Hyaena - Geschichte(n) einer Troll-Jägerin

Teil 10

Prolog

Orgrimmar

" Wildherzen ? Häääh? Das soll ein Stamm sein?"
Der Orc der für Gilden, Vereinigungen, Stämmen und anderes zuständig war hielt beim Schreiben inne und sah zu der hochgewachsenen Troll auf.
"Und dann noch Die Verlorenen? Was soll dass denn nun bedeuten?"

Jeng’a seufzte. Das war nicht in ein, zwei Sätzen zu beantworten und dass dieser Kerl die dafür nötige Geduld aufzubringen geneigt war, schien mehr als unwahrscheinlich. Erinnerungen stiegen in ihr auf. Erinnerungen an die ursprünglichen Wildherzen, ihre gemeinsamen Abenteuer und das plötzliche und tragische Verschwinden von Bhangrha und ihrer Sippe, die ein ein zerissenes und führerloses Wildherz zurück liessen. Doch damit wollten sich die verbliebenden Wildherzen nicht abgeben und nachdem sie lange auf die Rückkehr ihrer alten Anführerin gewartet hatten und alle Suche erfolglos war, beschlossen sie einen Neuanfang.
Immer noch Wildherzen, jedoch ganz bewusst eine mögliche Heimstatt für “verlorene” Trolle jegliche Herkunft darstellend. Ganz gleich ob diese ihren alten Stamm verlassen mussten, wollten oder aus anderen Gründen alleine durch die Welt zogen. Aber wie sollte sie das alles diesem Orcbürokraten erzählen.
Erst da sah sie, dass eben jener sie immer noch ansah und ungeduldig sich mit seiner Schreibfeder Wind zufächelte. Und gerade als sie Luft holte um ihm anzuworten, senkte er den Blick wieder auf den Vertrag vor sich.
“Ach was, mir egal. Dein Name? Los, wie heißt du?”
Auch gut, besser sogar dachte die Troll und erledigte die Formalitäten.

Kurze Zeit später ging sie gutgelaunt die Strassen Orgrimmars hindurch, zurück in das Tal der Geister. Nun stand dem ersten Voodoomarkt, den die übriggebliebenen Wildherzen abhalten wollten, nichts mehr im Wege.
Sijambi, die Gastwirtin im Tal hatte ihnen erlaubt die andere Seite des Baches, gleich gegenüber ihres Gasthauses, dafür zu nutzen. Einzige Bedingung war, sich im Kontor von Orgrimmar eintragen zu lassen, ohne diese würden sie keine Stände aufbauen dürfen. Wie sie die Stufen hoch zum Tal erklomm, ging ihr die Reaktion des Orcschreibers durch den Kopf.

Sie hatten lange diskutiert wie und ob sie überhaupt weitermachen wollten. Der größte Teil der Wildherzen zerstreute sich in alle Windrichtungen und fast hätten Havo und sie alles hingeschmissen. Zu lange gab es keine Nachricht von ihrer alten Anführerin und sie fühlten sich wie gelähmt in diesem Halbzustand. Und vielleicht hätten sie tatsächlich alles hingeschmissen, aber an dem Tag, an dem sie die Entscheidung fällen wollten, kam Havo in Begleitung einer ihr unbekannten Troll zum Treffpunkt.
Schlank, zurückhaltend und nur wenig Worte verlierend stand sie plötzlich da und teilte mit, dass sie sich ihnen anschliessen wollte. Tan‘ji nannte sie sich.

Jeng‘as Entschluss alles hinzuwerfen kam ins Wanken. War das ein Zeichen eben nicht aufzugeben? Es gab viele allein herumstreunende Trolle die aus verschiedenen Gründen stammeslos waren. Sie erinnerte sich noch ganz genau, wie dankbar sie gewesen war, als die Wildherzen sie ohne viel Fragen zu stellen in ihren Kreis aufgenommen hatten. Und Havo hatte immer wieder betont, dass er weitermachen wollte. Und als er grinsend mit der Troll im Schlepp auftauchte, schien es beschlossen.

Wenn Bhangrha wiederkommen sollte, dachte sie dann werden wir uns ihr wieder anschliessen. Insgeheim wünschte sie sich nichts sehnlicher. Die anderen hatten sie förmlich dazu gezwungen ihre Anführerin zu werden. Eine Rolle, die ihr extremes Unbehagen bereitete. Sie protestierte, wehrte sich und führte eine große Anzahl an Gründen an, warum sie die denkbar schlechteste Wahl sei, aber die anderen liessen nicht locker, bis sie schließlich nachgab. Deshalb war es auch sie gewesen, die sich für den Markt eintragen lassen musste. Und jetzt, wo es sozusagen „amtlich“ war, wuchs doch ein wenig Stolz in ihr. Sie würde versuchen den anderen eine gute Anführerin zu sein. Solang bis Bhangrha wiederkäme. Was hoffentlich bald geschehen würde.

3 Likes

Teil 10

Kapitel 1

Orgrimmar

Der Markt füllte sich.
Was zum Teil bestimmt ihrem Bruder zu verdanken gewesen war. Sie hatte ihm aufgetragen Zettel aufzuhängen um auf den Markt aufmerksam zu machen. Und er hatte die halbe Stadt damit bestückt. Und er hatte nicht nur potenzielle Kunden und Neugierige angelockt. Sie war noch dabei aufzubauen als sich die erste Troll ihr näherte und fragte, ob sie auch ihre Dienste hier anbieten könne. Und bei dieser blieb es nicht. Jeng‘a hatte damit weniger ein Problem als Havo, der sich anfangs darüber aufbrausend entrüstete. Es sei schließlich ihr Markt! Aber Jeng‘a kam es doch etwas armselig vor mit nur zwei Ständen vertreten zu sein und war froh das der Voodoomarkt so ein klein wenig größer wurde.

Sie breitete all die Dinge aus ihrem Lager aus von denen sie glaubte, dass sie interessant sein könnten. Fledermausflügel, Schlangenzähne, seltene, hypnotisch riechende Blüten, Hirnmoos, verschiedene Schädel und noch einiges mehr lagen jetzt vor ihr. Und auch die eine oder andere Lederarbeit auf die sie besonders Stolz war legte sie dazu. Einige Materialien waren schwer und teuer zu beziehen und so erhoffte sie sich einen guten Preis damit zu erziehlen. Ihre Hand strich noch mal über die aus schwarzen Drachenschuppen hergestellte Rüstung. Se‘jib dachte sie, wäre vielleicht stolz auf mich.

