Celiandra klebte das letzte der fein säuberlich beschrifteten Etiketten auf eine der weißen Holzkisten, die nun zum Verladen auf den Marktkarren bereitstanden. Ziel: Siegelmarkt in Tarrens Mühle. Neben ihr schauten die grünen Goblinohren von Herbert Büchsenfuss über eine der Kisten und man hörte ihn auffällig daran schnuppern. „Herbert, ist alles in Ordnung?“, fragte Celiandra etwas besorgt, denn nun zog der Goblin wirklich so tief die Luft ein, das man schon befürchten konnte, er würde gleich abheben! Herbert schüttelte den Kopf. „Nein … nein … nichts ist in Ordnung! Wirklich gar nichts! Ich glaube, ich bin fürchterlich krank. So muss es sein, ja!“, klagte er und nun machte Celiandra sich wirklich Sorgen. Sie setzte sich neben den Goblin und sah ihn mitfühlend an, denn Herbert war ja vieles, aber nicht wehleidig.
„Was hast Du denn genau? Fühlst Du Dich nicht gut oder tut Dir irgendetwas weh?“, fragte sie und Herbert sah sie aus großen Augen an. „Ich kann nichts mehr riechen.“, sprach er mit solch einer zittrigen Stimme, als würde sie ihm gleich völlig vor Kummer versagen. „Du kannst nichts mehr … riechen?“ "Genau, ich kann nichts mehr riechen. Mein Geruchssinn - völlig weg! Und normalerweise gibt es drei Dinge auf der Welt, die ich immer riechen kann: Sianestras Blumen, deine Duftkerzen und Gold! Vor allem das Gold, das man mit den Duftkerzen und den Blumen machen kann! Aber jetzt … nichts … da ist wirklich nichts! Und wenn ein Goblin keine Nase mehr für Gold hat, dann muss der Tod nahe sein!"
Vorsichtshalber schnupperte er auch gleich nochmal an der vor ihm stehenden Kiste und sog so tief die Luft ein, wie er nur konnte. Celiandra dagegen atmete aus. Und zwar erleichtert. Sie lächelte sogar und das nahm Herbert ihr nun wirklich übel. „Ach, Herbert …“, sprach sie und der Goblin wechselte die Gesichtsfarbe nun von Grün zu einer Art Rot. „Da lachst Du??? Elfe, es ist verdammt ernst!!“, grollte er beleidigt, doch Celiandra lachte nun tatsächlich und legte ihm beruhigend die zarte Hand auf die Schulter. "Herbert, es ist alles in Ordnung. An dieser Kiste kannst Du auch gar nichts riechen, sie enthält unseren „Mitternachtsschein“. So nennt Sianestra ihre Pflanztöpfe mit den gelben und roséfarbenen Wunderblumen darin. Diese halten tagsüber ihre Blütenköpfe geschlossen. Darum riechst Du jetzt auch nichts, sondern erst wenn es Abend wird zeigen sie ihre volle Pracht.", erklärte sie gutmütig und Herbert räusperte sich. „Oh. Ach so. Ja, wusste ich. Ich dachte, die wären in der Kiste da hinten.“, versuchte er sich zu retten. Celiandra schüttelte freundlich den Kopf. „Nein, da hinten sind die Kerzen und die Seifen. Also, ich denke mit Deiner Nase ist alles in Ordnung hoffentlich auch nach wie vor alles mit Deinem Gespür für’s Geschäft.“, zwinkerte sie. „Ja … ja … sicher. Also dann … gehe ich vorsichtshalber nochmal an den anderen Kisten schnupp - … ähh … die anderen Kisten überprüfen.“ Celiandra nickte. „Tu’ das und dann sehen wir uns gleich noch zum Abendessen, bevor dann alle hier sind und wir uns aufmachen, die übrigen Mitreisenden einzusammeln und gen Tarrens Mühle aufzubrechen.“
Gesagt getan begab sich Herbert dann zu den hinteren Kistenstapen und als Celiandra nicht mehr hinsah, drückte er die grüne Nase fest gegen das Holz. Duftkerzen, eindeutig … dann muste er wohl doch nicht sterben.
Auf den Etiketten war zu lesen:
Duftkerze „Dunkler Tanz“: Eine ausgewogene Komposition zwischen süß und herb basierend auf den Essenzen aus Wilddornrosen, rotem Weinlaub und Vanille lässt aufgewühlte Gemüter wieder in ihre Balance zurückfinden
Duftkerze „Zauberwald“: Die ausgesuchten Noten von Tannengrün aus dem Silberwald, Bergmoos, jungen Birkentrieben und Sandelholz entspannen zutiefst wie ein Spaziergang furch tiefe, taufrische Wälder
In der nächsten Kiste fand sich Seife, auch das war eindeutig:
Pflegeseife „Dunkle Eleganz“: Diese Seife basiert auf Kokosöl aus dem Schlingendorn und wurde mit den reichhaltigen ätherischen Ölen von aszunianischem Lavendel und Patchouli aus Zandalar angereichert. Die Seife hinterlässt eine warme, erdige Note auf der Haut. Ihre tiefschwarze Farbe und die Verzierung mit einem getrockneten Lavendelzweig versprechen etwas so Geheimnisvolles wie ein Blick in den sternenklaren Nachthimmel
Rasierseife „Sein Geheimnis“: Das harmonische Zusammenspiel von Zedernholzöl und Sonnengras verleiht dieser Seife einen edlen, holzigen Duft kombiniert mit zarter Frische. Üppig cremiger und beruhigender Schaum lässt die Rasierklinge mühelos über die Haut gleiten
Und dann fand Herbert auch die Kiste mit den Ölen, die die Sonnenwend-Damen selbst aus all ihren Blumen gewannen. Geeignet zum Baden, zur Massage oder einfach nur für das gepflegte Wohlbefinden:
Öl „Genießen“: Der sinnliche Duft von Schattenjasmin, Rosen und Vanille verzaubert und regt zum Träumen an. Das enthaltene Rosenöl ist reiner Balsam für trockene und empfindliche Haut und pflegt sie streichelzart. Jeder Ölflakon wird zusammen mit einem Leinensäckchen voller getrockneter Rosenblütenblätter verkauft
Da war Herbert nun tatsächlich sehr erleichtert, das mit seinem Riechorgan wohl doch alles in Ordnung war. Blieb nur ein letzter Test: die eisenbeschlagene, kleine Holztruhe, die der Manufaktur auf den verschiedenen Märkten immer als Handkasse diente. Im Moment war sie natürlich (noch) leer, aber vielleicht hing ihr ja noch der Geruch vergangener Einnahmen an? Herbert drehte das für ihn eher unhandliche Ding und ja … ja … ein wenig war da der Hauch von Silberlingen, Kupfer und dem ein oder anderen Goldstück zu vernehmen. Und die Hände von Dieben, die immer wieder versuchten, dieser Kiste habhaft zu werden! Jaaa, da könnte Herbert vielleicht Geschichten erzählen - mehr als man so glauben mochte, denn das Leben als Händler war doch bisweilen ziemlich aufregend, wenn man sich auf Reisen begab!
Aber jetzt war erst einmal alles bereit: gepackte Kisten, lächelnde Elfen, ein riechender Herbert, eine Truhe für den Zaster. Die behielt er dann besser auch gleich mal dicht bei sich. Nur für den Fall.
Celiandra, Sianestra, Isathria und Herbert freuen sich schon auf Euch!
Wir sehen uns übermorgen ab 20 Uhr in Tarrens Mühle!