Buch Arthas, Seiten 259-260:
Und dann war es weg. Alles war weg. Die Kälte, der Gestank, der ziehende Schmerz. Es war weich und warm, dunkel und tröstend. Doch Sylvanas verbot sich, in die willkommene Finsternis zu sinken.
Aber vielleicht konnte sie sich ja ausruhen, konnte die Arme senken, die sie so lange im Dienst für ihr Volk benutzt hatte. Und dann…
Schmerz durchfuhr sie, ein Schmerz, wie sie ihn nie zuvor erlebt hatte, und Sylvanas wusste plötzlich, dass kein physischer Schmerz, den sie jemals erlitten hatte, sich mit der Folter messen konnte, die sie jetzt durchlebte. Dies war ein Schmerz des Geistes, der Seele, die ihren leblosen Körper verließ und gefangen wurde.
Etwas riss sie von dem warmen Schutz der Stille weg. Die Brutalität dieser Tat verstärkte die schwere Folter, und Sylvanas spürte, wie ein Schrei in ihrer Kehle aufstieg, der sich den Weg von tief drinnen nach draußen bahnte. Ein Schrei, von dem sie irgendwie wusste, dass er nicht mehr allein physisch war und nicht nur von ihr allein stammte. Ein Schrei, der das Blut gefrieren und Herzen stocken ließ.
Die Schwärze verschwand, doch die Farben kamen nicht zurück. Sie brauchte kein Rot, Blau oder Gelb, um ihren Foltermeister zu erkennen.
Sie war auf den Weg in die SL, doch Arthas raubte sie. Hab mir das als schönen Ort, weg vom Schlachtfeld gemerkt. Man sollte auch bedenken, dass zu dem Zeitpunkt Blizzard noch keine Ahnung von SL hatte. Wie ewige Verdammnis klingt ihr Tod allerdings nicht. Jedenfalls war dieses Gefühl auch der Grund, warum sie nach Arthas Tod keine Angst hatte, Selbstmord zu begehen. Kam aber etwas anders…
Nochn Edit: Anbruch der Nacht
Nie mehr würde sie die rachsüchtige Anführerin eines Bastardvolks aus verrottenden Leichen sein. Ihre Arbeit war getan und endlich sollte sie die lang erwartete Belohnung dafür erhalten. In süßer Sehnsucht nach dieser vergessenen Glückseligkeit ließ sie sich rückwärts von der Spitze der Eiskronenzitadelle fallen.…
… Fürstin Sylvanas Windläufer stürzte im freien Fall. Jedoch nicht im körperlichen Sinn, da ihr Körper am Fuße der Eiskronenzitadelle sein Ende gefunden hatte. Es war ihr Geist, der stürzte. Verloren, wie ein ruderloses Schiff im Sturm.
Wie war sie hierhergekommen? Sie konnte sich nicht erinnern. Hatte Arthas sie getötet? Hatte sie Selbstmord begangen? Hatten die Val’kyr sie ins Fegefeuer geschickt? Zeit war hier ohne Bedeutung. Ihr ganzes Leben schien keine Abfolge von Ereignissen mehr zu sein, sondern ein einziger Moment, ein kurzer Blitz des Bewusstseins in einer unendlichen Leere.
Sie sah nur noch Dunkelheit.
Und dann fühlte sie, fühlte zum allerersten Mal seit einer langen Zeit wieder wahrhaftig. Sie wand sich. Vor Schmerz.
Da war sie nun, und ihr Geist fühlte sich wieder als Ganzes, nur um zu leiden. Fühlte ein letztes Mal, und fühlte doch nur erbärmliche Pein. Kälte. Hoffnungslosigkeit.
Angst.
Da waren noch andere in der Dunkelheit. Dinge, die sie nicht erkannte, da etwas so Schreckliches in der Welt der Lebenden nicht existierte. Klauen rissen an ihr, doch sie hatte keinen Mund, um zu schreien. Augen starrten sie an, aber sie konnte nicht zurückschauen.
Reue.