Hyaena - Geschichte(n) einer Troll-Jägerin

Vorbemerkung

Alles fing mit einer Kopfbedeckung an.

Hyaena, meine Troll-Jägerin und irgendetwas mit Level 70, war eines Tages in Nagrand am Buddeln und fand fehlende orcische archäologische Relikte, setzte sie zusammen und hielt plötzlich den Kopfputz des ersten Schamanen in den Händen.
Zeitgleich war sie gerade dabei ihren Ruf bei den Maghar auf Ehrfürchtig zu bringen, um in den Besitz eines Talbuks zu kommen.
Und auf einmal fügten sich, ähnlich wie bei der Mütze gerade, Bruchstücke zusammen und ein noch etwas ungeschliffenes Bild, wer sie war, woher sie kam und wohin sie gehen würde, tauchte vor meinem inneren Auge auf.
Jeng'a war geboren.

Das ist jetzt über 1 Jahr her und seitdem wächst und wächst Hyaenas Geschichte.
Zum einen schaue ich, was sich vom Spielcontent nutzen lässt (wie z.B. in Teil 2), zum anderen spinne ich ihre Vergangenheit nach und nach aus.
Das bringt sehr viel Spaß und ich staune manchmal selber, über das was ich dabei über die Troll-Jägerin erfahre.
Ich habe mir selber den Rahmen auferlegt, jeden Sonntag ein mehr oder weniger kurzes Kapitel zu veröffentlichen, was sich dann für den "Stil" der Erzählung maßgebend zeigte.

Ich habe zwar schon eine Plattform, auf der ich die Veröffentlichungen vornehme, hauptsächlich wegen der gestalterischen und strukturellen Möglichkeiten, aber da ich vermute, dass sich kaum jemand dort regelmäßig hin verirrt, habe ich nach langem Überlegen beschlossen, die Story auch direkt hier zu posten.
Und zwar immer dann, wenn ein Teil komplett veröffentlicht ist.
Im Moment läuft gerade der 5. Teil (und wird es wohl auch noch bis knapp ins neue Jahr hinein tun), aber die ersten vier können und werden bis dahin hier von mir gepostet werden.
Vielleicht gefällts ja dem einen oder anderen.

Viel Spaß (hoffentlich) dabei.
Eure Hya

Hier gibt es die laufende Erzählung zu lesen:
https://freisein.de/Hyaena

[Update / 22.11.'16 : Nachdem ich den ersten Teil komplett auf einmal reingesetzt habe, kam mir das dann doch eher abschreckend viel vor. So werde ich in Zukunft doch so vorgehen, dass ich alle paar Tage lediglich ein Kapitel poste. Erstmal zumindest.]

[Update / 17.12.'16 : Danke für den Zuspruch sowohl innerhalb, wie auch ausserhalb des Spiels. Das macht mir Lust dranzubleiben. :) Danke! ]

Übersicht

Teil 1
Hyaena will sich eigentlich nur bei den Maghar in Nagrand einschleimen um an Talbuks zu kommen, doch dabei bleibt es nicht. Ausserdem erfahren wir ein wenig über eine kleine Troll im Schlingendorntal, ca. 17 Jahre vor den Ereignissen auf der Scherbenwelt.
---> https://eu.battle.net/forums/de/wow/topic/17614472677#post-2

Teil 2
Statt inmitten Eis und Kälte, wie eigentlich geplant, findet sich Hyaena von Hitze und Sand umgeben. Doch soll ihre Reise sie noch dahin führen, wo sie eigentlich gar nicht sein kann. Mit weitreichenden Folgen.
---> https://eu.battle.net/forums/de/wow/topic/17614472677#post-12

Teil 3
Jeng'a ist mittlerweile eine 10 Jahre alte Schattentatzenpantherin, wird aber jedoch eines besseren belehrt. Zudem lernen wir Hyaenas Bruder kennen und können eine getriebene Troll erleben.
---> https://eu.battle.net/forums/de/wow/topic/17614472677?page=2#post-33

Teil 4
Nordend hält so einiges parat für Hyaena. Eingeständnisse, neue Freunde und eine wahrlich große Idee. Zu groß, erstmal.
---> https://eu.battle.net/forums/de/wow/topic/17614472677?page=3#post-43

Teil 5
Jeng'a wächst zur Frau heran und wird zu einer folgenschweren Entscheidung gezwungen. Doch nicht nur sie, sondern gleich der gesamte Stamm wird geprüft.
---> https://eu.battle.net/forums/de/wow/topic/17614472677?page=3#post-58

Teil 6
Die Vorbereitungen für die zweite Nordendfahrt laufen ...., nun ja, ....heiss an. Und Hyaena glaubt zu erahnen was es bedeutet ein Wildherz zu sein.
---> https://eu.battle.net/forums/de/wow/topic/17614472677?page=4#post-74

Teil 7
Jeng'a lernt was es heisst eine Troll ohne Stamm zu sein. Auf die harte Art und Weise. Was bleibt ist, dass sie was verliert.
---> https://eu.battle.net/forums/de/wow/topic/17614472677?page=5#post-86

Teil 8
Hyaena ist wieder in Nordend. Aber wird Gold sie ans Ziel bringen?
---> https://eu.battle.net/forums/de/wow/topic/17614472677?page=6#post-103
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Teil 1

1. Kapitel

Nagrand
- Scherbenwelt

Es waren an die zwanzig die sie im Dorf gezählt hatte.
Dazu die sechs in und vor den beiden Höhlen. Die auch als erstes dran glauben mussten, wenn sie selber bei dieser Aufgabe so lange wie möglich unentdeckt bleiben wollte. Wäre sie erst einmal unten im Dorf zählte Schnelligkeit. Erst dann würde sie "Hübsche" freigeben. Vorher würde die jungen Hyäne zuviel Aufmerksamkeit erregen. War sie erst einmal in Fahrt, würde sie ihre Mischung aus knurren und kichern kaum zurückhalten können. Aber dafür würde es dann mit ihr unten im Dorf viel schneller ablaufen. Und das war wichtig in der zweiten Phase, unten im Dorf, wo alle dichter beieinander standen und der Überraschungsmoment nicht lange aufrechtzuerhalten war.

Die Troll legte wieder einen Pfeil zur Seite. Der Köcher war voll, ein paar müsste sie mit in die Bogenhand nehmen. Die letzten zwei Wochen war sie mit dem Schäften neuer Pfeile und dem Beobachten der Oger und ihrer Gewohnheiten beschäftigt. Beides erforderte Geduld, aber wenn sie von etwas reichlich hatte, dann war es davon. Das Material für die Pfeile war schnell zusammen. Die Spitzen kamen von Orrok, dem Schmied in Garadar und Nagrand war voller Windrocs für die Federn und gerade wachsenden Büschen, so dass sie mit allem nötigem versorgt war während sie das Dorf unten im Auge behielt.
Mittlerweile reichte es ihr aber. Sie hatte nicht nur genug Pfeile, sondern auch genug gesehen. Und zwei Wochen ohne verräterischem Feuer hatte sie auch satt. Sie würde verdammt gerne mal wieder etwas heisses in den Bauch kriegen und auch Hübsche wurde von Tag zu Tag unruhiger.

Die Zeit war also reif.
Sie kannte jetzt jeden Oger und sein alltägliches Tun dort unten. Hatte sich jedes Gebäude eingeprägt, die Entfernungen voneinander und jeden größeren Haufen Unrat der für eine Deckung in Frage kommen könnte. Die Maghar hatten sie nur mit wenig Informationen ausgestattet. Wenn es um dieses ehemalige und halb verfallende Orcdorf ging, wurden sie einsilbig und ihre Gesichter verzogen sich haßerfüllt. "Säubere diese Ruine von diesen stinkenden Ogern und du kriegst was du willst", war alles was sie ihr sagten. Und auch das erst nach einer Beratung, zu der sie sich drei Tage lang zurückgezogen hatten. Drei Tage die ihr ewig vorkamen, um ein vielfaches länger als diese zwei Wochen hier.

Was sie wollte waren zwei gezähmte Talbuks. Ihre nächste große Reise würde sie raus aus der Scherbenwelt und hinauf in den hohen Norden von Azeroth, der Welt aus der sie stammte, führen.
Und dafür brauchte sie ein geeignetes Reit- und ein ebensolches Packtier. Welche, die auch bei hohem Schnee mit Last klar kamen. Und dafür waren die Talbuks wie geschaffen. Hier im mildem Klima von Nagrand hatten sie relativ dünnes Fell, aber das würde sich mit der Zeit dort schon von selbst anpassen.
Sie hatte zwar wintertaugliche Wölfe, aber mit Last und Reiter würden selbst diese zu tief im Schnee einsinken.
Und so kamen die Talbuks ins Spiel, somit das alte Orcdorf, so auch die Oger die dort jetzt hausten. Das war die Abmachung. Für weniger würden sie ihre geliebten Tiere nicht rausrücken.
Sie überhaupt soweit zu bringen war wohl der schwerste Teil der Aufgabe. Was jetzt kam, war im Grunde genommen Jagd. Und damit kannte sie sich aus.
Sie stand auf und gab Hübsche ein Zeichen. "Es geht los." sagte sie leise und nahm ihren Bogen.
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Teil 1

2. Kapitel

Nagrand
- Scherbenwelt

Alles lief wie geschmiert.
Der eine oder andere Zauberkundige hatte mehr Ärger als erwartet gemacht und weniger einfältig als es Oger üblicherweise sind, hatten diese sie schneller bemerkt. Da wo die Magie sie getroffen hatte, schmerzte immer noch alles. Aber der Rest war kein Problem.
Hübsche hatte gut mitgearbeitet und nur in zwei Fällen war sie etwas eifrig gewesen und hatte zu früh zugepackt. Aber das kannte die Troll auch anders.
Sie macht sich, dachte sie und schaute ihrer Hyäne beim Zerknacken eines großen Ogerknochen zu. Sichtlich zufrieden über die Abwechslung zu der Kost der letzten zwei Wochen.

Die Trollin selber ließ ihre Zähne vom Ogerfleisch. Zum einen mochte sie schon den Geruch nicht und zum anderen wollte sie, jetzt wo sie mit der Aufgabe fertig war, so schnell wie möglich weg von hier. Es wäre eh keiner unter ihnen es wert gewesen. Dafür ging alles zu leicht. Ein richtiger Gegner war nicht unter ihnen gewesen.

