[RP]Der lange Weg - die Geschichte von Karrak Steinfaust

Wachsam sitzt die Jägerin am Lagerfeuer, eine Hand im Nackenfell ihres Worgbegleiters vergraben, der aufgeregt schnuppernd neben ihr liegt. Sie ist zurück. Dort wo alles begann - und wie viel hat sich in den letzten Jahren geändert. Damals…

Ihre Gedanken wandern zurück. Zurück in die Hütte nahe der Ruinen von Taurissan. Sie hört wieder das bösartige Flüstern des Schwarzfels-Hexers der sie gezeugt hat. Sieht vor ihrem inneren Auge die abgehärmte, dünne Gestalt ihrer Frostwolf-Mutter - immer noch stolz und ungebrochen - und ihre kleine Schwester wie sie zitternd in der Ecke kauert. Still wartet sie, bis die Augen des Alten trüb werden und sein Kopf nach vorn sinkt, dann schleicht sie sich aus der Hütte.

Sie sei jetzt alt genug hat er gesagt. Verheiraten will er sie. Zu einer Gebärmaschine der Schwarzfels machen. Wut und Hass kochen in ihr hoch. Fast lautlos läuft sie einen mit Felsbrocken übersäten Hügel hoch und quetscht sich durch einen schmalen Spalt in eine winzige Höhle. Von dort hat sie gute Übersicht über das Lager und die Strasse und niemand findet sie. Sie tastet nach dem lederumhüllten Bündel das sie in einer schmalen Spalte aufbewahrt, zieht es vor und kontrolliert nochmal den Inhalt. Ein Häutemesser - spitz und scharf geschliffen. Die Totems, die sie heimlich unter Anleitung ihrer Mutter erstellt hat. Ein wenig Dörrfleisch und ein gefüllter Wasserschlauch. Und der Lederumhang, den ihre Mutter für sie angefertigt hat - heimlich, in vielen Stunden harter Arbeit aus Lederresten, die sie von Häuten abgetrennt hat. Sorgfältig wickelt sie alles zu einem Bündel zusammen und versteckt es wieder in der Spalte, als ein Geräusch sie aufschreckt.

Ein Fremder kommt die Strasse entlang, er reitet auf einem Worg und neben ihm läuft ein weiterer - frei, ohne Strick und Leine! Mut hat er… aber dumm ist er auch. Er wird sterben und seine Worgs werden Futter sein. Sein Besitz wird an den Hexer gehn, der ihn dann verteilt. Sie schüttelt bedauernd den Kopf und beobachtet das Geschehen. Der Fremde trägt gute Kleidung von exotischer Machart. Sicher kommt er von weit her. Dumm, dass sein Leben hier enden wird.

Der Fremde nähert sich vorsichtig dem Lager, wie immer wird er von der Wache freundlich eingeladen, sich für diese Nacht im Lager auszuruhn. Reichlich Essen, Bier und wenn er will auch eine Frau werden ihm angeboten - doch der Fremde lehnt ab. Verwundert mustert sie ihn genauer. Seine Worgs haben das Nackenfell gesträubt - warnen sie ihn? Als die Wachen sich ihm nähern, reitet er mit hohem Tempo davon, sein Reitworg ist schnell. Schneller als jeder, den sie bisher gesehn hat. Er ist klug. Wenn er diese Nacht überlebt, wird er weiterziehn - in fremde Länder, weit weg von hier.

Ein Gedanke keimt in ihr auf. Was, wenn…
Sie grübelt. Dann zieht ein hartes Lächeln über ihr Gesicht. Sie wird ihm folgen. Er kennt den Weg von hier fort und wird sie führen - ohne sein Wissen. Sie ist schnell und leise und die Elemente werden sie schützen. Und eines Tages wird sie stark sein - so stark, dass sie zurückkommen wird und ihre Mutter und Schwester von hier fortholen kann.

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