Wenn man in letzter Zeit in der Nähe von Tal’Aman war, könnte man eine Explosion aus dem Bezirk kommen hören. Jedes kundige Ohr könnte eine Granatenexplosion ausgemacht haben, und schenkt man den ansässigen Waldtrollen ein Ohr gab es auch entsprechende Verluste und einen Zandalarisoldaten, der eben jene Granate geschmissen haben soll. Das einzige, was sie über das Aussehen verraten können, wäre das kurze, schwarze Haar des Soldaten.
Heute um 20 Uhr findet in der königlichen Waffenkammer ein Übungskampf, zwischen zwei zufällig erwählten Kriegern der Zandali’Thraze, statt!
Wer dabei zuschauen will, sei herzlich eingeladen, sich an den Rand der Arena zu setzen und die Kraft der Zandalari zu bestaunen!
Feuer, Schweiß, ein Publikum, ein Richter, zwei Trolle, ein Sieger, ein Verlierer.
So war es, dass sich Cue’Yatl seine Krieger angesehen hat, welche sich bereits mit giftigen Blicken und pumpenden Blutes gegenseitig anstarren und nur auf das Zeichen warten, dass die beiden beginnen konnten.
Auf der einen Seite bestehend aus Teilen, die zusammen die Troll wie ein Bollwerk aussehen lassen war Frontbrecher oder wie sie seit ihrem letzten Kampf mit ihren echten Namen betitelt wird, Bakari. Ein Schild, welcher eher einem Steintor ähnelte, als alles andere, trug das Zeichen von Torcali. Ihr Schwert in der rechten Hand, ihr Wille mehr als feurig darauf nicht noch ein Mal zu verlieren und somit vielleicht sogar ihren echten Namen durch einen demütigenden Spitznamen ersetzt zu sehen. Cue wusste, dass sie es sich nicht leisten könnte schon wieder ihre kämpferischen Fähigkeiten nur teilweise zur Schau zu stellen, auch wenn dies nur ein Übungskampf sein sollte.
Auf der anderen Seite stand ein Troll, die über ihre Gegnerin hinausragte und deren Speer gar so zackig wie auch bedrohlich auf Bakari richtete, wie ein Raubtier auf der Jagd nach seiner nächsten Beute. Gral, der Hailoa sollte an ihrer Seite stehen, ihren Speer führen und sie bei ihrem ersten Übungskampf in der Einheit begleiten. War sie doch eine eifrige Kämpferin, die ihre Gerissenheit unter Beweis stellen wollte. Nkiru oder auch Reißzahn benannt, nach ihrer Anhängerschaft zu Gral schien ein perfekter Gegner zu sein gegen die ehemalige Frontbrecherin.
Wer würde gewinnen? Schild und Schwert oder der kampfeslustige Speer?
Cue’Yatl wusste, dass er nicht viel Zeit hatte seine Kämpfer noch weiter auf eine anstehende Reise vorzubereiten, doch er wusste, dass er es versuchen musste und ein Kampf zwischen zwei Kriegern ist um ein Vielfaches besser, als das Training gegen eine leblose Holzpuppe.
„Der Kampf beginnt!“ brüllte der Krötenkrieger in der Arena und somit wurde aus den blutleckenden Gesichtern ein Kampf um Ehre und Können.
Die Nachmittagssonne brennt hell über Zul’Dazar. Die Reflexionen des Goldes stören sie beim Flug über der Stadt, doch das soll ihr Ziel nicht beeinflussen. Der Schatten ist groß, welchen sie zieht, und ihre ausgestreckten, ledernen Flügel füllen sich mit der warmen Luft, um sie tiefer gleiten zu lassen.
Der Zanchul. Das Sammelsurium der Schreine und Priester.
Ein Ziel welches sie immer öfter zu besuchen pflegt. Es ist ein erhöhtes Mauerstück, das ihr Platz bietet und die Kampfdruidin einlädt darauf Platz zu nehmen.
Genau gegenüber der Ausbildungsstätte ihres Sohnes. Hier findet sie keinen Prunk und keine goldenen Opfergaben. Lehrt Torcali das Leben, den Anbau von wichtigen Pflanzen und den Wert, den die Familie trägt. Ihre Priester und Jünglinge sind starke und stolze Zandalari und so ist auch er.
Obwohl sie die, von Gonk gegebene, Form beibehält, strahlen ihre Augen so, wie es nur die einer stolzen Mutter tun, wenn der Welpe seinen Weg findet.
Dort steht er, vertieft in einem Gespräch mit einem älteren Priester.
