[H] [ICU] "Wanderer" rekrutiert ...nicht

Das innere Misstrauen, das zunächst in einem zarten Pflänzchen keimte und rasch zu wachsen begann, entsprang nicht seinem elfischen Anteil. Sein innerer Dämon regte sich - doch Oona schien ihn vollkommen zu ignorieren und auch Aeshma schwieg. Noch.
Der Kopf des Elfen drehte sich ihrer Bewegung nach und das Gefühl seines seltsam spürbaren Blicks schwand von Linndriel. "Du stellst dir die großen Sinnfragen." Der Satz klang eher nach einer Feststellung als nach einer Frage. "Das sind schwere Gedanken. Denkst du, der Stein fragt sich dasselbe?"
"Der Stein kann nicht denken. Ihm bleibt wohl keine andere Wahl, als sein Schicksal zu akzeptieren wie es eben ist. Aber ich schätze, dass ihm ein Sinn gegeben werden kann." Sie zuckte sacht mit den Schultern und ließ den kleinen Stein vorsichtig in einer ihrer ledernen Taschen ihres Gürtels verschwinden. "Stellst du dir nie die großen Sinnfragen?" Ihre Augen hefteten sich an das Gesicht des Elfen, als wolle sie seine Reaktion genaustens beobachten.
Das Gefühl kehrte mit der abermaligen Drehung des Kopfes zurück, sobald der Stein verschwunden war. "Rein hypothetisch..", setzte er an und beantwortete damit ihren Gedanken zur Fähigkeit des Steins zu denken, bevor er nach einer kurzen Pause fortfuhr. "Und da du denken kannst, denkst du, ist es an dir, zu hinterfragen." Auch das hatte nicht wie eine Frage, sondern wie eine Feststellung geklungen. "Was gut ist - in den meisten Fällen." Sein Tonfall schwenkte in eine nur etwa einen Halbton höhere Lage, als er auf ihre Frage einging. "Ich denke, dass es nicht gut ist, zuviel zu denken." Aeshmas kleines höhnisches Kichern blieb ungehört. "Und was den Sinn betrifft - der ist eine Glaubensfrage, eher, als dass man ihn wirklich ergründen könnte. Ich denke, der Sinn des Lebens ist, es zu leben."
Aeshma beließ es nicht etwa bei dem Kichern. "Du quatscht einen Schei.ß zusammen.." ...Ach tue ich das?... "Und ob. Worauf willst du denn bei der Kleinen raus?" ...Wir unterhalten uns... "Ach ja - klar!" ...Bist du nur glücklich, wenn jemand mit Fr.essen, F*cken und Schei.ßen um sich spuckt? Apropos. Halt die Fr.esse Aeshma. Das hat doch jetzt für Stunden so hervorragend funktioniert. Mach weiter damit... "Pfft." Das Gefühl eines schmollenden Dämons in Perfektion flutete Oonas Bewusstsein, bevor Stille und Ruhe zurückkehrten.. aber der Dämon war weiterhin wach - und höchst aufmerksam.
Linndriel hob die Beine an, so dass sie den Boden nicht mehr berührten, stützte sich mit den Händen auf den Steinen des Brunnenrands ab und drehte sich einmal um hundertachtzig Grad auf dem Hinterteil, so dass ihre Beine nun in das Innere des Brunnens baumelten. Sie beugte sich ein Stück nach vorn, den Blick in die unergründliche Tiefe gerichtet. Nur ein kleiner Stupser von dem Elfen hätte genügt und die Elfe wäre vornüber gekippt und fiele in den Brunnen hinein. "Wenn es nicht gut ist, zuviel zu denken, warum sind wir dann dazu in der Lage? Warum existiert etwas, dessen Nutzung mehr Leid als Zufriedenheit bringt?" Nachdem sie die Frage gestellt hatte, grunzte sie auf einmal leise. "Und da tu ich es wieder. Fragen über Fragen." Leise seufzte sie und verlagerte ihr Gewicht wieder ein Stück weiter zurück nach hinten.
Oonayepheton legte das Kinn beinahe auf der Schulter ab, als er den Kopf der Bewegung der Elfe nachdrehte. "Mit etwas .. meinst du dein Bewusstsein?" Die Rückfrage fiel in ihrem Tonfall beinahe milde aus.
"Ja, wäre es nicht einfacher, wie ein Tier zu leben? Nicht der Vergangenheit hinterherhängen, sich nicht in der vagen Vorstellung einer Zukunft verlieren, sondern einfach im hier und jetzt leben, seinen Instinkten folgen, nicht denken, nicht hinterfragen. Einfach sein." Ihre rechte Hand wanderte zu der kleinen Tasche, in welcher sie zuvor den Stein untergebracht hatte, und holte diesen wieder hervor, nur um ihn dann in den Brunnen hinabfallen zu lassen. Es verging eine gefühlte Ewigkeit, bevor das leise Geräusch ertönte, welches der Stein verursachte, als er die Wasseroberfläche durchbrochen hatte. Nun sank er wohl langsam zu Boden.
Oona lachte ein sehr kurzes, lautloses Lachen, das sich eher im Blitzen der Zähne und dem winzigen Geräusch der Wangen und Mundwinkel zeigte, die nach oben zuckten, als in einem tatsächlichen Laut der Stimmbänder. "Wenn du das denkst - oder vielmehr: in Betracht ziehst - dann .. wieso tust du es _nicht_?"
"Weil ich es nicht kann? Immerhin kann ich denken. Und es nicht einfach ausschalten.." Die Antwort war prompt erfolgt.
Der Elf räusperte sich eher unbewusst, dem Geräusch war aber anzuhören, dass diese Wendung des Gesprächs ihn noch amüsierte, bevor ein nüchterner, ernsterer Ton die Sprachmelodie zurückgewann, langsam, wie das Wasser einen nächtlichen Sandstrand im Mondlicht beim Zurücklaufen der Welle zum Schimmern bringt. "Die Symbole, die du da für deine Sinnfragen auswählst, sind für sich schon sehr aussagekräftig. Du müsstest nicht einmal eine Antwort gegeben haben."
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"Was meinst du?" Linndriel neigte den Kopf ein wenig zur Seite, den Blick immernoch in das tiefe Schwarz des Brunnens gerichtet.
Oona ließ sich einen Augenblick Zeit mit der Antwort, dann aber setzte er überlegt Wort für Wort in die Ruhe der Nacht wie Noten auf eine Zeile. Leise und fast sanft. "Du schaust in die Sterne, die für Hoffnungen, Träume und Klarheit stehen, also suchst du nach Antworten auf Fragen. Gleich darauf greifst du nach einem Stein - nichts könnte konträrer sein. Steine, ob nun ein Kiesel oder ein Gebirge, stehen für Blockaden. Klar ist, dass du keine Antworten auf deine Fragen hast. Stein steht auch dafür, sich selbst im Weg zu stehen und den Glauben verloren zu haben oder zu zweifeln. Und dann.. wirfst du den Stein in den Brunnen. Ins Wasser. Das für tiefe Gefühle, Sehnsüchte und die Seele steht. Da liegt deine Frustration. Also ..." Er pausierte. Vielleicht wollte er ihr die Gelegenheit geben, etwas dazu zu sagen. Seltsamerweise schwieg Aeshma zu jedem einzelnen Wort.
Linndriel drehte den Kopf langsam zum Elfen herum und starrte ihn dann mit offen stehendem Mund und großen Augen an. Sie blinzelte einige Male, ehe sie anfing zu sprechen. "Wie, das.. Hast du jetzt einfach so aus all dem geschlossen? Wirklich?" Sie brachte ihr Gesicht näher an das seine heran und starrte ihn merkwürdig angestrengt an, als würde sie versuchen, in seine verhüllten Augen zu blicken - oder gar in seinen Kopf hinein. Der Mund verzog sich zu einer Schnute, offenbar nicht zufrieden mit den Worten des Mannes. "Das ist beinahe frustrierend, dass du mich anhand der paar Verhaltensweisen so durschauen konntest." Sie hob die Hand in die Richtung des Ohrs des Elfen und schnipste kräftig dagegen.
"Tha.. kein scheinheiliger Lichtanbeter in Sicht.. diese Stadt gefällt mir.." Der breite rotbraungesichtige Ork stapfte auf den Brunnen zu, sein Kopf ging in die Höhe. Die Elfen wurden eingehend betrachtet. "Eh ihr Spitzohren! Holt ihr noch Wasser aus dem Brunnen oder blockiert ihr nur aus Langeweile den Eimer?.."
Oonayepheton war dem Schnippsen nur knapp ausgewichen und drehte den Kopf mit nach wie vor ernstem Ausdruck dem Ork zu, ohne sich im Weiteren gegen den "Angriff" der Elfe zu wehren. "Aus reiner Langeweile", erwiderte er in freundlichem Tonfall, der die harten Laute des Orkischen stilecht nachbildete. Nichts klang schließlich so hart wie Dämonisch.
"Ah..", grollte der Ork, "und is das Wasser trinkbar? ..Ich hab dem Magier gesagt, er soll mich an nen intressanten Ort schicken, nachdem ich ihm ins Gesicht geschlagen hab, weil er rumträllerte wie so ein .. Lichtgeschmiedeter Lanzenlecker." Er kratzte sich den Kopf, den Blick weiter auf die Elfen gerichtet, dann das Kinn.
Abermals war es der Elf, der antwortete: " Ist es wohl, ja. Auch wenn ich mir lieber Wasser dort drüben aus der Schenke holen würde. Was hattest du denn vor, Mag'har?"
"Naja.. Wasser aus dem Brunnen holen. Wozu ist ein Brunnen sonst da?.." Der Ork schlurfte noch etwas weiter auf den Brunnen zu, der Kopf wurde kurz gereckt, die Miene verzogen, dann zum Elf gesehen: "Ist das.. ist das da unten die Kloake?.. Ich ..glaube da schwimmt noch ein.. Haufen - und ihr sitzt freiwillig.. da oben?.."
Oona lachte eines seiner lautlosen Lachen. "Wenn du reinpisst, bestimmt. Ansonsten eher ein Brunnen. Jedenfalls hat in den letzten Stunden keiner seine Hinterlassenschaften hineinversenkt, wenn dich das beruhigt. Also, willst du Wasser schöpfen?" Er machte Anstalten zu rücken, um Platz zu schaffen.
"Das ..hum.. also ..nein.. das lass ich lieber. Wieso sitzt ihr beiden überhaupt hier draußen, anstelle irgendwo drinnen zu sein und ..hum.. kleine Krieger zu zeugen?" Der Ork nickte bekräftigend zu seinen Worten.
Oonayepheton richtete sich im Sitzen etwas gerader auf. "Wir unterhielten uns über Sterne, Steine und Wasser, bevor du kamst." Die Antworten fielen nach wie vor ernsthaft und ruhig aus.
"Oh.." Der Mag'har runzelte die Stirn. "Also seid Ihr ein Schamane!" Abermals nickte er.