Sie drehte eine letzte Runde durch die Dorfruinen, sammelte die noch guten Pfeile wieder ein und nahm den toten Ogern ihre Ohren und ihren Schmuck, schön und dunkel schimmernde Obsidianperlen, ab. Bullrok, der für sie Ansprechpartner in dieser Angelegenheit war, hatte sie als Beweis dafür verlangt, dass sie ihren Teil der Abmachung eingehalten hatte.
Ab und an meinte sie Gestalten, Orcs, kaum sichtbar, durch das nun stille Dorf wandeln zu sehen. Orcs, ganz ähnlich der Maghar, die sie in Garadar zu sehen bekam. Allerdings nur schemenhaft. Geister.

Es war nicht das erste mal, das Hyaena Geister sah. Wenn auch selten so deutlich.
Schon als kleiner Welpe konnte sie das. Hatte manchmal sogar mit ihnen sprechen können. Bis auf wenige hatten sie alle im Dorf ihrer Kindheit ausgelacht. Und als sie alt genug war und ihre erste Hitze erlebte, blieb diese Fähigkeit.
Das war dann auch der Beginn einer dramatischen Entwicklung. Die noch immer andauerte.
Das Bild von ihrem Vater, in nahezu irrsinnigem Zorn, und bei den Loas! er konnte zornig werden, tauchte fast jede Nacht in ihren Träumen auf. Wie er hinter ihr her brüllte, die Elemente um ihn herum in Aufruhr, nachdem sie ihr Bündel geschnürt und ihren Raptor gesattelt hatte und langsam aus dem Dorf ritt, Tränen niederkämpfte und versuchte ihr Herz zu verschließen.
Ihr Vater war ein mächtiger Schamane im Stamm und es hatte ihn immer mit Stolz erfüllt, daß es Anzeichen um Anzeichen gab, daß einmal seine Tochter seinen Platz einnehmen würde. Und als nach dem Ritual, daß alle Trollfrauen ihres Stammes durchgingen sobald sie ihre erste Hitze erlebten, die Fähigkeiten nicht verschwanden, war er sicher. Sie würde einmal die erste Schamanin des Stammes werden. Und wie es aussah, eine äußerst mächtige dazu.

Die Troll versuchte die Bilder aus ihrem Kopf zu kriegen und pfiff sowohl Hübsche als auch ihren Raptor herbei. Hier war sie fertig.
Sie zurrte den Beutel mit den Ohren an das Geschirr ihres Raptors, den der Geruch des geronnen Ogerbluts züngeln ließ. Den kleineren Beutel mit den Obsidianperlen band sie an ihren Gürtel. Endlich saß sie auf und lenkte den Raptor zurück nach Garadar, die Ruinen hinter sich lassend.

Könnte sie doch bloß manches ihrer eigenen Vergangenheit ebenso dort zurücklassen.
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Teil 1

Kapitel 3

Schlingendorntal


Bestimmt eine Stunde hatten sie getobt, gekämpft, gespielt. Sich abwechselnd gejagt, sich versteckt und einander aufgelauert, die andere in einem Moment der Unaufmerksamkeit versuchend zu überrumpeln.
Die kleine Troll hatte natürlich nie den Hauch einer Chance gehabt. Was dem Spaß allerdings keinen Abbruch tat.
Jeng'a hatte sie gerade in dem Moment "überfallen", als ihr Geist schon halb vom Bärenloa erfüllt war. Entsprechend wild fiel das anschließende Getobe aus.
Nun aber war selbst sie erschöpft.
Es schien ihr fast ein Wunder, dass Rhunok sie erhörte, so weit weg von ihrer Heimat und seinen Altären hoch im Norden. Das größere Wunder war allerdings, dass sie hier war, in diesen heißen Dschungeln inmitten dieser fremden Trolle.
Nur die Loas konnten wissen was das alles zu bedeuten hatte. Eine von Kvaldir gefangengenommene Drakkari und als Sklavin an Freibeuter verkauft, die ihrerseits versuchten sie im Süden weiterzuverkaufen, bis sie hier am Strand des nördlichen Schlingendorntals landeten und zu Num'as Glück einem der wilden Stämme der Dschungeltrolle begegneten. Die Schädel der Piraten lagen immer noch aufgetürmt an der Küste.
Was für ein seltsame Reise hatte die Loas ihr zugedacht. Nachdenklich lag sie da, das Trollmädchen mit leicht geöffnetem Mund selig schlafend an sie gedrückt.
Glücklich schien sie. So glücklich wie ein Trollkind nur sein konnte.
Und sie selbst? Sie war so unendlich den Loas dankbar für diese kleine Welpin da sein zu dürfen. Ihr Herz vermochte es kaum auszuhalten. Sie schenkte ihr soviel. Wenn die Kleine bei ihr war, fühlte sich alles richtig an. In solchen Momenten war sie sogar fast dankbar für die qualvollen Monate die sie seit ihrer Gefangennahme durch die grausamen Nordmänner erlitten musste. Wenn das alles nötig gewesen war, damit die Loas ihr diese Trollwelpe schenkte, wollte sie sich nicht beklagen.

Sie lauschte dem ruhigen Atem. Jeng'a liebte es, wenn in Num'a sich das bärenhafte manifestierte. Sie sagte oft, dass sie auch eine Priesterin von Rhunok werden wolle. Doch die Loas sendeten andere Zeichen. Ihr Vater Zej'un war der Ansicht, sie würde einmal eine Schamanin werden und er schien recht zu haben. Bisher sprach alles dafür. Aber tief in ihrem Inneren konnte sie Jeng'a nicht als Schamanin sehen. Allen Anzeichen zum trotz. Sie konnte selber nicht erklären warum.

Num'a seufzte, wenn sie an den Riss dachte, der sich im Inneren des Welpen anbahnen musste. Doch bewahren konnte sie sie nicht davor. Ganz tief wusste sie nur, daß es richtig war, soviel Zeit wie nur möglich mit diesem Wildfang zu verbringen.
Zej'un sah es genau so. Der Schamane war der Meinung, daß Jeng'a soviel wie möglich erleben und lernen sollte. Je mehr desto besser. Und eine Priesterin, egal welchen Loas, auch einem der Dschungeltrolle so fremden wie dieser Bärenloa aus dem weit entfernten Norden, konnte viel lehren und so betrachtete Zej'un die Zeit seiner Tochter bei ihr als nützlich.
Das verschaffte den beiden viel Zeit miteinander. Dafür war sie dankbar. Denn etwas sagte ihr, dass jede Minute kostbar war.
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Teil 1

Kapitel 4

Nagrand
- Scherbenwelt

Bullrok sah sie ungläubig an. Und selbst als er in den kleinen Beutel schaute und die Obsidiankriegsperlen durch seine Finger gleiten ließ, blieb er mißtrauisch.
"Warte." knurrte er bloß und rief einen Wolfsreiter zu sich. Mit diesem sprach er schnell und leise, aber sie wusste schon worum es ging und drehte sich etwas ab, um sich die fernen Berge im Osten anzusehen. Sie war gelassen, so gelassen wie schon seit Wochen nicht mehr.
Und tatsächlich, nur wenige Minuten später sah sie den Wolfsreiter mit zwei Gefährten in Richtung der Dorfruine Garadar verlassen.
"Wir werden sehen. Wehe Dir, betrügst du uns." Er kam näher, seinen Orcatem beißend riech- und spürbar. "Warte!"

Ja, warte. Wie oft hat sie dieses Wort hier schon hören müssen. Da kam es auf die paar Stunden mehr auch nicht an.
Sie wandte sich ab um zum großen See hinunterzugehen. Sich zu waschen, umzuziehen und danach ein heißes Mahl in der Großen Hütte war ihr im Moment wichtiger als alle Maghar mit ihren Talbuks zusammen.
Sie spürte Bullroks Blick im Rücken und spürte ihn noch lange. Kurz bevor sie zum See abbog, drehte sie sich blitzschnell um und winkte ihm zu. Irgendetwas fluchend drehte er sich weg. "Erwischt." sagte sie und ging lachend die letzten Meter dem See und damit einem erfrischendem Bad entgegen.

Es dauerte nicht lange, ihre Schalen waren gerade leer und sie streckte sich wohlig auf ihrer Bastmatte aus und betrachtete den Himmel durch den riesigen Rauchfang in der großen Hütte. Tikkit, die Wirtin, räumte still die Schalen weg und füllte ihren Krug mit frischem Quellwasser neu auf. Hyaena bedankte sich im Dialekt der Maghar so gut sie es hinkriegte. Die Wirtin nickte ihr freundlich zu. "Die Reiter sind vor wenigen Augenblicken zurückgekehrt und reden mit den Männern am Feuer. Sie wirken alle aufgeregt. Du hast tatsächlich die Ruinen von den Ogern befreit?" fragte sie und schaute Hyaena mit durchbohrenden Blick an.
Die Troll nickte nur und schaute zurück. Sie sah etwas schwer zu beschreibendes tief in den dunklen Augen der Orcfrau verborgen. Tikkits Hand legte sich auf Hyaenas Arm. "Danke. Danke und Danke." sagte die Orcfrau. "Und das ist immer noch nicht genug."
Die Wirtin stand auf. "Du hast sehr viel für uns getan. Mehr als du dir nur vorstellen kannst. Die Geister unserer Ahnen können nun endlich Frieden finden." Sie machte eine Geste des Respekts und ging.

Kurz darauf kamen zwei Krieger herein und schauten sich nach ihr um. Mit wenigen Schritten kamen sie auf die Troll zu, blieben aber auf mehr als Manneslänge entfernt vor ihr stehen. Auch hier Staunen auf den Gesichtern geschrieben. Vor drei Wochen war sie den Kriegern hier kaum eines Blickes würdig, nachdem sie auf die üblichen anzüglichen Sprüche nur mit einem Blick auf ihre Hyäne reagiert hatte. Das jetzt hier war neu.
"Hauptmann Kroghan will dich sprechen. Am großen Feuer. Jetzt."
Die Worte kamen schnell, geradezu hastig und nun standen die beiden da und glotzten sie an.
Na das war wirklich was Neues, keine Aufforderung zu warten. dachte sie leicht säuerlich. Sie schaute von einem zum anderen und zog dabei eine Augenbraue hoch. "Wir warten draussen" murmelte der andere und eilte zusammen mit seinem Kameraden hinaus.

