Viele von Euch haben sicherlich die Antwort auf das Feedback der Community bezüglich Warcraft 3 Reforged gesehen. Ich möchte hier ein bisschen auf diese Antwort eingehen.
Liebes Activision Blizzard. Kurzum: ActiBliz.
Ich bin ein Spieler von Blizzard Spielen seit Warcraft 3 Reign of Chaos. Ich klebte an meinem Bildschirm bei der Geschichte von Starcraft Broodwar, ich war Teil von einigen kleineren Maps in Warcraft 3, ich spielte World of Warcraft und war Teil der Welle, welche unter Serverproblemen durch das Dunkle Portal liefen und es war trotzdem wundervoll. Ich nahm an der Starcraft 2 Beta teil und wurde von Deathwing gegrillt. Ich sah wie Heros of the Storm rauskam und sah wie Hearthstone die Massen übernahm.
Ich sah auch schon einmal wie sich ein Spiel verändert, als Blizzard und Activision eins wurden.
19 Jahre Blizzard Spiele. Und ein Paar davon "ActiBliz“ spiele: Ich war dabei.
Als Teil der deutschen Gamingscene habe ich zudem auch einige Kontroversen miterlebt. Aber dazu komme ich gleich.
ActiBliz. Ihr habt Warcraft 3 Reforged veröffentlicht, obwohl es sichtlich nicht fertig war. Das ist unbestreitbar, von fehlendem Ranked, Clans und Custom Campaigns, sowie Bugs welche zum Teil immer noch im Spiel enthalten sind und einer neuen UI, welches spürbar unordentlicher im Vergleich zum Original ist.
Es ist in einem Zustand, welches man als „Final Beta“ bezeichnen könnte.
Die Antwort der Community war und ist klar: Sie wollte das Spiel was versprochen wurde. Bevor ich jedoch zu der Antwort von ActiBliz komme möchte ich den Leser auf eine Zeitreise mitnehmen.
Wir schreiben das Jahr 2011.
Diabolo 3 steht vor der Tür und Starcraft 2 hat die Herzen von StarCraft Fans erobert. Doch in diesem Jahr hatte sich ein bekannter Sender des deutschen Fernsehs die Gamingscene als Ziel ausgesucht. Es folgte ein Bericht über die Gamescom, welcher uns Spieler als stinkende, jungfräuliche Schusswaffenvernatiker darstellte.
Die Reaktion folgte sofort. Über 10.000 Beschwerdemails und eine Seite von „Programmbeschwerde“ welche unter der Last zusammenbrach.
Es folgt die offizielle Entschuldigung des Senders und ich zitiere:
„Die Überzeichnung und Verallgemeinerung des Beitrags war ein Fehler. Wenn wir damit Gefühle verletzt haben sollten entschuldigen wir uns vielmals.“
Eine solche „Entschuldigung“ wurde relativ schnell als eine als Entschuldigung getarnte Rechtfertigung entlarvt.
An dem Eingeständnis war nichts auszusetzen, jedoch dass mehrere Seiten unter der Last der Beschwerden zusammenbrachen und der Support die Massen an Beschwerden nicht mehr verarbeiten konnten ließen bei dem Sender immer noch die Frage offen, OB Gefühle verletzt wurden. Daraus folgend kamen zurecht Zweifel an der Aufrichtigkeit der Entschuldigung auf.
Nach dieser Exkursion kehren wir erneut in das Jahr 2020 zurück und schauen uns die von ActiBliz abgesegnete Antwort genauer an.
Solche Entschuldigungen treten sehr selten auf und wenn, dann wird jedes Wort von mehreren Ebenen einer Firma untersucht. Dem entsprechend ist es nur Fair, dass wir auch hier die Worte von ActiBliz auf die Goldwaage legen.
Zitat:
„Zuerst möchten wir uns bei Denen entschuldigen, welche nicht die Erfahrungen hatten die ihr wolltet.“
Liebes ActiBliz. Es ist NICHT die Schuld von den Spielern, welche wollten was Ihr versprochen habt, dass ihre Erwartungen nicht erfüllt wurden.
Das Spiel wurde unfertig veröffentlicht, dem entsprechend sollte eine Entschuldigung an alle Spieler dieses Spieles gerichtet sein.
Die Tonalität dieser Entschuldigung kommt bereits jetzt sehr nahe an die Rechtfertigung des oben beschriebenen Senders heran.
Darauffolgend werft Ihr einen Satz bezüglich der Serverbelastung in den ersten Stunden und wie schnell Ihr diese behoben habt. Das ist eine direkte Entschärfung der Entschuldigung, welche nur dazu dient hervor zu heben, wie schnell doch Fehler behoben werden, die Tatsache ignorierend, dass solche Probleme auch verhindert hätten werden konnten. Denn die Serverprobleme von WoW Classic hat ActiBliz bereits dargestellt, wie ein Re-Release von einem Klassiker der Warcraft Reihe die Fans anhäuft.
Spulen wir etwas vorwärts und achten auf folgenden Satz:
Zitat:
„Während der BlizzCon haben wir darüber gesprochen, wie das Team aktiv am Back-End arbeitet um für einen reibungslosen Übergang zum neuen MMR System zu sorgen, ähnlich wie wir es mit Starcraft: Remastered getan haben.“
ActiBliz. Ist ein fehlen von Ranked Spielen zum release, was wir bei Starcraft: Remastered erlebt haben?
