Grell lodern die Flammen in der Feuerschale auf. Gieriges Knistern lässt die winzigen Überreste von Lebenssaft im Feuerholz vergehen und die Hitze frisst die Räucherkräuter, die das Gralsweib hineinwirft. Ihr Blick ist stechend und glüht den Kunden durch den ungewöhnlich dichten Rauch an, der kerzengerade gen Himmel steigt. Warm ist die Nacht in Orgrimmar. Doch hier, am knisternden Feuer, ist es eiskalt. Schatten ziehen über den Boden. Riesige, geschmeidige Schatten und dem Kunden peitscht ein klammer Schauer über den Rücken, als hätte ihn in tiefster See etwas gestreift. Er beginnt zu schwitzen.
„Also… W-was bedeutet dein Knochen mit der Zahnrune, eh?“ Der Goblin klammert sich an seine Goldbörse und wirft misstrauische, aufgeschreckte Blicke um sich. Ein Trupp Grunzer zieht vorüber, knurrig und gedämpft dringen die Stimmen an die großen Ohren. Jetzt könnte er noch aufspringen und abhauen…
Das Gralsweib schmatzt einmal und die Augen werden schmal, das Grinsen unangenehm breit. Spitz gefeilt Zähne grinsen den Kunden an. „S’ bedeutet, dass dir große Verluste bevorsteh’n, Hübscher. Du fürchtest dich. Un’ das… das wird dich ALLES kost’n, was de hast.“ Sie beugt sich zu ihm, die dunkle Haut mit Knochenaschenpaste bestrichen. Die rituellen Zeichen leuchten in der Nacht unheimlich und der Goblin krabbelt hastig rückwärts, wirbelt den trockenen Staub Orgrimmars Straßen dabei auf.
„A-alles?!“, jappst er fast ohnmächtig. Dann würde Ezzilla ihn NIEMALS heiraten! Und er niemals das gigantische, unerhörte Erbe ihrer Familie ins eigene Vermögen übersiedeln lassen, wenn ihr Vater einen kleinen… nun… arrangierten Unfall haben würde.
Das Gralsweib beäugt den Kunden abfällig. Sie wiegt sich hin und her und beinahe meint er, kühles Meerwasser um die Füße zu spüren, das bis über die Knie steigt und dann immer höher. Er fühlt die eisige Nässe und jappst ensetzt nach Luft. Er kann sich nicht regen.
„Alles. AUßER“, meint sie bedächtig, quälend langsam, was ihm ein Stöhnen entlockt. Er fühlt, wie das Meer ihm über die Brust schwappt.
„Alles was du willst, du alte Hex- ALLES! Aber mach, dass es aufhört!“, heult er wie eine Sirene und strampelt, wirft sich auf den Bauch und schwimmt, schwimmt auf dem ausgedorrten Boden, staubspritzend und hustend, um sein bald finanziell recht eingegrenztes Leben. Seine Finger hinterlassen tiefe Narben in der Erde.
Das Gralsweib lacht. Heiser und gutmütig. „Außer natürlich du komms’ zum Pohkisa, opferst’n ordentlichen Batz’n Räucherwerk für die Geister, vor allem für dein Ex-Weib un’ bereust ehrlich, was de getan has’ - und tust’s dann nie wieder.“ Schmallippig schnippt sie mit den Fingern und der Goblin sinkt in den trockenen Staub. Verwirrt. Erleichert. Fassungslos. Er blinzelt. Die Worte sickern nur langsam in sein Hirn.
„Hey, du! Du und ich - das wär doch Die Geschäftsid-“
„Denk’ nich’ ma dran, Grünohr.“
„Aber was wir alles verdien-“
„Ich sag’ doch, ne, und nu’ HAU AB, eh ich dich mein’m Loa opfer! 'N frisches Herz’s immer gut!“
Der Goblin nimmt die Beine in die Hand und das Weib starrt ihm missgĂĽnstig nach, ehe sich ein Grinsen auf die Lippen malt. Spitze klauen greifen nach dem Knochen mit der angeblichen Rune fĂĽr Verlust und UnglĂĽck.
Die Spinne, die darauf zu sehen ist, lässt sie kichern. „Ach, Schätz’chn… deine Zukünftige wird dein Leben interessant machen, das glaubste gar nich’. Du willst sie über’s Ohr hau’n, mh? Hah. Na, wenn das ma’ nich’ in 'ne ganz, ganz andere Richtung für dich geht… Nur zu deinem… Besten.“
Sie sieht hinauf, in Richtung der ZeppelintĂĽrme. Ob der wohl zum Pohkisa kommt?
Sie hofft’s für ihn.