[A-RP | Kaldorei] Aschengleve

- Aschengleve -



  • [IC] - Vorstellung & Rollenspiel - Beispiele
  • [OOC] - Grundlegendes

- IC -


Der größere der beiden Monde Azeroths weilte verhangen und verdunkelt am nahezu sternenlosen Himmel, als Kheandra Borkenpfad weiter vorstieß. Mit einem Satz sprang sie über das nahe Gestein in den Flusslauf, der über den Höhleneingang hinweg strömte, und beugte sich über den Kadaver eines Tauren. Unterhalb der Hörner des Gefallenen, die tiefe Kerben von vergangenen Scharmützeln aufwiesen, ragte ein Pfeil aus dem Auge des Kriegers der Horde. Ein Pfeil, der von einer der Schildwachen in ihrem Rücken geschossen worden sein mochte, vielleicht auch von der Sehne ihres eigenen Bogens. Kheandra wusste es nicht. Und es war längst auch nicht mehr von Bedeutung, welche der Schwestern bei ihrem Vorstoß auf die Höhle jenen Widersacher zur Strecke gebracht hatte.

Im Schutz der Dunkelheit und umhüllt von den Schatten der verbliebenen Bäume, die der Gier und den Kriegsmaschinen des Kriegshäuptlings nicht zum Opfer gefallen waren, hatte die kleine Einheit der Kaldorei zugeschlagen. Spuren hatten sie zuvor gefunden, hatten mehrere Getreue der Horde verhört, um letztlich herauszufinden, wo noch immer Schwestern und Brüder ihres eigenen Volkes gefangen halten wurden. Ja, noch immer. Nach all den verstrichenen Tagen und Nächten, den Wochen, unter denen der Brand von Teldrassil endlich ganz und gar ausgeglüht war.

Alles, was zurückgeblieben war, war ein finsterer Schatten vor dem Nachthimmel. Alles, was verblieben war, war Asche. Und diese Asche war mittlerweile erkaltet, nicht so aber der Schmerz und das wilde Verlangen nach Vergeltung, das die Kinder der Sterne erfüllte



~*~


Erstes Rollenspiel - Beispiel
[Thavaéra-DieAldor]:
-- In jener Höhle waren tatsächlich nur noch die groben Käfige zurückgeblieben, während nahezu alle Verteidiger und Krieger nach draußen gestürmt waren. Die Gerüche von Blut, Exkrementen und Verwesung mochten bis zum felsigen Ausgang wabern und zum Glück hinfort gespült werden. Das bedeutete jedoch nicht, dass es für jene, die in der Höhle und in ihren Käfigen noch lebten kein Alptraum bliebe, denn so sehr der Wasserfall die Schwestern außerhalb vor dem Gestank und dem Keuchen, Wimmern und Röcheln der wenigen Überlebenden „schützen“ mochte, so wenig ließ er irgendetwas von der Außenwelt hinein. Die Gefangenen waren allein. Und jene, die nach wie vor lebten, wurden wahrscheinlich nur noch von dem eigenen Schmerz .. oder von Starrsinn am Leben gehalten. Sie lagen zwischen den faulenden Überresten ihrer einstigen Mitstreiter oder aber unbekannter Schwestern und Brüder, die die Gefangenschaft, die Zwangsarbeit und die Folter durch die Horde einfach nicht überstanden hatten. –

Die Schildwache richtet sich noch weiter auf und verzerrt dabei ihr Gesicht. Etwas im Leibe der Kämpferin will nicht aufgeben, kann es vielleicht auch nicht. Mit aller Kraft, die ihr verblieben ist, tritt sie gegen die Gitterstäbe. Ein lauteres Splittern erklingt.
„Ich … will … hier … nicht … sterben“, entkommt es Thavaéra zwischen den immer wieder gemurmelten Gebeten, die sie kaum noch hervorbringen kann. Mit der Kraft der Verzweiflung schiebt sie sich dann aus den Überresten des Käfigs - auf allen Vieren und über die Überreste des Getöteten hinweg. Alles andere als anmutig zerrt sie ihre schwachen Beine hinter sich her in Richtung der Laute, die sie von Asaciel vernommen hat.

[Asaciel-DieAldor]
Aus Asaciels Richtung klappert es leise für die Dauer von ein oder zwei Wimpernschlägen. In eben jenem Moment, als sich die Hände mit den Ketten bewegen und wieder herunter sacken. Die Lider bleiben geschlossen, doch leises, geröcheltes Lachen dringt aus ihrer Kehle.
„Sie sind nicht fort, Mutter. Diese dreckigen Hunde werden dich und deine widerwärtige Magie-…“ Sie stoppt abrupt, es wird wieder ruhig.

Dann schreckt sie von Neuem auf. Abermals ziehen sich die Muskeln in verräterischer Abwehrhaltung zusammen und auch die Augenlider sperren sich regelrecht auf. Nahezu panisch ruckt der Kopf umher, die Ketten an den Händen klappern laut. So scheint sie zu versuchen die Lage zu sondieren, in vermutlicher Erwartungshaltung der nächsten Folter. Ihr Leib beginnt zu zittern. Langsam lehnt sie ihn ein Stück nach vorn, nur um im nächsten Moment wieder nach hinten gegen die Stäbe zu donnern. Donnern, in der Tat. das Geklapper hallt in der Höhle nach.
Die von Dreck und allerhand anderen Dingen beschmierte Schildwache streckt ihre Hand seitlich aus dem Käfig und legt sie auf eine, die bereits der Verwesung anheim gefallen ist. So starrt sie auf die neben dem Käfig befindliche Leiche, als wäre jene gerade erst gestorben. Fraglich, ob sie das gerade realisiert.

[Tinùviël-DieAldor]
Erneut stöhnt es leise aus dem blutigen Haufen. Halb beerdigt unter den Toten und gleichzeitig gefesselt mögen sich die kraftlosen Glieder nicht mehr rühren. Geknebelt hat man das Biest, nachdem es einem Orc das Ohr abgebissen hat. Das Gesicht zerschlagen und ihr Haupt in einen Sack gesteckt, damit nur noch die Ohren das Leid ihrer Schwestern und Brüder mit bekamen, während ihr weitere Schläge zu Teil wurde und man gar versucht hatte, die Haut auf ihrem Rücken in Streifen vom Knochen zu lösen… ehe die kleine Kaldorei an den Felsen gekettet wurde und man immer wieder bereits halbtote Elfen zu ihr legte um sie wohl lebendig zu begraben.

Zweites Rollenspiel - Beispiel
[Anesha-DieAldor] Die Kaldorei strafft die Schultern bei dem Befehl, und lässt sie dann wieder sinken, kurz wirkt es so, als habe das Innere der Höhle auch ob dieses kurzen Aufenthalts bereits gewisse Kräfte geraubt. Sie schnalzt mit der Zunge gen des Säblers Dhejar, nickt zur Seite und bedeutet ihm auf diese Art wohl, ihr zu folgen, als sie sich von der Gruppe entfernt, um zwischen den Leichen nach Lebenszeichen ihrer Brüder und Schwestern zu suchen.

Erst als die Höhle sich allmählich erhellt, blickt sie sich um, um einen Blick auf Kheanda zu erhaschen, die in ihrer Zwiesprache mit der Mondgöttin sprichwörtlich Licht ins Dunkel bringt. Sie folgt den weichenden Schatten an den kargen Steinwänden mit ihren Augen und atmet einmal tief ein, trotz jedes Gestanks. Die Haltung straffer und das Haupt wieder leicht gereckt, lässt sie den Blick über alles wandern, was Mutter Monds Licht ihr offenbart.


