[H-RP] Die Schattenkluftenklave

Das Bild, das sich vielfach in den Scherben des kleinen Handspiegels zeigt, ist grotesk. Strähniges und verfilztes Haar, einstmals braun, jetzt vor Schmutz und Moder schwarz geworden. Leere Augenhöhlen, umgeben von loser, verwester Haut. Die Nase ist praktisch verschwunden, nur zwei Löcher mitten im Gesicht sind noch übrig geblieben, und da, wo ein menschlicher Kiefer sitzen sollte…

Abstoßend.

Blindstich starrt ihr Spiegelbild seit Stunden an. Sie hat natürlich immer gewusst wie sie aussieht. Der Untod macht nicht schön. Der Untod duftet nicht nach Rosen und Parfüms, ist nicht elegant oder mysteriös. Das alles ist nichts neues für sie.

Trotzdem hat sie bisher immer vermieden ihr Spiegelbild zu betrachten. Vergleiche zu ziehen.

Seit sie der Man’ari im Teufelswald diesen Spiegel abgenommen hat kann sie nicht anders. Die schwammigen Erinnerungen an ihr Äußeres vor dem Tod legen sich wie eine Folie über ihre jetzige Erscheinung. Grüne Augen statt modriger Löcher. Oder waren sie blau? Braun?

Sie weiss es nicht mehr genau.

Was sie aber weiss, ist dass sie eine kleine Stupsnase hatte. Und dass sie jung war, als sie starb.

Die behandschuhten Finger drehen den Spiegel sacht hin und her, verändern den Blickwinkel minimal. Bevor sie sich aber wieder vollends in die Betrachtung ihrer selbst vertiefen kann erweckt eine Bewegung tief unter ihr ihre Aufmerksamkeit.

Der Spiegel wird zur Seite gelegt als sie sich vorbeugt, in die Tiefe der Kluft starrt.

Dort unten ist der Meister, der sich mit Glynaith unterhält. Blindstich mag die Sayaad, und sie mag den Meister. Er hat ihr einen Zweck gegeben. Eine Bestimmung. Und Glynaith ist immer freundlich, obwohl sie ein Dämon ist.
Die Entfernung ist zu groß, als dass sie irgendetwas hören könnte, und selbst wenn sie näher wären könnte Blindstich die beiden nicht verstehen. Sie weiss das. Der Meister gibt seinen Dämonen Anweisungen auf Eridun. Erdun? Erudin? Die Dämonensprache eben.

Also sieht sie nur zu, wie Glynaith sich nach Erhalt ihrer Befehle in einen Unsichtbarkeitszauber hüllt und verschwindet. Puff. Einfach so. Vergeblich versucht die Pirscherin irgendein Anzeichen der davonstapfenden Sayaad auszumachen. Aufgewirbelten Staub oder flackernde Kohlenpfannen, wo sie vorbeigeht.

Nichts. Frustrierend.

Ihr Blick sucht wieder den Meister, der noch immer an derselben Stelle steht und irgendwohin starrt. Sich nicht bewegt. Von oben kann sie seine Mimik nicht ausmachen, aber sie glaubt zu wissen wie er gerade dreinschaut. Ein bisschen angesäuert, weitestgehend aber neutral. So schaut er immer. Meißtens.

Sie winkt. Unmöglich, dass er sie sieht, würde man meinen. Er schaut ja gar nicht zu ihr hoch. Aber da bewegt er sich doch, hebt flüchtig die Hand, als würde er den Gruß so knapp wie es nur geht erwidern. Dann dreht er sich um und schlendert in das Zelt mit den vielen Büchern.

Blindstich starrt ihm hinterher und empfindet so etwas wie einen Funken Wärme in ihrem Inneren. Das Echo von Wärme. Die lang vergrabene Erinnerung.

Sie hat einen Zweck. Und der Zweck ist gut.

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Das Gefühl absoluter Macht ließ ihn fast laut lachen, während die Leere durch ihn hindurch raste hin zu jenem grotesk fetten, zweiköpfigen Wesen, unterstützt und verstärkt durch die seltsame Schlange, die eigentlich zu der trollischen Anwärterin gehörte, welche sich der gleichen Macht wie der Elf bediente. Weder das Betteln des Ogers noch der Befehl Meister Varnins drangen zu ihm durch. Viel zu sehr genoss er den Rausch, in dem er sich zu verlieren drohte, den Wahnsinn, dem er sich mehr und mehr hingab im Streben nach noch mehr Macht. Das Flüstern im Kopf des Priesters hörte nicht auf, im Gegenteil, beinahe resonierte es mit den Formeln, die er selbst in der unsäglichen Sprache der Leere während der Kanalisation unentwegt murmelte.
Bis sein Zauber jäh an Kraft verlor, und er spürte, wie etwas von außen an seiner Kraft zerrte und sie schlichtweg verschlang. Ein widerwärtiges Gefühl, das im ersten Moment nur seinen Zorn derart anfachte, dass er sich fast vergaß und Meister Varnin einen völlig verzerrten, vernichtenden Blick zuwarf. Im letzten Moment erst konnte das Schreien seiner eigenen Vernunft laut genug werden und ihn davon abhalten, seinen Zorn gegen den Meister richten zu wollen, während der Oger seines Vestandes beraubt wie ein geköpftes Huhn im Kreis flatterte. Zu Worten noch nicht fähig, während das Geflüster in seinem Kopf zu einem wütenden Kreischen anschwoll, hob er seine Hände an, als Zeichen, dass er verstanden habe und das widerliche Gefühl, von Khaazheem, dem Teufelshund Varnins, seiner Kraft beraubt zu werden ebbte endlich ab.