"Gut" sagte die Troll in den Raum hinein, streckte und richtete sich auf. Den Geschmack von gebratenen Grollhuf noch auf den Lippen nahm sie einen kräftigen Schluck Wasser und legte der Wirtin etwas Silber hin. Hübsche war in ihrer Unterkunft und so trat sie allein hinaus.
Sie schritt den Hügel zum Feuer hinab, die beiden Orcs ein Stück vor ihr gehend. Hinunter zu den Anführern der Maghar, die dort standen und auf sie warteten.
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Teil 1

Kapitel 5

Nagrand
- Scherbenwelt

Unten am Feuer standen viele Orcs. Hauptmann Kroghan umgeben von einigen seiner wichtigsten Männer. Bei einigen handelte es sich wohl um Schamanen. Zumindest ließ ihre Aufmachung darauf schließen. Die Maghar waren vielleicht die einzigen Orcs die noch so lebten wie Orcs es von jeher taten. Schamanen und Jäger standen bei ihnen in besonders hohen Ansehen. Eigentlich nicht viel anders als bei uns zuhause, dachte Hyaena als sie den beiden Kriegern, die sie abgeholt hatten, hinunter folgte. Mehr Krieger und auch Wolfsreiter waren anwesend, wenn auch in gebührenden Abstand zu den Hauptleuten. Und fast alle blickten in ihre Richtung.
Würden sie Wort halten? Oder würden sie feilschen oder irgendwelche Ausreden hervorbringen? Was würde sie selbst dann tun? Sie konnte es nicht sagen.

Als sie unten bei der Gruppe war trat Bullrok hervor, drehte sich zu den versammelten Anführern und rief mit lauter Stimme:
"Die Ogerjägerin!"
Hyaena schmunzelte. Er hatte sie nie nach ihren Namen gefragt, sich auch nur annährend für sie interessiert. Aber damit kam sie klar. Sie kam soviel herum und lernte so viele Vertreter verschiedener Völker kennen, dass es ihr selber oft schwer fiel sich die Namen zu merken. Und da sie meistens sowieso nicht lange blieb, gab sie sich oft nicht mal die Mühe dies zu versuchen. Wie sollte sie es also diesem Orc übelnehmen?
Wenn sie hier die "Ogerjägerin" war, sollte es ihr recht sein. Sie wurde schon schlimmeres gerufen.

Wortlos machten sie ihr Platz und ließen sie ans Feuer treten.
Sie schaute jedem der Anführer kurz in die Augen. Die Blicke waren feierlich, jedoch nicht jedes freundlich. Kroghan gab ein Zeichen mit der Hand und sie alle setzten sich im Kreis mit ihr hin. Alle Blicke lagen auf ihr.
Sie aber sah jetzt nur Kroghan an. Lange Zeit sagte keiner etwas. Dann sprach Kroghan.
"Unter welchem Namen will die Ogerjägerin, dass man sich ihrer in diesem Stamm erinnert, denn das werden die Maghar für sehr lange Zeit tun?" Rauh, selbstbewusst und voller Kraft und Autorität kamen die Worte über Kroghans Lippen. Seine Augen blitzten scharf und intelligent als er sie fixierte. Ein großer Krieger und Anführer unter den Maghar, keine Frage.
"Mein Name spielt schon lange keine Rolle nich mehr. Hyaena ham sie mich schon früh gerufen. Hab mich nie dagegen gewehrt." Der Orc nickte nur.
"Dir ist es vielleicht nicht bewußt, Hyaena Ogerjägerin, aber du hast für den Stamm der Maghar mehr getan als nur ein halbzerfallenes, ehemaliges Dorf der Maghar von Ogern befreit. Du hast den Geistern die dort wandeln Ruhe gebracht und unsere Träume werden jetzt wieder friedvoller sein, jetzt wo die Verstorbenen uns nicht mehr zur Rache aufrufen. Erst jetzt können sie sich zu den anderen begeben, drüben in den Weiten der Welt unserer Vorfahren und auf ewig der Freuden der Großen Jagd nachgehen." Zustimmendes Grunzen und Nicken von allen Seiten.

Er stand auf.
"Hyaena Ogerjägerin! Höre!" Kroghan sah sich um.
"Und nicht nur du, Nein! Der ganze Stamm soll es hören!" Seine Stimme war jetzt laut und dröhnend, wie ein Kriegshorn aus alten Zeiten und als sie sich umsah, konnte sie sehen, dass mittlerweile wohl der ganze Stamm sich hier eingefunden hatte.
"Ich übergebe Hyaena Ogerjägerin, als Zeichen unserer Dankbarkeit für den Frieden den sie uns und unseren toten Verwandten gebracht hat, dieses zum Geschenk." Er nahm einem Schamanen neben ihm etwas ab, dass wie ein Bündel aus Wolfsfell aussah. Kroghan wickelte es auseinander und es zeigte sich, dass es eine Gugel war. Eine Gugel deren Kapuze zu einer Maske auslief, die aus dem Wolfskopf selber hergestellt war. Ein Raunen ging durch die Menge.
Er schritt auf sie zu und musterte sie feierlich bevor er ihr die Gugel überzog. Sie passte wie angegossen. Das Raunen wurde lauter und hier und da brach ein Schnauben hervor.
"Trage dieses als Zeichen der Achtung die der Stamm der Maghar Dir entgegenbringt. Bleibe solange wie es Dir gefällt. Kehre wieder wann immer es dich verlangt. Sei auf ewig willkommen." Er zog zwei große Einhandstreitkolben hervor. Seine Stimme donnerte. "Sollte es jemanden geben der diesen Beschluß in Frage stellt, dann soll er vortreten und hier und jetzt gegen mich kämpfen. Kroghan vom Stamm der Maghar spricht. LOK'TAR!"
Er hieb die beiden Waffen immer wieder gegeneinander und sah sich um. Die Menge antwortete wieder und wieder. "LOK'TAR" "LOK'TAR"
Es trat niemand hervor.
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Teil 1

Kapitel 6

Schlingendorntal


"Die Zeichen sin eindeutig. Es gibt nich den geringsten Zweifel."
Der Schamane nahm ein Stück Glut aus dem Feuer und legte es schnell und geschickt in den mit Kräutern gefüllten Kopf der langen Tonpfeife. Er nahm einen tiefen Zug und blickte zu ihr hinüber.
"Vieles spricht dafür, ja, aber du weißt, das alles kann in ein, vielleicht zwei oder drei Jahren vorbei sein. Viele hatten ähnliche Fähigkeiten bis die Loas sie zu Frauen machten."
Der Schamane schien sie nicht zu hören. "Und so früh schon! Als Frau! Wenn sie damit umzugehen lernt, stehen ihr Kräfte zu Verfügung von denen ich kaum träumen wage." Seine Augen glitzerten durch den Rauch der die Hütte der Drakkari erfüllte.
"Du mußt sie in die Mysterien der Gezeiten einweihen. Du mußt. Du! Ihre Mutter is tot. Aber die Kleine ist sowieso jeden Augenblick der ihr möglich ist bei dir. Du bis ihre Mutter jetzt. Hörst du? Du mußt!"
Num'a seufzte. "Gut, wenn niemand im Stamm sich dageg'n stemmt dass ne Fremde es macht, werd ich es tun. Ohne Führung darf es eh nich geschehen."
Sie zwinkerte ihm zu. "Wer soll sie führen? Die Bärin?"
Aber Zej'un war nicht zu Scherzen aufgelegt und stand auf.
"Is mir egal." kam schroff die Antwort. "Und es wird sich niemand dagegen erheben!" Sie glaubte ihm. Sein Stimme galt viel in diesem Stamm.
Er wandte sich noch einmal um bevor er hinausging und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. "Du denkst doch nich etwa, sie auf die Pfade einer Priesterin von diesem Bärenloa zu führen, oder?" Etwas schwang in seiner Stimme mit, ganz leise, aber jederzeit bereit auszubrechen. Sein Zorn, für den er nicht nur von seinen Feinden gefürchtet wurde.
Ihr Grinsen verschwand. "Sei nich albern. Das entscheide nich ich und außerdem zeigt sie keinerlei Begabung für diesen Weg." "Hoffen wir, dassis so bleibt." zischte er und schlug den Ledervorhang hinter sich zu.

Sie schaute noch lange auf den mit vielen Zeichen bemalten Schutz vor Wind und Wetter. Wieder seufzte sie. Ein viel größerer Seufzer als der von vorhin. Sie legte ein neues Stück Holz nach und streute etwas Sonnengras auf die heißen Steine die die Feuerstelle einhegten und fächerte den aufsteigenden, duftenden Rauch in Richtung Eingang und wo der Schamane gesessen hattte. Sie wollte jetzt mit ihren Gedanken allein sein. Und auch sicher sein, dass sie allein war.

Jeng'a. Nein, eine Priesterin würde aus ihr bestimmt nicht werden. Eine Schamanin wie Zej'un meinte? Möglich. Aber Priesterin? Nein. Dazu gehörte mehr. Viel mehr. Num'a blieb nachdenklich.
Gut. Also werde ich ihre Gezeitenlehrerin, dachte sie. Und musste über ihren Witz mit dem Bären lächeln.
Das Wilde und Tierhafte, dass die Ziehmutter zu solchen Zeiten ergriff, erfüllte die kleine Troll nicht mit Angst, sondern ganz im Gegenteil, schien auch in ihr etwas Animalisches zu wecken. Jeng'a liebte es dann, sich dann an sie wie eine Raubkatze heranzuschleichen und sie plötzlich anzuspringen. Fast wie eine Jägerin.

Sie stocherte in der Glut herum und vermisste ihre Heimat auf einmal stärker denn je. In letzter Zeit versuchte sie immer öfter mit Rhunok in Verbindung zu treten. Und je öfter es ihr gelang, wuchs in ihr das Verlangen ganz und gar ein Bär zu sein. Sich ihrem Loa ganz und gar hinzugeben. Hier, unter diesen Dschungeltrollen, würde sie immer eine Fremde bleiben. Eine Sehnsucht erstarkte, sich einfach aufzumachen und all diese Wirrungen und Intrigen hinter sich zu lassen und für den Rest ihres Lebens in den tiefen Wäldern herumzuziehen. Alleine und bärengleich. Vielleicht sogar in den hohen Norden zurückkehren? Die Versuchung wurde von Jahr zu Jahr größer und größer.
Wenn da nicht eine kleine Troll wäre.
"Noch nich." murmelte die Drakkari-Priesterin. "Noch nich."
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Teil 1

Kapitel 7

Nagrand
- Scherbenwelt

Garadar war wie ausgewechselt.
Aus allen Richtungen schlugen ihr kleine Wellen von Respekt und Dankbarkeit entgegen. Einige Frauen machten ihr kleine Geschenke. Das ganze Dorf schien sich zu entspannen und aufzuatmen. Hier und da hörte man jemanden singen und alle schienen weniger gereizt. Und die Kinder? Nun, die Kinder liefen wie eh und je spielend durch das Dorf.

