[H-RP] Die Schattenkluftenklave

Wir sind vom Großplot zurück und haben uns am Dienstag auch schon wieder in der Kluft breitgemacht. Nun heißt es erst einmal unsere Interessentenliste abarbeiten =)

Um uns ein besseres Bild von unseren Bewerbern zu machen führen wir ab sofort ein neues Aufnahmeverfahren ein. Zuvor kam man schlicht durch Interessensbekundung in unsere Mitte, was aber leider auch einige Spieler zu uns geführt hat die auf Plots und im sozialen Umgang eher negativ aufgefallen sind. Um das zu verhindern wird nun für Interessenten eine sl-geleitete Aufnahmemission gespielt, die nicht länger als einen Abend dauern sollte. Zudem bleiben neue Mitspieler für eine Weile auf dem Anwärter-Rang.

Und hier, wie immer zum Push, eine kurze ic-Geschichte (die zeitlich vor der hierüber spielt, aber es musste jemand zwischenposten damit ich wieder kann :rage:):

Es ist nur wenige Tage her, dass sich unten in der Kluft der Schatten ein Portal aufgetan und den hordischen Streitern der Winteratemoffensive eine bequeme Rückkehr nach Orgrimmar ermöglicht hat. Jindra Varnin hätte sich nun gern ein wenig zurückgezogen. Die Bildfläche verlassen, Wunden geleckt, das stete Brodeln in seinen Eingeweiden zurückgekämpft. Stattdessen muss er weiter funktionieren.

Berichte schreiben. Dem General Fragen beantworten, deren Antworten der Orc kaum zu verstehen imstande ist. So tun, als wüsste er nicht um die Spione, die Steinkiefer ihm nachgeschickt hat.

Manchmal sehnt er sich die alten Tage zurück. Die Isolation und Unabhängigkeit. Das zu tun was man will, wann man will, erscheint ihm jetzt wie ein Luxus, der ihm entrissen worden ist. Oder – nein. Den er notgedrungen aufgegeben hat.

Unwillkürlich wandern seine Gedanken zur Offensive zurück, zu den Dingen, die dort geschehen sind, den Streitkräften beider Fraktionen, die man dort getroffen hat. Zuallerst – selbstverständlich - zu der Ren’dorei-Truppe. Und es gelingt ihm einfach nicht das dünne Lächeln von seinen Lippen zu verbannen, während er mit dem Glimmstängel im Mund den Höhlenpfad zur Kluft hinabschlendert.

Sie waren so herrlich ahnungslos. Nicht einer von ihnen hat Jindra genauer betrachtet. Rückschlüsse gezogen. Einen Geistesblitz gehabt. Da war nur diese Maske fehlplatzierter Erhabenheit, in manchen Fällen auch ein köstliches Unwohlsein. Er hat mehr von den leerenberührten Geschwistern erwartet, viel mehr. Ist ihr Nutzen für die Allianz am Ende bereits verpufft?

Er schüttelt den Kopf, schiebt den Gedanken beiseite und widmet sich dem nächsten. Die Waldläufer. In all den hunderten von Jahren ist es das erste Mal, dass Jindra gemeinsam mit ebensolchen ins Feld gezogen ist. Bis dahin wusste er nur aus Erzählungen von ihren Fähigkeiten, hielt sie teils gar für übertrieben. Jetzt allerdings ist er klüger. Er erinnert sich noch gut an den Schmerz, als ihm vor Jahren ein Armbrustbolzen in die Brust gejagt wurde. Von Menschenhand geschossen, einem jungen Ding, das im Angesicht des Hexenmeisters vor lauter Zittern fast seine Waffe fallen gelassen hat. Hätte an ihrer Stelle ein Waldläufer gestanden…

Ein frustrierter Zug am Tabak, eine Rauchwolke, die seinen Pfad verfolgt. Vergangene Niederlagen. Unwichtig. Er hat seine Lehre daraus gezogen. Anders als ein weiterer Trupp, der an der Offensive teilgenommen hat. Die Diebe, vom Dämonenjäger angeleitet. Objekte der Rüstmeisterei stehlen und Azerit unterschlagen – was auch immer diese Leute dazu geritten hat, es ist ein Zeugnis ihrer Dummheit. Mehr noch, da sie sich bis zum Ende uneinsichtig zeigten und selbst die angeordnete Auspeitschung nur mit einer peinlichen Demonstration ihrer mangelnden Disziplin ertrugen.

Zu schade, dass man nicht Jindra die Wahl der Strafe überlassen hat. Er hat Endra’thirs Kunst des Peitschenschwingens zwar wohlwollend zur Kenntnis genommen, vertritt aber auch heute noch die Meinung dass er es besser gemacht hätte. Etwas Magie, gezielt in ein sich windendes Subjekt geleitet, bis dieses als bewusstloser, sabbernder Ballast in sich zusammenbricht. Aber man kann eben nicht alles haben. Davon ab hat die Elfe ihre Arbeit im gegebenen Rahmen gut gemacht, nicht nur was das Disziplinarverfahren anging.

So wie auch Steinschloss, der abgedroschene Dunkeleisen. Dessen Magie hält Jindra zwar für rückständig, aber wo wäre die Welt, wenn ein jeder genug Mut zum Risiko hätte? Die Zusammenarbeit mit ihm war befriedigend, trotz der unterschiedlichen Methoden. Vielleicht, wer weiss, gibt es in Zukunft Gelegenheit für eine Wiederholung. Wenn denn nicht wieder ein Krieg ausbricht, heißt das.

Der Gang öffnet sich nun zur großen Kaverne, die nur schummrig von einigen verteilten Kohlepfannen erhellt wird. Jindra zieht ein letztes Mal an seinem Glimmstängel und schnippt den Rest schließlich in eine der Lichtquellen, ehe er eines der Zelte ansteuert, die die Enklave für sich beansprucht hat. Schon von weitem sieht er die Kiste mit dem verheißungsvollen Inhalt, gut bewacht von seinen beiden Sayaad, die sich im Schatten herumdrücken.

Zwar haben sie Klingenmond auf diesem Feldzug verloren, aber dafür einen wundervollen Ausgleich erhalten. Seiner Meinung nach macht der Inhalt der Kiste die tote Elfe mehr als wieder wett – aber das ist auch wenig verwunderlich, hat er doch nie viel von ihr und ihrem losen Mundwerk gehalten.

Außerdem gibt es nun eine Person weniger, mit der er teilen muss.

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Hallo! Ich wurde über einen anderen Thread über diese Gilde hier informiert und wollte mal fragen ob ihr bereit wärt neue Rekruten aufzunehmen. Für etwas düstereres RP hab ich zwei potenzielle Charaktere die in die Enklave passen könnten und edgy sind. Dieser Schattenpriester hier und mein Orc Hexenmeister. Auf eine Rückmeldung auf meine Anfrage würde ich mich sehr freuen! Schattige Grüße.

Dazu sind wir selbstverständlich bereit! Ich würde dir empfehlen, unserem Discordserver beizutreten, um näheres zu klären. Das erleichtert uns die Kommunikation deutlich.

Auch hier ein Herz für diese Truppe. <3

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Vor einiger Zeit.

Durotar.
Ruhig hing die Nacht über Durotar, Heimat der Orcs. Ein voller Mond tauchte das Land in sein kühles Licht und verlieh der Einöde damit etwas gar Friedliches. Lediglich der frische Nachtwind brachte etwas Leben in die gebotene Szenerie, wirbelte nicht nur den staubigen Boden vor sich her, sondern trug auch die Geräusche der Fauna und Flora mit sich. Vielmehr als das Zirpen einer Grille oder zögerliche Rascheln eines Strauches war zu dieser fortgeschrittenen Stunde jedoch nicht zu hören. Während die Lichter der Laternen und Kerzen in der kleinen Siedlung Klingenhügel bereits nach und nach erloschen, durchstreifte eine verhüllte Gestalt das nächtliche Land. Die Staubwindschlucht lag bereits seit einer Weile hinter ihr und die Wanderin näherte sich den Toren Orgrimmars. Einfache abgetragene Kleidung, von Wind und Wetter in Mitleidenschaft gezogen, einen einfachen Wanderstab, spröde Lippen und müde wirkende Augen, die den strengen und prüfenden Blick der Wachen vollkommen ruhig aus dem Dunkel der Kapuze heraus erwiderten. Mehr benötigte das Spitzohr nicht, um die Wachen zu überzeugen, sie passieren zu lassen.
Wie immer.