„IHR KÖNNT MICH TÖTEN! DOCH IHR WERDET MICH NIEMALS BESIEGEN!“ brüllte der verrückt gewordene Oger und nur zu gern hätte Kilreth ihm den Gefallen getan, seinem jämmerlichen Dasein ein Ende zu bereiten. Doch hatte er sich selten derart schwach gefühlt wie in jenem Moment. Sein Kopf dröhnte, und das Gekreisch darin machte es nicht eben leichter, zurück zur Selbstkontrolle zu finden.

„ZORN, WUT UND AGGRESSIONEN GEHÖREN ZUM ZORN UND ZUM HASS; ABER ES IST NICHT HASS!“ hörte er von dem Oger und das Flüstern stimmte dem johlend und jammernd zu. Es kostete durchaus Mühe, seine mentalen Mauern wieder hochzuziehen, um sich gegen die Leere abzuschirmen und gegen das Reißen und Zerren anzukämpfen, doch erhielt er unerwartet und für die anderen unsichtbare Hilfe dabei. Die Schlange blieb noch immer um seinen Oberkörper gewickelt und starrte ihn an. Es war mehr ein vages Gefühl, eine dunkle Ahnung im Hinterkopf, dass das unnatürliche Tier dabei mithalf, seine Abwehr wieder zu stärken, bis er ihm vermittelte, zurück zu seiner eigentlichen Herrin zu kehren.

Das irrsinnige Gebrüll des flatternden Ogers davon, dass Wasser Nahrung zum Wachsen brauche und es nachts kälter als draußen sei, rückte in den Hintergrund, als sich ein wattiges Gefühl in seinem Geist breitmachte. Er war erschöpft, geschwächt und fühlte sich völlig leer und selbst die Stimme Zornklinges direkt an seiner Seite drang nur dumpf zu ihm durch mit der Bitte um Versorgung seiner Wunden.
Der Kampf war vorüber und nichts war mehr übrig von dem Gefühl des Rausches, das den Priester zuvor noch erfüllt hatte. An seine Stelle war eines der ekelhaftesten Gefühle getreten, das es für ihn gab: Scham. Er war beschämt von sich selbst. Schlimm genug, dass er die Kontrolle verloren hatte. Dass Meister Varnin ihn mit seinem eigenen Teufelshund hatte aufhalten müssen, vergrößerte die Schmach nur, die er empfand.

Den Konsequenzen würde er sich stellen und beugen müssen.

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Es war nun bald ein halbes Jahr her, dass der Herold der Frostkiefermeute starb. Der Todesritter, der sich trotz der aktuellen Ereignisse dagegen entschieden hatte seinem Hochlord in die Schattenlande zu folgen, befasste sich stattdessen damit über Azeroth zu wachen. Die Geißel war, so hieß es, zwar besiegt, aber längst nicht aus der Welt verschwunden, und die Ritter der schwarzen Klinge hatten geschworen Azeroth vor jener zu beschützen – eine Aufgabe, die Kelethrion ernst nahm.
In Orgrimmar erkundigte er sich nach etwaigen Vorkommnissen von Untoten, Nekromanten oder ähnlichem, ohne eine vielversprechende, direkte Antwort auf die Frage zu erhalten. Stattdessen erwähnte man nur, dass er es bei der „Schattenkluftenklave“ probieren könne. Auf die Frage was diese Enklave sein sollte raunte man nur, dass es dort vielleicht Arbeit für ein Monster wie ihn geben würde.
Selten war die Neugier in ihm geweckt worden, doch nun war sie es. Bald schon wollte er der Schattenkluftenklave einen Besuch abstatten und herausfinden ob es wahr ist, dass er dort Arbeit finden könnte.

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Endlich

Unheilvoll wabert eisiger Nebel durch den düsteren, tiefgefrorenen Thronsaal, der in wenigen Wochen in Stein und Eis gehackt wurde.
Das stumpfe Hacken schallte hallend durch das Gemäuer. Unentwegt. Unnachgiebig. Angetrieben durch einen höheren Willen.
Weder Schlaf, noch Nahrung.
Das klackern von Mandibeln war aus den unzähligen Tunneln, Gängen und Hallen zu vernehmen, begleitet von dem schlurfen der lebenden Toten.
So saß er, im tiefsten Kern.
Im ewigen Eis.
Auf den Thron, den seine Diener aus dem uralten gefrorenen Wasser formten.
Und wartete.
Der Thronsaal war getüncht in schnödes Grau als seine Augen von seiner Wacht aus langsam darüber schweiften.
Ein Thronsaal für einen König.
Hohe, Balkonartige Gebilde brandeten weit über ihn hervor, mündeten in den Gängen die bis hinunter zum „Empfangsbereich“ reichten.
Vier Stufen die zur Anhöhe seines Thrones führten.
Hundert Meter, die vom Eingang bis zum ihm reichten.
Den Kopf auf die linke Faust stützend wartete er.
Unnachgiebig.
Unerbittlich.
Endlos.
Die Zeit würde kommen.
Das war so sicher wie der Tod.
Er schloss die Augen und sah so viel mehr.
Schneebedeckte Berge, gesprenkelt von uralten Bäumen, stoisch der Kälte trotzend.
Die Zeit verging.
Die Armee erhob sich aus ihren Gräbern um den seinen zu dienen.
Und da war es.
Ein Aufschrei, der jeden von ihnen durch Mark und Bein ging.
Nicht Verbal, sondern geistiger Natur.
Die aufgeplatzten Lippen verformten sich vorfreudig zu einem gehässigen Grinsen.
Die Augen öffneten sich wieder, und als wäre der gesamte Komplex erwachte mit ihm zu Leben.
Tiefes dröhnen drang aus den Tiefen unter ihm empor, und eisig blaue Lichter flackerten sogleich auf.
„Endlich.“