Glücklicherweise wusste sie noch nicht, dass sie später alles wieder zusammenpacken würde. Nun ja, fast alles. Im Moment klammerte sie sowieso aus, was ihr Tun hier bedeutete. Allein der Gedanke mit soviel Fremden reden zu müssen bereitete ihr Streß. Schließlich war die Stunde gekommen und voller Furcht, dass niemand kommen würde, löste sie ihren Blick von ihrer Auslage und suchte nach Havo und seinem Stand.
Mögen die Loas mir beistehen dachte sie. Denn es tauchte immer mehr Volk auf. Ihre Hände fingen an zu schwitzen.

Stunden später liess sie sich an Ort und Stelle einfach fallen.
Ein kleines Stück entfernt flackerte noch ein kleines Feuer um das herum einige Orcs sassen, trinkend und lachend. Ihr Blick wanderte hoch an den steilen Felswänden vorbei in den von Sternen übersäten Nachthimmel. Trotz der Feuer die zu dieser Zeit noch im Tal der Geister brannten und des dadurch flackernd beleuchteten Gesteins hinter ihr, waren sie deutlich auszumachen. Ihr Kopf brummte und sie rieb sich die Schläfen. Ein Schatten näherte sich und setzte sich neben ihr.

„Waz‘n los? Allez klar?“ Geruch, Stimme und Dialekt verrieten den Drakkari Havo. Einen Augenblick rieb sie weiter, dann erst sprach sie.
„Bin dafür nich gemacht maan. Da jag ich sogar lieber Teufelssaurier. Es war‘n …so viele da.“ Sie liess die Hände sinken.
„Joh. Tsez’is kut!“ Havo klang gut gelaunt. Sie seufzte.
„Die ganze Arbeit. Und verkauft hab ich nix.“ Sie unterbrach sich selber. „Naja, n‘Blutelf wollt‘n paar Bluthibiskus. Und nen Gerippe hat nen Schädel gekauft. Will gar nich wiss‘n was er damit macht.“ Der Drakkari sah sie an.
„Alles in allem nich ma 3 Goldmünzen. Bin keine Händlerin echt nich.“ Die Frustration war deutlich herauszuhören.
„Bei mia liefz bezza“ sprach Havo und tätschelte einen Beutel. „Aba jezz’in ekt ma’.“ Er gab ihr einen Knuff. „D’rauf kam‘z dok’kar nezz’an.“
„Nich?“ Kurz tauchte der Berg von Goldmünzen vor ihr auf, den sie für das Mammut ausgegeben hatte. Ein Mammut, das weit weit oben in Nordend war und von dem sie soviel hatte wie von einem Stück Planetenrest im Wirbelnden Nether. Zumindest fühlte es sich so an.
„Nezz, mon!“ widersprach Havo bestimmt. „War’n tzo viele dha. Un’ auk Trolle. Hab schon ewik nezz mea tzoviele hier auf‘n Hauf’n k’zehn. Tsaz wa’ kuuut!“ Jeng‘a lauschte, antwortete jedoch nicht.
„Hey, tsaz wa’ unsa erzta Markt. Tsea erzte Voodoomarkt, tzen tse Wildherzen k’macht hab‘n. Tse nächzten werd‘n nok bezzer.“
„Die nächsten?“
„Na klar dok. Oda kink tsiaz nua umz K’old?“ Sie richtete sich auf und sah ihn an.
„Nee, hast recht.“ Den Kopf schüttelnd fuhr sie fort. Auf einmal fing sie wieder an zu grinsen. Der Begeisterung des Drakkari konnte sie nichts entgegensetzen.
„Da komm noch mehr Voodoomärkte. Jetzt gehts ers los.“
„Tsaz’is meine Jin!“ rief Havo und sprang auf.
„Nich Jin “ wollte sie noch wie automatisch sagen, aber da schlenderte er schon wieder in Richtung des Feuers an dem ein paar Orcs noch immer sassen und tranken.

2 Likes

Teil 10

Kapitel 2

Durotar

„Könnte geh‘n.“
Jeng‘a kam aus dem heruntergekommenen Gebäude wieder heraus.
„Wände un Holz sin noch gut. Die Häute müss‘n neu. Aba sonst …“ Sie drehte sich einmal im Kreis und blickte zu Havo. „Was meinste?“
„Waz neu’z izz’ez! Un’ ez’sin’ auk kut viel’ Tiere weken tzen Fluss da!"

Die Troll nickte nach kurzem Zögern. Dann überflog sie im Geiste, was sie wohl an Material brauchen würden. Die Hütte stand ganz bestimmt schon sehr lange leer, entweder hatten die vorigen Besitzer nicht mehr vor wiederzukommen oder konnten es vielleicht sogar nicht mehr.
Trolle hatten diese Hütte gebaut, soviel war klar. Vereinzelt hingen noch Masken und Knochen aus denen der Wind leise klackernd die Geister sprechen liess, herum. Sogar ein paar Schädel lagen noch herum. Aber nichts war zu spüren, dass auf schlechtes Mojo hinwies. Sie fühlte sich sofort wohl hier.
Während Havo begann seine Waffen und Reittiere fertig für die Jagd zu machen, schlenderte sie langsam zum Fluss runter. Die Sonne war am untergehen und tauchte den ganzen Himmel in wundervolles Licht. Und nicht nur den Himmel. Der große Südstrom vor ihr spiegelte das Licht wieder und die Bewegungen des Wassers brachten es zum Tanzen.

Auf der Suche nach einer Heimat für ihre kleine Gemeinschaft waren sie auf diese Hütte gestossen. Sie lag auf der Westseite des Südstroms, an einem kaum benutzten Weg gelegen, und dass obwohl er Orgrimmars Westtor im Tal der Geister mit der Brücke verband die den Übergang von Durotar zum Nördlichen Brachland darstellte. Die Lage war ideal. Sie hätten ihre Ruhe und brauchten trotzdem ihre Waren nicht weit transportieren wenn sie die nächsten Voodoomärkte organisierten.

