Geduld, auf die Probe gestellt.
Klar und deutlich war die Aufgabe, womit man Enlyth betraut hatte; darauf zu achten, dass eine gewisse Elfe mit zeitweise feurigem Gemüt die Stadt unter keinen Umständen verlässt, um zum Rest der Wacht aufzuschließen. Ein einfaches Unterfangen, wie man meinen und recht schnell diesem Trugschluss anheim fallen könnte. Zwar hatte das Weißhaar bewerkstelligt, ihrer jüngeren Kollegin die Mittel und Wege zu nehmen, den Zielort der Rettungsmission zu lokalisieren, war aber das letzte Gespräch von Wut, Enttäuschung und Verzweiflung geprägt gewesen. Eine ungesunde Mischung, die es in einem solchen Fall kaum oder vielmehr in keinster Weise ermöglicht, eine wahrhaft zielgerichtete Unterhaltung zu führen.
<..Morgenflieder ist mir wichtig..>, hallt der Fetzen des jüngsten Gespräches in ihrem Gedankengut wider, während sie hoch oben auf einem der Balkone der Sonnenstadt steht und sich der westliche Verlauf der Straße der Urahnen unterhalb von ihr erstreckt, bis hin zum Hirtentor; dem Zugang zur Stadt. Hörbar war die stetig wachsende Verzweiflung Sonnenfeuers darin mitgeklungen, hatte es auch nur ein einziges Ziel, dass Enlyth ihre Gegenüber unbehelligt ziehen und an der Mission teilhaben lässt. <..kannst oder willst du das nicht verstehen?!>, knüpft sich die entsprechende Spitze der jungen Blutmagierin noch an, dass ihr selbst jetzt, nachdem bereits Stunden - seit sie diese Unterhaltung hatte führen müssen - vergangen waren, einzig ein resigniertes Seufzen entweichen will. Wer sonst sollte es verstehen, wenn nicht sie?
Den ungleichen, stets wachsamen Blick von der Straße nehmend, sucht er sich ein neues Ziel und findet es für eine Weile im morgendlichen Himmel hoch über der erwachenden Stadt; Silbermond. War es ein Moment, der Enlyth an ihre gefallenen Kameraden erinnern sollte und dazu beiträgt, dass sich unzählige Gesichter in den Erinnerungen vor ihr auftun. Einige Bekannte, auch enge Freunde, Brüder und Schwestern gar. - nicht durch Blutsbande verbunden, aber durch den Lauf der Zeit und so manches, gemeinsames und durchgestandenes Ereignis. Allesamt jedoch tot und nicht viel mehr als eine ihr auf ewig verbliebene Erinnerung. <Ist es richtig, sie abzuhalten?>, konfrontiert sich die Einäugige gedanklich selbst, als sie insgeheim Zweifel an der Richtigkeit zu befallen versuchen.
Zwar war Sonnenfeuer für das thalassische Volk jung an Jahren, doch war sie immer ambitioniert und dazu bereit, auch fragwürdige Wege in Betracht zu ziehen und, aller Risiken zum Trotz, diesen verworrenen Pfaden bis zu ihrem Ende zu folgen. Waghalsig, wie sie war. Oftmals. Viel zu oft. Und ihrem Mentor mit dieser Eigenart nicht unähnlich. Nur war ihr junges Alter, die daraus resultierende Unerfahrenheit und ihr Hang zu fragwürdigen Handlungen eine unter Umständen gefährliche Kombination. Nicht nur für sie allein, sondern auch für ihre Kameraden. Waren es eben exakt diese Gedanken, wie sie Enlyth gegenüber der jungen Elfe zur Sprache gebracht und sich auch nicht von der daraus resultierenden Entscheidung hatte abbringen lassen. Selbst jetzt nicht.
„Vertraue auf unsere Leute, wie auch ich es tue. Sie werden dafür sorgen, dass sie wohlbehalten zu uns zurück kehrt.“, war der Monolog, wie ihn das Weißhaar in den Moment mit sich führte, als der ungleiche Blick wieder zur Straße der Urahnen unterhalb des Balkons zurück finden wollte. Eine Bitte wäre es vermutlich an anderer Stelle gewesen, hätte man sie nicht dazu gedrängt, es wie einen Befehl klingen lassen zu müssen…
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