Oona begann breit zu grinsen. Es verflüchtigte sich nur langsam wieder. Dann nickte er sachte. Und antwortete abermals ernst: "Ich denke, dass die Symboldeutung mit eurem Schamanismus vergleichbar ist, auch wenn ich nicht den direkten Zugriff auf die Elemente und Geister habe, die doch einen Schamanen bei euch ausmachen."
"Was seid Ihr dann?" Der Ork furchte die Stirn noch tiefer, als er den Elf nun skeptisch betrachtete.
Der hob unbedarft die Schultern um wenige Zentimeter an. Aeshma begann abermals zu kichern. Es war kein gutes Kichern. "Ein Sehender." Hatte er das tatsächlich gesagt?
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"Ahh ein Seher!" Der Mag'har klopfte sich auf die Brust. "Grüße, Seher des Spitzohrclans! Ich kannte mal einen Seher.. macht Ihr das auch so wie die Seher des Blutenden Auges?" Er deutete unverblümt und direkt auf die Augenbinde.
Aeshmas frenetisches Gröhlen blieb den stillen Gassen Dalarans zum Glück erspart. Der Dämon kollerte vor Lachen, japste, gluckste und gröhlte dann erneut los. Die innere Kakophonie nötigte Oona ein bittersüßes, etwas verspanntes Lächeln im Ausdruck ab. Es benötigte einen Augenblick, bevor die Worte des Orks überhaupt zu seinem Bewusstsein durchzudringen vermochten und er antworten konnte. "So in etwa, schätze ich."
"Also.. die vom Blutenden Auge machen das aber nur mit einem Auge ..ah.. also - Moment.. dann seid Ihr sowas wie ein Kriegshäuptling hier? ..wenn Ihr beide Augen geopfert habt.. habt Ihr dann Euren Tod und den Eurer hum.. Eures Weibs gesehen?" Der Ork zeigte auf Linndriel. "Oder um ..irgendetwas noch weit entfernteres zu sehen? ..das ist", er nickte, "interessant.. also gibt es hier auch so etwas wie auf Draenor, das in den Riten ähnlich ist.."
Linndriel hatte bislang lediglich den Worten beigewohnt, die der Elf und der fremde Mag'har untereinander ausgetauscht hatten und sich dabei eher im Hintergrund gehalten. Als sie jedoch als Weib des Elfen bezeichnet wurde, gab sie einen leisen Laut von sich, der von Unmut zeugte. "Ich bin nicht sein 'Weib'!" murmelte sie vor sich hin.
Oonayepheton drehte den Kopf Linndriel zu und das ganz und gar nicht so, als könne er nichts sehen. Nach einer ausgiebigen Pause sagte er, wie eine Bestätigung ihrer gemurmelten Worte, ohne das Gesicht von ihr abzuwenden: "Sie ist nicht mein Weib." Der Tonfall war milde, aber neutral. Dann wandte er den Kopf zu dem Ork hin und ad hoc war es, als würde ein Blick auf ihm liegen. "Was meinst du mit 'Tod eines oder meines Weibes gesehen'?"
Der Mag'har sah die Elfe an und hob die Brauen: "Nicht? Das solltet Ihr überdenken. Hauptfrauen eines Häuptlings haben es gut!" Dann ging der Blick zum Elf. "Nunja, sie opfern ein Auge, um ihren Tod zu sehen.. damit sie keine Angst haben.. und wenn Ihr zwei Augen geopfert habt.. wolltet Ihr bestimmt mehr als nur Euren Tod sehen.."
Linndriel runzelte die Stirn ob der Aussage des Mag'har.
Oonayepheton öffnete den Mund - gerade so weit, dass die Zahnreihen noch bedeckt blieben und nur ein ahnungsvolles Dunkel erschien - und schloss ihn dann kurz wieder, bevor er eine Antwort gab. Der Dämon hatte begonnen, einzelne Fragmente der Worte des Orks nachzusprechen und imitierte den Tonfall äffend und täuschend echt wie ein hallendes Echo. "Ach so meinst du das. Ja.. das kann man wohl so sagen."
"Und was wolltet Ihr außer Eurem Tod sehen?..", fragte der Mag'har nach.
"Was wolltest du außer deinem Tod sehen?" wiederholte auch Linndriel die Frage des Mag'har und sah Oona dabei erwartungsvoll an.
Dessen Ausdruck hatte etwas seicht angestrengtes - für ihn hatte sich die innere Stille im Augenblick vollkommen erledigt. "Den Sinn des Lebens." Auch seinem Tonfall war eine gewisse Anstrengung anzuhören - jetzt äffte Aeshma beide seiner Gesprächspartner in verschiedenen Tonlagen und Überspitzungen nach.
"Und habt Ihr den Sinn des Lebens gesehen?" schnaubte der Mag'har. Er schien interessiert.
Oona zuckte kurz zusammen und entspannte sich dann sichtlich, als der seelische Gegenangriff Aeshma zum Verstummen brachte. Für Linndriel war das kurze, heftige Aufflackern von Felmagie körperlich spürbar wie ein leichter Stromstoß.
Ruhig fiel die Antwort aus. Und ebenso kurz. "Ich denke."
Die Elfe zuckte ebenso kurz zusammen und warf Oona einen verwirrten Blick zu.
Der Mag'har sah den Elfen an, schüttelt dann den Kopf und lachte los: "Also.. das war.... dann wirklich ein schlechter Tausch für so eine Vision.. denken.. das also.. eine Vision davon wie Ihr denkt?...das!" Er lachte. Laut. "Das ist sogar ein ganz beschissener Tausch!" Lauthals. "Ich meine", der Ork schnappte nach Luft, "also.. Eure Riten in Ehren aber.. das ist die beschissenste Vision, die mir je einer erzählt hat!"
Oona lächelte ein flüchtiges Lächeln, die Reaktion der Elfe entging ihm - zumindest von außen betrachtet. "Ich denke, du missverstehst mich, Mag'har. Es ist unerheblich." Die leichte Handbewegung unterstrich gestisch, dass er das Missverständnis als geschehen und erledigt betrachtete. "Ich denke, ihn zu sehen. Nicht zu haben. Nicht unbedingt ein beschissener Tausch."
"Hum", der Mag'har rieb sich - nachdenklicher jetzt und nüchterner - das Kinn. "Ah..ja.. aber irgendwie trotzdem nicht das Auge wert..."
Oonayepheton nickte sachte. "Es obliegt dem freien Willen jedes Einzelnen, welche Entscheidungen er trifft. Stimmst du bei?"
Linndriel sagte: "Ich habe beide meiner Augen und sehe den Sinn des Lebens nicht. Ich denke schon, dass es das wert ist."
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"Ja das stimmt.." Der Ork nickte dem Elfen zu. "Und der Sinn des Lebens? Natürlich Blut und Ehre!" Er klopfte sich auf die Brust. "Ein ehrenvoller Tod in der Schlacht und am besten noch einige dieser Lichtgeschmiedeten Bastarde in den Tod reißen!" Abermals nickte er einige Male zu seinen Worten, bekräftigend und von kleinen Grunzern begleitet.
Die Kopfdrehung war eine rasche. Oonas Arm war ebenso rasch vom Knie gehoben und er fasste das Kinn der Elfe mit drei Fingern - so zielsicher, dass seine Augenbinde reiner Hohn zu sein schien. Sein Gesichtsausdruck war höchst ernst. "Das bedeutet nicht, dass es für jeden funktionieren muss", waren derart eindringlich leise gesprochene Worte, dass sie für einen Augenblick die Zeit zu verlangsamen schienen. Waren es nur die Worte? Der Moment verging ebenso plötzlich, wie er gekommen war. Die Hand verschwand und der Arm legte sich ab wie zuvor. Nachdenklich richtete sich das Gesicht auf den Ork aus. "Beispielsweise", erwiderte er schlicht.
Linndriel war erneut zusammengezuckt, dieses Mal aufgrund der plötzlichen Bewegung des Elfen. Seine Worte wurden mit einem verwirrten, fragenden Blick erwidert. Sagen tat sie jedoch nichts.
Der Mag'har schien das Wort nicht recht akustisch aufgefangen zu haben und grollte. "Beispiel? pah.. diese fanatischen Bastarde.. selbst Grommaschs Sohn haben sie mit ihrem ach so tollen Licht den Geist vernebelt und vergiftet!.." Er schnaufte aufgebracht. "Diese Sch.lampe von Exarchin.. Durotan hätte ihr damals den Kopf abschlagen sollen, nachdem die Dämonen besiegt waren!"
Die Brauen des Elfen hatten sich einander angenähert, ohne so wirklich seine Nasenwurzel zu furchen. Dennoch war der Gesichtsausdruck weit kritischer als zuvor. Er strahlte weniger Entspannung aus, schien in seiner Ausrichtung aber den Ausführungen des Mag'har zu folgen.
Der sah zu den beiden Elfen und fuhr fort. "Unsere Alten haben uns die Geschichte erzählt, genauso von Neuankömmlingen, die gegen uns erst in den Krieg zogen und uns dann gegen die Legion halfen, als Killrog der Verräter einige mit dem Blut verseuchte. Wesen, die plötzlich auftauchten, und als das Ganze vorüber war, genau so schnell wieder verschwanden.."
Oonayepheton gab einen unbestimmten Laut von sich, der wohl einerseits bedeuten sollte, dass er den Worten gefolgt war - andererseits aber, dass er dem Thema wenig abgewinnen konnte oder aber wenig dazu zu sagen hatte. Seine Bemerkung bestätigte das nur einen Augenblick später. "Dazu kann ich - fürchte ich - wenig sagen." Es klang nicht nach einer Entschuldigung, eher nach einer Feststellung, schnörkellos und nüchtern. Der Wink mit der Hand des Elfen, die lediglich in einem Handschützer, nicht aber in einem Handschuh steckte, ging zum Himmel, ohne dass sein Kopf oder seine Blickrichtung der Geste gefolgt war. "Es ist früh. Wenn du noch Wasser schöpfen willst, ich werde Platz machen, Mag'har." Damit spannte er sich kurz an und ließ sich in einem kleinen Ruck und Sprung vom Brunnenrand auf die weichen Stiefelsohlen fallen.
Der Mag'har nickte - aber nicht um etwa das Angebot zu bestätigen. "Nunja.. ich werde Euch nicht weiter stören, Seher." Er klopfte sich auf die Brust. "Blut und Ehre, für die Horde!" folgte der Abschiedsgruß.
Der Elf erwiderte den Gruß und blieb noch einige Augenblicke so stehen, Gesicht und Körper dem Gehenden nachgewandt. Dann nicht, sagte er nicht laut, dafür aber das schräge Schmunzeln, das ebenso rasch in seine Züge glitt wie es sie wieder floh, umso deutlicher. Auch dann sah er nicht zu Linndriel zurück, obwohl die folgenden Worte eindeutig an sie gerichtet waren. "Ich gehe nicht davon aus, dass du mir dabei helfen willst, was ich jetzt vorhabe. Zuviel Wasser..." Er pausierte kurz, bevor er fortfuhr. "Ganz gleich wie blockiert ist auch nicht gut. Manchmal muss man einfach.. loslassen."