Orgrimmar.
Das Ziel ihrer Reise war schon lange klar, eines der Gasthäuser Orgrimmars, und der Weg dorthin ein enger Vertrauter gewesen. Vermisst hatte die Verhüllte weder das fahle Licht, noch die stickig stinkende Luft der Absteige, dennoch aber vor langer Zeit zu schätzen gelernt. Eine wertvolle Informationsquelle war daraus für die Wanderin erwachsen, so dass sie wieder einmal ihren Stammplatz angesteuert und sich gesetzt hatte. Ein kleiner Tisch, für nicht mehr als eine Person und abseits des Tumults aus Trinkgelagen und Gesang, worüber sie bewusst den Überblick behalten wollte. Während sie sich dem bestellten Wein gewidmet hatte, war alle Zeit der Welt gewesen, den unter den Trubel gemischten Gesprächen zu lauschen. Auf ihre Art. Auf eine heimliche Art, die hier unter gegangen war, wie mancher trunkener Gast unter dem eigenen Tisch.

„Wie könnt Ihr nur ein… hicks… Gesöff… hicks… wie Ogerbier…“, lallte ein Orc.

Während ein Goblin in der anderen Ecke des Raumes feilschte und schrill aufschrie, „Sogar der Dreck an meinen Fußsohlen ist mehr wert! Den Wucher zahle ich nicht!“

Interessanter war da ein Gespräch zweier Wachen für sie, die ihren Feierabend genossen und sich ernsteren Themen widmeten. „Wie kann der Rat eine Einheit gestatten, die mit solchen Mächten paktiert?“, fragte die Orc ungläubig und mürrisch, bevor sie von ihrem Humpen getrunken hatte. „Man verdoppelt die Wachen in der Kluft. Wir sollen ein wachsames Auge auf diese Enklave haben und bei jedem unserer Wechsel sofort Bericht an den General erstatten.“, beklagte sich ihr Kollege der Wache über die zusätzliche Arbeit, wonach er hämisch zu grinsen begonnen hatte. „…der General wird uns vielleicht befördern, liefern wir ihm falsche Berichte, um diesen Ab|schaum aus der Kluft loszuwerden.“ Eine Weile sahen sich die Orcs schweigsam an, dann brach Gelächter aus und die Bierkrüge stießen gegeneinander, womit das Vorhaben vermutlich besiegelt wurde. Damit hatte die Lauschende genug gehört für heute. Ein halb volles Glas blieb auf dem einsamen Tisch, an dem sie zuvor noch gesessen hatte, verlassen zurück und deutete als einziges Indiz darauf hin, dass die Wanderin wahrhaft hier gewesen war.
Ein neues Ziel war auserkoren. Eine weitere Etappe auf ihren Wegen.

Die Kluft der Schatten. Die Enklave.

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Stellvertretend gepostet.

Fäden zusammenführen
Kalter Wind zog schneidend an seinem bleichen, toten Fleisch vorbei.
Brachte Nadeln aus gefrorenen Wasser, winzig so das sie mit bloßem Auge kaum zu erkennen waren mit sich.
Einige Zeit verging während er regungslos auf die weite Eiswüste starrte die den Namen Eiskrone trug.
Sanft strich er mit der gepanzerten Linken über die Schneide der neben ihm im Eis versenkten Runenklinge.
Ein kurzes Leuchten der unheilvollen Runen glomm auf, als würde das kalte Metall antworten.
„Sind nun alle da?“, stellte er mit hallender Stimme, summend vor magischer Energie, die Frage ohne sich nur zu rühren an die Person gut zwei Meter hinter ihm.
„In der Tat mein Lord. Wir sind alle hier. Doch zu welchem Grund, das erschließt sich uns noch nicht. Sollten wir uns nicht um die Geißel kümmern? Die Lebenden vor ihr schütz…“, noch während er sprach rollte der bleiche Schädel des Kaldoreis langsam über den schneebedeckten Boden, begleitet von dem metallischen Geräusch einer umkippenden Rüstung.
„Welch’ ein Narr.“, schallte es durch die Gedanken des Ritters. „Er war der Schwarzen Klinge und den Reitern bedingungslos treu. Unbrauchbar.“
Schweigend drehte er sich um, die Runenklinge nun in der rechten Hand haltend ließ er das glühende Augenpaar über die restlichen Soldaten schweifen.
Gut zwanzig Stück.
Sollte er Pech haben, und sein Plan nicht funktionieren so wäre dies möglicherweise schon das Ende. Nach all den Jahren des planens, wartens.
All die Massaker, unter falscher Rechtschaffenheit gerechtfertigt.
All die Jahre in der er vorsichtig Figuren über das Schachbrett schob.
Für nicht’s.
„Meine treue Wacht!“, erschall die Stimme erneut, brachte die Ritter die teilweise schon ihre Waffen kampfbereit erhoben hatten augenblicklich zum stillstehen.
„Ich offenbare euch eine neue Möglichkeit. Vorbei ist die Zeit in der wir die Waffen zum Schutze einer Welt erhoben, die uns lieber wieder tot, begraben oder eingeäschert sehen würde! Eine Möglichkeit zur wahren Freiheit! Eine Möglichkeit um wahrlich Herr eures eigenen Schicksals zu werden…“, er ging einen Schritt. Dann einen weiteren.
Die Spannung in der Luft, die nekrotische Energie war beinahe zum schmecken als er in die toten Gesichter seiner Soldaten starrte. Und sie in seines.
„Jenseits des Schleiers offenbart sich unser wahres Ziel. Nun, meine Ritter frage ich euch, nicht etwa als euer Kommandant. Nein, sondern als einer von euch. Einer der selbst die Fäden des Schicksals zu lange anderen überlassen hat. So wie ihr.“, ein kurzer Deut mit der Schwertspitze auf den Orc folgte. „Seid ihr bereit mir zu folgen. Mir zu folgen, und endlich Rache zu üben?“, Entschlossenheit erfüllte seinen kalten Kadaver. So viele Fäden liefen auf diesen Moment zu. Er durfte nicht scheitern.
Einige Zeit verging in der nur der Wind sein einsames Lied pfiff.
Beide Parteien schienen sich regelrecht in einem Starrkrieg zu befinden, ehe vier der Ritter vortraten.
„Blutzoll, Leichenschnitter, Eisnadel und Gallenfaust. Zu erwarten.“, zischten die Gedanken erneut durch seinen Kopf, beinahe so schneidend wie der Wind der sie ummantelte höchstselbst.
„Nicht verwunderlich. Sie waren seit jeher in ihrer Treue zu ihm unerschütterlich gewesen. Unnachgiebig. Loyal.“, die Worte schossen nur so durch seinen Kopf während er die vier Todesritter mit einem seichten Schmunzeln auf den aufgeplatzten Lippen musterte, sie beobachtete wie sie mit ihrer linken gegen ihren Plattenpanzer hämmerten, ihm dabei die Treue schworen.
„Wunderbar.“, der Blick schweifte zu den restlichen Untoten im Hintergrund welche weiterhin regungslos dastanden
„Ihr habt eure Entscheidung also getroffen?“
Als wären dies die zündenden Worte gewesen, gesellten sich weitere sechs Ritter zu ihnen.
Vollführten die selben „Höflichkeiten“ wie die vier vor ihnen aus.
„Gut. Ich sehe dann hat jeder seine Wahl getroffen. Ich hoffe für euch, dass ihr wisst, es wird kein zurück mehr geben. Weder für das eine, noch für das andere.“
Schattengrab, einer der Ritter der sich verweigerte verzog langsam die Miene zu einer ekelhaften Fratze, eher er langsam den Mund zu öffnen begann.
„Die Schwarze Klinge wird davon erfahren. Wir werden euch vernichten. Früher oder später, Verräter.“, wie ein Wesen drehten sich so die zehn verbliebenen Todesritter um, wollten zurück nach Acherus, zurück zur Schwarzen Festung kehren. Doch dies war leider nicht möglich.
Ein Befehl an seine Soldaten, nicht verbal sondern rein geistiger Natur folgte, ehe auch sie sich umwendeten, ihre unheiligen Waffen gezückt und ihre einstigen Brüder, Schwestern - Kameraden. Freundschaften, geschmiedet in unzähligen gemeinsamen Konflikten zum Schutze Azeroths ohne auch nur eine Sekunde zu zögern niederstreckten.
Blanke Vollkommenheit erfüllte den Todesritter, ehe er sich wieder von seinen Getreuen abwendete. Von seinen Werkzeugen.
„Die Zeit ist nah. Bald schon werden wir alle…frei sein.“

