Moin ihr lieben Freunde der Karten, und ja, der Titel ist absolut ernstgemeint. Natürlich ist wie immer bei solchen Themen zu beachten, dass dies hier bloß meine Meinung ist - Diskussion etc. ist selbstverständlich akzeptiert, ja sogar gewünscht. Aber nun zum Thema. [TL;DR unten, Dredge-Karten liegen bereit]
Das Thema ist Theotar, beziehungsweise er und ähnliche Combobreaker wie Mutanus und Dirty Rat. Ich lese immer wieder, dass Spieler sich darüber aufregen, dass insbesondere Theotar ihnen ihre Wincondition klaut - und genau das ist der Aspekt, den ich hier ansprechen will.
Hier einmal eine kurze Abhandlung zu meiner Philosophie, was Deckbuilding in Hearthstone betrifft: Ich hasse Decks, die darauf abzielen, einfach nur zu überleben, Minions vom eigenen Gesicht fernzuhalten, dem Gegner kaum etwas Interaktion bieten außer zum fünfzigsten Mal den Helden anzugreifen, nur um dann innerhalb eines weiteren Zuges plötzlich den unausweichlichen Sieg an sich zu reißen - kurz: Kombo-OTK-Decks. Meiner persönlichen Meinung nach sollte ein gutes Deck nämlich zuallererst das sein: Ein Deck aus dreißig synergierenden Karten, die zusammenarbeiten, um die Siegesstrategie gemeinsam durchzusetzen; nicht aber bloß drei Karten, die vollkommen isoliert von dem Rest des Decks ihr eigenes Ding durchprügeln, während alles andere zu einer stumpfen Abfolge von „Clear, Heil, Clear, Heil, Clear, …“ degradiert wird.
Und genau solchen Decks bzw. Minimalkartensätzen setzen Theotar und Co. ein Ende. Indem einzelne Karten, jetzt sogar mehr oder weniger gezielt, ganz aus der Hand des Gegners entfernt werden, sind solche Kombos nämlich unzuverlässiger: Klar kann man noch sein Deck mit der typischen Überlebenshülle zukleistern und genau drei Karten nehmen, die die einzige Wincondition stellen und zudem allesamt dafür nötig sind, aber dabei riskiert man eben auch, diese eine Wincondition auf einen Schlag zu verlieren. Das passt auch zu einem weiteren Aspekt, den ich beim Deckbuilding bemerkt habe:
Ein Deck verfolgt einen bestimmten Plan und hat eine Reihe an Karten, die diesen Plan verfolgen und erfolgreich durchführen wollen. Dazu kommt stets eine Hülle an weiteren Karten, die das Überleben bzw. Nicht-Zu-Weit-Zurückfallen gewährleisten sollten, und zwar durch Boardclears, Tempoboardpräsenz und mehr. Diese Hülle kann allerdings verschiedene Formen annehmen: Will ich in meinem Valuedeck beispielsweise mehr Earlygame in Form von billigen AoE-Zaubern, Armor Vendor und ähnlichen frühen Dienern haben, damit ich im Falle eines Aggro-Matchups länger überleben kann? Oder möchte ich stattdessen mehr Combobreaker spielen, damit mein langfristiger Valueplan nicht durch einen heftigen Schlag ins Heldenporträt zunichte gemacht wird? Oder liegt mir mehr daran, gegen andere Valuedecks das meiste aus meiner Sammlung herauszuholen? Oder eine ineffizientere, aber dafür versatilere Mischung aus den dreien?
Je nach Präferenz und Meta muss man abwägen, gegen welche Deckarchetypen man höhere Chancen haben will, auf Kosten der Chancen gegen andere Typen. Theotar weitet dieses Prinzip für Combodecks, die oftmals nur gegen Hyperaggro Probleme haben, auch auf Controlmatchups aus, womit meiner Meinung nach eine Art des Gleichgewichts zustande kommt:
- Aggro kann mehr Tempo mitnehmen gegen Combo, aber gegen Control effizienter gecleart werden, oder auf Kosten der Winrate gegen Combo etwas Tempo gegen Value eintauschen, damit Controldecks nicht mehr genügend Überlebensressourcen haben
- Control kann mehr Lifegain und Removal gegen Aggrodecks spielen, die gegen Combo allerdings tote Karten sind, oder Combobreaker einpacken, die hingegen wiederum zu langsam sind, um Aggro aufzuhalten
- Combo kann mehr zu Überleben versuchen, um gegen Aggro seltener unter den Tisch gedrückt zu werden, oder aber mehr Combomöglichkeiten/Winconditions nutzen für den Fall, dass ein Controldeck disruptive Karten nutzt. Dieser letztere Aspekt wird durch Dirty Rat, Mutanus und jetzt besonders effektiv auch Theotar hervorgerufen.
TL;DR:
Theotar (und Co.) zwingt Spieler eher dazu, ihre Decks auf mehrere Winconditions bzw. miteinander synergierende Karten auszurichten, da eine einzelne Karte oder Kartencombo schnell mal verpufft werden kann.