Schwarzes Wasser

Ich weiß es ist viel, das ist das Ergebnis von fast 2 Monaten und es muss noch etliches Korrigiert werden. Hoffe ihr habt Spaß am Lesen =)

Gekonnt zog er den Knoten fest, der seinen Proviant an Ort und Stelle hielt. Während er im Lagerraum auf und ab ging, um nochmal alles zu überprüfen summte er ein altes Lied, was sein ehemaliger Kapitän ihm beigebracht hatte. Das Rhythmische knarren des Schiffes, der Rapture, begleitete ihn dabei.

Solche Aufgaben wurden meistens von anderen Mitgliedern seiner Mannschaft verrichtet, doch ab und zu obliegt es dem Kapitän sich um solche Angelegenheiten zu kümmern.

Zu seinen Lebzeiten hätte er es noch notorisch langweilig empfunden, aber unter diesen Umständen war er froh mal den Kopf unter Deck stecken zu können und einfach nach zu denken. Vor fast Zwanzig Jahren war er mit seinem Vater von Kul’Tiras nach Lordearon gesegelt um Handelsgüter abzuladen. Doch anstatt der Blühenden Gräser und üppigen Felder fanden sie nur Tod und Elend vor. Der Thronfolger und geliebter Prinz Arthas, oder der Lich König wie er sich nun nannte, hatte das Land in einen Ort verwandelt, indem kein Lebendes Wesen willkommen war. Noch bevor sie von Bord gehen konnten wurden sie von den Verwesenden Körper ihrer ehemaligen Freunde und Verwandte angegriffen und zu Sklaven des Lich Königs gemacht.Noch heute wünschte er sich das ihm das Schicksal danach erspart geblieben wäre.

Er erinnerte sich noch gut daran wie es sich anfühlte, wie er die Augen öffnete und als einer der Untoten unter dem Banner seines Meisters zu kämpfen. Sein flüstern in Jeremys Gedanken und der blinde Wunsch zu gehorchen…manchmal wachte er Nachts auf und könnte schwören es sei wieder da. Es war eine grauenhafte Zeit.

Doch das lag schon Jahre zurück. Die ehemalige Elfe Sylvanas Windläufer, heute Bansheekönigin und Anführerin der Verlassenen, hatte dafür gesorgt das viele Mitglieder der Geisel sich aus dem Bann des Lich Königs losreißen konnten und sich in den Ruinen von Lordearon niederlassen konnten. Aber sie hatten einen Krieg bloß gegen einen anderen getauscht. Ohne Verbündete und durch die Ablehnung der Allianz wurden die Verlassenen gezwungen sich der Horde anzuschließen. Zwar kämpften Allianz und Horde zusammen um den Lich König aufzuhalten, allerdings schienen dies nur eine Art Zweckbündnis gewesen zu sein.

Nach dem Krieg in Nordend entschied sich Jeremy, das er genug hatte Befehle zu befolgen und den Weg für andere zu ebnen. Es war bei der überfahrt zurück nach Unterstadt wo sie von Piraten der Blutsegelbukaniere angegriffen worden waren. Er war der letzte überlebende und bot dem Kapitän seine Dienste an. Seine Kenntnisse auf See hatten ihm am Ende zu dieser raschen Karriere verholfen.

Mit den Knochigen Fingern überprüfte er noch einmal den letzten Knoten und ging dann mit festen Schritt zurück zur Tür und schloss diese ab. Danach machte er sich auf den Weg nach oben.

Immer noch in Gedanken aus der Vergangenheit nickte er Geistesabwesend ein paar Mitglieder seiner Crew zu die in der Kombüse das essen vorbereiten. Als er aus dem Lagerraum trat wurde er von einer Brise Seeluft begrüßt die ihm aus seinem Tagtraum zog.

Auf Deck herrschte reges Treiben, was auch gut war. Denn seit fast zwei Tagen fuhren sie durch einen dichten Nebel. Normalerweise wäre das nichts besonderes. Allerdings wurden viele Nervös nachdem sie eigentlich auf dem Weg nach Beutebucht waren, welches keine zwei Tage entfernt lag. Arbeit hielt die Männer beschäftigt und zwang sie, sich auf andere Dinge zu konzentrieren.

„Achtung! Kapitän an Deck!“, rief eine Tiefe Stimme über ihm am Steuerrad.

Die Mannschaft hielt kurz inne und Salutierte. Er sah sie einen nach dem anderen an und konnte sich ein grinsen nicht verkneifen.

Vor ihm standen Piraten der gefürchtetsten und Brutalsten Bande die es jemals auf Azeroths Gewässern gegeben hatte. Menschen, Orks, Gnome, Tauren, Worgen, Goblins, sie alle gehörten weder zur Horde noch zur Allianz, sie segelten unter einem Banner, kämpften Seite an Seite, beschützten, lachten und tranken zusammen. Welch eine Ironie, dachte sich Jeremy, das ausgerechnet jene die von den beiden Fraktionen verstoßen worden sind, näher an etwas was man Frieden nennen konnte waren, als irgendwer sonst.

Er nickte knapp und wies sie mit einer Handbewegung an, sich wieder an die Arbeit zu machen. Sofort begann das Treiben wieder von vorne und Jeremy stieg zum Steuermann hoch.

Kane Sturmfell war selbst für einen Tauren groß, er überragte ihn um mehrere Köpfe und einer seiner Arme war alleine breiter als Jeremys Oberkörper.

„Immer noch keinen Ausweg gefunden Sturmfell?“, der Verlassene stand neben seinen Steuermann und lies den Blick über das Deck und dem Nebel gleiten. Sie fuhren sehr langsam, eine reine Vorsichtsmaßnahme um nicht versehentlich gegen ein Riff oder anderes Schiffs zu fahren.

„Nein, wir haben den Kurs konstant gehalten und nehmen Wasserproben. Ich habe so etwas noch nie erlebt Kapitän, die Mannschaft wird auch langsam unruhig.“

Jeremy schwieg und dachte nach. Auch ihm kam langsam ein mulmiges Gefühl. So ein Nebel war nicht normal, vielleicht war Magie hier am Werk. Doch ihr Schiffsmagier, Anforias Sonnenwende, hatte nichts gespürt was auf einen Zauber hinzudeuten wäre.

Zuerst musste er seine Mannschaft aber beruhigen, die Arbeit würde irgendwann zu ende sein und dann würden sie anfangen über ihrer Situation zu reden und Spekulationen würden rasch die Runde machen. Er kniff die Augen zusammen und suchte nach jemanden, der ihm bei seiner Aufgabe helfen konnte. Es dauerte nicht lange bis er einen Mann mit roten Haaren in der Masse ausmachte. Welcher gerade ein Seil ins Wasser lies, an dem Knoten in festen Abständen waren. Sollte der Grund ansteigen, was ein Zeichen für naheliegendes Land war, so konnten man es so am leichtesten erkennen. Iam a’cat war der beste Navigator den er bis jetzt kennen lernen durfte. Als ob der junge Mann den Blick seines Kapitäns spürte sah er auf und Salutierte kurz.

Jeremy winkte ihn heran. Iam rollte das Seil schnell ein und stieg zum Kapitän und Steuermann herauf. Sein Blick weckte in Jeremy nicht wirklich Zuversicht, jedoch versuchte er sich nichts anmerken zu lassen.

„Iam, wie sieht es mit unsere Position aus. Irgendeine Ahnung wo wir sind und wie weit das nächste Festland ist?“

Der Navigator verzog kaum merklich das Gesicht und deute den Beiden an ihm ans Heck zu folgen wo er eine Karte ausrollte.

„Hier sind wir zuerst in den Nebel eingedrungen, in der Nähe von Westfall. Von dort aus haben wir konstant den Kurs Richtung Südöstlich gehalten um in Beutebucht anzulegen. Mit unsere Geschwindigkeit hätten wir die Bucht allerdings innerhalb eines halben Tages erreichen müssen.“, sagte er leise genug das es nur der Jeremy und Eisenhuf hören konnten.

Er nahm ein Marinezirkel und bewegte diesen über die Karte. Der Tauren strich sich über seinen Bart.

„Wenn wir vom Kurs abgekommen sind, wohin hat es uns dann verschlagen?“

„Ich befürchte das wir uns weiter von unserem Kurs entfernt haben als angenommen.“, er zeichnete ein Paar Linien auf die Karte, welche von ihrer Ausgangsposition sich immer weiter vom Festland entfernten.

„Diese hier wäre unserer idealer Kurs gewesen.“, er deutete auf die Linie, die direkt zum Festland führt. „Diese hier zeigt unseren Kurs wenn wir eine minimale Abweichung davon haben, leider fällt sie weg weil wir nach wie vor Festland hätten sehen müssen. Auch blieb die Wassertiefe unverändert. Ich befürchte also das wir…“, er zeigte auf eine Linie welche sich am weitesten vom Festland entfernt. „Diesem Kurs folgen, berechnen wir nun die Geschwindigkeit und Dauer…“ Er bewegte den Marinezirkel die Linie herab bis er schließlich auf dem Holztisch messen musste.