Ins Reine geschrieben zu: Melody Gardot - Love me like a river does
https://www.youtube.com/watch?v=GOHb36KD5us
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[Anstand]

Linndriel hatte Oona bei seinen Worten verwirrt hinterhergesehen, schien jedoch nicht sogleich zu verstehen, was er vorgehabt hatte. Als er jedoch hinter den Treppen der Gaststätte verschwunden war und das plätschernde Geräusch zu ihr herüber drang, verzog sie das Gesicht und schüttelte leicht den Kopf. "Also wirklich..", murmelte sie leise vor sich hin und schnitt eine Grimasse. "Das kann man aber auch außer Hörreichweite machen!" Als der Elf sich wieder zeigte und sich recht schamlos im Gehen an der Hose herumzupfte, um auch noch das letzte Bisschen an Ort und Stelle zu bringen, verzog sie erneut das Gesicht - noch sichtlich mehr. "Sag mal, wo ist denn dein Anstand geblieben?" rief sie ihm entgegen, noch bevor er wieder am Brunnen anlangte.
Oonayephetons Lachen war abermals lautlos. Die Zähne blitzten hell zwischen den Lichtkreisen der Straßenlaternen auf und blieben noch beinahe bis zu den Stufen den Brunnen hinauf sichtbar. Im Halbschatten konnte Linndriel seinen Kehlkopf hüpfen sehen - ein weiteres Indiz dafür, dass er noch immer lachte, noch bevor er die Stufen vollends erklommen hatte. Kurz blieb er vor ihr stehen und schien sie ganz offenbar zu mustern. Sein Kopf kippte in eine leichte Schräglage und das Lachen gerann zu einem breiten Schmunzeln. "Anstand..", bemerkte er in einem Tonfall, dem die wohlwollende Belustigung noch immer seicht anzuhören war, "..hattest du nicht erwogen, es sei besser wie ein Tier zu leben? Instinktiv und ohne zu denken?" Noch einmal zuckten seine Mundwinkel nach oben, dann ließ er sich wieder auf dem Brunnenrand nieder, rutschte in eine bequeme Position und nahm exakt die gleiche Haltung ein wie zuvor. Ein Knie hoch angewinkelt, die Stiefelsohle am Brunnenrand und den Arm darauf abgelegt.
"Ja, das habe ich gesagt. Aber.. nicht in der Hinsicht." Sie warf ihm einen vielsagenden Blick aus dem Augenwinkel zu, ehe sie ihre rechte Hand zu einer kleinen Faust ballte, eine Waffe, die keine Schäden großen Ausmaßes verursachen konnte, und diese gegen seinen Oberarm sausen ließ. Jedoch ließ der süße "Knall" und ihr für einen Augenblick lang verzerrtes Gesicht darauf schließen, dass sie sich mit dieser Bewegung selbst mehr Schmerz zugefügt hatte als dem Elfen. Wenn der überhaupt etwas gespürt hatte. "Verdammt..", murmelte sie leise und rieb sich die Fingerknöchel. Erneut wurde ihm ein böser Blick zugeworfen. "Du bist doof", sagte sie dann einfach und verschränkte die Arme vor der Brust wie ein beleidigtes Kind.
Oonayephetons Grinsen war gleichsam so sichtbar wie das Lachen zuvor. Ein kurzer heller Streif in der Dunkelheit. Der Knall schwenkte ihn einige Zentimeter nach rechts und wieder zurück - wie anzunehmen, ohne ernsthaften Schaden anzurichten. "Nicht? In welcher Hinsicht dann?" Sein Tonfall veränderte sich kaum, hatte aber an Spott verloren und an Ruhe gewonnen. Ihre letzte Bemerkung überging er gänzlich, ebenso wie die Haltungsveränderung. Sein Gesicht richtete sich nach ihr aus.
Linndriel ließ sich eine ganze Weile Zeit, bevor sie auf seine Frage antwortete, als wolle sie ihn dadurch leiden lassen. "Weißt du, manchmal geht es auch um tiefsinnigere Sachen als.. p.issen und vögeln und der ganze 'wie die Tiere leben' Kram!" Noch immer starrte sie mit derselben trotzigen Miene vor sich hin die Straße hinunter, anstatt Ihn anzusehen. Ein tiefer Seufzer erfolgte, ehe sie weitersprach, immerhin in einer weniger gereizten Stimmlage. "Ich wollte damit darauf hinaus, dass wir mehr den Moment der Gegenwart zu schätzen lernen sollten, und nicht immer meckern, dass es früher besser war oder warum es noch so lange dauert, bis dies und jenes passiert. Einfach.. Jetzt, sein und tun was man will. Abgesehen vom hinter die Tavernenecke p.issen."
Oona erwiderte vollkommen ernsthaft und ohne jeglichen Anklang eines Scherzes: "Weißt du, es gibt nichts gegenwärtigeres im Erleben eines Moments als den Augenblick der Erleichterung einer zuvor vollen Blase. Abgesehen vom erfüllenden Moment eines .. Gevögels. Neben all dem tiefsinnigen Kram. Gehört alles zum Loslassen. Das sind eben die Momente, in denen man einfach nur ist und nicht denkt. Therapeutisch wertvoll." Da war das blitzende Lachen wieder. Rasch und flüchtig. Nicht recht dazu passte der weiterhin ruhige Tonfall. "Das ist dir zuviel Leichtigkeit des Seins auf einmal, was?"
"Es ist ja auch nicht so, als hätte ich etwas gegen die Tatsache, dass der Körper das Verlangen danach verspürt, ein Organ zu leeren, welches auch immer. Es geht nur darum wie das geschieht. So.. nicht in der Öffentlichkeit." Der Kopf wurde dem Elfen zugewandt, ein tadelnder Blick folgte.
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Der zuckte nur andeutungsweise mit der Linndriel zugewandten Schulter. "Das ist Dalaran. Magische Straßenreinigung inklusive. Oder denkst du das Entblößen einer Scham wird um diese Stunde hier als öffentliches Ärgernis geahndet?" Er klang vollkommen entspannt. "Was genau macht dir daran so zu schaffen? Dein eigenes Schamgefühl?" Die Fragen waren mit Bedacht gesetzt - und er schien sich wirklich für diese Ergründungen zu interessieren.
"Mein Schamgefühl? Keine Ahnung. Ich meine, ich würde mich nicht hinter die Treppe hocken und mein Geschäft dort verrichten. Meiner Meinung nach hat das nichts mit Scham zutun sondern einfach nur mit Manieren. Anstand eben! Außerdem bin ich eine Frau, da schickt sich so etwas nicht." Ihre Stimme klang nicht vollkommen überzeugt, es hörte sich mehr danach an, als wolle sie sich selbst in den Glauben bringen, dass das Gesagte wahr sei.
Das Lächeln war seinen Worten anzuhören. "Was auch immer du meinst. Wenn du damit gut lebst, ist es in Ordnung, schätze ich. Allerdings.." Die Pause war nicht von langer Dauer. "..gilt das dann wohl auch für jeden anderen, meinst du nicht?" Der lose über dem Boden hängende Fuß geriet in seichte Bewegung, ohne den Brunnen zu berühren und Oonas baumelnde Hand ballte sich zur Faust. Einzeln zog der Daumen die Finger an die Handfläche und ließ die Gelenke kurz aufeinanderfolgend knacken, bevor sich die Hand wieder entspannte wie zuvor.
"Wenn jeder so lebt wie er will, ohne Rücksicht auf andere.. Meinst du nicht, dass das im Chaos endet?" Linndriel wandte sich Oona zu, dabei das linke Bein auf der einen, das rechte Bein auf der anderen Seite des Brunnenrands herunterbaumeln lassend. Die Hände ruhten auf den dürren Oberschenkeln.
Oonayepheton wiegte den Kopf kaum merklich hin und her, bevor er antwortete. "Möglich. Vielleicht aber auch nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich wirklich alle chaotisch verhalten, ist recht gering. Dazu gibt es zu viele stringente Persönlichkeitsstrukturen, die ihre Schemata nicht verlassen. Ganz gleich aus welchen Gründen auch immer. Zu viele altruistische Persönlichkeitsstrukturen außerdem, denen das Kümmern um ihr eigenes Wohl am entferntesten liegt."
"Meinst du nicht, dass Aggression und Gewalt die Altruisten überwiegen würden? Ich muss gestehen, dass ich nicht allzu viele Personen in meinem Leben getroffen habe, die von Natur aus, ohne sozialen Einfluss, das Verlangen danach haben einfach nur zu helfen. Vollkommen ohne Eigennutz." Eine lockige Strähne, welche sich mit der Zeit ihren Weg in ihr Gesicht geebnet hatte, wurde mit einer kurzen Handbewegung wieder hinter das spitze Ohr befördert.
"Ich meine, dass die bürgerliche Kleingeistigkeit sämtliche anderen Strukturen überwiegen würde und es zu allen Zeiten getan hat." Oona klang völlig ungerührt und nüchtern. "Der Bürger ist nun einmal die Ameise, die die Königreiche am Laufen hält. Ohne den gemeinen Arbeiter - ohne ihr Volk - wo wären da die Herrscher? Und wer wären sie? Rein gar nichts weiter als heiße Luft."
Der Fuß schwang weitere Bögen und begann damit, lautlos an den Stein der Brunnenwand zu tocken, regelmäßig wie ein Herzschlag. Das Gesicht des Dämonenjägers geriet in eine schiefere Schräglage und das Gefühl einer genaueren Beobachtung schlich sich in Linndriels Bewusstsein.
Die Elfe starrte Oona nachdenklich an, schien über seine Worte nachzudenken, sagte aber nichts weiter dazu. "Sag mal..", begann sie dann, den Blick noch immer auf den Elfen gerichtet, vielmehr auf die Stelle in seinem Gesicht, wo sich die Augen befinden sollten. "Ich weiß gar nichts über dich. Außer, dass du ein loses Mundwerk hast und gerne in der Öffentlichkeit urinierst. Erzähl doch mal was von dir!" Irgendein seltsamer Enthusiasmus klang in ihrer Stimme wider, während sie ihn erwartungsvoll anblickte.
Die Irritation in seinen Zügen war beinahe körperlich spürbar. Er strahlte sie für einen Augenblick sogar unzweifelhaft aus. "Wie meinen..?", fragte er und auch seiner Stimme war die Verwirrung über den Themenwechsel in ausgerechnet diese Richtung deutlich anzuhören. "Was möchtest du denn wissen?"
"Ich weiß nicht, so etwas wie.. womit verbringst du gerne deine Zeit? Oder.. eh.. Warst du schon mal verliebt? Wo kommst du her? So etwas." Sie zog die Beine zurück in den Schneidersitz, mit den Händen stützte sie sich nach hinten hin ab.
Die dunklen Brauen zogen sich über der Augenbinde zusammen und es wirkte in der Intensität seiner Miene beinahe, als würde er die junge Elfe neben sich geradewegs einige Momente sprachlos anstarren. Der Mund blieb allerdings geschlossen. Die Starre hielt einige Augenblicke an, bevor er ihn zum antworten öffnete. "Essen, trinken, schlafen, vögeln, p.issen, sch.eißen und dazwischen nachdenken." Die zweite Frage schien ihn noch eine rhetorische Pause zu kosten, dann beantwortete er auch diese. "Sicher, wer nicht.. " Abermals folgte eine Pause. "Herkunft ist unerheblich. Es kommt eher darauf an, was man aus seinem Leben macht."
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Linndriel blinzelte einige Male. Nun schien sie es zu sein, die sprachlos war. Nachdem sie die knappen Antworten auf ihre Fragen hatte Revue passieren lassen, sagte sie nur trocken: "Du bist ein merkwürdiger Kerl."
"Aha? Und was heißt das?" versetzte Oona daraufhin, die Brauen zuckten nochmals enger über der Nasenwurzel aufeinander zu.
"Dass ich aus dir nicht schlau werde, das heißt das! Ein Buch mit sieben Siegeln." Ein schiefes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, während sie ihn ansah. Die Neugierde stand der Elfe ins Gesicht geschrieben.
Oonayepheton sah nicht so aus, als würde er das eher verstehen. "Was versuchst du denn zu ergründen?", stellte er eine weitere Frage. Seine Haltung änderte sich nicht. Er saß beinahe regungslos, das Schwingen des Fußes hatte bereits mit ihrem Themenwechsel wieder aufgehört. Sein kritischer und hinterfragender Gesichtsausdruck blieb wie eingemeißelt auf Stirn und Mund stehen. Er schürzte kaum sichtbar die Lippen, was den Eindruck lediglich noch verstärkte.
Linndriel stieß einen lauten Seufzer aus und ließ sich kurzerhand von ihrer nach hinten gelehnten Haltung auf den Rücken fallen und lag ein wenig krumm und schief auf dem Brunnenrand. Ihre Augen hefteten sich wieder auf den Sternenhimmel, wo sie auch fürs erste verweilten. "Ich versuche dich zu ergründen. Was ist daran so schwer zu verstehen?" gab sie fast ein wenig patzig zurück, während sie noch immer von einem Stern zum nächsten schaute. Ein sachtes, beinahe verträumtes Lächeln spielte sich - wahrscheinlich unbewusst - dabei auf ihre Lippen.
Das Gefühl, angesehen zu werden, schwand anderthalb Augenblicke später. Der Dämonenjäger hatte den Kopf ins Profil gedreht, die Straße hinunter. "Eben das", lautete die gut hörbare Antwort. "Ich schätze, das bringt uns auf deine Sehnsüchte, die du mit Steinen bewirfst." Die Ruhe war in seine Stimme zurückgekehrt.
"Was haben meine mit Steinen beworfenen Sehnsüchte damit zu tun, dass ich dich kennenlernen möchte?" Die Elfe runzelte die Stirn und eine kleine Falte legte sich zwischen die beiden Brauen. "Versucht da jemand, von sich selbst abzulenken?"
"Schwerlich, da du mich ja alles fragen kannst, was du möchtest", kam prompt die ebenso gelassene Antwort zurück. "Und was sie damit zu tun haben? Ich schätze, eine Menge, da mir das Interesse gegebenenfalls sagen könnte, dass eine davon ist, nicht allein sein zu wollen - mit Steinen belegt würde das bedeuten, du könntest Angst davor haben, allein zu bleiben. Hanebüchen. Die wenigsten bleiben auf ewig allein, sofern sie das nicht wollen."
Linndriel verdrehte die Augen. Sie stützte sich auf den Ellbogen ab, um so Oona wieder in ihr Sichtfeld zu bringen. "Ich war die meiste Zeit meines Lebens allein, ich bin das gewohnt. Was nicht heißt, dass es nicht auch mal ganz schön ist, jemanden gefunden zu haben, der einem hin und wieder Gesellschaft leistet." Ein musternder Blick versuchte die Mimik des Elfen zu entziffern. "Was ist denn mit dir? Genießt du die Einsamkeit?"
"Manchmal." Das hatte vage geklungen. Die Züge ließen keinerlei Schluss auf Emotionen zu.
Die Frage der Elfe beschäftigte ihn insgeheim mehr, als es nach außen sichtbar wurde. War er denn jemals wirklich allein? Das konnte man sicher nicht mehr so sagen, nicht seit es Aeshma gab. Die Begegnungen der letzten Monate zuckten schemenhaft durch sein Bewusstsein, ohne dass sich etwas davon in seinen Zügen spiegelte.
"Und die andere Zeit? Ich meine.. Hast du Freunde oder etwas, was dem nahe kommt?" Sie neigte ihren Kopf zur Seite und heftete die Augen aufmerksam an den Elfen.
Oonayepheton drehte Linndriel Kopf und Gesicht wieder zu und das seltsame Gefühl eines direkten Blicks kehrte zurück. Die neutrale Miene hatte an Ernsthaftigkeit gewonnen und die Haltung verblieb einige lange Sekunden des Schweigens, bevor Worte die Stille brachen. "Ich bin nicht sicher. Das sind tiefsinnige Fragen. Ich schätze, am Ende des Tages ist sich jeder selbst der Nächste."
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"Das mag wahr sein.. und doch ist es irgendwie auch eine traurige Sichtweise. Findest du nicht?" Die Fragen schienen kein Ende zu nehmen, die eine folgte der anderen. Linndriel ließ sich wieder nach hinten fallen, den Kopf zur Seite gedreht, und beobachtete einen schimmernden Nachtfalter, den sie unvermittelt aus dem Augenwinkel wahrgenommen hatte. Er blieb auf der Wiese um den Brunnen auf einem langen Grashalm sitzen und öffnete seine Flügel dem Mondlicht, so dass sich seine wunderschöne, blau leuchtende Farbe offenbarte.
Diesmal wich der "Blick" nicht ab. Das beinahe melancholische - oder aber auch einfach nur resignierte - Lächeln entging der Elfe für ein sicherlich hübscheres Bild. "Es ist, wie es ist", lautete die klar formulierte Antwort. "Manche Dinge wählt man nicht, sie kommen und gehen. Deshalb verlässt die Sonne noch lange nicht ihre Bahn."
"Wir könnten Freunde sein", kam es plötzlich wie aus dem Nichts heraus, viel spröder als es wohl gemeint gewesen war. "Ich meine.. Wir können hin und wieder mal Zeit miteinander verbringen. Wenn wir mal nicht alleine sein wollen.." Sie räusperte sich etwas zu laut und es war, als würde ihr Gesicht eine dunklere Tonung annehmen. Das eben gesagte schien ihr offenbar unangenehm zu sein.
Die linke Braue des Dämonenjägers zuckte in die Höhe, senkte sich aber sogleich wieder in eine maskenhaft undurchsichtige Miene. "Vielleicht", lautete die abermals vage ausfallende Antwort. "Aber weswegen würdest du so eine Freundschaft wollen?"
"Weil ich dich irgendwie ganz gut leiden kann.. Und du schon ganz gut erkannt hast, dass ich einsam bin." Ein kurzes Schulterzucken folgte. "Ein Freund kann was tolles sein! Aber wenn du nicht möchtest können wir das auch einfach.. sein lassen." Die Elfe machte eine wegwerfende Handbewegung und vermied weiterhin jeden Blickkontakt.
Oonayepheton seufzte. Gut hörbar, laut und tief. Ungewöhnlich genug. Das Nicken blieb ebenso ungesehen wie die Regungen zuvor und erklärte rein gar nichts von dem, was es schätzungsweise symbolisierte. "In Ordnung. Vielleicht musst du ja auch noch einmal eingehend über eine weniger ambivalente Reaktion nachdenken. Ich such mir einen Schlafplatz - anständigerweise allein." Der Spott war ebenso deutlich gewesen wie das dazu so gar nicht passen wollende Seufzen zuvor. "Fall nicht in den Brunnen." Damit rutschte er selbst vom Brunnenrand und entfernte sich ohne ein weiteres Wort - auch ohne auf ein weiteres ihrerseits zu warten. Beinahe lautlose Schritte auf dem Pflaster. Nur allzu bald war er in den Straßen verschwunden.