Auf ihren Reisen hatte sie viele Dinge gesammelt und ihr Bruder, der sich um das Lager kümmerte, dass sie extra in Orgrimmar angemietet hatte, hatte sie schon mehr als einmal darauf hingewiesen, dass dort fast kein Durchkommen mehr möglich war.
Dazu die Beute von Havo. Auch er kam herum, seine Aufträge als Kopfjäger brachte es mit sich und so kehrte er oft mit kostbaren Waffen zurück. Auf jeden Fall würden sie weitere Märkte veranstalten. Müssen sogar.

Die Schatten wurden länger und länger, die Schreie der wilden Tiere wurden lauter. Die Stunde der nächtlichen Jäger war angebrochen. Lange noch sassen der Drakkari und sie an ihrem kleinen Feuer am Ufer dieses großen und ruhig, aber kräftig dahinfliessenden Stroms und lauschten allem was dieser Ort ihnen zu hören gab.
Eine angenehme Kühle vermischte sich mit der Wärme die der Boden noch lange abstrahlte. Es war, als ob beides sich miteinander vermählte. Und wie sie schweigend am Südstrom sassen und Jeng‘a förmlich das Land tief und langsam atmen spürte, wusste sie, das war der ideale Ort.

Ab und an warf sie einen Blick zum Drakkari hinüber.
Der Entschluss, die Gemeinschaft nicht völlg zerfallen zu lassen, weiterzumachen und sogar andere herumstreunende Trolle aufnehmen zu wollen hatte sie zusammengeschweisst. Obwohl sie erst seit kurzer Zeit in dieser Form bestanden, war das eine sehr intensive Zeit gewesen. Tan‘ji hatten sie eine Prüfung ablegen lassen, später einen jungen ungeduldigen Troll der sich Tazdonji nannte. Beide hatten bestanden und erweiterten die Gemeinschaft.

Jeng‘a freute sich schon darauf den anderen ihre neue Hütte vorzustellen. Sie hoffte sehr, dass diese den Platz als ähnlich passend empfanden. Es war gar nicht mal vorangig ihr Bedürfnis gewesen diesen Platz zu finden, aber nachdem sie dazu gedrängt wurde, ihre Anführerin zu sein, hatte sie angefangen sich verantwortlich für diese Handvoll Trolle zu fühlen.
Mehr Bürde als Ehre befand sie und beschloss diese auch ernst zu nehmen.

Doch jetzt gerade, ihre Hyäne neben sich, den Drakkari Havo an ihrer Seite und den großen Strom vor ihnen, konnte sie von der Last der Verantwortung nichts spüren. Nur das Gefühl angekommen zu sein. Irgendwie.

3 Likes

Teil 10

Kapitel 3

Nagrand (Scherbenwelt)

Die ersten Kämpfer wurden aufgerufen.
Jeng‘a und Havo drehten sich herum und sahen in die Arena hinunter. Doch Havos Name fiel nicht. Noch nicht.
Als ihr Blick über die Ränge ging, sah sie eine bunt gemischte Ansammlung verschiedenster Völker die zur Horde gehörten. Das Haus Mondschwert, ein Adelshaus aus Silbermond, der Hauptstadt der Blutelfen im Immersangwald, hatte zu einem Turnier eingeladen und Ruhm, Ehre und nicht zuletzt versprochene einzigartige Belohnungen hatten Kämpfer und viele Schaulustige diesen weiten Weg herbeigelockt.
Sie kannte fast niemanden und wäre auch bestimmt nicht hier, wenn der Drakkari es sich nicht in den Kopf gesetzt hatte an dem Turnier teilzunehmen.

„Für de Wildherzen. Für de Loas. Für uns‘re Jin!“ hatte er ausgerufen als sie ihn fragte warum. Geschmeichelt hatte sie sich gefühlt, aber sie war nicht sicher was sie davon halten sollte. Würden nicht geübte Grubenkämpfer bei so etwas teilnehmen? Arenaerprobte, mit allen Wassern, oder besser gesagt unterschiedlichstem Blut gewaschene?
Doch als sie sah, wie Havo sich in die Brust warf, widersprach sie ihm nicht. Ihre Macht als Anführerin zu gebrauchen und ihm das Turnier zu versagen, wäre eine Schmach und Beleidigung für den Drakkari gewesen.

Dabei löste sein Vorhaben bei ihr ein innerliches Gefühlschaos aus und spülten schmerzhafte Erinnerungen hervor. Er war nicht der erste, den sie in einen Wettkampf steigen sah. Sie flehte im Stillen die Loas an, nicht so grausam zu sein wie an dem Tag an dem Yukko sich mit anderen Trollen ihres Stammes um den ersten Hitzetanz mit ihr schlug. Dieser Tag endete damit, dass Yukko vor ihren Augen starb.
Aber das war nich im Turnier, das war Krieg rief sie sich in Erinnerung. Die Blutskalpe hatten die Festlichkeiten genutzt um einen Überfall auf den kleinen Rest im Schlingen zurückgebliebener Splitterspeere zu wagen. Mit schmerzhafter Deutlichkeit sah sie wieder den blutüberströmten Troll zu Boden sinken. Sie schüttelte die Erinnerung ab.

Das war kein Turnier, Jeng‘a, das war Krieg. Und wie sie Havo anblickte, umgriff ihre rechte Hand die kleine Fledermaus um ihren Hals. Eine große Zuneigung zu diesem impulsiven Drakkari überkam sie, wie er da vor ihr stand, stolz und aufgerichtet. Auch für sie wollte er in den Ring steigen hatte er gesagt. Sie merkte wie sie sehr sie ihm das glauben wollte und nickte.

Ein weiterer Kampf war vorüber und der Drakkari beschloss schonmal hinunterzugehen.
Die Verlierer humpelten hinaus und der Sieger liess sich feiern. Sie machte ein paar Schritte, sprang auf einen steinernen Absatz und blickte über die Mauer in Richtung Garadar. Sie erinnerte sich an einen heissen und stillen Tag vor ein paar Jahren unter dem offenen Dach einer großen Hütte. An einer alten Orcfrau und das Geschenk, dass ihr im Dorf gegeben wurde. Sie konnte geradezu wieder die Fliegen träge herumsurren hören. Wenn das hier vorbei war, nahm sie sich vor, würde sie einen Abstecher dorthin machen.

