IC Teil
Rosenblüten waren von den Toren des Weilers und den Dächern herunter geweht, als sie heim gekommen waren. Echte Rosenblüten. Unter seinem anliegenden Eisenhut hatte Connell sich Tränen verdrücken müssen, als man sie wie Helden willkommen geheißen hatte. Auch der immer noch etwas räudige Jack, seines Zeichens ein Hütehund, der ihn über all die Jahre begleitet hatte schien von der Stimmung ergriffen. Die Ohren erhoben, der Blick auf die Masse an Menschen gerichtet an den Wegesrändern des Weilers von Hohenwacht.
Ein Jahr des Krieges war es gewesen.
Das zweite mal schon paradierten sie im Laufe eines Jahres durch den Weiler, ein zweites mal schon wurde ihnen zugejubelt. Nicht allen, denn manche waren nicht wiedergekommen.
Connell hatte Glück gehabt, und ihm brannte die Brust vor Stolz, als er darüber nachdachte, was sie bewirkt hatten - Die Eroberung von Stromgarde zuerst, und dann die Verteidigung der stolzen Hauptstadt gegen die wilde Horde. Und wie sie gekämpft hatten, das würden sich die Knochenköpfe und die Grünen noch sehr lange merken!
Auf dem Hauptplatz des Weilers löste sich die Formation auf, als Frauen ihre Männer, Männer ihre Frauen und Kinder ihre Eltern und Geschwister bestürmten, sie willkommen zurück hießen! Reichlich wurde gelacht, Krüge wurden herumgereicht und manch eine Träne war vergossen!
Und dann - dann war sie dort gewesen. In einem grünen Kleid, gewölbt durch den Bauch, in dem sein Kind heranwuchs. Einen grünen Kranz mit Blüten im roten Haar, und trotz, oder gerade wegen ihrer Schwangerschaft schöner denn je!
"CAT!" rief der junge Freisasse aus, ließ seinen Spieß fallen. Nichts konnte ihn mehr halten, er schoss förmlich auf seine junge Frau zu, umarmte sie, ließ sich umarmen, küsste sie wild auf die roten Lippen und die Wangen. Und hob sie schließlich leicht in die Luft und wirbelte sie herum. Als er sie schließlich wieder absetzte, war ihr Gesicht gerötet und sie lachte lebensfroh und lauthals, auch wenn ihre Augen etwas schimmerten.
"Ich habe dich so vermisst, Cat. Ich liebe dich. Und unseren Jungen."
Dabei legte er die Hand, im schweren Lederstulpen steckend auf ihren Bauch. Und Cat, wie sie war schlug ihm den Eisenhelm leicht in den Nacken. "Junge? Du meinst wohl, unser Mädchen! Willkommen zurück, Connell… ich liebe dich auch."
Noch einmal küssten die beiden sich. Lange, innig, zwei Menschen, die frisch verheiratet waren. Und einander lange missen mussten. Doch als sie sich löste, stand ihr schon wieder der Schalk in den Augen.
"Zu Hause wartet jemand auf dich, Connell. Zwei Dutzend Schafe, deren Fell nicht kürzer wird. Und dass auf der Wollmesse einen guten Preis erzielen wird."
Sein Blick musste für einen Moment sehr teilnahmslos, ja tumb ausgesehen haben. Denn aus dem Schalk in den Augen wurde ein spitzes Lachen! Du Schreck! Die anstehende Wollmesse! Sein Blick fiel sofort auf das Schwarze Brett in der Mitte des Hauptplatzes, wo das Unheil schon drohte: Das Plakat, dass von ihrem Nahen kündete!
Es war wieder die Zeit der Wollmesse von Hohenwacht!
Den Rest des Tages wurde gefeiert. Bis spät in die Nacht klang Musik im Weiler, drangen Gelächter, Gesang und Stimmen aus dem “Tanzenden Drachen”, wo Ian Finnigan, Wirt und Bürgermeister sich nicht hatte Lumpen lassen, freies Bier zur Verfügung zu stellen. Nur einer machte sich nichts daraus: Das war Jack. Jack schlief, auf einem nahen Hügel unterm weiten Sternenmeer, den Weiler im Blick die Anstrengungen der letzten Wochen aus. Auch Hütehunde wurden nicht jünger.