Gespielt und ins Reine geschrieben zu
Melody Gardot - Deep within the corners of my mind
https://www.youtube.com/watch?v=_73uTKS9MwY
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[Sterne, Stein und Gras]

Nur einige Querstraßen entfernt vom eigentlichen Zentrum der schwebenden Stadt hatten die Erschütterungen der gewaltigen magischen Einwirkungen, die sie dereinst in den Himmel gehoben hatten, tiefe Risse und Löcher in die nun ohnehin nutzlosen Trutzmauern gerissen. Moos und Flechten überwucherten die schroffen Kanten und zeichneten weiche Schwünge über das Geröll.
Oonayepheton schlüpfte durch eine der Spalten, orientierte sich einige Schritte nach rechts und ließ sich dann auf einem der Flecken Gras nieder, das dereinst seine Wurzeln zwischen dem Alterac und Lordaeron geschlagen hatte. Er streckte sich lang neben seinen Gleven aus, schob den linken Arm unter den Kopf und winkelte ein Bein lose an. Die rechte Hand lag flach auf seinem Hosenbund, während sich sein Gesicht nach dem Himmel ausrichtete.
Es konnten nur noch einige wenige Stunden sein, bis der Morgen anbrechen würde. Der frische, kühle Luftzug war der erste Vorbote des neuen Tages. Die Dämmerung kam nun schon später, der Herbst begann allmählich Einzug zu halten.
"Weißt du", ließ sich Aeshma in seinem Kopf vernehmen, "manchmal verstehe ich keinen Fott von dem, was du so treibst."
... So? ... gab Oona in Gedanken zurück.
"Was in allen Niederhöllen läuft eigentlich falsch mit dir?", setzte der Dämon noch nach.
Oonayepheton lachte. Es war kein Ton zu hören. In seinen Gedanken allerdings klang das Lachen deutlich nach, voll und tief und mit kleinen kollernden Lauten, als ob die Stimmbänder in drolligen Hopsern sprängen, wann immer ein Zenit ihres Ausschlags erreicht war. Der unverständige Ärger über diese Reaktion flutete Oonas Bewusstsein und löste ein ungehörtes Glucksen aus, das das Lachen ablöste und letztlich zum Verstummen brachte.
... Siehst du die Sterne, Aeshma? ...
"Was soll das sinnlose Gestarre auf diese vermaledeiten Sterne und dieses beschissene Gefasel darüber die ganze Zeit?!" Der Dämon klang nicht nur erzürnt, er klang von Gottes Gnaden rechtmäßig angepisst.
Der Dämonenjäger strahlte beinahe wohlwollende Zufriedenheit aus.
... Manchmal muss etwas von weit weg betrachten, um seinen Weg auf dem Boden zu finden ...
"Bull!@#$!", grollte der unzufriedene Eredar. "Zeitverschwendung!"
... Einen Sch.eiß ist das Zeitverschwendung. Fokus eher ... Oonas Gedankenton war freundlicher Natur. ... Du musst das auch nicht verstehen. Akzeptieren - das eher. Besser wärs, du würdest dich entspannen ...
"Wieso sollte ich?!" Aeshma erregte sich noch immer. Seine Aufgebrachtheit nötigte Oona unwillkürlich ein träge aufzuckendes Schmunzeln ab.
... Weil sich die Welt einen Sch.eiß schneller nach deiner Nase dreht, sch.eißegal, ob du dich aufregst oder nicht. Deswegen. Und weils entspannter ist, wenn du dich entspannst ...
Der Dämon schwieg. Ob er darüber nachdachte, stellte Oona berechtigterweise in Frage. Aber sein Ärger ebbte wogend ab und gab einer inneren Stille Raum, die sich weich über Oonas Bewusstsein legte wie eine samtene Decke. Beinahe wie unter innerem Zwang holten seine Lungen Luft, bis sie beinahe zu bersten drohten und gaben das Seufzen in mehreren, erleichternden kleinen Stößen zuckend wieder ab, als hätten sie die Luft eher halten wollten, als etwas davon wieder hergeben zu müssen.
Das steil angezogene Knie geriet in winzige Schlingerbewegungen. Ein- zweimal trudelte es, dann kippte das Bein schräg zur Seite. Sämtliche Spannung war aus den kontrollierten Muskeln gewichen und tiefer werdende Atemzüge hoben und senkten die Bauchdecke.
"Idiot", murmelte Aeshma. Oonayepheton hörte es nicht. Er war eingeschlafen.