Er schluckte und sah seinen Kapitän mit steinerner Miene an. Der Steuermann starrte auf die Karte und schnaubte vor Entrüstung.

„Das ist vollkommen unmöglich! Ich habe den Kurs persönlich Kontrolliert und wir haben uns keinen Grad davon entfernt!“

Jeremy sah ihn scharf an und Kane zuckte heftig zusammen als er merkte wie laut er geworden ist. Schnell vergewisserte er sich das niemand ihn gehört hatte und sagte dann mit gedämpfter Stimme.

„Habt ihr das Ruder auf Schäden überprüft?“, fragte Iam besänftigend an den Tauren gerichtet.

Dieser nickte steif und blickte raus auf den Nebel.

„Hier ist Magie am Werk Kapitän, anders kann ich mir das nicht erklären.“

Iam nickte zustimmend und sah zum Bug des Schiffes wo sich Anofrias seit Stunden aufhielt und verschiedene Zauber gegen den Nebel versuchte. Etwas was er an den beiden wertschätzte war ihre Ehrlichkeit, eine Tugend was heutzutage immer seltener geworden zu sein schien, ihre Abneigung gegen Magie hingegen war meistens belustigend und konnte mehr mit Aberglaube und Nervosität erklärt werden, in diesem Fall allerdings musste der Verlassene Kapitän ihnen recht geben.

Jeremy seufzte und blickte nach wie vor auf die Karte. Er segelte nun schon seit er sich erinnern konnte. Manchmal war er in Situationen geraten wo sie keinen Kurs hatten und auf gut Glück eine Richtung ansteuerten. Bislang ging es immer gut aus und er würde sich verfluchen wenn es diesmal anders wäre.

Mit festen Blick sah er seinen Navigator an, dieser wusste sofort was zu tun war und eilte davon. Kane holte einen großen Becher, füllte ihn mit Rum und stellte diesen auf den Tisch. Jeremy nahm ihn dankend entgegen und Kostete die süß,scharfe Flüssigkeit. Ein guter Rum aus Ogrimmar. Orks waren zwar nicht die gebildetsten Wesen, aber sie konnten dich mit zwanzig Verschiedenen Dingen in einer Brennerei umbringen, der Brennerei mit eingeschlossen. Zwar nutzte es Verlassenen nichts Alkohol zu trinken, ohne Organe war das nicht mehr als Wasser für sie, doch seine Schiffsingenieure hatten für ihn eine Art Brustschutz konstruiert, welches nicht nur Flüssigkeiten auffing, sondern auch seine fehlende Muskulatur ersetzte, wodurch er ohne Probleme aufrecht stehen konnte, etwas was den Verlassenen durch ihre Verwesung verschmäht blieb. Der Effekt des Alkohols konnten sie zwar, glücklicherweise, nicht rekonstruieren, doch war Rum ein altes Laster von ihm was er nicht aufgeben wollte.

Iam kehrte mit dem mageren Elfen zurück. Jedes mal wenn Jeremy Anforias sah rechnete er fest damit das er beim nächsten Auslaufen verhungern würde. Allerdings war es sehr selten einen Magie kundigen am Bord eines Piratenschiffes zu haben, weswegen er auch die komischen Angewohnheiten des Elfen akzeptierte. Jeremy nahm erneut einen Schluck und lehnte sich an den Tisch. Anforias nickte zur Begrüßung freundlich und wurde dann vom Kapitän mit den neusten Informationen versorgt. Mit jedem Wort runzelte der Elf weiter die Stirn bis er am ende fast Zweihundert Jahre älter aussah.

„Wir gehen davon aus das der Nebel und unsere Kursänderung kein Zufall sind. Hattest du bis jetzt Erfolg damit etwas über diesen Nebel herauszufinden?“

Der Elf seufzte und schüttelte den Kopf.

„Leider nein Kapitän. Normalerweise haben Zauber dieser Art ein Muster welches ihn Zusammenhält. Weder der Nebel noch das Wasser scheinen mit Magie in Berührung gekommen zu sein. Wenn es sich also um einen Zauber handelt muss es ein sehr mächtiger sein. In meiner Ausbildung wurden neuen Schülern die Sicht mit Rauch genommen der synchron mit ihren Kopf bewegte so das sie sich auf ihre Sinne verlassen mussten. Aber so ein Zauber auf so einer langen Zeit und Größe würde zu kräftezehrend sein…“

Es war also Hoffnungslos. Jeremy leerte seinen Becher und blendete die Diskussion der anderen anwesenden aus. Er dachte nach. Berechnete ihren Proviant und Möglichkeiten das ganze einfach auszusitzen. Keiner der vier sah den Umriss eines riesigen, länglichen Ding, welches sich kurz aus dem Wasser erhob, nur um dann geräuschlos wieder in den Untiefen zu verschwinden.

Ein Ruck ging durch das Schiff. Nur mit Not konnte sich der Verlassene auf den Beinen halten. Iam und Anforias wurden von den Füßen gerissen und landeten hart auf den Boden. Kane verlor das Gleichgewicht und krachte auf den Tisch welcher sofort unter seinem Gewicht nachgab. Sie waren auf Grund gelaufen.

Das Schiff neigte sich leicht zur Seite und machte es so schwer das Gleichgewicht zu halten. Der Kapitän der Rapture hielt sich am Geländer Fest und ging mit halbwegs Festen Schritt zu einer Stelle, wo er das ganze Deck überblicken konnte.

Die Crew war gerade dabei sich von dem Schock zu erholen da donnerte schon seine Stimme über das Schiff.

„Alle man an Deck! Segel einholen! Macht sie Sicher damit wir nicht noch weiter Inlands rammen! Backbord Kanonen Lösen und als Gegengewicht auf Steuerbord verfrachten! Kupferdraht, Knallschraube runter mit euch und überprüft ob das Schiff schaden genommen hat!“

Ein Goblin sowie ein Gnom salutierten und flitzten unter deck. Der Rest hechtete über das Deck als sei Sargeras persönlich hinter ihnen her.

Jeremy drehte sich zu seiner Gruppe um. Iam und Anforias versuchten gerade den massigen Tauren auf die Beine zu kriegen.

„Kane, Sonnenwende macht ein Beiboot klar! Wenn wir auf Grund gelaufen sind will ich wissen wo. Ihr drei werdet die Gegend auskundschaften und mir danach Bericht erstatten.“

Wie aus einem Mund riefen die Drei „Aye!“ und stolperten an ihm vorbei. Iam wurde jedoch von Jeremy am Arm gepackt.

„Du weißt was du bei Erkundungsmissionen zu tun hast.“

Der Rothaarige Mensch verzog kaum merklich das Gesicht. Noch bevor er etwas erwidern konnte lies ihn sein Kapitän los. „Keine Diskussion! Das ist ein Befehl.“

Ein stummes nicken zusammen mit einem unterdrückten knurren war alles was er als Antwort erhielt.

Während Kane und Anforias sich an dem Beiboot zu schaffen machten schnellte Iam unter Deck um sich einen ruhigen Ort zu suchen.

Das Schiff schien sich wieder in Balance zu geraten und Jeremy starrte verärgert über die Reling. Das Wasser war ruhig, ruhiger als sonst wenn man nahe Land ist. Für den Bruchteil einer Sekunde hätte er schwören können das sich etwas am Heck des Schiffes entlangschlängelte. Der verfluchte Nebel hatte ihm wohl einen Streich gespielt. Fluchend wandte er sich ab um seiner Mannschaft zu helfen.

Kupferdraht und Knallschraube waren beides begabte Ingenieure. Dementsprechend waren beide immer drauf und dran den anderen zu übertreffen. Jedes umgeworfene Objekt wurde als “Fund“ beansprucht und so wurde da schnell ein Wettbewerb draus.

Dann kamen sie in den untersten Lagerraum. Soweit sah hier alles in Ordnung aus. Bis Kupferdraht laut rief: „Ich hab was gefunden!!“

Knallschraube lief so schnell es seine kleinen Beine vermochten zu seinem Kollegen und hielt abrupt an.

Der Goblin hatte nicht gelogen. Mitten im Raum ragte etwas aus dem Boden. Das matte Licht ihrer Laternen schien das etwas nicht zu erreichen, denn es blieb Pechschwarz. Misstrauisch näherten sich die beiden dem Objekt. Erst jetzt bemerkten sie das es zu pulsieren schien. Kupferdraht zog seinen Säbel und stach die Spitze kurz rein, es fühlte sich weich an, fast wie Fleisch.

Das Objekt versteifte sich plötzlich und fing an sich wie eine Banane zu schälen. Die haut viel zu Boden und rollte sich nach innen ein. Zurück blieb, eine Blume.

Knallschraube runzelte die Stirn und leuchtete mit der Laterne auf die Bizarre Pflanze. Der Goblin ging langsam an ihm vorbei und auf die Blume zu. Ihre Blüten schienen aus Rauch zu bestehen. Sie bewegten sich ununterbrochen hin und her. Nimm mich, nimm mich mit.

