Es ist eine lange Weile her, aber ich traf dereinst OOC auf einen Spieler, in dessen Flag der Hinweis stand, er betrachte die Engine-Erfolge als dem Charakter IC verliehene Orden für besondere Errungenschaften und defäkiere auf diejenigen, die ihm diese Entscheidung abzusprechen gedachten, da es sich schließlich allein um seine Charaktergeschichte und -entwicklung handle.
Unschwer zu vermuten, wer da vor mir stand. Der IC-Schlächter von Ragnaros, Nefarian, Hakkar, Kel’thuzad, C’thun, Kael’thas, Illidan, Archimonde, Kil’jaeden, nochmals Kel’thuzad, Yogg-Saron, Arthas, nochmal Ragnaros, Cho’gall, Todesschwinge und so weiter und so fort.
Wohin die Geschichte führt?
IC-Questen, Dungeons und Raids klingen generell erstmal verlockend, und ganz ehrlich - ich gestehe, der Reiz darin ist defintiv vorhanden, auch für mich.
Aber dafür braucht es eine sehr fähige Spielleitung, keine Engine. Und obendrein eine Spielergruppe - sehr umfangreich in Charakterkonzepten, Powerlevel und schierer Anzahl - die auch mit Niederlagen klarkommt, denn bei solchen Dingen sterben Helden.
Allgemein kommt es mir so vor, als wäre früher einmal das IC-Questen sehr weit verbreitet gewesen, und soweit es mich angeht, baue ich sehr oft Questinhalte in meine Charaktergeschichten mit ein, ob es nun die Umgebungen sind, die man „nur“ währenddessen betritt, die Aufgabenstellung oder Zwischenschritte oder die Gegnertypen bis hin zu Questitems.
Früher war das ganze einfacher, als die Spielfigur ohnehin praktisch ein Niemand war und regelmäßig für simpelste Aufgaben losgeschickt wurde.
- „Die Gnolle da klauen uns Vorräte, kommt ihr mit damit klar oder müssen wir euch trösten, wenn ihr zurückkommt? Ja? Schön, verschwindet bis ihr fertig seid.“
- „Irgendwer macht meine Blumen kaputt, bringt ihn um.“
- „Beweist zuerst, dass ihr würdig seid, indem ihr euch nicht von einer Trainingspuppe verdreschen lasst.“
… und so weiter. Solche Dinge sind entspannt zugänglich, auch heute noch. Muss nicht immer um die Rettung der Welt gehen.
Kilreths Einwand verstehe ich sehr gut. Der Trick beim IC-Questen ist, kein Anfänger zu sein. Ganz blöd gesagt. Ein erfahrenerer Rollenspieler wird sich denken können, dass es echt eine blöde Idee ist, sich als derjenige auszugeben, der [Hier beliebiges Named-Monster einfügen] nach Jahren der Schreckensherrschaft endlich gerichtet hat. Solange man also nicht behauptet, die gesamte Gnoll/Harpyien/Hyänen/Zentauren/WasAuchImmer-Population im Alleingang mit Stumpf und Stiel ausgerottet zu haben, gibt’s kein Problem.
Gerade Wachen- und Söldnerkonzepten gibt sowas gerne mal einen zusätzlichen Schliff und vermittelt dem Gegenüber, dass man sich durchaus ein Stück weit in der Welt auskennt, bevor man ins RP gesprungen ist.
Nötig ist es trotzdem nicht, außer, man hat einen Spielleiter, der Spaß dran hat und obendrein selber Freude daran.
Zum Thema Inspiration durch Quest(reihen) - so läuft es doch in der Regel bei Plots ab, oder hab’ ich das in meinen Jahren in einer Plotgilde mit durchgehend fortgeführter Geschichte seit der Gründung während Cataclysm falsch verstanden?
Für solche Dinge könnte man sich als Mentor im RP hervortun - meiner Meinung nach. Die Option „IC-Questen“ finde ich, wie man sich nach dem ganzen Geseiere vorher wohl denken kann, eigentlich sehr schön; Wenn sie unter Aufsicht passiert und klassische Fehler ausgeschlossen werden können. Auch der Powerlevel spielt dabei kaum eine Rolle. Egal wie weit man zurückschaut, in WoW gibt es nur entweder Töte-X-Quests, Sammle-X-Quests oder Töte-und-sammle-X-von-Y-Quests, stark heruntergebrochen. Klar, gelegentlich noch das ein oder andere Eskortieren, Observieren, Dechiffrieren und so weiter, aber trotzdem zieht sich da ein deutlicher roter Faden durch - ob jetzt ein ausgebildeter Dämonenjäger sich durch Heerscharen von Lakaien schlachtet, während er einen Grubenlord jagt oder ein jugendlicher Milizionär Gnolle verhauen soll, damit sie nicht dauernd Kuchen klauen.
Plus; Doch, in gewisser Weise sind die Bubbles, die sich im Laufe der Zeit gebildet haben, das absolute Kernproblem. Auf Seiten der Horde sind mir solche Dinge weniger bekannt, aber ich weiß allein vom RP der Allianz, dass sich da auf geringstem Raume teilweise schon bis zu 10 Bubbles gleichzeitig tummeln.
Ob man nun Würdenträger-NPCs für das RP seiner Gilde emotet und damit per Definition über jeglichem „niederen“ Militär steht, bestimmte Gilden und deren Präsenz gänzlich ignoriert und es für sich und seine eigene Gilde als IC-Unantastbarkeit und Narrenfreiheit auslegt, ob Worgen eigentlich nur Menschen mit Pelzverkleidung oder etwas ganz anderes darstellen, Nachtelfen eigentlich auch nur Menschen sind, Gnome generell nicht ernstzunehmende Kleinkinder, was auch immer… da stößt einfach unglaublich viel aufeinander, ohne dass ein gemeinschaftlicher Konsens herrscht.
Ich weiß - das gilt nicht für alle Allianzgilden und Projekte. Aber doch für sehr viele. Ich lehne mich, denke ich, nicht sonderlich weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass jeder schonmal dachte: „Oh NEIN. DAMIT will ich nicht spielen.“ (Das gibt es selbstverständlich auch auf Hordenseite, nicht, dass sich jemand nicht angesprochen fühlt.)
Es muss nichtmal aufgezwungen werden, will ich damit ausdrücken. Es reicht die bloße Präsenz für solche Gedankengänge schon völlig aus. Klar; Aufzwingen befeuert die Problematik noch zusätzlich. Aber als konsequenter Spieler, der nicht darauf zurückgreift, dass die komplette Hintergrundgeschichte eines Charakters in dessen „Auf den ersten Blick“ steht, inklusive dem Zeitpunkt, zu dem ihm/ihr erstmals klar wurde, dass er/sie eigentlich ein Drache ist und man sich dazu entschlossen hat, eine Verkleidung als kichernde gleichgeschlechtlich liebende weibliche Todesritter-Nachtelfe mit Nikotinabhängigkeit wäre eine tolle Idee…
… da kommt man ins Stocken. Denn diese Person ist für den Charakter offensichtlich existent. Und er weiß es nicht besser. Was also tun - inkonsequent handeln, dafür aber nicht mit einem völlig der eigenen Spielerfahrung und Bubble widersprechenden Charakter RPn? Oder konsequent handeln und das eigene, weit bodenständigere RP durch die Akzeptanz eines solchen Charakters besudeln?
Hach… es ist spät und ich glaube, ich schreibe nur Unsinn. Naja. Vielleicht ist ja doch das ein oder andere Körnchen enthalten, das jemand für sich (oder andere) mitnehmen kann.