Zum Glück übertrieben es die Orcs nicht. Nichts hätte Hyaena schneller aus dem Dorf gejagt, als zu große Aufmerksamkeit oder womöglich irgendwelche komischen Ehrerbietungen.
Sie blieb in ihrer kleinen Gästehütte, obwohl ihr andere angeboten wurden. Was sie jedoch nicht ablehnen konnte, waren die Essenseinladungen. Schon gar nicht, nachdem sie einmal "Ja" gesagt hatte und bei einer einfachen Orcfamilie ohne besonderen Rang am Feuer saß. Das hatte förmlich eine Flutwelle ausgelöst und hätte sie auch nur eine Einladung ausgeschlagen, wäre das einer Beleidigung nicht nur nahe gekommen.

"Ich werd zu schwer. Nur'n hungriger Jäger is'n guter Jäger." erklärte sie Hübsche, ihrer Hyäne. Die aber sah mit ihren zusätzlichen Kilos sehr zufrieden aus. Bewegte sich aber mittlerweile deutlich seltener. "Und du auch!" Hübsche gähnte nur. Hyaena zuckte mit den Schultern, ließ sie liegen, und machte sich auf den Weg zu Nasela. Nasela versorgte auf der anderen Seite des Dorfes die gezähmten Talbuks. Die Leute im Dorf sprachen immer gut von ihr.
Endlich war es soweit. Sie hatten ihr soviel Tiere sie wollte zugesichert. Endlich! Wie lange hatte sie auf diesen Tag hingearbeitet. Mehr als zwei würde sie aber dennoch nicht nehmen. Mehr waren nicht nötig.

Sie schritt voran und genoß die noch recht hoch stehenden Sonnen der Scherbenwelt. Tatsächlich lag ein Frieden über dem Dorf, wie sie es bisher noch nicht erlebt hatte. Es schienen wirklich alle besser zu schlafen. Sie selber hatte keinen Unterschied ausmachen können. Aber sie war ja auch keine Maghar.

Nicht mehr lang und sie konnte den Geruch der Ställe ausmachen und dann waren auch schon die ersten Tiere zu sehen. Hochgewachsen und selbst die Weibchen mit schönem und kräftigem Behang.
Sie passten gut zu den Maghar. Beide waren stolz und teilten sich dieses Land schon seit scheinbar ewigen Zeiten. Hier in Nagrand konnte man erahnen, wie die Orcs seit Gedenken in ihren Stammesverbänden lebten und jagten, schon lange bevor die Brennende Legion einfiel und alles zerstörte. Fast alles. Die Maghar bewahrten noch eine lebendige Erinnerung an die vergangenen Zeiten, wenn auch stark gezeichnet. Aber es war immer noch ein Stammesleben. Und das verstand sie.
Versetzte ihr aber auch einen leisen Stich. Hatte sie doch vor vielen Jahren solch einem Leben, weit weit weg von hier, den Rücken zugekehrt.

Und wenn sie hier bleiben würde? Der Gedanke kam ihr plötzlich und ließ sie kurz stehenbleiben. Hier bleiben und für die Leute jagen und sie in Kriegszeiten verteidigen? Ein Zuhause haben und nicht mehr gefühlt endlos durch die Welten ziehen. Gemeinsam mit den anderen Jägern die großen Grollhufe jagen, den milden Wind von Nagrand auf Haut und Haar?
Aber sie wußte es besser und schüttelte ihren Kopf. Nein.
Außerdem lockte Nordend. Lockten neue Abenteuer, neue Völker und vor allem Tiere. Tiere die sie noch nie vorher zu sehen bekommen hatte. Nein, sie konnte nicht bleiben. Sie würde immer eine Fremde bleiben.
Ein Talbuk stieß ein lautes Röhren aus. Das holte sie augenblicklich ins Jetzt zurück und erinnerte sie daran warum sie hier war. Voller Vorfreude ging sie auf die Einfriedung zu.
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Teil 1

Kapitel 8

Nagrand
- Scherbenwelt

Die Talbuks waren herrlich.
Ihre Hörner lang, das Fell glänzend und ihre Bewegungen voller Kraft. Die Orcfrau die sich um die Talbuks kümmerte, hatte offensichtlich eine gute Hand für diese Tiere.
Nasela sah sie, gab mit der Hand ein Zeichen und ging zu ihr ans Gatter. "Lok'tar, Hya-ena. Ist es soweit? Schau sie dir an. Sind sie nicht wundervoll?" Der Stolz und die Freude an ihrer Aufgabe waren mehr als deutlich.
"Soll ich dir bei der Auswahl helfen?" Hyaena ließ den Blick über die Herde wandern. "Danke dir, aber ich möcht mir lieber selbst'n Bild machen." Nasela grunzte etwas und öffnete ihr das Gatter.
Die Troll nahm sich zwei von den Stricken die am Gatter hingen und machte die ersten Schritte ins Gehege. Sofort gingen alle Köpfe der Herde hoch und sahen sie an. Sie näherte sich langsam und in einem leichten Bogen der Herde, blieb aber in einigem Abstand stehen. Ein Tier machte ein paar Schritte in ihre Richtung, so dass es zwischen ihr und der Herde kam, schnaubend. Das musste der Leithengst sein. Ein prächtiges Tier mit langem Behang. Und sich ganz offensichtlich seiner Aufgabe bewußt. Nun ging sie wieder etwas auf die Herde zu, allerdings ohne sie direkt anzublicken. Sobald der Hengst sich auf sie zu bewegte, die Nüstern weit geöffnet, den ungewohnten Trollgeruch prüfend, hielt sie an und wartete. Schließlich war er bei ihr und beschnupperte sie von oben bis unten. Nach endlosen Minuten drehte sich der Talbuk plötzlich weg und entfernte sich. Die Herde entspannte sich und fing wieder an zu grasen.
Hyaena ging nun scheinbar ziellos und schlendernd kreuz und quer durch die Talbuks, jedes Tier beobachtend und ihrerseits ständig unter Beobachtung. Nach knapp einer halben Stunde stand ihre Wahl fest.

Sie kam mit zwei Tieren, um jedes ein Strick locker um den Hals geworfen, zurück zum Gatter von wo Nasela sie nicht aus den Augen gelassen hatte. "Gute Wahl." Die Orcfrau nickte. "Du kennst dich mit Talbuks aus?" Hyaena schüttelte den Kopf. "Nee, aber man sagt mir'n gutes Gespür und Urteilsvermögen nach. Zumindest was Tiere angeht." fügte sie noch leise, mehr für sich, hinzu. Sie griff in eine Tasche und gab jedem der Talbuks eine Handvoll Traumwinde. Sie hatte mehrmals gesehen, wie wilde Talbuks gerne an diesen Pflanzen fraßen. "Könnt' ich die beiden noch ne Weile hier lassen, bis ich aufbreche? Ich werd jeden Tag wiederkomm, um Zeit mit ihnen zu verbringen und mich selbst um alles kümmern. Und ich würde gerne nen passenden Sattel und Packgeschirr bei dir kaufen." Nasela nickte.
Die Troll dankte und führte die Tiere etwas herum, säuberte Fell und Hufe und prägte sich den jeweilgen Geruch ein. Nach einiger Zeit entließ sie sie wieder in die Herde und nachdem sie Nasela das Gold für die Sättel und alles andere gegeben hatte, machte sie sich auf den Weg zurück zu ihrer Hütte. Mittlerweile hatte die Dämmerung eingesetzt und die Schatten wurden länger.

Sie war schon eine Weile unterwegs, da machte sie eine Bewegung im Schatten eines großen Busches aus und ein Orc trat schnell auf sie zu. Er packte sie am Arm. Sehr fest. Ihre freie Hand war sofort an ihrem Messer hinterm Rücken, zog es aber nicht. Es war Kurkush, einer der Schamanen und seine Augen funkelten sie böse an. "Du hast kein Recht darauf. Du musst sie zurückgeben." Sie blickte ihn an, jede Faser ihres Körpers bereit. Er hatte getrunken, der Geruch war nicht zu ignorieren.
"Nix. Ich werd die Tiere nich zurückgeben. Die Abmachung steht seit fast nem Mond." sagte sie langsam und kühl. "Zur Hölle mit den Viechern!" knurrte er und spuckte aus. Er kam noch näher, sein Gesicht so dicht an ihrem wie es für ihn als Orc möglich war. Sie konnte seine harten Muskeln durch ihre Lederkleidung spüren. Ihr Griff ums Messer wurde fester. Warum hatte sie Hübsche nicht dabei? "Ich rede von der Maske." zischte er, zitternd vor Zorn. "Du bist kein Schamane, keine von uns. Nicht mal ein Orc! Sie hätte mir gehören sollen. Du hast nichts geleistet! Jeder von uns hätte es tun können." Die Zeit schien stehen zu bleiben. "Und..." Sie zwang sich ruhig zu atmen und ihrer Stimme einen sicheren Klang zu geben."...warum hat dann nicht -"
Schritte und Gelächter! Kurkush drehte den Kopf, fluchte leise und war blitzschnell wieder in den Schatten verschwunden und seinen Schritten nach, sich schnell entfernend.
Ihr Arm schmerzte von seinem Griff. Sie ließ ihr Messer los und ging weiter. Tiefatmend.
Als sie an der Gruppe Orcs vorbeikam, grüßten diese gutgelaunt, beachteten sie aber nicht weiter. Dann, wieder allein, rieb sie den schmerzenden Arm und stockte. Blut! Hübsche! war alles was sie dachte.
Und rannte los.
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Teil 1

Kapitel 9

Nagrand
- Scherbenwelt

"Du brichst auf."
Es war eher eine Feststellung, keine Frage. Drakia, die in der großen Hütte Tikkit beim Bewirten der Gäste half und sich aber hauptsächlich um eine alte Orcfrau zu kümmern schien, sah wie Hyaena ihre Rüstung anlegte.
"Ja." sagte die Troll. "Bin schon viel zu lange hier und hab eure Gastfreundschaft in Anspruch genommen."
Drakia runzelte die Stirn und versucht einen Blick auf das Gesicht der Troll zu werfen.
"Ich habe die Talbuks vor der Hütte stehen sehen, gesattelt und beladen." Hyaena sagte nichts und mühte sich mit ihrem Kettenharnisch. "Warte. Ich helfe dir." Drakia trat hinter sie. Sofort spannte sich Hyaena, ihr Messer hatte sie seit gestern abend immer griffbereit. Drakia hielt kurz erstaunt inne. "Irgendetwas ist passiert, das sehe ich." flüsterte sie. "Keine Sorge. Ich will dir nichts. Geyah schickt mich. Du weißt? Die alte Frau oben in der Großen Hütte bei Tikkit. Sie will dich sehen." Und wieder mit lauter Stimme: "Ich hoffe, ich habe es nicht zu fest gemacht und du kannst dich noch bewegen", lachte und ging aus der Hütte.

