Hungrig biss Ellie in eine dicke Scheibe Bananenbrot und studierte dabei die Aushänge an der Anschlagtafel. Fast völlig verdeckt von anderen Zetteln hing dort ein mit Klebeband befestigtes, leicht angesengtes Pergament, auf dem sie nur ein Wort erkennen konnte.
Hoffnung
Neugierig zog sie das Pergament unter den anderen hervor, um es ganz zu lesen. Es war der Aufruf eines Ordens, der Mitglieder suchte, um „die Hoffnung erneut in die Welt zu tragen“.
Hoffnung. Sie erinnerte sich an das ernste Gesicht ihres Vaters während einem Gespräch vor vielen Jahren. Es war eines der wenigen Male gewesen, die er über seine Zeit bei der Armee gesprochen hatte. Sie hatte ihn gefragt, warum er in den Krieg gezogen war und er hatte geantwortet „weil ich die Hoffnung auf eine bessere Welt hatte“.
Sie hatte damals nicht verstanden, wieso man sich scheußlichen Monstern entgegenstellen soll, anstatt in der Scheune mit den Katzen zu spielen oder den Bauern ein paar Äpfel zu klauen.
Doch seit diesem Gespräch war viel passiert. Sie war kein Kind mehr. Sie hatte erkannt, daß der Geißel Einhalt geboten werden muss und war bereit, ihren Teil dazu beizutragen.
Davon abgesehen gaben noch andere Passagen im Aufruf des Ordens, die interessant klangen - und lukrativ. „… Suche nach mächtigen Artefakten und starken magischen Quellen.“ Sie wischte sich lächelnd die letzten Krümel Bananenbrot vom Mund. Falls auf dem Weg zu diesen Artefakten Schlösser geknackt und Wachen beseitigt werden mussten, dann war sie die Richtige dafür.
Aber ein Orden? Ellie zog zweifelnd die Augenbrauen hoch. Sie war so gläubig wie die Katze des Metzgers In der Altstadt. Für sie war das Licht immer dort zu finden, wo die nächste Beute lag. Ob das gut gehen konnte?
Ach was, wer nicht schießt, kann auch nicht treffen, wie der alte Jäger immer gesagt hatte. Sie beschloss, diesem Ordensmeister einen Brief zu schreiben.
Ellie streckte den Arm aus, um das Pergament wieder auf der Anschlagtafel anzubringen, doch ein Stück des Klebebands hatte sich um ihren Daumen gelegt und klebte dort fest. Sie wedelte wild mit der Hand, um das Pergament loszuwerden und riss das Klebeband schließlich mit einem Ruck von ihrem Daumen ab. Das nun leicht angesengte und eingerissene Pergament hing sie ordentlich wieder auf.
„Verflixt“, murmelte sie gereizt und drehte sich um. Dabei stieß sie versehentlich mit einem Nachtelfen zusammen und während sie seine Tasche geschickt um ein paar Münzen erleichterte, pappte sie das Stück Klebeband an seinen Umhang.
Einen Moment später war sie in der Menge verschwunden.