Erschrocken wich der Goblin zurück. Es war so als ob ihm jemand etwas direkt in den Kopf geflüstert hätte.

„Was ist los? Was ist es?“

Der Gnom trat neben ihm und musterte das Schauspiel. Nimm mich mit, ich möchte das du mich mitnimmst.

Knallschraube lies die Lampe sinken und lächelte verträumt. Die Stimme war so lieblich. Die Pflanze wollte das er sie mitnimmt. Geistesabwesend streckte er die Hand aus. Die Stimme immer noch in seinem Kopf singend.

Doch als er sie berührte spürte er einen Schmerz in seiner Brust. Verwirrt blickte er an sich herab und sah wie sich die Pflanze an ihm festsaugte. Ohne Vorwarnung verlor er den Halt. Sein Mund fühlte sich trocken an, er hustete und wollte zurückweichen, schreien, dagegen ankämpfen. Doch seine Beine waren Taub, seine Lunge verschrumpelt und seine Arme fühlten sich knochenlos an. Langsam aber sicher saugte die Pflanze ihn aus. Seine Haut wurde ledrig und schrumpelte. Als der Schmerz kaum noch zum aushalten war, hörte er plötzlich auf. Stadtessen fühlte er wie die Blume etwas in ihn Injizierte. Dann lies sie ab und fing wieder ihren schönen Gesang an.

Das letzte was er wahrnahm war das Entsetzte Gesicht von Kupferdraht und das Geräusch von berstenden Fleisch und brechenden Knochen.

Säuerlich suchte Iam einen passenden Raum. Sein Gesicht immer noch von ekel verzogen fand er schließlich ruhe in einer kleinen Vorratskammer. Iam war kein gewöhnlicher Mensch. Er war ein Worgen. Einer jener Seelen die während der Invasion der Geißel sich hinter der großen Mauer von Gilneas versteckten. Als der Kataklysmus Azeroth heimsuchte viel auch die große Mauer und lies nicht nur die Verlassenen von Lordearon rein, sondern auch einen Uralten Fluch, der Fluch der Worgen.

Als er gebissen worden war, schien es sich bloß um eine einfache Infektion zu handeln. Nach wenigen Stunde allerdings fing die Transformation in einen Wolfsmensch an. Wo andere seiner Art jedoch gelernt hatten ihr inneres Biest zu Kontrollieren, und so einen platz innerhalb der Allianz bekamen hatte Iam nicht so viel Glück.

Während er gegen die Invasoren der Verlassenen kämpfte und gleichzeitig versuchte seinen Tötungsinstinkt gegen seine Feinde zu richten, stellte sich Gilneas selbst gegen ihn. Weite Landstriche sanken in das große Meer, nach und nach verschwand seine Heimat einfach. Als die Zerstörung an seinem Haus ankam versuchte er sich und seine Familie zu retten. Doch er hatte versagt. Seine Frau und beiden Söhne wurden mit ihm im einstürzenden Haus begraben.

Er wachte halb tot mitten im Ozean wieder auf, trieb auf einem Stück Holz umher. Die Rapture kam ihn wie ein Wunder vor, doch als er in das grinsende Gesicht von Jeremy starrte verlor er alle Hoffnung. Sie nahmen ihn Gefangen, ketteten ihn an und wollten ihn an einen Jahrmarkt verkaufen.

Alleine, hungrig und immer noch geschockt von den Ereignissen versuchte sie Iam mit allem abzulenken was er finden konnte. Seine neugewonnenen Sinne machten das leicht. Vor allem sein Geruchssinn hatte sich verbessert. Es dauerte eine Weile bis er die verschiedenen Gerüche auseinander halten konnte. Aber nach und nach wusste er wann die Wachen sich abwechselten, wann es Mahlzeiten gab und sogar was für ein Wetter draußen herrschte.

Er wartete, wie das Raubtier was er nun verdammt war zu sein, bis die Gelegenheit günstig war für einen Ausbruch. Die Gelegenheit kam in Form eines gewaltigen Sturmes. Der Kapitän hatte die Wachen an seiner Zelle abgezogen um das Schiff zu sichern. Die Ketten hatte er schon lange mit seinen Klauen bearbeitet, sodass ein schneller Ruck ausreichte um sie zu zerbrechen.

Seine Zellentür hielt seiner ungezügelten Wut nicht stand, er wollte sich rächen. Für Gilneas, für seine Frau und für seine Gefangenschaft. Der Verlassene Kapitän würde dafür sterben, langsam und schmerzvoll. Doch es kam nicht so wie er dachte.

Das Schiff schien verlassen. Keine Seele weit und breit. Vorsichtig bewegte er sich vorwärts bis er auf das Deck kam. Regen Peitschte ihm ins Gesicht und durchnässte sein Fell. Der Wind zerrte an den Segeln, wodurch sich der Mast bedrohlich bog. Wellen, so groß wie Türme ließen das Schiff in alle Richtungen schwanken.

Doch die Mannschaft achtete nicht auf ihn. Eilig und mit nassen Klamotten liefen sie hin und her, banden Kanonen fest, zogen an Seilen um die Seegel einzuholen und versuchten nicht über Bord gespült zu werden. Erst als Iam einen Gnom packte und ihn drohte zu zerfleischen wenn er ihm nicht sagen würde, wo der Kapitän ist schien man ihn zu beachten.

Sofort hatten ein halbes dutzend Piraten ihn umstellt, bewaffnet mit Säbeln und Äxten. Iam war bereit jeden von ihnen aufzuschlitzen, aber dazu kam es nicht.

„Ihr verfluchten Idioten! Wer hat euch gesagt das ihr euch um das Hündchen kümmern sollt! Auf eure Posten sonst werfe ich euch eigenhändig den Naga zum fraß vor!“

Die Piraten zuckten heftig zusammen und eilten zurück an ihre Arbeit. Dann sah der Worgen den Kapitän. Er stand nicht am Steuerrad oder überwachte die Arbeit. Er hing am Großsegel und sicherte dieses mit einem Seil. Ungesichert, mit den Beinen um den Mast widmete er Iam keines Blickes bis seine Arbeit fertig war. Dann rutschte er runter und ging mit festem Schritt auf ihn zu. Unfähig etwas zu sagen oder zu tun griff Jeremy ihm am Kragen und starrte den Worgen fest in die Augen.

„Wenn du mich umbringen willst musst du dich hinten anstellen. Die See versucht das gerade mit uns allen. Wenn du also nicht ersaufen willst würde ich dir raten dich nützlich zu machen Hündchen!“

Ein Blitz schlug in den Großmast ein und setzte diesen in Brand. Fluchend rannte Jeremy zurück, hinter ihm vier Mitglieder seiner Mannschaft. Iam stand da wie angewurzelt. Wie konnte dieser Untote nur verlangen das er sich nun darum kümmern sollte, das sie nicht in der tiefen dunklen See ertrinken würden. Seine Wut verflog und wurde durch Verwirrung ersetzt. Keiner achtete wieder auf ihn. Er stand einfach nur da und starrte den Kapitän an. Dann brach das Großsegel unter seinem Gewicht zusammen, und stürzte auf das Deck.

Iam schüttelte den Kopf, er hatte keine Zeit in Erinnerungen zu schwelgen. Langsam ging er auf alle Vier und schloss die Augen. Er spürte wie sein Blut heißer wurde, die Hitze weitete sich auf seine Muskeln aus dann auf seine Haut.

Winzige Haare sprossen überall auf seinem Körper. Schmerzhaft verformte sich sein Gesicht. Es wurde länger und schmaler, weitere Zähne wuchsen ihm und ersetzten seine Menschlichen. Seine Fingernägel wurden herausgedrückt und durch Klauen ersetzt. Seine Knie wurden nach hinten gebogen und seinen Füßen wuchsen ebenfalls klauen.

Schwer Atmend, oder mehr hechelnd, richtete er sich auf und versuchte sein Gleichgewicht nicht zu verlieren. Er hasste es ein Worgen zu sein. Doch dafür blieb keine Zeit. Er wollte sich gerade auf den Weg zurück ans Deck machten, da hörte er eine Stimme. Ein Gesang hallte durch das Schiff und schien alle anderen Geräusche zu unterdrücken. Er runzelte die Stirn und schob es auf eine Nebenwirkung der Verwandlung. Erst jetzt aber bemerkte er den beißenden Geruch in seiner Nase. Noch nie hatte er so etwas gerochen. Jetzt musste er nachschauen gehen woher dieser Gestank kam. Mit jedem Schritt den er ihm näher kam wurde der Gesang lauter. Er erkannte fremde Wörter und eine beinah schon Hypnotische Stimme. Er ging schneller, wollte wissen von wem diese Stimme kam. Der Gestank wurde stärker und stärker, doch er hatte nur noch Sinne für die Stimme.