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Leises Wispern, wie das Säuseln des Windes in Baumwipfeln, schwebte im Zelt. Unverständliche, körperlose Stimmen, die nur der Priester wahrnehmen konnte, der in der hinteren Hälfte des Zeltes stand, einen perfekt oval geschliffenen, dunklen Kristall in der Hand. Die Lippen bewegten sich lautlos, so als ginge das Geflüster von ihm aus, während sich schwärzlich-violett schimmernde, neblige Schatten aus seiner Hand lösten, um von dem ovalen Kristall aufgesaugt zu werden. Eine ganze Weile verharrte der Elf so, den Kristall mit der dunklen Energie füllend, bis er spürbar an die Grenze des Steines stieß und der Fluss der Schatten versiegte. Das Wispern jedoch blieb, solange bis er den Kristall auf seinem Arbeitstisch ablegte. Kilreth furchte leicht die Stirn, als das Geflüster abrupt abbrach, kaum dass der Stein seine Hand verließ, doch lange dauerte es nicht, bis das übliche Hintergrundrauschen in seinem Verstand sich wieder einstellte. Er atmete einmal leise durch. In all den Jahren, so wenige es auch waren gemessen an der Lebenserwartung eines Elfen, hatte er sich bereits derart an das geflüsterte Rauschen gewöhnt, dass ein plötzliches Fehlen desselben ihn beunruhigte und das Vorhandensein Normalität bedeutete. Doch es war da und so konnte er sich seinem nächsten Vorhaben widmen.

Die letzten Tage waren turbulent gewesen. Welche Ausmaße die Suche nach dem abtrünnigen Todesritter haben würden, hatte er sich nicht einmal in seinen schlimmsten Träumen ausmalen können. Zunächst hatte er gar nicht recht verstehen können, was die fremde Paladin Endra’thir und der fremde Dämonenjäger Sonnenfeuer bei einer der letzten Besprechungen zu berichten hatten. Was sie mit der Enklave besprachen und ihre Bitte bezüglich des endgültigen Ablebens des Abtrünnigen, ergab zu jenem Zeitpunkt für Kilreth keinerlei Sinn. Er verstand nicht, von welchem Feind die Rede war und warum die beiden so dringend wünschten, dass der Todesritter nicht in den endgültigen Tod geschickt wurde.
Ihm fehlten offenbar essenzielle Informationen. Informationen, die er nur wenige Tage später von einem weiteren Todesritter der Schwarzen Klinge erhielt, der der Enklave beizutreten wünschte.

Was er von Schwarzklinge unabhängig von Endra’thir und Sonnenfeuer erfuhr, entschlüsselte die vergangene Besprechung. Nach und nach sickerte die Bedeutung der geäußerten Worte in seinen Verstand und öffnete ein Schloss nach dem anderen, bis sich ein zusammenhängendes Bild ergab. Und das zog dem Priester den Boden unter den Füßen fort.
Es durfte niemand mehr sterben. Keine Seelen durften mehr auf die andere Seite gelangen, soweit er die Flut an Informationen verstanden hatte, und auch wenn die meisten Mitglieder der Enklave in der Lage, sich selbst weitgehend zu heilen oder schlicht untot waren, fühlte er sich als Heilkundiger ein Stück weit in der Verantwortung, mit allen Mitteln das endgültige Ableben der Mitglieder zu verhindern. Nicht, dass er diese Verantwortung sich nicht ohnehin schon selbst auferlegt hatte, doch wog diese nun angesichts der gegenwärtigen Bedrohung umso schwerer.

Kilreth war bewusst, dass manche Verwundungen nicht allein mit Tränken, Verbänden und Salben zu heilen waren und diese Mittel im Zweifel gar nutzlos waren, um ein Leben am seidenen Faden zu retten. Vor allem waren diese Kenntnisse und Mittel dann nutzlos, wenn es darum ging die Seele eines Untoten in einem zu stark beschädigten Körper zu halten. Letzteres war ihm ohnehin mangels nekromantischer Fähigkeiten unmöglich, doch besaß er wenigstens in der Theorie die nötige Fähigkeit, untote Körper zu heilen.
Der Priester zog seinen Dolch aus der Scheide und legte ihn vor sich auf den Tisch. Gemächlich zupfte er die Handschuhe von seinen Händen und schob den linken Ärmel seiner Robe bis zum Ellbogen hinauf. Lange genug hatte er sich davor gedrückt, diese eine Fähigkeit weiter auszubauen, die Nebenwirkungen zu verringern und sie soweit beherrschen zu lernen, dass sie im Notfall wirklich von Nutzen sein konnte. Mit den Schatten zu heilen war weder für ihn selbst noch für seine Patienten ein leichtes, geschweige denn angenehmes Unterfangen, doch sah er sich nun gezwungen, weiter daran zu arbeiten. Bedächtig faltete er seine Handschuhe mehrmals, um sie in den Mund zu nehmen. Er wusste, was unweigerlich kommen würde, und es lag ihm nicht viel daran, die halbe Kluft der Schatten mitten in der Nacht aus dem Schlaf zu reißen. Sein nächster Griff ging zu seinem Dolch…

