihnen funkelten hier und dort, einsam und kalt wie es schien, aber doch jeder ein Licht. "Darf ich eine Frage in den Raum stellen? Ich will keine Antwort darauf hören. Die Antwort ist nur für dich selbst gedacht." sagte Andormu leise. Da keine Verneinung kam, fuhr er fort. "Wir haben nur das was wir haben. Und wir wissen nicht wie lange wir es haben werden. Schon morgen kann es vorbei sein. Vielleicht auch schon jetzt gleich, im nächsten Moment. Gerade du als Jägerin weißt selber am besten, wie schnell einen der Tod ereilen kann. Sollten wir da nicht, nein, ist es da nicht geradezu unsere Pflicht unserem eigenem Leben gegenüber, die uns gegebene Zeit so gut wie möglich zu verbringen? Ohne Wertung und ohne "so wäre besser" oder "so rechtschaffender"? Gilt es nicht, egal was wir tun und tun können, egal wofür wir uns entscheiden, diese Zeit einfach zu 'leben'? Haben wir denn soviel Zeit, dass wir sie damit verbringen sollten zu hadern? Ich habe dir diese Frage vor diesem Abenteuer gestellt und ich stelle sie dir jetzt ein zweites mal. Womit willst du die Zeit die dir gegeben ist füllen?"

Hyaena bewegte sich immer noch nicht, starrte immer noch ihren Sattel an. "Ich lass dich jetzt allein. Wir danken dir für alles was du hier getan hast. Der Dank des bronzenen Drachenschwarm wird dir immer sicher sein. Du wirst in deiner Satteltasche einen kleinen Beutel mit Gold finden, unzureichend, aber nützlich in eurer Welt. Übrigens neben den Kopf den du mit in diese Zeit genommen hast." Jetzt drehte sie den Kopf und sah ihn an, ihr Blick immer noch ausdruckslos. "Normalerweise, müssten wir dir den wieder abnehmen. Er gehört nicht in deine Zeit. Aber er wird nicht ins Gewicht fallen. Geschichtlich betrachtet. Wahrscheinlich wird es Thrall und damit den Orcs im allgemeinen angelastet. Aber ich denke, damit kann die Horde leben." Er zwinkerte ihr zu. "Lebe wohl. Vielleicht kreuzen sich unsere Wege ein zweites mal. Wer weiss." Damit drehte er sich um und ging auf eine weit entfernt stehende Gruppe anderer Drachen zu.
Hyaena schaute ihm lange nach. Wie lange konnte sie nicht sagen. War die Zeit hier für sie doch eh schwer zu fassen.
Und endlich schwang sie sich auf ihren Raptor und machte sich auf den Weg zurück zur Oberfläche und zurück unter einen Sternenhimmel der ihr vertraut war.

ENDE Teil 2
Zwischenbemerkung

Ab dem kommenden, 3. Teil, werden hier und da zum ersten mal andere Spielercharaktere in der Geschichte auftauchen.
Nicht viele, nicht immer, aber dennoch diejenigen, die für die größere Geschichte eine mehr oder wenige wichtige und vielleicht sogar tragende Rolle spielen.
Das wirft natürlich ein Problem auf.
Stelle ich den Charakter korrekt dar, werde ich seiner (oder ihrer) Rolle gerecht?

Manchmal muss ich Begegnungen auch ein wenig in Wort und Ablauf verändern. Oder kleine Aktionen zu einer ausführlichen fabulieren.
Zum einen, um einen (hoffentlich) guten Erzählfluß hinzukriegen, aber zum anderen einfach aus dem ganz einfachen Grund, dass ich mich auch nicht in Details mehr daran erinnere. Manchmal ist auch zu dem Zeitpunkt, an dem sie passiert, auch noch gar nicht absehbar, dass sich daraus folgenschweres für die Story entwickelt.
Aber hey! Es ist ja auch im Prinzip (und tatsächlich) so erzählt, wie Hyaena sich daran erinnert. Und das zwei, oder mehr, Beteiligte sich an ein Geschehen verschieden erinnern, ist ja nicht ungewöhnlich, fast eher "normal". ;-)

Was ich zumindest versuche, ist, dass ich so behutsam wie nur möglich, mit den Charakteren anderer Spieler umgehe.
Sollte das doch einmal nicht der Fall sein und ich zu sehr "rumpfusche", bitte ich diese um Verzeihung und um entsprechendes Feedback.
Aber ich glaube und hoffe wirklich, dass es mir gelingt, jeden in seinem oder ihrem Sinne auftreten zu lassen.

Eine gute Gelegenheit allen zu danken, die mit ihrem Spiel halfen, helfen und auch in Zukunft helfen werden, Hyaenas Leben zu füllen und ihrer Geschichte somit viele Details hinzuzufügen. Danke!

Eure Hya
Teil 3

Kapitel 1

Schlingendorntal


Acht. Und natürlich die Begleitertiere.
Vorwiegend Raptoren, aber auch zwei Schlingendorntiger.
Offensichtlich machten sie Rast.
Die Jagd schien erfolgreich gewesen zu sein, die Beute, zumeist Donnerschuppenbasilisken und Talheuler, lag aufgereiht ein Stück von ihnen entfernt. Unter ihnen auch ein Schattentatzenpanther und sie stellte sich die Frage, ob die Raubkatze versucht hat einem der Jäger nachzustellen, bis sich das Blatt gewendet hatte und sie selber zur Gejagten wurde. Es war nicht ungewöhnlich, dass sich so eine Katze auch mal einen Troll schnappte. Selten, aber es kam durchaus mal vor.

Jeng'a atmete tief durch und versuchte das starke Klopfen ihres Herzen zu unterdrücken. Es hätte sie nicht gewundert, wenn es bis zum Feuer zu hören gewesen wäre, so laut wie es in ihrer Brust schlug. Was natürlich Unsinn war. Und so saßen die Trolle weiterhin entspannt herum und gingen verschiedenen Aufgaben nach. Alle schienen gut gelaunt.

Lautlos veränderte sie ihre Position. Sie musste jetzt sehr vorsichtig sein. Ein falscher Tritt und sie wäre entdeckt.
Leise und langsam, jedesmal vorsichtig den Boden prüfend bevor sie das Gewicht verlagerte, verringerte sie den Abstand zwischen sich und der ausgebreiteten Jagdbeute. Geschickt den Schutz und Schatten der Dschungelvegetation nutzend beschrieb sie einen Bogen bis sie zufrieden war.
Jetzt saßen die meisten der Trolle zu ihr halb bis ganz abgewandt. Lediglich ein Jäger saß ihr gegenüber. Aber der war mit dem Herrichten eines Feuers beschäftigt. Die anderen reinigten ihre Waffen oder kümmerten sich um die Tiergefährten.
Hier und da flogen Scherze zwischen ihnen hin und her, oft begleitet von Gelächter. Es war noch sehr viel Zeit bis zur großen Dunkelheit und Wachen waren noch keine eingeteilt.

