Erneut muss ich auf den Twink zurückgreifen, da ich den Thread erstellt habe und mir daher nicht selbst antworten darf.
Es mag im Vergleich zu manchen „altgedienten“ Gilden tatsächlich wie ein junger Hüpfer wirken, doch können wir mit Stolz sagen, dass die Gilde nun ihr einjähriges Jubiläum begeht, beinahe auf den Tag genau. Durch das Schaltjahr wäre es sogar schon am 02.03.2020 gewesen.
Ich möchte mich an dieser Stelle für das RP mit vielen, vielen Spielern bedanken. Es war stellenweise ein sehr steiniger Weg und der ein oder andere Spieler ist OOC immer wieder bereit, uns noch mehr Steine in diesen Weg zu legen. Ich hatte zwar auch persönliche Tiefpunkte, dafür aber auch sehr viele positive Erlebnisse mit anderen Spielern.
Bei externen Spielern möchte ich folgende Spieler(-gruppen) besonders zum Dank hervorheben:
- Dem Magiersanktum Sturmwind für die hervorragende Kooperation in diversen Situationen.
- Dem Sanktum der Dämmerung für Zusammenarbeit in elfischen Angelegenheiten.
- Amtmann Rorik Sinclair
- Dem Skriptorium Sturmwind
Davon ab will ich an dieser Stelle jedoch auch ein Resümée ziehen und auf Kritikpunkte eingehen.
Seit Gründung der Gilde haben wir über 115 verschiedene, von einander meist unabhängige Fälle bearbeitet, für die auch Akten angelegt wurden.
Das IC täglich im Forum geführte Wachbuch, welches die nennenswerten Ereignisse eines Tages zusammenfasst, fasst nach heutigem Stand über 250 A4-Seiten mit über 80.000 Worten.
Bezüglich der Kritik werde ich einen Post in den Spoiler setzen, welchen ich bereits vor einigen Wochen vorgeschrieben habe.
Kritik
Part I:
Ich fange mit dem Punkt an, über welchen wir die meisten Beschwerden erhalten: Die Personen- und Tavernenkontrollen.
Historisch betrachtet ist es so gewesen, dass jedes Wirthaus, jede Schenke, jedes Gasthaus und so weiter ein sog. „Wirtshausschild“ besaß. Dies war einerseits eine Werbung und andererseits zeigte es auch eindeutig, dass es sich um eine der vorgenannten Einrichtungen handelte. Des Weiteren hatte es für Kontrolleure und Steuereintreiber den Zweck, dass sie sehen konnten, wo sie hinmüssen, denn Schanklizenzen gab es auch damals schon. Sogenanntes „Zapfgeld“ oder „Schankgeld“ wurde als eine Art Steuer erhoben, damit auch die Städte etwas vom boomenden Betrieb der Wirtschaften hatten. Wer keine Schanklizenz aufweisen konnte, beging dementsprechend eine Art früher Steuerhinterziehung.
Sturmwind ist durchaus mittelalterlich orientiert. Gilneas geht sogar noch weiter. Ich sehe keinen Grund, warum es in Sturmwind anders sein sollte, zumal Tavernenkontrollen genau nach den Schanklizenzen bereits seit diversen Jahren durchgeführt werden. Natürlich, es kann den Fluss des RP des Einzelnen stören, doch generiert es gleichzeitig neue Möglichkeiten für RP.
Gleiches sehe ich bei Personenkontrollen. Mir kommt zu Ohren, dass die, ich zitiere direkt aus meiner „Fanpost“, wie ich sie nenne, die Beschwerdebriefe, die ich nach dem Post im Jahresrückblickfaden 2019 erhielt: „andauernden Personen- und Tavernenkontrollen nerven“. Nun, wir versuchen primär jene zu kontrollieren, die auffällig sind.
In manchen Fällen würde es reichen, den gesunden Menschenverstand anzustrengen. Welche Stadtwache, oder, auf den modernen Kontext bezogen, welcher Polizist, würde jemanden nicht anhalten, wenn dieser mit blutigen Messern in der Hand durch die Gegend läuft? Oder wenn derjenige beim Anblick der Stadtwache „ganz schnell“ die Hände zu den Taschen bewegt und etwas zu verstecken versucht? Wenn nicht gerade der Kommandierende mit dem falschen Fuß aufstand und daher willkürlich jemand „unschuldiges“ zur Kontrolle bestimmte, haben die Kontrollen Sinn und Zweck. Wenn man sich IC davon beleidigt fühlt, kann man sich immer noch beim Vorgesetzten beschweren. Sich OOC jedoch aufzuregen, dass „das ja nun nicht sein müsse“ und „total unfair“ sei, ist der falsche Weg der Herangehensweise.