Spoiler für triggerbare Gemüter: Selbstverletzung zu Forschungszwecken

…er hielt die Luft an und einen Augenblick später klaffte ein gerader, langer Schnitt an seinem blassen Unterarm. Tief genug, um sofort unaufhörlich Blut auf die Tischplatte tropfen zu lassen, aber nicht tief genug, um dauerhaften Schaden anzurichten. Der Schmerz war auszuhalten, auch wenn Kilreth einen Moment brauchte, um schnaufend durchzuatmen, als er den Dolch beiseite legte. Er schloss die Augen, um sich einen Moment zu sammeln und langsam die rechte Hand über die unaufhörlich blutende Wunde zu halten, ohne sie zu berühren. Die Finger spreizte er so weit es ging und öffnete die Augen wieder, um sich auf die Wunde zu konzentrieren und im Geiste gebetsartige Formeln in der hässlichen Sprache der Leere zu rezitieren. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er einen beißenden, sich steigernden Schmerz in dem Schnitt spüren konnte, der sich in seiner Intenstität steigerte, als schwarze Nebelfäden aus seiner rechten Hand krochen und sich in Richtung der Wunde schlängelten. Gepresst schnaufte er und biss fest den Stoff zwischen seinen Zähnen zusammen, während die schattigen Fäden in die Wundränder sickerten und sie langsam zueinander zogen, das Gewebe dazu zwangen, sich wieder zu verbinden und die Wunde zu schließen. Der dadurch entstehende Schmerz steigerte sich bis fast zur Unerträglichkeit und ein dünner Schweißfilm bildete sich in dem angestrengt verzogenen Gesicht des Elfen, der sich mit aller Kraft darauf konzentrierte, den Schmerz und das höhnische Gelächter in seinem Kopf zu ignorieren und die nötigen Formeln weiter stumm herunter zu beten.

Keuchend spuckte der Priester die Handschuhe wieder aus, als ihm die Knie leicht nachgaben und er sich am Tisch abstützen musste. Er fühlte sich benommen, doch war von der Wunde an seinem Arm nichts mehr zu sehen. Glatte, blasse Haut war unter dem Blut zu sehen, das noch von der Wunde übrig war und einfach abgewaschen werden konnte.

Aber es hatte zu lange gedauert. Viel zu lange für einen Notfall. Und so griff er erneut nach dem Dolch.

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Ein Push zur Beendigung eines Plots, der sich viel zu lange gezogen hat.
Romance is dead.

Vephar spürte das vertraute Ziehen in ihrem Geist, die Magie, die sich wie eine Ansammlung von Haken und Dornen in ihrer Seele verankerte und versuchte sie zu einem anderen Ort zu reißen. Doch dieser Zug war nicht ausreichend stark, sondern diente nur dazu sie zu finden. Lächelnd ließ sie die verhüllende Unsichtbarkeit fallen und trat in die Dunkelheit der Kluft hinaus, eine offene Fläche zwischen den Zelten der Enklave suchend. Das Portal brauchte Platz. Die Leute, die hinaustreten würden, noch viel mehr.

Geduldig wartete die Sayaad bis sie den Strom aus berauschender Energie spüren konnte, den Meister Varnin ihr zusandte. Sie badete darin, gönnte sich süße Sekunden der Vertrautheit, ehe sie ihn mit ausgestreckten Armen an eine geeignete Stelle umleitete.

Die Luft spaltete sich. Eine grellgrün leuchtende Wunde entstand, vergrößerte sich und wurde breiter, als der Hexenmeister von Winterquell aus einen Durchgang in die Heimat öffnete. Vephars Arbeit war an dieser Stelle getan - sie war nur die Markierung auf der Landkarte, mit deren Hilfe Meister Varnin seine Portale präzise platzieren konnte.

Freude mischte sich in das dämonische Antlitz, als der Durchgang endlich groß genug war um die Truppe nebst ihren Reittieren hindurchzulassen. Und da kamen sie nacheinander, allen voran die Todesritter, gefolgt von den Schattenpriestern. Dann zwei Schindmähren mit reglosen Körpern darauf.

Moment.

Zwei?

Vephars Lächeln gefror. Sie wusste natürlich dass keiner davon ihr Meister war - wie hätte er dann noch das Portal öffnen können? Doch die Tatsache dass ein anderes Mitglied der Enklave den Tod gefunden hatte… Eilig trat sie an die Rösser heran, musterte die Körper.

Der eine war in Saronit gehüllt und ließ seinen Kopf missen. Auch ohne den war es leicht, ihn als den Todesritter zu identifizieren den zu töten die Enklave aufgebrochen war. Der andere war Teufelsklinge.

Die Mundwinkel der Sayaad sanken herab. Sie hatte keineswegs viel für Sterbliche übrig, so war es nicht. Doch die Untergebenen des Meisters hatten nicht zu sterben. Das war unrecht. Und es musste ausgerechnet einen treffen, der die Macht des Fel für sich zu nutzen wusste.

Sie trat rasch wieder zur Seite als ein weiteres Pferd das Portal durchquerte, dieses von vertrauter Natur, in giftfarbene Flammen gehüllt. Missmutig betrachtete sie Onnoxan. Das Teufelsross hatte ihr schon mehrfach beinahe eine Hand abgebissen. Als sie den Blick hob glotzte sie in die Augen des Todesritterkopfes, der von ihrem Meister unorthodox an den Haaren baumelnd getragen wurde.

„Ist er-…“, setzte sie an und unterbrach sich selbst. Was für eine überflüssige Frage. Das Gesicht des Verräters war vollkommen ausgezehrt, seine Augen trüb und blicklos. Sie kannte diesen Effekt nur zu gut. Die Seele des Todesritters war ihm entrissen worden, wie mit dem Hochelfenpaladin abgesprochen. Keine Flucht für ihn in das Reich seines Gebieters.

„Vephar. Dein Auftrag.“ Sie schauderte wohlig beim Stimmklang ihres Meisters. Selbst durch die magische Verzerrung hörte sie ihn, so vertraut waren sie sich.

„Natürlich“, entgegnete sie rasch und hielt mit dem weitertrottenden Ross Schritt. „Wyrmbiss ist seiner Wege gegangen. Er hat es Euch übel genommen dass Ihr ihn nicht auf diesen Einsatz mitgenommen habt, Meister. Jetzt will er plötzlich nichts mehr davon wissen je dem Militär unterstellt gewesen zu sein und behauptet, die ganze Zeit ausschließlich der Schwarzen Klinge gedient zu haben.“

Ein amüsiertes Schnauben war alles, was Meister Varnin dazu zu kommentieren hatte. Sie fuhrt fort: „Seine Akte ist natürlich noch hier. Soll ich sie vernichten? Oder wollt Ihr mit dem Orc darüber sprechen?“

„Behalte sie da. Für den Moment. Sie könnte uns eines Tages noch nützlich sein.“ Der Elf schwieg einen Augenblick lang, während sie sich dem Bereich nahe dem Hauptzelt der Enklave näherten. Die übriggebliebenen Schindmähren warteten geduldig an der Klippe.