Ein Gongschlag riss sie aus ihren Gedanken und als sie meinte Havos‘ Namen herauszuhören, eilte sie zu ihrem Platz. Als sie herunterschaute sah sie ihn bereits unten in der Arena stehen, seine Finger ließen die mit groben Runen verzierte Hellebarde drehen. Alle Kämpfer wurden in die Arena gelassen und sollten ihre Positionen einnehmen. Der Drakkari war leicht auszumachen, denn er war in jeder erdenklicher Sicht das genaue Gegenteil der beiden Blutelfenmagier neben ihm und stach so hervor. Der Gong schlug ein zweites mal und der Kampf begann.

1 Like

Teil 10

Kapitel 4

Nagrand (Scherbenwelt)

Jeng‘a merkte kaum, dass sie andere anstiess und das eine oder andere böse Wort wurde ihr hinterhergerufen, aber auch davon bekam sie nichts mit.
Mit Schrecken hatte sie zusehen müssen, wie Havo zu Boden ging und nicht wieder auf die Beine kam. Zwei Blutelfen trugen ihn aus der Arena, aber auch das bekam sie schon nicht mehr mit, da sie schon losgelaufen war. Sie schien ewig für den Weg zu brauchen. Vorbei an massigen Tauren und durch fluchende Gruppen von Orcs sich durcharbeitend, erreichte sie endlich die Stufen herab. Ab da flog sie nur so dahin.

Als sie um die letzte Ecke bog, sah sie ihn auch schon. Neben ihn kniete die Fürstin Irya des Hauses Mondschwert.
Die !? schoss es Jeng‘a unwillkürlich durch den Kopf. Es war gar nicht so lange her, da hatte Havo sie überredet ihn nach Silbermond zu begleiten. Zuerst dachte sie er mache einen Scherz, aber als sie tatsächlich durch die Straßen Silbermonds schritten und der Drakkari an keiner Ecke zögerte, sondern stetig weiterschritt, begriff sie, dass er tatsächlich sich hier auskannte.
Sie selber fühlte sich überhaupt nicht wohl in ihrer Haut und viele der Blicke die sie auf sich spürte deutete sie nicht unbedingt als wohlwollend.
Die Elfen von Quel‘Thalas hatten früher erbitterte Kriege mit den Amani-Waldtrollen geführt und bei der Lebensspanne der Elfen, war es ganz und gar nicht abwegig, dass einige von denen die sie hier begegneten, dabei gewesen waren und nicht gut auf Trolle zu sprechen war. Horde hin, Horde her.

Später dann aber sassen sie sogar mit eben jener Fürstin des Hauses Mondschwert zusammen und während die Blutelfe und Havo locker plauderten und es offensichtlich wurde, dass die beiden sich besser kannten, wusste sie ihre Befangenheit nicht loszuwerden und rutschte unbehaglich auf den seidenen Kissen herum. Nichts annehmend, weder Speise noch Trank.
In all dem Glanz und Sauberkeit kam sie sich unbeholfen, fehl am Platz und irgendwie schmutzig vor. Ihre Bewegungen waren ungeschickt und erst als sie die Stadt wieder verliessen, entspannte sie sich wieder. Was, bei den Loas, hatte Havo mit dem Haus Mondschwert zu schaffen?

Nicht dass die Fürstin sie unfreundlich behandelt hätte, auch bei späteren Begegnungen grüßte sie die Troll und sprach sogar das eine oder andere freundliche Wort mit ihr. Auch bekamen sie mehr als einmal Besuch von der Tochter der Fürstin inklusive Begleiter in ihrer neuen Hütte am Südstrom und Jeng‘a musste lernen, dass nicht alle Blutelfen sie bestenfalls ignorierten. Im Gegenteil, diese hier waren freundlich oder zumindest höflich ihr gegenüber. Wenn Havo gut mit ihnen konnte, dann wollte sie es auch können. Ihre Vorurteile bröckelten langsam dahin.
Seit sie als junge Troll das Schlingen verlassen hatte, wandelte sie mehr unter Orcs, Tauren und anderen Völkern herum und legte dabei die für Trolle typische Ablehnung anderen gegenüber langsam aber sicher ab. Lediglich mit den Verlassenen wurde sie nicht warm. Totes sollte tot bleiben. Das diese unter der Sonne herumliefen war schlechtes Mojo. Ganz schlechtes Mojo.

Der seltsame und kurze Anflug von Zorn, als sie die Fürstin sich über den Drakkari beugen sah, war ebenso schnell verflogen, dass sie ihn kaum bemerkte. Sie kniete sich neben den beiden und war entsetzt über dass was sie zu sehen bekam.
Sein Hals war überseht mit schwarzen Beulen und neben seinen Kopf breitete sich eine Lache in der gleichen Farbe aus.
„Havo“ stiess sie hervor. „Was … Was ist mit ihm?“ Die letzten Worte waren an Fürstin Irya gerichtet. Diese seufzte.
„Ich weiss es nicht. Unsere Heilungsversuche scheinen alles nur noch zu verschlimmern.“ Jeng‘a beugte sich jetzt selber über den Troll.
„Havo!“ Sie rüttelte ihn leicht, aber alles was darauf passierte war, dass sein Kopf zur Seite fiel und er einen neuen Schwall schwarzer Flüssigkeit erbrach. Plötzlich drängte sich ein Schatten neben sie. Tan‘ji schob sie leicht, aber bestimmt zur Seite.
„Lass mich ma seh‘n.“ Jeng‘a beobachtete wie sie Havo in den Mund und in die Augen schaute. Auch betastete sie die Beulen ohne Scheu. Dann zog sie blitzschnell ein Messer und stach eine der Beulen auf. Auch hier quoll diese schwarze Flüssigkeit heraus. Sie fluchte. Dann drehte sie den Kopf und sah Jeng‘a stirnrunzelnd an.
„Das is kein Gift. Oder ein‘s dass ich nich kenn. Un ich kenn viele.“ Sie machte eine Pause und Jeng‘a sah wie ernst die Troll geworden war.
„Das muss nen Fluch sein.“ fügte Tan‘ji dann leise hinzu. Jeng‘a schnürte sich Kehle und Herz zusammen.

