Der Text ist meine Meinung, bitte nimmt es nicht als Kritik an irgendwelche RL Personen.
Es gibt Spiele, die fordern dich heraus. Es gibt Spiele, die dich verzaubern.
Und dann gibt es Remix – ein digitales Perpetuum mobile aus Glitzer, Zahlen und der leisen Frage: „Warum mache ich das eigentlich?“
Man könnte meinen, Blizzard habe beschlossen, Nietzsches „Ewige Wiederkehr des Gleichen“ als Spielmechanik umzusetzen.
Nur dass der Felsen, den Sisyphos hier den Berg hinaufrollt, aus Bronze besteht – und oben kein Gipfel wartet, sondern ein endloser Tooltip mit +5% Tempo.
Remix ist kein Spiel, es ist ein Zustand: zwischen Hype und Burnout, zwischen Glitzer und gähnender Leere.
Ein Placebo aus Progression – hübsch verpackt, funkelnd präsentiert und emotional so nährstoffreich wie ein Light-Getränk ohne Kohlensäure.
Neues Spiel, altes Nichts
„Erstellt neue Charaktere! Probiert Klassen aus, die ihr nie gespielt habt!“
Eine verheißungsvolle Einladung zum Experimentieren – zumindest, bis man merkt, dass 80 % der alten Belohnungen da sind, während die restlichen 20 % anscheinend in einem Schrank in Irvine vergessen wurden. Direkt neben der Schublade mit der Aufschrift: „Balancing: Irgendwann“.
Man bastelt, man levelt, man farmt Bronze. Anfangs motiviert, dann zunehmend mechanisch.
Und irgendwann erreicht man Itemlevel 740 – und damit die spirituelle Leere hinter dem Glanz.
Ein Punkt, an dem alles steigt: die Zahlen, die Effekte, das Fragezeichen über deinem Kopf.
Remix ist Wachstum ohne Ziel, Fortschritt ohne Bedeutung.
Es ist die spielgewordene Ökonomie des Immer-Mehr – ein Kapitalismus der Statuswerte.
Dungeons: Die Singleplayer-Erfahrung für fünf Personen
Dann kommt der Moment, in dem man denkt: „Na gut, ich spiele wenigstens ein paar Dungeons, das bringt Abwechslung!“
Tut es nicht.
Denn ehe du „Pull“ sagen kannst, sprintet bereits ein überstabilisierter Übermensch mit 3000 % Tempo vor, zieht alles, was sich bewegt, und löscht den Dungeon in der Zeit, die du brauchst, um den ersten Zauber zu casten.
Der Rest der Gruppe? Statisten.
Zuschauer. Fünf Leute betreten die Instanz – einer spielt, vier erleben eine spirituelle Erfahrung in Passivität.
Und während die Mobs im Sekundentakt implodieren, hörst du irgendwo die Pokémon-Melodie:
„Ich will der Allerbeste sein, wie keiner vor mir war…“
Remix-Dungeons sind kein kooperatives Abenteuer, sie sind Solo-Egoshooter mit sozialem Ballast.
Schlachtzüge: Zwei machen Arbeit, der Rest meditiert
Und dann die Raids – jene heilige Disziplin, in der Koordination, Timing und Teamgeist zählen sollten.
In Remix bedeutet das: Zwei bis vier Leute rennen los, ziehen alles, löschen halbe Bosse mit einem kritischen Blick, während der Rest hinterherhumpelt und überlegt, ob sie eigentlich noch gebraucht werden.
Der epische Kampf gegen den Boss wird zur Vorführung von Numerische Selbstverherrlichung
DPS-Meter sind das neue Orakel von Delphi – und wer unten steht, kann sich direkt in den Bronze-Mülleimer werfen.
Am Ende liegen alle Bosse, niemand weiß genau, wie, und die Gruppe trennt sich mit dem warmen Gefühl: „Wir waren irgendwie dabei.“
Das ist nicht mehr Raid-Erlebnis, das ist Massentherapie für Überperformer.
Die Ästhetik des Überflusses
Natürlich – Skins. Das letzte, was uns bleibt, wenn Inhalt und Herausforderung implodiert sind.
Das wahre Endgame heißt Mode. Remix ist nicht World of Warcraft, es ist World of Wardrobe.
Hier kämpft man nicht um Ehre, sondern um Farbpaletten.
Die Rüstung glänzt, der Charakter posiert, und innerlich weiß man: Das ist kein Fortschritt – das ist Haute Couture mit Aggro-Leiste.
Fazit: Der schönste Stillstand der Welt
Am Ende sitzt man da, umgeben von Bronze, Stat-Explosionen und einer tiefen, metaphysischen Leere.
Man hat alles erreicht – und nichts gewonnen.
Remix ist die Kunst, Bewegung zu simulieren, während man in Wahrheit im Kreis läuft.
Es ist das Gaming-Äquivalent zu einem Hamsterrad aus Gold, das Beethoven spielt, während du dich darin zu Tode optimierst.
Und irgendwo in der Ferne lacht Sisyphos – weil er weiß, dass er es leichter hatte.
PS: Ich weiß das gleiche gab es schon in Pandaria!