„Aschensonnes Verbleib?“, fragte der Hexenmeister schließlich, und Vephars Schultern sanken herab.

„Nichts. Er ist wie vom Erdboden verschluckt. Was, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, ihm durchaus recht geschieht. Er war selbst für einen Elfen unerträglich arrogant.“

Wieder Schweigen. Sie hatten ihr Ziel erreicht und Onnoxan sackte gehorsam in die Knie, um den Hexenmeister ohne überfordernde Geschicklichkeit aus dem Sattel steigen zu lassen.

„Dann ist es so“, schloss Meister Varnin, nachdem er endlich festen Boden unter den Füßen hatte. „Womöglich wurde er entführt. Vielleicht von jemandem niedergestochen, dem gegenüber er sein allzu loses Mundwerk nicht halten konnte. Vielleicht ist er desertiert, wie Asen’ka und Aschenfeind.“

Die Sayaad schwieg, beobachtete ihren Meister, als er in nachdenklich anmutender Manier an die Höhlendecke blickte.

„Der General wird davon erfahren. Wenn Aschensonne irgendwo wieder auftaucht und seine Pflichten gegenüber dem Militär Orgrimmars vergessen hat wird ihm eine entsprechende Bestrafung zuteil. Der Rest ist mir egal. Nachdem er diesen Zauber gelernt hat war nur noch selten auf ihn Verlass.“

Jetzt lächelte der Dämon wieder, zuerst nur zaghaft, dann immer breiter - bis man ihr den abgetrennten Todesritterkopf in die Arme schob. Ekelhaft.

„Bereite alles für meinen nächsten Termin mit Steinkiefer vor“, wies der Hexenmeister sie an und schlenderte in das Zelt hinein.

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Bl.ödstich war heute auf dem Siegelmarkt einkaufen. Die Enklave ist verwirrt.

Was schenkte man einem Todesritter?

Die Frage schwirrte Blindstich den ganzen Rückweg vom Wegekreuz bis nach Orgrimmar durch den Kopf. Der Markt war trubelig gewesen, eine ungewohnte Erfahrung für die kleine, unauffällige Todespirscherin. Schatten und Einsamkeit waren ihre Verbündeten. Dort, mitten in der ihr so fremden Siedlung, umringt von noch fremderen Marktbesuchern und Händlern, war sie sich fehl am Platz vorgekommen.

Nur ein vertrautes Gesicht war an ihrer Seite geblieben. Herr Dal’danil. Und natürlich war auch Herr Kokytos kurz da gewesen, allerdings hatte sie ihn aus den Augen verloren sobald er sich auf eigene Faust ins Getümmel gestürzt hatte.

Dennoch empfand sie den Tag im Nachhinein als angenehm. Herr Dal’danil war immer nett zu ihr. Herr Kokytos ebenfalls. Er mochte noch nicht offiziell zur Enklave gehören, aber sie konnte sich nicht vorstellen dass Meister Varnin einem zweiten Todespirscher die Mitgliedschaft verwehren würde.

Mittlerweile war sie zurück in der vertrauten Umgebung der Kluft im Herzen von Orgrimmar. Und sie war nicht untätig. Die just erworbenen Geschenke wurden verteilt, bei ihnen kleine Zettelchen hinterlassen, auf denen die Pirscherin in ihrer krakeligen Handschrift einen Gruß zu Papier brachte. Nur der Anfang unterschied sich jeweils darin, wer der Empfänger des Geschenks war.

Lieber Meister Vendral, …
Lieber Herr Zornklinge, …
Liebe Frau Va’zan, …
Lieber Herr Rah’ziar, …
Lieber Herr Pox, …
Lieber Meister Varnin, …

… hier ist ein Geschenk.

Geduld und Disziplin
Blindstich

Sie hatte nicht für jeden etwas passendes gefunden. Herr Kokytos hatte erwähnt nichts vom Markt zu benötigen, und sie war bis jetzt immer noch nicht schlauer was man einem, geschweigedenn drei, Todesrittern schenken konnte. Aber die Dinge, die sie ergattert hatte, fanden sich bald in den Zelten ihrer Empfänger.

Für Xernoth handelte es sich um sechs mittelgroße, hellviolette Duftkerzen, die nach Veilchen und Patchouli rochen. Aethrion bekam eine Flasche Alkohol - Blindstich wusste nicht einmal was für eine Sorte es war, aber der Händler hatte ihn als ‚Besinnliche Oase‘ bezeichnet, etwas hochprozentiges und gleichzeitig süßes das rasch zu Kopf steigen sollte. Für die Trolle Va’zan und Rah’ziar hatte Blindstich Würzkräuter gekauft. Rosmarin, Dill und Petersilie, laut der Verkäuferin am besten geeignet um Fleisch schmackhafter zu machen.

Herr Pox sollte in seinem Bereich des Heilerzelts eine Ansammlung aus Kräutern aus aller Welt finden, jeweils zwei Büschel weniger seltener Exemplare und ein Büschel seltener Pflanzen von jedem Kraut. Nur die seltenen Kräuter aus Zandalar und von den Verheerten Inseln fehlten, aber daran war nichts zu machen. Und Meister Varnin bekam eine Teemischung aus Zimt, Kakaoschalen und Nelken auf dem Tisch mit den Dokumenten hinterlassen, über die er sich immer so sehr aufregte. Vielleicht regte er sich dann weniger auf. Blindstich hoffte es.