Jeng'a brachte sich wieder zwei Trollspannen dichter heran. Quälend langsam. Die Mühe wurde belohnt. Nicht ein Troll unterbrach seine Tätigkeit. Die Raptoren stritten sich um ein paar Fleischbrocken die ihnen zugeworfen wurden. Und die Ohren der dösenden Katzen zuckten nur ab und an. Aber das war wohl den Fliegen zuzuschreiben die von den erlegten Tieren angelockt wurden.
Einer der Jäger fing an einen Talheuler auszunehmen und zu häuten. Bald darauf hielt er ein dunklen, glänzenden Lappen hoch. "He! Wer will de Leber?" "Gib se Xojo“ mischte sich die einzige Jägerin ein. “Ich ess keine Heulerleber, sin mir zu schissig." sagte der nächste Troll, ganz offensichtlich Xojo. "Nich so schissig wie du, also tust dir nen Gefallen, wenn se isst" Gelächter.
"Bring sie doch Zej'un, dann hätta wieda was zu les'n" warf ein Troll ein.
"Was soll denn da drin zu les'n sein? Höchstens dass Xojo dumm is." Der Einwurf kam von dem jüngsten Jäger der Gruppe.
"Was soll das heiss'n?" brauste der Troll, der die Leber abgelehnt hatte auf. "Na wenn de schlau wärst, hättste die Leber gegess'n. Um mutiger zu wern" fügte der junge Jäger noch hinzu, als er Xojos Gesicht sah, auf dem deutlich abzulesen war, dass er nichts verstand. "Allein das de fragst is schon Beweis genuch" grinste er ihn an. Kurz herrschte Stille. Dann warf der erste Troll Xojo lachend die Leber zu.
Jetzt lachten alle, auch Xojo. "Wehe es klappt nich, Yukko" drohte er scherzhaft und biss ein großes Stück ab. Gut gelaunte Stille machte sich wieder breit, nur unterbrochen von Xojos Geschmatze und dem Schlagen der Feuersteine.

Jeng'a ärgerte sich. Anstatt die Neckereien und das Gelächter zu nutzen um sich noch dichter heranzuschleichen, war sie liegen geblieben, amüsiert und hatte versucht nicht mitzulachen. Sich in Gedanken selber ausschimpfend, kroch sie vorsichtig weiter. Doch jetzt war ihre Aufmerksamkeit nicht ungeteilt und sie zerbrach ein kleinen Zweig unter sich. Es knackte ohrenbetäubend laut. Zumindest kam es ihr so vor. Sie biss sich auf ihre Unterlippe und erstarrte, jederzeit bereit zu fliehen.
Doch am Lagerfeuer blieb alles still. Nur die Ohren der Raubkatzen drehten sich in ihre Richtung. Doch halt, nur die Ohren der einen Katze. Ein Tiger fehlte. Wie konnte ihr das entgangen sein? Er muss während des Herumgealbers davongeschlichen sein. Das schien auch die Jägerin jetzt zu bemerken, denn sie erhob sich und verschwand auf der Jeng'as gegenüberliegende Seite des Rastplatzes. Das dichte Laub der großen Blätter verschluckte sie im nu. Die anderen sahen nicht einmal hoch. Gut dachte Jeng'a, so waren es nur noch sieben. Ein Augen- und Ohrenpaar weniger, zwei, den Tiger mitgerechnet.

Inzwischen brannte das Feuer. Der Troll sah zufrieden sein Werk an und fütterte die Flammen jetzt mit größeren Ästen. Yukko errichtete ein Gestell um den Talheuler über dem Feuer drehen zu können. Jetzt oder nie ging es Jeng'a durch den Kopf und sie erhob sich wenige Zentimeter, den Körper wie vor einem Wettlauf kurz vor dem Startsignal angespannt. Und dann war es soweit!
Sie schoß urplötzlich aus dem Versteck hervor, griff sich das gehäutete Tier und drehte sofort wieder um und war in einem einzigem großen Sprung wieder im Dickicht verschwunden.
Die Trolle schienen zu überrascht um zu reagieren. Keiner sprang auf und manche drehten nicht einmal ihren Kopf.
Ich habe es geschafft! Innerlich jubelnd, hetzte Jeng'a weiter. Bis sich plötzlich aus dem Schatten eine Gestalt löste und sich ihr in den Weg stellte. Mit vollem Schwung prallte sie gegen die Gestalt, ihre Beute dabei fallenlassend. Als sie hoch sah, erkannte sie die Jägerin. Neben ihr der Tiger, der sie interessiert anschaute und sich das Maul leckte.
Teil 3

Kapitel 2

Gadgetzan


Schon in Gadgetzan, war ihr klar, dass sie niemals ihre Kopfbeute in einen Zustand nach Sen'jin kriegen würde, der eine Verarbeitung zu einem Schrumpfkopf ermöglichen würde. Drachs Kopf fing in der Hitze schnell an zu stinken und jede Menge Fliegen saßen wie eine dicke, wimmelnde schwarze Traube auf dem Sack in dem der Kopf steckte. Die Wachen wollten sie nicht einmal hereinlassen und erst als sie den Kopf an einer Palme, ausser Reichweite von aasfressendem Getier, hängte, liessen sie sie passieren.

Gadgetzan. Berühmt-berüchtigte Wüstenstadt. Aus dem heissen Sand an der Küste im Norden Tanaris gestampft, hatte sich dieser Posten zu einer belebten Handelsstadt entwickelt. Die Gobline vom Dampfdruckkartell gaben sich neutral und machten Geschäfte mit allen und jeden, so konnte man alle möglichen Völker sich hier herumtreiben sehen. Die Haudraufs, wie salopp, aber treffend, die goblinischen Wachen genannt wurden, sorgten jedoch dafür, dass hier keiner ungestraft die Waffen gegen einen anderen erhob. Wer sich schlagen wollte, tat das am besten in einer für Wettkämpfe gedachten großen Kuppel. Wer aber sein Temperament ausserhalb nicht zügeln konnte, sah sich schnell ausserhalb der Tore wieder. Bestenfalls.

