(RP) Die Geschichte der Geisterklinge Alyndra

Das Sprengkommando an der Kapelle und ein Angebot für Reas

Die Zauberin des Sprengkommandos, Jael Spektralia, erreichte den neutralen Ort mit dem Gnomjäger und Reas, dem Seefahrer erst spät am Abend, als bereits die Nacht angebrochen war. Sie waren froh, den gesicherten Ort in den Pestländern erreicht zu haben, und von den Streitern der Argentumdämmerung wurden sie herzlich empfangen und in ein kleines Zelt in der Nähe des Kommandaten eingeladen.
Die Geisterklinge Alyndra war rasch bei ihnen und bedankte sich bei ihnen für ihr Erscheinen. Sie verriet dem Sprengkommando, dass sie möglicherweise nicht gebraucht würden, war aber froh um ihre Präsenz dort, wenn es doch erforderlich wäre. Jael wollte sich bei der Geisterklinge nach dem Grund erkundigen, doch Alyndra winkte ab, es ginge bloss um ein familiäres Thema. Das Sprengkommando würde es früh genug erfahren, wenn es ihrer Hilfe bedürfte. Die Leerenelfe lud das Sprengkommando Drei schliesslich zu einem üppigen Nachtessen ein, an dem sie selbst aber nicht teilnahm.
Kügelchen liess es sich aber trotzdem nicht nehmen, ausgiebig zu tafeln und zu zechen. Beim grossen Lagerfeuer gleich unterhalb der Kapelle setzten sie sich also hin und liessen es sich auf Kosten der Leerenelfe gut gehen. Jael entdeckte die beiden Blutelfen, die ebenfalls bei der Kapelle waren, sich aber im Hintergrund hielten. Eine der Blutelfen trug eine blutelfische Robe und hatte markante, goldene Haare. Der Zauberin kam sie bekannt vor.
„Kurt, schau dir die goldgelockte Elfe mal an. Fällt dir was auf?“ Fragte Jael den Gnomjäger. Dieser blickte auf, während ihm der Saft eines Bärenburgers von den Lippen tropfte, und er musterte die Sin’Dorei lange. Aber dann schüttelte er sein Köpfchen: „Was soll mir an dem Elfchen auffallen? Die sehn doch alle gleich aus. Und die sind auch nicht mehr unsere Freunde.“
Reas fügte hinzu: „Bestimmt eine Zauberin, eine Hexe oder sowas. Ihre Kollegin jedenfalls scheint kräftiger zu sein. Aber wen kümmern schon die Blutelfen?“
„Mich. Denn das Elfchen hat uns doch vor ein paar Jahren zur Freiheit verholfen. Weisst du nicht mehr, Kügelchen?“ Präzisierte Jael.
Dem Gnomjäger blieb ein Stück Burger im Hälschen stecken, und er musste es mit ein paar Schlückchen Zwergenstarkbier herunterspülen. Als er sein Stimmchen wieder hatte, blickte er die Zauberin erstaunt an: „Wie bitte? Das, das war doch diese Priesterin, die ihren Namen nicht nennen wollte. Ja natürlich, ich erinnere mich an diese Geschichte.“
Reas zuckte mit seinen Achseln: „Welche Geschichte denn? Ihr Gnome sprecht mir einfach zu oft in Rätseln.“
„Eine lange Geschichte mit Lepragnomen in Silbermond, die keine waren. Und ein Lepragnom war unsere Zauberin. Und dank einer Priesterin haben wir sie befreien können. Uiui, das war ein gefährliches Abenteuerchen!“ Verkündete Kügelchen und klatschte in seine Händchen. Und Jael fügte hinzu: „Und ich denke, das war diese Elfe dort drüben.“
Die besagte Blutelfe spürte, dass die Gnome über sie sprachen, blickte kurz auf und musterte sie, aber wandte sich gleich wieder ab, um mit ihrer Kameradin weiter zu diskutieren.
„Merkwürdig, dass sie uns nicht erkennt. Hach, ich Dummchen!“ Sagte die Zauberin und klatschte sich mit ihren Händchen an die Stirn. „Das war ja nicht hier, das war in der anderen Welt.“
„Stimmt, das war drüben beim Sprengkommando Neun!“ Fügte Kügelchen hinzu.
Reas wurde es zuviel. Er runzelte die Stirn, leerte seinen Starkbierbecher und stand auf: „Bitte verzeiht mich. Gewisse Themen hier sind mir einfach zu viel. Eure rübergeholte Schleicherin benahm sich so merkwürdig als sie mich sah. Aber ich muss nicht alles wissen. Ich werde mich hier noch kurz umsehen, und danach ziehe ich mich zurück.“
Jael blickte ihm sorgenerfüllt nach, doch liess sie ihn gehen. Der Seefahrer schlenderte durch den befestigten Ort und sah sich um. Schliesslich erklomm er eine Befestigungsmauer, stand zwischen den Zinnen und blickte ins Dunkel der Nacht hinaus. Nach einer Weile vernahm er eine Stimme, die aus dem Nichts zu kommen schien: „Ein wunderbarer Ort, nicht wahr? Auch ich bin gerne irgendwo oben und überblicke die weite, weite Welt. Wir sind uns sehr ähnlich, Reas.“
Neben ihm trat die Leerenelfe Alyndra aus den Schatten und verbeugte sich vor ihm.
„Nein, das sind wir definitiv nicht. Nur unsere Art zu kämpfen ist ähnlich. Ich kämpfe gesetzlos, und Ihr meuchelt. Aber mehr Gemeinsamkeiten sind da nicht.“ Sagte Reas und tippte sich zum Grusse gegen die Stirn. Er musterte die Leerenelfe, die enganliegendes Leder trug, das ihre schlanke Figur betonte. Ihre leuchtenden, leeren Augen musterten ihn eindringlich und blickten gleichzeitig ins Nichts, während sie ihn anlächelte.
„Das lassen wir so stehen. Reas, ich werde Eure Hilfe brauchen, und ich werde Euch für Eure Hilfe selbstverständlich grosszügig bezahlen.“ Sie trat einen Schritt auf ihn zu, während der Seefahrer unbeirrt stehen blieb.
„Meine Hilfe? Wobei sollte ich schon von Nutzen sein?“
„Als meine rechte Hand. Ich bin daran, meine Familie, mein Haus auf Seiten der Allianz wieder aufzubauen, wo es auch hingehört. Ich brauche Eure Hilfe, damit das Haus Sternglanz dem König von Sturmwind mit all seinen Kräften dienen kann. Die Allianz braucht alle Hilfe, die sie kriegen kann. Das seht Ihr doch genauso?“ Verkündete Alyndra. Reas überlegte einen Moment und nickte dann wortlos.
„Wissst Ihr, meine jüngere Schwester, die Blutelfe Alween Sternglanz ist hier. Ich habe sie hierher bestellt. Sie muss das Erbe des Hauses an mich abtreten, es gehört nicht ihr. Ich bin gekommen, um es zurück zu fordern. Sie weiss es noch nicht, aber ich werde sie Morgen hier treffen. Ich gehe davon aus, dass die Verhandlungen erfolgreich sein werden, auf die eine oder andere Weise. Danach werde ich Euch brauchen, Reas.“
„Tut mir leid, aber dabei kann ich Euch nicht helfen. Thalassische Geschichten gehen mich nichts an.“ Doppelte der Seefahrer nach, doch die Leerenelfe quittierte mit einem Kichern.
„Die Gnome brauchen Euch noch weniger. Eure Dienste als Beschützer des Oberhauptes des Hauses Sternglanz würden besser zu Euch passen, als Botengänger für die «Kurzen» zu spielen. Ich habe Erkundigungen eingeholt. Ihr wart Sibella Kaufmann im Holzfällerlager eine grosse und zuverlässige Hilfe. Zu schade, dass es niemand zu würdigen wusste. Aber ich verspreche Euch, ich werde es zu schätzen wissen. Ich werde EUCH zu schätzen wissen.“ Sie trat näher auf ihn zu, nahm seine Hand die er zwar zurück ziehen wollte, sie aber dann gewähren liess. Sie musterte seine Hand und sagte: «Ihr habt starke, flinke Hände. Ein begabter Schleicher.»
Reas zog seine Hand zurück, und wie durch ein Wunder lag ein kleines Geldbeutelchen in seiner Hand. Er musterte es kurz und wollte es ihr zurück geben, doch sie schüttelte ihren Kopf.
„Nein, behaltet es bitte. Ein kleiner Beitrag für Euch. Ihr braucht mir heute nicht zu antworten, ich will keine übereilte Entscheidung. Ich bitte euch nur um Eines: Seid bitte Morgen mein drittes Auge und behaltet die Blutritterin Seradane Sternenstaub im Auge, ja? Ich werde mit meiner Schwester verhandeln, und die Ritterin wird sicherlich mit dabei sein.“
Reas überlegte einen Moment und nickte dann langsam: „Aye, ich werde es mir überlegen.“
Die Geisterklinge lächelte ihn nochmals an, und trat dann zurück in die Schatten. Reas öffnete das Geldbeutelchen und entdeckte 50 Goldmünzen darin. Er überlegte nochmals einen Moment, verschloss das Beutelchen dann und liess es in seine Gürteltasche wandern. Erst dann bemerkte er, dass sein eigener Giftbeutel verschwunden war. Dort hatte er stets seine persönlichen Gifte aufbewahrt, all die Pflänzchen, Ranken und Pilze aus dem Schlingendorntal und aus Drusvkar. Und der war weg. Bestimmt war es die Geisterklinge, und die 50 Goldstücke waren das Entgelt dafür, als sogenannte «Ehre unter Schurken». Er biss sich verärgert auf die Unterlippe, denn er liess sich nicht gerne selbst beklauen. Und er würde Alyndra Morgen zur Rede stellen.