Sie war zufrieden, als sie alle Präsente hinterlassen hatte, und zog sich wieder in ihr übliches Versteck hoch oben zwischen den Zeltpfeilern zurück. Jetzt musste sie nur noch Angeln lernen.


Jindra fand sein Geschenk noch im Laufe des selben Abends. Er trat hinter dem Bücherregal hervor und erfasste die Kluft und das Zeltinnere sogleich in rasanter Abfolge aus verschiedenen Blickwinkeln, als er innerhalb von Sekundenbruchteilen seine Sicht an die unterschiedlichen Augen von Kilrogg band. Die einzige Unstimmigkeit, die er bei seiner Überprüfung ausmachte, war ein Kästchen auf dem Tisch direkt vor ihm.

Seine Brauen zogen sich zusammen als eines seiner Augen näherschwebte um es unter die Lupe zu nehmen. Routiniert vollzog er eine magische Überprüfung und furchte die Stirn weiter, als er nicht einmal den Hauch einer schädlichen Verzauberung daran feststellen konnte. War dies das Werk des inkompetentesten Attentäters aller Zeiten?

„Glynaith“, sprach er aufffordernd, und die Sayaad, die ihm vertrauter war als sein Körper, löste ihre Unsichtbarkeitsverzauberung und öffnete das kleine Kästchen ohne Umschweife. Keine Giftbombe platzte daraus hervor. Auch der Dämon runzelte nun die Stirn, schnüffelte am Inhalt… und blickte verdutzt drein.

„Das riecht wie… Oh.“ Sie hielt inne und bückte sich nach dem Papier, das unter dem Kistchen geklemmt hatte. Vorlesen musste sie es nicht. Eines von Jindras Augen schwebte bereits neben ihr und las die kurze Botschaft.

„Was“, sagte der Hexenmeister tonlos, wie festgewurzelt an seinem Platz beim Regal verharrend.

„Tee. Das riecht wie Tee. Und hier steht… ‚Wohlige Wärme‘?“ Die Sayaad gluckste zuerst nur, dann fing sie ungehalten an zu kichern, schließlich zu lachen.

Jindra indes starrte nur, jetzt sowohl mit seinen eigenen Augen als auch den teuflischen schwebenden Augäpfeln.

Und noch einmal sagte er nur ein Wort.

„Was.“

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Ein weiterer Einsatz war vergangen und weitere Anwärter in die Enklave aufgenommen worden. Sogar einen etwas ungewöhnlichen Lehrling hatte man nun, der den Umgang mit der Leere von den Schattenpriestern erlernen wollte. Und eigentlich sogar musste, wenn man bedachte, was ihn in zur Enklave geführt hatte.

Die Berichterstattung verlief wie immer. Nur ein kleines Detail war ein wenig irritierend. Varnin trank… Tee. Innerlich musste Kilreth breit schmunzeln, offenbar war sein Rat für Blindstich bezüglich der Wahl des Tees so falsch gar nicht gewesen. Und wäre nicht dieser starre Blick und das Fehlen an Augenlidbewegungen des Hexenmeisters, hätte er fast wie das lebendige Wesen gewirkt, das er eigentlich war.

Nun aber konzentrierte der Priester sich auf eine andere Sorge, die ihn beschäftigte und die er nicht länger aufschieben wollte. Seine Robe war noch vom Kampf gegen den Lich stellenweise zerrissen, doch kümmerte ihn das nicht. Er schob die Ärmel der Robe vorsichtig nach oben und zischte leise, als er sich eine der Wunden an seinen Armen wieder aufriss, da der Stoff mit dem Blut verklebt gewesen war. Stirnrunzelnd betrachtete er die wenigen, aber teilweise tiefen Schnitte, die der Eissturm hinterlassen hatte. Hätte er nicht diese andere Sorge, wäre nun der perfekte Zeitpunkt gewesen, sich weiter in der Schattenheilung zu üben. So aber machte er sich daran, seine Arme vom eingetrockneten Blut zu säubern und Salben auf die Wunden aufzutragen, die wiederum mit Verbänden abgedeckt wurde.

Die Robe zu wechseln kam ihm gar nicht in den Sinn, als er die rissigen Ärmel wieder nach unten zog und nach dem Kristall griff, der ihm geliehen worden war, um schnell dort hin reisen zu können, wo seine Sorge sich aufhielt. Kilreth umschloss den Kristall mit der Hand und schloss die Augen, konzentrierte sich gänzlich auf die Person, die zu besuchen er im Begriff war und lange dauerte es nicht, bis er ein Zerren an seinem Leib spürte und sich seine Gestalt im Heilerzelt der Enklave in Luft auflöste.

Es verging nicht viel Zeit, eine Stunde vielleicht, bis der Priester an der gleichen Stelle schwankend wieder aus dem Nichts auftauchte und sich erst einmal an seinem Arbeitstisch abstützen musste, um nicht in die Knie zu gehen.

Er musste mit Vendral sprechen. Aber erst brauchte er dringend Schlaf.

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Muss nicht.
Hättest auch unseren Thread weiter zu müllen können, statt dieses Verhalten nu durch alle Threads zu prügeln.

/over and out

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Oh well, it’s free real push. :crazy_face:

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Unserer ist atm auch etwas weit unten.

Hast du eigentlich kein Leben?

Nein - die Antwort erübrigt sich anscheinend.

Mach doch mal was Produktives, statt anderen auf den :moneybag: zu gehen.

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https://www.korrekturen.de/wortliste/offen_halten.shtml

Darf hier drauf reagieren weil isso

p.s. Jetzt raus hier mit dir Lussu.

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Darf ich das hier mal reinschreiben? Dieser Thread ist für mich das beste RP, was ich hier zu lesen bekomme. Ich warte schon immer auf die Fortsetzung. Als zweites das von Thalean und als drittes…ja schon gut, ich bin ja schon weg. :slightly_smiling_face:

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Ja, bin ich. Mindestens eines hast du nämlich verschlimmbessert. Troll bitte woanders. (P.S.: Ich habe nicht den Meldebutton gedrückt, wenn dein ausgeblendeter Post dein Problem ist.)

