Die Ankunft im Orden
Es war kühl. Sehr kühl. Ich zog fröstelnd meinen Umhang dichter um mich herum und nutzte ihn fast schon wie eine Decke. Der Wind frischte auf und ich spürte wie mir die Augen tränten. Wie konnte man den nur in einer solchen eisigen Umgebung heimisch sein? Ich atmete einmal tief durch. Die eisige Luft machte es mir schwer zu atmen. Je höher ich kam, desto mehr Luft schien ich zu brauchen. Ich war froh, als der Weg mich wieder tiefer ins Tal führte. Hoch oben am Kun Lai schickte man mich schnell wieder hinunter, bis ich mich an das Klima hier gewöhnt habe, so hieß es. Ich solle erst einmal mit einer Reisegruppe vorlieb nehmen, riet man mir.
Dieser seltsame Goblin hatte mir etwas ganz Ähnliches geraten. Mich einer Gruppe anzuschließen und mich hierher geschickt. Nun war ich da… ich ging an den Wachposten vorbei, die mich nach einigen kurzen Fragen vorbeiziehen ließen. Ich bewunderte kurz das Wappen, welches auf ihrer Brust prangerte. Eine leuchtend rote Pfote auf schwarzem Grund, gesäumt mit silbergrauem Rand. Ich fragte mich, was es damit wohl auf sich hatte.
Ich folgte dem Weg hinab in das Lager. Dort angekommen sah ich mich um. Ich suchte zunächst vergeblich nach Anhängern des Ordens und betete innerlich zu den Elementargeistern, dass sie auch da waren.
Plötzlich stieg mir ein wohliger Geruch in die Nase auf. Es roch nach Tee und ein herrlicher umami-trächtiger anderer Duft begleitete ihn. Ich reckte die Nase hoch und schloss die Augen. Als ich sie jedoch wieder öffnete stand ein Pandaren vor mir.
Ich riss fast schon erschrocken die Augen auf und verbeugte mich rasch. „Ihr müsst Meister Brautatze sein! Ich bin so froh Euch endlich gefunden zu haben!“, ich lächelte erleichtert.
Der Pandaren vor mir verbeugte sich nur leicht, mit einer Teetasse in der Pfote. Er fragte mich, ob er mir helfen könnte und ob ich zum Tigertempel wollte.
„Tigertempel?“, fragte ich perplex. „Was… Nein!“, meinte ich energisch. „Da will ich doch gar nicht hin!“
Der Pandaren sah etwas unerfreut aus. „Nein, da verwechselt ihr mich mit jemandem." dreht sich halb um und ruft "Juren Besuch für dich…“ Ich folgte seinem Blick zu einem Pandaren der noch mit einigen anderen Gestalten am Tisch saß. Dann wurde mir erst bewusst, dass ich in ein immens großes Fettnäpfchen getreten war und verbeugte mich rasch und unter vielen Entschuldigungen erneut vor dem Pandaren, der mir später als Qisheng vorgestellt wurde.
Er schaute mich, trotz der Entschuldigung weiterhin eher unterkühlt an - er schien wirklich nicht gerade einer der freundlichsten Pandaren zu sein. „Juren!“, ruft er nur und aus der Lagerstelle, die einem kleinen Esszimmer gleichkam ertönte ein dunkles „Komme sofort." Und bald darauf stand er schon vor mir.
Der andere Pandaren ging brummend weg und murmelte noch irgendwas von einem super Tag - oh je, ein wahrhaftiger Sonnenschein.
Ich verbeugte mich erneut, dieses Mal sogar noch tiefer, wenn das überhaupt möglich war und hauchte mit zitternder Stimme und voller Nervosität: „Meister…Brautatze? Ich hoffe ich habe den Herren nicht zu sehr verärgert. Ich bitte vielmals um Entschuldigung.“
„Erhabene mit Euch.“, der etwa taurengroße Pandaren verneigte sich auch vor mir und winkte dann ab, „Ihr meint Qisheng? Die Frage ist eher wann man ihn nicht verärgert. Sagt, wie kann ich Euch helfen?“
„Ich werde mein Möglichstes tun, um das nicht mehr… nun vorausgesetzt… nun… ich meine…“, brachte ich stotternd hervor. „Nun… Meister Brautatze…“, ich atmete einmal tief durch, ein Wunder, dass er bei diesem Wortfetzen überhaupt noch zuhörte.