Doch Hyaena war nicht hier, um Streit mit irgendwelchen Menschen oder Zwergen zu suchen. Sie war hier, um sich mit Wasser und Proviant zu versorgen. Auf ihrer Reise zurück nach Orgrimmar wollte sie keine Verzögerungen, wegen Jagd und dergleichen haben. Der Kopf sollte so schnell wie möglich nach Sen'jin.
Als die Troll im Gasthaus ihre Besorgungen verstaute, fiel ihr Blick auf das Getränk, das ein Gast neben ihr gerade auf den Platz vor sich gestellt bekam. Eisstücke! Hier in dieser Affenhitze. Sofort begann es in ihrem Kopf an zu arbeiten.
“He! Wirt!“ Der Goblin drehte seinen Kopf in ihre Richtung. “Was vergessen Schätzchen? Ich hoffe doch nicht nur das Trinkgeld.“ “Nee, hab alles. Nur ...“ sie zeigte auf das Getränk mit dem Eis “... woher haste das Eis?“ Der Goblin folgte mit unbewegter Miene ihrem Finger. Die Draenei, der das Getränk gehörte, blickte feindselig zu ihr herüber. “Das mach ich selber, wo ist das Problem?“ Die Stimme des Wirtes klang unbestimmt.„“Aber wie ... Das schmilzt doch sofort. Das ist doch viel zu heiß hier.“ “Ach ja? Ist das so? Wie hast du das denn rausgefunden?“
Die Troll hasste Gespräche mit Goblinen. Die schafften es immer, dass sie sich fühlte wie ein Idiot. Sie schluckte ihren Stolz herunter und liess nicht locker. “Wie machste das, dass das nich wegschmilzt?“ Der Goblinwirt machte ein Gesicht, das deutlich zeigte, das alles spannender wäre, als sich mit dieser Troll zu unterhalten. “Hör ma Kleines, ich hab nich viel Zeit, ich habe Gäste zu bedienen.“ Er betonte das Wort Gäste so, dass sie sich definitiv nicht mehr wie einer fühlte. “Seh ich aus wie ein Frostmagier? Selbstverständlich mache nicht 'ich', dass das Eis nicht schmilzt. Das erledigt der Automat da hinten für mich. Und jetzt entschuldigt mich, ich hab zu tun.“ Er ging weg und murmelte irgendwas von 'sich richtig zu artikulieren wäre doch das mindeste' und liess Hyaena stehen.

Die Troll starrte diesen 'Eiskasten' an. Ob es wohl einen gäbe, in dem gerade so der Kopf von diesem Drach passen würde? Nun, für das nötige Gold bestimmt. Und könnte es einen besseren Ort als diesen hier geben, um so etwas zu erwerben? Diese Stadt war voll von Ingenieuren und Tüftlern die dazu auch noch Gobline waren. Und Gobline lebten für das Handeln.
Da ihr klar war, dass sie aus dem Wirt nichts mehr heraus bekommen würde, trat sie hinaus in die Hitze, die sie wie ein Faustschlag empfang.
Zum Glück musste sie nicht lange suchen, gleich der erste Haudrauf konnte ihr helfen. „“Buzzek heisst der den du suchst. Er ist die erste Adresse für Ingenieursarbeiten. Da lang, zwischen den beiden Häusern da durch und dann ganz hinten links.“ Sie dankte und machte sich auf den Weg.

Dort angekommen traf sie einen Goblin an, der sich gerade mit einem öligen Lappen die Hände abrieb. Als er gewahr wurde, dass die Troll, die da gerade vorbeigekommen war, stehen blieb und offensichtlich nicht einfach so wieder gehen würde, schob er die metallenen kleinen Gehäuse, die er vor seinen Augen gebunden hatte, hoch auf die Stirn und begutachtete seinen Besuch.
“Na, was kann ich für eine Troll tun? Ist irgendetwas kaputt? Ich erkenne aber keine Garantie an, wenn es nicht von mir ist. Und glaube mir, ich kenne jedes meiner Werke genauer als du dich jemals selber kennen wirst. Versuch mich also nicht zu beschubsen.“ Er warf den Lappen zur Seite und griff sich ein Getränk. “Ich brauch so nen Kasten, der Sachen kalt macht. So ein wie der Wirt im Gasthaus ein hat, nur nich so groß.“ “Einen“ antwortete Buzzek nach einem Schluck und schaute an ihr vorbei. “Es heisst einen Kasten. Wie groß?“ “So, dass nen Kopf reinpasst.“ Jetzt starrte der Goblin sie an. “Ich glaube, so genau will ich das gar nicht wissen. Hast du Gold? Sowas ist teuer.“ Während er das sagte, wandte er sich schon ab, offenbar erwartete er nicht, dass die Troll da genügend Gold hatte, um überhaupt nur in die Nähe eines Geschäftes mit ihm zu kommen.
Doch als sie ein paar Münzen aus dem Beutel, den ihr Andormu als Belohnung für die Aufgabe in den Höhlen der Zeit gegeben hatte, hervor holte, hatte sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit.

Nach einigem hin und her wurden sie handelseinig und der Goblin suchte einen Kasten in der passende Größe heraus. Nach einer kurzen Einweisung in die Handhabung, die die Troll allerdings kaum zur Hälfte verstand, wechselte eine Menge Gold den Besitzer.
Und als Hyaena, mit dem Kasten unter dem Arm sich auf den Weg machte, schaute Buzzek ihr noch einen Augenblick lang hinterher.
“Trolle“ sagte er zu sich selber. “Ich will nicht einmal annährend wissen, was sie für barbarisches Zeug mit dem Kopf vorhat. Bäääh, ist das widerlich.“ Er spuckte aus. Das, was in seiner Fantasie gerade vor sich ging, reichte ihm völlig und schon das war so unappetitlich, dass er beschloß für heute Schluß zu machen und seinen Magen mit einen kräftigen Schluck Kaktusschnaps bei Zischgrimbel im Gasthaus zu beruhigen.
Teil 3

Kapitel 3

Sen'jin und Orgrimmar


Die weitere Reise verlief unspektakulär. Die Goblinerfindung funktionierte sogar tatsächlich und, und das war bei deren Erfindungen immer die größte, weil wahrscheinlichste Gefahr, sie explodierte nicht. Trotzdem war Hyaena mehr als erleichtert, als sie den Kopf in Sen'jin abgegeben hatte und die Maschine ausstellen konnte. Der Troll, der ihn für sie präparieren sollte, machte große Augen, stellte aber keine Fragen. Und dafür war sie dankbar. Wie hätte sie das alles auch erklären sollen.