1 Like

Hi!

Ich habe gelesen, dass du deine Zeit ab jetzt in Classic WoW stecken wirst. EInfach mal anhand deiner Beiträge entnehmend, bist du ja eher ein “Casual” Spieler, das heißt, Zeit für Retail WoW und die Entwicklung dieses Trolles bleibt dann ja nicht mehr viel? Ich fände das echt schade, da ich als stiller Mitleser gefallen an den Geschichten gefunden habe.

Wird es eine neue Hyaena geben, oder wird es in Classic ein neuer Charakter?
LG

1 Like

Taz Itslúpus.

Erstmal vielen Dank für Dein Interesse an dieser für mich mittlerweile erstaunlich weit gewachsenen Geschichte.

Als allererstes kann ich dich beruhigen.
Wie du ja bestimmt selbst gemerkt hast, laufen hier 2 Handlungsstränge abwechselnd. Zum einen rolle ich die Vorgeschichte auf (also was vor dem Spielen geschehen ist, wo sie herkommt und warum sie so ist wie sie ist) und zum anderen was im Spiel passiert ist (solo oder im RP mit anderen).

Mit beidem bin ich noch lange nicht fertig.
Ich hänge ganz schön hinterher.
heftig hust

Die junge Hyaena wird im nächsten Teil ja erst in Kalimdor ankommen und da sind es immer noch Jahre hin bis zu dem Punkt wo die Geschichte angefangen hat.
Und auch die Lücke zwischen den aktuellen Posts und dem jetzigen Stand im Spiel ist noch sehr groß.
Es ist also noch genügend Stoff da. :upside_down_face:

Dann werde ich nachwievor mit der Troll RP betreiben, nur eben an bestimmten Tagen oder Events. Es ist ja nicht die Troll die mich vertreibt, dafür ist sie mir zu sehr ans Herz gewachsen.

Vielen Dank für Deinen Post nochmal.
Was sind Geschichten wert wenn niemand da ist der sie hört (liest).
verbeug

1 Like

Ok, weiter gehts.

Teil 10

Kapitel 5

Nagrand (Scherbenwelt)

Und es war noch schlimmer.
Tan‘ji hatte einer Eingebung folgend noch etwas Mojo hervorgeholt und davon einen Tropfen in die schwarze Lache fallen lassen. Eine heftige Reaktion war die Folge. Was auch immer es war, es schien besonders auf trollisches zu reagieren.

„Es sieht so aus als ob elfische Heilkraft hier nichts bewirken könnte. Ihr braucht wohl Trollmedizin.“ Fürstin Irya hatte sich erhoben und schaute auf Havo herab.
„Habt ihr einen Hexendoktor, oder wie ihr sie ruft, in eurer Gemeinschaft?“ Jeng‘a schüttelte den Kopf. Sie kannte überhaupt keinen. Zulange war sie nicht mehr unter Trollen unterwegs. Sie dachte an die Trolle die zu dem Kämpfen gekommen waren.
Bei den Loas, vielleicht …
„Ich geh ein suchen. Bleibste bei ihm?“ fragte sie Tan‘ji. Diese nickte ihr zu.
„Beeil dich. Mög‘n die Loas dir Glück bring‘n. Und vor allem ihm“ sagte Tan‘ji.

Doch die Loas schienen ihnen nicht geneigt zu sein. Keiner der anwesenden Trolle konnte ihr helfen. Soviel Gück hatte sie selber auch nicht für möglich halten wollen. Fieberhaft überlegte sie, wo sie einen Hexendoktor finden könnte. Shattrath möglicherweise, aber da kannte sie sich nicht aus und würde vielleicht kostbare Zeit vergeuden. Sie beschloss es gleich in Orgrimmar im Tal der Geister zu versuchen. Das bedeute trotzdem erst nach Shattrath zu müssen. Dort wurde ein magisches Portal nach Orgrimmar aufrechterhalten, der schnellste Weg.

Auf dem Weg nach Shattrath hatte sie Zeit sich etwas zu beruhigen und zu überlegen.
Etwas war faul an der ganzen Geschichte. Hatte sein Gegner in der Arena zu unlauteren Mitteln gegriffen und diesen Fluch verursacht? Oder hatte ihn dieser schon vorher getroffen, möglicherweise schon Tage vorher? Auch nicht abwegig, umtriebig wie der Drakkari war. Hatte er sich auf seinen Reisen mächtige Feinde gemacht? Wie lange war dann der Fluch schon in ihm am arbeiten? Das würde auch erklären, warum der Kampf schon so schnell vorüber war. In solch finsteren Gedanken gehüllt hetzte sie durch die Straßen von Shattrath dem Portal entgegen.

In Orgrimmar dann verlief jedoch alles anders als geplant.
Kein Hexendoktor war es der Hilfe in Aussicht brachte, sondern gleich nach der Ankunft lief sie Chaakoi, Havos Onkel in die Arme. Aufgeregt erzählte sie ihm alles und der alte Troll bestand darauf unmittelbar zu ihm gebracht zu werden. Die Portalmagier zogen nur ihre Augenbrauen hoch, als sie nur kurze Zeit später wieder auftauchten.

Sie redeten wenig auf der Reise zur Arena.
Ab und an fragte Chaakoi nach Details, aber da Jeng‘a nicht wirklich viel wusste, wiederholte sie sich oft und schon bald frug der Troll nicht mehr weiter, sondern ritt stirnrunzelnd und stumm der Jüngeren hinterher.
Beim Turnierplatz angekommen fanden sie ausser einigen Orcs die dort nach dem Rechten sahen niemanden mehr vor, doch Tan‘ji hatte eine Nachricht hinterlassen. Sie würden Havo und Tan‘ji in Garadar finden.
Gut dachte Jeng‘a. Das war gut. Sehr gut sogar. Dort war er auf jeden Fall besser aufgehoben als hier im Staub zwischen den Peons. Ohne lange zu zögern setzten sie ihren Ritt fort. Garadar war nicht weit und so erreichten sie nach kurzer Zeit das große Orcdorf in Nagrand.