Als er um eine Ecke bog konnte er gerade noch einen Pistolenschuss ausweichen. Etwas hartes traf ihm am Knie und er fiel. Die kleine Gestalt holte schon zum zweiten Schlag aus, doch Iam kam ihn zuvor und schloss seine Hand um die Kehle von Kupferdraht.

„Ich bin es du mickriger vollidiot!“

Der Goblin lies den knüppel fallen und lachte kurz nervös auf.

„Ohhh Iam…i.i.i.ich hab dich gar nicht erkannt t.t.t.tut mir leid.“

Er lies ihn los und rieb sich den Kopf. Knallschraube stand mit gezogener Pistole hinter ihm und schluckte heftig. Auch wenn sie zusammen mit Iam schon viele Kämpfe bestritten haben, wirkte der Worgen immer noch einschüchternd auf die beiden.

Dann plötzlich viel ihm die Stimme wieder ein und er horchte. Sie war verschwunden. Auch der Gestank schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Grunzend wandte er sich zu den beiden um.

„Habt ihr etwas gehört?“

Die beiden wechselten kaum merkliche Blicke und schüttelten den Kopf. Verwirrt sah Iam wieder in die Richtung aus dem der Gesang angeblich gekommen war und schüttelte den Kopf.

„Macht weiter mit der Inspektion, ich muss zurück an Deck.“

Ohne auf die beiden zu achten machte er kehrt und stapfte die Treppen hoch. Hätte er sich umgesehen, hätte er die ungewöhnlich großen Schatten erkannt, welche nun von dem Gnom und dem Goblin ausgingen.

Gerade als das Boot ins Wasser gelassen wurde stieß Iam zu den anderen. Jeremy war gerade dabei die Situationen der Crew zu erklären und gab ihnen die nötigen Befehle. Kane verknotete gerade das Seil welches Iam zum messen der Meerestiefe benutzt hatte an der Reling. In solchen Situationen diente es als eine Art Orientierungspunkt. Man würde sich nur eine bestimmte Anzahl an Knoten vom Schiff entfernen und dann zurückkehren. Durch das Seil konnte man nicht nur die Entfernung gut einschätzen, sondern auch die Richtung in der man unterwegs war.

Der Kapitän beendete seine Befehle und wandte sich zu den drei um.

„Dreißig Knoten, nicht weiter verstanden?“
Der Suchtrupp nickte einverstanden und stiegen in das Beiboot. Schon nach weniger als Fünf Knoten war das Schiff nicht mehr zu sehen. Der Nebel schien nun an Dichte dazu zu gewinnen. Eine unheimliche Stille hatte sich über sie gelegt. Keine Vögel in der Ferne, keine Geräusche die man von einem Festland hören würde. Nur das leise plätschern ihres Bootes durch eine merkwürdig ruhige See. Nach weiteren Zehn Knoten verwandelte sich das Wasser in eine schwarze Masse welche im Kontrast zum Nebel noch unnatürlicher aussah.

„Vielleicht Öl? Die Goblins im Schlingendorntal schütten gerne etwas davon weg wenn ihnen die Qualität nicht gefällt…“, vermutete Kane.

„Nein, kein Öl. Aber es stinkt nach verfaultem Fleisch.“, raunte Iam und versuchte sich auf die Ursache des Gestanks zu konzentrieren.

„Zumal Goblins sich nicht dafür interessieren welche Qualität ihre Produkte haben solange sie ihnen Gold einbringt…“, scherzelte Anforias, ohne Erfolg.

Worgen sahen die Welt etwas anders wie Menschen oder Elfen. Gerüche konnten sie nicht nur riechen, in besonders starken fällen waren sie sogar in der Lage diese zu sehen. Auch in diesem Fall fiel Iam feiner Rauch auf, welcher sich mit einer leicht Dunkelvioletten Färbung vom Nebel abhob auf. Er deutete in die Richtung woher der Gestank kam und der Tauren fing an zu Rudern während der Magier versuchte mit diversen ihnen mehr Sicht zu verschaffen.

So ging es mehrere Minuten weiter, bis sie schließlich bei Dreißig Knoten angekommen waren und der Tauren die Ruder ins Boot legte. Iam, an der Spitze kniff die Augen zusammen. Er konnte den Umriss eines Felsens ausmachen welcher sich vor ihnen erstreckte. Mit einer Handbewegung machte er die anderen darauf aufmerksam und mit einem Nicken ruderten sie noch etwas näher.

Das Gebilde lies sich nur schwer beschreiben. Es war nicht wirklich hoch, vielleicht gerade mal so wie der stattliche Taure, dafür schien es sich in beide Richtungen zu erstrecken. Der Nebel schien hier weniger Dicht zu sein sodass der Suchtrupp eindeutig erkennen konnte das es sich nicht um eine natürliche Felsformation handeln konnte.

Sie waren nun nah genug um Details aus zu machen. Das Gebilde schien nicht aus Stein zu sein, sondern mehr aus einer dunklen zähen Flüssigkeit welche sich nach und nach in das Wasser absetzte, was die Verfärbung erklären würde. Unzählige runde Steine zierten das etwas, wie Edelsteine in einem Sockel.

Es dauerte nicht lange da waren sie so nah das sie das etwas hätten berühren können. Anforias tippte dem Worgen auf die Schulter und sie tauschten die Plätze. Der Magier murmelte ein paar Schutzzauber und berührte mit der Hand einer der runden Steine. Alle hielten den Atem an, doch nichts Geschah. Nach ein Paar Sekunden versuchte er es erneut, diesmal drückte er den Stein etwas, er bewegte sich. Verwundert drehte den Stein im Sockel etwas hin und her, bis er schließlich auf einmal aufschrie und rücklings ins Boot stolperte. Sein Angstschrei durchbrach die Stille wie ein Kanonenschlag. Er zeigte panisch auf den Stein. Kane und Iam betrachteten ihn und mussten selber Schreckensschreie unterdrücken.

Es war kein Stein in einem Sockel, was sie dort anstarrte war der halb verweste Kopf eines Menschen, die Augen geschlossen und seine Züge voller Angst und Verzweiflung zeigte dieser Schädel ein Groteskes Schauspiel was dieser Person kurz vor ihrem Tot widerfahren sein musste.

Erneut blickten die Drei die Formation entlang. Links und rechts von ihnen erstreckten sich Tausende, nein, Zehntausende dieser Sockel, ein jeder voll mit einem Schädel, so vermuteten sie.

Dann grollte die See auf, das Boot wurde plötzlich nach hinten geworfen als sich das Gebilde in die Höhe streckte, höher und immer höher bis es gut Hundert Meter über ihnen ragte, jeder Meter brachte mehr Sockel zum Vorschein. Die drei mussten sich an ihr Boot klammern um nicht in die schwarze Masse zu fallen welche sie nun nicht mehr als Meer ansahen, sondern als etwas zu diesem Ding gehörte. Das Gebilde wuchs nun nicht mehr, doch nun ertönte ein neues Geräusch, das Geräusch von Zehntausend Schädel die sich alle in ihren Sockeln drehte bis die Gesichter nach außen zeigten. Menschen, Elfen, Orks und Gnome, sogar Köfpe von Drachen und anderen Wesen welche sie nie zuvor gesehen haben waren nun sichtbar. Wie ein Wesen aus dem Finstersten Nether schlugen sie die Augen auf und ließen eine Kakophonie des Schmerzes laut werden. Ihre Schreie erschütterte die kleine Gruppe so sehr, das sie zuerst gar nicht realisierten das die Formation aus Schädeln sich nun in die Höhe erhob, losgelöst vom Meer verschwand sie im Nebel. Anforias war der erste der sich erholte und realisierte was gleich geschehen würde.

„Haltet euch fest und haltet den Atem an!“

Das Gebilde erschien direkt über ihnen, mit dem Wunsch sie unter sich zu zerquetschen. Iam spürte ein knistern um sich herum als er und Kane sich in das Boot duckten und an das erste Festklammerten was sie fanden. Um sie herum schien sich auf einmal alles zu biegen und dehnen. Als ob jemand die Realität selber strecken würde. Die Luft um ihn herum schien auf einmal wie eine solide Masse zu sein, er konnte weder ein noch aus atmen. So schnell wie es anfing war es aber auch schon wieder vorbei. Alles schien wieder normal geformt zu sein, abgesehen davon das dass Boot ganz alleine zurück zur Rapture schoss. Kane rieb sich den Kopf und blickte an das Heck des Schiffes, von der schwarzen Masse war nichts zu sehen, auch das Wasser hatte wieder seine übliche Farbe. Anforias hatte beide Hände auf die Seiten des Bootes gelegt und beschleunigte es so mit Magie, sein Gesicht war bleicher als sonst und schweiß lief ihm die Stirn runter.

„Was bei den Titanen war das!“, brach Iam nur hervor als er sich von dem Schock des Teleportationszaubers erholte. Kane sah immer noch verstört zum Heck des Bootes, als ob er erwarten würde das dieses Ding sie jederzeit einholen würde. Anforias lies die Hände los und keuchte erschöpft.