Auf ihrer Reise hatte sie viel Zeit über das Erlebte nachzudenken gehabt, trotzdem wurde sie nicht so recht schlau, was das ganze jetzt für sie bedeutete. Ok, sie hatte geholfen, dass die Geschichte ihren Gang ging, aber was machte das mit ihr? Sie konnte und wollte sich nicht vorstellen, dass das alles gewesen war. Was blieb, war nach wie vor das Gefühl nur ein Werkzeug gewesen zu sein. Das verletzte sie.
Im Gegensatz zu dieser Wunde waren die, die ihr in den Kämpfen zugefügt worden waren, schon so gut wie verheilt. Die Wundheilungen der Trolle war legendär, so legendär, dass auf manchen Märkten sogar Trollschweiß zur Wundbehandlung angeboten wurde. Sie selber wand es jetzt bei Booah, ihrem gezähmten Wildschwein an. Ob es tatsächlich half konnte sie nicht mit Sicherheit sagen, schaden tat es auf jeden Fall nicht. Beide genossen die Pause und die Troll lag die meiste Zeit im flachen Wasser und lauschte den Geräuschen des Meeres und des Dorfes.
Die Nacht die folgte, war die erste seit langem, in der sie entspannt und ruhig schlafen konnte.

In Sen'jin blieb sie jedoch nicht lange. Das Leben in dem Trolldorf erinnerte sie zu sehr an ihr eigenes Heimatdorf und an ihren Bruder in Orgrimmar. Beim letzten Besuch hatte sie ihn verpasst und ihre Sorge um den jungen Troll wurde dadurch nicht kleiner. Der Schrumpfkopf würde eh noch einige Zeit brauchen bis er fertig sein würde. Sie würde ihn ein andern mal abholen. Und so ließ sie den Rythmus der Wellen und der großen Trommeln, die den Herzschlag des Lebens im Dorf bestimmten, hinter sich und hielt auch in Klingenhügel nur, um Wasser nachzufüllen und Kuyenda zu tränken.

Dann war sie fast da.
Gleich beim verlassen der Klingenhügel-Schlucht, die Orgrimmar und Klingenhügel verband, war sie zu sehen. Die Stadtmauer mit dem Haupttor. Je näher sie kam, umso gewaltiger wuchs diese in die Höhe und Breite. Es verschlug ihr immer wieder auf ein neues den Atem dieses mächtige Bollwerk zu erblicken.
Sie riegelte die Stadt nach Süden hin ab und hinter ihr schlängelte sich ein Labyrinth aus Schluchten, mehrere Täler miteinander verbindend, aus denen die Stadt bestand.
Schon unzählige male hatte sie diese Mauer erblickt, aber immer wieder stellte sich das Gefühl von Winzigkeit bei ihr ein.
Selbst die Wachen am Eingang verloren ihre Bedrohlichkeit.
So klein wirkten sie vor diesem riesigen Bauwerk.
Vor den Stadttoren stand allerhand Kriegsmaschinerie herum und die üblichen Raufbolde und Duellanten maßen ihre Fähigkeiten.
Innerhalb der Mauern waren jede Form von Kampf verboten und so war hier der übliche Treffpunkt für solche Geschichten.
Und wie üblich wurden auch ihr wieder eindeutige Aufforderungen zugerufen. Die Schreihälse stur ignorierend ritt sie auf das Tor zu, den Wachen entgegen.

Schon von weitem wurde sie auf einen Troll aufmerksam, der in unmittelbarer Nähe eine Art Lager aufgeschlagen hatte. Ein seltsamer Troll wie es schien. Inmitten von bemalten Steinen und einer mit Sand befüllten Phiole in der ein Windspiel mit buntem Stoffetzen steckte, stand er da und starrte auf die herumflatternden Streifen Stoff des Spiels.
Der Troll war genauso abenteuerlich bemalt wie die Steine und auch sein einfacher Lederrock, ausser dem er nichts trug, hatte er nicht ausgelassen. Als sie nur noch wenige Trolllängen von ihm entfernt war, machte der Troll einen Salto rückwärts und landete auf einer Hand, die Beine nach oben gespreizt und heftig am hin und her schwingen im Versuch das Gleichgewicht zu halten. Der Lederrock flappte herunter und verdeckte alles vom Troll was normalerweise oberhalb des Gürtel zu sehen war.
Was jetzt geschah, galt jedoch nicht der Tatsache, dass der Troll nichts unter seinem Rock trug. Was sie zum Lachen brachte war auch nicht das Gesicht der nächststehenden Wache. Nein, lauthals loslachen musste sie, als sie sah, dass die Unterseite des Lederrocks auch mit Farbe bedacht war und sie erkannte was dort mit einfachen Strichen hingemalt war. Der Kopf einer Hyäne. "Taz'Dingo Schwestah!" tönte es leicht gedämpft und fröhlich unter dem Rock hervor. Keinen Zweifel. Dieses mal brauchte sie nicht nach ihrem Bruder zu suchen.
Teil 3

Kapitel 4

Schlingendorntal


"Lass mich sofort runta!"
Jeng'a strampelte und kämpfte verzweifelt um sich zu befreien.
"Ich kratz dir die Augen aus. Meine Krall'n sin lang!" Sie fauchte wie eine Wildkatze. Zumindest sollte es so klingen. Unter großen Gelächter trug Jima die kleine Troll zum Lagerplatz. Das heißt die anderen Jäger waren am lachen, Jima schaute dagegen ernst und mit zusammengezogenen Augenbrauen.
Am Feuer liess sie Jeng'a runter und ging zurück, um die fallengelassene Wildbeute einzusammeln. Ihre Tigerin blieb unterdessen hinter dem Trollmädchen und wandte ihre grünen Augen nicht einen Augenblick von dieser ab.