„Mein Name ist Ajairu und ich bin… nun nicht gerade… aber vor geraumer Zeit von der wandernden Insel hierher gekommen… Nun auch nicht direkt hierher… ich war erst…“, ich hielt kurz inne und sprach wohl mehr zu mir, als zu dem Meister, „Später… Eum… Meister… Ich bin von meinem Vater losgeschickt worden, um von der Welt zu lernen und man berichtete mir von einem Orden… der auch von einer der unsrigen gegründet wurde… und da dachte ich… Ich dachte ihr würdet mir die Ehre erweisen, mit Euch zu reisen.“, ich schaute Juren nun mit großen Augen an.
Er blinzelte ein zwei Mal wohl etwas verwirrt aber entgegnete dann freundlich: „Erfreut Eure Bekanntschaft zu machen, Ajairu von der Insel. Ihr wollt mit uns reisen? Nun ähm…“, er sah nach hinten zu den anderen. "Wie wäre es, wenn Ihr euch erst einmal zu uns gesellt. Das war doch recht viel… Information auf einmal.“, er deutete mit der gewaltigen Pranke zum Tisch. „Sucht Euch einfach einen Platz aus.“
Ich blickte nun im ersten Moment etwas enttäuscht über die Antwort, raffte mich dann aber zu einem Lächeln auf und nickte. Ich ging zu den anderen, sah mich etwas unentschlossen um, bis mir ein merkwürdig aussehender Mann dann einen Platz anbot. Er stellte sich später als Gulturion vor und war wohl ein sogenannter Verlassener. Ich war zuerst etwas erschrocken, als ich ihn sah, merkte aber schnell, dass hinter seiner Fassade ein sehr loyaler, freundlicher Kern steckte.
Ich bemerkte auch eine kleinere Gestalt, mit großen langen Ohren und einer sehr angenehmen und freundlichen Stimme. Skoshi nannte er sich. Ein Vulpera, den ich zunächst für eine neue oder andere Art Pandaren gehalten hatte.
Ich unterhielt mich später am Abend noch mit ihm, stellte ihm allerlei Fragen zu seiner Heimat und musste feststellen, dass nicht nur ich etwas an Heimweh litt.
Ich schaute auf meine Hände, die ineinander verschränkt auf meinem Schoß lagen. Ich war ja so nervös wegen all dieser neuen Gesichter hier. Ich zupfte an meinen Fingern und versuchte einfach angestrengt nichts Dummes zu tun. Als eine Pandaren, deren Name glaube ich Hana war, mich fragte, ob ich etwas wollte, war ich so erschrocken, dass ich nur stammelnd meinen Wunsch nach Tee ausdrücken konnte, den sie mir dann auch freundlicherweise brachte.
Ich lauschte eine Zeit lang dem Gespräch zwischen Meister Brautatze und einer Pandaren namens Naori und versank dann selbst etwas in eigenen Gedanken, weshalb ich etwas erschrocken war, als mich der Meister plötzlich an mich wandte.
„Wie war das nun? Ihr kommt von der Insel und wünscht zu reisen?"
„Korrekt. Ich stamme von Shen-zin Su. Um genau zu sein aus Mandori. Ich bin vor einigen Monaten aufgebrochen und habe mein Glück allein in der Welt versucht.“
„Ah, verstehe. Und wie seid Ihr auf unseren Orden gekommen?“
„Eum… das ist eine längere Geschichte, fürchte ich… Aber zusammengefasst… Ihr seid wohl auf Kalimdor nicht unbekannt…und eine Pandaren, die Anschluss sucht, wird schnell an Euch weiter verwiesen… Das habt Ihr doch aber nicht zum ersten Mal erlebt, nicht wahr?“
„Hm… Wohl auch wahr. Wenn sogar Vulpera uns durch die Mundpropaganda finden. Ich bin nur etwas verwirrt, dass Ihr meinen Namen kennt. Für die Meisten ist noch immer Meister Jonathan das Aushängeschild des Ordens.“
„Meister… wer?“, ich hob überrascht die Augenbrauen und setzte meinen Rucksack ab.
„Meister Jonathan Pique.“
Schnell holte ich ein Notizbuch hervor. „Aber das… nein…“, ich blätterte etwas hindurch, bis ich die Stelle fand, die ich suchte. „Nein hier steht nur, dass ich nach einem Meister Brautatze fragen soll… War das falsch?“
„Nur aus Neugierde… Von wem habt ihr all diese Informationen?“
„Einem Goblin, den ich in Orgrimmar traf. Er… er verwies mich direkt hierher. er empfahl es mir sogar wärmstens. Wer sind die anderen zwei Meister des Ordens? Wenn die Frage gestattet ist“
„Die anderen beiden wären Meister Qisheng Herbstwind - Ihr hattet eben das Vergnügen. Und Meister Kendorai Wegsucher. Und was Eure Bitte angeht… Ich muss Euch sagen, dass es nicht in meinem alleinigen Ermessen liegt das zu entscheiden. Das entscheidet der Ordensrat, also alle viel Meister, zusammen.“
Ich löcherte den Meister nun mehr mit allerlei Fragen, entlockte ihm alles was ich wissen wollte. Ich erfuhr, dass hier die Mönchkunst gelehrt wurde, dass alle vier Stile vertreten seien und auch das eigentliche, also die Grundausbildung hier stattfand.
„Ihr fragtet bezüglich der Ausbildung. Habt Ihr wohl vor die Mönchskunst zu erlernen?“ fragte mich der Meister unvermittelt. Ich schaute kurz auf und schüttelt dann den Kopf, dann blickte wieder auf meine Hände und begann mir an den Fingern zu ziehen. „Nein. Ich bin bereits ausgebildet. Ich strebe den nächsten Rang an. das ist eigentlich der Grund, warum ich reise…“, entgegnete ich. Man merkte mir sicher an, dass mir dieses Thema etwas unangenehm war. „Aber ich würde viel lieber wissen, wie Ihr unterrichtet. Also Eure Meister hier im Orden, wenn ich darf.“
„Habt Ihr von jedem Stil einen Meister hier im Orden?“
„So ist es. Meister Herbstwind den Stil des weißen Tigers, Meister Wegsucher den der Jadeschlange, Meister Jonathan den des roten Kranichs und ich den des schwarzen Ochsens.“
„Das ist wirklich… faszinierend… Den Weg der vier Elemente auf den Schwingen der Erhabenen zu beobachten… das ist…“, meinte ich dann stockend, scheinbar ringend. „Beflügelnd!“
Ich war geradezu fasziniert davon zu sehen, wie die Pandaren Pandarias wohl unterrichten würden und wie sich die Lehren wohl unterscheiden mochten. Auch von den Schülern war ich überrascht. Verlassene und Vulpera und sogar Sindorei waren hier vertreten, sogar Meister der Stile. Es war wirklich faszinierend!
Dieser Ort hier schien wirklich mehr als nur verheißungsvoll zu sein. Ich konnte es kaum erwarten mein Wissen zu bereichern und meine Kampfkunst auszuschöpfen. Auch wenn ich nicht so richtig wusste, ob dieser Ort hier mal mein Zuhause sein würde – denn Zelte auf Dauer zu besetzen war wirklich nicht ganz meine Vorstellung eines pandarischen Heims – aber der Pfad des Feuers könnte mein Herz sicher erwärmen. Nur ob ich das auch bei ihnen schaffen würde…?