Wahnsinn, wie die Zeit vergeht.
Ich habe damals Hearthstone auf Empfehlung eines Freundes installiert, mit dem ich immer League of Legends gespielt habe. Ich kannte Warcraft 3 und die Charaktere sowie ein paar Sammelkartenspiele aus dem echten Leben, deshalb hat es mich angesprochen. Allerdings habe ich es gefühlt lange nur nebenbei gespielt, meistens zwischen zwei Partien Liga. Ich hätte nie gedacht, dass ich es mal so lange und so intensiv spielen würde.
Besonders am Anfang war der Sammelaspekt auch der größte Anreiz. Auf die nächste Legendäre hinzuarbeiten, sich zu überlegen, was man craftet, und sich dann zu freuen, wenn man die Karten besitzt und einsetzten kann… Das war schon cool. Auch wenn es viel Frustration gab durch doppelte Legendäre zum Beispiel. Ich weiß noch genau, als ich mir die Klassenlegy des Schamanen erstellt habe, um sie dann einen Tag später zu ziehen.
Mein erster Kauf war dann so ein Willkommensangebot. 10 Packungen und eine Legendäre für 5 Euro, wenn ich mich richtig erinnere. Und in dem letzten der 10 Packs waren dann 2 Legendäre, darunter meine erste goldene. Damit hatten sie mich dann irgendwie. Über die Zeit habe ich dann hunderte Euros investiert, was ich nie gedacht hätte. Es ist ein Hobby, macht mir Spaß und hat mich lange begleitet, deswegen finde ich das auch schon ok. Trotzdem ist es auch teilweise beängstigend, wie man in so etwas reingezogen wird.
Spielerisch war mein richtiger Start dann Un’Goro. Der deutsche Stream von irgendeinem Turnier wurde im Klienten beworben, wenn ich mich richtig erinnere habe ich fast aus Versehen drauf geklickt. C4mlann war damals der Host und seine angenehme Stimme und seine ruhige, analytische Art haben mich irgendwie fasziniert und mir nicht nur Hearthstone, sondern überhaupt Twitch und Streams näher gebracht. Jahrelang habe ich dann regelmäßig bei C4mlann zugeschaut und der Dreiklang aus Hearthstone, Stream und Kaffee hat mich richtig glücklich und zufrieden gemacht.
Das erste Mal legend (direkt in beiden Modi damals) war etwas ganz besonderes und auch die weiteren Male damals waren toll. Gute Decks auszuwählen, das Konzept Meta zu verstehen, irgendwann sogar selbst Decks anzupassen… das war schon cool. Und jedes Mal die neuen Erweiterungen, vor allem die jährliche Rotation, waren echte Highlights. Viel später dann auch mal „hohe“ Ränge ins Auge zu fassen, war auch spannend.
Auch die weiteren Modi zu erkunden, die nach und nach dazu kamen und andere Aspekte des Spiels wie die Achievements zu erkunden, hat Spaß gemacht. Besonders hervorheben muss ich dabei Söldner, das mir für einige Wochen richtig viel Spaß gemacht hat. Das war in der Corona/Home-Office Zeit und eignete sich sehr gut für nebenbei, vielleicht war es auch deshalb so intensiv für mich. Der Umgang von Blizzard mit diesem Spiel und den Spielern war gleichzeitig aber auch mit die negativste Erfahrung, die ich gemacht habe. Ansonsten kann ich im Rückblick gar nicht sagen, wann sich auch vermehrt Frust in die Freude gemischt hat, wann aus dem Legend werden eher eine lästige Pflicht wurde, wann aus der Liebe eine Art Hass-Liebe wurde. Die Umstellung auf XP für Spielzeit, die Einführung von Season-Pass, Mega-Bundles und generell so vielen Angeboten waren für mich definitv auch schlechte Entwicklungen, die mein Verhältnis zu dem Spiel in eine ungesunde Richtung geführt haben.
