Erwartungen
Der Weg führt in einer Spirale nach oben. So weit hinauf!
Mutiger, als ich mich fühle, setze ich einen Fuß vor den anderen. Betrete den Weg in Unbekannte.
Ich bin ziemlich nervös. Was mich da oben wohl erwarten wird? Eine beklemmende Atmosphäre. Düstere, ernste Gesichter, die mit finsterer Miene Befehle erteilen. Schwarze Rüstungen und raue, laute Stimmen. Meine Nervosität nimmt zu. Mit jedem Schritt, den ich mache, komme ich dem Ungewissen näher.
Knisternd knüllt meine Faust das Papier. Das Flugblatt, dem ich hierher gefolgt bin. Es war knapp gehalten. Nicht zu viele Worte. Keine verschnörkelte Werbung. Nur ein simpler Text.
Ob sie auch so sein werden? Kein Wort zu viel? Knappe Befehle und alle in einer schmucklosen, praktischen Rüstung? Ich werde bestimmt auffallen, denn sie sehen alle einheitlich aus! Müssen sie ja, sie sind ja eine Einheit, oder? Und sie werden mich alle aus düsteren Helmen mit zusammengekniffenen Augen mustern.
Tief atme ich ein, lasse die Luft meine Lungen füllen und mich ein wenig beruhigen. Bin bestimmt schon in der Mitte des Weges hinauf angekommen, denn ich kann bereits dumpfe Stimmen hören.
Mit dem nächsten Schritt kommt mir ein neuer Gedanke: Vielleicht sind sie gar nicht so. Vielleicht sind es stattdessen laute Schwergewichte, grobschlächtige Kämpfer, ungewaschene Söldner, Haudraufs, riesige Trunkenbolde, die die ganze Zeit gröhlen und mich abstechen, wenn ich sie auch nur falsch ansehe! Es müssen ja starke Kämpfer sein. Ich weiß nicht, ob ich gegen sie bestehen würde.
Unwohl straffe ich die Schultern, gehe weiter hinauf. Licht fällt von oben hinab, erhellt den Weg. Weit ist nicht mehr. Kaum noch Zeit, um es sich anders zu überlegen!
Ich höre von oben das kratzige, ruhige Timbre verzehrter Stimmen. Illidari! Reine Kampfmaschinen. Ohne Gewissen. Ohne Reue. Sicherlich die schnellsten Kämpfer auf Azeroth.
Was tue ich eigentlich hier? Wie soll jemand wie ich neben Illidari bestehen können? Sie werden mich als Last empfinden. Sie werden mich schief ansehen und mich für schwach halten, weil ich bestimmt nicht mit ihnen mithalten kann. Ich bin schließlich kein gnadenloses Monster.
Schnaufend atme ich aus. Es können nicht nur Illidari sein, oder? Das Flugblatt richtet sich ja an alle. Und es ist für die gute Sache. Aber nervös bin ich dennoch, beiße mit auf die Zunge.
Dann mache ich die letzten Schritte. Hoch ins Unbekannte. Ins Licht.
Die Rampe hinauf und in den Raum hinein.
Mein Blick fällt auf eine grimmig aussehende Illidari. Einen Todesritter in schwarzer Platte. Noch ein Illidari, mit großen Klingen und in schwerer Rüstung.
Dem eine niedliche Ratte auf dem Kopf sitzt!
Moment.
Ratte?„Willkommen bei Nachtbann“, werde ich von der Seite angesprochen und starre zu einem Illidai, der mich angrinst. „Ich bin Azzuron. Setz’ Dich gern dazu. Wir haben belegte Brötchen.“
Und er weist mich zu einem Platz zwischen einem Lichtgeschmiedeten, der mit einem Feendrachen spielt und einer jungen Frau in einem schlichten Kleid, während ein Elf die silberne Platte mit den dick belegten Brötchen in meine Richtung schiebt.
Meine Nervosität ist weg.
Ein Push aus meiner Pause!
Während Azzuron noch mit Liron die Gegend unsicher macht, haben andere das Kommando zeitweise übernommen!
Und sie machen das gut!