Geschrieben zu Dancing on my own
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[Stimmen]

Oonayepheton gähnte verhalten. Lange schien er jedenfalls noch nicht wach zu sein. Obgleich der Bereich, wo sich eigentlich seine Augen hätten befinden müssen, von einer tiefdunklen Augenbinde verdeckt wurde, standen ihm Müdigkeit und Schlaf noch ins Gesicht geschrieben - von den zarten Druckstellen ganz zu schweigen, die die Wiese in den vergangenen Stunden in sein Gesicht geprägt hatte. Er tat sich keinen Zwang damit an, den verhaltenen Laut des Gähnens zu unterdrücken, streckte sich ausgedehnt und ausgiebig, bis einige Gelenke leise knackten und setzte sich auf der oberen Tribüne einer verlassenen Schaustellerarena bequem.
Weswegen dieses Bühnenrondell außerhalb der Stadtmauern erichtet worden war, hätte Anlass zu weitschweifigen Gedankengängen geboten.. wenn man sich darüber Gedanken gemacht hätte. Oona tat es nicht, und wohl auch nicht die Sin'dorei, die sich aus Richtung der Stadt näherte, das kleine Rund durchschritt und sich dann schlicht und grußlos in das weiche, sanfte Gras zwischen den halbverwitterten Tribünen niederließ. Der Aussicht wegen? Ausgerechnet hier trieben sich zwei... was auch immer herum, nicht gerade begeisternd. Sie ignorierte den Dämonenjäger und rollte genervt mit den Augen. Zwei - in der Tat. Eine andere Sin'dorei stand nahe am Abgrund und drehte dem Rondell und ihren Volksgenossen den Rücken zu.
Eben der Ignorierte senkte den Kopf und begann damit, den Dreck unter den kurzen Fingernägeln herauszupulen. Langsam und sorgfältig und äußerst akribisch. Er begann leise dazu zu summen; eine einprägsame Abfolge eingängiger Töne, die sich stetig wiederholten. Vielleicht ein Kinderlied? Er traf die Töne.. das Lied klang friedlich.
Wenn es etwas gab, das die Blutelfe hasste, dann war es unerwünschter Lärm in ihrer Nähe. Dieses friedliche Summen ließ sie nicht entspannen, nur der Vulkan ihrer Wut drohte einmal mehr auszubrechen, jedenfalls wenn der Mist hier so weiterging. Sie kaute nervös auf ihrer Zunge herum, gleichzeitig betend, dass der Dämonenjäger seinen Mund bald schließen möge.
"Ihr hättet Barde werden sollen. Dann hättet Ihr wenigstens eine Unterkunft", erzählte die andere Frau fast wie beiläufig dem Abgrund.
"...oder Clown", kommentierte die im Gras Sitzende bissig, hörbar für alle.
Oonayepheton hob den Kopf nicht wirklich, hörte aber unmittelbar mit dem Summen auf und fuhr schweigend mit seinen Fingernägeln fort. Ob die Geräusche so viel angenehmer waren, mochte man zurecht bezweifeln.
"Geht es vielleicht noch etwas nerviger?" Mit bösem Blick sah die Elfe im Gras zu dem Dämonenjäger auf. Es nervte sie so dermaßen! Nicht einmal drei Minuten Ruhe...!
Oonayepheton drehte den Kopf nicht einmal ansatzweise. Er legte die Hände in den Schoß - ohnehin fertig mit seinem Unterfangen. Als er den Kopf hob, sprach er unmittelbar an der Frau im Gras vorbei. "Und selbst?" Mehr sagte er nicht. Er klang entspannt und nicht wirklich so, als würde er eine Antwort erwarten. Die Stimme war noch dunkel vom Schlaf. Etwas rau vielleicht. Belegt? Möglicherweise.
Die Frau am Abgrund drehte sich halb zu den beiden Sitzenden um. "Wenn Ihr nicht Gefahr laufen wollt, genervt zu werden, dann solltet Ihr springen. Ich möchte bezweifeln, dass sich dort Unten viele aufhalten werden."
Die andere im Gras reagierte sofort und wandte sich der Frau am Abgrund zu. "Wenn ihr nicht Gefahr laufen wollt, zu sterben, wäre ich jetzt ruhig an deiner Stelle", grummelte sie zurück, bewusst die gleichen Worte wie ihre Gegnerin wählend.
"Es wäre äußerst.. dumm.. von Euch", gab die zurück.
Die Elfe im Gras gähnte gekünstelt und überzogen. "Ah ja. Ich erzittere vor Angst." Sie gähnte erneut, als wäre sie des kleinen Spiels bereits jetzt schon überdrüssig.
Ungehört erwachte auch Aeshma aus dem Dämmern der letzten Stunden. Der Ton in Oonas Kopf erreichte mindestens den entnervten Pegel der Sin'dorei am Boden. "PMS-Alarm hier?!" Der Dämonenjäger hüstelte unwillkürlich. Die Hand vor dem Gesicht verbarg das seichte Grinsen. Er sandte keinen Gedanken zurück. Der Dämon grollte missmutig.
Die Elfe im Gras knurrte und rieb sich entnervt die Augen. Springen klang in ihren Ohren geradezu verlockend im Augenblick.
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Oonayepheton drehte nun doch den Kopf und betrachtete erst die eine, dann die andere Frau - oder? Zumindest machte sowohl die Haltung den Anschein und dann wieder wirkte es auch so, als würde ein Blick auf ihnen liegen. Seichtes Kribbeln machte sich bei beiden bemerkbar, eben solches wie von einem Blick.. und noch etwas anderes. Magie? Zumindest nicht unwahrscheinlich, sollte der Kerl wirklich ein Dämonenjäger sein.
Interessant, dachte er. Und das war es auch, aus der Sicht eines Dämonenjägers zumindest. In der Sin'dorei am Boden steckte kein Funken Leben mehr. Obgleich sie so lebendig in ihren Launen wirkte wie wenige ihrer tatsächlich noch lebendigen Artgenossen, bestand der Körper, der sich ihm schemenhaft zeigte, doch nur fort, weil er gänzlich von nekrotischer Magie aufrecht erhalten wurde. Ein schwarzer Fleck in seiner Wahrnehmung wie ein Loch in der Landschaft.
Die andere dagegen blinkte in kunterbunten Farben, die übereinanderleuchteten, sich gegenseitig anzugreifen schienen und doch konnte keine davon gewinnen.
"Soll ich eine der Wachen bitten, Euch einen Eisklotz zu zaubern?", sagte sie gerade.
"Kind, Wachen sind kein Hindernis." Die Todesritterin im Gras beließ es dabei, die andere als Kind abgestempelt zu haben und fühlte die Präsenz des Dämonenjägers. Sehr wohl kannte und erkannte sie das kribbeln, das aus dieser Art der Beobachtung entstand. Eine ungewöhnliche Magie, Aura oder wie auch immer man es nennen mochte, aber es schien sie nicht weiter zu stören.
"Oder lieber gleich Euch IN einen zu zaubern? Ich dachte mehr an einen Klotz, damit Ihr euch abkühlen könnt, aber bitte", meinte die als Kind Bezeichnete. Es gab wohl kaum eine Art Magie, die nicht an dieser Elfe haftete.
Der Boden um die Todesritterin herum gefror einige Meter. "Lass es sein, Magierin, nicht deine Liga." Sie sah in den Nachthimmel, den Sternen entgegen, und beinahe verträumt.
"Als wenn Ihr meine Liga kennt.." Die Magierin kicherte amüsiert.
"Als wenn du meine kennst", meinte die Todesritterin halb abwesend.
"Sie kann nicht sehr weit fortgeschritten sein. Sonst könntet Ihr Eure Kräfte beherrschen."
Tatsächlich ruhte Oonayephetons Fokus einige Augenblicke länger an der Magierin am Abgrund. In das Gespräch der beiden mischte er sich nicht weiter ein. Aeshma murmelte in seinem Kopf vor sich hin, doch er schenkte dem Dämon und seinen Ausführungen nicht einmal so viel Aufmerksamkeit, dass er wirklich erfasst haben könnte, welches Thema der grade behandelte.
"Du hast keinen blassen Schimmer, Mädchen. Lass es jetzt gut sein und gib Ruhe." Die Todesritterin beachtete die Magierin nicht einmal mehr wirklich und reagierte auf ihre Ansagen eher, als wären sie recht unbedeutend.
Oonayepheton gab einen leisen Laut von sich, der einem 'hm' nicht unähnlich war und wandte das Gesicht ab, geradeaus. Was genau er nun in den Fokus fasste außer die unbestimmte Ferne war schwer zu sagen.
Die Magierin zuckte leicht mit einer Schulter und fixierte den Dämonenjäger. Fast hätte man meinen können, dass die Elfe unter ihrer Maske schmunzeln würde.
Die Todesritterin betrachtete weiterhin die Sterne, schaute sich die Entfernungen an, wie hell sie leuchteten, wie weit sie weg waren... Sie wirkte versunken. Wer wusste schon, was in ihrem Kopf vorgehen mochte.
Aeshma machte sich jedenfalls bemerkbarer als eben noch. "Hallo? Hörst du mir gar nicht zu?!" Und noch lauter: "HEY. IDIOT." Oonas Ohren zuckten - obwohl doch gerade niemand gesprochen hatte. Er verzog schmerzlich das Gesicht. [Ich höre dich. Was willst du?] "Die starrt uns an!", grollte der Dämon. [Dann lass sie.] lautete die stumme Antwort. "Einen Sch.eiß lass ich sie!" Der Dämonenjäger seufzte leise. Gequält.
Unvermittelt sah die Todesritterin wieder auf. "Hast du etwa auch kleine, komische Freunde, die sich in deinem Kopf mit dir unterhalten?" Keinesfalls schien sie damit betonen zu wollen, dass er verrückt sei. Sie vermutete wohl tatsächlich fremde Wesen.
Die Magierin entfernte sich ein paar Schritte vom Abgrund und legte locker eine Hand in ihre Taille. Den Blick ließ sie weiter auf dem Dämonenjäger ruhen. Das interessanteste an diesem Ort momentan.
Dessen Brauen hoben sich, bevor sie sich dicht über der Nasenwurzel zusammenzogen. Er drehte das Gesicht der Frau im Gras zu. "Wie meinen?" Noch immer war die Stimme schwer von Schlaf - und dunkel vom wenigen Nutzen der Stimmbänder seit dem Erwachen.
"Ob du irgendwelche kleinen Freunde bei dir hast?" fragte sie erneut, etwas lauter. Geduld war schätzungsweise nicht ihre Stärke.
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Oonayepheton machte den Anschein, als würde er an sich hinunter sehen. Nochmals zuckten seine Brauen, bevor sie sich wieder nah aneinander fixierten - Erkenntnis spielte um seinen Mund, als er sich der Fragenden wieder zuwandte. "Ach so meinst du das. Kennst du noch andere?"
"Wenn du mit andere meinst.. also Hexenmeister und Dämonenjäger.. Es gibt einige, die in Gedanken kommunizieren. Andere wiederum haben Diener, schenken ihnen aber nicht mal einen Buchstaben, es sei denn, sie sollen ihr Werk verrichten." Die Todesritterin zuckte mit den Schultern, blickte aber bereits wieder in die Sterne.
Oona bemerkte wie nebenbei: "Dann hast du redselige 'Freunde'." Jetzt lag sein Fokuskreis unmittelbar auf der Frau am Boden und wich für den Augenblick auch nicht ab. Der Tonfall war unergründlich gewesen, wie er das nun fand, ließ sich nicht genau festmachen.
"Freunde? Oh nein. Ich habe keine Freunde, da irrst du dich gewaltig. Ich habe nur..." Sie schien kurz zu überlegen. "Ein paar getroffen."
Aeshma kicherte gehässig. "Dalaran könnte man neuerdings als Ball der einsamen Herzen verkaufen", frotzelte der Dämon. "Du und noch ein paar andere traurige Gestalten wie die tote [sehr unschönes Wort für weibliche Gen.italien Platzhalter] da und die andere sieht auch aus wie das übliche frigide Stück Erzbücherwurm!" Zufriedenheit flutete Oonas Bewusstsein, die nicht seine eigene war. Seine Mundwinkel zuckten nach unten, ohne dass er gedanklich reagierte. "Mhm", verlautbarte der Dämonenjäger lediglich zur Antwort.
Da keine Antwort darüber hinaus kam, hatte sich das Gespräch zumindest für die Todesritterin erledigt. Erneut widmete sie sich ihrer Entspannung - oder was es auch immer war, das sie da gerade tat.
Die Magierin wiegte kurz den Kopf hin und her und hob dann eine Hand in Richtung des Dämonenjägers. Kurz wischte sie vor sich durch die Luft, als wolle sie etwas wegwischen. Eventuell hätte man sogar ein leichtes Magieaufflimmern sehen können, wenn man denn darauf geachtet haben würde.
"Und wenn du mich fragst, sehen die beide aus, als hätten sie lange nicht ordentlich gef*ckt!" Unverkennbar harte Laute auf Eredar, denen langgezogene obszöne Laute folgten, erklangen nun auch in ihrem Kopf. Dann lautes Gelächter, vielstimmig.
Oonayepheton sah missmutig drein. Die Mundwinkel senkten sich noch weiter.
Die Magierin verschränkte leicht die Arme unter Brust. Ihre Ohren zuckten hier und da, als müsste sie sich nun doch ein wenig konzentrieren.
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: [Halt die Fr.esse!] Die Signatur war eindeutig Oonas Stimme. Eine Gedankenstimme, aber doch zweifelsfrei zuzuordnen.
Die Stille war beinahe laut zu nennen. Keiner der drei, die sich da unbekannt und fremd Gesellschaft leisteten hatte in den letzten Minuten auch nur eine Silbe gesprochen. Der laue Wind hatte an Frische gewonnen und vereinzelt stoben welke Blätter taumelnd über den Boden.
Dass die Todesritterin ohne ein Wort aufstand und gen Stadtzentrum zurückschlurfte, unterbrach das äußerliche Schweigen nicht.
Die Magierin kicherte ein weiteres Mal amüsiert.
Oonayepheton drehte ihr den Kopf zur und senkte abermals die Mundwinkel. Ohne dass jedoch ein weiterer Ausbruch des Dämons dafür verantwortlich wäre, der mittlerweile nur noch vor sich hinstöhnte. Mal lauter mal leiser. Unterbrochen von hämischen Lachern.
"Sehe ich so furchtbar amüsant aus, oder was gibt's da zu Lachen?"
Der Dämonenjäger schien die Magierin zu fixieren. Er richtete seine Haltung nach ihr aus, ohne jedoch dabei aggressiv zu wirken.
"Ich musste mehr daran denken, dass die liebreizende Ritterin erst Ruhe wollte und dann wohl doch zu viel von der Ruhe hatte." Sie klang auch amüsiert.
Oona nickte knapp bemessen und gab ein zustimmendes Brummen von sich, ohne sich in einen großartigen Redefluss zu ergehen. Die Gesichtszüge entspannten sich wieder etwas, aber nicht vollends. Er seufzte abermals leise. Aeshma schien das bühnenreife Schauspiel zu langweilig zu werden. Das Stöhnen verebbte und der Dämon verfiel in Schweigen. Wohin sich seine Aufmerksamkeit richtete, blieb im Unklaren.
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"Ich störe doch wohl nicht nun Eure.. Ruhe?" Die Magierin ging einige Schritte auf den Elfen zu. Einen Zauber aufrecht zu erhalten war ohnehin auf kurze Distanz weitaus einfacher. Auch für eine Elfe wie sie.
Er verneinte mit einem nur angedeuteten Kopfschütteln. Es war höchst faszinierend, dass dieser Dämonenjäger, ganz anders als die meisten anderen, kaum ein Wort dachte, das er nicht auch sagte - und er sprach sehr wenig. Zumindest gerade. Das gedankliche Schweigen hielt an.
"Faszinierend", sagte die Magierin.
"Hm?" Oona merkte auf. "Was bitte?"
"Die meisten Jäger, die ich getroffen habe, waren weitaus.. unruhiger", gab sie zur Antwort.
"Tja, ich schätze, ich bin dann nicht die meisten", bemerkte der Dämonenjäger auf die Analyse hin und seufzte abermals leise.
"Jetzt sagt bloß noch, dass Ihr von einem Pandaren in die hohe Kunst der Gelassenheit eingewiesen wurdet." Fehlte nur ein Tippeln von Fingerspitzen auf Unterlippen. Ihre Augen blitzten interessiert über der Maske.
Oonayepheton schien eine gewisse Wehmut zu verströmen. Es war nicht einmal so recht gedanklich festzumachen. Auch nicht an seiner Haltung per se - obgleich der Rücken etwas gebeugter schien, hatte er sich nicht bewegt. "Nicht dass ich wüsste", erwiderte er ohne den Tonfall dabei verändert zu haben. "War nie auf der Nebelinsel."
"Und hier nie auf ein Bärchen getroffen?", hakte die Magierin nach.
Oona drehte der Magierin den Kopf noch etwas direkter zu, nachdem er abermals ebenso durch ein angedeutetes Kopfschütteln verneint hatte. "Keins, mit dem ich gesprochen hätte", lautete die freimütige, aber auch etwas tonlose Antwort. Ein seicht hinterfragender Beiklang mischte sich in die Worte und machte sich auch letztlich in den nächsten Worten Luft: "Worauf willst du hinaus?" Die direkte Anrede wählte er, ohne darüber nachgedacht zu haben.
"Ihr habt euch erstaunlich gut im Griff. Und doch bleibt Ihr in der Nähe einer alten Beute und sucht Euch keine neue. Oder vielleicht genau deswegen?"
"Findest du." Die Reaktion entbehrte jeglicher Satzmelodie einer Frage und schwebte eher einer Aussage entgegen. "Ach das. Ich hänge Erinnerungen nach." Der Dämonenjäger wirkte mit einem Mal einsilbig und verschlossener. In seinen Gedanken zeigte sich rein gar nichts, so als sei alles, was dort vielleicht sichtbar hätte werden können, hinter dicken Mauern verschlossen.
Die Magierin lachte mit einem Mal auf. "Ich vermute, dass ihr mich entdeckt habt? Ist es schwer sich darauf zu konzentrieren, sich nicht zu konzentrieren?"
Oonayepheton wirkte irritiert. Auch seine Gesichtszüge spiegelten die Irritation wider. Aeshma regte sich mit einem "Hä?" und erntete ein innerliches [Keine Ahnung]. "Was meinst du?", fragte er dann auch.
"Alles gut." Abermals lachte sie auf. "Es ist einfach zu amüsant."
"Gut dann.. finde ich mich wohl damit ab, dich nicht zu verstehen." Die Aussage des Dämonenjägers klang wie der abschließende Punkt hinter einem Satz. "Aber schön, dass ich dich amüsiere." Seine Intonierung gewann einen Schleier Zynismus und ganz offensichtlich Selbstironie. Er drehte den Kopf geradeaus und das Gefühl, das sein 'Blick' üblicherweise hinterließ, schwand. Sein Mund schloss sich und Ruhe kehrte in Züge und Haltung ein, auch wenn noch immer ein etwas gequältes und kleines verkrampftes Etwas in ihnen zurückbleiben wollte.
Die Magierin schüttelte leicht mit dem Kopf und meinte mit einem Schmunzeln in der Stimme: "Dann lasse ich euch zwei euch mal in Ruhe anschweigen."
Ein leises Schnauben - und zwar doppelt - war die leicht versetzte Antwort.
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Die Elfe lachte. Um den Zauber aufzuheben, benötigte sie keine Geste. Mit einem "Einen schönen Rest des Tages." wandte sie sich ab und kehrte ohne Eile wieder an den Abgrund zurück.
"Vielleicht solltest du mit dieser Art Zauber demnächst vorsichtig sein", bemerkte der Dämonenjäger an ihren Rücken gewandt. "Wie du ganz richtig erfasst hast, gibt es andere, die sind nicht so .. ruhig."
"Aber nicht weniger faszinierend", erwiderte sie aalglatt, ohne sich wieder umzudrehen. "Ich habe genug getötet, um zu wissen, auf was ich mich einlasse."
"Ganz recht!", krakeelte Aeshma in die letzten Worte und beinahe hatte das Schrille etwas von einem Wichtel gehabt - nichts könnte entfernter als ein solcher sein. [Klappe!] unterbrach Oona weitere Ausführungen, bevor er weitere Worte laut folgen ließ: "Na dann", sagte er nämlich und schwang sich von der niedrigen Tribüne. "Viel weitere Freude am Risiko, Mädel." Ohne ein weiteres Wort richtete er seinen Weg zurück in die Stadt - wohin auch immer ihn der von dort aus führen mochte.
Ein letztes Mal lachte die Magierin kurz auf, ehe sie etwas Anlauf nahm und mit einem gekonnten Satz.. in den Abgrund sprang.