Jeng'a saß auf dem Boden und starrte zornig in die Runde.
"Gibs bei Zej'un nix mehr zu beissen? Oda will er nich warten bis wir wieda da sin?" Xojo sass neben ihr und schaute sie, immer noch belustigt, an. Wütend griff sich die kleine Troll den erstbesten Stein in ihrer Nähe und drückte ihn, als ob sie ihn in ihrem Zorn zerquetschen könnte.
"Nun, die Not is gross, wenn unsa Schamane schon seine Welpen stehlen schickt." Zan'zu beobachtete sie. "Ich bin keine Diebin!" Jeng'a sprang auf ihre Füße und warf den Stein ins Feuer. Die Flammen fauchten und schlugen mehr als trollhoch und alle mussten ein Stück zurückweichen. Die Flammen machten keine Anstalten wieder auf ein normales Mass schrumpfen zu wollen. Mehrere der Trolle wechselten Blicke. "Ich bin ne Schattentatzenpantherin. Ich war jagen!" Sie hob ihre kleinen Hände, die Finger zu Krallen gekrümmt und fletschte die Zähne. Wieder lachten einige der Jäger.

"Ein Jäga jagt nix totes" Zan'zu machte eine Handbewegung. "Schau mich an und hör mir zu." Das Gelächter erstarb und sie blickte ihn aus funkelnden Augen an. "Es is keine Jagd was zu erbeut'n, was schon gejagt worden is. Aasvögel machen so. Willste nen Aasvogel sein?" Sie schüttelte den Kopf. "Hyänen tun so." Die Stimme von Ran'gun, dem ältesten unter ihnen, war immer noch kraftvoll und fand stets Gehör, denn sein Wissen und seine Erfahrung was die Jagd anging war am größten im Stamm. "Hinänen? Was is das?" fragte Xojo.
"Hyänen." verbesserte Ran'gun. "Ne Hyäne is'n Raubtier. Eha wie die Viecher die die Menschen mit sich führ'n als wie ne Katze. Aba mit kräftigen Kiefern und oft gefleckt un struppig. Sie leben in Rudeln un nehm'n den großen Katzen ihre Beute ab. Hab's mit eigen'm Auge gesehn als ich ma drüben in Kalimdor wa." Xojo sah ihn zweifelnd an. "Isses so? Wie schäbig un feige. Un faul." fügte er noch hinzu. "Sach das nich. Nich ungefährlich den Katzen die Beute abzujagen. Schlau un verwegen musste sein, um das zu schaff'n." Er zwinkerte Jeng'a zu.

Inzwischen hatte sich das Feuer wieder beruhigt und Yukko drehte den mit Kräutern eingeriebenen Talheuler langsam über die beiseite geschobene Glut.
"Weiss nich" Xojo sah nicht überzeugt aus. Mehrmals sprach er das Wort Hyäne aus, als ob dieses neue Wort Geheimnisse lüften würde, wenn er es auf unterschiedliche Art und Weise ausspräche.
"S'war dumm. Dumm un gefährlich." Jima sprach in die Stille hinein. "Wenn wir dich nich schon lange bemerkt hätten, hättste vorhin sterb'n können, bevor du auch nur ne Trolllänge weit gekommen wärst. Oder glaubste wirklich, 'nen Hauf'n Trolljäga hättste so überlisten könn?" "S'war diesa verdammte Stock, oda?" Die kleine Troll blickte die stolze und junge Jägerin fragend an. Jima schüttelte den Kopf. "Wir ham dich schon viel früha bemerkt. Tut mir leid. Muss noch viel lern'n." Jen'ga sah unglücklich zu Boden.
"Num'a sagt, ich wär schon fast wie ne Katze." "Un was nützt dir das?" der alte Jäger sprach jetzt wieder. "Würde es nem Tiga nutzen wie'n Krokolisk zu jagen? Nem Raubvogel wie ne Schlange? Lerne wie'n Troll zu jagen, wenn de Jäga sein willst." "Un nich wie ne Hyäne." fügte Xojo hinzu. Jeng'a blitze ihn an. Er blickte sie aber freundlich an riss vom Wildbret ein Schenkel ab und hielt ihn ihr hin. "Hier Hyäne! Schnapp dir das hier." Sie griff zu und grub ihre Zähne tief in das Fleisch, dass ihr der Saft an den kleinen Hauern herunterlief. Alle lachte fröhlich. Und endlich kehrte auch in Jeng'as Augen ein Leuchten zurück.
Teil 3

Kapitel 5

Orgrimmar


Nachdem sie derart von ihrem Bruder empfangen worden war, gingen die beiden gut gelaunt an den Wachen vorbei und durch das große Tor hinein in die Stadt. Sie führte Kuyenda am Zügel und Taih'u bestand darauf die Phiole mit dem Windspiel selbst zu tragen. Lediglich die Steine liess er in eine Satteltasche gleiten, nicht jedoch ohne jedem einzelnen zu erklären, dass es nur für kurz sei.
Hyaena seufzte als sie ihn dabei beobachtete. Es schien sich nichts verändert zu haben an seinem Zustand. Weder zum Guten noch zum Schlechten. Und wieder spürte sie den Stich der Schuld in ihrem Inneren. Nein, nicht ihre Schuld. Ihres Vaters Schuld. Er hätte niemals das seinem einzigen Sohn antun dürfen. Sie war für Zej'uns Taten nicht verantwortlich. Aber trotzdem. Hätte sie anders gehandelt, wäre alles anders gekommen. Und Taih'u wäre verschont geblieben. Immer wieder warf sie kurze Blicke zu ihm rüber. Taifun, wie er sich selber gerne nannte, summte irgendeine Melodie vor sich hin und schritt federnd neben ihr her.

