Teil 10
Prolog
Orgrimmar
" Wildherzen ? Häääh? Das soll ein Stamm sein?"
Der Orc der für Gilden, Vereinigungen, Stämmen und anderes zuständig war hielt beim Schreiben inne und sah zu der hochgewachsenen Troll auf.
"Und dann noch Die Verlorenen? Was soll dass denn nun bedeuten?"
Jeng’a seufzte. Das war nicht in ein, zwei Sätzen zu beantworten und dass dieser Kerl die dafür nötige Geduld aufzubringen geneigt war, schien mehr als unwahrscheinlich. Erinnerungen stiegen in ihr auf. Erinnerungen an die ursprünglichen Wildherzen, ihre gemeinsamen Abenteuer und das plötzliche und tragische Verschwinden von Bhangrha und ihrer Sippe, die ein ein zerissenes und führerloses Wildherz zurück liessen. Doch damit wollten sich die verbliebenden Wildherzen nicht abgeben und nachdem sie lange auf die Rückkehr ihrer alten Anführerin gewartet hatten und alle Suche erfolglos war, beschlossen sie einen Neuanfang.
Immer noch Wildherzen, jedoch ganz bewusst eine mögliche Heimstatt für “verlorene” Trolle jegliche Herkunft darstellend. Ganz gleich ob diese ihren alten Stamm verlassen mussten, wollten oder aus anderen Gründen alleine durch die Welt zogen. Aber wie sollte sie das alles diesem Orcbürokraten erzählen.
Erst da sah sie, dass eben jener sie immer noch ansah und ungeduldig sich mit seiner Schreibfeder Wind zufächelte. Und gerade als sie Luft holte um ihm anzuworten, senkte er den Blick wieder auf den Vertrag vor sich.
“Ach was, mir egal. Dein Name? Los, wie heißt du?”
Auch gut, besser sogar dachte die Troll und erledigte die Formalitäten.
Kurze Zeit später ging sie gutgelaunt die Strassen Orgrimmars hindurch, zurück in das Tal der Geister. Nun stand dem ersten Voodoomarkt, den die übriggebliebenen Wildherzen abhalten wollten, nichts mehr im Wege.
Sijambi, die Gastwirtin im Tal hatte ihnen erlaubt die andere Seite des Baches, gleich gegenüber ihres Gasthauses, dafür zu nutzen. Einzige Bedingung war, sich im Kontor von Orgrimmar eintragen zu lassen, ohne diese würden sie keine Stände aufbauen dürfen. Wie sie die Stufen hoch zum Tal erklomm, ging ihr die Reaktion des Orcschreibers durch den Kopf.
Sie hatten lange diskutiert wie und ob sie überhaupt weitermachen wollten. Der größte Teil der Wildherzen zerstreute sich in alle Windrichtungen und fast hätten Havo und sie alles hingeschmissen. Zu lange gab es keine Nachricht von ihrer alten Anführerin und sie fühlten sich wie gelähmt in diesem Halbzustand. Und vielleicht hätten sie tatsächlich alles hingeschmissen, aber an dem Tag, an dem sie die Entscheidung fällen wollten, kam Havo in Begleitung einer ihr unbekannten Troll zum Treffpunkt.
Schlank, zurückhaltend und nur wenig Worte verlierend stand sie plötzlich da und teilte mit, dass sie sich ihnen anschliessen wollte. Tan‘ji nannte sie sich.
Jeng‘as Entschluss alles hinzuwerfen kam ins Wanken. War das ein Zeichen eben nicht aufzugeben? Es gab viele allein herumstreunende Trolle die aus verschiedenen Gründen stammeslos waren. Sie erinnerte sich noch ganz genau, wie dankbar sie gewesen war, als die Wildherzen sie ohne viel Fragen zu stellen in ihren Kreis aufgenommen hatten. Und Havo hatte immer wieder betont, dass er weitermachen wollte. Und als er grinsend mit der Troll im Schlepp auftauchte, schien es beschlossen.
Wenn Bhangrha wiederkommen sollte, dachte sie dann werden wir uns ihr wieder anschliessen. Insgeheim wünschte sie sich nichts sehnlicher. Die anderen hatten sie förmlich dazu gezwungen ihre Anführerin zu werden. Eine Rolle, die ihr extremes Unbehagen bereitete. Sie protestierte, wehrte sich und führte eine große Anzahl an Gründen an, warum sie die denkbar schlechteste Wahl sei, aber die anderen liessen nicht locker, bis sie schließlich nachgab. Deshalb war es auch sie gewesen, die sich für den Markt eintragen lassen musste. Und jetzt, wo es sozusagen „amtlich“ war, wuchs doch ein wenig Stolz in ihr. Sie würde versuchen den anderen eine gute Anführerin zu sein. Solang bis Bhangrha wiederkäme. Was hoffentlich bald geschehen würde.