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Also … es ist schon peinlich sich hinzustellen, kleingeistig korrigieren zu wollen und dann in beiden Fällen falsch zu liegen.
Vielleicht einfach Dinge bei dem belassen wie sie sind, dann blamiert man sich weniger. Oder es ist genau dein Ziel, dann herzlichen Glückwunsch. Ist für uns jedenfalls ein super Push.

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Das stetige Gemurmel und das leise Gerede der Schattenkluft machte Pox nichts aus. Er war das bereits aus den Laboren gewohnt, schließlich würde kein Apotheker zulassen, dass sich jemand an den Ergebnissen der anderen vergreift. Die Gunst der Hochrangigen für ihre Neuste, geniale Entdeckung würde kein Forscher jemals einem anderen überlassen.
Die Troll hinter ihm seufzte; nur war sie genervt? Oder war es ein neidisches, begeistertes Seufzen? Das musste es sein! Niemand, aber wirklich niemand würde die Genialität von Apotheker Pox übersehen. „Warum jammers’e imm’r, dass du nich‘ genüg’n Material has?“ sprach sie in einem harten Akzent von Zandali, während ihre dreifingrige Hand über die Kisten im Zelt der Heiler der Enklave strich. Es waren Kisten, gestapelt und ordentlich sortiert. „Meine Liebe, du hast keine Ahnung wie aufwendig das ist! Und die wichtigste Zutat lässt sich so schwer besorgen! Vor allem die Ersatzteile!“ begann er, während der Untote seine Nase in die Pilzzucht stecke. Von einem Besuch im Silberwald erbeute, oder erbetende Proben und er, der geniale Pox, durfte es untersuchen. „Gute Nachrichten, meine Liebe! Ich habe eine Farm entwickelt, die alle Pilze perfekt gedeihen lässt!“ verkündete er fröhlich, während sich die Frau gegen die Balken des Zeltes lehnte und ihn Kopfschütteln betrachtete. Das war nicht mehr als purer Neid für seine Erfolge als Apotheker, mehr nicht! Der Untote wusste es.
„Du lieb’r Loa…Eur’r Gehir’n is aber auch verwes‘ od’r?“ sprach sie erneut und näherte sich den Pilzen, welche die Troll mit einer angewiderten Grimasse ansah. Neid und Eifersucht in ihren Augen, mehr sah Pox darin nicht.

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Das Banner Silbermonds flatterte sanft im Wind vor seinen Augen. Rote Seide, goldene Stickerei, Stoffe, die die Sonne sacht glitzernd reflektierten. Ein friedlicher, beruhigender Anblick, an dem er sich festhielt und der dabei half, das Chaos um ihn herum auszublenden und auszuhalten. Das Gelächter war dennoch gut zu hören. Die Dunkelheit war zu spüren und in den Augenwinkeln zu sehen. Der Hohn bohrte sich in sein Herz wie ein vergifteter Dolch.

Und das Banner blieb bestehen. Unbeeindruckt wiegte es sich in der leichten Brise, die oft im Immersangwald zu spüren war und bildete einen Anker für den Geist des Priesters, an dem er ruhen konnte. Körperlich, wie geistig, auch wenn nur er allein das Banner sehen konnte, während er in seinem Zelt in der Kluft der Schatten saß und die Zeltwand anstarrte. Umgeben von Scherben einiger Phiolen, die er in einem kurzen Anfall purer Wut auf den Boden geschmettert hatte.

„Versager.“

Natürlich mussten die Stimmen sich auf den kleinen Funken Selbstzweifel stürzen, der in dem Priester aufflackerte, und ihn nähren. Ihn mit säuselndem Geflüster und Gestreichel bestätigen, weitere Dinge hinzufügen und ihn zu einer kleinen Flamme wachsen lassen.

„Du konntest ihr nicht helfen, und du hast es gewusst.“

„Nicht das erste Mal, nicht wahr?“

„Du bist hochmütig geworden und bemerkst den Fall nicht.“

Erinnerungen flossen an seinem geistigen Auge vorüber. Erinnerungen an frühere Fehlschläge. Tode, die er nicht hatte verhindern können. Verkr.üppelungen, die er nicht hatte heilen können. Leben, deren Zerstörung er nicht hatte aufhalten können. Leere, enttäuschte Blicke so vieler anderer Wesen. Einstige Freunde, die ihm den Rücken kehrten, sich abwandten und davongingen in die Finsternis. Ihn allein zurückließen.

Das Banner hingegen blieb bestehen. Der goldene Phönix strahlte unbeirrt auf blutrotem Grund über allem und erinnerte den Sin’dorei daran, dass die meisten dieser Erinnerungen verzerrt waren. Grotesk verdreht, einzig um ihm zu schaden und seinen Willen zu brechen. Ihn in die falschen Arme der Leere zu treiben und ihn dem Willen der Leere, der alten Götter, der Leerenfürsten zu unterwerfen.
Sanft lösten sich die golden brennenden Schwingen und bargen den Priester unter sich, erinnerten ihn an das, was ihm wichtig war und an seine eigene Stärke. Legten sich über die Flamme des Zweifels und erstickten sie, verhinderten, dass sie sich wie ein schwelender Brand im Verstand des Elfen ausbreiten konnte.

Er hatte versagt, er hatte nicht helfen können. Doch hatte er es zumindest versucht und sie machte ihm daraus keinen Vorwurf. Sie hatte gewusst, auf was sie sich einließ und hatte das Risiko gekannt. Kilreth hatte nicht helfen können, aber das sollte nur einen kleinen Rückschlag darstellen.

Langsam schloss er die dunkel flimmernden Augen und atmete mehrere Male tief ein und aus.