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Apfelkuchenpush für Freunde

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Aus Langeweile und der Freude am schreiben:

Niedergang der Sonne
Quel’Danas

Blut floss langsam zu dicken, tiefroten Lachen zusammen, ehe der Blutmagier seine Waffe aus der sich langsam erkaltenden Leiche eines Draeneis zog.
Groll spiegelte sich in den vom Fel verdorbenen Augenpaar wieder, als er langsam das Ausmaß dieser Katastrophe erblickte.
~Ein Hinterhalt.~, schoss ein Gedanke durch seinen Kopf, schwer zu erfassen bei all der latenten Teufelsenergie, die zu jener Zeit beinahe in der Luft schmeckbar war.
Mit einem metallischen Zischen steckte er seine Klinge zurück in die verzierte Schwertscheide.
Die Arme hinter dem Rücken verschränkend ging er einige Schritte gen Süden, umringt von den leblosen Körpern von Draenei und Sin’dorei, welche den Boden um sie herum langsam rot färbten.
Feinde sowie Kameraden.
~Verfluchte blauhäutige Bastarde!~, ertönte es erneut in seinen Gedanken als er mit dem linken Fuß den Körper eines männlichen Draeneis, gehüllt in eine mit Blut und anderen Unrat gehüllte Rüstung auf den Rücken drehte.
Die starren Augen des Mannes blickten nun leer, ohne einen Funken an Leben, gen Himmel.
Eine Insignie der Zerschmetterten Sonne prangerte auf der Brust des Fremdlings, zeichnete ihn wohl als eine Art Kommandant aus.
Die dünnen Lippen wurden langsam zu einem missgünstigen Schmunzeln verzerrt, ehe auch der leblose Leichnam angespuckt wurde.
„Sie müssen hier sein!“, erklang eine Stimme, wohl weiblichen Ursprungs im Rücken des Blutmagi, voraufhin er unherwirbelte und die Verstärkung der Zerschmetterten Sonne erblickte.
Tiefe Befriedigung durchzog den Körper des Elfen, als die Truppe bestehend aus Sin’dorei und Draenei erkannten das sie zu spät kamen.
Verwirrt, beinahe verloren, starrten sie auf die Körper, von Waffen als auch Magie entstellt.
„Ah, unsere … Erlöser sind endlich angekommen? Wunderbar.“, die mandelförmigen Augen zu Schlitzen verengend.
„In der Tat. Seht sie euch genauestens an. Dies erwartet jeden, der sich gegen unseren Prinzen und unserem neuen Herren stellt. Wir werden zu alten Glanze zurückkehren. Und ihr? Ihr werdet im Höllenfeuer brennen.“, noch während er sprach und dabei alle Blicke auf sich zog, begann er einen Zauber zu weben. Die drei felmagischen Sphären begannen sich im Einklang des Magus stärker um jenen zu rotieren, gaben Teufelsenergie aus ihrem inneren ab, direkt in den vom Krieg zerrütteten, und dennoch immernoch majestätisch anmutenden Elfen.
Eine Draenei, wohl jene die diesen Trupp führte, erhob ihren Streithammer, bereit für den Kampf.
„Zerschmetterte Sonne! Verteidigt euch! Lasst die Gerechtigkeit des Lichts über diese gefallene Seele urteilen!“, und schon sprintete sie los, der kristallene Hammer glühte von der geballten Macht des Lichts.
Trotz seines nahenden Untergangs verblieb der Magus, unverändert. Beinahe wie eine Statue.
Kurz bevor der Hammer auf seine Brustplatte traf wurde der Zauber entfesselt.
Ein gewaltiger Flammenstoß, bestehend aus arkanen, als auch aus Teufelsfeuer eruptierte unter der übrigen Verstärkung, ertränkte ihr Schmerzenschreie innerhalb kurzer Zeit auch schon im knisternden Lied der Flammen, ehe der Hammer traf.
Die Wucht zerdellte die Platte, warf ihn mehrere Meter zurück ehe er dort liegen blieb.
„Und nun. Beendet es. Doch wisset, ihr habt bereits verloren. Er wird kommen und die unseren belohnen.“, spuckte der Magus, zusammen mit etwas Blut sprichwörtlich aus.
Langsamen Schrittes ging die Draenei auf den gefallenen Magier zu, Zorn stand ihr im Gesicht.
„Nein. Euer Urteil werde nicht ich sein. Aber ihr werdet eure Strafe bekommen.“, erklangt die akzentbehaftete Stimme der blauen Ziege, ehe es schwarz vor den Augen des Blutmagiers wurde.

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Ein Push - und zugleich auch die Info, dass wir aus unserer Feiertagspause zurück sind und ab heute wieder regelmäßig Dienstags und Freitags die Kluft unsicher machen. Oder auch an anderen Tagen. Oder auch andere Orte.

Mit grimmigem Blick überflog der alte Orc die Pergamente in seiner Hand. Sie wirkten so fragil in seinem Griff – ein Zucken der grobschlächtigen Pranken, und er würde sie versehentlich zerreißen. Seine Hände waren nicht für das hier gemacht. Schreibtischarbeit. Das Wort allein war verabscheuungswürdig, aber er fügte sich dieser Aufgabe, wie er sich auch jeder anderen bisher gefügt hatte.

Der eigentliche Dorn in General Steinkiefers Fleisch waren aber nicht die Papiere, sondern der Elf, der sie ihm übergeben hatte. Er hob den Blick, musterte Varnin forsch und mit wenig Begeisterung. Alles an dieser bleichen, dürren Gestalt störte ihn. Er hatte dem Hexenmeister nicht einmal einen Hocker bereitgestellt, sondern ließ ihn für die Dauer des Besuchs wie bestellt und nicht abgeholt im Raum stehen. Es gab keine Nettigkeiten zwischen ihnen, keine Anerkennung, keinen Respekt. Steinkiefer wusste, dass Elfen es hassten wenn man auf sie hinabsah. Manche von ihnen versteckten ihre Irritation darüber hinter einer Maske der Gleichgültigkeit, konnten aber dennoch nicht verhindern dass diese Risse bekam.

Nicht aber Jindra Varnin. Steinkiefer wusste nicht was mit diesem Elfen nicht stimmte. Er wirkte kaum wie ein Lebewesen, sondern vielmehr wie ein Ding, das man just in den Raum gepflanzt hatte. Er hatte keine Körpersprache. Kein unwillkürliches Muskelzucken, keine rasche Atmung, keine Gewichtsverlagerung. Er blinzelte so selten, dass man genauso gut gar nicht sagen konnte, und wenn er einem in die Augen blickte wirkte es so als starre er zugleich glatt durch einen hindurch.

Wäre Steinkiefer jünger oder einfach nur unerfahrener im Umgang mit Untoten, dann wäre ihm unwohl. Vielleicht würde auch etwas Furcht an den Rändern seines Bewusstseins nagen. Das Problem an der Sache? Varnin war nicht untot. Er dürfte diese Ausstrahlung gar nicht haben. Aber er hatte sie.

