Das Morgenrot breitete sich am Himmel über den weiten Ebenen des Talkessels von Mulgore aus, während der braun befellte Yaungol der aufgehenden Sonne mürrisch entgegen starrte. Noch blendete sie ihn nicht, musste sie noch die Wipfel der Berge erklimmen, doch gab ihm das Zeit dem unausweichlichen entgegen zu starren und nachzudenken. Seine linke Pranke lag ruhig auf dem Rücken seines struppigen Kriegsyaks, dass nur wenige Augenblicke zuvor auf seine Hufe gekommen war. Ähnlich brütend starrte das Tier gerade aus, nur das Yak wusste, wem oder was sein Fokus galt, während es ab und an Gras aus dem Boden rupfte, als wollte es die Pflanzen mahnen, ja nicht aufzubegehren. Ein tiefliegender Frust, der zu einer kurzen Zündschur führte, die beide Yakwesen teilten.
Seine Gedanken wanderten zurück. Zu dem Überfall mitten in der Nacht. Durch irgendeine Hexerei konnten die Zentauren im Dunkeln sehen. Feige wie sie waren, griffen sie vorerst nur ihre Herde an. Ihre Herde, die sie nahezu überall mit hin nahmen. Ihre Lebensader aus Fleisch, Milch und Fell. Ihr Lager für Knochen und Horn. Treue Gefährten im Kampf. Abgeschlachtet wie simples Vieh. Ehrlich gedacht war ein großer Teil auch Vieh, doch das war nicht der eigentliche Grund, wieso er wütend war. Die Zentauren hatten sich bewusst an der hilflosen Herde vergriffen. Sie wollten ihnen eine Schmach zufügen, die die Yaungol in einen schnellen und wilden Gegenschlag zwang. Und das taten sie auch. Mit den Tauren der Bluthufe und den Goblins der Schwarzkolben schlugen sie schnell, wild und hart zurück.
Doch als sich der Kampfeslärm legte und das Hufgetrappel der Zentauren verklang, lag nicht nur der größte Teil ihrer Herde und ein kleinerer Teil ihrer Ehre am Boden. Einen Dolch der Schmach hatten diese Pferdemenschen den Yaungol des Banners tief in ihr Herz getrieben, als sie ihren Khan entführten. Das war das Ziel ihres Angriffs gewesen.
Tiefe und schwere Atemzüge begleiteten das leise Widerkäuen seines Yaks. Unwillkürlich und mit seltener Zärtlichkeit strich er seinem Yak durchs Fell, griff einmal kräftiger hinein, woraufhin das Yak leiste aufgrunzte. Doch schien es sich nicht gestört zu fühlen. Eher verstand es auf einer Ebene, die keine Worte brauchte.
Einen ganzen Tag wartete er, bis die Goblins den mutmaßlichen Unterschlupf der Zentauren ausgespäht hatten, damit sie diese Scheusale mit einem einzelnen, gezielten Schlag vernichten konnten. Und genau das gelang ihnen auch, doch da war kein Khan. Nur ein blauer Kristall und sein Messer. Über einen Zufall stellte sich heraus, dass der Kristall einen magisch an einen anderen Ort bringen konnte. Der Ort war kalt und dunkel, sie hatten keinen Weg zurück und einige Rätsel vor sich, was sie noch nicht wissen konnten. Nach und nach und Tag für Tag arbeiteten sich die Yaungol und Goblins - sowie eine Hochberg - durch den Untergrund. Lösten ein Rätsel nach dem anderen mit geringfügigeren Nebenwirkungen. Schließlich fanden sie den Khan.
Angebunden wie ein Opferkalb, mit einer Klinge in der Flanke, die nicht von dieser Welt schien. Er schien verwundet und schwach, doch kein bisschen weniger entschlossen. So schöpfte auch er von diesem Quell neuer Entschlossenheit. Und Wut. Nun galt es nur noch den Verantwortlichen des Ganzen zu vernichten, was sie taten. Nun konnten sie endlich diese seltsame Höhle voller Verwünschungen verlassen, doch staunten sie nicht schlecht als sie sich umsahen.
Die Hexerei des blauen Kristalls hatte sie einen ganzen Kontinent versetzt. Nachdem die beiden Gruppen etwas hilflos umher wanderten stießen sie im nahen Wald auf eine Art Fest von Orcs, dem sie sich anschlossen. Es stellt sich heraus, dass es nicht irgendwelche Orcs waren, sondern die Orcs, mit denen der Khan vor einer gefühlten Ewigkeit ausgehandelt hatte zu ihnen zu reisen und mit ihnen ein Mammut für das Flammenbanner zu fangen. Und diese feierten gerade eine Bindung zwischen ihren Oberhäuptern. Sie schlossen sich an, noch immer bitter über ihre Schmach, doch im Wissen, sich nun einige Tage ausruhen und erholen zu können. Als wären sie geladene Gäste wurden sie aufgenommen und durften sich entsprechend am bereit gestellten Buffet bedienen.
Kurz vor ihrem Aufbruch, erholt und fett gefressen, nahm man die Gelegenheit wahr, sich noch das Mammut anzueignen. Anschließend reiste das Banner mit einem Schiff zurück nach Kalimdor. Zurück zur Herde. Oder eher dem, was davon übrig geblieben war. Nur wenige Tage hatten sie von Ratschet, wo sie an Land gingen, bis nach Mulgore gebraucht, trotz Mammut. Doch gerade wegen des Mammuts schienen sie unterwegs keinerlei Stolpersteinen über den Weg gelaufen zu sein. Nun waren sie zurück, erneut mit ihrem schweren Verlust konfrontiert.
Ehe der Yaungol weiter über die Nacht der schweren Schmach grübeln konnte, stachen ihn blendende Strahlen, wie kleine Nadeln, in seine Augen und zwangen ihn, zur Seite zu schauen. Die Sonne hatte es wie zu erwarten geschafft. Sie hatte die Berge überwunden und leuchtete nun nahezu das ganze Tal mit einem feurigen Rot aus. Als wollte die Sonne das Tal selbst in die Farben des Feuers hüllen. Nach und nach machten sich auch im Dorf der Bluthufe die ersten Lebenszeichen bemerkbar. Anstatt sich erneut seinen Gedanken hinzugeben fährt er mit seiner Linken noch einmal über das geladene Fell seines Yaks. Es galt Vorbereitungen zu treffen. Das Banner bricht erneut auf. Schlanker als zuvor, zurückgeschlagen, doch nicht besiegt.