„Unfreundlichkeiten“, „Schlechtes Wach-RP“ und ähnliche Schoten höre ich öfter. Doch realistisch betrachtet kamen Freundlichkeitsvorschriften von wegen „Die Polizei, dein Freund und Helfer“ in Deutschland erst in den 1920er Jahren auf, vorher war die Schutzpolizei (kurz „Schupo“) als „Schlägertruppe“ verschrien. Unsere Vorschriften sind da eindeutig etwas zuvorkommender. Und gerade, wenn man zum Teil bereits seit 3-7 (RL!-)Stunden im RP ist, sich dabei nur um die Probleme anderer (Spieler-)Charaktere kümmert, kann es durchaus mal sein, dass man IC etwas aus der Haut fährt, gerade, wenn man im Stress ist. Ich will hier niemanden in Schutz nehmen, jedoch bitte ich darum, sowas IC zu belassen, sich OOC jedoch ins Gedächtnis zu rufen, dass wir uns in unserer Freizeit um die Freizeit und den Spielspaß anderer kümmern. Die Wacharbeit ist nämlich genau das: Arbeit. Unbezahlt, Stundenlang, für Spaß und Freude von einem selbst und anderer.
Dazu möchte ich noch erwähnen, dass unser Umgang mit Personen, die sich an Tatorten aufhalten und dabei der Wache konsequent im Weg stehen, auf Kritik stieß. Wir warnen ausreichend vor, ehe wir zu Gewalt greifen. Wenn man jedoch auch nach drei Aufforderungen, weiterzugehen, immer noch am Selben Fleck steht (ich meine damit auch mit Emotes dazwischen), dann wird derjenige eben auch unsanfter fortbewegt.
Über das Verliesspiel, die Missstände und Missverständnisse hierbei habe ich an anderen Stellen bereits zur Genüge gesprochen. Ein primäres Problem, auch hierbei, ist es, dass „negative“ Ereignisse länger im Gedächtnis bleiben und eher zur Sprache gebracht werden als „positive“ Ereignisse. Rollenspiel ist ein Miteinander, kein Gegeneinander. Das ist eine grundlegende Regel jedes Rollenspiels, die man OOC beachten sollte, auch wenn man im IC noch so sehr verfeindet ist.
„Die Stadtwache nimmt sich nicht genug Zeit für mich/uns.“ → Siehe Punkt Verliesspiel. Wir haben nicht immer die notwendige Besetzung, um jedem Spieler so viel Zeit zu geben, wie er will. Wenn sich etwas ereignet oder wir zum nächsten Punkt auf der Tagesliste müssen, dann müssen wir eben weiter. Wären wir um einige Spieler reicher, wäre eine bessere Zeitverteilung möglich.
Dann gäbe es noch das bzw. den Powerlevel. Manch einer ist der Meinung, wir würden uns zu viel herausnehmen, würden uns als unantastbar sehen. Hier muss ich höflichst widersprechen. Wenn die Soldaten Fehler begehen, meldet man sie bei ihrem Vorgesetzten. Ist der oberste Vorgesetzte das Problem oder hört er einen nicht an, kann man zu Amtleuten und Richtern, beispielsweise zu Rorik Sinclair – welchen ich an dieser Stelle nochmals lobend erwähnen will – gehen. Jener kann, wie bereits in manchen Fällen geschehen, auch für entsprechende Maßnahmen sorgen, wenn der Vorwurf begründet ist.
Wir sind nicht perfekt, das wissen wir selbst. Wir machen Fehler, wir haben Fehler gemacht und wir werden weiterhin Fehler machen. Denn wir sind, was viele gerne mal zu vergessen scheinen, keine NSCs. Unsere Charaktere sind Spielercharaktere und Spieler sind wir auch hinter dem Bildschirm: Wir sind Menschen. Fehler sind menschlich. Und doch werden wir immer daran arbeiten, uns selbst zu verbessern.
Part II:
Wir haben uns nun ausreichend zu Kritik an uns geäußert, ich denke, dass es Zeit ist, auch selbst etwas Kritik zu üben:
Wildtiere. - Über jene wurde hier ([A-RP] Anschlagtafeln in Sturmwind - #33 von Ânsgâr-die-aldor) meiner Meinung nach bereits genug gesagt. Aus logischer Sicht dürfte es einfach keine Wildtiere, die nicht unter bestimmten Sicherheitsvorkehrungen unterwegs sind, in der Stadt geben. Am Tor würde man sie nicht einlassen, am Hafen nicht einreisen lassen. Es ist eine Großstadt und die Leben der Bevölkerung zählen weitaus höher als der persönliche Besitz des Einzelnen in Form eines Tiers.