[Alyssiá-DieAldor]
Die Wächterin knirscht mit den Zähnen während sich der Blick auf die grausame Szenerie eröffnet. Sie will ihre Augen schließen, zwingt sich jedoch sie offen zu lassen. Sie atmet kurz durch, woraufhin sie abgehackt schluckt. Dann nickt sie schließlich knapp und beginnt die Insassen des ersten Käfigs auf Lebenszeichen zu überprüfen.

Nur für einen kurzen Moment hält sie inne, als sie das Licht von Mutter Mond in ihrem Rücken spürt - dann fährt sie auch schon fort bettet ihre Hand an Köpfe die noch erhalten genug für diese Geste sind, während ihr Blick über die anderen schweift. Mit jedem getöteten Kaldorei verhärten sich ihre Züge noch mehr … all die Emotionen scheinen zu einer einzigen gewandelt zu werden: Hass. Und dennoch, sie setzt ihre Suche fort. Käfig um Käfig. Einer schrecklicher als der andere.


[Serénya-DieAldor]
Serénya macht zu aller erst einen Schritt zurück, die Augen regelrecht panisch geweitet als der Befehl ertönt weiter vorzurücken. "Ich… kann das nicht", hört man sie murmeln und leicht den Kopf schütteln. Einen kurzen Moment sieht sie so aus, als würden ihre Nerven reißen.
Der Anblick ist zu vertraut und doch gleichermaßen fremdartig, widernatürlich. Alles in ihr schreit danach nicht hier sein zu wollen, aber ein Funken Verbissen- und Entschlossenheit bleibt bestehen. Jener ihren Schwestern und Brüdern, und sei es nur eine oder einer, die Chance zum Überleben zu geben. Dennoch, nur schwerlich schiebt sie sich vorwärts, um den Befehl auszuführen und ebenfalls zwischen den Leichen nach einem Lebenszeichen zu suchen. Die Tränen die ihr über die Wangen laufen dabei, ignoriert sie. Ebenso wie ihre zitternden Hände.



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- [OOC] -



Was ist die ‘Aschengleve’?

Die ‘Aschengleve’ bezeichnet eine Einheit Überlebender des Krieges der Dornen, die nun unter der Führung der Mondpriesterin Kheandra Borkenpfad kämpfen und Vergeltung für die Kriegsverbrechen an der Dunkelküste und auf Teldrassil suchen.

Dabei zeichnet sich die Einheit "Aschengleve" insbesondere durch Guerilla-Angriffe aus dem Schutz der verbliebenen Wälder und ihre Skrupellosigkeit aus.
Einen festen Stützpunkt besitzen sie - der aktuellen Lage geschuldet - nicht, unterstützen jedoch hier und dort lokale Einheiten der Schildwache, um die Horde zu schwächen und bestenfalls die angestammten Gebiete der Nachtelfen zurück zu gewinnen sowie zu sichern.


Die Spiel- bzw. Einsatzorte?

  • Dunkelküste
  • Eschental
  • Feralas
  • Winterquell (seltener)

Rollenspiel-Schwerpunkte und Angebote:

Die ‘Aschengleve’ steht für kampforientiertes (und reisefreudiges) Rollenspiel, in dem sich die Charaktere zum größten Teil in Kriegsgebiete vorwagen und die jeweilige Situation meistern oder aber auch nur überstehen sollen. Insofern werden die meisten Missionen die aktive Bekämpfung der Horde, das Befreien von Gefangenen als auch das Überleben und die Entbehrungen am Rande der nach wie vor allgegenwärtigen Kampfherde umfassen.

Dementsprechend passen dauerhaft nur wehrhafte Charaktere zu uns, deren Spieler Freude an dieser Art von Rollenspiel mitbringen.
Wer uns hingegen mit einem Zivilisten-Charakter begegnen möchte, kann dies natürlich gerne tun. Rollenspielsituationen für eine Begegnung finden sich mit Sicherheit, lediglich ein dauerhafter Anschluss wäre problematisch.

Eine Ausbildung von Rekruten oder Novizen bieten wir durchaus an, allerdings erst ab halbwegs fortgeschrittenem Kampfvermögen, das zur Teilnahme an den jeweiligen Missionen befähigt. Die Verzweiflung mag die Kaldorei zu einigem treiben, das bedeutet aber nicht, dass wir grob fahrlässig jemanden mitnehmen, der nicht weiß, an welchem Ende ein Schwert gehalten werden sollte.


Wie läuft unser Rollenspiel generell ab?

Zunächst:
Unser Rollenspiel wird nicht jeden Abend stattfinden. Das ist nicht mit unserem RL zu vereinbaren.

Vielmehr werden auf unserem Discord-Server 1-2 (Plot-)Abende gemeinsam ausgewählt, an denen die meisten Spieler Zeit finden, um die jeweilig fortlaufende Geschichte / Handlung um die „Aschengleve“ weiter zu spielen. Beispiele für eine solche fortlaufende Geschichte wären z.B. Kampfmissionen, eine gemeinsame Jagd, das Verfolgen von Hinweisen zu Überlebenden / einem Artefakt, das Entdecken eines Charakterhintergrundes oder aber eine längere Handlung um feste Antagonisten, die nach und nach besser kennengelernt werden.
Diese Plot-Abende werden bestmöglich immer in einer Situation enden (z.B. Rückkehr zum Lager), die alle Spieler befähigen, ihre Charaktere frei und mit anderen Mitgliedern der Einheit / mit Verbündeten zu bespielen, wann immer sie die Zeit dazu finden. Hier ist allerdings die Eigeninitiative der Spieler gefragt und ausdrücklich erwünscht.

  • Das Rollenspiel wird zudem an Plot-Abenden immer von einer Spielleitung (SL) geleitet, die die Umwelt beschreibt. Diese SL wird ebenso alle Informationen zu etwaigen Artefakten herausgeben.

  • In Kampfsituationen übernimmt die SL die Beschreibung der Feinde und lässt sie auf die Aktionen der Spieler reagieren. Horden von feindlichen Kill-NPCs wird es bei uns nicht geben. Sollte es notwendig sein, wird zudem gewürfelt.

Zusammenspiel & Bündnisse?

Wir spielen gerne mit anderen Gruppierungen / Gilden zusammen, wenn eine gemeinsame Grundlage für unsere Charaktere für eine Zusammenarbeit oder für ein Bündnis / eine Feindschaft existiert. Ebenfalls sollte man sich über das Gesamtsetting einig sein, in dem man sich bewegt.


Ihr habt Interesse daran zu uns zu stoßen?

Dann meldet euch einfach im Spiel oder hier bei uns.
Als Ansprechpartner dienen Khèandra (Marandhra), Serénya, Alyssiá sowie Asaciel.


~*~
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[Platzhalter]
Guten Abend!

Als Gruppe, die bereits schon eine lange Zeit miteinander spielt, wollen wir uns nun doch auch ins Forum wagen und so vielleicht den ein oder anderen Mitstreiter sowie Spielpartner für uns gewinnen.
Dabei ist es uns nicht wichtig, ob ihr bereits eingefleischte Kaldorei-Veteranen oder Neueinsteiger seid; relevant ist lediglich, dass ihr der Geschichte rund um den Krieg der Dornen etwas abgewinnen könnt und den Konsequenzen dessen weiteres Leben einhauchen wollt.

An dieser Stelle findet ihr fortan alles rund um die Einheit ‘Aschengleve’, insbesondere unseren aktuellen Einsatzort und den ein oder anderen Text aus der Feder eines unserer Spieler.
Wir werden diesen Thread zwar lediglich mit IC-Texten pushen; das heißt aber nicht, dass ihr hier nicht auch OOC eure Fragen stellen oder Feedback geben könnt.