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Am Morgen vor der Zusammenkunft

Reas war eine der ersten Seelen, die am frühen Morgen zur „grauen Stunde“ schon wach und auf den Beinen war. Nachdem er sich am Bächlein abseits der Zelte Kinn und Backen glatt rasierte, schlenderte er durch den Stützpunkt und sah sich hier und dort um. Die Gnome des Sprengkommandos schliefen allesamt noch, und auch von der Leerenelfe Alyndra, von ihrer Blutelfenschwester und von weiteren Gästen war nichts zu sehen. Die wenigen Kämpfer der Argentumdämmerung, die um diese frühe Stunde Wache hielten, nickten ihm müde zu.
Es war alles friedlich hier. Ein scheinbarer Frieden, denn Reas wusste, dass ausserhalb dieses Stützpunkts noch immer viele Orte von Tod und Verderben heimgesucht wurden. Gefallene Streiter vergangener Schlachten streiften als untote, verlorene Seelen über das Land. Aber er war ja nicht deswegen hier. Seine Loyalität galt dem Sprengkommando Drei und den Gnomen, die sich zwar ab und zu etwas seltsam benahmen, aber im grossen und ganzen ziemlich „menschlich“ waren. Wenn auch ziemlich kleine Menschen, also eher sehr kleine Menschen, zugegeben.
Der Schleicher ging zurück zu seinem Quartier und nahm den Goldbeutel aus seinem Rucksack, den er letzte Nacht von Alyndra erhielt. Nein, so einfach käuflich war er nicht, auch wenn es in der Vergangenheit anders war. Seltsamerweise befande sich neben dem Goldbeutel ein zweiter Beutel, der ebenfalls mit klimpernden Goldmünzen gefüllt war. Es waren hundert an der Zahl, die sich darin befanden. Mit einem leisen, aber erstaunten Pfiff quittierte er diese Entdeckung. Und neben dem diesem Beutel lag ein schwarze Rose und ein kleines Zettelchen. Dieses trug folgenden Inhalt:

„Ein weiteres kleines Dankeschön dafür, dass Du heute aufpassen wirst.
Sei mein wachsames Auge abseits der Geschehnisse, egal was passieren wird.
Du wirst das Richtige tun, ich weiss es.
Lass uns gemeinsam etwas aufbauen.
Alyndra Sternglanz, Geisterklinge der Allianz“

War er wirklich nicht käuflich? Er zweifelte plötzlich an sich selbst, leerte die Geldbeutel aus und liess die 150 Goldmünzen in sein Versteck am linken Stiefel wandern. Die schwarze Rose versteckte er in seinen Rucksack und verstaute sie so vor neugierigen Blicken Dritter.
Konnte er der Leerenelfe wirklich trauen? Setzte sie sich wirklich für die Sache der Allianz und für des „jungen Löwen“ ein? Sollte dem so sein, dann gäbe es für ihn keinen Grund, an ihren Plänen zu zweifeln. Eine elfeninterne Sache ging ihn zwar nichts an, doch war er bereit, dieses bevorstehende Treffen aus der Ferne zu beobachten und zu überwachen. Er war damals für die Sicherheit von Sibella Kaufmann verantwortlich, und er hatte diese Aufgabe mit einem verflixten Zwischenfall ziemlich gut gemeistert. Also war er auch in der Lage, auf ein dunkles Elfchen aufzupassen.
„Huhu Reas! Bereits wach? Wie wird der Tag? Wie ist das Wetter?“ Erklang plötzlich eine gnomische Stimme hinter ihm und holte ihn zurück in die Realität. Die Zauberin Spektralia war ebenfalls aufgestanden, reckte müde ihre Ärmchen in die Höhe und gähnte herzhaft.
Reas lächelte und sagte: „Es ist windstill und nicht allzu kalt. Hoffen wir, dass es so bleibt. Guten Morgen, Zauberin.“
„Wir werden bald weiter reisen. Hier ist kein guter Ort, um lange zu verweilen. Sobald wir wissen, dass diese Elfe Alyndra ihr Treffen unbeschadet und in Frieden beenden konnte, gehen wir zurück nach Boralus. Flix und Lagharta warten.“ Verkündete Jael und erwiderte sein Lächeln mit einem frechen Grinsen.
„Ich wäre nicht abgeneigt, auch bald zurück zu reisen. Seit dem Überfall der Horde auf Teldrassil und an der Dunkelküste schwinden für mich wohl die Chancen, die Überreste der „goldenen Perle“ zu finden. Aber ich muss mich selbst davon überzeugen.“
„Du hast Dir das noch nicht aus dem Kopf geschlagen? Oje oje. Na gut, diskutieren wir darüber, wenn wir wieder in Boralus sind. Das Sprengkommando Drei muss sich neuen Aufgaben widmen. Vielleicht können wir uns ja vor Ort ein Bildchen über die Lage machen. Wir werden sehen.“

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Alyndras Vorbereitungen

Sie betrachtete sich selbst im Spiegel, während die Stimmen aus der Leere ihr zuflüsterten. Sie ermunterten sie, noch weiter zu gehen, als sie es schon vorhatte. Doch Alyndra wusste, wo ihre Grenzen lagen. Wusste, wie weit sie gehen durfte. Aber was sie sah, gefiel ihr.
Ihr schlanker, graziler Körper trug die Farben der 7. Legion. Die Farben der militärischen Eliteeinheit, die gegen die Horde auf Zuldazar kämpfte und für die Allianz einstand. Sie selbst verdiente sich ihren Respekt in dieser Einheit. Das Blau und das Gold gefielen ihr, die Stoffe lagen weich und angenehm auf ihrer blassblauen Haut.
Es war offene Provokation an die Adresse ihre Schwester, derer sie jetzt endlich gegenüber treten würde. Ihre eigene Zugehörigkeit war damit klar unterstrichen.
„Nimm deine Dolche und ramm sie in die jämmerliche Fratze dieser blutelfischen Versagerin!“ Flüsterte wieder und immer wieder die ihr bekannte Stimme ihres Cousins. Ob er es wirklich war, der aus dem Nichts zu ihr sprach, würde sie wohl nie erfahren. Eigentlich war er schon lange tot und nicht mehr in der Lage, irgendetwas zu fordern.
Sie lächelte ihr Anlitz im Spiegel an und flüsterte: „Nein, Serpheus. Das wäre zu einfach. Ich weiss schon, was ich tue.“
„Aber sie hat es…“ Wollte die Stimme aus dem Nichts weiter flüstern, doch die Geisterklinge unterbrach sie:
„Shhh, schweig! Ich fokussiere mich auf meine Ziele. Der junge Löwe wird mich leiten, ich weiss es.“ Sie tippte sich stolz auf das goldgewebte Wappen, den Löwen Sturmwinds.
„Meine Dolche werde ich jetzt nicht brauchen. Aber es wird alles seinen Lauf nehmen, denn so ist es vorbestimmt.“ Fügte sie hinzu, verstaute ihre Dolche an ihrem Platz am Waffengurt und liess diesen in ihrem Zelt liegen. Dann trat sie ins Freie. Das helle Licht der Sonne blendete sie nur kurz, denn Alyndra hielt sich in den Schatten verborgen. Bevor sie sich zeigen wollte, vergewisserte sie sich, dass die Gnome des Sprengkommando Drei vor Ort waren. Und sie waren es. Die Zauberin und der Gnomjäger standen zwar etwas abseits, waren aber in voller Montur ausgerüstet und unterhielten sich angeregt miteinander. Kügelchens Roboschreiter stand neben ihm und surrte einsatzbereit.
Reas, der Menschenschleicher, war hingegen nicht zu sehen. Alyndra war sich seiner Loyalität aber sicher. Der erneute Zustupf mit 100 Goldmünzen und das Zeichen ihrer Aufmerksamkeit in Form der schwarzen Rose wusste er sicherlich zu schätzen. Er war irgendwo in der Nähe, hielt sich in den Schatten und würde sich für sie einsetzen, wenn es von Nöten wäre.
So wagte die Geisterklinge sich in die Mitte des Geschehens und machte sich auf, ihre Schwester Alween zu treffen. Nein, hier ging es weder um Familie noch um Gefühle. Sie wollte ihren finanziellen Anteil am Erbe des Hauses Sternglanz, und sie würde ihn auf die eine oder andere Weise kriegen.

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Ein seltsames Nachtessen in Herdweiler

Alyndra bat das Sprengkommando Drei – wie sie selbst – ebenfalls nach Herdweiler zu reisen. Spektralia wusste zwar noch immer nicht, warum sie darum gebeten wurden, dort zu sein, aber für die Leerenelfe schien es wichtig zu sein.
Das Sprengkommando liess es sich dort gut gehen und wurde mit Speis und Trank – auf Kosten der Leerenelfin verwöhnt. Zu essen gab es reichlich, aber Wein wurde nur knapp ausgeschenkt. Es war wohl wichtig, dass das Sprengkommando Drei einsatzbereit war, wenn es einen Zwischenfall geben würde.
Doch dieser Zwischenfall blieb aus.
Zwei Blutelfinnen betraten das Rathaus und setzten sich vorne auf eine Bank. Von den Gnomen nahmen sie nur kurz Notiz. Gnome spielten im Leben von Sin’Dorei keine Rolle, dessen war sich Spektralia bewusst, und für sie war das auch ganz okay so. Nur Lepragnome wurden in Schneidereien zum Arbeitseinsatz gezwungen. Ein paar Minuten später betraten Alyndra und eine unbekannte Leerenelfe ebenfalls das Rathaus, begrüssten die beiden Blutelfinnen und starteten eine hitzige Diskussion. Da sie in thalassischer Sprache geführt wurde, und Kügelchen seinen Sprachentransdingsmodulator technisch noch nicht genügend ausgereift hatte, verstanden die Gnome leider kein einziges Wort. Obwohl die Diskussion zwar hitzig blieb, verlief sie insgesamt aber friedlich. Alyndra forderte wohl etwas von der Priesterin, und schien es nicht zu bekommen. Die Priesterin blieb aber stur und abweisend. Zum Schluss reichten sie sich dennoch kurz die Hand, und die Leerenelfinnen zogen sich wieder zurück. Die Blutelfinnen blieben noch kurz vor Ort, und verschwanden erst etwas später. Alyndra kam nochmals und bedankte sich beim Sprengkommando für ihre Anwesenheit.
Spektralia erkundigte sich nach dem Verlauf der Diskussion, doch Alyndra winkte ab und erwähnte, dass das Gespräch genau so verlief, wie sie es erwartet hatte.
Kurz darauf reiste das Sprengkommando via Spektralias Portal zurück nach Eisenschmiede, um die Nacht dort zu verbringen.

