Die Vulpera saß, mit dem eilig dahingekritzelten Zettel des ehemaligen Hauptmannes in den Händen, da. Der Hut, der sonst auf ihrem Kopf ruhte, lag auf dem Tresen, im Esszimmer des Söldnerhauses, und ihre Ohren hingen tief hinab, kündeten von ihrer Trauer.
Das erste Mal trank sie freiwillig das bittere Bier, hatte ihr einmal jemand gesagt, dass man Sorgen gut in dem goldenen Gesöff ertränken konnte, doch bisher verspürte sie nichts, außer einem leichten Kribbeln in den pelzigen Wangen.
Es ging alles schnell, kaum das die Nachricht entdeckt wurde. Gra’dan packte seine wenigen Habe in seinem Zimmer und verschwand und auch der jüngere Schwarzfelsorc ging seiner Wege. Die letzten Bewohner des Hauses waren fort und die drei Stockwerke waren nun so gut wie unbewohnt.
Was sollte sie nun machen, fragte Ruumi sich, fühlte sich das Verlassenwerden fast schlimmer an, als der Verlust ihrer Karawane durch den Krieg in Vol’Dun.
Spannend war es gewesen sich so einer Truppe anzuschließen, auch wenn sie - im wahrsten Sinne des Wortes - unfreiwillig hinein getragen wurde. Der einäugige Troll nahm sie einfach mit und irgendwie fand sie sich plötzlich mit einem Emblem der Schwarzklingen auf der Brust wider.
Der Umgang mochte rau sein, doch zumindest wurde sie geschätzt und ihr Wissen, um die Artefakte, die sie im Auftrag eines alten Geschichtenerzählers suchten, wurde erhört und ernst genommen. Sie kämpften zusammen gegen wilde Trolle, im tiefsten Dschungel, fanden Schätze und flohen vor riesigen steinernen Raubkatzen. Es schauerte sie immer noch bei dem Gedanken, dass die Viecher noch irgendwo da draußen sein könnten, falls der Fluss, in den sie gefallen waren, sie nicht gänzlich verschluckt hat.
Sie tranken und aßen zusammen, lebten - wenn auch nur eine kurze Zeit - in eben diesem Haus, wie eine Familie. Eine sehr zusammengewürfelte Familie.
Sie bekämpften blutrünstige Worgen und kreischende Harpyien, und retteten einem liebenden - aber sehr ungleichem - Paar das Leben, gaben ihnen eine Chance an einem anderen Ort neu anzufangen und glücklich zu sein.
Ruumi lächelte kurz, wenn auch nach wie vor traurig, beim Gedanken an die Tauren und ihren geliebten Menschen-Piraten Smitty. Sie wusste noch wie groß der Stein war, der ihr vom Herzen fiel, als der Hauptmann ihr eines Abends heimlich verriet, dass er ihn nicht umgebracht hatte. Alles nur eine böse Finte war.
Doch so schnell wie das Lächeln kam, kam auch die Trauer wieder und die Nase sank tiefer in den Krug, gefolgt von einem Schniefen und einem reiben, über die das leicht verkrustete Fell unter ihren Augen.
Sie war nun wieder allein. Dachte sie zumindest, bis sie aufschrak und eine Trollpranke auf ihrer kleinen Schulter liegen blieb. Schwer schluckte sie den bitteren, biergetränkten Speichel hinab. Den Troll hatte sie vergessen und seine Worte, die er bereits sehr früh an sich gerichtet hatte. Fressen wollte er sie, sobald sie nicht mehr das selbe Wappen tragen würden.
Doch das Einauge sah sie nur - wie so oft - stumm an, bevor er sich wieder umdrehte und zum Eingang ging, mit seinem Tabard in der einen Pranke und einer Axt in der anderen. Sie hörte nur das einzelne Hämmern, bevor sie von ihrem Hocker rutschte und ihm nach draußen folgte.
Der Troll blieb da… und so auch sie.
Im Söldnerhaus von Beutebucht…