…heißt immer auch Abschied. Das wusste Darosh natürlich, umso schwerer fiel es ihm, diesen Schritt zu tun.
“Bist du dir wirklich sicher?”
Der stämmige Taure starrte sein Gegenüber an und wartete geduldig auf eine Antwort. Nach einer Weile antwortete Darosh: “Buro, Bruder. Ich muß. Es wird immer stärker und quält mich von Tag zu Tag mehr”.
Als der Vater von Darosh und Buro vor vielen Jahren von einer seiner Expeditionen nicht wieder heim kam, haben die Brüder den Hof alleine weiter geführt und ein einfaches Leben geführt. Immer mit der Hoffnung, ein Lebenszeichen zu erhalten.
Vor einem Jahr fand Darosh eine alte, verwitterte Kiste. Drinnen befanden sich Aufzeichnungen und Einträge von den Erlebnissen des Vaters auf seinen zahlreichen Expeditionen.
Seitdem Darosh diese gelesen und studiert hat, plagen ihn Visionen und Albträume. Anfangs harmlos, bis diese immer stärker wurden. Je tiefer er in die Aufzeichnungen blickte, desto intensiver wurde es. Es war verschwommen, Stimmen waren gedämpft, kaum wahrnehmbar. Mal klang es wie Hilferufe, ein anderes Mal wie Drohungen. Ein riesiger Bär und ein tiefschwarzer Panther glaubt Darosh aus all dem Wirrwarr am deutlichsten zu erkennen.
“ich kann einfach nicht mehr. Ich muß herausfinden, was die Visionen bedeuten. Ich bin fest davon erzeugt, daß es mir was mitteilen möchte.” Darosh blickte Buro tief in die Augen und seine Stimme war nun nicht viel mehr als ein leises flüstern: “was immer es auch ist, es will das ich es finde”.
Buro stand auf und ballte seine Hände zu Fäusten. “Oder du machst dir was vor. Du interpretierst da viel mehr rein als es ist.” sagte er mit ruhiger Stimme.
Darosh meidete jetzt Buros Blick, stand auf und sagte mit fester Stimme: “Nein, ich bin mir ganz sicher. Vater war ein Druide, eng mit der Natur verbunden. Und ich spüre jetzt diese Verbundenheit. Durch meine Visionen, meine Träume. Ja, selbst wenn ich vor die Tür gehe und mich unter einen Baum setze. Wenn ich den Tieren da draußen”, er zeigte mit einer Hand Richtung Tür, ehe er weiter sprach: “Da ist etwas, und ich muß herausfinden was es ist. Dieses Gefühl… Ich kann es nicht beschreiben.”
“Wir haben nicht viel, aber du wirst Gold brauchen. Wie willst du überleben?” - “Mache dir darum keine Sorgen, ich bin geschickt in der Lederverarbeitung und Kürschnern. Ich werde mich durchschlagen.”
“Wann wirst du gehen?” wollte Buro wissen. “Heute. Gleich. Ich werde nicht weiter warten.”.
Buro musste schlucken. “Dachte ich mir schon, als ich den gepackten Rucksack gesehen habe. Was ist dein Plan?”
“Ich werde einen Druidenlehrer aufsuchen. Ich werde die Verbindung zur Natur stärken. Denn ich glaube, das ist der Schlüssel.” Darosh wirkte nachdenklich. “Dann werde ich unbedingt den Segen der Urahnen erbitten. Ich werde demütig die Riten unser Erdenmutter ablegen, sofern man mich lässt.”.
Darosh ging geradewegs auf Buro zu und umarmte ihn. “Bruder, ich tue es, weil ich muß. Ich werde wieder kommen. Wenn ich die Antwort habe”.
Buro löste sich aus der Umarmung, und blickte Darosh tief in die Augen: “Tue es. Meinen Segen hast du. Ich hoffe, du findest was du suchst.” - “Danke, Bruder.”
Darosh nahm seinen Rucksack, öffnete die Tür und trat hinaus. Er drehte sich um, und beide nickten sich gegenseitig zu.
Dann ging er. Buro rief ihm noch zu, er soll auf sich aufpassen. Darosh blieb kurz stehen, aber ohne ein weiteres Wort oder sich umzudrehen setzte er seinen Weg fort. Er wird suchen. Er wird die Antworten finden. Immer die Hoffnung vor Augen, die Gründe für das verschwinden Vaters zu erfahren.
Und so begann das Abenteuer. Ein neues Abenteuer ist immer auch ein Abschied…