Exakt das ist der Kerninhalt des Virtue Signalling. Du zeigst deinem Publikum deutlich: „Hier! Ich/wir stehen auf der richtigen Seite, also seid so freundlich, erkennt es an und kauft deshalb unser Produkt!“
Man muss sich nur einmal ansehen, welche Firmen während des Pride Month im Juni ihre Social-Media-Kanäle auf Regenbogenfarben umstellen und in welchen Regionen das passiert. Europa, Australien, Amerika? Absolut, go for it. Asien, naher Osten etc.? Oh-oh… da könnten die Verkaufszahlen einbrechen, das lassen wir lieber so, wie’s vorher war.
Es geht nicht darum, dieses Mindset so zu vermitteln, wie es sein sollte - als Normalität - sondern im überbetonten Maßstab. Je diverser etwas dargestellt wird, desto repräsentativer ist es und (logischerweise) desto besser verkauft es sich, so das aktuelle Credo.
Dass man allerdings durch diese Penetranz der politischen Korrektheit eher Kunden einbüßt als dazugewinnt - eben weil die vermeintliche neue Zielgruppe gar kein Interesse an der Form der Repräsentation oder dem entsprechenden Produkt besitzt - fällt dabei einfach unter den Tisch, ganz besonders dann, wenn die vormalige tatsächliche Zielgruppe unvermittelt eher das Feindbild des Produktes wird.
Dabei ist dann auch egal, ob es sich um jahrzehntelang etablierte Comics, Filmreihen, Serien oder Spiele dreht.
Im Kern finde ich, dass es viele Möglichkeiten gäbe, derartige Themen in den entsprechenden Medien aufzubereiten - aber wenn man vermitteln will, dass es normal ist, dann sollte man es auch so behandeln und es nicht etwa aufbauschen, bis es gefühlt nur noch sexuelle Minderheiten gibt, während die eigentliche Mehrheit völlig untergeht.
Um ein WoW-fernes Beispiel zu liefern: Aus meiner Warte wurde die Thematik bei Borderlands 3 angemessen gelöst. Ein altbekannter und ein neuer Charakter dort sind ein Liebespaar - beides Männer.
Es wird an keiner Stelle erwähnt, dass das ungewöhnlich sei. Ihre Unterhaltungen wären die gleichen, wenn die Geschlechter andere wären, und die Kommentare der Spielerfigur dazu ebenfalls. Es ist eben einfach so - und fertig.
WoW behandelt es ähnlich (aus meiner Warte jedenfalls, wenn überhaupt) - hier allerdings ist auch noch zu bedenken, dass Blizzard den asiatischen, speziell chinesischen Markt sehr auffällig im Blick behält. Verständlich. Immerhin ist das ein potentielles Milliardenpublikum und damit eine gigantische Zielgruppe.
Allerdings herrschen dort eben andere Werte und Ideale vor als bei uns - also kann man nicht, wie man es tun würde, wenn es nur um die westliche Welt geht, „auf die K-e“ hauen was die Wokeness angeht, und muss eher unauffällig aktiv sein. Also sind entsprechende Charaktere nur am Rande ein Thema, und gewisse Charaktereigenschaften müssen in Dialogen oder spielexternen Büchern versteckt werden, so, dass der handelsübliche Spieler nicht darüber stolpert wie etwa in Questnamen, -texten oder Zwischensequenzen und Cinematics.
Ich… schreib’ mich hier gerade um Kopf und Kragen, glaube ich.
Jedenfalls, worauf ich hinauswollte - im Kern finde ich die Überlegung nicht verkehrt. Aber die Art, wie es aktuell in den Medien der westlichen Welt gehandhabt wird, finde ich mehr als nur störend. Bei vielen Charakteren in Filmen, Spielen und Serien kann man einfach nur feststellen - diese Person hat keine Tiefe, keine Individualität, sie besteht einfach nur aus ihrer sexuellen Identität, ihrer Religion und/oder ihrer Hautfarbe.
Was ich, persönlich, ziemlich schlecht finde, wenn es doch darum geht, dass man den renitenten Teilen der Bevölkerung deutlich machen will, dass an dieser empfundenen und/oder wahrgenommenen Andersartigkeit nichts schlechtes ist, sondern nur der Charakter dahinter relevant sein sollte.
Stattdessen entscheidet man sich eben für die Brechstange, um es den anderen einzuprügeln.