Nein.
Wieso entschuldigt ihr euch nicht dafür, dass etwas versprochen wurde was ihr nicht eingehalten habt?
Zitat:
„Wie bei Remastered, werden diese und andere Features in einem großen Patch eingeführt.“
Dies lässt für uns Spieler die Frage offen, ob ihr wie bei Starcraft: Remastered versprochene Features unter den Teppich kehrt.
Verschwiegen wird hierbei nämlich, dass das von euch versprochene Team Match Making und 2v2, 3v3 sowie auch 4v4 Ranked nicht implementiert ist. Fast 1,5 Jahre später wohl bemerkt.
Zitat:
„wir erwarten, dass Spieler, welche Reign of Chaos bevorzugen, Custom Games mit ähnlichen Regeln finden.“
Damit kommen wir zu einem wichtigen Punkt: Was in dieser „Entschuldigung“ NICHT vorkam.
In einem Patch habt ihr die Reign of Chaos Regelsets und Turnier Option entfernt und hofft nun, dass Spieler Karten erstellen um die von euch entfernten Features wieder einzuführen. Womit ich zu den neuen Regeln bezüglich des Map-Editors komme. Denn ActiBliz, als eine offensichtliche Reaktion auf den Erfolg von Defense of the Ancients (DotA), änderte die Regeln so, dass man als Map-Entwickler seine Rechte zu der Karte an ActiBliz abtritt.
So werden Kartenersteller zu unbezahlter Arbeitskraft für ActiBliz, welche nicht einmal von ActiBliz erwähnt werden müssen, sollte ActiBliz die Idee selbst verwenden.
Das bedeutet: Ihr erwartet von Spielern, dass sie Modi in euer Spiel einführen, welche von euch entfernt wurden UND alle Rechte an ihrer Arbeit an euch abtreten.
Es ist kein Wunder, dass einige Kartenentwickler abgesprungen sind und sich stark von Warcraft 3 Reforged distanziert haben.
Doch in der Antwort von ActiBliz ist von dieser Regeländerung keine Spur.
Genauso wie die grafische Verschlechterung im Vergleich zur Stratholme Beta auf der BlizCon. Dem entsprechend kann sich ein Leser sicher sein, dass ActiBliz diese Probleme weiterhin ignorieren wird.
Womit ich zu den grafischen Versprechen komme.
Zitat:
„Wir wollten Warcraft 3 präservieren und Spielern erlauben, diese unvergesslichen Momente erneut zu durchleben, wie sie waren (jedoch mit neuen Animationen und hochauflösenden Modellen)“
Was auch erwünscht war. Jedoch wurden die von ActiBliz versprochenen Animationen entfernt.
Zitat:
„Wie wir letztes Jahr während der BlizzCon erwähnt hatten, wollten wir die In-Game Cutscenes nicht zu fern ab von dem originalen Spiel abschweifen lassen.“
Wenn ein Spieler die Original-Cutscenes wünscht, dann ist doch von ActiBliz zu erwarten, dass ein Aufwand, welcher einen EINZIGEN eingespielten Mapmaker 10 Minuten pro Mission kosten würde, bei einem 30€ Spiel zu rechtfertigen ist.
Meiner Meinung nach ist es kein Zufall, dass die Option gewählt wurde, welche am günstigsten zu erstellen ist.
Zudem entschuldigt das NICHT, dass bis zum release und Tage danach noch mit der Stratholme Cutscene geworben wurde. Und ActiBliz wusste das dies Falsch war, denn das Video wurde heimlich und ohne Entschuldigung durch In-Game footage ersetzt.
Was bedeutet, dass wir auch hier sehr wahrscheinlich niemals die original geplanten Cutscenes sehen werden.
Zusammenfassend ist Warcraft 3 Reforged ein Spiel was Warcraft 3 ersetzt, mit besserer Grafik, schlechterem oder gleichem Interface, weniger Features, einem Messer im Herzen des Apperatus, welcher dieses Spiel für 17 Jahre am Leben gehalten hat und leeren Versprechungen, welche sehr wahrscheinlich niemals erfüllt werden.
Und damit habe ich etwas getan, was ich in meiner gesamten Spielerlaufzeit noch nicht ein einziges Mal tun musste:
Ich habe ein Spiel zurückgegeben.
Das Geld werde ich ausschließlich für das einzige Spiel ausgeben, welches dem Geiste von Blizzard entspricht. Nicht dem von ActiBliz: World of Warcraft: Classic
Und damit endet dies mit einem finalen Zitat.
Zitat vom Support:
„Ich habe deinen Fall gerade genau untersucht und es tut mir leid, dass das Spiel nicht deinen Erwartungen entspricht.“
ActiBliz: Ihr seid für die von euch aufgesetzten Erwartungen verantwortlich.
Ihr habt eurer treuesten Community einen Schlag ins Gesicht verteilt.
Es ist offensichtlich, dass der Support beauftragt wurde, niemals die Fehler des Spieles einzugestehen.
Ich erwarte keine Entschuldigung von ActiBliz. Jedoch erwarte ich, dass der Kundendienst nicht beauftragt wird, die Schuld auf zu den Kunden abzuwälzen.
Wenn diese Erwartung „zu hoch“ ist, dann tut es mir leid.
Wenn diese Entschuldigung nicht ehrlich genug rüberkommt: Was kann ich sagen … ich fühlte mich inspiriert.