Und ob etwas passiert ist.
Als sie gestern Abend in ihre Hütte trat, bot sich ihr ein unguter Anblick. Eine ihrer Taschen war aufgerissen und lag in einer Ecke. Der Boden war aufgewühlt von schweren Stiefeln, dazwischen überall Pfotenabdrücke. Und mittendrin Hübsche, ihre Hyäne, ein Stück Leder vor ihr und das linke Ohr blutend. Sie sprang sofort auf und kam zu ihr. Sie tastete die Hyäne überall ab. Soweit sie feststellen konnte, war sie wohlauf. Vom Ohr abgesehen, was aber harmlos war und wieder schnell verheilen würde. Ihr war sofort klar, dass sie hier nicht bleiben könne. Sie würde aufbrechen. Gleich morgen früh. Mit den Talbuks würde sie unterwegs arbeiten.
Sie konnte kein Risiko eingehen einen zweiten, ernsthafteren Angriff von Kurkush abzuwarten. Das nächste mal war er vielleicht nüchtern und nicht allein. Sie hatte schon viel zu lange das Unabwendbare hinausgezögert. Wie konnte sie nur so verblendet gewesen sein? Sich vorzustellen ein Teil dieses Stammes zu werden!

Sie atmete tief ein und aus. Die letzte Nacht hatte sie keinen Schlaf finden können, hatte es auch gar nicht gewollt. Wäre Kurkush zurückgekehrt, hätte er sie wach und vorbereitet angetroffen. Nun war es Morgen und alles war ruhig geblieben. Doch jetzt Drakia und diese alte Frau. Geyah?
In welche Richtung würde das jetzt wieder führen?
Sie umfasste den kleinen Beutel aus Fledermaushaut der um ihren Hals hing. Hir'eek, Loa der Nacht und Wegfinderin wo sonst keiner mehr einen Weg sehen kann, gib mir genug Sicht meine Schritte gut zu setzen.

Sie blickte sich noch einmal in der Hütte um, griff zu ihrem Bogen und Köcher und nahm still Abschied von ihrem Zuhause der letzten Monde. Die Vorstellung von gestern, hier ein Zuhause auf Dauer zu finden, erschien ihr jetzt töricht. Eine kindische Träumerei.
Sie trat hinaus, Hübsche ihr wie ein Schatten folgend.
Hyaena nahm die Stricke der beiden Talbuks und ging den Hügel hinauf zur Großen Hütte, wo sie erwartete die greise Orcfrau zu treffen.
Hier und da folgten ihr die Augen von einigen Orcs die in der früh ihren Geschäften nachgingen. Sie vermied jeden Blickkontakt und konzentrierte sich auf den Weg. Wachsam und alle Sinne nutzend. Auf einmal fand sie den neuen Frieden im Dorf trügerisch. Wieviel mochten einer Meinung mit Kurkush sein? Vielleicht sollte sie die Maske einfach zurückgeben. War es deshalb, warum diese Geyah sie sprechen wollte? Nun, an ihr sollte das nicht scheitern. Sie hatte ihre Talbuks und mehr hatte sie auch gar nicht gewollt. Ihre Schritte wurden fester und schon bald stand sie vor der Großen Hütte.
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Teil 1

Kapitel 10

Nagrand
- Scherbenwelt

Es war ruhig in der Großen Halle. Nur ein paar Fliegen summten in den Lichtstrahlen der Morgensonnen die ihren Weg herein fanden.
Die Wirtin Tikkit grüßte sie und drehte kaum merklich ihren Kopf in Richtung des Platzes an dem die greise Orcfrau saß. Ausser ihnen war nur noch Drakia und eine ihr unbekannte Orcfrau da.
Sie legte ihre Waffen in eine Ecke und gab Hübsche das Zeichen sich daneben zu legen. Dann ging sie zur alten Frau. Geyah, hatte Drakia sie genannt.
Drakia stellte gerade eine Schale mit kleinen Früchten hin, verschwand aber schnell und leise als die Troll herankam.

"Setz dich."
Die Stimme der Orc klang alt wie Stein, dabei aber lebendig wie ein Bach, frisch der Quelle entsprungen. "Eine Troll soll es also sein" murmelte sie. Hyaena setzte sich und wollte etwas sagen, doch die Alte brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen.
"Du gehst. Und mit dir etwas meinem Volke sehr wertvolles. Und ich meine nicht die Talbuks." Ihre Augen waren die ganze Zeit geschlossen, sich jedoch schnell unter ihren Lidern hin und her bewegend. Nun öffnete sie sie und sah Hyaena an. Augen, alt und voller Weisheit.
Wieder versuchte Hyaena etwas zu sagen und wieder ließ es die alte Frau nicht zu. "Was du empfangen hast, ist der Kopfputz des ersten Schamanen der Orcs. Etwas, was seit unzähligen Generationen weitergereicht und behütet wurde. Und ich habe mich dafür eingesetzt, dass du ihn bekommst. Gegen großen Widerstand. Sehr großen Widerstand."
Die Troll versuchte gar nicht mehr etwas zu sagen, sondern blieb still sitzen und hörte zu.
"Einige waren schier ausser sich, besonders einige unserer Schamanen. Ihre Hoffnungen waren, selber eines Tages der Träger dieser Maske zu sein. Eine Hoffnung die in jeder Generation unserer Schamanen auf ein neues entflammt. Doch sie sehen alle nicht so tief wie sie selber meinen."
Geyah nahm einen Schluck Wasser. Nur noch die Fliegen waren zu hören.
"Aber ich habe es gesehen. Die Aufgabe der Maske liegt nicht hier, nicht mal in unserer Zeit. Und obwohl ich dieses sehen kann, kann ich dir nichts über die Art der Bestimmung sagen die mit ihr verknüpft ist."

Hyaena war wie hypnotisiert, unfähig sich zu rühren. Die Stimme der alten Frau schien ihren Mund zu versiegeln und ihren Leib zu lähmen.
"Alles was ich weiß ist, dass du es bist, junge Troll, die sie einstweilen tragen soll. Seit der ersten Stunde, in der du diese Hütte betreten hast." Stille.
Geyah gab einen tiefen Seufzer von sich.
"Dabei verstehe ich selber so vieles nicht. Dass es ein Troll und kein Orc ist, der für diese Aufgabe ausgewählt wurde. Und dann noch eine Jägerin und kein Schamane. So scheint es zumindest. Und das ist das eigentliche Rätsel. Und so schwer für uns zu akzeptieren. Doch die Zeichen waren deutlich und so habe ich dafür gekämpft, dass sie nun in deine Hände übergeht."

Der Troll schwindelte. Sofort hatte sie wieder ihren Vater vor sich, tobend vor Wut. Warum konnten sie sie nicht alle in Ruhe lassen? Sie hatte ihre Wahl schon vor vielen Jahren getroffen. Drauf und dran aufzustehen, die Maske der alten Frau vor die Füße zu werfen und zu gehen, bewegte sich Hyaena.
"Warte!" Die Stimme der Alten plötzlich scharf, wie ein Befehl.
"Arme junge Troll" fuhr Geyah sofort weiter, jetzt wieder sanfter und fast mehr zu sich selber. "Es ist schwer sein Schicksal nicht zu kennen, schwerer es zu kennen und am schwersten es zu kennen, aber den Weg nicht sehen zu können."
Sie winkte die Troll dichter heran und dann flüsterte sie, kaum hörbar, so dass Hyaena später nicht sagen konnte, ob sie es gehört oder selbst nur gedacht hatte.
"Die Zeit selbst scheint hier das Rätsel zu sein. Suche die Höhlen der Zeit in einem Land namens Tanaris in deiner Heimatwelt und spreche dort mit den Hütern der Zeit. Sie werden bestimmt Rat wissen. Gehe jetzt. Sofort. Mehr kann Geyah Jeng'a hier nicht sagen."
Hyaena prallte zurück und sah die alte Frau schwanken. Oder war sie es, die so schwankte? Sofort eilten Tikkit, Drakia und die andere Orc herbei. Tikkit nahm Hyaena am Ellbogen und führte sie weg von der nun wieder abwesend wirkenden Geyah bei der jetzt Drakia und die andere knieten.

Wie benommen nahm sie ihre Waffen und trat blinzelnd mit Hübsche heraus ins Sonnenlicht von Nagrand. Sie nahm die Zügel der beiden Talbuks und ging, nein, wandelte eher wie in einem Traum, in Richtung östliches Tor. Fast als lenke jemand anderes ihre Schritte. Doch mit jedem Schritt wurde ihr Verstand wieder wacher und ihre Sinne kehrten zurück.
Beim Tor hatten sich viele der Maghar versammelt und beobachteten sie. Nicht unfreundlich, eher eine seltsame Mischung aus Bedauern und Erleichterung. Niemand sagte irgendwas. Sie saß auf.
"Hya-ena!" rief es plötzlich von hinten.
Sie stoppte und sah sich um. Drakia kam gelaufen.
"Diesmal schickt mich Tikkit. Ich soll dir das hier geben. Und wenn du es wagen solltest etwas dafür bezahlen zu wollen, soll ich meine Sachen packen und einen Oger suchen den du vergessen hast und ihm die Sachen geben. Und ich habe den Verdacht, dass ich dann für lange Zeit mein Dorf nicht zu sehen bekäme."
Sie gab Hyaena grinsend zwei pralle Lederbeutel. Einen mit Wasser gefüllt und einen mit gebratenem Grollhuf, wie der Duft der ihm entströmte verriet.
Drakia machte ein paar Schritte rückwärts, hob eine Hand und drehte sich rasch um. Nun nicht mehr grinsend. Ohne sich erneut umzudrehen schritt sie schnell zurück, den Hügel hinauf zur Großen Hütte.
Hyaena schluckte, wendete den Talbuk und ritt, verfolgt von vielen Orcaugen, im Trab aus Garadar hinaus. Und wieder lasse ich einen zornigen Schamanen zurück, dachte sie bitter.
Auch sie drehte sich nicht mehr um.

