Ich habe mich gestern über die Spielweise und Taktik eines Gegners aufgeregt und zwar so sehr, dass ich noch im Bett darüber nachgedacht habe. Um diese negativen Gedanken in etwas Konstruktives umzuwandeln, habe ich im Geist eine Rangliste aufgestellt, und diese teile ich jetzt ungefragt mit euch. Wenn es wider Erwarten jemanden interessiert, freue ich mich über Kommentare und eigene Ranglisten.
Toxisch bedeutet wie die meisten wohl wissen eigentlich giftig und wird (nach meinem Gefühl mit zunehmender Häufigkeit) auch etwa auf Personen, Beziehungen und eben auch auf Taktiken oder Mechaniken in Computerspielen verwendet. Ein gutes Zitat fand ich in dem Zusammenhang: „Ein wesentliches Merkmal toxischer Personen ist, dass sie uns permanent ein schlechtes Gefühl geben“ (Quelle: Karrierebibel). Das bringt es ziemlich gut auf den Punkt und zeigt auch, warum ich dieses Merkmal total interessant finde, denn eigentlich steht das ja in krassem Widerspruch dazu, was Spiele für ein Gefühl vermitteln sollten.
Vorweg: Manch einer fragt sich vielleicht jetzt schon, welchen Sinn es haben soll, ganze Klassen einzuordnen. Was hat ein Pirate-Warrior mit einem Control Warrior zu tun? Wäre es nicht viel sinnvoller, Archetypen, konkrete Decks oder gar einzelne Karten einzuordnen? Vielleicht - und an jedem deratigen Thread beteilige ich mich gerne, aber mir geht es eben speziell um Klassen. Meine Gedanken machen manchmal was sie wollen und ich fand gerade diesen Ansatz jetzt eben spannend. Einzelne Karten und Decks kommen dabei natürlich trotzdem vor. Und ja, auch das sei hier einmal erwähnt, natürlich ist das Ganze subjektiv. Doch nun genug der Vorrede, ein allerletzter Hinweis noch und dann geht es los. Jede Klasse bekommt ihren eigenen Platz, wird also von Platz 11 (gar nicht toxisch), bis Platz 1 (Übertrieben toxisch und gehört gelöscht) einsortiert, es gibt aber auch Gruppen.
Und so kommen wir nun zur ersten Gruppe - Kaum bis gar nicht toxisch - und zum letzten, also eigentlich ersten Platz.
Platz 11: Hunter/Jäger
Vermutlich trauen bereits jetzt die ersten Leser ihren Augen nicht mehr, schäumen vor Wut oder fragen sich, ob ich doch mit der toxischsten Klasse anfange, aber nein. Für mich ist der Hunter die fairste Klasse in Hearthstone und setzt nahezu nie toxische Mechaniken ein. Falls meine Befürchtungen zutreffen und manche den Hunter besonders toxisch finden, dann ist jetzt wenigstens gleich zu Beginn klargestellt, dass es hier größtenteils um die subjektive Wahrnehmung geht. Trotzdem erkläre ich diese meine Wahrnehmung natürlich.
Der Jäger ist eine eher aggressive Klasse, die Schaden macht über seine Heldenfähigkeit, Zauber und Diener auf dem Board. Letzteren kommt in der Regel eine besondere Bedeutung zu und letztere sind oft Wildtiere. Eine so einfache Erklärung einer Klasse, die doch auf einen sehr großen Anteil der gespielten Decks in all den Jahren von Hearthstone passt, lässt sich wohl für keine andere Klasse finden. Und das erklärt auch schon die Platzierung. Der Hunter macht meistens das, was er soll, und was im Grundprinzip des Spiels angelegt ist. Das, was dem Hunter oft vorgeworfen wird, ist dass er aggressiv ist und teilweise nur ins Gesicht geht (und einfach zu spielen ist und teilweise overpowered). Ich fange mal hinten an, weil das auch eine wichtige Klarstellung ist. Um Balance geht es mir in dieser Rangliste ausnahmsweise mal fast gar nicht. Das hat aus meiner Sicht höchstens indirekt etwas mit der Toxizität zu tun. Dass er einfach zu spielen sei, ist ebenfalls kein fairer Vorwurf und zweitens gerade in Bezug auf die Aggro Decks eher unwahr. Gerade Aggro Decks erfordern einen guten Umgang mit Ressourcen und oft entscheidet hier ein Schadenspunkt über Sieg oder Niederlage.