Viel Worte wechselten sie nicht, hatten sie noch nie gemacht. Schon sehr früh hatten sie sich eine Zeichensprache ausgedacht. Das meiste jedoch brauchten sie sich nicht zu erzählen. So kam selbst diese nur selten zum Einsatz.
"Taih?" "Wass is, Schwestaherz?" "Wo warst'n letztes ma als ich hier war? Hab dich gesucht un gesucht. Ham se dir nicht Zeichen gegebe'n?" Ihr Kopf bewegte sich kurz in Richtung Satteltaschen.
"Kompliziert Jen. Ja un nich. Ort ja aber mit de Zeit wa was faul. Warst da. Un nich. Also hier. Oda solltest doch." Der Troll kratzte sich am Kopf, sichtlich am überlegen. Dann hellte sich sein Gesicht wieder auf. "Habs jetzt! Warst da aber nich für mich. Ganz einfach maan." Er schaute sie zufrieden an.
Das konnte sie nicht teilen, ihr war gar nichts klar. "Ich bin immer für dich da, Brudah. Das weisste doch, oda?" "Logo." Er summte vor sich hin, die Phiole mit dem Windspiel an sich gedrückt. "Taih? Wo warst du da?" Sie fand es immer noch merkwürdig, dass er bei ihrem letzten Besuch unauffindbar war. Er machte eine vage Handbewegung in Richtung Nordosten. Auf einmal vermied er es ihr in die Augen zu sehen. "Im Tal der Geistah? Sijimba hat dich nich gesehn, maan, warst du echt da?" Geradeausstarrend machte er die Gesten für #nein', 'weiter weg' und 'Fluss'. Irgendetwas stimmte nicht, war komisch. Sie hielt Kuyenda an. "Was war los, was is passiert? Taih, bitte!" Auf einmal sah der Troll ganz traurig aus. "Ich wollts nich. Ehrlich Jen. Aber der Fluss sah's anders." "Was wolltest nich? Bei den Loas, Taih, lass dir nich alles aus der Nase zieh'n!" Taih'un versuchte zwei Finger auf einmal in ein Nasenloch zu stecken und bewegte sie als ob er etwas suche. Gleichzeitig versuchten seine Augen ihnen zu folgen. Ein grotesk-komisches Bild, aber Hyaena war nicht zum Lachen zumute.
"TAIH!" Sie schaute ihn zornig an und machte eine bestimmte Gebärde. Sofort nahm er seine Finger aus der Nase und ließ den Arm hängen. Als sie in seine Augen sah, konnte sie Verzweiflung sehen. "Sie ham mich überredet mit an den Fluß zu komm." "Wer?" "Zwei Trolle. Weiss nich die Namen. Dachte wir gehn schwimm'n. Taifun liebt Wassa." Für kurz kam sein Strahlen wieder zurück. Ungeduldig nickte sie. "Ja maan, weiss ich doch." "Aba dann hat der eine mich festhalt'n und der andere fing an mir weh zu tun." "WAS?" Augenblicklich fühlte sie heißen Zorn in sich aufsteigen. "Wo sind sie? Zeig sie mir. Bring mich zu ihnen hin." Sie packte ihn an einer Schulter. "Was ham sie mit dir gemacht?" Der Troll blickte panisch nach rechts und links. Ihr schwindelte kurz. Allein der Gedanke, irgendjemand könnte ihren jüngeren, verwirrten Bruder, den gutmütigsten Troll den sie kannte, auch nur ein einziges Haar gekrümmt haben, ließ sie erstarren. Seine Augen wurden feucht. "Sie sin nich mehr da. Der Fluss hat sie mitgenommen. Einer is ausgerutscht un hat uns alle mitgerissen. Un plötzlich war da nen Sog, aber nur für die andern. Hab sie nich mehr gesehn, erst ne ganze Strecke flußab taucht'n se auf. Aber nich in ganz'n Stück'n." Er ergriff ihre Hand die immer noch seine Schulter festhielt. "Ich war's nich, Jen. Ehrlich. Der Fluss war's!" Sie sah ihn lange an. Bist du dir da so sicher Brudah? war alles was sie dachte.
Teil 3

Kapitel 6

Schlingendorntal


Die Jägerin schritt groß aus und Jeng'a musste schnell sein um nicht zurückzufallen. Am liebsten würde sie natürlich auf dem Tiger reiten, der neben den beiden in geschmeidigen Bewegungen eher glitt als ging, aber das traute sie sich nicht zu fragen.
Sie wollte erwachsen erscheinen. Zeigen, dass sie kein kleiner Trollwelpe mehr war. Also biss sie sich auf die Unterlippe und sah zu, dass sie den Anschluß nicht verpasste.

Jima hatte sich bereit erklärt die kleine Troll zurück zum Stamm zu bringen. Jeng'a wäre zwar gerne mit den Jägern weitergezogen, schon um ihnen zu beweisen, dass sie doch schon jagen konnte, richtig jagen, nicht so wie eine der Hyänen von denen der alte Trolljäger gesprochen hat, doch alle waren sich einig, dieses nicht ohne Erlaubnis ihres Vaters, Zej'un, zu tun. Der Schamane des Stammes war für seinen leicht entflammbaren Zorn bekannt und gefürchtet und sich diesen zuzuziehen war keiner scharf drauf. Auch wenn Jeng'a nicht maulen wollte wie ein Kind, war ihr mehr als deutlich anzusehen, dass ihr das nicht schmeckte.

Sie waren jetzt fast eine Stunde unterwegs und die Jägerin hatte bisher noch kein Wort gesagt, sich noch nicht einmal umgedreht. Selbst wenn Jeng'a vorgehabt hätte zu entkommen, wären die Chancen auf ein Gelingen gleich Null gewesen. Die Tigerin würde sie keine zwei Schritte später erreicht haben.
Die junge Troll beobachtete den drahtigen, aber beweglichen Rücken der Troll vor ihr. Sie spürte, dass es ein tiefes Band zwischen Jima und ihrem Tiger gab. Und sie hätte schwören können, dass die beiden miteinander "redeten", während sie durch den Dschungel schritten. Allerdings auf keine ihr bekannten Art. Fasziniert ließ sie immer wieder den Blick zwischen den beiden hin und her springen, darauf hoffend, diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

Ob es das Gefühl war, eine Unterhaltung von Großen zu unterbrechen oder lediglich die Schweigsamkeit in die sich die Jägerin hüllte, Jeng'a traute sich nicht Jima anzusprechen und war mit jedem Schritt mehr unsicher, ob es sie zornig machte oder sie eher beindruckte. Mit Ausnahme ihres Vaters kannte sie niemanden der so schweigsam war. Dessen Schweigen war jedoch meistens ein dunkles, brütendes, eher so, als ob es niemanden gäbe der es wert gewesen wäre mit ihm zu reden.
Die Stille der Jägerin vor ihr war von ganz anderer Art. Sie war ... natürlich. Besser konnte es Jeng'a nicht umschreiben.

Sie war so in ihren Gedanken und Beobachtungen vertieft, dass sie beinahe zum zweiten mal an diesem Tage gegen Jima gelaufen wäre. "Wa..." fing sie an, brach aber sofort ab, als sie auf einer Lichtung, nur wenige Trolllängen vor ihnen eine Troll sitzen sah. Jima hatte wohl ihretwegen angehalten.
Die Troll vor ihnen war groß, dass konnte man erkennen, selbst wenn sie saß. Ihre Haut war deutlich heller als wie es hier im Schlingendorntal eigentlich üblich war. Sehr große Krallen waren mit Lederschnüren eng um Hals, Hand- und Fußgelenken geschnürt.
Trotz der für Dschungeltrolle üblichen Kleidung war es nicht zu übersehen, die Troll vor ihnen war eine Fremde.
"Num'a" flüsterte die kleine Troll und fing an zu strahlen.