Dort angekommen wollte Chaakoi sofort zu zu seinem Neffen.
Als Jeng‘a ihm folgen wollte, lehnte er barsch ab und schickte sie weg. Nervös ging sie nach Havos Bären sehen und lief dabei einer Orcfrau in die Arme.
„Es ist wahr!“ Drakia sah sie groß an. Dann strahlte die Orc sie an.
„Du bist zurückgekommen. Tatsächlich. Geyah hatte mich losgeschickt dich zu holen und ich dachte schon, jetzt wäre sie verrückt geworden.“ Jeng‘a nickte nur, brachte sogar trotz aller Sorge ein Lächeln zustande. Drakia drückte sie fest, dann aber schien sie zu verstehen. Die Orc machte einen Schritt zurück und blickte der Troll ins Auge.
„Du bist nicht wegen … uns hier“ sagte sie dann. „Es ist der Troll den sie gestern hergebracht haben, richtig?“
„Ja, du has recht. Aber ich wär auch so gekommen, ehrlich ey.“ Drakia sah sie zweifelnd an. Dann seufzte sie.
„Wie dem auch sei, Geyah will dich sehen, jetzt wo du hier bist. Du kennst das Spiel ja.“ Die Orc musste grinsen wurde aber schnell wieder ernst.
„Du bleibst wohl nicht lange.“ Es klang eher wie eine Feststellung als wie eine Frage. Jeng‘a zuckte ratlos mit den Schultern und keiner wusste im Augenblick mehr etwas zu sagen. Zu zweit gingen sie dann nebeneinander durch das Dorf.

2 Likes

Teil 10

Kapitel 6

Nagrand (Scherbenwelt)

Sie trafen Geyah auf einer Art Bank sitzend, die trüben Augen in Richtung eines Sees und einem hohen Plateau gleich dahinter gerichtet.
Jeng‘a und Drakia wechselten kurz einen Blick, dann eilte die Orcfrau fort. Jeng‘a holte noch einmal tief Luft und ging dann zur greisen Orc. In einem Abstand von zwei Trolllängen blieb sie stehen. Während sie auf ein Zeichen wartete betrachtete sie Geyah. Unmittelbar fühlte sie sich in der Zeit zurückversetzt. Wie lange mochte es her sein? Zwei Jahre etwa? Aber irgendwie spielte es hier keine Rolle. Es hätte ebensogut auch zwei Wochen her sein können.

„Setz dich kleine Troll. Setz dich zu Geyah.“
Während sie sprach wendete sie nicht einmal den Kopf. Jeng‘a sah ausser der Bank keine andere Sitzgelegenheit. Sich neben der alten Orc zu setzen erschien ihr unpassend, so setzte sie sich ihr schräg gegenüber auf den Boden, sorgfältig darauf achtend, dass sie nicht den Blick auf die ferne Bergkette im Norden verdeckte. Wahrscheinlich spielte es keine Rolle. Jeng‘a hatte das sichere Gefühl, dass Geyah durch sie hindurch sehen konnte wenn sie es nur wollte.
Es kehrte Stille ein.

Und gerade als Jeng‘a unruhig wurde und sich ihre Gedanken wieder Havo und seinem Onkel zuwenden wollten, fing Geyah endlich an zu sprechen.
„Ich spüre dass die Maske nicht mehr bei dir ist. Nicht mal mehr in unserer Zeit. Nicht so wie sie es vorher war. Und doch.“ Wieder verstrichen Minuten.
„Erzähl Geyah welchen Weg die Maske gegangen ist, junge Troll. Geyah will wissen.“ Und für eine Zeit war die Gegenwart wie hinweggewischt als Jeng‘a von den Höhlen der Zeit erzählte. Vom bronzenen Drachenschwarm und dem Abenteuer auf Durnhold. Als sie endete, waren die Schatten bereits ein Stück länger geworden. Lange sagte keiner etwas. Jeng‘a hätte am liebsten zum Wasserschlauch gegriffen, ihre Kehle war vom Erzählen trocken geworden war und kratzte schmerzhaft, aber der hing noch an Kuyendas Sattel und den Krug, der neben der alten Orcfrau stand, wagte sie nicht anzurühren.

„Go‘el“ sprach die Orc und ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Jeng‘a verstand nicht was sie damit meinte und runzelte ihre Stirn. Anscheinend war ihr Orcisch nicht so gut wie sie selber immer geglaubt hatte. Die Alte seufzte tief.
„Jetzt wird Geyah alles klar“ lachte sie und ihr Lachen klang ganz und gar nicht wie das einer greisen Frau.
„Geyah wird alt und ihre Augen scheinen doch vieles nicht mehr zu erkennen.“ Ihre Stimme klang dabei ganz und gar nicht betrübt.
„Also das war deine Rolle junge Troll. Wenn es also so ist, dann ist Geyah froh so gehandelt zu haben. Danke Euch ihr Elemente!“ Sie reckte ihre faltigen Arme den Bergen vor ihr entgegen.
„Und danke Dir, Jeng‘a Maskenträgerin.“ Sie fing an zu kichern, wie über einen Witz den nur sie verstehen konnte. „Danke. Mögen die Elemente über jeden deiner Schritte wachen.“ Sie lachte wieder und wurde langsam wieder still. Doch jetzt hatte sie einen glücklicheren Gesichtsausdruck während ihre trüben Augen in die Ferne schweiften.

Jeng‘a überkam nach und nach das Gefühl, dass die alte Frau ihrer gar nicht mehr gewahr sei. Unruhiger werdend hielt sie es noch ein paar Minuten aus und dann stand sie langsam auf. Kurz tauchte der Wunsch auf sich zu verabschieden, doch ein Blick auf die Orcfrau liess sie das Vorhaben aufzugeben. In welche Sphären sich der Geist dieser Frau sich auch immer gerade bewegte, Jeng‘a wollte sie nicht stören, auch wenn sie sich ja nicht einmal sicher, ob sie dazu fähig gewesen wäre. So deutete sie nur eine Verbeugung an und zog sich zurück.

