Stille… In Telogrus war es öfter Still und doch kam es der Forscherin so vor als wäre heute der Riss besonders Still gewesen. Wollte sie es wirklich tun? Sie ging den Staubigen Weg entlang zum Rand der Insel welche sich mitten in der Leere befunden hat. Ebenso dachte sie an ihren Traum den sie vor einigen Tagen gehabt hat und schließt ein wenig gequält die Augen.
Stille… war es was sie im Traum vernommen hat. Sie war umgeben von absoluter Dunkelheit. Stand sie? Fiel sie? Flog sie? Stand sie vielleicht sogar auf dem Kopf? Sie konnte den Traum nicht deuten und doch fühlte er sich wie eine Ewigkeit an. Tintenschwarz und dazu noch von solch einer Intensität oder mehr einem Gefühl von Bekanntheit wie sie es niemals zuvor vernommen hatte.
Doch nun war sie wach gewesen oder glaubte viel mehr es zu sein. In ihren Händen befand sich der Brief, welchen sie Jahre lang erarbeitet hat. Eine förmliche Urkunde welche ihr das Recht gab, den Titel der Professorin tragen zu dürfen. Doch hatte sie ihn abgelegt, wenn auch zum Unverständnis der anderen. “Pff” kam es fast schon ein wenig verachtend von ihr. Sie drehte sich um ob sie auch nur einen der Mitglieder sehen konnte. Doch das einzige was sie vernehmen konnte war… Stille.
Wieder den Blick nach vorne, streckte sie schon fast wie von selbst die Hand aus und öffnete jeden einzelnen Finger. Die Urkunde löste sich aus der Hand und begann im tiefen schwarzen nichts, der niemals endenen Leere verschlungen zu werden. Und erneut wurde es vollkommen Still um die Forscherin. Sie bildete sich ein zu atmen, bildete sich ein erleichtert den Kopf hängen zu lassen. Doch weder konnte sie ihren eigenen Atemzug hören noch ihren eigenen Herschlag… Selbst in ihrem Kopf war sie nun angekommen… diese Stille.
Alle waren in ihren Zelten verschwunden oder hatten hier und da Wachdienst aufbekommen von Sir Mel’vanor. Die Gedanken auf dem Weg zum Zelt treiben lassend dachte sie an jedes einzelne Mitglied der Ren’dinoriel. Sie dachte an ihre Einheit, jeden Teil der Truppe. Selbst dachte sie an diese kleine Gruppe von Personen welche sie dazu brachte die Hand zu einer Faust zu ballen.
Doch diesmal war nicht diese Stille in ihrem Kopf. Es kreisten lauter Gedanken darüber herum wie sie ihn am liebsten Leid antun könnte? Sie offenbarte das Interesse die Psychische sowie auch Physische Schmerzgrenze dieser Ren’dorei auszutesten, vielleicht sogar zu überschreiten. “Du verhälst dich wie eine heranwachsende” ertönte eine Stimme. “Benimm dich einmal deinem Alter entsprechend”. Die Worte trafen wie ein Hammerschlag als Shirabelle den Mund leicht öffnete.
Sich langsam… sehr sehr langsam… umdrehend schien sie zu beobachten. “Ha… Ha… Hallo?” wurde die Stimme vorsichtiger. Die Augen suchten das gesamte Feld ab und doch fand sie nichts. Nun erkannte Shirabelle zum ersten mal wieder ein Gefühl, dass sie vor langem abgelegt hatte… Angst. Die Angst sorgte dafür, dass die Forscherin ihr eigenes Blut in den Ohren rauschen hören konnte.
“Er ist nicht da… er ist nicht da… er ist nicht da” wie ein Mantra ratterte sie immer wieder diesen einen Satz durch ihren Kopf als man dann sich auch schon das Knie anhaute. Sie war blind oder viel mehr mit dem Tunnelblick grade aus gelaufen. So stand sie am Tisch der Ren’dinoriel, der Einheit in welcher sie neue Freunde gefunden hat. Auch wenn sie es wohl schwerlich bis vielleicht sogar niemals zugeben würde.
Als sie sich dann die Einheit vorstellte, meckernd, lachend, witzelnd, philosophierend, diskutierend, besprechend, organisierend, da oben sich doch unweigerlich die Mundwinkel an. Erneut legte sich das ab, was die Forscherin schon fast vermisst hatte… Stille.
Mit festen Schritten ging die Ren’dorei zu ihrem Zelt, warf ihre Robe in die nächste Ecke und machte sich an ein von ihr selbst entwickeltes Training. Während die einen sie wohl nicht ernst nehmen, die anderen sie für unberechenbar halten und ganz andere wohl keinen direkten Bezug zu ihr haben war sich Shirabelle eines bewusst. Zu lang hat sie sich auf der Faulen Haut und ihrem ehemaligen Titel ausgeruht. Es war nicht mehr die Zeit für Worte… es war die Zeit für Taten.
Und jetzt war es an den Ausreden… still zu sein. Denn ein Mitglied der Ren’dinoriel kennt vieles… aufgeben… ist jedoch nichts davon.