Auf eine gute gemeinsame Zeit!
Kheandra
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Stunden vor der Rettung…

Die Faust donnerte gegen ihren Schädel, das es nur so dröhnte. Ihr Körper bebte, so weit es die Ketten, in die er gelegt war, zuließen. Blut rann über das angeschwollene, von Blut und Dreck benetzte Gesicht, verlief sich am Kinn und tropfte auf den kargen, leblosen Boden zu ihren Knien, auf die sie gebettet war.
Jeder Muskel schmerzte und dann und wann glaubte sie, ihre Arme nie wieder bewegen zu können.
An beiden Handgelenken hatte man ihr die Fesseln angebracht, um sie nach oben hin aufzuhängen. Die grün gefärbte Pranke, jene die einem Orc von beachtlicher Größe und Breite gehörte, griff grob nach ihrem Kinn und zog das Gesicht empor. Sein Blick traf den ihren.
“Rückst du immer noch nicht mit der Sprache heraus? Wie oft soll ich dir noch deine hässliche, lila Fresse polieren?” Er schnaubte und ihre tief dunklen Augen engten sich. Ihre Sicht war getrübt vom Blut, welches nunmehr die Stirn herunter lief. Sie schwieg.
Gerade, als er erneut den Arm hob um sie ein weiteres Mal die bloße Faust spüren zu lassen, erklang die heiserne Stimme, die sie schon dutzende Male in diesem Drecksloch gehört hatte. Sie verstand das Gegrunze nicht, wenngleich sie sich bereits einige Bruchstücke dieser Sprache aneignen konnte.
Der Schlag blieb aus und der Orc wandte sich ab. Zurück in sein Zelt, wo er er gekommen war und wo sich vermutlich der A.bschaum aufhielt, dem die Stimme gehörte.
Sie hustete und spuckte Blut auf den Boden. Sie glaubte sich irgendwann an den Geruch zu gewöhnen, doch das tat sie nicht. Schmerzlich glitt der Blick der Gefangenen über den Leib, der achtlos neben sie geworfen wurde. Eine Schwester, die ebenso wie sie selbst gefoltert und gefangen gehalten wurde. Doch bei ihr… war ihre Geduld zu Ende gegangen.

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Tropf…tropf…tropf…

Die scharfe Kante des Käfigs schnitt durch die Handfläche, der trübe Blick folgte dem Rot, welches sich auf dem kargen, steinernen Boden ergoss.
Sie hatten die Ketten abgenommen, für den Moment. Sie wusste nicht warum, doch sie spürte, wie ihre Kraft sie verließ und das Leben in ihr entwich. Der Schnitt – der kurze Schmerz – der ihre Muskeln durchfuhr, erinnerte sie daran, das sie hier nicht sterben wollte.

Tropf…tropf…tropf…

Sie hob die Hand und beobachtete Tropfen für Tropfen ihres Bluts, als hätte es etwas mysthisches, geheimnisvolles. Als hätte es die Antwort auf die Fragen, die ihr im Kopf herum schwirrten. Als wüsste es, wie sie hier entkommen konnte.
Sie sackte zusammen, der Kopf fiel nach hinten gegen die Gitterstäbe. Weiter hinten konnte sie die Umrisse des Orcs erkennen, der ihr beinahe den Kiefer gebrochen hatte. Er saß auf einem viel zu kleinen Hocker, der genauso gut in seinem fetten, grünen Hintern verschwinden könnte und lehnte am Gestein der Höhle, die Arme verschränkt. Er schlief.
Wenn sie doch nur…
Ihre Muskeln krampften, ihr Magen schmerzte. Erneut musste sie sich übergeben.

Tropf…tropf…tropf…

Das Blut war versiegt, die Hand auf ihren Schoß gebettet. Apathisch beobachtete sie, wie sich der Orc erhob. Erhob? Sie blinzelte schwach. Es fiel ihr schwer, die Augen offen zu halten, selbst als das dröhnende Geschrei durch die Höhle schallte.
Er hatte sich nicht erhoben, er war gestürzt. Hals über Kopf hatte er sich die Fackel gegriffen und war nach draußen geeilt. Und mit ihm das letzte bisschen Licht, was zumindest seine Ecke erhellte.

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- Fragment – Der Krieg der Dornen – Kheandra -


Das Eschental – gefallen.

Die Dunkelküste – überrannt.

Und Teldrassil? Teldrassil stand in Flammen.

Der riesenhafte Baum war übersäht von Brandherden, die wie Blasen auf der Haut eines Verwundeten aufplatzten. Das Krachen der Äste und Wurzeln reichte bis an die Küste heran, an der der letzte Widerstand der Kaldorei in sich zusammengebrochen war. Selbst die Macht der Urtume, die Gewalt der Wildnis selbst, all das hatte letzten Endes wenig ausrichten können gegen die geballte rohe Zerstörungswut der Horde, die über sie gekommen war und die eine Bresche von Orgrimmar bis zur Dunkelküste empor geschlagen hatte.

In Astranaar hatte der blutige Feldzug seinen Anfang genommen und in Darnassus loderte er nun dem verhangenen Sternenhimmel entgegen – im wahrsten Sinne des Wortes. Das Flackern des Feuers reichte über die See hinweg, streifte über die zerschlagenen Schiffe der Schildwache, die der Horde zum Opfer gefallen waren. Einige mochten entkommen sein, darunter auch jenes von Shandris, dennoch waren zu viele gefallen. Und über die Toten hinweg streifte der stinkende zähe Rauch, der das Massaker auf eine perverse Art in seine Arme hüllte. Er fraß sich in die Augen und Lungen jener, die überlebt hatten, die verborgen oder gefangen ausharrten und die kaum fassen konnten, was geschah. Ihre Schreie nach ihren Familien, nach ihren Brüdern und Schwestern, nicht zuletzt nach Elune hatte er gebrochen und zu einem Krächzen werden lassen, das lediglich durch das trockene Schluchzen und Kreischen von Verzweiflung zerrissen wurde. Hände reckten sich in die grauen Nebel, Finger krümmten sich in den Schwaden, die dennoch nicht verhüllen konnten, was auf Sylvanas’ Befehl hin geschehen war.

Teldrassil brannte und seine Rinde krümmte sich vor Schmerz, barst auf, so dass weitere Glut den Stamm herab floss. Darnassus war von dem empor kriechenden Inferno verschlungen worden; selbst der Tempel von Mutter Mond war dem gierig fressenden Schlund zum Opfer gefallen, dessen brennende Zähne keine Gnade kannten.

Stunden mochten verstrichen sein, seit es begonnen hatte, dennoch war jegliches Zeitempfinden bedeutungslos geworden, als Kheandra mit einer Wächterin in ihrem Rücken und umgeben von den Schildwachen, mit denen gemeinsam sie sich einen Weg von einem der geenterten Schiffe hatte freikämpfen können, zwischen den Felsen und Bäumen der nördlichen Dunkelküste entlang pirschte. Immer wieder wanderten ihre Blicke zu dem Brand des Weltenbaumes und lediglich ihre Pflicht hielt sie noch aufrecht.

Es gab keinen Weg mehr, jemanden auf Teldrassil zu retten. Und es gab auch keine Möglichkeit mehr, der Horde wahrhaft Schaden zuzufügen. Nicht hier. Nicht in diesen Momenten. Es gab nur eines, das sie jetzt noch tun konnten: Den Schaden wenigstens ein kleines Stück weit begrenzen, indem sie einige letzte verbliebene Schwestern und Brüder der Schildwache fanden, die sich versteckt hielten oder aber von versprengten Scharen der Horde gejagt wurden wie Vieh.

