Armenspeisung am 30.01

Aushänge kann man in der ganzen Stadt finden wo geschrieben steht

Bürgerinnen und Bürger!

Am Dreissigsten des Ersten Monats findet zur Achten Abendstunde eine Armenspeisung am Pavillon hinter der Kathedrale des Lichts statt.

Es wird eine Gulaschsuppe mit Brot geben. Für die Armen ist dies kostenlos. Alle anderen werden darum gebeten etwas zu spenden.

Da zu ist jeder eingeladen der durch den Angriff der Geißel alles verloren hat oder in mitleidenschaft gezogen wurde. Auch diesen werden wir helfen, sogut wir können.

Auch wird diesesmal unser Freund und Schneider Herr Nilan Finch anwesend sein.

Auch werden wir Euch helfen, sofern ihr Hilfe benötigt oder einen Rat braucht.

Um dies in die Tat umzusetzen wirken mit:

Die Ritter des Lichts
Elisabetha Le Faye
Nilan Finch

Und noch viele mehr.

Solltet ihr Fragen haben, stehen wir Euch stets zur Verfügung.

Gez. Hauptmann Atrax Thackery von den Rittern des Lichts.

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Mal nach Oben damit

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kleiner Push

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nicht vergessen. Wir sehen uns am 30.1. Wir freuen uns auf euch…

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Nicht vergessen. Morgen Abend ist es soweit.

Das Mädchen mit dem kupferroten Haar mochte das Zwergenviertel: Überall standen große Töpfe, in denen Feuer brannten, an dem sie sich oft wärmte. Nur die Zwerge mochte sie nicht, sie gaben nie, wenn sie bettelte.

Sie sah über den Platz mit dem Brunnen in der Mitte hinüber zu der Taverne. Es war früher Abend, die Wirtsleute sperrten erst auf, aber trotzdem waren schon viele unterschiedliche Leute unterwegs zur Pranke, wie die Taverne genannt wurde. Sie sah Langohren, Fluchmenschen, Sturmwinder und Zwergenvolk, wobei ihr die Sturmwinder am liebsten waren, bei denen saßen die Münzen am lockersten.

Ein Mann mit einem Hut trat nach draußen und stellte sich neben die Tür. Groß, gut gekleidet und mit einem mürrischen Gesichtsausdruck. Nacheinander forderte er die Leute auf, ihre Waffen abzugeben und in eine Kiste zu legen.

Ein Aufpasser! Sie hasste Aufpasser mehr als Wachen, denn mit denen konnte man zumindest reden. Aber Aufpasser waren leicht reizbar und schauten nur aufs Geld und oft schon war sie mit Fußtritten von ihnen verscheucht worden.

Ihr Magen knurrte und sie sah all die Leute, die mit Beuteln voller Münzen die Taverne betreten würden. Keine Frage, sie musste es riskieren. Sie löste sich von der Mauer, an der sie lehnte, schlenderte am Brunnen vorbei und blieb am Fuß der aus grob behauenen Steinen bestehenden Treppe stehen, die hinauf zum Eingang führte. Kurz schaute sie hoch zum Aufpasser, aber der war mit dem Abnehmen der Waffen beschäftigt. So suchte sie sich einen Platz weit unten, setzte sich, breitete ihr Betteltuch vor sich aus und legte zwei Kupfermünzen darauf, damit es so aussah, als hätte schon jemand was gegeben.
Zunächst nahm niemand Notiz von ihr. Manche schielten verstohlen aus den Augenwinkeln zu ihr.

„Almosen! Eine gute Tat vor dem Saufen!“, sagte sie in die Menge hinein, die auf Einlass wartete. „Eine Münze gegen den Hunger!“

Sie sah zum Aufpasser, aber dem war sie entweder nicht aufgefallen, oder, was echt toll wäre, er würde sie hier betteln lassen.

„Almosen!“, rief sie erneut.

Kurz darauf trat eine Frau an sie heran und reichte ihr drei Kupferstücke. „Kauf dir was zu essen davon!“, sagte sie.

„Danke, Herrin! Ist echt nett von Euch!“ Wenn sie sich nett und artig verhielt, würden andere sich trauen und ihr etwas geben.