„Nun?“, meldete sich eben jener Nicht-Untote mit einsilbiger Monotonie zu Wort, und das einzige was sich an ihm bewegte waren die dünnen Lippen. Steinkiefer lehnte sich zurück, bis die Stuhllehne bedrohlich knarzte. Mit einer lockeren Bewegung des Handgelenks warf er die Pergamente auf den Tisch und deutete mit der flachen Hand darauf.

„Ein elfischer Leerenwirker, Varnin? Meinem letzten Stand nach gehören die zur Allianz.“ Er wusste natürlich, dass es hier nicht um einen Leerenelfen ging. Irgendwie, irgendwoher, war ein Blutelf aufgetaucht, der sich wie ein Schattenpriester der Verlassenen mit dieser Macht befasste und nicht zu der Verrätergruppe gehörte, die ihrem Volk vor gar nicht so langer Zeit den Rücken gekehrt hatte. Man mochte natürlich argumentieren dass das mit der Verbannung aus der Heimat zu tun hatte, aber den Beitritt zur Allianz hatte man diesen Spitzohren nie verziehen.

„Dieser hier nicht“, lautete die knappe Antwort, und Steinkiefer ließ daraufhin die Sekunden verstreichen, ohne seinerseits etwas zu erwidern. Er starrte Varnin nur an, als warte er auf etwas. Ein Trick, den er schon vor langer Zeit gelernt und der sich immer wieder als nützlich erwiesen hatte. Nur die wenigsten hielten die Stille aus. Varnin zeigte sich auch in dieser Hinsicht abnormal, begegnete dem Starren des Orcs mit seinem eigenen aus beunruhigend giftgrünen Augen. Aber schließlich knickte auch er ein.

„Ich will ihn lieber in unseren Reihen wissen, als dass es ihn irgendwann doch unter ein blaues Banner zieht, General.“

Steinkiefer zögerte, aber schließlich grunzte er zustimmend. So sehr er Varnin auch verabscheute, in dem Punkt konnte er nur zustimmen. Wer weiss wann der Waffenstillstand wieder aufgehoben wurde? Schon jetzt gab es Reibereien an manchen Grenzpunkten. Er beugte sich nach vorn und kniff sich in die Nasenwurzel, um den sich anbahnenden Kopfschmerz zurückzudrängen.

„Gut. Das übliche Prozedere, Varnin. Wenn er durchfällt…“

„… stellen wir ihn unter Beobachtung. Ich weiss.“ Endlich regte sich etwas im Gesicht des Elfen. Steinkiefer zog dräuend die Brauen zusammen, als er das dünne, berechnende Lächeln des Hexers sah. Er winkte unwirsch in seine Richtung, bedeutete dem dürren Gespenst sich aus dem Raum zu entfernen. Für dieses Mal hatte er genug von dem Kerl.

Und wie immer fühlte er sich nicht gut, als Varnin sich ohne ein weiteres Wort oder eine Geste des Abschieds umdrehte und ging. Er starrte dem Elf in den Rücken, bis der durch die Tür verschwunden war und diese hinter ihm ins Schloss fiel.

Warum zum Nether fühlte er sich immer noch, als starre dieses spitzohrige Ding ihn an?

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Das beständige Rauschen, das entfernt an das unverständliche Flüstern anderweltlicher Stimmen erinnerte, wurde leiser, wenn er andere um sich herum sprechen hörte. Nur hier und da, wenn er sich auf eine Sache oder eine Person zu lange fokussierte, schälte sich aus dem beständigen Rauschen ein lauteres Echo hervor, um entweder einen abfälligen Kommentar oder eine Beschimpfung durch seinen Kopf hallen zu lassen, doch hatte er sich in all den Jahren bereits daran gewöhnt. Nur selten schaffte ein solches Echo es, ihn durch plötzliches Aufschreien noch zu erschrecken. Natürlich kostete es beständig an Willenskraft, das Rauschen im Hintergrund in Schach zu halten und sich nicht einzulassen, nicht zu lauschen und nicht zu versuchen, Worte aus dem Geflüster heraus zu verstehen, doch halfen ihm Zusammenkünfte wie die dieser Einheit hier in Orgrimmar dabei. Es kam beinahe schon einer Art Meditation gleich, den Gesprächen und Diskussionen einfach nur still zu lauschen und so mehr über die Mitglieder zu erfahren, als er es bei direkten Gesprächen tun würde. Wie er dabei nach außen hin wirkte, war ihm recht egal, sollten sie ihn nur einschätzen und womöglich fehlerhafte Schlüsse ziehen.

Er selbst zog natürlich aus seinen stummen Beobachtungen ebenso Schlüsse, die gewiss ebenso im Nachhinein korrigiert werden mussten, doch konnte er so immerhin bereits im Vorhinein abschätzen, bei wem das Rauschen sich mehr regen würde und bei wem mehr oder weniger Selbstbeherrschung verlangt werden würde, sobald er die Gelegenheit hatte, die Mitglieder individuell zu sprechen und kennen zu lernen. Sobald sie sich aus der Gesprächsmasse herausschälten und eine eigene Form annahmen.

Die Entscheidung, sich aus der Einsamkeit seiner Forschungen herauszubewegen und die Nähe zu einer Einheit wie dieser zu suchen, bereute er nicht. Bereits bei der ersten größeren Zusammenkunft hatte er spüren können, dass diese Gesellschaft ihm half, ihm Zeit verschaffte, ohne dass sie es überhaupt ahnten. Nun galt es nur noch, die anstehende Prüfung zu bestehen und ihr Vertrauen zu gewinnen, um nicht wieder zurück in das Alleinsein gezwungen zu werden.