~*~

Jene Höhle, die sie fanden, nachdem sie eine Patrouille der Horde abgepasst und die verbliebenen Wachtposten eliminiert hatten, versprach wenig Erfolg, wenn man diesen am Auffinden von Überlebenden maß. Der Geruch des Todes haftete an diesem Ort und stieg den Schildwachen und ihren Gefährten so deutlich in die Nasen, dass er regelrecht ins Innerste empor kroch und darin zu wüten begann.

Eine Rekrutin, die sie aschfahl im Gesicht schon seit Stunden begleitete, war nicht die einzige, der dies einen frischen Würgereiz die Kehle empor trieb. Nicht, dass sie alle noch sonderlich viel im Magen hätten; das bedeutete trotzdem nicht, dass es ihnen Ruhe ließe. Ganz im Gegenteil. Es brannte in den Kehlen und schmeckte widerlich kratzig in den Mündern.

„Sehen wir zumindest nach“, raunte Kheandra, deren Stimme ihren vollen Klang längst eingebüßt hatte über das, was sie in dieser Nacht gesehen und erlebt hatten. Sie mochte eine Priesterin sein, dennoch war sie nicht gefeit gegen das, was die Horde entfesselt hatte.

„Vielleicht finden wir weitere Überlebende. Sie müssten keine Toten …“

Mit einem tiefen Atemzug verstummte die Kaldorei und ihre Finger schlossen sich fester um den Griff ihrer Gleve. Die Horde bewachte die Toten sehr wohl, einerseits, um sie zum Brechen der Moral der Kinder der Sterne wie Banner vor sich herzutragen, andererseits … nun, daran wollte Kheandra nicht einmal denken.

„Alyssia? Du wirst mit einer weiteren Schwester hier Wache halten. Alle Anderen folgen mir. Wenn wir Überlebende finden, werden wir sie so rasch wie möglich von hier fort transportieren müssen.“ Barsch erklang ihre Stimme. Und das musste sie auch, denn sie musste zumindest kraftvoller und befehlender sein, als die Verzweiflung, die im Innersten der Schwestern um sich griff.

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Stunden nach der Rettung…

Vorsichtig strich sie über die geschundene Haut, die gerade erst gereinigt worden war. Man konnte noch immer den leichten Duft von Minze vernehmen, den Kheandra dem Wasser beigefügt hatte.

Noch vor ein paar Stunden hatte sie geglaubt, den Verstand zu verlieren. Verloren in der Dunkelheit, gefangen und gefesselt neben Leichen oder letzten Atemzügen. Erstickt in der von Verwesung, Fäkalien und Erbrochenen benetzten Luft, die der Höhle nicht weichen konnte.

Doch nun war sie hier. Befreit mit einer Hand voll anderer Schwestern, die eine längere und härtere Marter hinter sich hatten, als sie selbst.

Hass und Zorn loderten in den dunklen Augen, die das Ritual den Kaldorei geschenkt hatte. Tiefe, nachtschwarze Augen die danach gierten, jedem einzelnen Feind der Horde das Herz mit der eigenen Hand heraus zu reißen.

"Arvenia… sie ist tot. Enthauptet zwischen Leichen, frischer Asche und noch brennenden Funken. Ich habe es gesehen. Und ich habe das Gesicht gesehen, das es getan hat."

Worte, welche sie an Kheandra richtete. Worte gesprochen in der Sprache eines gebrochenen Mutterherzens, bedroht von dunklen Gedanken eingenommen und nicht mehr los gelassen zu werden. Der Schmerz saß tief. Tiefer als die zahlreichen anderen Momente, in denen sie jemanden gehen lassen musste.

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Die erste warme Mahlzeit seit Tagen. Velanthir hielt die Holzschale wie eine äusserst seltene Kostbarkeit zwischen seinen Händen und liess den aufsteigenden Duft des Eintopfes auf sich wirken. Noch hatte er nichts zu sich genommen, denn trotz des nagenden Hungers verspürte er kein Bedürfnis zu essen. Erinnerungen der letzten Wochen zogen vor dem inneren Auge vorbei und er sah wie die Oberfläche der Suppe begann kleine Ringe zu bilden. Seine Hände zitterten. Velanthir stellte die Schale zurück und umfasste mit den Fingern der Linken das rechte Handgelenk, um dem leisen beben der Muskulatur einhalt zu gebieten. Der intensive Ton von Bernstein liess die Augen glühen, welche die Schwestern in der Höhle musterten. Alles Überlebende eines sinnlosen Krieges.

Der Kaldorei sah zu Lethanne, sah zum alten Bären und wunderte sich einmal mehr, dass sie alle noch am Leben waren.

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Die Jägerin beobachtete…

Die Muskeln der Kaldorei spannten sich an, als die Ohren des massigen Säblers nach oben gingen. Sein Körper und ebenso der Ihre lagen im Schatten des großen Baumes, der am Rande der Lichtung wurzelte und den Blick auf eine saftig grüne Wiese inmitten des Waldes preis gab. Mutter Mond hatte an diesem Ort leichtes Spiel, ihre Strahlen auf die Erde hinab zu schicken. Doch so hell erleuchtet wie die Lichtung es war, tauchte es den Wald auf der anderen Seite in tiefe Dunkelheit.

Sie hielt die Luft an und lauschte, so wie es der Säbler tat. Seine Ohren zuckten wild umher, seine Beine zogen sich aus der bequemen Position unter seinen Körper und die Muskeln spannten sich an. Stille umgab sie. Die Vögel der Nacht hatten aufgehört zu singen, das Rauschen des Windes war versiegt und selbst der kleine Bach in der Nähe schien regelrecht still zu stehen.

Die Kaldorei konnte nichts hören, doch der Säbler witterte. Tiefes Grollen drang aus seiner Kehle, verstummte erst mit der sachten Berührung in seinem Nackenfell. Das hohe Gras bot ihnen Schutz, doch nicht genug. Auf leisen Pranken und mit geschmeidigen Bewegungen pirschte der Säbler ins Dickicht des Waldes hinter ihnen. Bereit, seiner Beute jederzeit die scharfen, langen Fänge ins Fleisch zu jagen. Sein dichtes, dunkles Fell verschmolz mit der Dunkelheit. Man würde das Tier erst bemerken, wenn es längst zu spät war. Mit seinem bevorstehenden Sprung nach vorn wäre ein schockiertes Gesicht das Letzte, was er von seiner lebenden Beute sehen würde, bevor sie das Leben aushauchte.

Asaciel lächelte grimmig. Sie griff nach dem Ast über ihrem Kopf und schwang sich mit raschen Bewegungen die Krone des großen Baumes hinauf. Nichts ließ mehr auf die Anwesenheit der Jägerin schließen. Nichts würde sie und ihren Begleiter verraten.

Ihre Finger glitten über die Bogensehne. Die Waffe noch auf ihren Schoß gebettet, wagte sie es nicht den Blick von der Lichtung abzuwenden. In Zeitlupe gleich zog sie einen Pfeil aus dem Köcher, legte ihn an und zielte auf das hohe Gras.