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Die Zusammenkunft des Hauses Sternglanz

Schliesslich fand die Zusammenkunft der Sternglanz-Schwestern statt. Alween wartete in Begleitung der Blutritterin bereits im Versammlungsgebäude, und Alyndra liess sie bewusst einen Moment lang warten. Das Sprengkommando Drei sass an einem Tisch fern des Geschehens und durfte auf Kosten der Geisterklinge tafeln und zurückhaltend zechen. Und irgendwo in einer dunklen Ecke hielt sich vermutlich auch Reas verborgen und würde einschreiten, falls erforderlich. Für Verstärkung wäre gesorgt.
Alween reagierte höchst erstaunt, als Alyndra ihr nach all den Jahren gegenüber stand. Ja, sie war nicht mehr die fröhliche Weltenwanderin von einst. Sie trug weder Pfeil noch Bogen, und auch ihr langes, braunes Haar war weg. Alyndras dunkelblasser Teint, ihre leerenglänzenden, schwarzen Haare lagen wie ein dunkler Schatten auf ihr. Sie wirkte magerer als früher, und ihr Blick war lauerend und bedrohlich.
Alween reagierte verständlicherweise skeptisch. Die blaue Ausrüstung und das Wappen der 7. Legion taten ihr Übriges, um die Emotionen ihrer blutelfischen Schwester hochkochen zu lassen.
Aber auch Alween selbst provozierte durch das deutliche Tragen der Farben ihrer Fraktionszugehörigkeit. Das Rot ihrer Silbermondrobe glänzte provokativ, als sie vor ihr stand und Alyndra aus ihren unschuldigen, gelben Augen musterte. Ja, Alween hatte sich in den letzten Jahren tatsächlich zu einer strahlenden Priesterin der Sonne gemausert. Aus der einst scheuen und zurückhaltend wirkenden Frau des Oberhaupts des Hauses Sternglanz war eine stolze Persönlichkeit geworden. Ihr Selbstbewusstsein prallte Alyndra entgegen und entfachte ihren Zorn und ihre Wut auf das scheinheilige Licht, dem sie selbst längst abgeschworen hatte, als sie dunkle Zeiten in den Geisterlanden durchlebte und um ihr Überleben kämpfte.
Die Kontrollfragen über ihren vor Jahren verstorbenen Cousin konnte sie natürlich mühelos beantworten und räumte alle im Raum stehenden Zweifel aus. Alween wirkte deshalb einen Moment lang erstaunt, fing sich aber rasch wieder.
Als Alyndra einen Teil des Familienvermögens des Hauses Sternglanz forderte, wurde sie aber forsch zurück gewiesen. Alween war zwar auch in der Vergangenheit oft stur in vielen Themen und Entscheiden, aber ein solch forsches Auftreten erstaunte sie sehr. Aber sie hatte mit einem NEIN gerechnet, sie machte sich nichts vor. Das Haus Sternglanz war entzweit durch die Tatsache und ab dem Moment, als die Ren’Dorei aus Silbermond verbannt wurden. Dessen war sich Alyndra bereits bewusst gewesen, bevor sie diese Zusammenkunft verlangt hatte. Aber auf ihr Recht auf einen angemessenen Teil des Vermögens des Hauses Sternglanz wollte sie als ältere Schwester nicht verzichten. Sie wusste, dass Alweens Gefährte Per’Alas nach dem Fall Silbermonds starb, als er der „Getriebenheit“ und dem Manadurst anheimfiel.
Doch als die Blutritterin Seradane sich ebenfalls in die Diskussion einmischte, kochte Alyndras Zorn noch höher. Gut, hatte sie ihre Dolche nicht dabei, galt es doch, den Frieden des neutralen Bodens zu wahren. Ausserdem mischte sich ihre Begleiterin, Landrina Ber’Malesh, ebenfalls in die Diskussion ein. Die Mitstreiterin der frisch gegründeten Ren’Dorei-Gemeinschaft „Thori Eranu“ unterstützte Alyndra und ihre Forderungen.
Doch die Diskussion brachte nichts. Jegliches Argument wurde nicht akzeptiert. Ihre Schwester Alween blieb stur und war nicht bereit, ihr nur eine einzige Kupfermünze zu überlassen. Damit musste sie sich abfinden. Alyndra war für sie nicht länger ihre ältere Schwester, sondern wurde nur als eine Feindin Silbermonds abgestempelt. Ihre Gefühle wogten zwischen Zorn, Enttäuschung und Provokation hin und her, und schliesslich brach sie die fruchtlose Diskussion ab.
Dennoch reichte sie Alween die Hand zum Abschied, welche die Priesterin annahm, wenn auch nur zögerlich und mit Skepsis. Seradane ermahnte sie zwar zur Vorsicht, doch liess die Priesterin der Sonne sich dennoch zum Händedruck verleiten. Damit war das Scheitern der Verhandlung für Alyndra besiegelt, und symbolisch schenkte sie ihrer Schwester einen Kuss der Geisterklinge.
Die Zusammenkunft wurde aufgelöst, und Alyndra und Landrina verliessen das Gebäude. Heftige Emotionen wie Wut, Zorn, Enttäuschung und Trotz tobten zugleich in Alyndra. Und die Stimmen waren jetzt stark und fordernd wie nie zuvor. Sie wurde dazu aufgemuntert und aufgefordert, sofort umzukehren, um die Blutelfenpriesterinzu töten. Jetzt, da sie nicht länger ihre Schwester war. Auch die Stimme ihres längst verstorbenen Cousins Serpheus war wieder da. Lauter wie alle anderen Stimmen forderte sie, Alweens Kehle mit ihren giftgetränkten Dolchen aufzuschlitzen. Glücklicherweise blieb sie diszipliniert und hatte die Kontrolle über sich selbst in keinem Moment verloren.
Ihr Moment des Erfolges, der Triumph über ihre Schwester Alween würde sich früher oder später automatisch einstellen. Es war nur eine Frage der Zeit, und sie musste dem Lauf der Dinge nur etwas Zeit geben…

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Die Sonnenpriesterin kehrt zurück nach Quel’Danas

Die nächsten Wochen verbrachte Alween auf der Sonnenbrunneninsel und verrichte dort ihren priesterlichen Dienst. Ihre Gedanken kreisten aber immer wieder um ihre Schwester Alyndra, die so unerwartet und ganz anders wieder auftauchte, als Alween es erwartet hatte. Ihre Gefühle schwankten zwischen Zorn, Wut sowie Enttäuschung, Mitleid und auch Mitgefühl für ihre Schwester. Alween konnte nicht verstehen, wie aus der aufgestellten und lebensbejahenden Weltenwanderin eine Leerenelfe und dunkle Geisterklinge wurde. Sie engagierte sich jetzt in den Reihen der Feinde, der verhassten Allianz, die die Blutelfen und Silbermond damals aus der Allianz verbannten.
Auch wenn sie auf immer ihre Schwester bleiben würde, sie war jetzt nicht mehr auf ihrer Seite. Sie war eine Feindin. Und so jemandem sollte sie die Hälfte des Familienbesitzes übertragen? Dem Feind das über Generationen sorgsam behütete Vermögen des Hauses Sternglanz einfach so in den Rachen werfen? Niemals!
Die Tage verstrichen, und Alween versuchte, sich auf ihre Arbeit beim Sonnenbrunnen zu fokussieren. Aber die dunklen Gedanken blieben. Auch eine neue Sorge um ihren Gefährten Atruis Blutzorn, der seit Monaten auf Reisen und nicht mehr bei ihr war, plagten sie.
Mit jedem Tag der verging, wurden die Nächte gefühlt länger für sie. Immer häufiger plagten sie Alpträume und Erinnerungen von früher. Sie träumte sogar von der Hexe Izira, die ihr einst schaden und sie töten wollte. Als Alween eines Morgens aufwachte, bemerkte sie eine Veränderung an sich selbst. Ihre rechte Hand wies Blasen und Rötungen auf, die sie nicht zuordnen konnte. Mit ihren eigenen Heilkünsten konnte sie die langsam aufkommenden Schmerzen lindern und die Rötungen abklingen lassen, aber die Symptome verschwanden nicht wieder.
Alween konnte sich darauf keinen Reim machen und liess sich von den Hohepriesterinnen untersuchen. Diese konnten jedoch nichts feststellen und rieten ihr, sie solle sich einfach für ein paar Tage schonen.
Aber das Abwarten half nichts. Mit jedem weiteren Tag der verstrich, breiteten die Blasen und Rötungen sich weiter aus und bedeckten schon bald den ganzen Arm und die Schulter. Alween wurde das dunkle Gefühl nicht los, dass diese Beschwerden im Zusammenhang mit ihrer Schwester standen. Als sie sich nach der Zusammenkunft verabschiedeten, reichte Alyndra ihr die Hand zum Gruss, und Alween erwiderte – wenn auch zögerlich und zurückhaltend – den Händedruck.
War es möglich, dass sie Opfer irgend eines Wirkstoffs wurde, der sich nur langsam entfaltete? Nein, diesen Gedanken wagte sie nicht zu Ende zu führen. Auch wenn ihre Schwester nun Welten von ihr entfernt war, so etwas würde sie doch nicht wagen! Ihrem eigenen Fleisch und Blut schaden?

