Wüstenkrieg
Teil IIZwerge in Vol‘dun
Erzählung von Ba‘shek und Urog
Bilder von Sunekkâ
Eine dichte Staubwolke, gleich einem nebeligen Lindwurm, zieht sich durch die Wüstenprovinz Vol’dun. Gewappnete Nordorcs, beritten als Rudel, kundschaften mit ihren treuen Vierbeinern den trockenen Landstrich aus. Es sind gefürchtete Wolfsreiter, sie marschieren durch eine trockene unbekannte Dünenlandschaft. Gepanzerte Wölfe, unter den Eisenplatten starke Muskeln und noch dickere Knochen. Die mächtigen Pfoten der Nordorc-Wölfe schaben in der trockenen Erde, und hinterlassen auch so tiefe Spuren im Sand. Selbs ein Blinder könnte dieser Spur folgen – auf eigene Gefahr.
Ihre Reise führt das kleine Expeditionsrudel der Donneräxte quer durch das Gebiet Vol’dun, nachdem weite Strecken durch Dschungel und feuchtem Dickicht zurückgelegt wurden. So fern der Heimat, so tief inmitten eines Landes, das so wenig mit Orcs, und noch weniger mit Nordorcs zu tun hatte, verlangte dem Donneraxt Clan eine gute Vorbereitung ab. Ein Lager benötigte so manches, worauf man nicht in der Fremde zu hoffen braucht. Daher wurden die Wölfe mit allem nötigen beladen.
„Zum Orgus, ist das eine verfluchte Hitze hier. Wie in Tanaris.“, grummelt Ba’shek.
„Skah!“, spie hingegen die Nordorcin Raaka aus. „Sogar mein Donnerschnaphz läuft hier Gefahr zu verdursten.“
Die Nordorcs werden, als hervorragende und erfahrene Wildjäger und Fischer, von dem leben, was das Land hergibt. Einige Orte sind auf ihrer Karte aufgezeichnet worden. Andere hingegen nicht. Aus den Kampf- und Fronterfahrungen der letzten Monate auf dieser Insel, wissen die Donneräxte einiges über den Landstrich. Naturkost konnte auch in dieser verstaubten Gegend erwirtschaftet werden. Sie überquerten Dünen und felsige Schluchten aber auch in diesen Messerscharfen Felsspalten gab es vielleicht etwas zu finden. Ihr Rudel hält daher vorrangig Ausschau nach Wasser, Nahrung und Brennmaterial. Auf einem Felsplateau halten sie inne und rasten etwas, um die Wölfe zu schonen, aber um sich auch zu orientieren. Auf einer groben Karte, welche sie in Zuldazzar einem Troll beim Glücksspiel abgerungen haben, fährt der Häuptling selber die spärlich markierten Pfade mit dem Finger ab.
„Hier sind wir nun, und an der Küste entlang stinkt es nach Blauröcken.“
Ba‘shek schaut seinem Häuptling über die Schulter, während Raaka Feuerholz versucht aufzuklauben. Mit Hilfe der Scharfseherin ist eine Flamme rasch entfacht, und im Dunkeln konnten die Pfade weiter studiert werden. Nur Raek, ein mächtiger und wie aus Granit geschlagener Nordorc-Hühne, steht etwas abseits und hält Wache, den Rücken zu seinem Clanblut gewendet. Plötzlich dringt ein blähendes Geräusch aus Raeks Richtung zu der Gruppe beim Lagerfeuer hinüber. Urogs Augen fixieren weiterhin die Karte, während Ba’shek sich rügenden Blickes zum Nordorc Raek kurz wendet.
Raaka hingegen grinst von Ohr zu Ohr und unterbricht die darauffolgende Stille.
„Besser raus als rein Raek!“
Raek ringt sich im Stillen ein schmunzeln ab und Raaka prostet dem Nordorc mit dem Lederschlauch voll Donnerschnaphz zu.
Der Häuptling rollt die Karte wieder ein und erhebt sich, dass sein rechtes Knie mehrmals knackt – eine alte Kriegsverletzung aus lange vergangenen Tagen.
„Löscht das Feuer, wir brechen wieder auf. Zu den Wölfen!“
Die kleine Rast wird abgebrochen und der Weg führt die Donneräxte nun in den Norden, wie eh und je. Auf einem befestigten Berg werden die Nordorcs im Laufe der herangebrochenen Nacht, doch noch den Ort finden, wo sie ihr Lager in Vol’dun aufschlagen werden. Keiner weiß, was die kommenden Tage und Wochen allen bringen werden, und die Nacht mit einem Sternenzelt über den Donneräxte zieht dahin, wo ab und zu das Wort „Wüstenkrieg“ fällt.
Fortsetzung folgt…