Ihre Ohren zuckten und der Kopf ruckte herum. Sie folgte dem Geräusch des fallenden Säblerhinterns, der sich am Fuße des Baumes befand. Er hatte seine Deckung aufgegeben und schien der völligen Entspannung anheim gefallen zu sein. Die Augenbrauen der Kaldorei zogen sich zusammen und missmutiges Grollen drang aus ihrer Kehle. Die innerliche Anspannung wich, doch sie senkte die Waffe nicht. Sie sah die winkende Hand, die sich aus der Ferne bemerkbar machte und rutschte auf dem Ast ein wenig nach vorn, sodass man sie sehen konnte.

"Asaciel! Da bist du-…"

Die Stimme des Kaldorei verstummte. Eben noch hatte er dem Säbler ein Lächeln geschenkt und sich verneigt, doch dann starrte er auf den sich gerichteten Pfeil in der Hand der Jägerin, deren Gesicht so forsch und unmissverständlich unzufrieden wie eh und je aussah.

"Wer hat dir gesagt, wo du mich findest?" Die raue Stimme der Frau durchschnitt die Stille und verlieh der Nacht eine Eiseskälte.

"Ich… komme wohl ungelegen." kommentierte der Mann…

Asaciel öffnete die Augen und starrte in die trostlos wirkende Höhle, die sich vor ihr offenbarte.

Nur ein Traum. Eine blasse Erinnerung aus längst vergangenen Tagen.

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Eschental, nach dem Ritual
Während sich die meisten Elfen in ihre diversen Lager zurückzogen und auch Beneris wieder in den Schatten der dichten Bäume verschwunden war, verharrte der Dämonenjäger noch eine Weile in der Nähe des Mondbrunnens, an welchem noch vor wenigen Stunden ein Ritual durch einige Mondpriesterinnen durchgeführt worden war. „Bruder“, murmelte er leise. Wann hatte ihn eigentlich das letzte Mal jemand Bruder genannt, der nicht zu seinen Geschwistern gehörte? Für Beneris war er ein „Bauer“, für Mithael schlicht „Tharvyn“, für die seltsame Todesrittern ein „felverseuchtes Herz“ – bei den meisten Nachtelfen fiel es weitaus weniger poetisch aus. „Bruder“, wiederholte er erneut. „…wenn Ihr Befehle befolgen könnt“, vernahm er wie ein Echo in seinem Geist weitere Worte der Priesterin. Der Dämonenjäger bleckte die Zähne leicht. Zumindest darauf hatte er eine klare Antwort und sie würde der Priesterin wahrscheinlich nicht gefallen. Tharvyn kannte nur einen Meister.

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- Shan’la Sternenglanz, Heimkehr -

Stunden, Tage, Wochen mochten vergangen sein, seit sie von Sturmwind aus aufgebrochen waren. Es machte keinen Unterschied. Weder zählte sie die Tage, noch wäre sie dazu in der Lage gewesen. Die Schildwachen sagten ihr, eine Reise per Hippogryph wäre Selbstmord. Zu leichte Ziele, zu leicht zu verfolgen, zu groß die Gefahr andere Schwestern mit ins Verderben zu reißen. Also mit Säbler und zu Fuß von Feralas bis in das Eschental.

Drei Schwestern begleiteten sie, gemeinsam mit Mhaerun. Jede von ihnen hatte ihre Einheit verloren. Jede von ihnen war fähig. Jede von ihnen war voller Tatendrang. Das einzige was Shan’la selbst jedoch wollte, war ihre Mutter zu sehen. Sie hatte Kheandra gehasst, weil sie sie fortgeschickt hatte, sie hatte Kheandra geliebt, als sie die Massen an Flüchtlingen sah, die sich durch Portale der Hochgeborenen nach Sturmwind drückten, mit Verletzungen die immer grauenhafter wurden. Sie hatte sie in jedes ihrer Gebete an Mutter Mond einbezogen. Tag für Tag, bis der Brief sie erreichte. Der Ruf.

Während sie durch Kalimdor reisten, hoffte Shan’la nur, dass Kheandra noch immer am Leben wäre, wenn sie den erwähnten Ort schließlich erreichen. Kein anderer Gedanke beherrschte ihren Geist wie die Sorge darum, sie tot vorzufinden. Oder Schlimmeres, wenn sie den Geschichten, welche in Sturmwind geflüstert wurden Glauben schenken konnte.

Schreie, Tränen, Verzweifelte Schemen, gebrochene Stimmen. Der Geruch nach verbranntem Fleisch. Mit jedem Tag in Sturmwind wurden die Gedanken lauter, während sie versuchte zu schlafen. Mit jedem Schritt der sie näher an ihre Mutter brachte, wuchs die Sorge, dass sie es nicht schaffen würde. Dass sie schon längst zu spät waren.

Sie kämpfte in ihrem Geist dagegen an. Versuchte Zweifel, Ängste und schlichte Logik mit Phrasen und Ignoranz zu bekämpfen. Vergebens. Sie schlief nicht – ihr Körper bestimmte wann sie schlief, sie selbst hatte diese Fähigkeit verloren. Nur Mhaerun vermochte es, sie dazu zu bringen nicht zu denken. Denn etwas anderes half nicht. Selbst das Gerücht über ein angebliches Ende des Krieges, welche sie im Eschental aufschnappten konnte sie nicht glauben. Und selbst wenn – Teldrassil war fort. Zahllose Brüder und Schwestern tot.

Der Krieg ist vorbei…
Na und?

“Wir sind da.”
Die Stimme von Mhaerun riss Shan’la aus ihren Gedanken, sie starrte ihn an, als hätte er etwas vollkommen Wirres erzählt.
Dann blickte sie auf den Eingang des Lagers.
Für den Moment blendete sie jeden anderen Gedanken aus.
Ihr war klar wo sie waren.
Wer dort sein würde.

Sie antwortete Mhaerun, die Züge plötzlich von Hoffnung erfüllt.
“Wir sind da.”

Als sie Kheandra schließlich sah, wie sie einer anderen Schwester half, verfielen ihre Gedanken erneut zurück nach Sturmwind.
Sie sah die Gesichter der Kaldorei vor sich, denen sie geholfen hatte. Denen sie versucht hatte zu helfen. Mit denen sie gesprochen hatte.
Deren Ängste und Hoffnungen sie der jungen Novizin anvertraut hatten. Ihr war nicht bewusst, dass sie auf Kheandra zuging.

Erneut war es Mhaerun, der sie zurückhielt.
Kheandra war am Leben … ihre Gedanken und Sorgen wurden leichter. Sie war am Leben…
Gemeinsam gingen sie zu einem Lagerfeuer, aßen dort etwas und warteten.
Sie waren endlich wieder vereint. Sie alle.
Als Familie.

Mhaerun hatte seine Arme um sie geschlossen und war eingeschlafen, doch sie blieb noch lange wach.
Vielleicht würde Kheandra sie genau in diesem Moment wecken. Vielleicht würde sie gebraucht werden, wie in Sturmwind.

Selbst als eine der Schildwachen die mit ihnen gereist war eine Decke über die beiden legte, schlief Shan’la nicht.
Sie würde wach bleiben. Wenn sie gebraucht werden würde, wäre sie immer noch wach.

Ihr Körper belehrte sie rasch eines besseren

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– Alyssia Klingenfeder, Eine neue Waffe –

Die kühle Abendluft beseelte den Leib und die alte Seele der Wächterin, als der sanfte Regen einsetzte der sich schon so lange während des Sonnenuntergangs angekündigt hatte. Sie hatte Wache gehalten, während die anderen Schildwachen, sowie die zwei Mondpriesterinnen im Lager verweilten und ihre Kräfte im Schlaf sammelten.