Gespielt und geschrieben zu: Melody Gardot - Some Lessons
https://www.youtube.com/watch?v=xz_Yg8nIdVk
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[Halb]

Trolle. Oonayepheton rümpfte eher instinktiv die Nase, als dass er einen eigentlichen Widerwillen verspüren würde. Es hatte etwas mit ihm gemacht, dieser Satz in Dalaran. Ihr habt euch erstaunlich gut im Griff. Und doch bleibt Ihr in der Nähe einer alten Beute und sucht Euch keine neue. Oder vielleicht genau deswegen?
Das alles war kaum eine Woche her und schien bereits Ewigkeiten hinter ihm zu liegen. Langsam setzte er Fuß vor Fuß auf der alten Kaimauer entlang. Der Wüstensand, der sich in jede Falte, Spalte und Ritze zu setzen schien, derer er habhaft werden konnte, knirschte fast geräuschlos und doch spürbar unter seinen Sohlen und juckte hie und da in seiner Kleidung auf der Haut. Er vermied es, sich übermäßig zu kratzen. Dennoch würde es bald Zeit werden, die Hosen und Stiefel ordentlich auszuschütteln und auch die Bandagen auszuwaschen und zu erneuern, die seinen Brustkorb an Stelle eines Hemdes verhüllten. Der volle Mond stand hoch am Himmel und tauchte den halb zerfallenen Hafen in gespenstisches, fast taghelles Licht.
Spuk war hier lebendig. Die Geister der Toten und ihre Knochen wandelten aufrecht umher und sannen auf eine Rache, die sie an allem und jedem ausließen, der ihren Weg kreuzte. Im Stillen fragte er sich, ob sie begriffen hatten, dass sie tot waren. Und ob sie wohl je ihren Frieden finden würden. Er rieb sich den linken Arm, als er am Ende des Kais angekommen stehenblieb. Die Muskeln schmerzten von der ungewohnten und unausgewogenen Bewegung der so viel leichteren Waffe, die er seit seit seinem Aufbruch mit der Linken führte. Es war viel weniger Wucht vonnöten und er hatte sich bei Weitem noch nicht daran gewöhnt.
Ein tiefer Atemzug hob seine Schultern. Er ließ sich zu Boden sinken, legte die Hände in den Schoß und hob sein Gesicht zum sternklaren Himmel auf.

An einem namenlosen Schließfach in Dalaran lehnte, zurückgelassen und unadressiert, eine Kriegsgleve für eine linke Hand. Den Besuchern des Zauberkastens, die die Schließfächer passierten, war offen an den Gesichtern abzulesen, dass sie sich wohl den einen oder anderen Gedanken darüber machten oder sich ihre ganz eigenen Geschichten darüber zurechtspannen, was es wohl damit auf sich haben mochte, doch keiner fragte danach. Und keiner wagte es, die Waffe zu berühren.