Nach nur wenigen Schritten traf sie Tan‘ji.
„Da biste ja. Wo warste? Du sollst kommen. Chaakoi is fertig. Oder so.“ Die Worte sprudelten nur so aus der Wildherz heraus.
„Havo?“ Jeng‘as Stimme klang in ihren eigenen Ohren fast schrill. Tan‘ji schüttelte nur den Kopf.
„Komm.“

2 Likes

Teil 10

Kapitel 7

Nördliches Brachland

Jeng‘a passierte die Palme, ging noch die üblichen Trolllängen weiter und drehte wieder um. Zurück um die Runde, die sie schon seit gefühlten Stunden auf und ab schritt, ein weiteres mal abzuschreiten.
Wenn sie die innere Ruhe gehabt hätte wäre ihr vielleicht aufgefallen, dass in Wirklichkeit noch nicht einmal zwanzig Minuten verstrichen waren. Ihre Gedanken lösten sich jedoch keinen Augenblick von den Geschehnissen in der kleinen Hütte am Südstrom.
Hübsche, ihre Hyänenbegleiterin, lag beleidigt irgendwo im Schatten und kaute auf irgendwelchen alten Knochen von wer-weiss-woher herum, nachdem die Troll sie gereizt fortgescheucht hatte, als sie um Futter bettelnd sich ihr in den Weg gestellt hatte.
Was macht der Kerl bloss da drin? fragte sie sich immer wieder. Weiss er was er tut?

Nachdem sie den verfluchten Havo auf seinen Reitbären gebunden und nach Shattrath gebracht hatten, gab es bei den Portalmagiern erstmal eine Diskussion. Zuerst weigerten sie sich den verfluchten Troll hindurchzulassen. Sie könnten eine unversehrte Portation nach Orgrimmar nicht garantieren, man müsse erstmal genau bestimmen um was für einen Fluch es sich handele und überhaupt, es würde gegen die Bestimmungen so jemanden einfach nach Orgrimmar zu schaffen. Vielleicht übertrage sich ja der Fluch auf andere.

Jeng‘a war schon auf dem besten Wege dem die Bestimmungen herunterleiernden, wichtigtuerischen Portalmagier an die Gurgel zu springen und nur das Eingreifen Chaakois hatte größeren Ärger verhindern können.
„UNVERSEHRT??? GUCK DOCH HIN, MAAN! SIEHSTE DAS NICH? WAS SOLL DENN DA NOCH KAPUTTGEH‘N! GUCK HIN DU HAUFEN OG……“ war sie am Brüllen, als der alte Troll sie energisch zur Seite schob und die Verhandlung übernommen hatte. Schließlich liess der Magier sie durch, wobei er betont desinteressiert wegsah, als die Troll mit wütendem Blick an ihm vorbeiging.
Havo schließlich von Orgrimmar zu der Südstrom-Hütte zu schaffen war dann der leichteste Teil der Reise.

Zusammen trugen sie Havo in die Hütte und nachdem Jeng‘a die Vorräte für 1 bis 2 Wochen abgeladen und verstaut hatte, stand sie so lange im Weg und trommelte unablässig mit den Fingern auf allem möglichen Zeugs herum, bis Chaakoi sie hinausschickte. Er wolle sich in den Körper seines Neffen vertiefen um die Ursache für den Fluch zu finden und eine nervöse Troll wäre das letzte was ihm dabei behilflich wäre. Also schritt sie wie eine Raubkatze im Käfig das Ufer am großen Strom auf und ab. Und wieder auf und ab. Auf und ab.

Eine gefühlte Ewigkeit später kam Chaakois ganz leicht wankend aus der Hütte wieder heraus, seine Augen gegen das Licht draussen abschirmend.
Schnell eilte Jeng‘a zu ihm hin und begleitete ihn zum Fluss. Dort setzte er sich erschöpft hin und schwieg.
War sie eben noch die Ungeduld schlechthin, wartete sie nun ruhig und gefasst neben ihm kniend auf seinen Bericht. Weder Hoffnung noch Verzweiflung wollte sie seinen Worten vorgreifen lassen. Eine Weile atmete der alte Troll noch vor sich hin, dann schließlich sprach er.
„Chaakoi ist weit durch den Körper gereist, der dort in der Hütte liegt. Fast hätte ihn der Fluch auch getroffen. Doch es war die Reise wert. Chaakoi kennt jetzt die Quelle dieses Unheils.“ Seine Augen suchten den Platz um sich herum ab und sah die Troll dann fragend an. Jeng‘a verstand sofort und holte etwas zu trinken. Nach einem tiefen Zug aus dem Wasserschlauch, sprach er endlich weiter.
„Lange muss es her sein. Er muss noch ein Welpe gewesen sein. Ich weiss nicht warum und zu welchem Zweck. Aber er ist einem schwarzem Blutsritual unterzogen worden. Von Priestern Rhunoks.“ Hier klang seine Stimme leicht zweifelnd, als ob er kaum glauben könne was er da selber sage. Wieder nahm er einen Schluck.
„Auch was jetzt den Fluch ausgelöst hat, kann ich nicht sagen. Nur dass es ein mächtiger Fluch ist. Jeder Heilungsversuch schadet das Opfer mehr als das er Nutzen bringt. Es sei denn ….“ Chaakoi hob den Kopf und blickte zum anderen Ufer des Südstroms.
„Es sei was?“ Jeng‘a beugte sich unwillkürlich etwas vor. Chaakoi seufzte.
„Wir müssen ihn nach Nordend schaffen. Nur ein Priester Rhunoks kann hier helfen. Und da wir wohl weder einen hier finden werden noch einen dazu bewegen könnten herzukommen ….“ Der alte Troll beendete seinen Satz nicht und für einen Augenblick wirkte er älter als sonst. Nur langsam schienen die Worte in Jeng‘a einzusickern. Dann, wie in Trance, kamen tonlos Worte über ihren Mund.
„Ich kenne eine Rhunok-Priesterin. Ich kann sie holen. Sie wird kommen. Ganz bestimmt. Sie muss.“ Die letzten beide Worte kamen verzögert und leise. Chaakoi wendete sich ihr zu und blickte die wesentlich jüngere Troll lange an.
„Dann muss sie bald kommen. Sehr bald.“

1 Like

Teil 10

Kapitel 8

Orgrimmar

"Verdammt."
Immer wieder schlug sie mit der Faust gegen die Reling des Zeppelins. Skadi hielt sich lieber fern. Für die Reise in den Norden hatte sie sich wieder für die Wölfin entschieden.
"Verdammt. Verdammt." Dass die Faust an den Knöcheln schon aufgesprungen war und etwas Blut heraus trat, nahm sie gar nicht war. Sie erinnerte sich nur wie sie vor einer guten Woche genau hier schon einmal stand.