Für einen kurzen Augenblick schloss Alyssia ihre Augen und atmete tief durch. Die frische Luft des Eschentals drang durch ihren Körper – nur für einen Wimpernschlag fühlte sie sich jünger und die Anstrengung ihrer Pflicht fiel von ihr ab. Bald schon wäre es Nacht und sie würden gen Dunkelküste aufbrechen … und dort würden sie das Wesen treffen, mit dem Kheandra gütigerweise verhandelt hatte.

Mit einem Stein begann die Wächterin über ihre Schattengleve zu fahren. Langsam, als wäre die Waffe selbst am leben, aber dennoch bestimmt und mit genügend Kraft um die Klinge scharf zu halten. Ihre Gedanken wanderten zu den fernen Ereignissen zurück, zu ihrer Lebensaufgabe. Die Dämonen der brennenden Legion zu jagen, einzusperren oder zu vernichten.

“Bruder”, hatte Kheandra ihn genannt. Ein Wort welches die Wächterin niemals verwenden würde, denn es war nicht nur ein Wort – es war eine Ehre. Sie erkannte ihn als Ihresgleichen an. Als ihr Ebenbürtig.
Dem war nicht so. Ganz gleich mit welcher Ausrede oder welcher verschleierten Gier dieser “Bruder” den Dämon in sein Innerstes gesperrt hatte – er war nun kein Kaldorei mehr.

Die Gedanken trugen sie zu vergangenen Jagden, einige sogar während des Krieges gegen die Legion in Val’sharah. Sie hatte gesehen, wie das was in diesen “Brüdern” und “Schwestern” lauerte hervorgebrochen ist. Wie ihre Haut zerrissen und entstellt wurde. Wie sie plötzlich in die eigenen Reihen stürmten und Körper auf eine Art und Weise zerbrachen, die dem Wort “Monster” wahrlich gerecht wurden. Sie hatte gesehen, wie sie kümmerlich über den Leichen anderer Dämonen kauerten und die Fragmente der Seelen aus ihren Leibern saugten.

Genau wie sie wusste Kheandra, dass dies kein “Bruder” war. Er war eine unglaublich mächtige Waffe. Bedauerlicherweise eine Waffe, die unkontrollierbar und willkürlich war. Der Schrecken des Krieges der Dornen lag ihr zwar noch immer in den Knochen, aber dennoch bereitete ihr der Gedanke, die Verderbnis der Legion an die Dunkelküste zu bringen noch mehr Angst. Doch genau für diesen Fall war sie noch am Leben. Sie würde tun was getan werden muss, wenn diese Waffe außer Kontrolle geriet. Nichtsdestotrotz war es bedauerlich, dem Dämon zu gestatten weiterhin zu existieren.

Die jüngeren Völker sagten der Krieg wäre vorbei, doch das war er nicht. vielleicht wollten daran glauben? Solange noch der kleinste Überrest des Fel in dieser Welt existierte, würde es immer wieder Konflikte geben. Sie sagten die Legion sei besiegt, doch das war eine Lüge. Zu viele Dämonen lebten unter dem Fleisch der Sin’dorei und Kaldorei weiter. Hinter einer Maske angeblicher Opferbereitschaft. Und jeder einzelne Orc beweis, dass das Erbe der Legion seinen Weg gefunden hatte – in einer Tradition der Gewalt und des Krieges. Ein Volk in dem das Böse so rein war, dass es nicht mehr als Böse wahrgenommen wurde. Es gab so viele Feinde und Sylvanas’ Brut war nur einer davon.

Für einen Moment schlich sich der Geruch von Asche und Schwefel in ihre Nase, ehe sie heftig den Kopf schüttelte. Dann wurden ihre Gedanken klarer und sie sah, dass es Nacht geworden war und noch immer sanft regnete. Sie würden bald aufbrechen.

Und so führten ihre Schritte sie in das Lager zurück, bereit für das was kommen mochte.

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- Shan’la Sternenglanz, die schwarze Dame -

Das gesammelte Feuerholz schlug mit einem dumpfen Klang auf dem Boden der Höhle auf. Die Schwestern im Inneren der Höhle hatten bereits ein Feuer entfacht, doch das zusätzliche Holz sollte es für eine ganze Zeit lang am Leben erhalten. Doch lange hielt sich die Novizin nicht am Feuer auf. Beinahe unverzüglich zog sie sich an den kleinen Fluss aus Wasser zurück, welcher durch die Höhle verlief und sie mit einem angenehmen Klang erfüllte. Schlafen könnte sie auch später noch, zuerst musste sie meditieren. Sie schloss ihre Augen, umfasste das Mondsichelamulett mit einer Hand und sank auf die Knie. Ihre Gedanken überschlugen sich.

Der einzige Grund, aus dem sie sich freiwillig zum Holzsammeln gemeldet hatte, war die Tatsache, dass diese Aufgabe sie unter das Himmelszelt führen würde. Es würde ihr ermöglichen den Mond erneut zu sehen. Was war hier nur geschehen.

Selbst jetzt fand sie keine Worte dafür und jene Worte die sie in Sturmwind gehört hatte erschienen ihr plötzlich alles andere als ausreichend. Als würde ein Kind versuchen das Ungreifbare in Worte zu fassen.

Sie hatte bereits in Val’sharah eine Sonnenfinsternis erlebt. Der Tod von Ysera hatte sie berührt und das Ereignis am Himmelszelt war ergreifend und wunderschön gleichermaßen gewesen. Aber was an der Dunkelküste geschehen war, war anders.

Die Intensität, mit welcher sich der Mond am Himmel abzeichnete, die Macht und Energie die er ausstrahlte war … erschreckend. Ihre Augen hatten begannen zu schmerzen, als sie bei ihrer Ankunft an die Dunkelküste angehalten hatten und Shan’la zum ersten Mal einen Blick auf das werfen konnte, was Elune geworden war. Ihre Augen hatten begonnen zu schmerzen, während sie das anstarrte, zu dem die Göttin geworden war und während des Holzsammelns konnte sie es erneut tun.

Sie erinnerte sich an ein Gespräch mit einer Tempelnovizin, damals als Darnassus noch stand und ihr Noviziat unter Kheandra gerade einmal ein paar Wochen zählte. Es war eine klein gewachsene, ruhige Novizin gewesen, die sich stets um jene kümmerte die im Tempel nach Rat oder Beistand suchten. Sie sagte einmal: “Solange die weiße Dame am Himmel über uns wacht, wird ihre Liebe uns und unseren Seelen stets Heilung ermöglichen.” Es waren schöne Worte.

Gewiss nur eine Tempelphrase, welche aber wie jede Phrase Wahrheit in sich trug: Mutter Mond würde ihre Kinder niemals vergessen. Sie würde sie behüten und ihnen Heilung von ihrem Schmerz ermöglichen, wenn sie es selbst nicht mehr könnten. Genau wie sie ihnen nach der Zerschlagung von Zin-Aszhari geholfen hatte.

Sie hatte diese Worte einigen Zivilisten in Sturmwind zugesprochen, hatte damit zumindest in einigen Fällen etwas bewirken können. Doch der Anblick des Mondes verhieß etwas ganz anderes. Auf ihrem Weg an die Dunkelküste dachte sie nur daran, dass ihr Volk heilen musste. Das es sich von den Schrecken erholen musste, die es durchlitten hatte. Dass sie dabei helfen würde, wenn Elune es ihr gestattete. Einigen brachte dies Hoffnung, Velanthir rang es ein Lächeln ab und Asaciel ließ es für einen Momen ungläubig aussehen. Es waren Augenblicke, die sie in ihrem Tun bestätigten.