Das Abbild seines Vaters. Groß, mit breiten Schultern und der obsidianfarbenen Haut. Die Züge wie aus Stein gemeißelt. Lediglich das volle grüne Haar verriet wer seine Mutter ist, wenngleich es eine deutlich dunklere Färbung als ihre hat. Nur ein ein Jahr trennt ihn vom Erwachsenenalter.
Etwas das Ai’Zen schmerzlich zurückdenken lässt. Vor allem an die Zeit, wo lange Reisen sie von ihm trennten und Kämpfe gegen die Bluttrolle sie davon abhielten ihm die Mutter zu sein, die er verdient hätte.
Heute… empfindet sie es als zu spät, um sich in sein Leben zu mischen. Zu spät um die Zeit mit einem Welpen zu verbringen, der er nicht mehr ist. Bald schon würde er sich ihnen anschließen. Nicht der Zandali’Thraze, aber dem Kampf gegen die Allianz und die Feinde des Reiches.
Der Gedanke lässt sie stocken. Die Flügel ausschütteln und den Schnabel kurz klappern. Zu früh. Viel zu früh, um sich Sorgen zu machen.
Ihr Blick gleitet zum Himmel und ein letztes Mal für diesen Tag zu ihrem Kind. Sie stößt sich von der Mauer ab und steigt wieder auf. Zurück zur Garnison.
Nur eines bemerkt sie nicht, als ihr Schatten wieder über der Stadt hinweggleitet. Den Blick ihres stolzen Sohnes, der seiner Mutter hinterher sieht und auf den nächsten stillen Besuch wartet…
Wenn Vier das Haus der Spinne betreten…
Es war früher Abend als man Vier der ‘Schwerter des Imperiums’ von der Garnision durch den Zocalo laufen sah, angeführt von der Spinnenpriesterin, die alle geradewegs ins Haus der Spinne geleitete. Dort verschwanden sie hinter verschlossenen Türen des Tempelkomplexes und erst spät, als das silberne Gestein bereits am Zenit des Himmelzeltes stand, verließen erst der Krötenkrieger, dann mit einigem Abstand und viele Minuten später, die kriegerische Goldklaue, das Haus. Jener Dritte im Bunde verblieb noch Stunden und verschwand irgendwann im Dunkel der Nacht.
„Hast’ den Massigen geseh’n? Der sah aus, als hätt er’n Geist geseh’n!“, raunt der Zandalari seinem Nebenmann zu. Man saß gemütlich zusammen am Brunnen nahe des Eingangs zum Zocalo und genoß wohl den Wachtwechsel und damit eingeläuteten Feierabend und ließ den Blick schweifen.
„Der kam aus’m Haus Shadra’s …“, ergänzt der andere, der wohl das Vierergespann auf seiner Patrouille zuvor gesehen hatte und schüttelt sich dabei, als würden ihm gerade unzählige Spinnlinge über den Rücken krabbeln. Sich daran erinnernd, dass er oftmals wilde Trommelklänge aus dem Hause der giftigen Mutter gehört hatte und jeder Troll schien zu wissen, was es hieß, wenn düsterer Takt trommelnder Schläge Instinkte zu wecken vermochte. Stillschweigend kam man schließlich überein nicht weiter darüber nachdenken zu wollen, was die Priester da so trieben.
“Eh. Habt’er das schon gehört, man?” Die Zandalari trat neben einen anderen Pirscher, vor den Toren der Hauptstadt. Es war früher Morgen und die Luft feucht und erfüllt vom Dunst des Dschungels.
“Ne, man. Was’n?” Der Pirscher legte neugierig den Kopf schief. Klatsch und Tratsch waren willkommen.
“Da sin’ ein paar von’ner Thraze in’nen Dschungel gegangen. Vorgestern. Zu diesem alten Lager.”
Der Pirscher glotzte nicht schlecht. “Wie, das vom alt’n Hex’ndoc? Dem Irren?”
“Genau dem.” Die Zandalari nickte.
Der Pirscher schnaufte und kratzte sich am Hals. “Die sin’ ja wahnsinnig. Un’, sind die zurückgekomm’? Man sagt ja, da kommt keiner von wieder zurück. Der alte Jabalan is’ auch hin, und man fand nur noch sein’ Schädel.”
Die Zandalari beugte sich etwas vor. “Nich nur das, man. Die waren sogar alle noch am Leb’n! Un’ hatten die Klauen voller Kram von da! Ich sag’s dir, die Typen ham’ ganz krasses Mojo, man!”