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Versagende Spione und ein neues Ziel

Die Zusammenkunft mit ihrer Schwester war schon etliche Tage her, und längst sollte ihr Werk „Resultate“ zeigen. Doch die nach Quel’Thalas ausgesandten Spione und Schatten versagten allesamt, wurden gefasst oder waren nicht in der Lage, den Aufenthaltsort und den Gesundheitszustand der Sonnenpriesterin Alween herauszufinden. Die Blutelfen hatten ihre Wachen und ihre Grenzen längst dichter abgeriegelt und wussten sich zu wehren.
Durch die Gründung der Gemeinschaft „Thori Eranu“ fand die Geisterklinge aber eine neue Aufgabe und neue Verbündete in Form zweier Schattenpriesterinnen, einer Mönchin und sogar eines jungen Kriegers. Die Reihen der Gemeinschaft „Zorn der Vergessenen“, verstärkte sich zusehends. Alyndra und ihre neuen Mitstreiter setzten sich zum Ziel, eine Bleibe für versprengte Leerenelfen zu bilden.
Mit den weiteren Tagen die ins Land zogen, wurde Alyndras Unsicherheit über das Schicksal ihrer verhassten Schwester aber grösser. Längst hätte das besondere Gift, das sie ihr beim Handschlag bei der Verabschiedung verabreicht hatte, Wirkung zeigen sollen. Sie nahm ein auserlenes Gift von einem fernen Ort, von dem Alyndra sicher war, dass die Priesterschaft auf Quel’Danas keine Heilung ermöglichen konnten. Vielleicht eine Linderung der Symptome, aber keine definitive Heilung. Der langsame, schleichende Wirkstoff, würde Alweens Körper nur langsam beeinträchtigen und schädigen. Ausserdem hatte die Geisterklinge doch ein Gegengift, auch wenn für sie noch offen war, ob sie ihre Schwester weiterleben lassen wollte. Vielleicht würde Alyndra es ja gar nicht darauf ankommen lassen, ihre Schwester jämmerlich krepieren zu lassen. Auch wenn sie die Sturheit der Sonnenpriesterin noch immer über alles ärgerte und sie nicht verstehen konnte, wie sie, ihr eigenes Fleisch und Blut, ihr ihren Anteil am Familienvermögen nur verwehren konnte.
Doch würde die Zeit zeigen, wie all die Dinge sich entwickeln würden. Und sie würde spontan entscheiden, ob sie ihrer Schwester das Leben schenken, oder sie einfach krepieren lassen sollte. Die Schattenpriesterin Landrina Ber’Malesh, ihr neues „moralisches Gewissen“ in der neuen Gemeinschaft riet ihr eindringlich, nicht zum Äussersten zu gehen. Aber das Geflüster in ihrem Kopf sprach eine ganz andere Sprache. Oh, es war so einfach, diesen Versprechungen nachzugeben und alles so geschehen zu lassen, wie es ihr „versprochen“ wurde. Dennoch war es für auch sie eine stetige Gratwanderung zwischen Kontrolle und Wahnsinn.
Also entschied sich die Geisterklinge, wieder ihren Kämpfen an der Dunkelküste nachzugehen. In den Schatten und auf der Jagd nach Feinden gelang es ihr immer am besten, sich abzulenken und sich ganz auf den Moment zu konzentrieren. Frei vom Geflüster, frei von den Stimmen konnte sie sich auf das Hier und Jetzt fokussieren. So wie früher, als sie als Weltenwanderin durch die manipulierte Natur streifte und jagte, um zum Beispiel die Wildtierpopulation zu kontrollieren.
Dem Menschen Reas und dem Sprengkommando Drei lief sie an der Dunkelküste auch nicht zufällige wieder über den Weg. Den Seefahrer wollte sie sich noch immer gefügig machen und sein Geheimnis um das Schiff lüften, das vor Jahren irgendwo vor der Dunkelküste sank und von dem der Jämmerling stets erzählte. Reas sollte ihr und ihrer Gemeinschaft gehören und dienen. Auch eine Kammerzofe und persönliche Dienerin war für Alyndra längst überfällig, denn sie hatte es satt, sich selbst um ihre Wäsche und Ausrüstung sorgen zu müssen.
Doch vielleicht würde sich bald ein Glücksfall ergeben. Eine reiche Beute, ein erpressbares Opfer, irgendwas, irgendwo. So beschloss Alyndra, dem Menschen Reas heimlich zu folgen, der sich jüngst grade von seinen Mitstreitern getrennt hatte und raus auf die Inseln vor der Dunkelküste reiste ….

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Die Ren’Dorei werden obsiegen

Die Wochen und Monate zogen ins Land, und auf den kurzen, kalten Winter folgte ein warmer und sonniger Frühling. Alyndra, die Geisterklinge, verbrachte ihre Zeit auf den Schlachtfeldern. Sie kämpfte an der Seite der Allianz an der Dunkelküste sowie im Arathihochland und half mit, gegendie „böse böse“ Horde zu kämpfen. Ihre Mitstreiterinnen bei den „Thori Eranu“ kämpften kräftig mit und dezimierten die Reihen der Horde, so gut es ihnen möglich war.
Aber aus Quel’Thalas war leider wenig Gutes zu vernehmen. Ihre verhasste Schwester Alween wollte sich dem verabreichten Gift nicht beugen. Die Sonnenpriesterin blieb nach Berichten von Spionen standhaft und gesund. Vielleicht war es auch zu dreist, eine erfahrene Priesterin vergiften zu wollen. Doch Alyndras Fokus lag aktuell nicht mehr auf der Beseitigung ihrer Schwester. Auch wenn es verlockend gewesen wäre, an das Restvermögen des Hauses Sternglanz zu gelangen, es hatte für die Geisterklinge längst nicht mehr oberste Priorität.
Dank anderer dunkler Aufträge, dank neuer Bekanntschaften hatte Alyndra sich wieder finanzielle Unabhängigkeit erarbeitet. Sie mietete sich in Sturmwind eine kleine Bleibe. Die Altstadt war ihr verwinkelt und eng genug, und die Wachen dort wenig „aufmerksam“. Ausserdem wohnte sie ganz in der Nähe des SI:7, was ihr zusätzlich sympathisch war.
Die Gnome vom „Sprengkommando Drei“ hatte sie in den letzten Wochen aus den Augen verloren. Die wuseligen, nervösen Streiter gingen ihren eigenen Geschäften nach, und wie sie hörte, suchte der Gnomjäger Kurt Kügelchen in Ulduar nach irgendwelchen Artefakten oder Blaupausen für seine eigenen Ingenieursexperimente. Reas, der Menschenschurke, war angeblich irgendwo in Nordend damit beschäftigt, seine Schleichfähigkeiten zu vertiefen. Er war also aktuell noch nicht von grosser Bedeutung für Alyndra, könnte es aber werden. Und von der verhassten Lichtdraenei hörte Alyndra ebenfalls lange nichts mehr.
Dafür lernte sie neue Gesichter kennen und sie knüpfte neue, vielleicht wertvolle Kontakte. Da war vor allem dieser Ren’Dorei Taremath Silberhauch. Ein stolzer und stattlicher Magier, dem sie sich nahe fühlte. Für ihn nahm sie einen Auftrag an, der sie vielleicht sogar wieder zurück in Feindesland führen würde. Und auch einen Druiden der Nachtelfen, Tyresian von der Tränenwache, weckte ihre Neugier. Er war einer der wenigen Kaldorei, der ihr nicht mit der gewohnten Zurückhaltung oder Scheu begegnete. Nein, der Druide forderte und neckte sie in einer Art, die von einer ungewohnten Selbstsicherheit zeugte und eine Geisterklinge aus der Reserve lockte.
So ging Alyndra ihren Geschäften nach, bereitete ihren nächsten Auftrag vor und behandelte ihre Klingen und ihre anderen, versteckten Waffen mit den tückischsten Giften, die sie zubereiten konnte. Ihren Hauptwaffendolch strich sie sorgfältig mit langsamem, aber tödlich wirkendem Gift ein, während sie den zweiten Dolch mit Krampfgift tränkte, das ihr Opfer auf der Stelle erstarren und gefügig machen würde. Diese beiden Gifte waren Garant für sie, dass ihr nächstes, blutelfisches Opfer ihr beim ersten Treffer schonungslos ausgeliefert wäre. Sie würde mit ihm umgehen können wie eine Spinne mit einer Fliege im Netz.
Aber Alyndra wollte es sich auch nicht nehmen lassen, am kommenden Donnerstag am Nobelgartenfest, das durch Mei von der Brauerei Lilienbräu beim Anwesen der Norwinsens organisiert wurde, teilzunehmen. Diese gesellschaftlichen Anlässe waren für sie stets eine gute Gelegenheit, für einen Abend lang ihre zwielichtigen Pläne zu vergessen. Auch die Stimmen in ihrem Kopf flüsterten an solchen Anlässen jeweils weniger. Manchmal verstummten sie für kurze Zeit sogar ganz…

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Erneute Reise nach Quel’Thalas