„Ich, weiß es nicht. Was auch immer es war, es war nur ein Teil eines größeren.“

Erschrocken starrte ihn Kane an.

„Du willst mir sagen das dieses, dieses DING noch größer ist?!“

Der Magier nickte und versuchte zu Atem zu kommen. Iam nahm sofort die Ruder in die Hand und fing an so schnell es ging zurück zur Rapture zu kommen.

„Ich hab nicht viel sehen können, es bewegte sich nicht wie eine Felswand oder ein Konstrukt aus Stein, eher wie ein…“ er sah so aus als ob er selber nicht glauben würde was er da von sich gibt „Wie eine Art Fangarm eines Tieres.“

Iam konnte kaum im Takt rudern als er das hörte.

„Ein Tier dieser Größe existiert nicht! Sonst hätte es davon doch schon Aufzeichnungen gegeben!“

Der Elf schwieg. Er musste nicht daran erinnert werden das es absurd klang, jedoch war es genau das was er hatte beobachten können.

Kane nahm Iam die Ruder ab, mit einem Tempo das mit dem Magier mithalten könnte bewegte er das Boot in die Richtung als den sie gekommen waren. Es war wohl wegen der Anspannung, die schreienden Schädel wieder zu hören, das sie den Lärm auf der Rapture bemerkten, bevor diese überhaupt in Sicht war. Rasch überbrückten sie die Restliche Entfernung. Als sie am Heck des Schiffes anlegten konnten sie eindeutig Lärm eines Kampfes heraushören. Pistolen wurden abgefeuert und Stahl wurde gegen Stahl geschlagen. Iam war der erste der drei welcher das Chaos auf dem Schiff erblickte.

Die Crew war völlig Wahnsinnig, sie gingen aufeinander los, stachen sich Säbel in den Körper oder erschossen sich mit Pistolen und Donnerbüchsen. Fassungslos stand der Worgen da als ihr Schiffskoch mit einem Beil auf ihn zumarschierte, kein Laut kam aus seinem Mund als Iam versuchte mit dem Ork zu reden, stattdessen hob dieser nur seine Waffe, bereit seinen Kameraden zu erschlagen. Iam hob verteidigend die Klauen als ein Schuss durch den Hinterkopf des Orkes sein Mordversuch unterbrach.

Jeremy stand auf der Treppe zum Steuerrad und Wehrte gerade einen weiteren Angreifer ab. In seinem Mantel steckten mindestens ein Dutzend Pistolen, in seiner Hand hielt er einen Säbel den er liebevoll “Meuterertod“ nannte. Mit einer flinken Handbewegung stopfte er den noch rauchenden Lauf der Pistole seinem Angreifer in den Rachen, stieß in mit dem Fuß zurück und zuckte nicht einmal mit einer Wimper als ein versteckter Mechanismus in der Pistole diese zum explodieren brachte und somit den Kopf seines Gegners in fetzen riss.

„Wurde auch langsam Zeit das ihr zurück kommt! Was habt ihr da draußen getrieben?“

Kane und Anforias hievten sich nun auf das Deck und sahen vermutlich genau so verwirrt aus wie Iam.

„Was ist hier los Kapitän? Warum Meutert die Crew?“

Der Untote schwang sich über die Treppe runter und marschierte zu ihnen herüber während er erneut eine Pistole zog und sie direkt auf Iam richtete welcher vollkommen verdutzt die Hände hob.

„Bist du auch einer von DENEN? Wer sagt mir das du nicht auch gleich auf mich und andere losgehst!“

Der Magier wechselte einen verwirrten Blick mit Kane und stellte sich dann langsam neben Iam, ebenfalls mit den Händen erhoben erklärte er was sie entdeckt haben und, was sie denken, es sich damit auf sich hat.

Jeremy fluchte und lies die Waffe sinken um sich dem Chaos auf dem Schiff zuzuwenden.

„Verflucht, als ob wir nicht genug Probleme hier haben. Jetzt sagst du mir das irgendwas riesiges da draußen lauert?“

Iam schien sich wieder zu fassen und drehte seinen Kapitän an der Schulter um.

„Was ist hier los! Warum Kämpft ihr gegeneinander?“

Der Verlassene schien erst jetzt zu bemerken das sie keine Ahnung hatten was passiert war während sie auf Erkundungsmission waren. Doch als er gerade ansetzten wollte schrie Kane vor Wut und entsetzten auf. Iam wirbelte herum und sah das bleiche Gesicht von Anforias. Er sah an sich herab und erkannte die Spitze eines Säbels welches sich durch eine Brust gebohrt hatte. Er versuchte noch etwas zu sagen, doch konnte er nur noch Blut husten bevor er tot auf die Knie viel. Hinter ihm stand jener Ork welcher vorher von Jeremy getötet worden war. Immer noch stumm und ohne jegliche Gefühlsregung zog er seine Waffe aus dem Körper des Elfen und machte sich daran Iam und Jeremy anzugreifen.

Mit der Wucht einer Kanonenkugel jedoch traf ihm die Faust des Tauren am Kopf, man hörte ein lautes Knacken und der Ork lag erneut auf dem Deck, sein Kopf in einem unansehnlichen Winkel zu seinem Torso. Iam wollte seinen Kameraden versuchen zu helfen doch Jeremy zog an seinem Arm.

„Kommt mit ihr Zwei! In meine Kajüte!“

Erst jetzt bemerkte Iam das der Kampflärm aufgehört hatte, als er sich zum Bug umdrehte sah er ein Schauspiel was seinen Verstand auf die Probe stellte. Die gesamte Mannschaft stand dort, regungslos, noch immer mit Waffen in den Händen und starrte die drei an. Ein jeder hatte den gleichen Emotionslosen Ausdruck auf dem Gesicht. Doch es war nicht Still wie vor ein Paar Stunden als sie Ahnungslos durch den Nebel fuhren. Leise, fast so als sei es nicht da, konnte Iam die Schreie der Schädel hören, und sie kamen näher.

Die große Hand von Kane schob ihn mit sich, Jeremy feuerte weiter um die näher kommende Mannschaft aufzuhalten. Er wurde in die Kajüte gezogen und die Tür wurde zugeschlagen. Doch bevor sie vor dem Schauspiel auf dem Deck abgeschnitten worden waren konnte Iam das Mitglied ihrer Mannschaft sehen, dessen Kopf von Jeremys Pistolengranate weggesprengt worden war. Sein Kopf hing noch immer im Fetzen um seinen Hals, wie eine Art Mosaik formte es sich um eine schwarze Masse.

Die Tür wurde schnell mit Stühlen, Kisten und einem Schreibtisch verbarrikadiert. Dann wandte sich Jeremy zu Kane und Iam um.

„Ich wünschte ich könnte euch erklären was passiert ist. Aber die Wahrheit ist, ich weiß es nicht. Kupferdraht und Knallschraube kamen nicht wieder aus dem Schiff also schickte ich zwei Mann um sie zu suchen.“
Er kramte in einen der Schubladen und holte sich eine Ersatz Pistole heraus.

„Alle vier kamen nach fast einer halben Ewigkeit wieder und fingen dann einfach an meine Männer anzugreifen. Den ersten konnten sie überwältigen, wurden aber dann schnell vom Rest ausgeschaltet. Keiner hat auch nur ein Wort gesagt. Wir dachten sie sind einfach verrückt geworden. Aber verrückte kommen nicht einfach wieder zurück ins Leben wenn man sie mit Blei vollpumpt.“
Sie hörten ein hämmern an der Tür, was auch immer ihre Mannschaft übernommen hatte versuchte reinzukommen.

„Ich will verdammt sein. Egal was hier los ist, es hat garantiert etwas mit dem zu tun was ihr da draußen gefunden habt.“

Das hämmern wurde stärker. Auch wenn es keiner aussprach, alle drei wussten das sie keine Chance hatten diesen Tag noch zu überleben. Kane drückte seinen Rücken durch und sah Jeremy mit festen Blick an.

„Kapitän, es ist für einen Seemann eine Ehre sein Grab auf dem Meer zu finden. Dort draußen hat irgendetwas unsere Kameraden, Eure Crew, übernommen und zu willenlose Sklaven gemacht. Wir Verteidigen das Schiff bis zum letzten Mann! Und wenn wir die Rapture mit uns in die Tiefe reißen müssen!“

Etwas in Jeremys Gesicht schien sich zu verändern. Seine Augen wurden schmaler und er rieb sich den Unterkiefer. Er nickte kurz und murmelte etwas vor sich hin, er wiederholte die letzten Worte des Tauren und ein grimmiges lächeln zeichnete sich auf sein Gesicht ab.

