Gerade in Silbermond …
„‚Wee-gee-kreuz‘. So. Das war die letzte!“, rief Herbert triumphierend und reckte seinen Kohlestift wie eine Waffe in die Höhe, mit der er gerade ein großes Beutetier erlegt hatte. Eigentlich hatte er nur die Kisten der Manufaktur Sonnenwend beschriftet, die nun auf ihre Reise zum 157. Siegelmarkt am nächsten Tag warteten, aber unter den Gesichtspunkten des goblinischen Helfers der Manufaktur mochte das ein ähnlicher Kampf gewesen sein:
1. So ein Kohlestift war nicht mechanisch und fühlte sich daher prinzipiell feindlich an (außerdem hatte er dafür seine geliebte automatische Blumenschere fortlegen müssen)
2. Es waren achtzehn Kisten gewesen, auf denen er teilweise auch noch hatte herumklettern müssen, obwohl er eigentlich ein Nickerchen hatte machen wollen
3. Es duftete daraus nicht nach Schmieröl (und das hatte er den Damen ja schon hundert Mal gesagt, dass sie endlich einmal irgendeine Duftessenz kreieren sollten, die nach Öl roch. Oder wenigstens heißem Stahl. Es gab da doch diese weißen Blumen - Wildstahlblumen. Aber neiiiiin, es war wieder irgendetwas mit Sonnengras und Lavendel und Kaktusblüten und Rosen. Herbert würde es den Mädels jetzt zum allerletzten Mal stecken: Wildstahlblumen. Garantiert rostfrei! Und wenn sie diesmal nicht auf ihn hörten und der Laden pleite ging, dann wäre es auf jeden Fall nicht seine Schuld!
„Wunderbar, Herbert! Vielen lieben Dank!“, lächelte Isathria erleichtert und schenkte dem Goblin einen dankbaren Augenaufschlag. Das konnte sie wirklich gut, dachte Herbert. Wer konnte diesen geschwungenen Wimpern lange böse sein, auch wenn sie ihn um seinen Mittagsschlaf gebracht hatten. Grummelnd sprang er von seiner Kiste und nickte nur knapp, um sich zurück ins Geschäft zu begeben. Sicher würden die Kisten nun auf den Marktkarren geladen werden und dann ging es auch gleich los. Da wollte er nicht auch noch mithelfen müssen, sondern wenigstens noch zehn Minuten Schlaf abbekommen!
Doch Celiandra und Sianestra versperrten ihm den Weg, weil sie beide ausgerechnet mitten in der Tür standen. Celiandra hatte wie meistens vor dem Markt diesen leicht schwärmerischen Gesichtsausdruck: „Wegekreuz. Ich finde, das klingt immer so einladend. Viel zu viele Seelen entfernen sich von einander. Wegen Streit, Missgunst, Neid … oder auch nur belangloser Kleinigkeiten. Aber an einem Ort, der ‚Wegekreuz‘ heißt, da kommen alle wieder zusammen. Man begegnet sich, hat Gemeinsamkeiten und geht vielleicht zusammen weiter. Ich finde, das ist eine wunderschöne Vorstellung und ich bin sehr gerne auch deswegen im Brachland.“, sprach die Elfe auch gleich zu ihrer älteren Schwester.
Da musste Herbert doch ein bißchen inne halten und kurz über diese Worte nachdenken. Tatsächlich teilten sich viele verschiedene Völker das Brachland: es gab dort ansässige Goblins (u.a. seine Tante Helixa in Ratschett, die er seit ungefähr fünf Jahren nicht mehr besucht hatte und das dringend wieder einmal tun sollte), Tauren natürlich (vor allem dieser Mohik Falkenauge, der ihm noch 20 Silber schuldete …) und jede Menge Orcs (darunter, Kartak Schmetterfaust, dem er noch mindestens 20 Silber schuldete … sollte er unbedingt in Ordnung bringen!). Ja, tatsächlich gab es wohl doch einige Gründe zum Wegekreuz zu reisen.
Herbert fühlte eine zarte, elfische Hand auf seiner Schulter, die ihn dort plötzlich tätschelte. Und zu seinem Entsetzen wieder zurück zum Karren schob: Sianestra wollte ihn nun wohl doch zum Beladen einteilen! "Du hast ganz Recht, Celi. Allein vom Namen her schon einer der schönsten Orte für den Siegelmarkt. Darum haben wir dieses Mal auch wieder viele schöne Dinge dabei - und vor allem sehr viele Neuheiten, die alle darauf warten, an unserem Stand entdeckt zu werden."
Tja, da konnte man wohl nichts ändern und es gab eben kein Nickerchen. Sondern wieder nur Arbeit. Aber so war es eben, das (Goblin-)Leben …
Und was waren das nun für Neuheiten, die da morgen bei der Manufaktur Sonnenwend an Standplatz Nr. 7 darauf warteten, beschnuppert, gefühlt, angefasst und ausprobiert zu werden? Auf den Etiketten war zu lesen:
Bade- und Massageöl „Erfrischen“: Pflegendes Kokosöl mit dem Duft von Sonnengras und Bergminze kühlen und entspannen die Haut nach einem anstrengenden, sonnenreichen Tag.
Bade- und Massageöl „Regenerieren“: Heilendes Mandeöl beruhigt mit den Essenzen von Lavendel, Zedernholz und goldenem Sansam und sorgt für Ausgeglichenheit und Mut zu neuen Abenteuern.
Rasierseife „Sein Geheimnis:“ Zedernholz und Sonnengras verleihen dieser Seife einen warmen, holzigen Duft. Die Basis aus Kokosfett sorgt für einen sehr cremigen, weichen Schaum und lässt die Haut verführerisch berührzart zurück.
Duftkerze „Herzenswärme“: Die Edelrose „Blutroter Stern“ und Kaktusblüten aus Durotar und dem Brachland lassen den Duft dieser Kerze angenehm anregend auf das Gemüt wirken. Die Kerze wurde mit einem Illusionszauber belegt und zeigt ab und an einen aparten Blütenregen über der Flamme.
Duftkerze „Oasentraum“: Golddorn, Zitronengras und Lilien entführen in die bunten und blühenden Oasen des Brachlandes und lassen jeden Raum zu einem erheiternden Urlaubsort werden. Die Flamme dieser Kerze glitzert wie von der Sonne geküsstes Quellwasser.
Duftkerze „Steppenwind“: Orange, Rosmarin und Karamell beleben das erschöpfte Gemüt und fördern wieder die Konzentration. Die Kerzenflamme wirft einen besonders langen Schatten und erinnert an erholsame Spaziergänge im goldenen Abendlicht des Spätsommers.
Pflanzschale "Oasenkuss: Urlaub für daheim bietet dieses kleine Arrangement aus einer Miniaturpalme in einer Schale mit weißem Sand. Darin gepflanztes Dünengras und sogar ein winziger Teich, umlegt mit eigenhändig von uns gesammelten Steinchen und Muscheln, bringen die Strände und Küsten des Brachlandes auf jeden Schreibtisch.
Wie immer kann an unserem Stand nach Herzenslust getestet, ausprobiert und geschnuppert werden. Wir beraten gern ausführlich und nehmen uns für jeden Kunden Zeit. Zerstreuuung, Freude und eine sorgenlose Zeit sind garantiert!
Wir freuen uns schon, Celiandra, Sianestra & Isathria