Müde tritt der Arkanist in sein Quartier. Im Kontrast zu seiner sonstigen Erscheinung ist er nicht aufwändig frisiert und die rabenschwarze Mähne geht einfach in fülligen Wogen bis zum Steiß herab. Die kalkweiße Haut ist noch blasser als sonst und die Erschöpfung und Auszehrung der letzten Tage liegt ihm im wahrsten Sinne des Wortes noch im Blut. Die Tür fällt ins Schloss und er setzt sich an den prächtigen Ebenholzschreibtisch, tunkt die Feder in die Tinte und beginnt zu schreiben, nachdem die fusselige, dreibeinige Katze auf seinen Schoß gehüpft ist.
„An meinen guten und viel zu schweigsamen Freund, Sommersang den blonden und nicht mehr ganz so herbsthimmeligen.
Ich hoffe, es geht dir gut und du lässt dir zufrieden von Zeth‘ an den Zehnägel kauen, oder was ihr auch sonst so in eurer freien Zeit treibt. (Verschone mich mit Details.)
Wie du vielleicht weiß, bin ich in den letzten Wochen mit eurem Sohn zusammen durch die halbe Welt gereist, um irgendwelche psychopathischen Goblins zu verfolgen, die im Endeffekt doch nicht psychopathisch, sondern einfach nur leerenverseucht waren. Ah, und es war eine Frau. Glaube ich. Keine Ahnung. Hab‘ sie bis zum Ende nicht zu Gesicht bekommen. In jedem Fall bin ich dem Tod wohl noch nie so kurz hintereinander so oft knapp entgangen, wie in diesen Wochen.
Weißt du, wie es sich anfühlt, von einer gigantischen Spinne eingewoben und fast verschlungen zu werden? Oder noch eher – weißt du, wie es riecht? Ich kann dir einen kleinen Tipp geben: Nach 80 Jahren habe ich endlich etwas gefunden, was schlimmer riecht, als deine Socken.
Alles in allem habe ich es aber überlebt und liege nun seit drei geschlagenen Tagen im Lazarett flach und lasse mich von einer alten Freundin gesund pflegen. Nein, nicht das, was du kleines Schwein jetzt denkst. In jedem Fall geht es mir von Tag zu Tag besser und ich glaube, ich habe mir fast die Organe zerrissen bei meinem letzten Zauber.
Wie jede Reise hatte aber auch diese ihre Vorteile. Nelthariel – du erinnerst dich sicher, der grimmige mit der Augenklappe, der eigentlich gar nicht so grimmig ist – wurde befördert. Ist jetzt Feldwebel. Feldwebel Flammenstolz. Klingt imposant, oder? Und irgendwie schmutzig. Kann aber auch an den Schmutzromanen liegen, die ich in letzter Zeit irgendwie vermehrt konsumiere… An der Front gibt es noch immer Nichts neues.
Außerdem haben wir Zuwachs bei der Anoduna bekommen. Du würdest sie mögen. Naja, zumindest Barad. Lady Talyth hat etwas von Faelys. Wenn man ihr einen Stock rektal bis zum die nächsten Worte sind durchgestrichen.
Achja: Wir sind zusammen mit dem Arkaneum gereist. Deswegen hab‘ ich auch mit Belryas so viel gesprochen. Erstaunlich, was ihr aus dem Jungen gemacht habt. Ich bin stolz auf euch. Und ich hoffe es geht euch gut. Euch allen. Ich vermisse euch, aber ich gönne dir deine neue Aufgabe mehr als jedem Anderen.
Aber bei der Sonne: Wer von euch zwei Vollidioten hatte die Idee Belryas bei diesem Arshgesicht von Sturmsänger in die Lehre gehen zu lassen?! Wenn ich diesen arroganten Arshpinsel noch ein einziges Mal an seinen verschissenen Glimmstängeln ziehen sehe, anstatt zu antworten, dann wieder sind einige Worte – diesmal zwei ganze Zeilen – durchgestrichen.
Zum Abschied aber noch was schönes: Die Anoduna tritt endlich bald dem Kriegerbund bei. Das heißt, vielleicht sehe ich bald Klaue, Kjuju und die anderen wieder. Ob sie sich noch an mich erinnern?
ACH! Eine ganz wichtige Sache habe ich vergessen! Du hast mich bei Unterstadt vollkommen verars*ht! Loa bestehen weder aus Kot, noch haben sie etwas mit Fetischen zu tun! Wir haben nämlich einen gesehen! Und er hat mich ehrlich gesagt ziemlich an Puschel erinnert! Nur, dass er noch alle vier Beine hatte… Eigentlich war es auch gar kein Loa, sondern irgendwie ein Nachkomme oder so etwas. Alle haben Orcisch gesprochen und ich hab‘ kein Wort verstanden – du kennst das ja! Aber von Kot war keine Spur.
Achja. Ich kann die nächsten Monate wohl kein Hühnchen mehr essen. Frag mich nicht wieso. Ich will einfach nie wieder daran denken. Also, falls ihr zwei Idioten irgendwann doch noch eure Hochzeit macht: Ich werfe den Tisch um, wenn es Huhn gibt.
Ich würde ja sagen, ich sende Grüße aus den Geisterlanden, dem Hinterland, dem Schwarzfels, Loch Modan (ja, wir waren im Feindgebiet) und Uldum, aber ich bin ja schon wieder in der Kaserne. Ist übrigens verdammt lahm hier. Also wenn du mal genug vom Hausfrauendasein hast, meine Tür steht dir offen. Sofern Morgenklang dich nicht rauswirfst, weil du mit dem Nether verkehrst und vielleicht ansteckend bist.
Grüße von der „Front“,
C. Dämmerwiege,
Freund und – zum Glück – noch lange nicht im Ruhestand“
Die Feder wird abgelegt und ein Zug von Traurigkeit, von Schwermut huscht über die Züge des Arkanisten. Das Pergament wird in einen rosanen Umschlag gepackt und per Post versendet. Auf dem Rückweg vom Briefkasten karrt der Arkanist einige Briefe mit in sein Quartier. Noch nachdem die Tür ins Schloss fällt hört man ein kehliges Grollen. „Belore, ich hasse Notizen…“
OOC: Ich bedanke mich schonmal bei allen Organisatoren, SLs und Mitspielern für den Plot! Es hat sehr viel Spaß gemacht und vielleicht gefällt einigen ja diese humoristische Darstellung! Ausführliches Feedback kommt noch im OOC Thread!