Ende Teil 1
Teil 2

Kapitel 1

Orgrimmar


Der übliche Lärm und Gestank erfüllte die Gassen von Orgrimmar.
Die mächtige Festung und Hauptstadt der Orcs, gleichzeitig Machtzentrale der Horde, war auch dieses mal angefüllt mit Kriegern, Händlern, Handwerkern und Abenteurern einer Vielzahl von Völkern. Ganz abgesehen von den üblichen Tunichtguten und Betrunkenen. Neben Orcs und Trollen waren Gobline und Tauren anzutreffen. Ein paar Untote aus Unterstadt und sogar recht viele der oft arroganten Blutelfen wagten immer wieder den Weg übers Meer um hier irgendwelchen Geschäften nachzugehen oder sich einfach nur zu amüsieren. Dass es bei diesem Gemisch meistens ruhig blieb, war einzig und allein den Wachen zu verdanken die überall ihre Augen hatten.
Nun gut. Fast überall. Es gab genug dunkle Ecken und Winkel in dem man fast alles kriegen konnte. Das nötige Kleingeld vorausgesetzt.
Und irgendwo in diesem Gefühl war Taih'u, ihr kleiner Bruder.

Hyaena kam selten hierher. Und wenn, versuchte sie alles was nötig war möglichst zügig abzuwickeln. Viel war es nie, kümmerte sich Taih'u oder Taifun, wie er sich selber gerne nannte, doch um das kleine Warenlager, dass sie hier angemietet hatte. Zeugs und Beute die sie auf ihren Abenteuern angesammelt hatte, waren hier untergebracht, genauso wie ein Großteil ihrer Lederutensilien.
Jima, ihre heimliche Lehrerin vor langer Zeit, hatte ihr früh nahegelegt, sich ihre Kleidung selber zu nähen. Wie überhaupt möglichst alles der Tiere zu verwerten die sie erlegte. Dazu hatte sie das Gefühl sich ein wenig in eines dieser Tiere zu verwandeln, etwas von seiner Kraft in sich aufzunehmen, wenn sie die Haut eines Tieres überzog.

Natürlich gab es hier auch immer Neuigkeiten zu erfahren. Wenn auch diese oft mit Vorsicht zu genießen waren. War die Stadt doch voll von Schwätzern und Aufschneidern.
Bei aller Abneigung gegen große Ansammlungen und Gedränge aber, gab es etwas was die Troll immer wieder neu bannte. Und zwar all die exotischen Tiere die als Reittiere dienten oder von fremden Jägern in weit entfernten Ländern gefunden und gezähmt und abgerichtet wurden. Jedesmal wenn sie ein neues oder seltenes Tier entdeckte, bekam sie leuchtende Augen und die Abenteuerlust packte sie. Doch heute war sie selbst von solchen Anblicken nicht zu fesseln.
Wo steckte Taih?

Im Tal der Geister hatte ihn keiner gesehen, also versuchte sie es im Warenlager. Dort war alles gut in Schuß. Alles fein sortiert, das Leder gut eingefettet und die erbeuteten Waffen und Rüstungen ohne einen einzigen Flecken Rost. Aber kein Taih'u. Sie seufzte und fragte sich ob er hier mittlerweile glücklich sei. Sie fühlte sich für ihn verantwortlich. War er doch hier und in diesem Zustand nicht zuletzt wegen ihr.

Erst nach vielen Gesprächen mit ihm, setze sich langsam alles wie ein Puzzle zusammen. Und als in den ersten Monaten hier einer seiner Anfälle besonders schlimm war, brachte sie ihn zu den Hexendoktoren und Heilern im Tal der Geister. Von den Anfällen konnte sie ihn befreien, aber mehr konnten sie leider nicht für den jungen Troll tun. Ein Teil seines Geistes war zu tief in der Geisterwelt verloren, sagten sie. Zu weit für sie, um ihn zurück zu holen. Zum Glück schien er aber von all dem nichts zu wissen. Er liebte es zu singen, zu tanzen und wirkte tatsächlich sogar glücklich. Glücklicher als die meisten hier dachte sie, während sie zurück auf den Hauptplatz ging und ihren Blick über die Anwesenden gleiten ließ. Kein Taih weit und breit.
Sie beschloß Gryshka, der Gastwirtin im Gebrochenen Hauer, eine Nachricht für ihn zu hinterlassen. Die Troll wußte, dass er dort oft einkehrte. Die Orcfrau hatte ein Herz für diesen jungen, oft seltsamen Troll und hatte immer ein wachsames Auge auf ihn.
Wenn die Sache in Tanaris erledigt war, wollte sie gleich wieder nach Orgrimmar zurückkehren. Sie wollte nicht nach Nordend gehen ohne sich selber zu vergewissern, dass es ihm gut ginge. Jetzt aber blieb ihr nur übrig die Reise zu den Höhlen der Zeit anzutreten und zu hoffen, dass diese Geschichte schnell erledigt sei. Spielte Zeit dort überhaupt eine Rolle? Noch nie konnte sie ein Vorhaben schwerer einschätzen.
Teil 2

Kapitel 2

Tanaris


Ausgiebig genoß sie diesen Teil der Reise. Ihre Zehen tief in den heißen Sand gebohrt, saß sie nackt am Meer, die flirrende Sonne über ihr. Wohlig streckte sie ihre Glieder. Ein tiefes kehliges Gurren kam aus ihrer Brust. Bis jetzt gefiel ihr die ganze Sache. Immer wieder lies sie den extrem feinen Sand durch ihre Finger rieseln.
Fein wie der einer Sanduhr dachte sie. Wie passend, dass die Höhlen der Zeit genau hier an dieser Küste lagen. Die Berge, die sich über der Höhle erhoben, waren von hier schon groß im Süden zu erkennen. Die Gobline, die sie in Gadgetzan nach den Höhlen gefragt hatte, meinten, sie solle sich an die Küstenlinie halte, selbst ein rückwärts laufender Oger könne den Berg dann nicht verfehlen . So war es tatsächlich und glücklicherweise waren hier und da Palmen die ihr beim Rasten etwas Schatten spendeten. Die Aussicht sich hiernach auf den Weg zum kalten Kontinent Nordend zu machen, Kälte, Schnee und Eis in Überfluss, ließen sie dieses hier doppelt genießen.

Fast den ganzen Vormittag war sie im Meer schwimmen gewesen.
Nicht weit vom Meer war sie groß geworden und bewegte sich im Wasser fast so sicher wie an Land. Von den Wellen hin- und hergeworfen zu werden und später der salzig Geschmack auf den Lippen, beides verband sie mit zahllosen glücklichen Erinnerungen. Booah war das eher suspekt und wühlte mit seinem Rüssel lieber den Uferbereich um, auf der Suche nach Krebsen und Muscheln. Hübsche, ihre junge Hyäne, hatte sie in Orgrimmar im Stall gelassen und sich für Booah entschieden. Sie wußte nicht was auf sie zukommen sollte und wollte lieber das Wildschwein dabei haben. Es war wesentlich schlauer, viel robuster und viel länger bei ihr. Gut abgerichtet und bei kniffligeren oder gefährlicheren Aufgaben immer ihre erste Wahl. Ausserdem hatte sie nicht vor, es nach Nordend mitzunehmen und wollte deshalb noch einmal Zeit mit dem Wildschwein verbringen. Auch die neuen Talbuks hatte sie zurückgelassen. Kuyenda, ihr Reitraptor, war hier in der Wüste besser unterwegs und lebte in der Hitze regelrecht auf. Und groß Gepäck hatte sie eh nicht dabei. Sie rechnete damit hier alles schnell erledigt zu haben. Also genug Zeit um sich es nochmal gut gehen zu lassen.

Jetzt und hier, weit weit entfernt von Garadar, konnte sie kaum noch nachvollziehen, wie sie sich auf die Geschichte hatte einlassen können. Sie holte die Maske hervor und betrachtete sie nachdenklich. Sie könnte die Sache einfach auf sich beruhen lassen und sich wieder ihren eigenen Geschäften zuwenden,
Aber die Stimme der alten Orcfrau hatte sich zu tief eingebrannt. "Jeng'a" hatte sie gesagt. Woher konnte sie das wissen? Es war, als ob ein Strudel sie in diesem Moment mit sich gerissen hatte, ein Strudel aus dem sie sich nicht befreien konnte und der sie unaufhaltsam und immer dichter in sein Zentrum zog. Egal was sie täte, es gab nur eine Richtung.
Fühlte sich so "Schicksal" an? Es gefiel ihr ganz und gar nicht. Plötzlich war ihr gar nicht mehr wohlig und ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sie stand auf, zog sich an und sattelte den Raptor. Booah musste sie herbeipfeifen. Das Schwein hatte schon ein ordentliches Stück des Strandes durchwühlt und kehrte mit einer Mischung aus Sand und Muschelschleim ums Maul zurück. Hyaena stieg auf und lenkte Kuyenda in Richtung der Berge im Süden. Auf einmal verspürte sie den Drang, es endlich hinter sich bringen.