Doch die Göttin selbst tat es nicht. Da war keine Güte mehr. Keine mütterliche Liebe. Die weiße Dame war fort. An ihre Stelle war etwas getreten, das Shan’la nicht kannte. Sie verstand es nicht – sie war nicht dort gewesen, als Teldrassil in Flammen aufging. Sie kannte nur ein Echo dessen, was am Himmel weilte. Und dieses Echo fand sie in Kheandras verdunkeltem Auge. Und den Augen all der anderen Schildwachen. Heilung war es nicht, was sie wollten.

Damals in Val’sharah hatte sie Kheandra gesagt, sie würde den Pfad der Nachtkriegerin wählen. Das sie aufhören würde, die Verwundeten zu versorgen und ihre Macht dazu einsetzen würde, diejenigen zu vernichten die dafür sorgten, dass es überhaupt Verwundete gab. Eine Klingentätowierung hatte sie sich gewünscht … um ihre Hingabe an jenen Pfad zur Schau zu stellen.

Sturmwind hatte sie von diesem Pfad abgebracht, sie hatte sich oft genug erneut in der Heilung der Verwundeten verloren. Hatte gelernt das Licht von Elune zur Linderung von Schmerz und zur oberflächlichen Heilung zu nutzen. Doch riefen die Geschichten der Verwundeten ihr ihre ursprüngliche Entscheidung stets in Erinnerung. Aber das was dort am Himmel war … das zu dem die Schildwachen an ihrer Seite geworden waren. Das war mehr als Hingabe zu einem Pfad.

Es war nicht das erste Mal, dass Shan’la Zweifel plagten. Aber es war das erste Mal, dass sie nicht wusste, welcher Pfad der richtige war.

Und das machte ihr Angst.

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Frieden…

Asaciel schlug mit der Faust gegen die Borke des toten Baumes, der längst seine Farbenpracht verloren und die Blätter abgeworfen hatte.
“Frieden…” knurrte sie wütend und schlug ein weiteres Mal – eine neue Kerbe. Sowohl in der Borke, als auch in ihrem Handschuh.

Sehen sie es denn nicht? Wie können sie es wagen, sich von dem Elend der Toten abzuwenden, sie zu vergessen und sich an die Seite Derjenigen zu stellen, die es zu verantworten haben? Hören sie nicht die Schreie der Geister? Das Verlangen nach Vergeltung für das, was ihnen angetan wurde? Spüren sie nicht den Durst nach Blut, das zerrende Gewissen des Versagens?

Die Soldatin hielt inne und fuhr mit der flachen Handfläche über die feinen Rillen der Rinde. “Tot.” sprach sie leise. “Tot wie die Unschuldigen, wie Teldrassil.” Sie schnaubte und wandte sich ab, wischte die Tränen fort, die ihre Wangen hinab liefen und von Zorn und Trauer gleichermaßen erzählten. Asaciel schwang sich auf die Äste eines nahe gelegenen, hohen Baumes und schickte die Wache fort, die sie abzulösen gedachte. Der Blick wanderte wachsam in die Ferne.
So tot wie jeder Einzelne, der nicht schnell genug meiner Klinge entkommt.

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Thavaéra – Eine Nacht an der Dunkelküste

„Und was hast du ihm vorgelesen? Erzähl mir von ihm. Was war er für ein Junge?“
„Zumeist Märchen. Abenteuer. Mutige Krieger, die Bestien bezwingen. Kinderfreundlich versteht sich. Er war ein aufgeweckter kleiner Wirbelwind. Meine Schwester war sauer, als ich ihm ein Holzschwert schenkte. Und er …er war so stolz.“

Die Worte klangen noch in Thavaéra wider, als die Nacht bereits weit fortgeschritten war und der aufziehende Morgen die Sterne nach und nach verblassen ließ. Ihre Hand ruhte auf dem dunklen Haarschopf der Schildwache, die irgendwann mit dem Kopf auf ihrem Schoß in den Schlaf gesunken war. Das Zittern des Körpers und das Beben der Schultern hatte sich nur langsam beruhigt und wie lange Serenya und sie wortlos Seite an Seite ausgeharrt hatten, das hätte die Wächterinnenanwärterin unmöglich sagen können, hätte sie denn jemand danach gefragt.
Thavaéra wagte es kaum zu atmen. Und noch weniger sich zu regen. Sie wollte Serenya nicht um die wenigen Momente der Ruhe bringen, von der die Schildwache ohnehin viel zu wenige fand, seit sie jene Briefe aus Sturmwind erhalten hatte.
Ihre Finger bebten, als sie von Neuem durch das Haar von Serenya streichelte.
Ihre Lippen hatten sie zu einer schmalen hellen Linie zusammen gepresst.
Nach wie vor schämte sie sich dafür, dass sie so wenig hatte sagen oder für ihre Schwester hatte tun können. Weder kannte sie die passenden Worte, um Anteilnahme auszudrücken, noch war ihr auch nur eine Geste ausreichend erschienen. Was denn auch? Es gab nichts, das irgendetwas wieder gutmachte. Und es gab auch nichts, das den Tod eines Kindes irgendwie leichter zu ertragen machte. Die Ungerechtigkeit dessen ertrug Thavaéra schon kaum, seitdem sie jene Regung tatsächlich an sich heran gelassen hatte. Vielleicht war es die Art gewesen, wie Serenya über ihn gesprochen hatte, vielleicht auch die Tränen, die die Schildwache vergossen hatte. Einerlei.
Wie also sollte es erst Serenya selbst damit gehen?

Und was konnte sie tun?
Mit einem tiefen Atemzug schloss die künftige Wächterin ihre Augen.
Zumindest würde sie Serenya in diesen Augenblicken nicht allein lassen.
Und in der nächsten Nacht … würde sie es wiederum von Neuem entscheiden.

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- OOC -

Derzeitig sind wir zu einer Mission im Süden der Dunkelküste aufgebrochen und sind dementsprechend nicht einfach so offen anspielbar.

Wenn jemand zu uns stoßen möchte, ist das weiterhin möglich; eine kurze Absprache im Wisper mit Kheandra, Serenya oder mir wäre dann jedoch wünschenswert.

Auf bald einmal im Rollenspiel!

Die Aschengleve

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  • Geschrieben von Shan’la

- Shan'la Sternenglanz, Geister der Vergangenheit -

Langsam fuhr der Finger über die unebene Fläche des faustgroßen Steines, den sie in ihren Händen hielt. Sie war rau, kalt, uralt wie der Stein selbst. Das Lederband, welches durch das Loch in dem Gebetsstein gezogen wurde war nicht so alt, schien aber dennoch vom Zahn der Zeit gezeichnet zu sein. Sie wusste nicht, ob es an der Kälte des Steins, oder den kühlen Winden der hereinbrechenden Nacht lag, doch sie fror und ihre Hände zitterten leicht. Oder lag es daran, dass sie in wenigen Minuten in den Kampf ziehen würden?

Die Novizin tat einen tiefen Atemzug und zwang sich zur Ruhe. Sie war zwar in einer ruhigen Ecke des Lagers, konnte aber dennoch die Geräusche hören, die jene von sich gaben, die sich zum Aufbruch bereit machten. Sie versuchte mit aller Kraft sie zu ignorieren. Sie atmete langsam durch den Mund aus und schloss die Augen. Das letzte bisschen Luft wurde von einem Schauer begleitet, der ihr über den Rücken lief.

Sie senkte den Kopf ein kleines Stück und versuchte sich dazu zu zwingen, an nichts zu denken. Es gelang ihr nicht. Der bevorstehende Aufbruch war zu präsent. Gedanken an Kheandra und ihre Schildwachen drangen in ihren Kopf. Fragmente des Schlachtplans und der Vorgehensweise. Schemenhafte Gesichter, verschiedene Stimmen die sie nicht zuordnen konnte, da es zu viele waren.