Nachdem einige wichtige Geschäfte in Sturmwind erledigt waren, packte die Geisterklinge ihre Habseligkeiten und reiste nach Norden los. Ihr Ziel war Quel’Thalas. Sie wollte ohne grosse Umwege rasch möglichst über den thalassischen Pass schleichen, und sich ins Feindesland wagen. Die „Beseitigung“ des grossen Hindernisses, das dem Magiers Taremath Silberhauch im Weg stand, war ihr Ziel. Taremath wäre ihr danach einen riesengrossen Gefallen schuldig, und den würde sie sobald als möglich bei ihm einfordern. Ob in Form von Gold oder anderen Habseligkeiten, oder in Form von „Dienstleistungen“, das wollte sie sich noch offen halten.
Der erste Teil ihrer Reise war einfach. Die Tiefenbahn der Gnome erwies sich als schnelles und pragmatisches bequemes Reisemittel, um von Sturmwind nach Eisenschmiede zu gelangen. Die Bahn roch zwar fürchterlich nach Öl und sonstigen, nicht definierbaren Rückständen, aber die Gnome hatten hier ganze Arbeit geleistet, indem sie Punkt A mit B verbunden hatten, also Sturmwind mit Eisenschmiede.
Doch in Eisenschmiede wollte sie nicht lange bleiben. Sie frischte aber ihre Vorräte auf und kaufte einige, ihr unbekannte Gifte aus dem frostigen Umland Dun Moroghs. Dann reiste sie umgehend in östliche Richtung weiter in Richtung Loch Modan.
Von dort ging es in nördlicher Richtung weiter durch das Zwergengebiet. Nach zwei Übernachtungshalten stolperte sie irgendwann über ein paar Orc-Späher, die das Banner des Clans trugen, der vor vielen Monaten sein Unwesen in Elwynn trieb. Ob es zufällige Begegnungen oder die Vorboten eines grösseren Angriffs waren, konnte sie nicht erkennen. Da sie aber ihren wichtigen Auftrag nicht aus den Augen verlieren wollte, beliess sie es bei einer kurzen Spionage-Mission und einem Bericht an das SI:7, ohne sich weiter um die „primitiven“ Orks zu kümmern.
Schliesslich passierte Alyndra den Thangol-Übergang und erreichte das Arathi-Hochland. Von dort ging es weiter nordwärts, quer durch das Gebiet der Wildhammerzwerge und hinein in die ehemaligen Gebiete Lordaerons, die heutigen Pestländer. Nach einer weiteren Übernachtung im Zugwindlager reiste sie weiter in Richtung Herdweiler, um ihre Vorräte nochmals aufzufrischen. Die verseuchte Erde in den Pestländern hatten den grossen Vorteil, dass sie einige seltsame Pflanzenmutationen hervorbrachten. Die meisten davon waren verkümmert und unbrauchbar, aber die Unscheinbarsten von ihnen waren auch gleich die Giftigsten. Arthas Tränen waren schnell gefunden, doch der schwarze Lotus kam leider nur an ganz wenigen, ausgewählten Orten vor. Erst am späten Nachmittag war die Geisterklinge erfolgreich und fand ein paar saftig blühende Exemplare dieser seltenen Gattung.
Alyndra entschied sich, nochmals zurück nach Herdweiler zu reisen und eine weitere Übernachtung dort zu verbringen. Sie mietete sich ein Zimmer, zog sich dorthin zurück und begann ihr unheiliges Werk, indem sie sich allerlei Gifte zusammenmischte, die gegen ihr Ziel Einsatz kommen sollten. Den Abend verbrachte sie schliesslich draussen bei einem Glas Wein, und beobachtete das Treibendes für sie verhassten Argentumkreuzzugs in Herdweiler. Danach ging sie zu Bett, schlief rasch ein und war am nächsten Morgen bei Anbruch der Morgendämmerung bereits wieder weg.
Und jetzt war sie bereit, ihr dunkles Werk zu vollbringen.

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-Von Giften und Anziehungskräften-

Bei der Jagdhütte in den östlichen Pestländern kundschaftete die Geisterklinge die Situation und das Umland aus. Ihr Auftraggeber Tharemath verriet ihr, dass ihr Ziel sich oft dorthin zurück zog, und draussen an einem Lagerfeuer sass.
Alyndra kletterte aufs Dach der Jagdhütte, setzte sich hin und wartete Stunde um Stunde. Den Ort kannte sie bestens von früher, als sie selbst noch eine Weltenwanderin war. Erinnerungen, Bilder und sogar Gefühle von früher stiegen in ihr hoch. Sie erinnerte sich an die Besprechungen und Beratungen mit Sylvanas Windläufer und anderen hochverehrten Streitern innerhalb ihren Reihen. Sie selbst war damals direkt der Windläufergeneralin unterstellt, und sie folgte ihr mit Stolz, Ehrgefühl und voller Loyalität.
Doch jetzt war alles anders, und ihren Bogen hatte sie längst abgelegt und ihn gegen die scharfen, vergifteten Klingen ihrer Dolche eingetauscht. Dar’Khan Drathir veränderte damals alles an ihren Ansichten und ihrem Leben. Geblendet vom falschem Charme und den leeren Versprechungen des begabten Magiers, geblendet von falscher Liebe und Hoffnungen verriet sie alles, was ihr als Weltenwanderin wichtig und wertvoll erschien. Sie wandte sich zwar rechtzeitig von ihm ab als sie erkannte, was der gefallene Magier wirklich im Schilde führte. Aber dennoch war es zu spät für sie, um ihrem angestammten Pfad als Weltenwanderin wieder zu folgen.
Alyndra wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen, als eine elfische Gestalt den Pfad zur Jagdhütte empor ritt, und draussen vor dem Eingang der Jagdhütte, etwas abseits, ein Lagerfeuer entzündete und sich dort hinsetzte. Es musste sich um die gesuchte Person handeln. Die Geisterklinge sprang vom Dach, schlich sich entlang der harzigen Stämme der teilweise noch immer verseuchten Bäume näher zu ihrem Ziel hin.
Dann blieb sie lange hinter dem Blutelfen in sicherem Abstand in den Schatten verborgen und beobachtete den Sin’Dorei dabei, wie er genüsslich ein Stück Fleisch verzehrte, und sich danach um seine Pfeile und die Sehne seines Bogens kümmerte. Wieder stiegen Erinnerungen und Gefühle von früher in ihr auf. Doch sie liess sich jetzt nicht davon ablenken und fokussierte sich ganz auf ihren Auftrag. Sie erkannte aber schnell, dass sie dem Weltenwanderer im direkten Kampf unterlegen sein würde. Es war aber auch nicht ihr Ziel, ihn im Kampf nieder zu strecken.
„Jetzt! Schleich dich an den Verräter ran, ramm ihm die Dolche in den Rücken und geniess, wie er elendig verblutet!“ Flüsterte die ihr vertraute Stimme ihres Cousins Serpheus aus der Leere zu.
Nicht jetzt, nicht hier! Dachte sie, und war froh, dass sie bis jetzt vom Geflüster verschont blieb. Nein, sie wollte einen Weltenwanderer, einen einstigen Kameraden, nicht hinterrücks meucheln. Es widerstrebte ihr.
„Na los, Alyndra! Entweder er oder du. Entweder jetzt oder nie! Schlag zu!“ Wiederholte die Stimme in ihrem Kopf.
Doch die Geisterklinge zierte sich weiter. Sie steckte ihre Dolche zurück an ihren Platz, während die Stimme rebellierte.
„Verdammte Versagerin! Du bist es nicht wert! Die Leere hat besseres als Dich verdient. Er wird dich töten, und zuvor wird er andere, schlimme Dinge mit dir tun!“
Alyndra schüttelte ihren Kopf wieder, aber schwieg und gab der Stimme keine Antwort. Sie hatte anderes vor. Sie wollte den Weltenwanderer anders „fordern“. Sie nahm eines ihrer Wurfmesser, holte aus und schleuderte es durch die Luft. Es sauste nur um Haaresbreite am Weltenwanderer vorbei, und bohrte sich neben dem Lagerfeuer ins weiche Gras. Es war Alyndras Absicht, ihr Ziel nicht zu treffen.
Der Sin’Dorei wirbelte herum, hatte sein Schwert gezogen und wollte es auf Alyndra niedersausen lassen. Doch im letzten Moment hielt er inne, und hielt seine Klinge drohend vor der Geisterklinge. Alyndra rechnete nicht mit einer solchen Kampfbereitschaft und sie bereute einen Moment lang, ihm die Dolche nicht doch einfach in den Rücken gerammt zu haben, wie die Stimme es forderte.
„Versagerin! Schl…e! Jetzt wird er sich an dir vergehen und dich töten!“ Wiederholte die Stimme in ihrem Kopf. Und die Geisterklinge wusste, dass ihr Schicksal jetzt von ihrem Gegenüber, einem Feind, abhängig war.
Der Weltenwanderer musterte sie lange und überlegte, dann entspannte er sich und senkte seine Waffe.
„Gebt Euch zu erkennen!“ Forderte er in gehobenem thalassisch.
Alyndra nahm ihre Gesichtsmaske ab und musterte den Weltenwanderer kalten Blickes. Ihre Hände blieben kampfbereit an den Griffen ihrer Dolche kleben. Sie war irritiert. Weder ihr Feind noch sie selbst nutzte die Chance, um ihr Gegenüber niederzustrecken. Der Sin’Dorei nahm seine Kapuze ebenfalls ab und gab den Blick auf sich selbst frei. Alyndra erkannte ihn. Sie kannte zwar nicht seinen Namen, aber dennoch wusste sie, dass er einst in einer anderen Einheit diente. Sie waren sich flüchtig begegnet, und er war einer derjenigen Weltenwanderer, die sich in Alyndras Gedächtnis festbrannten und ihr imponierten.
Es war ein guter Entscheid, ihn nicht einfach hinterrücks niederzustrecken. Es wäre feige und eines Weltenwanderers nicht würdig gewesen. Doch er war ihr „Ziel“ und er müsste ihr zuerst beweisen, dass er „würdig“ war, eine andere Form von Angriff zu überstehen. Der Weltenwanderer und die Geisterklinge wechselten ein paar Worte, Erinnerungen und schliesslich gelang es ihr mit ihrem Charme, ihn zu „berühren“. Die Berührung war durchtränkt mit einem Wirkstoff, der ihn nicht sofort, aber allmählich „beeinträchtigen“ würde. War er clever, würde er sich des Angriffs erwehren können. Und war er es nicht, war er nicht würdig, ihre „Berührung“ zu überleben.
Nach ihrem Werk zog Alyndra sich zurück, und schlich sich in einer Mischung aus Faszination und Zuneigung, aber auch Abscheu für den Feind, zur Kapelle des hoffnungsvollen Lichts zurück. Sie war sich bewusst, dass ihr Auftraggeber und ihr Auftrag alles andere als ehrenhaft war. Doch die Erfüllung diente den Zielen Sturmwinds. Und alles was Sturmwind stärker machte, war auch in Alyndras Interesse.
Ausserdem hatte Taremath ihr für diesen Angriff ein stattliches Sümmchen zu zahlen. Er stand jetzt in ihrer Schuld, und diese Schuld würde sie schon bald eintreiben können.