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Phönixsturz

Stille umgab ihn, abseits des Geräusches der gepanzerten Stiefel auf dem wunderschönen Marmorboden, während er ein letztes mal die Formeln durchging, die mit eleganter Handschrift auf das Pergament in seiner Hand gekritzelt wurden.
Das Goldblonde Haar wurde praktisch nach hinten gebunden, um so im Notfall nicht die Sicht zu verdecken.
Vorsicht, wenngleich der Elf dafür nicht bekannt war, war in jenem Falle sehrwohl angebracht.
Ein langgezogenes Seufzen folgte, begleitet vom rascheln des Papieres, welches gemächlich wie durch Zauberhand auf einen entfernten Eichentisch schwebte, sich zu den restlichen schier unendlichen Folianten, Schriftrollen und Aufzeichnungen gesellte.
Langsam ging er die sorgfältig auf den Boden aufgebrachten Runen ab.
Schutzmaßnahmen.
Nicht mehr.
Nicht weniger.
Dennoch nicht zu unterschätzen.
In gar majestätischer Marnier marschierte er bedächtig zu einer recht einsam wirkenden Truhe, welche sich gleich rechts neben der Tür befand, welche den Zugang in den Kreisrunde Saal aus Marmor darstellte.
Ein quietschen der Scharnier hallte durch den Raum, welcher sogleich von einem teuflisch grünen Leuchten erfüllt wurde.
Die Quelle jener war der Inhalt der Truhe.
Drei Sphären, pulsierend vor chaotischer Energie.
Wie auf Kommando machten sie sich selbständig.
Formierten ein untrennbares Trio über dem Kopfe des Magiers.
Prompt wurde die Truhe wieder zugeschlagen, ehe sich der Elf wieder aufrichtete, den Blick aus den dämonischen Augenpaar auf die Mitte des Raums gerichtet, zu welchem er sich auch sogleich begab.
Dort angekommen, hob der Blutelf langsam beide Arme gen Himmel.
Begann sogleich damit in den Handflächen jener Arkane Energie zu bündeln.
Er hatte sich ein jedes Detail eingeprägt.
Eine jede Phrase, jede Geste. Alles.
Es musste funktionieren.
Es würde funktionieren.
Wie in Trance schloss er die Augen, begann Wort um Wort aufzusagen, so das die Beschwörung langsam Form annahm.
Zuerst wurde es nur unerträglich heiß in dem sonst so kühlen, steineren Raum.
Ehe sich langsam ein Riss öffnete, der vor dem Blutmagi schwebte wie eine grässliche Brandwunde, und mit jeder Sekunde wuchs, mehr Form und Stabilität annahm.
Als nächstes blies ihm sengend heiße Luft, als würde man in das Antlitz eines Vulkans starren, entgegen.
Vermutlich wäre alleine dies schon eine Höllenqual für sich, wenn die Bekleidung das Magiers nicht ohnehin dementsprechend verzaubert wäre.
Der Riss wurde größer, ehe er sich von selbst zu stabilisieren schien, und kurze Einblicke in das brennende Reich dahinter offenbarte.
Doch viel Zeit um dies zu bewundern blieb dem Blutmagier nicht, denn die Beschwörung schien erfolgreich, und das Wesen, dessen Beschwörung so viel Zeit gekostet hatte, schwebte direkt vor ihm.
Starrte ihn mit hasserfüllten Augen an.
Die Schwingen des Elementares schienen, wie auch der restliche Körper des Vogels, zu brennen.
Sichtlich unerfreut über seinen derzeitigen Aufenthalt hob der Phönix an, wollte sich sogleich auf den Magier stürzen, doch bevor sein glühender Schnabel die Brust des Elfen durchbohren konnte, ertönte ein hallendes Geräusch.
Die Schutzrunen hatten ihre Wirkung entfalten.
Zwangen den Elementar in eine Art Käfig aus purer Arkanen Energie
„Beugt euch.“, erklang die kratzig-rauchige Stimme des Mannes, während er erneut Arkane Energie bündelte, den Phönix dabei genauestens beobachtend.
Ein Krächzen ertönte, vergleichbar mit dem von großen Raubvögeln, ehe der uralte Elementar einige Worte in der Sprache der Elemente - Kalimag - von sich gab.
„Eure Macht gehört nun mir.“, die Stimme des Elfen ungewöhnlich ruhig, in Anbetracht der Situation.
Eine knappe Geste mit der rechten Hand folgte, ehe er auch schon damit begann, den Phönix mithilfe des Arkanen zu unterwerfen.
Zu Versklaven.
An sich zu binden.
Wie erwartet sträubte sich der große Flammenvogel, versuchte mit jeglichen Mitteln seinem Schicksal zu entkommen.
Doch es nutzte nichts.
Als das letzte Wort der Bindungsformel über die dünnen Lippen des Magiers huschte, ebte auch der Kampf des großen Vogel ab.
Ein zufriedenes - gar selbstgefälliges Lächeln bildete sich auf den harten Zügen, ehe er die Runen mit einen einfachen Wink deaktiviere.
Sich dem Phönix dabei langsam näherte.
„Ab diesem Zeitpunkt bin ich, Var’theras Aschensonne, dein neuer Meister. Diene mir gut und es wird dir an nichts fehlen, Ci’nis.“

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Kilreth fühlte nichts, während er durch Orgrimmar auf seinem treuen Falkenschreiter an der Seite des Illidari ritt, gen Nordtor. Keine Furcht, keine freudige Erwartung auf bevorstehende Kämpfe, keine Sorge Verletzungen erleiden zu können und vor allem keinerlei Angst vor der möglichen Konfrontation mit anderen Leerenwirkern, die sich im Gegensatz zu ihm dem Wahnsinn gänzlich hingegeben hatten. Nichts. Nichts als pure Rationalität, reiner Pragmatismus und völlige Selbstkontrolle, gepaart mit dem Bewusstsein, dass es durchaus Umstände gab, die diesen äußerst vorteilhaften emotionslosen Zustand stören konnten.

Er fühlte auch nichts, während die Gruppe durch die Landschaft Azsharas ritt, hin zu dem Ort, an dem die wahnsinnigen Ren’dorei aufgespürt worden waren. Selbst als die Untote und der Illidari vorangingen, um die Höhle auszukundschaften, in denen sich die gesuchte Gruppe mutmaßlich aufhielt, verspürte er keine Sorge um das Wohlbefinden seiner Mitstreiter und das beständige Rauschen aus tausenden flüsternder Stimmen war so weit in den Hintergrund gerückt, dass es sich für ihn schon wie Stille anfühlte. Bis ein weiteres mehrstimmiges Flüstern hinzukam, das ihn alarmierte und ihm durch seine bloße Anwesenheit verriet, dass die anderen Leerenwirker nicht weit sein konnten. Doch auch jetzt verspürte er keine Angst. Er konnte damit umgehen, er wusste, dass er auf die Einflüsterungen vor allem geistig nicht reagieren durfte. Sein Zustand half ihm zusätzlich dabei, die Leere nicht mit Emotionen zu füttern, ihr keine Angriffsfläche zu bieten und ihr nichts zu geben, das sie gegen ihn verdrehen konnte. Allerdings überraschte es ihn nicht, dass das Flüstern dennoch etwas fand, das es ihm immer deutlicher werdend einzureden versuchte.

Doch noch behielt er seine Gedanken unter Kontrolle und reagierte nicht auf das übliche Geschwätz darüber, wie schwach die anderen seien, wie sie ihn verraten würden. Er hörte nicht einmal richtig hin, um das Gift, das die Leere in seine Gedanken tropfen lassen wollte, nicht in sein Herz zu lassen. So beschloss er, Aschensonne und Erenya zumindest wissen zu lassen, dass er etwas hörte, das über sein übliches Rauschen im Kopf hinausging. Zusammenarbeit ohne eine gewisse gegenseitige Offenheit war schließlich stets zum Scheitern verurteilt.

Die Stimmen wurden drängender, deutlicher und kurz bevor es begann, dem Elfen schwerzufallen, den anderen Elfen noch zuzuhören, verstummten alle Stimmen in seinem Kopf abrupt, als sie die Höhle betraten. Der Illidari und die Untote hatten von einem Portal berichtet und von Wichteln, aber sonst sei niemand in der Höhle. Und tatsächlich fand man ein Portal vor.

Die Stimmen begannen, eine andere Taktik anzuwenden, als das Einreden von drohendem Verrat nicht fruchtete. Doch überraschte es Kilreth nicht, er kannte all diese Tricks nur zu gut und beinahe hätte er zurückgefragt, ob der Leere nichts Neues mehr einfiele, doch schwieg er und zwang sich dazu, weiterhin nicht zu reagieren. Doch auch wenn er nicht hinhören und nicht zuhören wollte, drängten sich so manche Worte des Flüsterns ein Stück zu weit in sein Bewusstsein, zu weit, um sie vollständig ignorieren zu können. Es waren Warnungen und Anweisungen, wie er angeblich überleben könne. Kilreth beschloss, das genaue Gegenteil dessen zu tun, was die Stimmen verlangten. Ein Stück weit hinzuhören, um das herauszufiltern, was als Hinweise dienen konnte, wie der Ren’dorei Herr zu werden war. Natürlich bestand die Möglichkeit, dass die Leere wusste, wie er handeln würde und dass die Leere umgekehrte Psychologie anwandte, um ihn zu lenken und ihn in der Illusion zu halten, die Kontrolle zu haben, doch gestattete er sich nicht, darüber nachzudenken. Begann man einmal, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen, wuchs Zweifel und Zweifel nährte die Leere, gab ihr mehr Macht und trieb einen schlussendlich doch in den Irrsinn.