„Da hast du recht alter Freund. Ich sehe dieses Schiff lieber zerstört am Grund dieser verfluchten See als in den Händen dieser Dinger da draußen!“

Iam und Kane nickten zustimmend. Die Barrikade gab langsam nach. Holzsplitter flogen durch den Raum und der Rahmen der Tür knarrte verhängnisvoll. Dann, explodierten die Stühle, Kisten und der Tisch und wurden in den Raum geschleudert. Die drei konnten sich gerade noch aus der Schussbahn werfen. Die Mannschaft der Rapture stand regungslos da, wie Puppen. Der Kopflose Matrose vor ihnen. Iam und Jeremy rafften sich noch auf da stieß Kane ein Brüllen aus welches keiner der beiden jemals gehört hatte. Er neigte den Kopf und stürmte den Angreifern entgegen. Spießte Zwei von ihnen auf und schleuderte vier weitere von Bord.

Iam und Jeremy ließen nicht lange auf sich warten und folgten dem Tauren in ihren letzten Kampf. Obwohl ihre Gegner scheinbar unsterblich waren, waren sie nicht unverwundbar. Iam zerfetzte Kupferdrahts Körper buchstäblich in der Luft, doch ähnlich wie beim Kopflosen Matrosen setzten sich die Hautfetzen zu einem Grotesken Mosaik des Goblins zusammen.

„Sind das alle?“, brüllte Jeremy während er schon fast Ziellos auf seine Mannschaft feuerte.

„Ja, sie sind alle hier!“, antwortete Iam während er den schlaffen hieben eines Nachtelfen auswich.

Jeremy steckte seine Waffen weg und sprintete in Richtung Lagerraum.

„Haltet sie in Schach, ich habe eine Idee.“

Dann verschwand der Untote unter Deck. Die von Kane über Bord geworfene kletterten gerade wieder auf das Deck als sich Iam rücken an Rücken mit dem Tauren umzingelt fand. Kane schnaubte erschöpft und auch Iam gingen langsam die Kräfte aus.

Doch ihre ehemaligen Kameraden hielten auf einmal an. Kaum merklich neigten sie den Kopf zur Seite, immer weiter bis sie fast alle diesen auf ihre eigenen Schultern gelegt hatten.

„Was machen sie nur? Kane siehst du das? Kane?“

Iam sah über seine Schulter und wich bei dem was er sah hektisch zurück. Kane stand nach wie vor da doch sein ganzer Körper zuckte auf eine unnatürliche Art und weise. Als der Tauren auf die Knie ging Iam um ihn herum. Sein Gesicht war verzerrt vor Schmerzen, seine Augen schienen nur noch aus Blut zu bestehen und Schaum drang aus seinem Mund raus. Sein Kopf neigte sich genau so wie die der Mannschaft, doch er hörte nicht auf als seine Knochen das ende ihrer Möglichkeiten erreicht hatten. Mit einem Entsetzlichen Knacken drehte sich sein Kopf weiter, bis er leblos zu Boden viel.

Iam zitterte am ganzen Leib, sah sich rings um in die Gesichter von Menschen, Orks, Tauren und Elfen mit denen er so lange gesegelt hatte. Verzweiflung übermannte ihn letzten Endes und er machte sich nicht einmal mehr die Mühe aufzustehen als die Seelenlose Mannschaft sich auf ihn zubewegte. Nichtmal als sein treuer Freund vor ihm seinen Kopf selbstständig wieder zurecht drehte und nun in voller Größe vor ihm Stand. Iam schloss die Augen aus die Hände des Tauren sich zu einer Faust formten und er ausholte. Eine Sekunde herrschte Stille, er erwartete jeden Moment aus diesem Leben gerissen zu werden. Eine Salve aus Pistolenschüssen holte ihn aus seiner Stasis. Jeremy Stand direkt hinter ihm, eine Pistole in jeder Hand schoss er wie ein Wahnsinniger um sich. Als er sich ein wenig Raum gemacht hatte zog er Iam hoch und beide Rannten über das Deck wo sie dann am Mast erneut umzingelt worden.

„Das hier ist eine gute Stelle.“, murmelte Jeremy geistesabwesend, und lies die Waffen sinken. Er schien komplett entspannt zu sein. Mit einem zufriedenen Gesicht lehnte er sich an den Mast und drehte sich zu Iam während die Mannschaft den Kreis enger schloss.
„Weißt du Iam, ich bin mir sicher das ich für dich einen schönen Batzen Gold hätte bekommen können als ich dich aus dem Meer fischte.“

Der Worgen verzog das Gesicht zu einem Lächeln und sah auf die ausgestreckte Hand seines Kapitäns. Unter dessen Füßen sah er ein Häufchen mit Pulver, welches wie eine Schnur zurück zum Lagerraum wand. In der Hand des Untoten war der Granatenmechanismus seiner Pistole. Iam nickte und griff die Hand, womit er den Mechanismus auslöste. Anstatt aber in ihren Händen zu explodieren sprühten Funken auf das Schwarzpulver am Boden, welches sofort Feuer fing und sich den Weg in das Pulverlager fraß.

„Ich seh dich dann in Helheim.“, sagte Jeremy mit einer sanften Stimme. Noch bevor Iam antworten konnte Explodierte die Rapture von innen heraus. Die Wucht schleuderte die letzten beiden überlebenden voneinander Weg. Jeremy grinste noch bis die Flammen ihn verschluckten. Iam hingegen wurde gegen die Reling am Heck geworfen. Benommen sah er wie sich das Schiff neigte, knarrte und krachte. Durch die Druckwelle konnte er nichts mehr hören, die Wucht des Aufpralls musste fast sämtliche Knochen gebrochen haben, Beine und Arme reagierten nicht mehr. Und obwohl der Schmerz ihn fast die Sicht raubte konnte er eindeutig erkennen wie sich Dinge im Wasser vor ihm bewegten. Die Mannschaft schlurfte aus dem Wrack auf ihn zu, ein jeder war nun ein grauenhaftes Fleisch Mosaik geworden, bereit, ihn in ihrer Reihen aufzunehmen.

Iam sah zu wie der erste seinen zerstörten Körper vom Boden hob. Dann wurde der Himmel dunkle, das Wasser färbte sich schwarz und mit letzter Kraft schaffte es Iam seinen Kopf zu heben. Hätte er schreien können würde er es jetzt tun. Der Himmel über dem Wrack war durchzogen von Fangarmen, ein jedes länger als die Rapture. Doch der Himmel wurde nur von einem Verdunkelt, und dieser Fangarm schoss ihnen nun entgegen, bereit das zu Ende zu bringen was er dank Anforias nicht geschafft hatte.

Der Fangarm würde jeden Moment einschlagen, doch Iams Sicht wurde dunkel und er starb noch bevor er von dem Unbekannten Monster zerquetscht werden konnte.

Kein Geräusch, kein Gefühl, keine Sicht. Nur schwärze. Iam war nie jemand der an ein Leben nach dem Tod glaubte, anders als Jeremy, der vor seinen ableben Helheim erwähnte. Und doch war er seltsam enttäuscht das es scheinbar nichts gab.

Nach dem Kampf auf der Rapture und seinem Ableben durch eine unbekannte Macht, fand sich der Worgen in einen Leeren Raum wieder. Er hatte zwar das Gefühl sich zu bewegen, doch konnte er nicht erkennen ob er es wirklich tat, oder ihm seine Sinne einen Streich spielten. Etwas verwundert fragte er sich, wieso er überhaupt noch etwas wie Sinne hatte. Und ob er wirklich tot war. Diese Gedanken flogen ihm im Kopf herum, doch nach gefühlt Stunden gab es keine Veränderung. Aus Stunden wurden Tage, aus Tagen Monate und aus Monate Jahre. Zuerst wurde er Panisch, seine Gedanken überschlugen sich immer und immer wieder wenn er versuchte zu verstehen was gerade mit ihm geschah. Der Leere Raum veränderte sich nicht, er selber wurde nicht hungrig oder durstig, nicht müde oder schwächer. Nach Jahren über Jahren stumpfte sein Verstand ab, keinerlei Gedanken waren mehr übrig, er hatte eingesehen das es ein Dasein nach dem Tod gibt, und dies sollte nun seines sein.

Nach einer Zeit, die sich wie viele Lebzeiten auf Azeroth anfühlten, geschah allerdings doch etwas.

Sein Verstand verarbeitete was sich vor ihm abspielte erstmals nicht, doch nachdem die vernachlässigten Synapsen in seinen Hirn die Informationen verarbeiteten bestand kein Zweifel. Vor seinen Augen Formte sich ein Gesicht. Dem Gesicht folgte ein schlanker Hals, ein zarter Körper mit langen Beinen und grazilen Armen, bis schließlich eine Elfe vor ihm im Raum schwebte. Ihre Blassblaue Haut hebte sich vom Schwarz des Raumes ab und ihr weißes Haar schwebte als ob es sich jeglicher Gravität verweigert. Ihr Gesicht war wunderschön, schöner als alles was er jemals gesehen hatte. Plötzlich kamen ihn all die Lebenszeiten die er hier verbracht hatte so vor, als seien sie nur wenige Sekunden lang gewesen. Die Elfe lächelte und zu Iams erstaunen spürte er wie sein Herz anfing schneller zu schlagen. Doch er war sich sicher das er Tod war.