Es gab immer mal Decks, die besonders frustrierend waren oder Metas, die einem besser oder schlechter gefallen haben. Aber der Zustand von Wild, meinem Hauptmodus, hat sich schon stark verändert, ich würde auch sagen objektiv verschlechtert, und der offensichtliche Unwille von Blizzard, daran durch vernünftiges Balancing etwas zu ändern, ist für mich seit Monaten eine große Enttäuschung. Wie ich schon oft gesagt habe, ist der Cheater Mage dabei für mich auch ein neues Level, dabei wird sozusagen eine Grenze überschritten. Ich möchte gegen dieses Deck einfach nicht spielen. Ich möchte nicht mal dagegen gewinnen, es soll einfach nicht da sein. Ich kann 10 Spiele gewinnen, wenn ich dann das 11. gegen einen Questmage verliere, ist der Tag für mich gelaufen, und zwar nicht unbedingt nur der Hearthstone Tag. Mein Ansatz zu dem Spiel und das MMR-System verbietet mir aber auch, einfach aufzugeben. Deswegen kann ich das Spiel eigentlich nicht mehr spielen. In ansatzweise ähnlichen Situationen, konnte ich mir immer einreden, dass ich meine eigene Einstellung ändern kann oder es gab auf die ein oder andere Art ein Licht am Horizont. Aber das will ich einfach nicht. Dass ich aber auch bisher nicht loslassen konnte, enttäuscht mich wiederum von mir selbst. Dass ich im Moment Hearthstone spiele, ist also irgendwie von vornherein ein Widerspruch. „Leider“ macht mir gerade alles, was nicht Quest Mage ist, richtig viel Spaß.
Mit dem 10-jährigen Jubiläum schließt sich für mich in mancher Hinsicht ein Kreis. Es ändert sich ja auch privat einiges bei mir, und ich werde grundsätzlich weniger zocken können und hoffentlich auch wollen. Ich habe mir vorgenommen, meine Sammlung im neuen Hearthstone-Jahr zu vervollständigen. Den notwenigen Staub habe ich schon lange, aber es gab keinen Grund für mich, die fehlenden Karten herzustellen. Ich denke nach der Rotation mache ich das dann. Der 1000. Sieg vom Todesritter steht bald an, dann habe ich alle Klassen auf 1000. Aktuell sieht es so aus, als würde ich in Standard und Wild legend werden mal wieder und vielleicht greife ich dann auch noch in Twist an. Dann habe ich alles erreicht, was ich erreichen kann.
Vielleicht kommen irgendwann Skins oder andere Belohnungen für 2000 Siege. Vielleicht kommt eine neue Klasse oder nochmal ein neuer Modus. Ziemlich sicher werden ja noch weitere Karten herauskommen. Und der „Kampf“ um die Ränge beginnt jeden Monat neu. Es ist also immer nur eine Momentaufnahme, aber auch das wird sich ja nicht ändern. Und ich kann und möchte da nicht mehr hinterherrennen. Gleichzeitig kenne ich mich aber auch und weiß, dass ich vermutlich die Lust verliere, wenn ich nur noch 1 2 Runden am Tag spiele und nicht mehr auf die Ränge, die Achievements, die Siege schaue… Vielleicht auch nicht. Vielleicht kann ich Hearthstone dann auch wieder ganz neu und anders genießen, ich weiß es nicht.
Trotz aller Enttäuschungen kann ich aber sagen, dass es insgesamt eine sehr schöne Zeit war und Hearthstone mein Leben in den vergangenen 10 Jahren bereichert hat. Es soll mir aber auch so in Erinnerung bleiben und kein Spiel werden, bei dem ich meine „Pflicht“ noch jahrelang erfülle, bis ich irgendwann nicht mehr weiß, warum ich das überhaupt mache oder sie die Server abstellen. Ich zwinge mich zu nichts, weder zum weiterspielen noch zum radikalen Cut, aber ich werde nicht mehr im selben Maße aus Routine und Ambition spielen, wenn sich die Rahmenbedingungen nicht ändern.
Jetzt wollte ich gar nicht so lange schreiben, aber zum Schluss muss ich dann auf jeden Fall natürlich auch noch das Forum erwähnen, das mindestens so wichtig wie C4mlann und Twitch für mich waren. Alles rund um Hearthstone und zuletzt auch noch ein bisschen mehr hier zu teilen, hat den Reiz des Spiels definitiv vergrößert und auch einen ganz anderen Reiz. Ich kann für mich sagen, dass in den 10 Jahren Hearthstone auch lange Zeitspannen nicht mein Hauptspiel war und ich teilweise ganz aufgehört hatte, aber trotzdem immer im Forum vorbeigeschaut habe und es ist ja auch kein Zufall, dass das mehreren Leuten so geht, die ganz aufgehört haben oder nur noch sporadisch spielen, aber immer im Forum aktiv waren. Und für den Fall, dass ich mit Hearthstone zeitweise oder dauerhaft aufhöre oder es nur noch sporadisch spiele, plane ich dasselbe.