Wie sich herausstellen sollte, war dieses Vorgehen kein Fehler. Auf der anderen Seite des Portals fanden sich die drei wahnsinnigen Leerenelfen und rasch entbrannte ein Kampf gegen ihre Leerenwandler, deren Zahl dank mehrerer Portale stetig wuchs. Zwei der Leerenelfen waren durch die Klingen des Illidari und die Geschicke der Verlassenen schnell niedergestreckt, nur der dritte schaffte es trotz des Schattenwortes, das Kilreth an dessen Leib warf, sich in schützende Schatten zu hüllen. Der Leerenelf lachte in seinem Irrsinn und schien die Schmerzen des Schattenwortes geradezu zu umarmen, seinen eigenen Wahnsinn damit noch zu nähren, doch verspürte Kilreth auch angesichts dieser Verdorbenheit rein gar nichts. Erst, als ihm ein Leerwandler zu nahekam und ihn berührte, zerbrach ein Teil seiner geistigen Mauer ein Stück weit und raubte ihm für wenige Momente jede Handlungsfähigkeit. Hätte er sich nicht vor dem Einsatz von seinen eigenen Emotionen abgespalten, wäre er womöglich unter der Berührung gänzlich zusammengebrochen. So aber konnte er die Erinnerungsbilder, und den damit verbundenen seelischen Schmerz, die sich seiner zu bemächtigen drohten, zurückdrängen, auch wenn es ihn einiges an Willenskraft kostete. Natürlich wollte er, dass es aufhörte, wollte die Ursache dieses Schmerzes einfach nur vernichten, doch war da noch das leise Wissen, dass erst der letzte Ren’dorei fallen musste.

Das Geflüster in seinem Kopf hörte nicht auf und mit Müh und Not filterte er Informationen heraus, die er als knappe Anweisungen seinen Mitstreitern zurief, während sich sein Blick zu einem Tunnelblick verengte, alles um ihn herum verschwamm und zu einem bunten Brei aus Farben und Schatten verschmolz. Er musste zu dem Leerenelfen gelangen, koste es, was es wolle. Dass er die verbliebenen Leerwandler anlockte wie das Licht die Motten anlockte, nahm er gar nicht wahr. Alles um ihn herum wurde dumpf und einzig der Leerenelf, der sich in seinem Wahnsinn aus seinem Schutz herausbegeben hatte, um eine wachsende Kugel aus reiner Leerenenergie zu wirken, befand sich noch in seinem Fokus. Wie automatisch sprach Kilreth das nötige Wort und führte die nötige Geste aus, um den Leerenelfen mit einem Schlag direkt in seinen Geist in seinem Zauber zu unterbrechen, sodass ihm dieser wortwörtlich um die Ohren flog und ihn in den Tod riss.

Der Kristall, der offenbar die Portale mit Hilfe der Runen am Boden offen hielt, zerbrach und mit ihm zerfielen die Portale, was den Fluss an weiteren Leerenwandlern abschnitt und letztendlich nur noch zwei übrig ließ. Kilreth nahm so gut wie nichts mehr wahr, in seinem Kopf herrschte lautes Gekreisch, seine Sicht war noch immer mehr ein verschwommener Tunnelblick und es grenzte an ein Wunder, dass Erenyas Ruf zu ihm durchdrang und ihn dazu veranlasste, einige Schritte von dem Leerwandler fortzuweichen, der ihn in den Fokus genommen hatte. Ohne nachzudenken hob er die Hände an und ließ Leerenenergie durch sich hin in die grotesk formlose Gestalt des Leerwandlers fließen. Seine Arme brannten, als wollten seine Muskeln zerreißen und sein Kopf dröhnte immer mehr, als zerquetsche jemand unerbittlich sein Gehirn, doch ließ er so lange die Energie in den Leerwandler fließen, bis es für das Wesen zu viel wurde und es schlichtweg unter der Wucht der Leerenenergie gepaart mit dem Zauber Erenyas zerbarst.

Der Kampf war vorbei. Die Leerenelfen lagen tot am Boden, ihre Leerwandler waren zurück dorthin geschickt worden, wo sie hingehörten und die Runen am Boden erloschen. Stille legte sich auf den Schauplatz des Kampfes.

Stille, die Kilreth nicht berührte. Im Inneren des Sin’dorei ging der Kampf noch weiter, denn das Flüstern hielt nicht still. Der Elf war verwundbarer, und das wurde sich natürlich gleich zu Nutze gemacht, auch wenn die anderen der Gruppe ihm äußerlich nichts außer geschlossene Augen ansehen konnten. Auch während des Rückweges nach Orgrimmar, einige Formeln im Gepäck, die natürlich ebenso von dem Flüstern kommentiert wurden, blieb Kilreth still und in den inneren Kampf verwickelt, das Flüstern weit genug in den Hintergrund zu drängen, dass es zumindest nicht die hämmernden Kopfschmerzen noch verstärkte.

Doch hatte er es geschafft. Er hatte sich bewiesen, hatte die Kontrolle behalten und sich nicht dem Flüstern hingegeben. Er wurde aufgenommen in die Reihen der Enklave.

Und nun war er allein in seinem Zelt, mit hämmernden Kopfschmerzen und gestattete sich erst jetzt ein gequältes Verziehen des Gesichtes. Die Berührung eines Leerwandlers war nicht zu unterschätzen und gepaart mit der Menge an Leerenenergie, die Kilreth selbst gewirkt hatte, war es höchste Zeit, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Auch wenn er noch immer keine Emotionen verspürte, war ihm doch bewusst, dass es in dem temporär abgeschnittenen, emotionalen Teil seines Geistes rumorte und Schmerz dort wühlte, der sich gewaltsam Bahn brechen würde, wenn er nicht die Einzelteile seiner Psyche wieder integrierte und miteinander verband. Er musste lange meditieren, bevor er Schlaf riskieren konnte.

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„Das war es?“, ertönt die rauchig-kratzige Stimme unglaubhaft, während das dämonisch verdorbene Augenpaar auf dem Stempelabdruck des Pergamentes ruhen.
Die recht Goldblonde Braue dabei leicht nach oben gezogen verbleibt der Blick höchst skeptisch auf dem Stück Papier, während die Stirn langsam in Falten gelegt wird.
„Ja. Das war es. Meinen Glückwunsch.“, spricht der Sin’dorei hinter dem Schreibtisch, umgeben von unzähligen anderen Formularen und sonstigen nichtsnutzigen Papierkram, während er sich langsam aus dem mit Bachtatzenleder umspannten Stuhl erhebt.
„Das war irgendwie…“, noch während des sprechens stockt der Blutmagier. Sucht nach dem richtigen Wort. Der richtigen Ausdrucksweise um sein gegenüber nicht zu verärgern.
„Unbefriedigend? Ja. Das kann man wohl so sagen.“, kam der Aktenjongleur ihm zuvor, während er einige Unterlagen zur Seite wischt.
„Aber das kommt davon das ihr diese Position dereinst schon bekleidet habt.
Aus jenem Grunde geschieht es dieses mal vollkommen ohne dem ganzen Drumherum.“

„Ich verstehe.“, die felgrünen Augen auf die unzähligen Papierstapel gerichtet.
Der sichtlich jüngere Blutelf nickte nur knapp ehe er einen Stapel hochhob und sich umdrehte, jenen auf einen Tisch hinter sich ablegte.
„Es steht euch frei zu gehen, Magister.“
Var’theras nickt nur knapp, ehe er sich auch schon in die Richtung der schweren Eichentür begab.
„Selama ashal’anore.“, kam es noch zum Abschied ehe er die Tür öffnete.
Halb durchtreten erklang ein letztes mal die Stimme des Beamten.
„Al diel shala. Und vergesst nicht, Aschensonne. Fallt ihr erneut in Ungnade, so wird dies euer letzter Fehler sein. Dieses mal kann euch nichts vor der Hinrichtung bewahren.“

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Nichts ist real, alles nur Illusion.

Du weißt selbst, dass sie dich verraten, weil sie nicht real sind.

Dieses jämmerliche Biest hättest du allein besiegen können, sie sind nur im Weg.

Sie haben dich ausgeliefert! Du weißt es. Du hast es nur noch nicht bemerkt. Es ist zu Ende.

RaminDaatisRaminDaatisRaminDaatisRaminDaatisRaminDaatisRaminDaatisRaminDaatisRaminDaatisRaminDaatisRaminDaatisRaminDaatisRaminDaatisRaminDaatisRaminDaatisRaminDaatisRaminDaatis

Der Schmerz ist nichts als eine Illusion deines toten Körpers um dir vorzugaukeln, du seist noch am Leben. Du weißt genau, wie der Schmerz endet. Weißt du doch, oder nicht…? Oder bist du ebenso schwach und jämmerlich wie der ganze Rest?

