Auf einem der zahlreichen Turmbalkone Dalarans saß im luxuriösen Morgenmantel eine Dame und schlürfte Kaffe aus dem Goldrandtässchen, das sie in beiden Händen hielt wie ein Kind. Milady war allein, deshalb erlaubte sie sich, mit untergeschlagenen Beinen zu sitzen, die bloßen Füße auf der Chaise anstatt artig auf dem Boden davor, wo gerade nur leere Pantöffelchen standen, Satin mit Puschelchen darauf, selbstverständlich, denn wie es so schön hieß, noblesse oblige.
Auf dem dunkelpolierten Löwenfußtischchen vor Lady Anne lagen allerlei Papiere ausgebreitet, die sie ohne wirkliche Akribie dennoch halbwegs nach Themen sortiert hatte. Links verteilt häuften sich Stoff- und Tapetenmuster, Möbelzeichnungen, Grundrisse und derlei Unterlagen, die es brauchte, wenn man ein neues Domizil bezog, das man an vielen Stellen von Grund auf renovieren musste weil der Vorbesitzer einen wirklich grauenhaften Geschmack an den Tag gelegt hatte: Ein exzentrischer, alter Magus, dessen Stilbewusstsein im Vorvorgestern hängengeblieben war und der es für eine gute Idee gehalten hatte, ein Schlafzimmer in giftgrün gestreiften Purpur zu beziehen. Alleine der Gedanke ließ Milady das aristokratische Näschen kraus ziehen und einen missgelaunten Schluck Kaffee schlürfen. Sie hatte sich ihr ‚eigenes‘ Heim gewunschen und genommen, was das Schicksal ihr so in den Schoß zu werfen bereit war, aber, herrje, Giftgrün und Purpur? Es war kein Wunder, dass der alte Magister bankrott gegangen war, so vernebelt wie sein Geist bereits gewesen sein musste. Großes Pech für ihn, größeres Glück für die sturmwinder Lady, die so einen wirklichen Immobilienschnapper auf einem absurd bedrängten Markt hatte machen können.
Lady Annes Blick, der sich in der Farbe dem hellen Morgenhimmel außerhalb der Balkonbögen angepasst hatte, schwenkte zur rechten Tischseite. Landkarten. Materiallisten. Werbezettel für Schneidereien und ‚Abenteurerausstattereien‘, was auch immer das sein mochte. Vertragsentwürfe, Leerbuchexemplare, eine ‚Kompakte Geschichte der Nördlichen Königreiche (Band I)‘. Und obenauf die handschriftlich verfassten Zusammenfassungen der bisherigen Bewerbergespräche, stichpunktartig gelistete Schlagworte, die Milady nachdenklich abwechselnd betrachtete.
‚Fanfarenbläser, undurchsichtig, etwas furchteinflößend‘ stand zum Beispiel auf einem der Zettel und Lady Anne zog die in hellgrauen Satin gehüllten Schultern unwillkürlich zusammen, als sie sich an Sir Regis unangenehmen Blick erinnerte. Sie schüttelte den Schauer mit einem guten Schluck schwarzen Kaffee ab und widmete sich dem nächsten Zettel. ‚Direkt, kompetent, Sinn für Humor, Vorsicht vor roten Knöpfen!‘ verriet dieser und die Edle musste unwillkürlich schmunzeln. Von den relativ wenigen Begegnungen, die sie in ihrem Leben bisher mit Gnomen gehabt hatte, war das Vorstellungsgespräch mit Miss Winfrey wohl die Eindrücklichste gewesen. Was wohl in Nordend passiert ist? fragte sich Milady und ließ ihren Blick hinaus in den Morgen schweifen ohne den Himmel zu sehen, denn vor ihrem geistigen Auge spielten sich ganz andere Szenarien ab…
[OOC]
Sooo viele Adjektive - und dabei ist es nur ein Push.
Wir haben die ersten Bewerbungsgespräche geführt und dabei wirklich schöne RP-Abende gehabt! Die Edlynn-Expedition tastet sich spielfreudig und achtsam ihrer ersten Reise entgegen.