Nach einem strammen Ritt hatten sie den Eingang der Höhle erreicht. Selbst wenn der Eingang kleiner und versteckt gewesen wäre, die beiden bronzefarbenden Drachen die über ihm ihre Kreise zogen waren Hinweis genug. Unbehelligt lenkte sie den Raptor an etwas vorbei was wie Ruinen eines Tempels aussah, auf den großen Eingang der Höhle zu. Die Drachen liessen sie passieren oder interessierten sich einfach nicht für die kleine Sterbliche dort unten.
Nach nur wenigen Schritten in der Höhle wurde es dunkel, blieb aber hell genug um dem breiten, sich spiralförmig nach unten windenden Weg, gut folgen zu können.
Je tiefer sie gelangte, desto mehr verlor sie jegliches Gefühl dafür wie lange sie daher ritt. War sie wirklich eben gerade erst in die Höhle hineingeritten? Oder war sie schon Stunden unterwegs? Sie konnte es nicht mit Sicherheit sagen.
Festungsruinen, Schiffwracks und zerfallene Gebäude aus unterschiedlichen Kulturen und Epochen tauchten wie gestrandet hier und da auf. Sogar an einer Taverne, aus deren Innerem Licht auf den Weg schien, kam die Troll vorbei.
Schließlich, nach unbestimmter Zeit, erreichte sie einen riesigen Raum über den sich ein ihr unbekannter Sternenhimmel erhob und alles in ein karges und kaltes Licht hüllte. Sie hielt den Raptor an und starrte hinauf, nicht fähig zu verstehen was ihre Augen sahen.
"Willkommen junge Troll. Willkommen in der Höhle der Zeit. Es ist alles bereit, genau wie du auch."
Sie drehte sich zur Stimme um und sah in die großen dunklen Augen eines riesigen bronzenen Drachen. Augen in denen wieder dieser Strudel war. Und dieser Strudel riss sie nun endgültig mit sich. Wie ihr schwindelte und sie vom Raptor fiel nahm sie gar nicht mehr wahr.
Teil 2

Kapitel 3

Höhlen der Zeit


Als Hyaena wieder die Augen aufschlug, beugte sich ein Blutelfenkind über sie. Nein! Kein Blutelf. Kein Blutelf hatte solche Augen.
"Du bist von deinem Raptor gefallen." Die Stimme klang wie die eines Blutelfenkindes. Und auch wieder nicht. Hyaena setzte sich auf und hielt sich den Kopf. "Tröste dich, so geht es vielen wenn sie hierherkommen und zum ersten mal Anachronus treffen." "Du bis kein Blutelf." "Nein" lachte er. "Nichtmal ein Kind. Ich bin natürlich ein Drache. Andormu vom bronzenen Drachenschwarm. Wir sind die Hüter der Zeit und Nozdormus selbst hat uns mit unseren Aufgaben hier betreut."
"Wieso habt ihr mich erwartet? Warum bin ich hier?" fragte die Troll, "Was wollt ihr von mir?" Andormu legte den Kopf schief. "Nun, man könnte den Eindruck bekommen, du wärest von ganz allein hierhergekommen, so wie du hier herein geritten bist. Also könnte ich fragen, was du von uns willst, oder?" Er grinste und reichte Hyaena eine Schale mit kühlem und wohlschmeckendem Wasser. "Und was wir wollen? So gefragt wollen wir dir helfen dein Schicksal zu erfüllen. Zumindest ein Stück näher zu kommen. Was gewissermaßen auch deine zweite Frage beantwortet.- Oder auch nicht." fügte er lächelnd hinzu, angesichts der steilen Stirnfalten die sich über Hyaenas Nase gebildet hatten. "Vertraue uns. Selbst wir können dir nur den nächsten Schritt auf deinem Pfad erhellen." "Ich bin doch gar nich wegen mir, sondern wegen dieser Orcmaske aus Nagrand hier", protestierte sie. "Geyah von den Maghar schickt mich." Der Drache schüttelte den Kopf. "Eine Aufgabe erwartet dich. Dass du hier bist, ist das einzige was zählt. Wir haben dich erwartet." "Moment! Stop. Ich mach gar nix. Is das ne Verschwörung oder was?" Andormu sah sieh nur an und wieder war da dieses Gefühl sich in einem Strudel zu befinden. Verdammt. Bei den Loas, verdammt dachte sie und blickte hoch in den unbekannten Sternenhimmel, eine Antwort oder einen Hinweis suchend. Doch die Sterne funkelten nur teilnahmslos auf sie herab. Wenn darin eine Antwort zu finden war, blieb sie Hyaena verschlossen.

Nach einer wahrscheinlich langen Zeit kniff sie ihre Augen zusammen.
"Un was is das was ich tun soll? Ich hab nich viel Zeit." Ihre Stimme bekam einen resignierenden aber auch bockigen Ton. Die bronzenden Augen des Kindes leuchteten auf. "Du scheinst bestimmt zu sein uns dabei zu helfen einen Schaden im Zeitgefüge zu richten. Oder, anders gesagt, scheint diese Aufgabe Teil deines Weges zu sein. Es ist kein Zufall, dass du hier bist."
"Okay." Die Troll schloß die Augen und versuchte nachzudenken. "Das bedeutet ich habe keine Wahl nich?" "Du kannst immer wählen. Vielleicht sollst du es auch gar nicht sein, die für diese Aufgabe gedacht ist. Vielleicht ist es bereits gewirkt und gewoben, dass du gleich aufstehen und diese Höhle verlassen wirst, zurück zu deinen Geschäften oben und es wird jemand anderes nach dir auftauchen. Jemand der dafür bestimmt ist." Der Drache sah jetzt auch hoch zu den fremden Sternen über ihnen. "Und wer weiß, vielleicht fühlst du dich berufen, wirst aber scheitern, weil es eben doch jemand anderes sein wird. Dass es jemanden geben wird, der diese Aufgabe meistern wird, ist sicher, denn sonst würden wir beide nicht hier sitzen. Und das ist zumindest tröstlich." Der Drache sah sie jetzt wieder direkt an. "Aber um herauszufinden ob du es bist, gibt es nur einen Weg."

Die Troll saß da. Sekunden, Minuten, vielleicht auch Stunden.
Beide rührten sich nicht, nur ihr Atmen verriet, dass überhaupt so etwas wie Zeit verstrich.
"Wieviel Zeit hab ich, mich zu entscheiden?" "Zeit?" Der Drache wirkte belustigt und seine Augen funkelten. "Du fragst hier nach Zeit?" Der Drache lächelte wieder. "Du hast Zeit. Deine Zeit. Und nur du kannst über deine Zeit verfügen. Du und nur du. Wie gedenkst du sie zu füllen? Mit warten?" Der Drache wandte sich ab und ließ sie mit ihren Gedanken allein.
Hatte sie wirklich eine Wahl? Sie konnte hin und her grübeln wie sie wollte, tief in ihrem Inneren wusste sie, dass es zwecklos war. Zeitverschwendung. Sie hatte keine Wahl. Oder vielmehr hatte sie ihre Wahl schon lange vorher getroffen. Vielleicht als sie die Große Hütte in Garadar betrat um mit der alten Orcfrau zu sprechen. Vielleicht sogar schon damals, als sie ihren Stamm verließ. Tatsächlich gab es kein Ja oder Nein.
Sie stand auf, klopfte sich den Sand von der Rüstung und ging in die Richtung in die der Drache gegangen war.

Nach einer kleinen Weile sah sie drei Gestalten, zwei menschliche und die des Blutelfen, zusammenstehen. Und obwohl sie vermutete, dass es sich bei den zwei Menschen auch um Drachen handeln müsste, spannte sich ihr Körper und ihre Hände tasteten wie von selbst nach ihren Waffen. Die drei drehten sich zu ihr um, alle sie aus den gleichen unerklärlichen Augen ansehend. Als sie die Gruppe erreichte, nahm Andormu ihr den Zügel des Raptors ab und gab ihm einen der anderen. "Es wird gut für sie gesorgt werden, egal wie es für dich ausgeht", sagte er und setzte sich in Bewegung, jedoch nicht ohne sie mit einem Nicken zum Folgen aufzufordern.
Hyaena folgte, Booah neben sich herlaufend. Und merwürdig entschlossen. Erst als plötzlich ein Zeitwirbel sie erfasste wurde ihr klar, dass er ihr immer noch nicht gesagt hatte, worin ihre Aufgabe bestehen würde. Sie hätte nachbohren sollen. Idiotin dachte sie nur. Und war aus dieser Zeit verschwunden.
Teil 2

Kapitel 4

Vorgebirge des alten Hügellandes


"Was soll das? Nein! Das könnt ihr nich machen! Macht das weg!" Hyaena war ausser sich, an einen Felsen gedrückt, mit aufgerissenen Augen die Hände, die sie weit von sich gestreckt hatte, anstarrend. Blanker Horror auf ihrem Gesicht.
Zwei Drachen sahen sie an. "Hat dir Andormu nichts davon gesagt?" fragte der in Gestalt eines erwachsenen Blutelfen.
"Ist das nicht offensichtlich, Erozion?" Der zweite war in seiner echten, der Drachengestalt. "Ich glaube wir müssen uns für Andormus Nachlässigkeit entschuldigen. Sein Verantwortungsbewusstsein scheint sich stark zu vermindern, wenn er in Kindergestalt ist. Erlaube mir uns vorzustellen. Der 'Blutelf' hier neben mir ist Erozion, wie du bestimmt schon mitbekommen hast. Ich bin Brazen. Wir sind hier um dir bei deiner Aufgabe zu helfen."

Von Hyaena kam keine Antwort, nicht mal eine Regung. Booah roch irritiert an ihr, denn es war keine Troll die jetzt auf einem Felsen saß, sondern eine Menschenfrau. Nach kurzer Prüfung aber schien er beruhigt. Das Schwein stupste sie nicht mehr unentwegt mit seinem Rüssel an.
"Es musste sein und du wirst auch bald verstehen warum." sagte Brazen. "Wenn man sich erstmal dran gewöhnt hat, hat das sogar seinen Reiz. Jeder Körper hat nämlich so seine Besonderheiten" fügte Erozion hinzu und strich sich mit Genuß durch sein langes Haar. Brazen warf ihm nur einen kurzen Blick zu.
"Wie lange?" Hyaenas Stimme war tonlos und matt. "Warum?" Sie starrte immer noch diese fünffingrigen häßlichen Menschenhände an. Den Rest ihres Körpers traute sie sich nicht anzusehen. Es fühlte sich alles anders an, verkehrt. Nicht richtig. Ihr war übel.
"Nur so lange wie du für die Aufgabe brauchst. Ich verspreche dir, egal ob du die Geschichte überlebst oder nicht, du wirst wieder eine Troll sein. Und zum warum ..." Brazen faltete seine Flügel zusammen und ließ seinen Blick über das Land, dass sich vor ihnen erstreckte, gleiten. "Du bist hier in der Vergangenheit. In den östlichen Königreichen. Hier gab es immer viele Kämpfe zwischen Trollen und Menschen. Dann kamen die Orcs und versuchten dieses Gebiet zu erobern, aber die Menschen leisteten heftig Widerstand. Und Menschen bevölkern dieses Land so weit das Auge reicht und darüber hinaus. Der Einfall der Orcs hat sie vorsichtig gemacht. Und wenn eine Troll jetzt hier einfach durch die Gegend spazieren würde, würde sie nicht lange überleben. Auch nicht eine Troll wie du." fügte er noch hinzu, nachdem sie stolz den Kopf hob und ihn mißgelaunt ansah. "Vielleicht könntest du dich sogar bis hin zur Burg an allen vorbei schleichen. Aber spätestens dort würde deine Reise zuende sein. Zuende, bevor sie überhaupt wirklich begonnen hätte. Und es würde zu lange dauern. Jetzt wo du erstmal hier bist, läuft uns die Zeit davon."