„Oh ja“, summte die Elfe, ihre Stimme drang direkt in seinen Kopf auch ohne das sie ihre Lippen bewegte. „Du musst unglaublich verwirrt sein mein lieber Iam.“

Iam wollte antworten, doch brachte er kein Wort heraus. Er war sich sicher das er nach wie vor keinen Körper hatte.

„Es ist Ok, schon bald wirst du alles verstehen.“

Sie schwebte um ihn herum, ihre Finger schmeichelten die Stelle wo seine Wangen hätten sein sollen, sie kicherte.

„Ich brauche deine Hilfe. Dieser Ort hier ist eigentlich für jeden bestimmt der auf See durch seine Hand stirbt. Hier verbringen alle Seeleute ihr Dasein, dazu verdammt ihm zu dienen.“

Sie befand sich nun wieder direkt vor ihm, einen Finger ausgestreckt berührte sie seine Stirn und ein Blitz aus Bildern folgte ihrer Berührung.

Iam sah die Fangarme, ihre Schädel der Qualen. Er erkannte Kane und Anforias, sogar Jeremys Schädel war in einem Sockel gefangen. Und dann sah er sich selber, sie alle schrien voller Schmerzen. Die nächsten Bilder folgten den Fangarmen ins Meer, tiefer und immer tiefer gingen sie bis das Licht so schwach war das man kaum etwas erkennen konnte. Der letzte Augenblick den Iam sah war ein riesiges Maul und hunderte Reihen spitzer Zähne die ihn verschlangen.

Die Geräusche der Vision hallten noch in seinem Kopf wieder als die Elfe ihren Finger löste und ihn mit ihrem bezauberten lächeln ansah.

„Oh ja, du wirst ihm gute Dienste leisten. Wenn du nicht so enden willst wie alle anderen vor dir.“ Sie kam seinem geistigen Gesicht näher bis er hätte schwören können das sich ihre Nasen berühren. „Du wirst frei sein wenn du ihm hilfst. Willst du frei sein?“

Ja, das wollte er. Er wollte das diese Tortur vorbei ist. Als ob sie seine Gedanken gelesen hätte schwebte sie sofort auf Abstand und breitete die Hände aus.

„Dann haben wir einen Packt, deine Freiheit gegen deine Hilfe.“

Plötzlich durchbohrte ein grelles Licht die schwärze im Raum. Schmerzen durchzuckten Iam erneut, er blickte an sich hinab und sah voller grauen wie aus dem nichts Knochen erschienen. Um diese Knochen platzten Muskeln auf wie Pusteln bei einem Pestkranken, Venen, Adern und Arterien schlangen sich um seinen Körper bis sich alles schließlich unter einer Ledrigen Hautschicht versteckte. Iam hatte wieder einen Körper.

Er sah zur Elfe hinüber welche immer noch in einem grellen, Rötlichen Licht schwebte. Dann schwang sich vor das Licht ein schwarzer Mond. Erst jetzt erkannte er was da vor ihm war, das Licht, der Mond, sie waren Teil eines unermesslich großen Auges. Doch so schnell er das Auge als das erkannte was es war, umso schneller verzog sich alles um ihn herum. Die Elfe und das Auge wurden immer kleiner und kleiner bis am ende wieder nur ein leerer Raum um ihn befand.

„Bring sie zu mir.“, donnerte es in seinem Kopf. So Tief und so eindringlich war diese Stimme, das seine neugewonnenen Knochen dadurch vibrierten.

Ein kleiner Lichtpunkt erschien vor ihm, auf den er sich scheinbar schnell zubewegte. Das Licht wurde schnell so grell das er sich die Augen zuhalten musste. In dem Moment wo das Licht sein ganzes Blickfeld einnahm, schoss er mit einem Schrei von einer Pritsche hoch.

Schwitzend und am ganzen Körper zitternd saß Iam da. Benommen von dem was er gerade erlebt hatte versuchte er seine Gedanken zu ordnen. Doch bevor er wirkliche Fortschritte machen konnte spürte er eine Hand auf seinen Rücken. Reflexartig streckte er die Finger aus und schlug mit seiner Klaue zu. Sein Angriff wurde mitten in der Bewegung jedoch von einer Kette gestoppt, die ihn an die Pritsche fesselte.

Er versuchte sich umzudrehen, doch seine schwäche gewann wieder die Oberhand und so viel er fast seitlich um. Zwei Hände packten ihn und hievten ihn zurück auf seinen Schlafplatz.

„Ich hab euch doch gesagt das es sicherer ist ihn anzuketten.“

„Klar, weil ihr nach so einem Desaster vermutlich nicht schreckhaft wärt.“

Seine Sinne kamen langsam wieder zu ihm zurück. Er konnte die Stimmen einen schroffen Mann, vermutlich Menschlich oder Worgen wie er selber, und einer jungen Draenei zuordnen. Er lehnte sich zurück und versuchte auszumachen was um ihn herum geschah. Seine Sicht schien noch immer verschwommen zu sein.

„Pah, der Bursche trägt die Kluft der Blutsegelbukaniere. Wir hätten ihn gar nicht erst an Bord lassen sollen.“

„Leutnant Starkarm, der Kapitän und ihr auch habt einen Eid geschworen keinen Hilfebedürftigen auf See zu ignorieren, ich glaube die Strafe auf Eidbruch ist Degradierung oder?“

Der Mann schnaubte verächtlich und Iam hörte wie eine Tür geöffnet wird.

„Apropos Kapitän, sie verlangte das sie sofort Informiert wird wenn er aufwacht. Ich denke das sie selber über ihn richten sollte. Tut was ihr könnt damit er anständige Antworten geben kann Oriana!“

Die Tür wurde zugeknallt und die weibliche Draenei seufzte entspannt.

„Ich werde nie schlau aus diesen Seemännern…“

Der Worgen konnte gerade so ihre Konturen ausmachen. Sie saß auf einen Stuhl direkt neben ihm und sah ihn prüfend an.

„Ich werde eure Wunden heilen, keine Sorge, das Licht wird euch nicht schaden.“

Doch als sie diese Worte aussprach dröhnte erneut diese Stimme in seinen Kopf.

„Nein! Sie darf dich nicht berühren!“

Wie ausgetauscht wurde Iam mit einer unbekannten stärke erfüllt. Seine Sinne waren wieder voll Funktionsfähig, seine Schmerzen verschwunden und seine Gedanken klar. Mit einer ruckartigen Bewegung hielt er ihre Hand fest und schüttelte nur kurz den Kopf.

„Bitte, das ist nicht nötig. Wo, bin ich?“

Oriana runzelte kurz die Stirn, lies dann aber die Hand sinken und musterte ihn erneut.

„Ihr seid auf einen Schiff der Allianz. Wir haben euch aus dem Wrack eures Schiffes geborgen. Außer euch haben wir leider keine anderen bergen können. Könnt ihr euch erinnern was passiert ist? Wer ihr seid und woher ihr kommt?“

Iam senkte den Blick und dachte nach. Er wusste wer er war, doch alles andere war wie weggeblasen. Er konnte sich an eine Elfe erinnern und an einen Auftrag, aber andere Erinnerungen waren nicht vorhanden.

„Mein Name ist Iam, ich kann euch leider nicht sagen woher ich komme und was passiert ist.“

Die Draenei nickte verständlich und lächelte.

„Ihr habt vermutlich einiges durchgemacht. Mit der Zeit werdet ihr euch bestimmt-“

Die Tür wurde erneut aufgestoßen und Iam sah zum ersten mal Leutnant Starkarm mit klaren Auge. Er war ein Hüne eines Mannes, so groß und so breit das er sich seitlich durch die Tür quetschen musste. Sein Blick verriet sofort was er von Iam hielt.

„Der Kapitän will ihn sehen, kann er laufen und Antworten geben?“

Oriana funkelte ihn wütend an.

„Ohne Fesseln bestimmt. Er scheint sich wieder weitestgehend erholt zu haben. Ich werde ihn begleiten, nur für den Fall.“

Der Mann würdigte sie keines Blickes sondern fixierte Iam welcher immer noch auf der Pritsche saß. Er sah ihn nur kurz an, senkte dann aber den Blick auf den Boden. Starkarm schnaubte zufrieden.

„Das Hündchen weiß was gut für ihn ist. Na gut er kann ohne Fesseln vor den Kapitän treten.“

Er drehte sich um und wartete vor der Tür während Oriana die Fuß und Handfesseln löste. Danach gingen zusammen mit zwei weiteren Wachen durch das Schiff und auf das Deck. Die Sonne blendete ihn, doch als er stehenblieb bis sich seine Augen an das Licht gewöhnt haben stieß ihn eine der Wachen an weiter zu gehen. Wie gingen an Seemännern vorbei die allesamt den gleichen verhassten Gesichtsausdruck hatten als sie Iam sahen. Was hatte er getan das ihn fremde so hassten?