Sieh sie dir an, diese Würmer… Wie sich in ihrer geliehenen Macht suhlen… Sie werden untergehen. Erbärmlich.

Seit Tagen drehte das Geflüster im Kopf des Elfen förmlich durch. Nicht nur setzten ihm seine gebrochenen Rippen zu, auch das Resultat der zu viel gewirkten Schattenmagie raubte ihm mentale Kraft. So sehr, dass er gar wegen Unpässlichkeit der Versammlung fernblieb. Er wäre ohnehin nicht in der Lage gewesen, den Worten der Enklavenmitglieder zu folgen. Die Leere war einfach zu laut in seinem Geist und es kostete jedes bisschen seiner Willenskraft, das beständige Geflüster zurück in den Hintergrund zu drängen und nicht auf die Worte zu hören. Weder auf die geschrienen, die ihn vor Verrat warnen wollten, der ohnehin eine Lüge der Leere sein musste, noch auf die zärtlich gesäuselten, die sein Ego zu streicheln suchten. Doch durfte er nicht schwach werden, durfte nicht zulassen, dass Zweifel aufkamen und er am Ende doch auf die Einflüsterungen hörte.

Du schaffst das nicht allein. Wir sind an deiner Seite. Du musst nur…

RaminDaatis

Du weißt, was zu tun ist. Du bist ein kluger Elf. Weise. Intelligent. Nicht wie die anderen.

Bist du wirklich, was du glaubst, zu sein?

Wir alle sind nur das Ergebnis dessen, was wir anderen zu zeigen anstreben. Keiner ist das, was er wirklich ist. Keiner ist wirklich. Nichts ist. Alles ist nicht. Nichtexistenz wo du nur hinschaust. Irreal. Surreal. Ein Traum. Ein Alptraum? Realität ist relativ.

„NEIN.“ war die geistige Antwort des Priesters und beinahe erschrak er vor dem Echo, das sein eigenes gedankliches Wort durch seinen Geist hallen und die unzähligen Stimmen für einen Moment verstummen ließ. Noch war es nicht soweit, dass er sich den Einflüsterungen hingeben wollte. Ein Teil von ihm wollte es, natürlich. Ein Teil von ihm war dem ganzen so müde, so erschöpft, dass er einfach nur noch Ruhe wollte und sich der Leere und der Versuchung hingeben wollte. Doch war da noch ein anderer Teil in ihm, der sich bewusst war, dass dies ein Weg der Selbstzerstörung wäre, von dem es kein Zurück mehr geben würde. Dieser Teil wehrte sich, zog die Mauern in die Höhe und klammerte sich an alle Erinnerungen, die real gewesen waren, an die Fortschritte und Siege, die nicht den Lügen der Einflüsterungen entsprachen. Irgendwann musste er vor Erschöpfung eingeschlafen sein, denn als er erwachte, war die Nische merklich von der Restkälte der Nacht erfüllt. Kilreth fröstelte und sah sich benommen um. Sein Zeitgefühl war gänzlich abhanden gekommen und er hatte keine Ahnung, wie lange er allein hier verbracht hatte. Ein paar Stunden? Ein Tag? Gar mehrere Tage? Das Geflüster war noch da, und eine bleierne Schwere lastete auf seinem Gemüt. Aber wenigstens war das Geflüster einigermaßen beruhigt und wieder mehr ein Rauschen im Hintergrund, als er sich steif und schwerfällig aufrappelte, um sich in den frühen Morgenstunden zurück zur Kluft zu begeben.

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„Fassen wir also zusammen“, brummte der stämmige Orc, die Arme mit den Ellbogen auf den Tisch gestützt und die Fingerspitzen vorm Gesicht aneinanderlehnend.

„Befehlsverweigerung. Während einer Mission Diskussionen mit einem Eurer Offiziere. Beleidigung eines Eurer Offiziere. Durch die Befehlsverweigerung eine Verkomplizierung der laufenden Mission, sodass eines der priorisierten Ziele entkommen konnte. Verweigerung einer Disziplinarstrafe durch Desertion.“

Lauernd starrte Steinkiefer durch die schmalen Lücken zwischen seinen Fingern, begutachtete Varnins echsenhafte Gestalt. Wut köchelte in seinem Inneren. Ausnahmsweise nicht gegen den Hexenmeister gerichtet, sondern dessen desertierte Soldaten. Zwei Elfen, einer davon ein Dämonenjäger, die andere ein Jungspund, der nicht einmal seine Lehrlingszeit bewältigt hat.

Steinkiefer fing an, Elfen mehr und mehr zu hassen.

„Korrekt“, antwortete die monotone Stimme des Hexers knapp. Varnins Gesicht war wie bei jedem seiner Besuche eine gefühlsleere Maske, und ebenfalls wie sonst blieben seine Augen viel zu lange geöffnet. Und so, wie er auch heute wieder dort stand - absolut reglos, kein Anzeichen von Körpersprache oder unbewussten Bewegungen - wirkte er wie etwas Fremdes.

Ein Eindringling, dachte Steinkiefer und unterdrückte das Kribbeln in seinem fleischigen Nacken. Etwas, das gar nicht hier sein sollte.

„Und wenn ich das richtige verstanden habe… Die beiden haben innerhalb Eurer Einheit ein Techtelmechtel angefangen.“ Die Brauen des Orcs ziehen sich dräuend zusammen. Elfen. Warum wissen Elfen nie wie man sich richtig zu verhalten hat? Nun gut, nie ist etwas übertrieben. Aber es sind erstaunlicherweise meißt die Spitzohren, die in gemischten Einheiten für Probleme sorgen.

„Korrekt“, wiederholt der Hexenmeister auf die exakt gleiche Weise wie zuvor.

„Und deswegen sind sie gemeinsam desertiert.“ Steinkiefer schnaubte, lehnte sich im knarzenden Stuhl zurück. Er hob eine seiner Pranken an um Varnin Einhalt zu gebieten, als der zu einem dritten, mit Sicherheit exakt gleich klingenden ‚Korrekt‘ ansetzte.

„Also gut, Varnin. Die beiden kommen auf die Liste. Steckbriefe in allen größeren Siedlungen, und da ein Dämonenjäger dabei ist zusätzlich Rücksprache mit einem Abgesandten der Illidari, ihnen keinen Unterschlupf zu gewähren.“

Der Hexenmeister bewegte sich erstmals. Schrägte den Kopf ganz leicht an, als wäre sein Körper aus Glas gemacht und jede Regung ein Risiko. „Sollten sie gefasst werden bitte ich darum, die Strafe von uns ausführen zu lassen, General.“

Der Orc brummte langgezogen, nachdenklich. Er musterte den Elf aus verengten Augen, dachte darüber nach wie schön es wäre ihm diese Gelegenheit zu verneinen. Dann wiederum war Steinkiefer nicht von dieser Einheit begeistert, konnte aber auch nicht von der Hand weisen dass sie funktionierte. Wie auch immer Varnin es schaffte diesen Haufen zusammenzuhalten, diesen giftigen Schmelztiegel aus allem was schlecht war. Und er wusste selbst wie gern man seine eigenen Fehler bereinigte.

„Von mir aus“, knurrte er schließlich und hoffte, die wenigen Worte nicht eines Tages zu bereuen. „Wegtreten.“

Er war sich nicht sicher ob das, was er da sah, kein trügerisches Flackern in seinen Augen war. Aber es hatte doch tatsächlich den Anschein dass Varnin lächelte, als er sich umdrehte um die Tür anzusteuern.