Geschrieben zu: Melody Gardot - If ever I recall your face
https://www.youtube.com/watch?v=TKe8A31FtQE


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[Zuldazar]

Der nebelige Dampf, der die Luft beinahe so undurchsichtig machte, dass man keine Armspanne weit sehen konnte, war feucht und warm, so warm, dass die kühlen Wüstennächte ein ganzes Leben weit entfernt schienen. Es war schwierig zu unterscheiden, wo sein Körper aufhörte und das Wasser begann, in dem der Dämonenjäger hockte und das seine Haut weichte, bis seine Finger und Fußsohlen sich in fast weiße Runzeln gekräuselt hatten.
Oonayepheton genoss die Entspannung, die das Dampfbad ihm gewährte. Die Nische, die er sich für sich ausgesucht hatte, befand sich ein gutes Stück abseits von den überlaufeneren Eingängen, in denen sich die Besucher auch für das Rauchen von Nargiles, Ölmassagen oder anderen gesellschaftlichen Vergnügungen trafen. Das Gemurmel von Gesprächen brandete halblaut durch die Schwaden, gelangte aber nicht vollständig in das Halbdunkel. Er hatte jedes bisschen Kleidung abgelegt, sie zum Reinigen gegeben und doch eine vollkommen frische Montur im Hafen der Hauptstadt anpassen lassen, die sorgsam gefaltet in der Umkleide auf ihn wartete. Nur seine Augenbinde hatte er tunlichst selbst gesäubert. Den schmalen schwarzen Streifen Stoff, der mehrfach gefaltet auf den Trockentüchern zu seiner Linken lag und in dessen Lagen silbern schimmernde Runen eingewebt waren, hätte er nirgendwo zurückgelassen.
Dort, wo sich seine Augen hätten befinden müssen, glomm grünes Feuer durch die verhangene Luft. Die Flammen verschwanden in der Schale, die seine Hände formten, als er sich das Gesicht mit dem warmen, parfümierten Wasser benetzte und blieben hinter den Lidern verborgen, als er den Kopf wieder hob und sich mit geschlossenen Augen ohne Hast und Eile wusch. Einige tiefe Atemzüge sogen den Dampf in die Lungen und gaben ihn vermeintlich kühler wieder ab.
Entgegen der vermeintlichen Versunkenheit in sein Tun waren seine Sinne hellwach. Er konnte die Vorsicht, zu der er bereits zu lange gezwungen gewesen war, nicht gänzlich abstellen. Ob so jemals eine vollkommene Entspannung möglich sein würde, war zurecht fraglich.
Glücklicherweise ließ ihn Aeshma in Ruhe. Der Dämon war es zufrieden gewesen, dass es einiges zu töten gegeben hatte, dass der Stillstand ein Ende hatte, das Warten auf etwas Unbestimmtes hinter ihnen lag und solange er ihm gab, wonach ihm verlangte, dämmerte er in den Ruhepausen gesättigt vor sich hin. Auch wenn es nicht gänzlich das war, was dessen Naturell entsprach.. solange ein wenig Tod und Verderben, ein bisschen Verstümmelung und Blut dabei heraussprang, konnte Aeshma offenbar gut damit leben.
Oonayepheton hasste Kompromisse. Aber was blieb ihm übrig? Er arrangierte sich und überlebte, das hatte er stets so gehalten und würde es weiterhin tun. Nur der, der sich an die Gegebenheiten anpasste, würde überleben. So lief das nun einmal in der Welt, die ganz auf dem Fundament von Resonanz errichtet war. Der Nihilismus jeglicher Moral war nur ein weiteres Echo, das er nun der Welt zurückgab. Es kratzte ihn ganz einfach nicht. Nicht einmal welchen Kampf er führte oder welchem Herrn er diente - solange er sein Auskommen dabei hatte. Und diese Stadt war golden.
Zuldazar. Welches verheißungsvolle Wort das zu sein schien. Und doch bedeuteten ihm die Ränkespiele der Mächtigen hier nichts.
Er hatte innegehalten, irgendwann in seinem Gedankengang. Jetzt stand er ruckartig auf, griff nach der Augenbinde, verknotete sie um die nassen Flechten seiner Haare, schlang sich das Tuch um die Hüften und entstieg dem Becken mit zielstrebigen Schritten. Die Wüste hatte er hinter sich.
Die Ungewissheit, die vor ihm lag, war ein tiefgrüner Dschungel.

Geschrieben zu: Ruelle - Until we go down
https://www.youtube.com/watch?v=IzjcKS5X4WQ
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[Feuer in der Nacht]

Die Kühle des Steins unter seinem Gesäß hatte noch nicht den Grad erreicht, an dem sie ihm unangenehm zu werden drohte. Oonayepheton saß vollkommen still am Rand der Plattform der großen Pyramide und ließ das gedämpfte Treiben hinter sich auf sich einströmen, das selbst mitten in der Nacht um das große Siegel herum niemals abzureißen schien. Die großen Feuerschalen verströmten eine selbst auf mehrere Meter spürbare Wärme, die sich mit der Brise der Höhenluft mischte und über seinen nackten Schultern verwirbelte. Weit unten am Boden trieb kühlere Luft Laub vor sich her und jagte es trudelnd über Stein und Holz.
"Der Punkt ist", dozierte Aeshma in der nicht vollkommenen Stille, "dass du ein Idiot bist. Das einzig intelligente an dir ist, dass du es weißt." Der Dämonenjäger runzelte die Stirn, zog missbilligend die Lippe nach oben und stieß ein ebensolches Zischen aus. Da bist du dir wohl sicher. Der Dämon gab keine Antwort, aber Oonayepheton konnte sein süffisantes Grinsen körperlich spüren. Langsam senkte sich seine Lippe wieder über die Zähne und sein Mund schloss sich zu einem nicht gerade entspannten Bogen.
"Was hat dich denn abgehalten?" wollte Aeshma nun wissen. Er klang wirklich so, als würde es ihn interessieren. Das Mädchen sucht etwas in mir, das es nicht gibt. Das schnaubende Lachen in seinem Kopf war misstönend und vertraut zugleich. "Und wen willst du jetzt anlügen? Dich selbst oder mich oder uns beide?" Aeshma ließ sich nicht einmal dazu herab, tadelnd zu klingen. Die Gewissheit der Worte war so selbstsicher, dass nicht einmal ein erneuter Kataklysmus sie zum Wanken gebracht hätte. Es brachte den Dämonenjäger ebenfalls nicht zum Wanken. Nur der Bogen seiner Lippen gewann noch etwas mehr an Abwärtsschwung. Es hat einfach keinen Sinn.
"Der Zweifler", spottete der Dämon. "Deine erhabene Keuschheit ist lächerlich. Zu was willst du mutieren? Einem Eremiten?" Jetzt kippte sein Tonfall. "Freundchen, so haben wir nicht gewettet! Das war nicht der Deal und das weißt du!"
Ohne es zu wollen sog ein tiefer Atemzug die Luft eines Seufzens in Oonas Lungen. Bevor er es ganz bemerkt hatte, wollte es sich auch schon Bahn brechen. Er schloss fest den Mund und die Luft entwich in einem unterdrückten Schnauben stattdessen seiner Nase. Du kannst mich nicht zwingen. Seine entspannten Hände umgriffen fester seine Knie, bevor sie - nur langsam - die Kraft wieder lösten.
Der Dämon antwortete einige Augenblicke nicht. Als er sich wieder meldete, klang er ungewohnt nachdenklich. "Du hast dir selbst ein Paar Hörner aufgesetzt. Nicht dass du noch ein Paar brauchen würdest. Ich verstehs ja bis zu einem gewissen Punkt." Nach einer kurzen Pause fuhr Aeshma fort. "Eigentlich auch darüber hinaus. Aber trotzdem muss es irgendwie weitergehen." Der letzte Satz enthielt eine unausgesprochene Frage in den Zwischentönen.
Jetzt war es der Dämonenjäger, der einige Zeit brauchte, bis er antwortete. Der einsetzende Nieselregen konnte die Feuer der Nacht nicht löschen. Er war zu leise, um die Worte in seinem Kopf zu übertönen. Oonayepheton saß vollkommen still am Rand der Plattform der großen Pyramide und ließ das gedämpfte Treiben hinter sich auf sich einströmen, das selbst mitten in der Nacht um das große Siegel herum niemals abzureißen schien. Die Kühle des Steins unter seinem Gesäß hatte noch nicht den Grad erreicht, an dem sie ihm unangenehm zu werden drohte.
Ich weiß.

Geschrieben zu Birdy + Rhodes - Let it all go
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[Rost]

Der rostige Geruch und Geschmack lag noch auf seiner Zunge und kitzelte seine Nase. Oonayephetons Nasenflügel blähten sich in der Luft vor dem großen Tor. Auch die war durchzogen von Blut, P.isse und Sch.eiße und schwelendem, verbrannten Fleisch. Die Luft flimmerte von den buntesten Resten gewobener und geworfener Magie aller Arten. Das Stöhnen Verwundeter, die Schreie derer, denen sich die Heiler bereits im Begriff waren anzunehmen und die verstörten Blicke der Zivilisten, die sich in den Ecken herumdrückten und mit recht hoher Wahrscheinlichkeit noch überforderter mit der Gesamtsituation waren als diejenigen, die ein Putschscharmützel wie dieses zumindest nicht Vater und Mutter und deren Sprache vergessen ließ, waren allüberall.
Hier wie überall, wiederholte er seine Gedanken, das gleiche. Macht und Ränkespielchen, wer seinen A.rsch auf den goldensten Thron platzieren darf.
"Ausnahmsweise", grinste Aeshma ungehört, "bist du nicht der einzige Unerwünschte."
Oonayepheton schnaubte. Er stand dort, wo er nur einen Abend zuvor noch gesessen hatte, die Arme vor dem Körper verschränkt, und ließ sich den Wind um die Nase wehen, der von unten noch mehr der Geräusche eines sterbenden Schlachtfelds an seine Ohren trug.
Wie mich das alles ankotzt. Die Gedankensignatur des Dämonenjägers war missmutig.
"Du klingst fast wie -" Der Dämon verstummte, aber er musste es nicht aussprechen. Es war auch so deutlich genug. Das Bild vor ihrer beider innerem Auge war so klar, als sähen sie mit echten Augen in einen Spiegel. Betretenheit und sogleich folgender Zorn wallten auf und ließen die grünen Flämmchen erneut über die pechschwarzen Runen auf der Haut des Dämonenjägers tanzen. Beinahe war der Dämon versucht, sich zu entschuldigen, aber ganz soweit war er noch nicht gesunken. Allerdings sagte er auch nichts anderes mehr.
Die plötzliche Aufgebrachtheit war so übermächtig, dass Oonayepheton keine Worte zustande brachte. Das Unverständnis und die ohnmächtige Wut darüber, dass Aeshma - unpassenderweise - erneut dieses Thema in sein Bewusstsein gezerrt hatte, lief ganz eindeutig den sonstigen Bestrebungen des Dämons zuwider. Während ein kleiner Teil seiner Wahrnehmung ebendas registrierte und Aeshma es in Gedankenschnelle emotional bestätigte, wühlte Oona die Reaktion nur noch weiter auf. Selbstgerecht und bewusst verletzen wollend merkte er an: Schön, dass wir beide nicht wissen, was wir wollen.
Die innere Stille war laut. Das Gefühl, ertappt worden zu sein, war nicht sein eigenes. Und obwohl Oonayepheton um jeden Preis wollte, dass ihn das befriedigte, tat es genau das Gegenteil. Er biss die Zähne zusammen und hob das Gesicht mit schmalem Mund höher in den Wind.
Es gab keine triumphalen Ausgänge in dieser Disziplin. Wo zwei sich verletzten, blieben am Ende immer nur Verletzte, keine Sieger. Nach einer geraumen Weile ließ sich Aeshma erneut vernehmen. Er klang seltsam, so als wolle er verschleiert um Versöhnung bitten. "Und nun?"
Oonayepheton gab keine Antwort. Sein Schulterzucken war Antwort genug.