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Vergebliche Kriegesmüh - manipulative Liebesmüh

Verärgert vom Verlauf des letzten Rat der Allianzgilden, zog die Geisterklinge sich in die Altstadt Sturmwinds zurück. Diese Narren! Sie warnte vor den Scharmützeln der Horde im ehemaligen Lordaeron und sie rief zum Kampf gegen Silbermond auf. Die versammelten Gilden nahmen ihren Aufruf zwar wahr, aber passiert ist seither: Nichts.
Und dieses Nichts machte Alyndra wütend, denn jetzt war die Gelegenheit günstig, Silbermond wieder unter den Banner der Allianz zu bringen. Ja, nicht nur Silbermond, sondern den ganzen Rest des nördlichen Azeroths, also ganz Quel‘Thalas und sogar den Sonnenbrunnen. Auch wenn es bedeuten würde, dass viel Elfenblut fliessen würde, Alyndra war bereit, diese Opfer zu bringen. Wer sich von der Allianz abgewandt hatte und jetzt der verräterischen Banshee-Königin diente, hatte das Recht auf Leben sowieso verwirkt.
Ein kleiner, unbedeutender aber positiver Nebeneffekt dabei würde sein, dass auch Alween, ihre verhasste und ach so scheinheilige Sonnenpriesterin, beim erneuten Fall Silbermonds wohl ebenfalls ums Leben kommen würde. Wenn nicht von alleine in den Kriegswirren dann sicherlich mit Zutun der Geisterklinge.
Dann würde das gesamte Vermögen des Hauses Sternglanz Alyndra alleinig gehören. Und mit all dem über Generationen gesammelten Gold würde es ihr möglich sein, ein Netz aus Macht, Intrigen und Gefolgschaft aufzubauen. Und dann, ja endlich dann, würde der junge König Sturmwinds sie ernst nehmen und ihr den Platz zuweisen, der ihr würdig war. An seiner Seite als Kriegsberaterin und vielleicht als ihre heimliche Geliebte, würde sie in den Ehren der Allianz stehen und die Ren’Dorei zu neuem Ruhm führen!
Doch Alyndra wusste auch, dass grosse Erfolge nur mit kleinen Schritten zu erreichen waren. Also beschloss sie, die jüngst aufgeflammten Kämpfe und Scharmützel der Verlassenen selbst unter die Lupe zu nehmen. Die darin verwickelten Zwerge und wohl auch die Gnome waren zwar mutig, aber zu wenig effektiv, um das untote Gewürm nachhaltig aus Azeroth zu tilgen.
Aktuell hatte sie aber einen anderen kleinen Teilerfolg erzielt. Sie konnte Reas, den Menschenschurken aus dem Sprengkommando Drei bezirzen und ihn manipulieren. Menschen waren so einfach zu beeinflussen! Schade, dass sie bei Weitem nicht die Lebensspanne der Elfen erreichten und viel zu früh alterten. Aber vielleicht war das auch gut so. Vor kurzem war er noch so misstrauisch und abweisend, aber jetzt war der Widerstand gebrochen.
Der Seefahrer lag noch immer im Bett, friedlich vor sich hinschnarchend und nichts ahnend, was seine Sünden der letzten Nacht anbetraf. Alyndra sass neben ihm und musterte ihn in einer Mischung aus Faszination und Abscheu. Es war lange her, seit sie ihr Lager zum letzten Mal mit einem Menschen teilte. Wie unschuldig er da lag, und es war so einfach, ihn rumzukriegen.
Als er ihr die Türe zu seinem Quartier öffnete, wusste sie bereits, dass sie gewonnen hatte. Ein aufreizendes Kleid ihrerseits, eine Flasche hundertjährigen Rums, und schon bald war er entkrampft und gefügig genug, um zu ihrem Spielzeug zu werden.
Er faselte zwar noch etwas über eine Suche nach einem gesunkenen Schiff, doch bald hatte er vergessen, was er ihr erzählen wollte. Nach drei, vier weiteren Bechern des süffigen, süssen Rums machte er ihr den Hof. Alyndra selbst hielt sich zurück, nippte nur an ihrem Becher und ehe sie sich versah, lag er liebestrunken in ihren Armen…
Endlich wurde Reas wach. Er setzte sich hin und rieb sich die Augen.
„Guten Morgen, Mein Held!“ Säuselte ihm die Geisterklinge sanft ins Ohr und lächelte ihn verführerisch an. Er erschrak, krallte sich das nassgeschwitzte Laken und bedeckte sich damit.
„Was? Was haben wir getan letzte Nacht?“ Murmelter er erstaunt, und hielt sich dann seinen brummenden Schädel. Sie stand auf, füllte ihm einen Becher mit Wasser und reichte es ihm.
„Nichts, was wir nicht Beide wollten. Reas, Du hast mir letzte Nacht die Treue geschworen. Du gehörst jetzt zu mir!“
Er nahm das Glas und trank es gierig aus. Dann meinte er: „Ich gehöre zu niemandem. Das Sprengkommando ist…“
Sie setzte sich zurück auf das Bett, beugte sich über ihn und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
„Das Sprengkommando ist Geschichte. Steh zu Deinem Wort, Du hast mir Deine Dienste angeboten. Und ich habe angenommen. Als Willenslenkerin der „Thori Eranu“, dem „Zorn der Vergessenen“, gehörst Du zu uns. Auf Seiten des blauen Banners!“ Ihre Worte klangen zwar noch immer verführerisch, aber jetzt lag ein dunkler, warnender Unterton in ihrer Stimme der keine Zweifel aufkommen liess, dass sie ihn nicht wieder ziehen lassen würde.
„Nun, ich werde es mir überlegen. Es war eine schöne Begegnung mit Dir. Du hast mich auf eine Weise berührt, die mich…“
Wieder unterbrach sie ihn, und streckte ihm den Gildenwams des Sprengkommando Drei entgegen: „Du hast es dir verdient, an unserer Seite zu stehen und für unsere Sache zu kämpfen, Reas. Ich mag dich und deine unschuldige Art. Dir gebührt grosse Ehre, das Herz einer Sternglanz berührt zu haben. Los, mach jetzt. Zerreiss den Wams und nimm den Unseren an.“
Sie blinzelte ihn unschuldig und bittend an. Sein Blick wanderte ein paar Mal zwischen ihren bittenden Augen und dem Gildenwams des Sprengkommandos hin und her. Und dann hatte er sich entschieden, und zerriss den Gnomenwams in kleine Stücke.
„Aye, du hast recht! Die Gnome werden ohne mich klar kommen. Ich folge Dir und Deinem Haus, Alyndra.“
Sie stand auf und musterte ihn stolzen Blickes.
„Diesen Schritt wirst du nicht bereuen. Ich weiss, dass du vor einiger Zeit für die Sicherheit einer Menschin im Holzfällerlager im Wald von Elwynn verantwortlich warst. Ich möchte, dass du dasselbe für mich tun wirst. Im Gegenzug kannst du dir meiner „Zuneigung“ sicher sein, Reas.“
Der Seefahrer erhob sich vom Bett und kleidete sich langsam und nachdenklich an. Als er fertig war und sich umdrehte, stand die Leerenelfe vor ihm und hielt ihm einen Gildenwams der „Thori Eranu“ hin. Er nahm ihn wortlos und streifte ihn sich über.
„Den Gnomen werde ich trotzdem kurz Bescheid geben müssen.“ Murmelte er.
„Tu das. Danach möchte ich, dass du in den Nordosten reist. Es soll Feindbewegungen gegeben haben und einzelne Kampfhandlungen mit der Horde und den Verlassenen. Lass dich auf KEINEN Kampf ein, spioniere nur und berichte mir dann.“ Sie sammelte ihre Ausrüstung zusammen, schnürte ihren Waffengurt und öffnete dann die Türe zu seinem Quartier. Reas quittierte mit einem Nicken.
„Danach werden wir uns wiedersehen. Ich freue mich schon jetzt darauf. Al diel shala!“
Und sie verliess das Quartier des Seefahrers.

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Reas verabschiedet sich vom Sprengkommando

Der Seefahrer trat Spektralia, der Zauberin und Anführerin vom Sprengkommando nur mit gesenktem Blick unter die Augen. Er hatte sie nach Sturmwind bestellt, wo sie sich hinter der Kathedrale beim Versammlungsplatz trafen, und er sie über seinen Entscheid informierte. Ya, die lichtgeschmiedete Draenei, war ebenfalls dabei, als Reas ihr den zerrissenen Wams zurück gab.
„Ich habe entschieden, das Sprengkommando Drei zu verlassen. Es tut mir leid, aber es ist besser so.“
Spektralia blickte ihn erstaunt an: „Einfach so? Und ohne Vorwarnung? Haben wir etwas falsch gemacht?“
Reas schüttelte entschieden den Kopf: „Nein, das habt Ihr nicht. Ich habe mich bei Euch wohlgefühlt. Ihr gabt mir ein neues Zuhause nach der Auflösung der Gemeinschaft beim Holzfällerlager. Aber ich habe mich entschieden, fortan den Leerenelfen zu helfen.“
Ya blickte ihn mitleidig an: „Die Verlockungen der Leere haben also gewonnen. Du betrittst einen dunklen Pfad, deshalb sei dir der Konsequenzen bewusst.“
„Nein, das stimmt so nicht. Sie sind nicht anders als Ihr oder ich. Sie sind genauso verletzbar, haben Hoffnungen und Ängste. Sie werden nur missverstanden.“
Spektralia musste laut lachen: „Missverstanden? Die aggressiven, fordernden und unberechenbaren Auftritte dieser Geisterklinge waren doch NIE ein Missverständnis. Sie macht aus ihren Plänen keine Geheimnisse und sie macht auch keine
Komprimosse…äh…Kompromisse.“
Die Draenei reagierte nun trotzig: „Wenn die Zeit reif ist, wirst du dich uns wieder anschliessen wollen. Dann werde ich ein gutes Wort für dich einlegen, Reas. Du hast ein gutes Herz, aber keine gute Vergangenheit. Mach Deine Vergangenheit nicht zu Deiner Zukunft. Du hast es in der Hand.“
Reas blinzelte einen Moment lang irritiert, meinte dann aber: „Das wird nicht passieren. Ich werde euch niemals vergessen. Grüsst mir alle und sagt ihnen, dass ich die Zeit mit Euch sehr toll fand!“
Die Zauberin nickte: „Dann ist es also definitiv. Gut. Also eher nicht gut, als eher schon, aber Menschen können genauso Sturgnome sein, wie wir auch. Gib Acht auf Dich und verlier nicht dein Köpfchen, ja?“
Nachdem er gegangen war, sagte Ya zu Spektralia: „Er wird wiederkommen. Ausgenutzt, geschunden und auf Knien darum betteln, dass Du ihn wieder aufnimmst. Wirst du es tun, spektrale Zauberin?“
Spektralia zuckte mit den Ächselchen: „Wer weiss? Es wird ein Umfrägelchen geben, das entscheide ich also nicht alleine. Also eher nicht als eher schon. Wir werden sehen. Komm, schauen wir, was Flix und Kurt so treiben.“
Und die Gnomin und die lichtgeschmiedete Draenei trotteten davon.

