Ein kleiner Push von mir - Wünsche euch allen eine schöne Adventszeit und hoffentlich auf ein baldiges Wiedersehen!
Die Bürste zieht sich erneut durch den kaskadenhaften Schwall an kirschrotem Haar. Immer und immer wieder. Die Bewegungen der Hand wirken ungelenk und steif. Feine Augenbrauen zucken schmerzhaft zusammen, als sich die Borsten in den Haaren verfangen. Er seufzt. Blickt in den Spiegel. Er ist zerbrochen. Und genau das zaubert ein kleines Schmunzeln auf die Lippen des Elfen, verzerrt durch die gesplitterte Oberfläche, in der er sich betrachtet. Milchige Augen starren zurück.
Eine kühle Hand legt sich auf seine Schulter. Er kann sie ganz genau spüren. Sie kommt ihm so bekannt vor. Die Größe der Handfläche, die kleinen rauen Stellen an den Fingerkuppen. Wie könnte er diese Hände je vergessen. Seine Lippen zucken, als versuchten sie, sich an ein längst verlorenes Lächeln zu erinnern.
Er sieht sich über die Schulter. Dunkle Kleidung, dunkle Haare. Zusammengepresste Lippen, die einen abwertenden Gesichtsausdruck unterstreichen.
„Ich bin so enttäuscht von Dir“ wispert die Stimme gegen sein Ohr. Schwarze Haarsträhnen kitzeln seine Ohrenspitzen, als sich sein Gesprächspartner nähert. Ein unwohler Schauder schießt wie ein Blitzschlag durch seine Wirbelsäule. Er umklammert die Bürste fester. Das Weiß der Knöchel steht bereits hervor.
Natürlich ist er von ihm enttäuscht. Er hat ihn verlassen. Doch er war nicht mehr gewünscht, oder vielleicht doch? Sein Kopf beginnt, zu schmerzen. Sein Nacken überdehnt sich peinvoll, als man sich seinem Gegenüber vorteilhafter zuwenden möchte.
„Dieser hier ist nicht länger in Euren Diensten…“ erklingt die Stimme des rothaarigen Elfen. Viel dünner und schwächer, als erhofft.
Es ist die Wahrheit. Das schöne Licht der Offenbarung. Er ist im Dienste des Kollektivs, schmückt dieses aus und fügt sich dessen Befehlen. Er ist damit zufrieden. Er wird seinen neuen Meistern nicht in den Rücken fallen. Sie haben so viel für ihn getan. Mehr als er verdiente. Doch was verdient ein Juwel? Was verdient einer, der nicht mehr ist und doch existiert?
Trotzdem… Das Entdeckerkollektiv sieht irgendetwas in ihm. Es ist dieser eine, kleine Strohhalm, an den man sich klammert. Da sind so viele Gesichter, denen man gerne vertrauen möchte.
Ein amüsiertes Lachen unterbricht ihn.
„Dummes, kleines Juwel. Du wirst immer in meinem Dienst stehen.“
Es klingt so zuckersüß. Diese diabolische Botschaft, in eine vor Honig triefende Stimme gehüllt. Zwei Finger streichen ihm beinahe liebevoll über die Wange. Juwel schüttelt den Kopf, als wolle er dieses Gespräch nicht länger führen. Er sieht zum gebrochenen Spiegel. Stille.
Nur zwei trübe, leere Augen blicken nichtssagend zurück.