Geschrieben zu A Great Big World - Say Something
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[Wolken]

Das große Siegel. So verheißungvoll und golden die große Pyramide das Licht eines neuen Horizonts und neuer Verbündeter über die Horde hatte erstrahlen lassen, so trübe und düster waren die letzten Stunden gewesen. Wer verstand schon etwas von der Politik der Zandalari? Der Putschversuch hatte einiges aus der Bahn geworfen. Obgleich die Heiler und Helfer es geschafft hatten, die meisten Verwundeten und die Leichen inzwischen wegzuschaffen, lag noch immer ein Schatten über dem Zentrum der Insel.
Oonayepheton drehte das Gesicht in den Wind. Natürlich hatte er sich nicht die Zeit genommen, seine Waffen zu reinigen. Die Blutschlieren, derweil eingetrocknet, verdunkelten die Schneiden der Gleve - wo auch immer seine zweite geblieben war. Die Waffe, die sich mit der Gleve kreuzte, war ein seltsames Werkzeug, das Ähnlichkeit mit einem Doppelklingenschwert aufwies - jedoch keine Stange besaß, sondern gänzlich aus einer Klinge mit einem dagegen winzigen Griff zu bestehen schien. Wie man eine solche Waffe führen sollte, dürfte den meisten ein Rätsel sein. Zumindest schien sie im Gegensatz zur Gleve sehr viel leichter zu sein. Die Handhabung erklärte es dennoch nicht. An seiner - offenbar neuen - Kleidung war keinerlei Makel zu sehen.
Linndriel war ein paar Meter von dem Elfen entfernt stehengeblieben. Ohne auf sich aufmerksam zu machen beobachtete sie ihn einen kurzen Moment lang, wie er dastand und das Land der Zandalari überblickte. Sie hatte Oona auf dem Weg zu einer Mission im Augenwinkel wahrgenommen und war sogleich in seine Richtung gestiefelt. Linndriel trug eine beinahe kunstvoll gefertigte Lederrüstung, hier und dort mit Knochen und Fangzähnen verziert und mit einem auffallend großen Ausschnitt. An ihrem mit Lederbeuteln überladenen Gürtel befanden sich ebenfalls zwei Dolche, welchen man ihre häufige Nutzung anzusehen mochte.
Womit auch immer der Dämonenjäger gerade beschäftigt war - es spiegelte sich nicht im Außen. Er stand vollkommen still, die Arme fest vor dem Körper verschränkt und beinahe hätte man meinen können, dass seine Schultern einen trotzigen Ausdruck widerspiegelten. Er wirkte verspannt. Angespannt? Vielleicht noch von dem Scharmützel, dem er ganz offensichtlich nicht nur als passiver Zeuge beigewohnt hatte. Auch an den signifikanten Details der Umgebung spiegelte sich die Nachwirkung und Konsequenz der Auseinandersetzung. Statt der golden gerüsteten Trollwachen waren es nun wieder einmal die Verlassenen, die die Tore der Stadt flankierten..
Leichten Fußes, ohne auch nur den leisesten Hauch eines Geräuschs zu verursachen, begab sich Linndriel näher an den Elfen heran. Nur ein paar wenige Zentimeter von ihm entfernt blieb sie stehen, hob langsam ihre beiden Hände, ein schelmisches Grinsen im Gesicht tragend, nur um diese dann anschließend ruckartig an seinen Arm fahren zu lassen, gefolgt von einem lauten "Buh!". Ob dies eine schlaue Idee gewesen war?
[Dice SG 65 Selbstbeherrschung; rolled 86]
Oonayepheton zuckte nicht einmal zusammen. Die bloße Haut, die sie berührte, war nachtkühl, strahlte aber unterschwellige Wärme aus. Ohja, er war in der Tat verspannt. Langsam drehte er den Kopf ins Profil und das wohlvertraute Gefühl eines direkten Blicks, wenn auch weniger intensiv als wenn er sich ihr ganz zugewandt hätte, legte sich in Linndriels Bewusstsein. Die fest geschlossenen Kiefer entspannten sich unter bewusster Willensanstrengung. Das Lächeln wirkte etwas gezwungen. "Buh?" fragte er. "Tatsächlich?"
Die Mundwinkel der Elfe, die zuvor noch zu einem Grinsen erhoben gewesen waren, erschlafften zu einem enttäuschten Schmollen. "Buh.." wiederholte sie leise, ehe sie einen seichten Seufzer ausstieß. "Ich hab mir fast gedacht, dass du dich nicht erschreckst. Wäre auch zu schön gewesen um wahr zu sein", grummelte sie vor sich hin und boxte leicht gegen seine kräftige Schulter.
Oonayepheton senkte abschätzend einen Mundwinkel, den ihr zugewandten sogar. Vielleicht bewusst. "Du hättest gute Chancen gehabt." Er schien sich willentlich dazu zu zwingen, die verspannte Haltung etwas aufzugeben. Dann drehte er sich ein wenig mehr in ihre Richtung, ohne dem Abgrund jedoch ganz den Rücken zu kehren. Dem Knuffer war es nicht geschuldet. Sein Gesichtsausdruck wechselte in etwas halbfragendes und ebenso fragend hob er eine Braue. Ansatzweise. Im Ganzen verf*ckten Leben nicht hätte er zugegeben, dass die flüchtige Berührung, selbst mit behandschuhten Händen und selbst wenn sie noch so scherzhaft und grob ausgeführt worden war, Balsam für sein waidwundes Gemüt darstellte. Aeshma murmelte etwas, aber er achtete nicht darauf. Die Zwiegespräche mit seinem Dämon traten hinter den echten Begegnungen aus guten Grund zurück und niemand war sich darüber bewusster als Aeshma selbst.
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Linndriel kniff die Augen ein wenig zusammen, so dass sich ihre Stirn zwischen den dünnen Augenbrauen runzelte. "Was schaust du mich denn jetzt so dumm an?" fragte sie anschließend, nachdem sie aus seinem Gesichtsausdruck offenbar nicht schlau werden konnte. "Was machst du hier überhaupt?" fragte sie direkt weiter, ohne die Antwort auf die erste Frage abzuwarten. Sie beugte sich ein wenig zur Seite, um einen Blick auf die Waffe an seinem Rücken zu werfen. Als sie das Blut an dieser entdeckt hatte, hob sie die Brauen und begab sich wieder in ihre Ausgangsposition. "Du bist ohne mich in die Schlacht gezogen?" sagte sie mit einem empörten Unterton in der Stimme.
Oonayephetons fragender Ausdruck verschwand binnen Bruchteilen von Sekunden. Für einen kurzen Moment versucht, auf das 'dumm' als Provokation einzusteigen, fing er sich im letzten Augenblick. Wer war er denn? Richtig. "Nachdenken", antwortete er also auf die erste Frage und setzte sogleich fort: "In die Schlacht gezogen kann man das nicht unbedingt nennen. Wenn man in einem Raum eingesperrt wird und abgeschlachtet werden soll wie Vieh.." Sein Kinn zuckte wegweisend auf die Tore des großen Siegels. "Wo warst du denn, als sie hier ihre kleinen politischen Ehrenmorde ausgeführt haben?"
"Nachdenken", wiederholte Linndriel langsam und sah Oona dabei mit einem Ausdruck im Gesicht an, als würde sie ihm diese Antwort nicht so ganz abkaufen. Näher darauf eingehen tat sie allerdings auch nicht. "Ich schätze.. Woanders? Ich war noch geschäftlich in Orgrimmar unterwegs. Hatte etwas mit.. einem Goblin zu klären, nicht so wichtig. Aber scheinbar hab ich den ganzen Spaß hier verpasst.." Enttäuscht ließ sie ihre Finger an der schmalen Dolchklinge entlanggleiten, offenbar im Kopf bei der Vorstellung, was für einen Kampf sie sich hier wohl geliefert hätte.
Der Dämonenjäger verzog das Gesicht. Für Spaß schien er das Ganze wohl nicht zu halten. Konträr zuckte er mit den Schultern, die Arme noch immer verschränkt, wenngleich weniger fest als zuvor. "Ist mir im Grunde sch.eißegal, wer wen regiert, aber ganz offensichtlich wollte irgendwer den König stürzen und noch offensichtlicher die Horde vertreiben. Keine Ahnung, was auf der Insel hier gerade abgeht, und im Grunde geht es mich auch nichts an."
"Was machst du dann hier, wenn es dich nichts angeht?" fragte Linndriel neckend, während sie an ihm vorbeiging und ihre Hand aus der Bewegung heraus nach seinem Unterarm griff, um ihn sanft hinter sich herzuziehen. Am Ende des Vorsprungs ließ sie sich nieder, die Beine über den Abgrund baumelnd und die Hände neben sich auf dem Boden abstützend.
Oonayepheton ließ sich zumindest umdrehen, bevor sie den Griff durch seine langsamere Bewegung verlor und ließ sich neben ihr nieder. Ungefragt, sicherlich, aber dann doch wohl erwünscht. Der Abstand war anständig. Exakt anderthalb Ellen. Für einen Augenblick wirkte er wirklich nachdenklich. Er schien die Elfe zu taxieren. Eine Antwort blieb er ihr aber dennoch nicht schuldig. "Mir hat jemand in Dalaran eine Frage gestellt, die hat mich nachdenklich gemacht. Deshalb bin ich hier."
Linndriel wandte den Kopf Oona zu und stützte das Kinn auf ihrer rechten Schulter ab. "Was für eine Frage?"
Oonayepheton nickte kurz, wie zu sich selbst, bevor er antwortete. "Was ich in der Nähe der alten Beute mache, weswegen ich mir keine neue suche. Die Frau hatte im Grunde recht. Man kann an einem Ort bleiben und in die Sterne starren", hier pausierte er kurz und ein Mundwinkel zuckte, schaffte es aber nicht zu einem Lächeln, dann sagte er: "oder ihnen folgen."
"Das ist wohl wahr..", murmelte sie leise, während sie mit einem ernsten Ausdruck sein Gesicht musterte und wie so oft vergebens versuchte, darin zu lesen. "Aber seit wann folgst du anderer Leute Worte?"
Oonas Mund zuckte in ein blitzendes Lachen, entwaffnet und entwaffnend zugleich. Die Eckzähne, spitz wie bei einem Kaldorei, waren das einzige, was die Zahnreihen über dem Dunkel dazwischen noch verband. Lautlos. "Gar nicht, wenn es keinen Sinn macht." Dem Tonfall konnte man das Lachen anhören wie ein vergangenes Echo. "Das macht aber Sinn."
"Und am Ende des Tages sitzen wir wieder hier und starren in dieselben Sterne an einem anderen Ort." Schmunzelnd blickte Linndriel den Elfen an, ehe sie sich, wie sie bereits gesagt hatte, den Sternen zuwandte, die jedoch zum Teil von dicken Wolkenschleiern verdeckt waren.
"Am A.rsch", dozierte Aeshma ungehört, "du glotzt das Mädel an." Das Lachen des Dämons verstummte jedoch rasch wieder. Zu rasch. Er erhielt keine Antwort.
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