Als sie die Stufen zum Steuerrad hochgingen konnte er eine Unterhaltung zwischen den Kapitän, einer stattlichen Frau mit Blauweißen Mantel und ihrem Navigator hören. Starkarm blieb an der obersten Stufe stehen und blickte kurz über die Schulter.

„Du wartest hier bis der Kapitän dich empfängt!“

Dann marschierte er zu den beiden und Salutierte. Iam lehnte sich an die Reling und starrte ins Wasser. Gesprächsfetzen flogen ihn ins Ohr.

„…schnellster Weg…Umweg 3 Tage…Unnatürlicher Nebel…“

Nebel? Er drehte sich um und sah das sie geradewegs auf eine riesige Nebelwand zusteuerten.

Er fing an zu zittern, was harmlos anfing ging schnell dazu über, das er sich am ganzen Körper schüttelte vor Angst. Er wusste nicht warum aber dieser Nebel bedeutete etwas schlimmes. Alles wurde dumpfer, als ob man seinen Kopf bereits ins Meer geworfen hätte konnte er die Stimmen um sich herum nicht mehr richtig hören. Oriana beugte sich zu ihm und sagte irgendwas, ihr Blick war verstört und voller sorge. Einer der Wachen rief etwas und sein Partner lachte laut, beugte sich dann neben der Draenei und grinste über deine Ohren.

„Ist dem Hündchen nicht gut?“

Es war wie eine Kettenreaktion. Als Iam das Wort “Hündchen“ hörte brach über ihn eine Kaskade der Erinnerungen zusammen. Alles was er vergessen oder verdrängt hatte kam wieder zu ihm zurück.

Gilneas, die Rapture, Jeremy und die Mannschaft, der Nebel und der Horror der darin haust. Der Nebel und die Fangarme voller Seelen die von diesem Monster getötet worden sind. Der Nebel und der endlose Raum am ende, indem man verdammt ist sein Dasein zu fristen. Der Nebel, auf den sie nun zusteuerten.

Stimmen in seinem Kopf brachen auf einmal los. Er erkannte die Stimme der Elfe die ihn aufforderte “Sie“ zu ihnen zu holen. Dann war da ein flüstern, wie hundert Leute die allesamt in sein Ohr flüstern. Das Geräusch schwoll zu einem dröhnen an, er hielt sich die Ohren zu und Schrie. Oriana stieß die Wachen zurück und brüllte etwas in ihrer Heimatsprache. Starkarm kam sofort angerannt und selbst der Kapitän hatte sich zu ihnen gewandt. Alles schien wie in Zeitlupe abzulaufen, nur die Stimmen in seinem Kopf sprachen noch immer in der gleichen Geschwindigkeit. Das dröhnen verwandelte sich in ein Grollen wovon Iam nichts mehr Verstehen konnte. Das grollen wurde lauter und lauter bis es in ein einziges Wort endete: Gehorche!

Er spürte eine Berührung hinter sich, und wirbelte Reflexartig um und vergrub seine Klauen in den Brustkorb einer nun erschrocken aussehenden Draenei. Sie blickte an sich herab und noch während sie Iam fragend ansah konnte er spüren wie ihr Herz aufhörte zu schlagen. Sofort brach helles Chaos auf dem Schiff aus. Seemänner und Abenteurer drangen an Deck. Er dachte nicht mehr nach, hörte nur noch auf seinen Instinkt, und dieser sagte ihm eins: Wir dürfen nicht in den Nebel rein!

Er wusste nicht wie er es anstellen sollte, ein Schiff gegen ihn alleine. Sollte er es jedoch schaffen die Kapitän und den Navigator zu töten würden sie gezwungen sein das nächstbeste Festland anzusteuern. Er würde ihr Urteil akzeptieren, er würde jede Hinrichtung mit Kusshand annehmen solange sie nur auf dem Festland stattfindet.

Mit einem gekonnten Manöver duckte er sich unter Starkarm weg und nutzte dessen Momentum um ihn die Treppe hinunter zu stoßen und etwaige Verfolger kurzzeitig aufzuhalten. Ohne zu warten stürmte er auf den Kapitän zu, sie musste sterben!

Plötzlich blieb er stehen, es geschah ohne seinen willen und zuerst hatte Iam angst das dass Wesen, welches ihn auf diese Mission geschickt hatte aufhalten wollte, doch als er an sich hinab sah erkannte er das seine Füße mit dicken Eisblöcken am Boden festgefroren waren. Panisch sah er zuerst hinter sich und erkannte das Starkarm zusammen mit ein paar Abenteurern die Treppe hoch sprintete, dann viel sein Blick auf den Kapitän, sie hatte die Hand ausgestreckt und blaue Runen hingen um ihr Handgelenk.

Nein! Eine Magierin? Er durfte nicht versagen, er musste sie töten! Nicht zurück in den Nebel! Mit aller Macht kämpfte er gegen seine Fesseln an, seine Knöchel schmerzten und er spürte wie Fell und Hautfetzen sich von seinen Füßen lösten. Die Magierin zog verwundert die Augen zusammen als Iam mit einem Schrei bestehend aus Schmerzen und Wut sich loslöste mit mit einem Sprung zum Angriff überging. Panisch hob sie die Hände um sich vor seinen Klauen zu schützen.

Dann stand alles Still. Kälte breitete sich in Iams Körper aus. Er befand sich noch immer in der Luft, die Magierin stand noch immer da, die Arme erhoben, doch er bewegte sich nicht mehr. Aus der Kälte wurde Wärme und er sah nach unten. Ein Eisstachel, breiter als sein Arm und länger als sein Körper steckte in seiner Brust und ragte aus seinem Rücken wieder raus.

Sie hatte die Arme nicht erhoben um sich zu verteidigen, es war ein weiterer Zauber gewesen.

Mit einer Handbewegung löste sich der Stachel in Splitter auf und Iam ging zu Boden. Keuchend und Blut hustend sah er die Magierin an.

„Nicht…in…den…Nebel…“, brachte er gerade noch heraus, bevor die Welt um ihn herum abermals schwarz wurde.

Starkarm sprang die letzten Stufen hinauf und überbrückte die Distanz zu seinem Kapitän in zwei Schritten. Keuchend sah er sich die Leiche des Piraten an, der so feige versucht hatte einen Mord auf einem Allianzschiff zu begehen.

„Diese verfluchte Ratte! Ich wusste wir hätten ihn gar nicht erst auf das Schiff lassen sollen!“
Er vergaß seinen Zorn schnell wieder und wandte sich besorgt zur Magierin um.

„Seid ihr unverletzt Frau Prachtmeer?“

Jaina Prachtmeer reagierte nur mit einem knappen nicken. Sie blickte nach wie vor auf die Leiche des Worgen herab. ‘Nicht in den Nebel’ waren seine letzten Worte.

Sie wandte sich an die Karte auf den Tisch, Navigator und Starkarm folgten ihr.

„Haben wir genug Proviant am Bord um die Nebelbank zu umsegeln?“

Navigator und Starkarm wechselten beide verwirrte Blicke.

„Kapitän, ihr wollt doch nicht diesem Hund glauben schenken! Nach allem was wir wissen könnte uns in eine Falle locken.“

Jaina sah kurz über die Schulter und beobachtete wie Wachen die Leiche des Blutsegelbukanieres über Bord warfen und Priester dafür sorgten das Oriana eine anständige Bestattung bekam.

„Was ich weiß ist das ein Schiff zerstört worden ist, ein überlebender auf einmal Amok läuft und uns dann warnt. Haltet ihr das für einen Zufall?“
Das noch kein Gegner aus ihrer Frostnovafalle ausgebrochen war verschwieg sie dem Leutnant, dieses Detail machte sie unruhig.

„Nein, Kapitän. Unser Proviant sollte ausreichen, wir werden Kul’Tiras dann vermutlich in fünf Tagen erreichen.“

Jaina nickte und blickte rüber zur Nebelwand während der Navigator dem Steuermann den neuen Kurs durchgab. Sie wurde das Gefühl nicht los das dieser Pirat sie vor einem grauenhaften Schicksal erspart hatte.

Iams Körper sank in die schwarzen Tiefen, tiefer und immer tiefer bis das Licht kaum noch stark genug war um etwas erkennen zu können. Eine lange Klaue hebte seinen Kopf an und lange Fangarme umspielten seinen Körper.

„Oh nein, wir hatten einen Packt!“

Die Klaue Borte sich in seine Brust, zuckend und nach Luft schnappend versuchte der letzte überlebende der Rapture die Umrisse vor sich zu verstehen.

„Du hast versagt, deine Seele gehört nach wie vor ihm!“

Und in seinen letzten Moment auf Azeroth, sah Iam was vor ihm geschah. Eine Naga, wie er sie noch nie gesehen hatte schwamm vor ihm, das riesige Auge ihres Meisters starrte direkt in seinen Geist rein und mit einem letzten Schrei der verzweiflung verschwand Iam a’cat für immer von dieser Welt. Gefangen in einem endlosen Raum, verdammt dazu dort für immer zu verweilen.

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