Kinder. - Ich sage nicht, dass man sie nicht spielen sollte, nein. Wir sagen lediglich, dass Kinder, die ab einer gewissen Uhrzeit (sagen wir, 22/23/24 Uhr) alleine auf den Straßen unterwegs sind, von jeder (NSC-)Wache aufgegriffen und nach Hause oder zum Waisenhaus gebracht würden. Wir sehen immer wieder, selbst um halb 2 Uhr nachts, Kinder im Alter von zum Teil unter zehn Jahren, die um diese Zeit alleine durch die Gegend stromern.
Hetze. - Wie oben erwähnt, wir haben Fehler gemacht und werden weiterhin Fehler machen, das macht uns menschlich. Und doch bespielen die größeren Wachgilden seit ein paar Jahren ein und die Selben Vorschriften und Regeln, nach denen sie arbeiten. Eine neue Wachgilde, wie auch zum Teil gefordert, würde, wenn sie nicht nach den Selben Regeln spielt, wahlweise eine Kuschelkompanie oder eine Schlägertruppe. Ich denke, dass es ratsam ist, die Balance zu halten. Manch einer erzählt ganzen Gilden, wie inkompetent wir – und gerade ich – seien, weil ich den „Kommandeur“ nicht als Rang anerkannte, ganz einfach, weil es kein Rang ist. Ja, man wird zum Kommandeur ernannt, aber nicht befördert, so ist es kein militärischer Rang, sondern eine Funktion. Oder, für den Fachbegriff, eine Dienststellung, statt eines Dienstgrades. Der eigentliche Rang, den derjenige Soldat innehat, bleibt dabei erhalten.
Unnötige Bürokratie. – Uns wird oft vorgeworfen, wir würden die Stadt und Stadtwache zu bürokratisch halten. Es gäbe zu viel Papierkram. Auf der anderen Seite wird bei jeder Gelegenheit eine richterliche Anordnung gefordert, damit die Wachteileinheiten in ein Haus zur Durchsuchung oder gar nur zur Kontrolle kommen dürfen? Ich erwähnte oben die Regeln und Vorschriften. In jenen steht geschrieben: „Die Zuständigkeit der Stadtwache beschränkt sich primär auf die Stadt Sturmwind mit allen Gebäuden, Anwesen und Orten, da diese als Eigentum des Königs zu betrachten sind und die Stadtwache Königshaus und Gesetz allzeit zu vertreten hat.“ – Soll heißen: Wenn es einen triftigen Grund gibt, hat die Stadtwache jedes Recht, in jedes Haus, jede Hundehütte, jede Taverne, jedes Lagerhaus und in jeden Hühnerstall zu sehen. Wenn sie dabei etwas beschädigen oder ihr Vorgehen zweifelhaft ist, kann – wie oben erwähnt – beim Vorgesetzten oder bei einem Amtmann Beschwerde eingelegt werden.
Bis an die Zähne bewaffnet. – Wieder ein Logik-Punkt, wie auch die Kinder und die Wildtiere: Wo ist die Logik, in einer befestigten Hauptstadt, wo an jeder Ecke eine Wache steht, wenn jeder Dritte in der Stadt herumläuft, als würde er gleich eine Bank überfallen wollen? Volle Rüstung (ganz gleich, ob Leder oder Metall), zwei Messer pro Stiefel, ein halbes Dutzend Wurfmesser und –nadeln am Körper, teure Schwerter und Schusswaffen dazu und zum krönenden Abschluss noch wahlweise ein Beutel Granaten oder Molotovcocktails. Hier stelle ich mir zwei Fragen.
Erstens: Warum? Warum muss das in der Stadt sein?
Zweitens: Woher hat derjenige, der zum Teil nur ein einfacher Söldner ohne aktuellen Auftrag sein will, das Geld für den ganzen Kladderadatsch?
Ich hoffe, dass meine/unsere Kritikpunkte den ein oder anderen zum Nachdenken animieren. Fasst es bitte nicht als „er will uns vorschreiben, wie wir zu spielen haben“ auf. Es ist lediglich eine Aufzählung von Punkten, die mir und auch anderen immer wieder auffällt und zum Teil aufstößt. Ich will an dieser Stelle zu mehr bodenständigen Konzepten appellieren. Und, besonders wichtig: Belasst das IC mehr im IC. Reagiert auf eine IC-Aktion im IC und nicht im OOC.
Abschließend will ich noch sagen: Danke für ein tolles Jahr an RP. Wir freuen uns auf ein weiteres Jahr, neue Kontakte, neue Mit- und Gegenspieler, IC. OOC sollten wir nie vergessen, dass wir alle ein Spiel spielen. WIr alle sind im Rollenspiel. Dies ist ein Miteinander, kein Gegeneinander. Dies wird meiner Meinung nach viel zu oft vergessen.