Diese Geschichte basiert auf der ein wenig verborgenen Questreihe um Xal’atath aus dem Spiel World of Warcraft – Battle for Azeroth . Alle Rechte an den Personen, Originaltexten, Dialogen und anderen Inhalten gehören Blizzard Entertainment . Diese Fanfiction ist nicht kommerziell und dient nur der Unterhaltung.
Ich dachte, ich schreibe mal eine der speziellen Questreihen im Spiel als Kurzgeschichte. Sie wird wohl etwas länger… (derzeit formuliere ich an Kapitel 6 von 7 )
Die wörtliche Rede stammt direkt aus dem Spiel.
Kapitel 1 Dunkle Tage
Xal’atath langweilte sich.
Es lag nicht daran, dass sie nichts zu tun hatte. Solche Phasen gab es in ihrer Existenz oft und lange. Sie langweilte sich, weil neben ihr ein Wesen tagein, tagaus die gleichen Anreden und Verabschiedungen an Kunden verwendete. Er war nicht der Schlauste. Kein Tortollaner war schlau. - Keine Schildkröte ist schlau, auch nicht, wenn sie auf zwei Beinen geht und sich Pilger, Sucher oder Sammler nennt! Das war ihre persönliche Meinung, aber im Laufe der Zeit vernahm sie die eine oder andere Stimme von Besuchern dieser einsamen Küste, die ihr im Tonfall zustimmte.
Dieser hier neben ihr nannte sich Kojo, Sammler Kojo. Er hatte sich auch einen Titel zugelegt. Irgend etwas mit Abgesandter. Für Xal’atath war es nicht weiter von Interesse. Sollte er sich doch nennen wie er wollte. Jeder mochte Titel, jeder benutzte Titel - sie waren nichts wert.
IHR Titel allerdings war von großem Wert. Er zeugte von Alter und Macht, von Träumen und Wahnsinn.
Dieser Kojo hatte heute schon fünf Landstreichern, nein, sie verbesserte sich mit einem inneren Kichern - ehrenwerten Kunden von der Allianz - ihren Plunder abgekauft. Zwei oder drei mal hörte Xal’atath heute schon die gleichen, für sprachgewandt gehaltenen, Sprüche. Es würde nicht nur bei zwei oder drei mal bleiben…
„Guten Tag werter Herr! - Oder werte Dame?“
Und das täglich! Sie wollte es nicht mehr hören, es langweilte sie. Es hätte sie eigentlich wütend gemacht, aber ihr fehlte die Kraft dazu. Sie konnte sich auch nicht die Ohren zuhalten. Zum einen hatte sie gar keine Ohren, zum anderen war sie ‚Xal’atath, Klinge des Schwarzen Imperiums‘ und somit eine Waffe, genauer gesagt, ein Opferdolch. Aber seit einiger Zeit lag sie nun schon in dieser dunklen Holzkiste und Tag für Tag warf dieser Tortollaner mehr Plunder auf sie. Auf SIE, die ein Imperium regieren sollte!
Eines Tages würde sie das, sie musste nur abwarten. Wenn sie eines hatte, dann war es Zeit. - Und schöne Worte.
Bis dahin lauschte sie den Wellen, die sanft an die Küste brandeten. Ab und zu liefen kleine Tortollaner und Krabben in ihrer Nähe umher. Sie konnte ruhen, es tat ihr gut. Das Highlight an diesem frühen Tag war etwas gewesen, dass sich in unregelmäßigen Abständen wiederholte: Meekoo, ein wenig gesprächiger Tortolaner, saß auf seinem Platz etwas abseits, vor sich ein Brettspiel. Er saß womöglich dort schon seit hundert Jahren und spielte immer allein. Aber seit einiger Zeit - Xal’ataths Gehör hatte sich merklich und nur für dieses Ereignis geschärft - gingen ab und zu zwei verschiedene Wesen zu ihm. Eins auf leisen Sohlen, das andere mit schwerer klirrender Rüstung. Beide hatte Spaß daran - und sie selber nicht minder - einfach das Spielbrett umzutreten. Täglich lauschte sie aufs Neue nach diesem ‚Ereignis‘, fast schon schämte sie sich für diese Trivialität. Vor allem, weil sie sich bereits vorstellte, eines Tages diesen Beiden dafür zu danken.
„Ich finde wir sollten unterschiedlos mit allen Handel treiben, außer den Naga. Schreckliche Kreaturen“, plapperte Kojo. Wie oft hatte er das schon gesagt? Sie wollte sich gar nicht erinnern. Jemand Fremdes stand vor Meekoo und redete leise mit ihm. „Ich habe Sachen gesehen, da würde Euch der Panzer wegfliegen“, sagt Meekoo wichtigtuend. Xal’atath interessierte sich auch für dieses Geschwätz nicht. Sie lauerte darauf, ob dieses bisher unbekannte Wesen auch…
…tritt das Brett um… es wird dich belustigen…
Es wird vor Allem MICH belustigen.
Sie bemühte sich, in seinen Kopf einzudringen. Es strengte sie so sehr an, doch sie empfand die dafür verbrauchte Energie nicht als verschwendet. - Ach, wie tief war sie bereits gesunken…
Da öffnete plötzlich sich die Kiste und weiterer Plunder landete schwer auf ihr. Ihr mühsamer Versuch der mentalen Beeinflussung brach in sich zusammen. Sie fühlt sich so nutzlos, weggeworfen.
„Ich hatte gerade Legende erreicht. Zum zwölften Mal“, beschwerte sich Meekoo. Jetzt hatte sie doch glatt den amüsanten Tritt verpasst. - Nun waren es also schon drei. Doch selbst wenn ganz Kul Tiras hier täglich vorbeikommen und dieses Brett umtreten würde - es wäre letztendlich unwichtig. Irgendwann würde sie sich selber hassen für die ganze Trivialität, an der sie sich hier labte.
Plötzlich drehte sich die Welt auf den Kopf! Für den Bruchteil eines Augenblicks schwebte Xal’atath - nur, um dann hart zu fallen. Der leise Hauch der Freiheit fiel mit ihr. Sie lag im Sand - und fühlte endlich wieder die Wärme der Sonne auf ihrer Oberfläche.
Ein Schatten legte sich über sie. Kojo hatte einen weiteren Kunden.
„Wenn Ihr mächtige Artefakte findet, bringt sie zu mir. Sie gehören in die Hände von Ältesten, nicht in die von leichtsinnigen Abenteurern.“
„NEIN!“, wollte Xal’atath schreien, „Du Trott… Tortollaner hast MICH und weißt es nicht einmal. Mächtige Artefakte gehören nur einem - dem Gott der Tiefe!“ Leider brachte sie keinen Laut heraus. Sie hatte zuviel Macht für triviale Belustigung benutzt… verschwendet.
„Unterschätzt nie den Wert von Dingen, die mehr als zwei Jahrhunderte alt sind.“ Der Kunde ging wieder weg, ein Teil mehr lag auf dem Gerümpelhaufen neben ihr. Kojo begann alles wieder in die Kiste zu stopfen. Dann griff er nach ihr und hob sie hoch. Es gelang ihr das Auge am Heft der Waffe zu öffnen. IHR Auge.
…sieh mich an und begreife… ich bin das mächtigste Artefakt, dass du in tausenen von Jahren je erblicken könntest…
Zwecklos. Er legte sie auf dem Deckel der Kiste ab. Das hatte sie jedoch nicht etwa Kojos Einfühlungsvermögen zu verdanken, sondern letztlich nur der Menge des gekauften Plunders. Wie frustrierend! Doch sie würde auch diese Veränderung letztlich zu ihrem Vorteil zu nutzen wissen.
Xal’atath beschloss, sich dem erst besten Abenteurer an den Hals zu werfen. Sie, ihreszeichen ein Opferdolch, kicherte über ihren eigenen Wortwitz. Es war eine Redewendung, aufgeschnappt von einem dahergelaufenen Sterblichen - aber doch so trefflich und amüsant.
Die Nacht verbrachte sie auf der Kiste, lauschte dem Lied der Brandung und ‚träumte‘ von einer Szenerie mit dem Titel „Kultist und Opfer“. Natürlich mit sich als Opferdolch in der Hauptrolle. Welche andere Rolle würde SO gut zu ihr passen?
Ach, es wäre so schön, wieder für eine Weile an der Seite eines Abenteurers zu sein.