"Was 'ne ungewöhnliche Beute bringste heute dem Stamm" Num'a erhob sich langsam und schlenderte zur kleinen Gruppe. Da sprach endlich Jima. "Hab mich schon gefragt wann de auftauchst. Hab dich schon früher gewittert." In Num'as Gesicht zuckte etwas leicht. "Natürlich haste das. Biste ja auch eine unsrer Besten."
Die Priesterin blieb vor der kleinen Gruppe stehen. Jeng'as erster Impuls war auf ihre Ziehmutter zuzulaufen und sie zu umarmen. Aber nicht vor Jima, vor ihr wollte sie sich nicht wie ein kleiner Welpe benehmen. Numa's Augen fixierten sie, aber was hinter diesen Augen verborgen lag, konnte sie nicht erraten. So eine Situation hatte sie noch nie erlebt. Sie fühlte sich gleichzeitig zerrissen und ..., nein nicht erwachsen, aber ... doch irgendwie älter. Es war gut, aber nicht völlig ohne Schmerz. Noch nie hatte sie so ein Durcheinander gefühlt.
"Isses dir recht, wenn ich ab hier die Beute übernehm?" Die Augen wanderten zur Jägerin. Diese warf einen kaum mehr als flüchtigen Blick auf Jeng'a. "Ja maan. Die andern warten ganz sicha schon." Zur kleinen Troll sagte sie nur ein Wort. "Lerne." Und ohne sich weiter aufzuhalten drehten sie und ihr Tiger sich auf der Stelle um. Es dauerte nicht lange und sie waren im Gewirr des Dschungels verschwunden. Jeng'a sah ihnen hinterher.
Num'a wiederum beobachtete Jeng'a. "Komm jetzt, kleine Jägerin." sagte sie leise und sanft, ein bisschen Traurigkeit schwang kaum wahrnehmbar mit. "Komm Jeng'a, dein Vater wartet."
Teil 3

Kapitel 7

Orgrimmar


"Ey Hya! Biste ja wieder da. Sehnsucht gehabt nach'm alten Xon'cha?" Der Stallmeister im Tal der Geister grinste sie breit an."Wieso sollt ich?" Die Troll sah gar nicht zu ihm hin, sondern schaute nach jedem ihrer Tiere, die sie bei ihm untergebracht hatte. Xon'cha schlenderte derweil betont lässig immer ein Stück hinter ihr her. "Na, ich bin gesund, verdien gut und bin'n unglaublicha Liebhaber." Sein Grinsen wurde noch breiter, was man vorher nicht für möglich halten konnte.
Hyaena verdrehte ihre Augen, was ihm jedoch verborgen blieb, war sie doch damit beschäftigt eine Zecke aus Hübsche, ihrer jungen Hyäne, zu drehen und er nur ihren Rücken sehen konnte.
"Zeck'n." sagte sie nur. "Was?" Xon'chi war aus dem Konzept gebracht. "Zeck'n. Eins von den Tieren in deim Stall hat Zeck'n. Hübsche war frei von Zeck'n als ich sie herbracht hab. Der Troll machte sich sogleich größer. "Kann nich sein. Hier hat nix un niemand Zeck'n." "Un was is das?" sie warf ihm die drei Zecken, die sie in der Hand hatte, zu. Mit überraschtem Gesicht sprang er zurück. "HE! Was soll das?" "Für den Preis den du verlangst, sollten die aba nich inbegriffen sein." Der Stallmeister zog ein beleidigtes Gesicht und verdrückte sich.
Wenigstens hatte sie jetzt Ruhe. Sie ließ Booah im Stall und nahm Hübsche mit. Aber erst nachdem sie sich überzeugt hatte, dass alle genug Wasser hatten. Doch sie waren gut versorgt und die Einstreu war auch frisch. Die Tiere waren genau richtig im Futter und machten alle einen guten Eindruck. Das musste man Xon'cha lassen. Deshalb brachte sie immer wieder gerne ihre Tiere hierher, trotz der manchmal willkürlich anmutenden Preise. Sie lenkte ihre Schritte aus dem Tal der Geister heraus in Richtung Herzen der Stadt.

Taih'u war gleich, nachdem sie bei Sijimba im Tal der Geister den Raptor vom Gepäck befreit und sich bei der Wirtin ein Platz gesichert hatte, losgezogen, Tigerfleisch zu besorgen. Die Küche von Sijimba war zwar sehr gut, aber er wollte zur Feier des Tages einen Dschungeleintopf kochen. Ihrer beider Leibspeise damals im Schlingendorntal.
Sie wollte sich nur etwas umsehen und vor allem aber in ihrem Lagerhaus reinschauen und sehen, was sie an Ausrüstung für den kalten Norden noch besorgen müsste. Notfalls würde sie selber sich eine warme Kleidung schneidern. Leder und Felle sollten mehr als genug vorrätig sein.

Auf ihrem Weg kam sie zwangsläufig an der Feste Grommash vorbei, die riesengroß inmitten des Tal der Stärke, so wurde das erste große Tal hinter dem Haupttor genannt, thronte. Sitz des Kriegshäuptling der Horde und somit seinerzeit auch Thralls Sitz. Und ehe sie es ganz begriffen hatte, stand sie auch schon vor dem Eingang dieses riesigen Bauwerks. Die Versuchung war groß einzutreten und zu schauen, ob Thrall nicht doch dort sei. Was natürlich Unsinn war. Hatte doch Thrall vor einigen Jahren, als Todesschwinge, die Erde verwüstete und ganze Kontinente zum bersten brachte, sein Amt niedergelegt und sich dem Irdischen Ring angeschlossen. Einem Bündnis der mächtigsten Schamanen, die alles versuchten um dem schwarzen Drachenaspekt Einhalt zu gebieten und die verwundete Erde wieder zu heilen.
Nun, Thrall würde sie also sowieso nicht treffen. Was wohl auch besser war. Was würde sie ihm denn sagen wollen, was erhoffte sie sich von einer Begegnung? Seine Erinnerung war von Erozion gelöscht worden. Und überhaupt, würde sie wahrscheinlich eh nicht vorgelassen werden. Den Wachen erzählen, sie hätte damals Thrall gerettet? Absurd. Es gäbe keinen sichereren Weg sich lächerlich zu machen.
So stand sie einfach nur da und starrte auf den Eingang. Die Wachen beobachteten sie schon. Schließlich seufzte sie, drehte sich um und steuerte ihr Warenlager an.

Lichtstrahlen liessen jede Menge Staubteilchen in der Luft glitzern. Überall stapelten sich Gegenstände der unterschiedlichsten Art. Regale voll mit Phiolen, Kasten und Kästchen, Schriftrollen, eine große, schwere und abschließbare Truhe und stapelweise Leder und Felle, aber auch Stoffe verschiedenster Machart und Qualität. Den größten Platz nahmen aber erbeutete Waffen und Rüstungen ein.
Sie ging an einer Vielzahl Bögen entlang, vorbei an Kisten voll Helme, Stiefel und Kleidern, bis sie zu den Ketten- und Lederrüstungen kam. Ganz hinten war ein breiter Tisch mit vielen Schubladen in denen allerlei Handwerkskram steckte die für eine Verarbeitung von Leder von Nöten waren. Ahlen, Fäden in verschiedenen Größen und Stärken fanden hier ebenso Platz wie kleine, aber sehr scharfe Messer, Riemenscneider und alles was zum Punzen und Prägen gebraucht wird.

So wie es aussah, gab es nichts was wirklich für eine Reise in Eis und Schnee geeignet wäre. Also musste sie selber ran. Sie suchte sich eine komplette Kettenrüstung aus, die ihr etwas zu groß war und beschloß diese von innen teilweise mit Fellen zu füttern. Das war knifflig, aber es war ein Versuch wert.
Als sie alles zusammen hatte, griff sie sich zuerst die Hose vom Stapel und nahm Maß. Und schon bald hatte sie Zeit und Ort vergessen.
Teil 3

Kapitel 8

Schlingendorntal


Num'a und Jeng'a gingen schweigend nebeneinander her. So angefüllt mit Fragen, dass sie gar nicht wusste mit welcher sie anfangen sollte, nahm die Jüngere den Dschungel um sie herum nicht wirklich wahr. Num'a spürte das sehr wohl und liess Jeng'a in Ruhe. Schließlich platzte es aus der kleinen Troll heraus.
"Wie reden die miteinander? Die reden doch. Ich mein, man kann sie nich hörn, aber ich weiss dass sie redn." "Wen meinste?" "Na, Jima un ihr Tiga. Ich habs irgendwie gesehn. Un sie sacht ihm nie was er tun soll. Er machts einfach. Also nich laut sacht sie was." Ihr junges Gesicht wirkte fast verzweifelt. "Weisste was ich mein ?" Die Priesterin brummte zustimmend. "Dann stimmt's?" "Ja un Nein. Is nich so einfach." Jeng'a legte den Kopf schief. "Versteh ich nich." Num'a schwieg eine Weile. "Wie soll ich dir das erklär'n..." "Versuchs einfach. Du weiss doch soviel." "Dann lass mich ma in Ruhe nachdenken" Eine Weile trotteten sie wieder schweigend auf verschlungenen Wildpfaden entlang.

Jeng'a kannte ihre Ziehmutter gut genug, um zu wissen, dass weiteres Bohren sinnlos wäre und wälzte ihre Fragen im Stillen für sich selber. Immer wieder hatte sie die beiden vor ihrem inneren Auge. Die hochgewachsene Gestalt der Jägerin und neben ihr der große Schlingendorntiger. Sie bewegten sich wie eins und nicht so als ob sie zwei getrennte Körper hatten. Wie lange die beiden schon zusammen lebten und jagten wusste sie nicht. Soweit wie sie sich erinnern konnte in ihrem kurzen Leben hatte sie nie auch nur einen von ihnen für längere Zeit allein gesehen. Aber viel zu tun hatte sie mit ihr auch nicht gehabt. Jima hielt sich meistens bei den anderen Jägern auf und hatte der jungen Troll nie wirklich Aufmerksamkeit entgegengebracht. Warum auch? Sie war ja noch fast ein Welpe, vielleicht ein Welpe des Stammenschamanen, aber damit hörte auch schon das Besondere auf.

Plötzlich kam ihr ein Gedanke. "Num'a?" "Hmmm?" "Is es wie bei dir? Du redest doch auch mit Rhunok und er mit dir. Und keiner hörts." "Nich ganz. Das is anders. Rhunok und ich sin dann eins. Er is dann in mir, lenkt mich. Mal nur ein bisschen, mal mehr un manchma ganz und gar. Es is dann Rhunok der spricht und mich wissen lässt. Aber da is dann nur einer von uns. Verstehste?" "Ich glaub schon."
Die Antwort kam etwas zögerlich. "Gut." Die Bärin machte eine Pause. "Bei einer Jägarin oder einem Jäga und dem Tier welches sie begleitet, ham wir ja zwei. Sie leben und, was viel wichtiger is, sie jagen zusamm. In andern Ecken der Welt gibt es Tiere die in Rudeln jagen, anders als die einsam und lautlosen Jäga des Dschungels. Diese Rudel machen Jagd auf viele Tiere gleichzeitig, Herden genannt. Und aus einer Herde sich eine Beute auszusuch'n und sie zu erlegen, fordert Absprache. Oftmals mitten bei der Hatz. Un inmitten dem Trampeln un dem Schnauben einer ganzen Herde, ohne Sicht zueinander, müssen die Jäga eins wern. Sie sprechen sich nich ab, sondern sie sehn alle gemeinsam, sie wissen und handeln wie eins. Was einer im Rudel weiss, wissen auch die andern. Sie sin eigentlich 3, 4 oder sogar viel mehr, aber doch sind sie dann ein einziger Jäga."

Jeng'a ließ das Gehörte in sich einsinken.
"Aber wie machen die das?" kam nach einer Weile.
Die Priesterin brauchte nicht lange zu überlegen. "Das kann ich dir nich sagen. Dazu musst du nen Jäga fragen. Aba ich habe noch nie nich von einem drüber sprechen gehört, s'kann also sein, dass du keine Antwort kriegst."
Die kleine Troll war beeindruckt. Sie hatte schon viel von ihrer Ziehmutter gelernt und nun zu hören, dass es Dinge gab, die sie nicht wusste, war ein kleiner Schock. Num'a wusste doch so viel. Wieder versank sie in grüblerische Stille.

Sie erreichten das Dorf. Als sie die Hütte von Zej'un zu sehen bekamen, hielten sie an. Jeng'a drehte sich zu Num'a um. "Ich werds rauskrieg'n. Eines Tages." Sie umarmte die Drakkari und lief zur Hütte. Num'a sah ihr nach. Ja, vielleicht wirste das wirklich eines Tages, kleine Troll.