Jeng’a hatte keine Zeit verlieren wollen.
Jetzt, wo es einen Plan gab. Allein die Tatsache, dass es überhaupt einen gab, erfüllte sie mit Energie. So brach sie umgehend auf.
Als sie in Orgrimmar jedoch auf den Zeppelin nach Nordend wartete, drängte sich Zweifel in ihr auf. Die Geschichte hatte einen Haken. Einen sehr großen sogar.
Was wäre, wenn Num‘a gar nicht in Nordend wäre? Nun gut, sie hatte oben in den Grizzlyhügeln von ihr geträumt, aber hiess das auch sie würde sie sort auch sein?
Immerhin musste sie durch halb Nordend reisen um das herauszufinden.
Und wenn Num‘a doch noch im Schlingen weilte? Vielleicht hatte sie damals nur von ihr dort im Bärenschrein geträumt weil sie als Priesterin Rhunoks naturgemäß geistig mit den Bärenmächten verbunden war. Das Schlingen war schneller zu erreichen und sie würde wissen wo sie ihren Stamm finden würde.
Und damit tauchte ein weiterer Haken auf. Sie müsste dazu ihren alten Stamm aufsuchen. Sich ihrem Vater stellen, ach was, dem ganzen Stamm den sie vor fast zehn Jahren verlassen hatte. Und Num‘a mitnehmen. Sie hielt die Luft an und strich sich mit der Linken über das Gesicht.
Zej‘un würde nie …. Sie stöhnte leise.

Auf und ab lief sie.
Die Gobline des Zeppelinunternehmens beäugten sie schon mit seltsamen Blicken. Immer wieder versuchte sie einen klaren Gedanken zu fassen. Es half nichts. Fast drehte sie durch. Ihre Hand umgriff die Fledermaus um ihren Hals.
Hir‘eek, Loas! Was soll ich bloss tun? Der Zeppelin nach Nordend kam und sie lief auf und ab. Der Zeppelin wartete und sie lief auf und ab.
Schließlich gab der zuständige Goblin das Zeichen zur Abfahrt, nicht ohne zu der Mannschaft seinen Zeigefinger an der Schläfe im Kreis zu bewegen.
Sie blickte dem Zeppelin hinterher und erkannte, dass sie ihre Wahl getroffen hatte.
Sofort machte sie sich auf zum Lande- und Ablegeplatz für den Zeppelin nach Grom’Gol im Schlingendorntal. Zu allen ihr bekannten Loas betend, dass diese Entscheidung die richtige war.

Wieder schlug sie mit der Faust gegen das Holz.
Verdammt! Was habe ich mir dabei gedacht?

Der Abstecher ins Schlingendorntal war ein völliger Reinfall.
Nicht, dass Num’a ihre Ziehmutter und Drakkaripriesterin nicht mitkommen wollte. Nicht dass es zu einer heftigen Auseinandersetzung mit ihrem Vater Zej’un kam.
Gar nichts davon. Der Stamm war einfach nicht mehr da. Nun waren neun Jahre eine lange Zeit, aber sie hätte nicht gedacht, dass sie niemanden antreffen würde. Die wenigen Spuren die sie von ihrem versteckt gelegenen ehemaligen Heimatdorf fand, waren alte Feuerstellen und hier und da Piktogramme in den Felsen herum gearbeitet. Mehr nicht. Das war alles. Jetzt war sie doch auf dem Weg nach Nordend, allerdings mit dem Gefühl, kostbare Tage verloren zu haben.

Was hatte sie dabei bloß geritten? Nach fast 10 Jahren einfach wieder ins Dorf herein zu spazieren und die Beinahe-Frau des Dorf-Schamanen, einzuhaken und zu verschwinden, sie die als geächtet und tot für den Stanm ausgerufen wurde? Hatte sie wirklich geglaubt, das hätte funktioniert? Etwas in ihrem Inneren war erleichtert darüber. Es hätte auch gut sein können, dass ihr Kopf jetzt auf einem Pfahl gesteckt hätte, einen grinsenden Zej’un davor sitzend.

Aber sie hatte kostbare Zeit verloren.
Sie musste so schnell wie es ging nun nach Nordend.
Wenn sie auch nur die leiseste Spur einer Hoffnung hatte Num‘a zu finden, dann vielleicht da. Ihr Plan war jetzt, so schnell es ginge. Moa’ki zu erreichen, dort neue Kraft und Vorräte sammeln und von dort aus weiter zu reisen. Die Kalu’ak würden sie in allem unterstützen und ihr Rat geben können auf welchem Wege sie Zul’Drak am schnellsten erreichen würde. Aber das würde nicht in ein oder zwei Tagen geschehen sein. Und nun hatte sie auch noch soviel Zeit mit dieser irrsinnigen Reise in das Schlingendorntal verloren.
“Verdammt. Verdammt. Verdammt!” Wieder und wieder krachte eine mittlerweile blutüberströmte Trollfaust gegen die Reling des Zeppelins nach Nordend.

3 Likes

Seit Monaten wartete sie nun schon auf ein Lebenszeichen von Hyaena … Aber nicht’ s , aber auch rein gar nichts ließ sie von sich hören …
Ob sie versuchen sollte Taifun zu finden ? Der würde sie sicher nicht - wie Hyaena - verspeisen wollen - dafür war sie eh viel zu klein … Aber wie zur Hölle konnte sie ihn finden und nach den weiteren Abenteuern von Hyaena befragen ?
Schließlich konnte sie schlecht einfach so durch die Tore von Ogrimmar marschieren und Taifun suchen.
Die kleine Gnomin kaute an ihrer Unterlippe und ließ sich in das hohe Gras unweit der Tore Ogrimmars plumpsen …

1 Like