In allen größeren Siedlungen der Horde - etwa Wegeskreuz, Steinard, Morgenluft, Tristessa etc. - sowie allen Hauptstädten findet man bald folgenden Steckbrief:

https://cdn.discordapp.com/attachments/727116856686673962/816619503248605184/Steckbrief.jpg
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Link Auflistung:

*trust 3 Bild Hilfe

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Danke für die Links :heart: Die Community ist aber eigentlich mittlerweile hinfällig, müsste ich auch oben mal rauseditieren :eyes:

ah okey schwups

Das Bild, das sich vielfach in den Scherben des kleinen Handspiegels zeigt, ist grotesk. Strähniges und verfilztes Haar, einstmals braun, jetzt vor Schmutz und Moder schwarz geworden. Leere Augenhöhlen, umgeben von loser, verwester Haut. Die Nase ist praktisch verschwunden, nur zwei Löcher mitten im Gesicht sind noch übrig geblieben, und da, wo ein menschlicher Kiefer sitzen sollte…

Abstoßend.

Blindstich starrt ihr Spiegelbild seit Stunden an. Sie hat natürlich immer gewusst wie sie aussieht. Der Untod macht nicht schön. Der Untod duftet nicht nach Rosen und Parfüms, ist nicht elegant oder mysteriös. Das alles ist nichts neues für sie.

Trotzdem hat sie bisher immer vermieden ihr Spiegelbild zu betrachten. Vergleiche zu ziehen.

Seit sie der Man’ari im Teufelswald diesen Spiegel abgenommen hat kann sie nicht anders. Die schwammigen Erinnerungen an ihr Äußeres vor dem Tod legen sich wie eine Folie über ihre jetzige Erscheinung. Grüne Augen statt modriger Löcher. Oder waren sie blau? Braun?

Sie weiss es nicht mehr genau.

Was sie aber weiss, ist dass sie eine kleine Stupsnase hatte. Und dass sie jung war, als sie starb.

Die behandschuhten Finger drehen den Spiegel sacht hin und her, verändern den Blickwinkel minimal. Bevor sie sich aber wieder vollends in die Betrachtung ihrer selbst vertiefen kann erweckt eine Bewegung tief unter ihr ihre Aufmerksamkeit.

Der Spiegel wird zur Seite gelegt als sie sich vorbeugt, in die Tiefe der Kluft starrt.

Dort unten ist der Meister, der sich mit Glynaith unterhält. Blindstich mag die Sayaad, und sie mag den Meister. Er hat ihr einen Zweck gegeben. Eine Bestimmung. Und Glynaith ist immer freundlich, obwohl sie ein Dämon ist.
Die Entfernung ist zu groß, als dass sie irgendetwas hören könnte, und selbst wenn sie näher wären könnte Blindstich die beiden nicht verstehen. Sie weiss das. Der Meister gibt seinen Dämonen Anweisungen auf Eridun. Erdun? Erudin? Die Dämonensprache eben.

Also sieht sie nur zu, wie Glynaith sich nach Erhalt ihrer Befehle in einen Unsichtbarkeitszauber hüllt und verschwindet. Puff. Einfach so. Vergeblich versucht die Pirscherin irgendein Anzeichen der davonstapfenden Sayaad auszumachen. Aufgewirbelten Staub oder flackernde Kohlenpfannen, wo sie vorbeigeht.

Nichts. Frustrierend.

Ihr Blick sucht wieder den Meister, der noch immer an derselben Stelle steht und irgendwohin starrt. Sich nicht bewegt. Von oben kann sie seine Mimik nicht ausmachen, aber sie glaubt zu wissen wie er gerade dreinschaut. Ein bisschen angesäuert, weitestgehend aber neutral. So schaut er immer. Meißtens.

Sie winkt. Unmöglich, dass er sie sieht, würde man meinen. Er schaut ja gar nicht zu ihr hoch. Aber da bewegt er sich doch, hebt flüchtig die Hand, als würde er den Gruß so knapp wie es nur geht erwidern. Dann dreht er sich um und schlendert in das Zelt mit den vielen Büchern.

Blindstich starrt ihm hinterher und empfindet so etwas wie einen Funken Wärme in ihrem Inneren. Das Echo von Wärme. Die lang vergrabene Erinnerung.

Sie hat einen Zweck. Und der Zweck ist gut.

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Das Gefühl absoluter Macht ließ ihn fast laut lachen, während die Leere durch ihn hindurch raste hin zu jenem grotesk fetten, zweiköpfigen Wesen, unterstützt und verstärkt durch die seltsame Schlange, die eigentlich zu der trollischen Anwärterin gehörte, welche sich der gleichen Macht wie der Elf bediente. Weder das Betteln des Ogers noch der Befehl Meister Varnins drangen zu ihm durch. Viel zu sehr genoss er den Rausch, in dem er sich zu verlieren drohte, den Wahnsinn, dem er sich mehr und mehr hingab im Streben nach noch mehr Macht. Das Flüstern im Kopf des Priesters hörte nicht auf, im Gegenteil, beinahe resonierte es mit den Formeln, die er selbst in der unsäglichen Sprache der Leere während der Kanalisation unentwegt murmelte.
Bis sein Zauber jäh an Kraft verlor, und er spürte, wie etwas von außen an seiner Kraft zerrte und sie schlichtweg verschlang. Ein widerwärtiges Gefühl, das im ersten Moment nur seinen Zorn derart anfachte, dass er sich fast vergaß und Meister Varnin einen völlig verzerrten, vernichtenden Blick zuwarf. Im letzten Moment erst konnte das Schreien seiner eigenen Vernunft laut genug werden und ihn davon abhalten, seinen Zorn gegen den Meister richten zu wollen, während der Oger seines Vestandes beraubt wie ein geköpftes Huhn im Kreis flatterte. Zu Worten noch nicht fähig, während das Geflüster in seinem Kopf zu einem wütenden Kreischen anschwoll, hob er seine Hände an, als Zeichen, dass er verstanden habe und das widerliche Gefühl, von Khaazheem, dem Teufelshund Varnins, seiner Kraft beraubt zu werden ebbte endlich ab.

„IHR KÖNNT MICH TÖTEN! DOCH IHR WERDET MICH NIEMALS BESIEGEN!“ brüllte der verrückt gewordene Oger und nur zu gern hätte Kilreth ihm den Gefallen getan, seinem jämmerlichen Dasein ein Ende zu bereiten. Doch hatte er sich selten derart schwach gefühlt wie in jenem Moment. Sein Kopf dröhnte, und das Gekreisch darin machte es nicht eben leichter, zurück zur Selbstkontrolle zu finden.

„ZORN, WUT UND AGGRESSIONEN GEHÖREN ZUM ZORN UND ZUM HASS; ABER ES IST NICHT HASS!“ hörte er von dem Oger und das Flüstern stimmte dem johlend und jammernd zu. Es kostete durchaus Mühe, seine mentalen Mauern wieder hochzuziehen, um sich gegen die Leere abzuschirmen und gegen das Reißen und Zerren anzukämpfen, doch erhielt er unerwartet und für die anderen unsichtbare Hilfe dabei. Die Schlange blieb noch immer um seinen Oberkörper gewickelt und starrte ihn an. Es war mehr ein vages Gefühl, eine dunkle Ahnung im Hinterkopf, dass das unnatürliche Tier dabei mithalf, seine Abwehr wieder zu stärken, bis er ihm vermittelte, zurück zu seiner eigentlichen Herrin zu kehren.

Das irrsinnige Gebrüll des flatternden Ogers davon, dass Wasser Nahrung zum Wachsen brauche und es nachts kälter als draußen sei, rückte in den Hintergrund, als sich ein wattiges Gefühl in seinem Geist breitmachte. Er war erschöpft, geschwächt und fühlte sich völlig leer und selbst die Stimme Zornklinges direkt an seiner Seite drang nur dumpf zu ihm durch mit der Bitte um Versorgung seiner Wunden.
Der Kampf war vorüber und nichts war mehr übrig von dem Gefühl des Rausches, das den Priester zuvor noch erfüllt hatte. An seine Stelle war eines der ekelhaftesten Gefühle getreten, das es für ihn gab: Scham. Er war beschämt von sich selbst. Schlimm genug, dass er die Kontrolle verloren hatte. Dass Meister Varnin ihn mit seinem eigenen Teufelshund hatte aufhalten müssen, vergrößerte die Schmach nur, die er empfand.

Den Konsequenzen würde er sich stellen und beugen müssen.

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