Frustriert biss sie die Zähne zusammen, versuchte sich zu konzentrieren und tatsächlich durchfuhr eine kurze Ahnung von Wärme ihre Fingerspitzen. Sie versuchte sich darauf zu konzentrieren und sich von allen anderen Gedanken abzuschotten und die Wärme wuchs. Elunes Licht durchdrang den Stein in ihren Händen und schließlich auch Shan’la selbst.
Sie nutzte die lindernde Umarmung der Göttin um ihre Gedanken fortzuwerfen.

Über eine Stunde hatte sie versucht, Elunes Licht erneut durch den Stein zu weben und eine Stunde lang war sie gescheitert. Sie war zu aufgeregt, ob dessen was bevorstand. Jetzt war ihr zumindest ein kurzer Moment der Ruhe vergönnt. “Gleich würden sie mich rufen.” dachte sie. “Dann werde ich erneut kämpfen.” die Mischung aus Unsicherheit, Furcht und Tatendrang die normalerweise jene Gedanken begleitete verflog in jenem Moment der Meditation. Für den Moment dachte sie klar.

Es war länger als ein paar Monate her, dass sie gekämpft hatte. Die Invasion der Legion lag in der Vergangenheit. Sie hatte zwar trainiert … doch Training hatte nichts mit einem Kampf auf Leben und Tod zutun. Der letzte direkte Kampf, an den sie sich erinnern konnte, lag in der Vergangenheit. In Val’sharah.

Kurz erzitterte sie, als sie sich an den Satyrn erinnerte, der sie von ihrem Hippogryphen riss, sie auf den Boden drückte und Worte aussprach, die man nur als abartig bezeichnen könnte. Sie erinnerte sich nicht mehr daran, ob sie sich selbst befreit hatte, oder ob die Hilfe von oben kam, dafür war das Chaos zu groß. Doch die Furcht hatte sie nicht vergessen.

Sie ließ sich von ihren Gedanken leiten, noch weiter in die Vergangenheit. Damals war die Dunkelküste noch im Besitz der Kaldorei, selbst wenn sie durch den Kataklysmus verunstaltet waren. “Das erste Mal…” dachte sie nur und plötzlich wurde ihr bewusst, dass die Wärme die aus dem Stein gekommen war längst verflogen war. Rasch durchdrangen die Gedanken sie, überschlugen sich vor ihrem Inneren Auge.
Verschiedene Schwestern um sie herum, Der Lärm des Kampfes, der Schrei, der Worgen der sich auf sie stürzte und das Fleisch an ihrem Arm mit seiner Klaue zerriss. Die Schwester die sie rettete. Die Schwester die starb.

Erschrocken atmete sie aus, öffnete die Augen und blickte vor sich auf den Boden. Der Stein war ihren Fingern entglitten und lag vor ihr im Gras. Sie wollte die Finger an ihre Schläfen betten, doch spürte stattdessen kalten Stahl. Erneut atmete sie leicht bebend aus. Langsam, als könnte er sonst beschädigt werden, nahm sie den Schildwachenstirnreif ab und betrachtete ihn.

Er gehörte ihr nicht. Sie war keine Schildwache, hatte nie die Kampfausbildung genossen, die eine Schildwache durchlaufen musste. Und durchlaufen sollte. “Verniel…” flüsterte sie leise. Und fuhr mit dem Finger über den Stahl, der schon von einigen Kerben gezeichnet war. Sie schloss die Finger fest um den Stirnreif. So fest, dass ihre Knöchel unter ihrer ohnehin schon hellen Haut sichtbar wurden.

Sie erinnerte sich, wie sie ihrer Mutter vom Tod ihrer Tochter berichtet hatte. Sie erinnerte sich an die Stickerei auf der Decke, in die ihr Säbler eingewickelt worden war. Sie erinnerte sich, wie unsensibel sie damals war. Sie würde sich immer an diesen Tag erinnern.

Sie atmete tief ein, ließ die kalte Luft ihren Körper durchdringen, ehe sie wieder ausatmete. Ihr Griff um den Stirnreif festigte sich weiter, ehe sie sich erhob. Sie hängte sich den Gebetsstein um den Hals, und schulterte den Bogen und den Köcher.

Ein letzter Blick musterte den Stirnreif, ehe sie ihn wieder aufsetzte.

“Dieses Mal nicht.” sprach sie entschlossen.

Kurz darauf erklang der Ruf.
Sie brachen auf.

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Der Berg Hyjal

Am Fuße des Berges, den man den Hyjal nannte, hatten sie ihr Lager aufgeschlagen. Die gewaltige Baumkrone Nordrassils erstreckte sich selbst hier unten wie eine Haube über die Köpfe hinweg und nur wenn man dem Stamm, der über einem im Nebel der Bergspitze kaum zu erkennen war den Rücken zudrehte, konnte man ein wenig des Sternenhimmels sehen. Der Hain von Aessina war unweit vom Lager entfernt und doch wählten die Schildwachen einen abgelegenderen Ort auf einer Lichtung im angrenzenden Wald. Früher von Feuer und Asche durch Ragnaros Schergen überzogen, bot das Waldstück den Anblick der natürlichen Wiedergeburt der Natur. Kleine, neue Bäume, Gräser und Farne, Büsche und farbenreiche Blumen kehrten zurück und eroberten den Platz, den sie zum Kataklysmus aufgeben mussten.

Viele Monde war es her, seit die Schildwachen unter der Mondpriesterin Borkenpfad einen solch friedlichen Moment genießen konnten. Die Schneise, welche die Horde durch das Eschental bis in die nördliche Dunkelküste gezogen hatte, war viele Monate allgegenwärtig und selbst jetzt war der Geschmack von Asche auf der Zunge noch immer zu schmecken.

Und so friedlich die Umgebung des Lagers nun auch sein mochte, die Herzen waren noch immer kalt und die Geister gebrochen. Die lange Jagd nach versprengten Einheiten der Horde und Loyalisten der Banshee zehrte an ihnen, doch keine von den Schwestern verlor das Ziel vor den Augen und das, was ihre Leiber weiterhin antrieb: Rache.


So dunkel wie die Augen, die ihr silbernes Licht verloren hatten, waren die Gedanken, die sie in dieser Morgendämmerung begleiteten. An Schlaf war für diesen Moment nicht zu denken, auch wenn bald eine der Schwestern ihre Wache ablösen würde.

„Ich werde deine Seite nicht mehr verlassen. Ich werde dir helfen, wenn mein Herz mir verrät, das es das Richtige ist. Und ich werde dich aufhalten, wenn es mich warnt und dich aus dem Wahnsinn zerren.“

Jene Worte waren es, die sie seinerzeit im Hain der Uralten an die alte Gefährtin gerichtet hatte und jene Worte waren es, die sie zweifeln ließen, ob sie ihnen überhaupt gerecht werden konnte. Mit fortschreitender Zeit hatte sie das Gefühl, mehr und mehr selbst einen Pfad eingeschlagen zu haben, den sie nicht mehr verlassen konnte. Oder…wollte. Und wie würde sie die Priesterin aus dem Wahnsinn zerren, wenn sie es selbst nicht mehr vermochte, ihn als solchen zu erkennen? Es wurde schwerer und schwerer, richtige von falschen Entscheidungen zu unterscheiden und sie erinnerte sich vage daran, dass es nicht immer gut war, seinem Herzen zu folgen.

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