Dass er aggressiv ist und manchmal ins Gesicht geht, ist natürlich wahr. Doch müssen nicht alle Klassen versuchen, den Gegner auf 0 Leben zu bekommen? Die Art und Weise wie der Hunter das tut, ist für mich die ehrlichste und reinste Art, Hearthstone zu spielen.
Platz 10 : Demon Hunter/Dämonenjäger
Wahrscheinlich wird auch diese Wahl einige verwundern, schon alleine weil nach meinem Empfinden die neu hinzugekommen Klassen bei einigen „Traditionalisten“ per se auf Ablehnung stoßen. (Keine Sorge, das ist das letzte Mal, das ich so einsteige). Doch klammert man die Einführung der Klasse aus, nachdem sie einfach viel zu stark war, also ein Balance-Problem hatte, ist sie für mich der Inbegriff eines fairen Gegners. Die Strategien sind variabel und reichen von klassischen minion-basierten Aggrodecks bis zu reinen Spell-Decks, doch ich habe sie selten als unangenehm empfunden. Einzelne Karten (Manaentzug, Glide) oder einzelne Decks (Il’gynoth OTK), stehen ein bisschen im Widerspruch zu dieser Einschätzung, aber insgesamt hat der DH immer sein Ding gemacht und das mit größtenteils fairen Mitteln.
Leicht toxisch
Platz 9: Paladin
Nur zwei Klassen haben das Attribut kaum bis gar nicht toxisch von mir erhalten, schon wird es toxisch, zumindest leicht. Höchste Zeit also, einmal zu definieren, was das eigentlich heißt. Angeklungen ist es ja schon, als ich versuchte zu erklären, was nicht toxisch ist: Nämlich den Gegner im Rahmen der Spielregeln zu besiegen mit einer klaren, eigenen Strategie. Besiegt zu werden, ist nie schön, aber darum geht es nun mal. Toxisch hingegen ist es, kurz gesagt, die Strategie des Gegners zu sabotieren, statt eine eigene zu haben. Und das bezieht, im allerweitesten Sinne, auch mit ein, sich auf die Verteidigung zu beschränken. Mauern nennt man das in anderen Spiel- und Sportarten, zum Beispiel im Fußball. Ich versuche nicht aktiv ein Tor zu schießen und zu gewinnen, ich verteidige mich erstmal. Soll der Gegner machen. Dass es am Ende möglicherweise gar keinen Sieger gibt und die Verlierer die Zuschauer sind, egal. Regelkonform? Ja. Aber eben toxisch.
Und damit sind wir beim Paladin, wobei eigentlich auch nicht so ganz. Denn die Vorwürfe, die hier erhoben wurden, sind beim Paladin nur in Ansätzen zu erkennen. Aber in Ansätzen sind sie es eben. Viel läuft beim Paladin über die Minions und über Buffs. Aber zur Not kommen eben auch unendliche Spott-reihen zum Einsatz und die Minions werden mit Gottesschildern ausgerüstet. Gerade diese Paladin-typische Kombination ist ätzend. Man kann die Minions nicht ignorieren, verletzen kann man sie aber auch nicht so ohne weiteres. Dazu kommt eine ganze Menge an Heilung, der wahlweise den Dienern oder dem Helden zu Gute kommt.
Alles in allem spielt das Paladin das Spiel aber noch so, wie es sein soll, und ist deshalb nur leicht toxisch.
Platz 8: Death Knight/Todesritter
Gerade erst sind wir zu den leicht toxischen Klassen gekommen, und schon stoßen wir gefühlt auch schon wieder an die Grenze dieser Gruppe. Denn der DK hat einige Mechaniken, die durchaus als toxisch zu werten sind. Eine einst sogar fast endlose Steigerung des Lebens, das Zerstören gleich 3er Minions des Gegners, das Einfrieren aller Minions (Alarmstufe Obertoxisch), und neuerdings (unendliche) Plagen.
Meine eigenen Worte lassen mich trotz sorgsamer Abwägung fast schon wieder zweifeln, doch was hier für den Angeklagten spricht, ist dass es sich meistens nur um einzelne Karten handelt, die grundlegende Strategie aber doch ist, den Gegner aktiv zu besiegen. Ob mit Minions (Grün), Spells (Blau) oder einer Art Control-Deck (Rot), das aber immerhin doch sehr auf die eigenen Minions und den Kampf auf dem Board angewiesen war. Oder eben neuerdings mit Plagen.