Sie steckte das Geld weg. „Almosen! Eine Münze gegen das Loch in meinem Bauch!“

Eine kurze Zeit später war ein Großteil der wartenden Gäste im Inneren der Taverne verschwunden und ein paar Münzen lagen auf ihre Decke. Das Mädchen hörte die Leute lachen, es roch nach Met und Wein, und ab und zu wehte ein köstlicher Bratenduft zu ihr heraus, dann schloss sie die Augen und sog den Duft tief ein.

„Junge Dame!“ Eine Stimme von hinten, nicht barsch, nicht unfreundlich, aber durchdringend genug, um sie zusammenzucken zu lassen: Der Aufpasser!

„Betteln wird hier nicht gerne gesehen, ich muss Euch bitten zu gehen.“

Sie schaute zu ihm hoch, wischte sich über die Nase und versuchte, so elend auszusehen, wie es nur eben ging, beobachtete dabei seine Mimik, aber nichts regte sich, kein Mitleid, nichts. Dem Aufpasser war es egal, er war nur so freundlich, um die anderen Gäste nicht zu erschrecken. Wären sie alleine, würde er nicht so nett mit ihr reden. Kurz überlegte sie, aber als der Mann einen Schritt zu ihr machte, legte sie ihre Decke zusammen und steckte die Münzen weg.

Sie wollte ihm nicht die Freunde machen, wegzulaufen. Also stand sie auf, streckte stolz den Rücken durch und ging zurück zum Brunnen.

„Sicheren Abend!“, rief ihr der Aufpasser hinterher.

„Ogergesicht“, antwortete sie, aber tunlichst leise genug, dass er es nicht hören konnte. Am Brunnen trank sie von eiskalten Wasser, ging weiter über den Platz und lehnte sich an eine Hauswand. Düster schaute sie rüber zur Taverne und zum Aufpasser. Wenn sie zaubern könnte, würde ihm die Krätze zaubern. Sie zog die Nase hoch, ihr Magen knurrte. Sie würde es morgen nochmal probieren.

In dem Augenblick kam ein älterer Herr näher und blieb kurz vor ihr stehen, schaute an ihr vorbei. So kam es ihr zumindest vor, da der Herr schielte und sie nicht wusste, welches Auge wohin sah.

„Bürgerinnen und Bürger“, murmelte der Schielende und das Mädchen runzelte die Stirn. So war sie nie angesprochen worden.

„Bürgerinnen und Bürger“, wiederholte er, dann räusperte sich und er kam etwas näher. Das Mädchen roch, wie er stank und sah, wie bei jedem seiner Worte Tröpfchen aus seinem Mund flogen.

„Ja?“, fragte sie vorsichtig, aber der Schielende schien sie nicht recht wahrzunehmen.

„Abendstunde am dreißigsten“, dann murmelte er Unverständliches, schließlich verstand sie: „Armenspeisung.“

„Hä?“, fragte sie, dieses Mal forscher. Der Schielende deutete an ihr vorbei, und wirkte etwas ungehalten.

„Na da, neben dir, der Zettel an der Wand, ich habe gedacht, du stehst Werbung dafür! Oder kannst du nicht lesen?“

Sie schaute über die Schulter, und tatsächlich, da klebte ein Plakat. Sie betrachtete die Buchstaben und verfluchte wieder einmal, dass sie nicht lesen konnte.

Dem Schieler fiel ihre Ratlosigkeit auf, denn er lachte, ein spuckendes, feuchtes Lachen, das ihr die Röte ins Gesicht trieb und sie war kurz davor, ihm ordentlich eine zu pfeffern, als er sich beruhigte.

„Kleine, morgen Abend am Pavillon hinter der Kathedrale bekommst du zu essen, um acht Uhr. Und lerne mal lesen, so schwer ist das nicht!“

Damit drehte er sich um und stapfte davon.

Sie schaute ihm zornig nach. So ein Trottel! Mit dem Ärmel wischte sie sich seine Spucke aus dem Gesicht.

Morgen würde sie sich satt essen können. Gut. Sie war gespannt, was die Lichtfrauen und Kleidmänner dieses Mal dafür von ihr verlangen würden.

Sie musste Maus davon erzählen. Mit knurrendem Magen stapfte sie davon.

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Dann komm morgen Abend doch vorbei :slight_smile: