Das Queue-Dilemma: Kritik und Lösungsvorschlag

Der 100. Thread, der ein Thema behandelt, mit dem wohl momentan nahezu jeder zu kämpfen hat - ich weiß. Aber es dürfte an der Zeit sein, einen konstruktiven Lösungsvorschlag zu bringen, nicht aber ohne vorher auch einmal die Sicht eines Gildenleiters darzustellen, der seit Jahren nicht mehr vor derartig großen Community-Herausforderungen stand. Daher teilt sich der Post in drei Teile - Rückblick auf die weite Vergangenheit, die jüngsten Vorkommnisse (beide Kritik) und schließlich einen Ausblick mit einem konkreten Vorschlag, der nicht alle Probleme lösen wird, aber ein Ansatz ist.

  1. Rückblick auf „früher“

Wie so viele Gilden sind wir von einem ehemals „toten“ Realm eines Tages auf Venoxis getranst. Wie so häufig eine große Belastung für eine Community, hat doch jeder irgendwie auf dem Server seine (sozialen) Wurzeln und ist nicht immer bereit, das Risiko eines Servertransfers auf sich zu nehmen. Nun standen wir damals nicht schlecht da, bekamen 17 von 25 damaligen Stammraidern (und ein paar Bankis) mit rüber, jeder ließ mindestens 50 Euro und stand dann eines Tages auf dem wohl letzten hoch frequentierten deutschen Classic-Realm seiner Zeit. Dem voraus gegangen waren unzählige Posts, Tickets, öffentliche Debatten über die Art der Realmpolitik, die Blizzard in den letzten Jahren fuhr. Denn unser Server (Patchwerk) war schon lange ein Server, dessen Population massiv einbrach und Woche für Woche immer weniger Spieler in die örtlichen Raids zog. Das machte natürlich nicht nur die Rekrutierung problematisch, sondern behinderte das Daily Business wie HCs, kleine Raids, etc., was ein Spielen über Monate hinweg extrem frustrierend machte. Wir, so wie viele andere auch, fühlte uns damals von euch (Blizzard, an die das hier addressiert ist), im Stich gelassen. Es wurde mit aller Härte über alle Kanäle kommuniziert, wie die Serverproblematik war, reagiert wurde letztendlich erst kurz vor Ende von TBC mit der Schließung einiger Server.
Heißt kurzum, wir waren aufgrund der Untätigkeit eurerseits auf einem immer weiter sterbenden Server „gefangen“ und mussten viel Geld in die Hand nehmen, um überhaupt das Spiel noch einmal ordentlich spielen zu können, nicht jedoch ohne durch diese Aktion viele gute Raider zu verlieren. Wir haben daraus gelernt: Blizzard sind kleine Server und Classic egal. Stirbt ein Realm, sind wir im Stich gelassen und bringen unsere Gilde in eine Position, die kurz vom Exodus steht. Die einzige Perspektive um überhaupt weiter zu spielen: das Heft selbst in die Hand nehmen und auf den wohl größtmöglichen Server joinen, um bloß nicht mehr in der schwierigen Situation zu sein, vor einem „Dead End“ zu stehen. Diese Erfahrung dürften die meisten Spieler teilen, die vom damaligen „Venoxis-Hype“ ergriffen wurden.

  1. Jüngste Ereignisse

Wir drehen die Uhr vor. Es ist Mitte 2022 und die Userzahlen auf Venoxis kündigen an, dass uns immense Queues beim Login erwarten werden. Schon Wochen vorher prognostizieren viele dieser Community euch, dass das ein Problem wird. Eine (konstruktive) Reaktion bleibt aus, außer die Abwehrhaltung, dass man Serverkapazitäten aufgrund „technischer Unmöglichkeit“ nicht anheben werde. Also beraten wir uns, diskutieren über etwaige Perspektiven. Wegen fehlender Optionen kommen wir zu dem Schluss, dass wir euch erneut, wie damals schon zu Patchwerk-Zeiten, vertrauten werden, eine Lösung für das Problem zu schaffen, die nachhaltig und gut durchdacht sein wird. Wieder werden wir enttäuscht. Der Server wird nicht etwa wie Gehennas oder Firemaw geschlossen, um zu verhindern, dass ein großer Ansturm mit Release den Server unspielbar machen wird, uns werden nicht etwa kostenlose Transfers angeboten. Wir rasten stillschweigend auf den Supergau zu und haben bis zuletzt an euch geglaubt, den Mitarbeitern, DEVs und Gamedesignern des wohl grandiosesten Spiels, das es je gab. Doch erneut wurden wir genauso wie damals von euch im Stich gelassen. Am Ende des Tages stellen sich die konkreten Fragen / Vorwürfe:

  • Wieso wurden kostenlose Charaktertransfers auf deutsche Alternativrealms nicht VOR dem Release von euch ermöglicht? Es dürfte logisch sein, dass deutsche Spieler nunmal nicht auf einem englischen oder russischen Server spielen möchten!
  • Wieso stellt es eine technische Unmöglichkeit dar, Server zu vergrößern, während Retail-Server schon seit Jahren geclustert sind? An der Spielversion kann es nicht liegen, ist der Client ein modifizierter Retail-Client.
  • Warum wurde Venoxis nicht, ähnlich wie zuvor etwa Gehennas oder Firemaw, für neue Spieler geschlössen, um die soziale Sogwirkung zu Release zu verhindern?
  • Wieso wird Gilden nicht ein Gildentransfer ermöglicht, der dafür sorgt, dass Bankschließfächer und co. auf dem neuen Realm erhalten bleiben?
  • Wieso wurden Charaktertransfers von bereits aktiven Venoxis-Spielern von einem Realm AUF Venoxis unterbunden? Wenn dies eine Lösungsstrategie der Probleme war, hat sie viele Leute zwar verärgert, führte aber offensichtlich nicht zu einer Problemlösung!
  • Wieso fällt euch die Diskrepanz zwischen euren Entscheidungsintentionen, den tatsächlichen Entscheidungen und den daraus resultierenden Ergebnissen nicht auf? Viele dieser Dinge lassen sich verhindern, wenn man ernsthaftes Interesse daran zeigen würde, was große Teile dieser Community seit Jahren (!) anmerken.
  • Wieso gelingt es nicht, problematische Strukturen im Community-Management zu durchbrechen und einen „heißen Draht“ zur Community aufzubauen, um sich wahrgenommen zu fühlen. Das Community-Council scheint scheinbar nicht die nötige Verbindung zwischen Blizzard / Community zu sein - entweder aufgrund der Besetzung oder aufgrund des scheinpartizipativen Charakters des Councils, das wohl mehr ein „Symbol“, als ein ernsthafter Entwicklungsdiskurs ist.
  1. Der Vorschlag

So viel zur Vorgeschichte und den Fragen, die sich uns als ganze Gilde aufgedrängt haben. Kommen wir jetzt wohl zum wichtigsten Punkt - der konstruktiven Idee. Die entspringt zugegebenermaßen aus der recht privatempirischen Geschichte unserer Gilde, dürfte aber viele Leute betreffen. Der Grund für die recht marginalen Servertransfers (im Verhältnis zur Queue) liegt vielerorts nicht an der mangelnden Bereitschaft des Transfers von Spielerseite aus, sondern an dem begründeten Skeptizismus bezüglich der spielerischen Zukunft. Und, wie ich vorher schon dargestellt habe, begründet der sich in der Erfahrung, die viele Spieler in der Kommunikation und Verwaltung mit euch gemacht haben. Der größte Punkt, der für viele gegen einen Transfer spricht, ist die begründete Angst, das selbe Schicksal noch einmal durchstehen zu müssen, das viele von uns schon durchhaben: die Gefangenheit auf einem toten Realm. Konkret bedeutet das: Wer kann mir die Garantie geben, nicht auf einem Realm zu transferieren (etwa Transcendence und Lakeshire im deutschen Raum) und dann nicht in 6 Monaten auf einem von der Community und von EUCH verwaisten Server gefangen zu sein, von dem ich nur weg komme wenn a) die Möglichkeit besteht auf einen größeren Realm zu transferieren und b) von mir 100 Euro ausgegeben werden müssen um die üblichen 4 Chars auf den nächsten Realm zu schieben. Sprich, was bringt mir der Transfer, wenn ich dann woanders „alleine“ auf einem Realm spiele, der mich vor die selben Probleme stellt wie in Punkt 1 geschildert. Und diese Angst ist begründet, angesichts der jüngsten Art und Weise des Handels und des Kommunizierens auf Venoxis, wenn man verstärkt den Eindruck erhält, „wir sind euch eh total egal“. Letztendlich zeigt das auch die aktuelle Situation, die sich so anfühlt, als würdet ihr die „selbst schuld“- Lösung fahren und „den dummen Spielern“ vorhalten, dass sie doch endlich „transferieren“ sollen.

Trotz eurer redlichen Bemühungen den Spielball des Handels (mal wieder) der Community zuzuschieben, zeigen die aktuellen Probleme, dass das nicht die Art ist, wie soziale Gefüge funktionieren (ich könnte euch das jetzt motivationstheoretisch begründen, aber das dauert zu lang).

Ich stelle eine Gegenbehauptung auf - es ist jetzt endlich Zeit, mit KLARER KOMMUNIKATION (schwierig, ich weiß) dafür zu sorgen, dass Probleme gelöst werden. Wie? Ganz einfach! Gebt den Spielern eine Garantie auf eine Perspektive, die eben nicht den toten Realm heraufbeschwört, sondern zeigt, dass ihr euch kümmert und interessiert. Konkret könnte das zum Beispiel bedeuten, dass ihr die Garantie gebt, sehr viel schneller Serverfusionen und / oder kostenlose Transfers auf stark populierte Realms zu ermöglichen, als es bisher der Fall war. Macht das meinetwegen an einer Spielerzahl fest, um wirklich handfest und greifbar aufzutreten. Etwa „wenn wir feststellen, dass wir unter den Mittelwert XY dauerhaft fallen, werden wir nun im Rahmen unserer Möglichkeiten Fusionen und Transfers anbieten, damit ihr nicht genötigt werdet, schwierige und teure Entscheidungen zu treffen, um das Problem zu lösen“. Kurz , wir brauchen die Garantie, dass wir im Falle eines Wechsels uns auf EUCH als UNSER BLIZZARD verlassen können. Und nicht, wie jetzt schon zwei Mal, von euch im Regen stehen gelassen werden.

Ich weiß, es ist wahrscheinlich utopisch einen solchen Beitrag hier im Forum zu verfassen und zu hoffen, dass er nicht auf taube Ohren stößt. Aber man, das wäre doch mal ein Zeichen. Eine Reaktion auf Community-Feedback, eine Greifbarkeit von unseren Community-Managern, die sich dafür einsetzen, dass wir nicht überhört werden. Wenn ihr das schaffen würdet, konkret in der Kommunikation seid, was uns erwarten wird und uns das Gefühl gebt, auf uns aufzupassen… Ich glaube viele wären bereit, euch noch ein weiteres Mal diesen Vertrauensvorschuss zu geben. Denkt mal drüber nach.

Cheers, Nik.

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Erst mal Hut ab, daß Du hier so eine wall of text postest. Die Zeit und Mühe macht sich wohl kaum einer. Aber ich bin sicher das Du hier vielen aus der Seele sprichst. Leider ist Classic die Cash Cow von Blizzard und diese Abzockerfirma wird rein gar nichts tun solange alle ihr schön ihr Geld hinterher schmeißen.

Hi, einfach einen temporären Server wie „venoxis 2“ erstellen auf den man dann wenn die Flut vorüber ist wieder kostenlos zurück transen kann. So einfach wäre das.

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