Vielleicht kommt den DK auch etwas zugute, was hier eigentlich keine Rolle spielen sollte: Die Balance. Denn trotz der Beliebtheit (neue Klasse) und der zeitweisen zahlenmäßigen Dominanz, war kein DK-Deck bisher jemals zu gut. Vor allem aber war keine der Strategien komplett toxisch, sie weisen nur einzelne Elemente auf. Unter besonderer Toxizitäts-Beobachtung muss der DK gestellt werden, bislang ist er aber höchstens leicht toxisch.
Platz 7: Warrior/Krieger
Noch stoßen wir in keine neue Gruppe vor, doch der Krieger kloppt ordentlich auf die Grenze ein. Mal sehen, wie lange sie noch hält.
Der Krieger hat in der langen Geschichte Hearthstones schon einige aggressive Decks hervorgebracht, vom All-Time-Favorit (oder Hate-Deck) Grim Patron Warrior, über verschiedene Eifer und Menagerie-Varianten bis hin zum Piraten-Krieger. Dennoch ist der Krieger für mich grundsätzlich eine defensive Klasse, die Rüstung aufbaut, das Board des Gegners mit eigenen Minions und Spells klein hält und am Ende länger überlebt. Das ist per se nach meiner eigenen Denkweise schon eher toxisch, und wenn sich alle an die Regeln halten würden, wäre die Geschichte hier zu Ende und der Krieger die toxischste Klasse. Doch dem ist nicht so. Und das ist das Problem des Kriegers und zahlreicher Control-Liebhaber: Viele andere Klassen bedienen sich völlig unfairer- und toxischer - Mechaniken.
Der Krieger hingegen tut das, was er tut, im Großen und Ganzen so wie vorgesehen. Außer, wenn die Rüstung auf einmal gleichzeitig Angriffsschaden wird. Wie gesagt, er kloppt…
Toxisch
Platz 6: Rogue/Schurke
Obwohl schon toxisch, ist der Rogue für mich noch in Ordnung. Warum? Nun ja, einen Schurken muss es geben… Spaß beiseite. Diese Klasse soll aus meiner Sicht toxisch sein. Sie hat so gesehen eine Sonderstellung. Während alle anderen Klassen mehr oder weniger offen kämpfen, stiehlt der Schurke Karten, hüllt sich in Verstohlenheit und wendet irgendwelche Tricks an.
Schwierig wird es erstens, wenn wie aktuell zu beobachten, enorme Mengen an Karten ausgespielt werden und der Gegner nur zuschauen kann. Das spielt auf eine bisher noch
unerwähnte Dimension an: Die Animationen. Und zweitens eskalieren manche der Strategien einfach. Unendlich große Edwins, Kingsbane Waffen, Deathrattle oder Handkarten OTKs nach 5 Runden. Das ist zu toxisch. Doch meistens sind all diese Strategien schwer zu spielen und relativ nischig, weswegen der Rogue damit - zumindest in dieser Liste - noch halbwegs davon kommt.
Platz 5: Druid/Druide
Eigentlich reicht hier ein Wort: Manacheat.
Manacheat ist sozusagen die Kernkompetenz des Druiden und das ist ziemlich op. An sich wäre das aber dennoch nicht unbedingt toxisch, wenn der Druide das nur nutzen würde, um ein starkes Board aufzubauen oder ähnliches. Doch der Druide baut sich damit mehr Rüstung auf als der Warrior, zieht schneller durch sein Deck als der Schurke, heilt sich mehr als der Priester und haut mehr Schaden raus als Magier und Schamanen. Kurz um: Er macht, war der will. Oft kann der Gegner dabei nur macht- und fassungslos zuschauen. Das ist toxisch.
Platz 4: Warlock/Hexenmeister
Was dem Druiden der Manacheat, ist dem Hexenmeister der Draw. Und Handkarten sind wie Mana eine wichtige Ressource, auf die der Hexenmeister leichter zugreifen kann als alle anderen Klassen. Das wäre komplett unfair, wenn er dafür nicht mit der dritten und letzten Ressource zahlen müsste: Seinem Leben.
Wäre? Nun, leider hat der Hexenmeister im Laufe der Zeit immer mehr Tools bekommen, sein Leben zu schützen, wieder aufzufüllen oder gar den Schaden auf den Gegner umzuleiten. Dazu kommen ebenfalls ziemlich mächtige Manacheat-Mechaniken, was den Warlock einen Platz nebem dem Druiden beschert.
Aber warum vor dem Druiden? Nun, bei diesem Kopf an Kopf rennen haben dann doch einzelne Karten den Ausschlag gegeben, die auf eine generelle Verhaltensweise schließen lassen. Der Warlock hat die meisten Karten, die dem Gegner Karten zerstören, und das oft mehrfach. Gnomferatu ist noch ein harmloses Beispiel. Tickatus hingegen war schon schlimmer und sorgte für reichlich Hass. Neuerdings kann er mit der Sinfonie noch einfacher das Deck des Gegners zerstören. Als wäre das nicht genug, nutzt ausgerechnet der Warlock auch noch gerne all die neutralen Karten, die ähnliches tun, von Dirty Rat über Mutanus bis zu Theotar. Auch das ist toxisch.
Sehr toxisch
Platz 3 Shaman/Schamane
Der Schamane hat zahlreiche toxische Strategien auf Lager und nutzt dazu gerne alles, was die neutrale Gift-Palette zu bieten hat. Was sich durchzieht: Der Gegner wird aufgehalten, bis der eigene teuflische Plan aufgeht. Was den Schamanen dabei von anderen Klassen abhebt? Er kann all seine toxischen Verhaltensweisen immer wieder wiederholen, und das nicht nur, aber natürlich allen voran, mit Shudderwock. Das katapultiert den Schamanen in meine Top 3.
Platz 2: Priest/Priester
Die Klasse, von der ich am häufigsten gehört habe, sie gehöre gelöscht. Die Wiederbeleben-Mechanik ist vielleicht die umstrittenste Mechanik in der Geschichte von Hearthstone, aber auch sonst ist der Priester kein Kind von Traurigkeit. Ständige Boardclears, ohne jemals etwas eigenes zu tun. Falls doch mal etwas durchkommt, wird sich einfach wieder geheilt. Zur Not wird das Leben da auch einfach mal auf 40 gesetzt.
Als wäre das nicht schlimm genug, stiehlt der Priester seinen Gegnern auch noch andauernd die Karten, als wäre er ein Schurke. Und wenn da nicht das passende dabei ist, wird eben einfach so entdeckt. Und kopiert. Ob Minions oder Spells, immer und immer wieder wird dasselbe kopiert.
Wie keine zweite Klasse will der Priester auch gar nicht gewinnen, sondern lässt den Gegner einfach ausbluten. Ironischerweise hat der Priester (vielleicht auch deshalb?) die Karte: „Du gewinnst“ bekommen. Dass dieser Tod fast schon eine Gnade ist, zeigt, wie toxisch der Priester eigentlich ist. Löschen würde ich ihn deshalb aber nicht.
Den Sptzenplatz, oder aber auch den Platz außer Wertung in der Gruppe "so toxisch, dass es gelöscht werden muss", hat alleine:
Platz 1 (Außer Wertung): Mage/Magier
Wer ab uns zu meine Beiträge liest, wird wenig überrascht sein, den Magier hier zu finden. Was könnte toxischer sein, als nicht mitspielen zu dürfen? Und das kann nur der Magier. Andere Klassen klauen oder zerstören dein Deck, doch wirklich ausschließen kann dich nur der Magier.
Was aber natürlich nicht der einzige Grund für diese Platzierung ist, schließlich geht es nicht nur um einzelne Decks. Der Magier muss sich was Manacheat angeht kaum verstecken vor den anderen Platzhirschen, immerhin kann er für 9 Mana Spells im Wert von 20 Mana raushauen. Sagte ich 9 Mana? Haha. Genau.
Der Magier ist der Meister des OTKs und hat in seiner Geschichte schon zahlreiche solche Decks hervorgebracht. Bis dahin wird der Gegner eingefroren, darf seine Spells und Minions gar nicht erst spielen, oder der Magier selbst macht sich immun.
Und das immer und immer wieder. Zur Not entdeckt er die Karten einfach. Der Magier kann sogar sein gesamtes eigenes Deck durch zufällige Zauber ersetzen, und ist immer noch zuverlässig toxisch.
Das hat dann mit dem Spiel und mit Spaß zwar gar nichts mehr zu tun, bringt dem Magier aber immerhin die unangefochtene Nummer 1 in der Toxizitäts-Liste ein.
Zumindest in meiner