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Numerische Notwendigkeiten
Parasit

Ein ferner Befehl, der es kaum vermochte zu ihm durchzudringen, wo seine Konditionierung doch kaum mehr umfasste als die Fixierung auf nur eine einzige Person.

„…eine Bindung, die sie nie verstehen werden…“

Ein schlaffer Leib, jedes Lebens beraubt – in den Armen eines Wesens, das er wenige ungetätigte Herzschläge zuvor nur allzu gerne als Feind deklariert hätte.

„…nur wir zwei – für immer…“

Staubpartikel und Schneeflocken, die dadurch aufgeworfen wurden, dass eben jenes Wesen seine Herrin ohne jegliche Zärtlichkeit zu Boden gleiten ließ, die er ihr zuteilwerden lassen würde. Es war just dieser Moment, in dem sich ein schwarzer Schleier über seine leeren Augenhöhlen senkte und diese Gestalt von der verbündeten Erkennung entband, nur um sie als neuestes Ziel zu erwählen. Denn seine Programmierung, sie bestand nur aus einem simplen Grundsatz, den es zu verstehen galt: Seine Herrin war zu behüten, zu beschützen, zu bewachen. Keine Ausnahme.

Nicht minder, wie Lady Lakotha wie ein nasser Sack zu Boden fiel in ihrer Bewusstlosigkeit, da fielen auch seine Hemmungen gegenüber denjenigen, welche sie zuvor noch für ihn als Verbündete kenntlich gemacht hat. Diesen Frevel ihr gegenüber – er konnte ihn nicht vergeben, nicht verzeihen. Kurz davor, ein weiteres, vom Schlachtfeld geborgene Mitglied, welches er auf den Armen trug, genauso ohne Bedacht fallen zu lassen, um sich auf den Troll zu stürzen, da vernahm er ihre Stimme ein weiteres mal. Fetzen einer vergangenen Besprechung, getätigt in den tiefsten Schatten dieses unterirdischen Gewölbes, welches die Enklave ihr zuhause nannte. Nur einige Worte waren ihm in Erinnerung geblieben: Prüfung. Verbündete. Nutzen.

Trotz fehlendem Kontext und bereits vor Wut schäumendem Gurgeln und vor Tatendrang zitternden Gliedern, da wusste er, dass er diesen Gestalten kein Haar krümmen durfte. Also krümmten sich seine knöchernen Klauen weiterhin um die gehaltene Blindstich, während sich hinter den grün getönten Scheiben seiner Maskierung ein weiterer, vergangener Austausch aufzuwerfen drohte.


„…und bis wie viel soll ich zählen, Herrin?“

„Lediglich bis zur dritten Ziffer, wobei jede davon für einen Verstoß steht.“

„Wenn die Ziffer Eins und Zwei ohne Sanktionierung auskommen – wofür steht die dritte Ziffer, Herrin?“

„Vernichtung.“


So kam es dazu, dass der Bedienstete Lady Lakothas im absoluten Stillstand an der Seite der Truppe verweilte, die sich dazu anschickte, das Schlachtfeld zu räumen. Nur noch ein Wort kam ihm über die verhüllten Lippen, als er den Blickkontakt zu der schattenversifften Troll wendete:

„Eins.“

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Kilreth kniete im Staub und Stroh des Stalles in Orgrimmar, umgeben vom Scharren, Kratzen und Grunzen der zahlreichen Tiere, die hier untergebracht waren. Begleitet von einem verhältnismäßig leisen, röchelnden Pfeifen bei jedem mühsamen Atemzug des Tieres, dessen Kopf er auf seinen Schoß gebettet hatte. In monotonen, mechanisch anmutenden Bewegungen strich die Hand des bleichen Elfen wieder und wieder sacht über das weiße Gefieder an Kopf und Hals des Falkenschreiters, den Blick stumpf in das große Auge gesenkt, welches leer und glasig zurückglotzte. Gildin war alt, seine Zeit war gekommen und Kilreth tat nichts, den Tod seines treuen Begleiters hinauszuzögern. Aber auch nichts, ihn zu beschleunigen. In aller Stille ließ er den Dingen einfach ihren Lauf, ließ den Kreis aus Leben und Tod sich einfach schließen.

Kilreth fühlte nichts, als das Leben in dem großen Schreiterauge erlosch und der Körper mit einem letzten Atemzug in sich zusammensank. Diese nicht vorhandene Gefühlsregung registrierte er mit etwas, das milder Überraschung ähnlich war. Auch wenn Gildin nur ein Tier war, so war er doch lange Jahre an der Seite des Priesters gewesen, hatte ihn durch alle Unwegbarkeiten seines bisherigen Lebens getragen, tapfer am Rande von Schlachtfeldern ausgeharrt, selbst gegen seine Natur Seite an Seite mit dämonischen und untoten Kreaturen. Zumindest einen Hauch von Trauer zu verspüren hatte Kilreth erwartet, doch war da schlicht… nichts. Leere Gleichgültigkeit war alles, was den Priester ausfüllte angesichts des Verlustes.

„Die Leere hat Euch im Griff.“ echote die Stimme des anderen Priesters, dem er jüngst zu helfen versucht hatte, in seinem Kopf. Doch mehr als ein leises Brummen entlockte dieser Gedanke, dieser eine Erinnerungsfetzen an das letzte Gespräch ihm nicht und behutsam schob er den Schreiterkopf von seinem Schoß, um sich ein wenig schwerfällig auf die Beine zu stemmen. Sorgsam klopfte er den Staub und den ein oder anderen Strohhalm von seiner Robe und suchte die Stallmeister auf, um den Abtransport des Kadavers in die Kluft der Schatten zu veranlassen. Vielleicht konnten zumindest die Verlassenen der Enklave irgendeine Verwendung für den toten Körper oder für Teile davon finden.

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