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Neuigkeiten aus Quel’Thalas

Alyndra nahm an einem Scharmützel gegen untote Trupps der Horde im Sumpfland teil, wo sie gemeinsam mit weiteren Streitern der Allianz für Gerechtigkeit sorgte. Ihre Fähigkeiten im Schleichen und im Kampf konnte sie zwar glaubhaft unter Beweis stellen, aber sie handelte sich auch eine klaffende Wunde am rechten Oberarm ein. Die priesterliche Unterstützung war sofort zur Stelle, aber die Geisterklinge wehrte sich gegen jeglichen Heil- und Lichtzauber. Ein einfacher Wundverband tat es genauso.
Nach den Kampfhandlungen zog sie sich mit den Streitern der Allianz an eine Lagerfeuer und einen Aussenposten zurück, wo sie sich noch etwas mit Djara Colman, der Schneiderin aus dem Dämmerwald, sowie einer Leerenelfin unterhielt. Danach reiste sie zurück nach Sturmwind in die Altstadt, und wartete auf die Ankunft ihres neuen Dieners Reas, der ihr interessante Neuigkeiten versprochen hatte.
Allerdings dauerte es einen weiteren Tag, bis der Seefahrer erschöpft und mitgenommen im Quartier auftauchte. Sein Einsatz hatte ihn ebenfalls Blut gekostet, denn er trug eine frische, aber ebenfalls gepflegte Wunde an der Schulter. Als er eintrat, liess er sich sofort auf einen Holzstuhl fallen, nahm seinen Gildenwams ab und öffnete seinen blutverkrusteten Lederwams.
„Es war knapp, aber ich habe es ein weiteres Mal geschafft!“ Verkündete er nicht ohne Stolz, während Alyndra ihm half, den Lederwams abzulegen. Darunter war die kleine, aber tiefe Wunde gut zu sehen.
„Eine Pfeilwunde? Ein Orkpfeil oder der Pfeil eines Weltenwanderers? Bis wie weit hast du es denn geschafft?“ Fragte sie und drückte kurz auf die Wunde um zu prüfen, ob sie sich infiziert hatte. Reas zuckte sofort zusammen.
„Hey, lass das bitte! Es schmerzt schon genug, verdammt!“
„Sehr gut! Kein Wundbrand. Du bleibst mir noch ein bisschen erhalten. Nun berichte schon.“
Reas blickte die Leerenelfe irritiert an, fasste sich dann aber wieder und begann zu erzählen: „Ich war in Quel’Thalas und habe Morgenluft erreicht. Eure Schwester habe ich gesehen, sie war dort. Hübsches, blondes Ding, übrigens, aber nicht annähernd so attraktiv wie…“
Alyndra unterbrach ihn ernst: „Meine Schwester interessiert mich nicht länger. Sollte ich ihr auf dem Schlachtfeld begegnen, ich schwöre bei der Leere, ich würde sie meucheln!“
„Ihr müsst Euch aber vorsehen. Sie macht einen starken Eindruck. Ihre Willenskraft macht sie stark. Sie trug ausserdem das Ornat einer Hohepriesterin des Sonnenbrunnens. Und es…“
„Meine Schwester ist Hohepriesterin? Wie lächerlich!“ Die Geisterklinge unterbrach ihn erneut, dieses Mal durch ihr lautes Lachen. Sie fing sich aber sofort wieder und blickte Reas mit ihren leeren Augen erwartungsvoll an.
"Und weiter?“
„Bevor ich weiter spio…äh…mich umsehen konnte, wurde ich von einem Weltenwanderer entdeckt. Sein Pfeil traf mich aus dem Hinterhalt. Naja, ich war ja selbst im Hinterhalt. Es scheint, als hätten sie mit solchen Bespitzelungen gerechnet. Der Weltenwanderer sprach mich in unserer Sprache auf den Gildenwams an. Er gab sich als Hüter des Hauses Mondschwert zu erkennen.“
Gab Reas zu Protokoll. Alyndras Augen verdunkelten sich weiter, und ihr Zorn stand ihr ins Gesicht geschrieben. Trotzdem bemühte sie sich, beherrscht zu bleiben und ihren Ärger nicht am Seefahrer auszulassen.
„Und Du hast Dich zu erkennen gegeben? Wissen sie, in welchem Auftrag du spioniert hast?“ Zischte sie. Reas nickte.
„Sie kennen unsere Gemeinschaft, Alyndra. Sie bespitzeln die Allianz selbst. Wen verwunderts? Ist nun mal Krieg, wieder einmal.“
Die Geisterklinge hielt inne, überlegte lange und entspannte sich wieder. Sie stand auf, ging zu einem Schrank hin, öffnete ihn und nahm eine wertvolle Flasche Rumsey Rum hervor. Die Flasche stellte sie dem Seefahrer hin.
„In Ordnung. Du hast alles richtig gemacht, und bist lebendig zurück gekehrt. Soll das Haus Mondschwert weiterhin gewarnt bleiben. Ich gehe davon aus, dass unsere Absichten bekannt sind. Auch meine Schwester wird davon wissen. Soll sie auch! Ich hatte im Sumpfland die Gelegenheit, einen weiteren Sin‘Dorei ins Jenseits zu befördern. Das schreit bestimmt nach Rache. Hier, gönn‘ Dir einen ordentlichen Schluck, leg dich hin und kuriere deine Wunde aus. Ich muss los und weitere Erkundungen anstellen. Wenn ich zurück bin, bist du gebadet und ausgeruht, ja?“
Reas entkorkte die Rumflasche mit seinen Zähnen, spuckte den Korken auf den Tisch und grinste die Leerenelfe erwartungsvoll an.
„Aye, Lady Alyndra!“

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Eine erneute Warnung und ein sonderbarer Brief

„Priesterin Sternglanz, auf ein Wort!“ Der Wachoffizier stand vor Alweens Quartier in Morgenluft. Die Priesterin lächelte ihn offenherzig an und fragte:
„Bitte tretet doch ein. Es muss wichtig sein, dass Ihr persönlich hier seid.“
Der Offizier nickte knapp und trat ein. Er kam sofort zur Sache: „Haus Mondschwert hat bestätigt, dass neue Spione im Immersangwald unterwegs sind. Jüngst wurde ein Menschenschurke gefasst, der offensichtlich Euer Quartier observierte. Unglücklicherweise konnte er fliehen, aber er wurde lebensgefährlich verletzt und wird nicht überleben. Trotzdem, Ihr seid in Gefahr, Priesterin.“
Alween überlegte lange und kombinierte, bis sie antwortete: „Das ist grundsätzlich nichts Neues. Ich stehe aber unter dem Schutz von Seradane Sternenstaub und ihrer Gemeinschaft. Ausserdem wird mein Gefährte Blutzorn in Kürze von seinen Reisen zurück kehren. Ein weiterer, mächtiger Blutritter, der mir zur Seite steht. Aber sagt, habt Ihr auch Leerenelfen aufgegriffen und festgenommen? Geisterklingen?“
„Es gab einige wenige Zwischenfälle in den Geisterlanden, aber aktuell ist es ruhig. Die Leerenelfen scheinen sich auf die neuen Kämpfe zu konzentrieren.“
„Bis auf eine Ausnahme. Meine Schwester.“ Sagte Alween, und der Offizier fügte an: „Es wäre vor einigen Monaten fast gelungen, sie festzunehmen, aber sie entkam leider. Seither fehlt von Eurer verbannten Schwester jede Spur. Deshalb bitte ich Euch, verlasst Morgenluft bis es hier wieder sicher ist. Das Sanktum des Nordens ist zu weit weg, wenn Ihr flüchten müsstet! Reist nach Silbermond, oder zum Sonnenbrunnen. Dort droht Euch keine Gefahr!“
Die Priesterin schüttelte entschieden den Kopf.
„Ihr unterschätzt die Kräfte einer angehenden Hohepriesterin. Ich bin weder hilflos noch schwach. Das Licht ist mein Verbündeter, und Ihr wisst, dass das Licht und die Leere sich nicht vertragen. Ich werde mich zu wehren wissen, sollte meine Schwester mich angreifen. Seid unbesorgt.“
„Wir haben Euch gewarnt, Priesterin Sternglanz. Die Wachen haben wir bereits verdoppelt. Aber mehr kann ich für Eure Sicherheit nicht tun. Al diel shala!“
Der Wachoffizier salutierte und verabschiedete sich. Alween begleitete ihn zur Türe und ging ebenfalls nach draussen, um ihre Post am Briefkasten zu prüfen. Sie hatte nur ganz selten Post und kontrollierte ihren Briefkasten nur unregelmässig. Doch nun lagen ein Brief und ein Paket für sie bereit.
Das Paket war die monatliche Sendung des „Bier des Monats“, einer Organisation, die sie an ihre „Jugendsünden“ erinnerte, als sie als relativ unerfahrene Novizin mit ihrer Ausbildung begann und am Braufest teilnahm. Als positiven Nebeneffekt lernte sie damals den Waldläufer Thalesus und vor allem ihren zukünftigen Gefährten Atruis Blutzorn, den Blutritter, kennen.
Als ihre Aufmerksamkeit auf den Brief fiel, stockte sie. Er stammte aus Beutebucht und trug die sehr unsaubere, kleckernde Schrift eines Goblins. Neutrale Goblins aus Beutebucht, oje! In diesem Umschlag lag ein weiterer, kleinerer Brief. Dieser trug das unverkennbare, violette Siegel der Ren’Dorei. Sie spürte, dass das Schreiben von ihrer Schwester stammen musste. Dass der Brief sie erreichte, kostete ihre Schwester ein stolzes Sümmchen an Goldmünzen, denn die Goblins in Beutebucht waren zwar zuverlässig, aber teuer.
Alween streifte sich ihre Fingerhandschuhe über, bevor sie das Siegel brach und den Umschlag öffnete. Sie wollte kein weiteres Mal einem Giftangriff ausgesetzt sein. Und Alyndra war ALLES zuzutrauen. Während sie das Siegel brach, hielt sie den Umschlag möglichst weit von sich selbst weg. Doch es passierte gar nichts, der Brief bestand aus einem einfachen Pergamentpapier und trug keine Zeichen eines Giftanschlags. Er trug folgenden Inhalt:

„Meine geliebte Schwester Alween
Du verzeihst mir doch sicherlich meine kleine Aufmerksamkeit unserer letzten Begegnung.
Ich wollte Dich selbstverständlich nicht töten,
denn eigenes Blut tötet sich nicht gegenseitig.
Du solltest nur nicht vergessen, zu was ich fähig gewesen wäre.
Es war aber töricht von mir, einzufordern, was mir nicht zusteht.
Bitte verzeih!
Mein gewählter Weg sorgt oft dafür, dass ich die falschen Stimmen aus der Leere vernehme.
Unser Cousin Serpheus sprach lange und abscheulich zu mir.
Er ist unterdessen verstummt und flüstert mir nicht länger zu.
Ich hoffe, dass er seinen Seelenfrieden gefunden hat.
Bitte gib uns eine zweite Chance auf ein Wiedersehen, unter einem besseren Stern.
Auch wenn die fehlgeleitete Politik und die verworrenen Kriege,
die auf Missverständnissen beruhen,
uns trennen.
Es muss nicht das Ende unseres Hauses bedeuten.
Über ein Wiedersehen freue ich mich.
Für das Haus Sternglanz
Alyndra Sternglanz
ehemalige Weltenwanderin
Unter Sylvanas Kommando“

Als sie den Brief sorgfältig durchgelesen hatte, musste sie zuerst leer schlucken. Sie konnte nicht glauben, was sie da las. Ihre Schwester Alyndra, die vor kurzem noch ihren Tod wollte, zeigte sich plötzlich fern der Grenzen von Horde und Allianz versöhnlich? Nein, das konnte nicht sein. Es war bloss eine weitere Falle, und sie war nicht bereit, darauf reinzufallen.
Alween faltete den Brief säuberlich zusammen und verstaute ihn zurück im Umschlag. Dann ging sie ihrer Wege.

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Einstige Waffengefährtinnen

Neulich am Loch Modan, oder was von ihm übrig blieb. Unweit der Jagdhütte der Weltenwanderer.
Alyndra hatte sich der Weltenwanderin kampflos ergeben. Sie beobachtete, wie die Blutelfin drei Zwerge mit nur drei treffsicheren Pfeilen niedergestreckt hatte. Schliesslich schlich sich die Geisterklinge an sie heran und wollte sie mit ihren blutgetränkten Dolchen hinterrücks meucheln. Aber als sie erkannte, dass die Feindin eine einstige Waffengefährtin war, blieb sie wie angewurzelt stehen, und liess sich von Aribeth Dragas kampflos überwältigen. Ihre Dolche flogen in hohem Bogen durch die Luft, aber Alyndra machte keinen Versuch, sich zu wehren.
Die Weltenwanderin war höchst erstaunt, ihre einstige Kameradin als Leerenelfin wieder zu sehen. Während sie ihr Hand- und Fussgelenke zusammen band, ging die Fragerei los.
„Was um alles in der Welt ist bloss mit Dir geschehen?“ Wollte die Sin’Dorei wissen. Alyndra blickte sie aus dunklen Augen ausdruckslos an und liess sich von ihr schweigend festbinden.
„Wir kämpften in Quel’Thalas, damals. Wir wurden getrennt. Was ist bloss aus der Weltenwanderin Sternglanz geworden?“ Wiederholte Aribeth und vergewisserte sich, dass sich Alyndra nicht selbst befreien konnte.
„Pfeil und Bogen habe ich längst abgelegt. Ich diene schon lange nicht mehr der falschen Windläufer!“ Verkündete die Geisterklinge leise.
„Sylvanas? Aber was ist mit Silbermond? Was ist mit Deiner Treue unseren Häusern gegenüber?“
„Im Gegensatz zu den Sin’Dorei habe ich niemanden verraten. Mir erschliessen sich neue Wege, meine Treue gehört dem jungen Löwen. Ich habe die Allianz nie enttäuscht.“
Die Weltenwanderin erhob sich und fragte: „Über Verrat diskutiere ich nicht. Die Sin’Dorei sehen das anders. Aber wenn Du Silbermond noch einmal siehst, wird es Dein letztes Mal sein. Wer hat dich zu dem gemacht, was Du JETZT bist? Warum nur bist du diesem Pfad gefolgt?“
Alyndra blinzelte Aribeth erstaunt an.
„Muss immer alles einen Grund haben? Ich hatte einfach nicht dasselbe Glück wie du. Viele von uns hatten nicht das Glück und konnten dem Angriff des gefallenen Prinzen nicht entgehen. Die meisten sind jetzt tot, oder es kam noch schlimmer m…“
Die Weltenwanderin unterbrach sie: „Das ist Geschichte. Du hast Dich abgewandt, wie so einige, die Umbric und Alleria folgten. DIESE Windläufer-Schwester ist gefallen, nicht Sylvanas.“
„Sylvanas hat schlimmere Dinge getan als Arthas. Die Horde ist nichts weiter als eine verdammte Brut aus Mördern! Die Sin’Dorei sind fehlgeleitet!“
Aribeth reagierte zornig und wollte Alyndra eine Ohrfeige schlagen, besann sich aber im letzten Moment eines Besseren. Alyndra blinzelte sie erstaunt an, und fuhr dann fort: „Dar’Khan….er war es. Er hatte mich damals gefunden, als ich schwer verwundet irgendwo in der Schneise lag und spürte, wie der Tod meinen Körper umschloss und mich zu sich holen wollte. Drathir half mir und öffnete mir die Augen. Umbric hat sein Werk bloss vollendet.“
„Umbric, Dar’Khan Drathir!“ Aribeth spuckte angewidert auf den Boden. Alyndra grinste finster und erzählte weiter.
„Ich legte Pfeil und Bogen ab, folgte dem Pfad der Dolche und Gifte und bin jetzt ein Kind der Leere. Vielleicht wäre besser, du beendest es gleich hier, Aribeth. Ich habe viele Sin’Dorei auf dem Gewissen!“
Die Weltenwanderin schüttelte den Kopf: „Nein, Verrätern machen wir in Silbermond der Prozess. Ich werde Dich mitnehmen über den Pass. Wer waren diese drei „Kurzen“ da? Diese Zwerge?“
„Weder Dunkeleisen noch Bronzebärte. Wildhammer oder Sturmgreifen vermutlich? Ich weiss es nicht und war auch nicht mit ihnen unterwegs.“ Alyndra versuchte, mit den Achseln zu zucken soweit es ihr in den Fesseln möglich war. Dann reagierte sie, als hörte sie aus dem Nichts eine Stimme, die ihr zuflüsterte, und begann laut zu lachen, bis die Sin’Dorei sie wieder unterbrach und ihr deutete, zu schweigen.
„Deine Schwester wird Dir immerhin eine würdige Rede am Grab halten. Aber erst NACHDEM du bestraft und hingerichtet wurdest, Alyndra. Ganz Silbermond soll sehen, was aus Dir geworden ist. Ganz Silbermond soll sehen, dass Deine Seele der Gerechtigkeit zugeführt wird!“
„Alween kann sich von mir aus selbst im Sonnenbrunnen ertränken. Diese lichte Heuchelei interessiert mich nicht mehr. All dieses Gejammer über Licht und Gerecht…“
„Schweig, Verräterin!“ Fauchte Aribeth sie an und schlug ihr eine so heftige Ohrfeige, dass die Ren’Dorei aus dem Mundwinkel blutete. Aber Alyndra blieb gefasst, spuckte das Blut aus und grinste ihre einstige Waffengefährtin finster und schweigend an.
„Wenn Du Dich mir widersetzt, werde ich zu drastischeren Mitteln greifen, verstanden?“
Alyndra nickte langsam und sprach dann: „Ich habe nur noch eines…Durst. Kannst Du mir bitte einen Schluck Wasser geben? Ich bin grad ausser Stande, selbst zu Trinken.“
Aribeth überlegte lange und nickte dann ebenfalls.
"Keine Tricks. Ich gebe Dir einen kräftigen Schluck, das muss für lange Zeit reichen.“
„Tricks? Wie denn? Ich bin ja gefesselt, und wehrlos!“ Kicherte die Geisterklinge erstaunt.
Aribeth nahm Alyndras Wasserflasche vom Gurt, öffnete den Verschluss und beugte sich über die Geisterklinge, um ihr einen Schluck zu verabreichen. Alyndra blinzelte sie einen Moment lang flehend an, trank einen langen Zug und flüsterte dann:
„Danke!“
Als die Weltenwanderin sich erheben wollte, geschah mit Alyndra plötzlich etwas Seltsames. Ihr ganzer Körper schien seine physische Form zu verlieren und löste sich selbst in einem räumlichen Riss auf. Aribeth wollte Aufspringen und rief: „Was zum Sonnen…“
Aber weiter kam sie nicht. Alyndras Körper manifestierte sich plötzlich hinter ihr wieder. Im nächsten Moment warf die Geisterklinge einen kleinen Wurfdolch, der sich in Aribeths Hals bohrte. Tödlich getroffen, sackte die Sin’Dorei an Ort und Stelle zusammen. Ein Röcheln begleitete ihre letzte Frage, doch zu Ende kam sie nicht mehr:
„Was w…?“
Die Ren’Dorei zog ihren Wurfdolch emotionslos aus ihrem Hals zurück, wischte im Gras das Blut weg und flüsterte leise:
„Shorel’Aran, Aribeth Dragas.“
Dann nahm sie all die Habseligkeiten der Weltenwanderin zusammen und kümmerte sich ebenfalls um die getöteten Zwerge.

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