"Worum geht's genau?" Die Troll fing an ihre Sachen mit diesen ungewohnten Händen zu berühren. Immer noch mit Schaudern, die ihr wieder und wieder über den Rücken liefen, berührte sie auch ihr Gesicht und ertastete dieses. Sie fühlte sich immer noch elend.
"Du kennst doch Thralls Geschichte, oder? Wie er als junger Orc auf Burg Durnhold aufwuchs und gefangen gehalten und für Schaukämpfe zum Vergnügen der Menschen dort zum Gladiator ausgebildet wurde?"
"Die kennt ja jedes Kind der Horde. Er floh und wurde Anführer der Orcs und gründete die neue Horde." "So die ... ganz kurze Version. Aber wisst ihr Kinder auch, wie er aus Burg Durnhold entkam? Dass ihm eine Menschenfrau namens Taretha dabei half, ihm die Flucht erst möglich machte? Ohne ihr würde es nicht die Horde geben wie ihr sie kennt. Ohne ihr wäre Thrall niemals so geworden, wie er heute ist. Er, und ihr alle, verdankt ihr ziemlich viel."
Die Troll mochte diesen Teil der Geschichte nicht besonders und daran erinnert zu werden, verbesserte ihre Laune nicht gerade. "Und?" fragte sie aufmüpfig. "Was is mit dieser Tareza? Hat sie's sich anders überlegt? Is sie gestolpert und hat sich's Genick gebrochen?" Sie spuckte aus.
Brazen blieb ungerührt. "Sie wird gefangengehalten." Erozion mischte sich ein. "Es gibt Drachen die sich wiederholt in das Zeitgefüge einmischen und den Verlauf der Geschichte ändern wollen. Sie nennen sich den Ewigen Drachenschwarm, aber wir wissen nicht was für Interessen sie damit verfolgen. Unsere Aufgaben als Hüter der Zeit ist es, die Schäden möglichst gering zu halten. Diese Drachen halten sie nun gefangen um Thralls Flucht zu verhindern. Warum auch immer. Deine Aufgabe ist es nun, eben diese Flucht trotzdem zu ermöglichen."
"Wieso macht ihr das nicht selber? Seid ihr zu schwach? Oder zu feige?" "Hüte deine Zunge, Sterbliche" fauchte Brazen. "Bist du blind? Zögen wir los, würde es zu einem offenem Kampf zwischen den beiden Drachenschwärmen kommen. Und das könnte Folgen haben die mindestens genauso den Ablauf der Geschichte verändern könnten. Nein. Ein Mensch muss es sein. Oder vielmehr ein Troll in Menschengestalt wie es scheint. Und ich weiß mittlerweile nicht, ob mir das gefällt." Sie spürte den wachsenden Zorn des Drachen. "Ok ok, hab verstanden. Wie lautet der Plan?" Selber wütend, kickte sie ein Stück Felsen durch die Gegend und sah die beiden Drachen an. "Was soll ich tun?"
Teil 2

Kapitel 5

Vorgebirge des alten Hügellands


Menschenleib hin, Menschenleib her, auf einem Drachen zu fliegen war ein großartiges Gefühl.
Und dass es möglich war ein solchen Genuss in einem solchen Körper zu empfinden, versöhnte sie etwas mit ihrer neuen Gestalt. In Wirklichkeit fing sie an es sogar etwas spannend zu finden. Und dass es ein Körper von diesen widerwärtigen Menschen war, gab dem Ganzen dann noch, trotz oder vielleicht gerade deshalb, einen merkwürdigen, leicht perversen, Reiz. Im Körper eines Feindes zu stecken! Dass sie nicht zur Nachtelfe geworden war, das einzige Volk welches sie noch mehr hasste als Menschen, erfüllte sie jetzt mit einer seltsamen Mischung aus Enttäuschung und Erleichterung. Auf jeden Fall jetzt auf einem bronzenen Drachen zu sitzen, die Welt unter sich, fühlte sich großartig an, egal ob als Troll oder Mensch.
Neugierig geworden wie sich Sinneswahrnehmungen einem Menschen darbieten, probierte sie alles mögliche aus. Wie sich ihr Haar, wie sich die Luft auf dieser Haut anfühlte, wie ihr Proviant jetzt schmeckte und sich jetzt essen ließ, alles was ihr so einfiel. Es war als würden ihre Sinne explodieren in einer Vielzahl neuer Reize. "Erozion hat recht." rief sie Brazen zu, denn er war es, der sie und Booah bis nach Durnhold flog. "Man kann sich dran gewöhnen." Brazen drehte den Kopf zu ihr und sah sie kurz an. Sein Blick kaum zu deuten. "Gut" sagte er nur. Er wies mit dem Kopf zur linken Seite nach unten. "Sieh, dort! Da unten der kleine Weiler mit der Kapelle, das ist Tarrens Mühle, dort sitzt Taretha gefangen. Für uns aber nicht von Belang, ihre Rolle ist bei deinem Auftrag nicht mehr von Nöten. Unser Ziel liegt noch ein kleines Stück weiter."
Hyaena sah kurz und nur halb interessiert hinunter, lehnte sich aber sogleich wieder zurück und drückte sich gegen Booah, der hinter ihr auf dem Rücken des Drachen festgebunden war und ganz und gar nicht glücklich aussah. Sie kraulte ihn hinter den Ohren, allerdings ohne besonderen Effekt.
Dem Wildschwein gefiel diese Art zu reisen definitiv nicht. Nicht wie seiner Herrin. "Lass dir ruhig Zeit maan." rief sie zurück und schaute auf das Land unter ihr. Brazen antwortete nicht.

In Burg Durnhold gab es ein Internierungslager mit Orcgefangenen, untergebracht in Holzbaracken. Diese hatte in der Geschichte Taretha in Brand gesetzt um in dem darauf entstandenen Chaos, Thrall die Flucht zu ermöglichen.
Nun sollte Hyaena, dank der Menschengestalt die ihr der bronzene Drachenschwarm verpasst hatten und den Brandsätzen die ihr Erozion überreichte, diese Aufgabe übernehmen. Danach galt es nur noch Thrall zu befreien und ihm helfen außerhalb der Burg zu gelangen. So war dann die Geschichte ein kleines bisschen anders verlaufen, aber mit dem gleichem Ergebnis was die großen Ereignisse anginge.
Aber mit Warnungen hatten sie nicht gespart. Sie spräche und sähe zwar jetzt aus wie ein Mensch, aber das hieß noch lange nicht, dass sie sich auch wie einer verhalten könne. Es verschaffe ihr lediglich einen womöglich entscheidenden Vorteil um an Thrall heranzukommen. Auch vor den Hunden sollte sie sich in acht nehmen, denn die würden sich vielleicht nicht so leicht täuschen lassen. Sie solle also bloß nicht glauben, dass es ein Spaziergang werden würde. Und so weiter und so weiter.
Genervt hatte das, sie hatte ja ohnehin schlechte Laune. Aber seit der Aussicht die Strecke zur Burg auf dem Rücken eines Drachen zurückzulegen, hob sich ihre Laune wieder.

Dann waren sie da. Eine befestigte Burg kam ins Sichtfeld und schon landete Brazen hinter einem bewaldeten Hügel. Wie abgemacht sprang sie sofort herunter und befreite Booah so schnell es ging. Der Drache erhob sich sofort wieder und sah zu, dass er verschwand bevor er gesichtet wurde.
Die Troll ordnete ihr Gepäck und sah sich um. Ab jetzt war sie auf sich gestellt.
Von oben hatte sie eine Straße gesehen die zu und an der Burg vorbei führte und beschloß auf ihr sich der Burg zu nähern. Das wäre am wenigsten verdächtig.
Noch besser wäre es ein erlegtes Tier dabei zu haben. So könnte sie es als Bezahlung für Obdach anbieten. Sie hoffte, es würde ihr Tür und Tor öffnen. Und vielleicht die Wachhunde ablenken.
Also erstmal eine kleine Jagd. Soviel Zeit musste sein.
Es gab jede Menge Spuren und frische Losungen. Es würde also nicht sehr lange dauern. Sie spannte den Bogen und schob den Köcher zurecht. Zum Glück hatte die Größe ihrer Kleidung und Waffen sich ihrer neuen Statur mit angepasst. Die Drachen verstanden ihre Arbeit. Soweit so gut. Mussten nur noch die Menschen die Täuschung schlucken.
Aber Schritt für Schritt. Erst die Jagd. Sie gab Booah ein Zeichen und das Schwein nahm, den Rüssel dicht über den Boden, eine Spur auf und machte sich auf den Weg. Hyaena folgte. Schnell und leise verschwanden die beiden zwischen ein paar Bäumen. Und nicht lange danach schwirrte ein Pfeil von der Bogensehne und bohrte sich schnell und tödlich in sein Ziel.
Teil 2

Kapitel 6

Vorgebirge des alten Hügellands


"Halt! Wer da?" Die Wache am Tor machte einen Schritt nach vorn und versuchte aus dem Anblick der sich ihm bot schlau zu werden. "Woher und wohin des Weges?" Als er das Reh sah, welches Hyaena über der Schulter trug, kniff er die Augen zusammen. Seine Augen wanderten über ihre Rüstung hin zu dem großen fremdartigen Schwein an ihrer Seite, mehr Verwunderung als irgendetwas anderes in seinem Blick.
"Ich bin Celiah Andersyn und brauch n'Nachtlager und Rast für 2-3 Tage, bin weit gewandert." Den Namen hatte ihr Erozion für die Mission gegeben, sie hatte keine Ahnung wie Menschen so hießen. Die, mit denen sie bisher zu tun hatte, waren alle schnell tot und zum Gespräch war es nie gekommen.
"Das nächste Gasthaus ist in Tarrens Mühle. Da lang." Er zeigte nach Westen.
"Das is aber noch ein ganz schönes Stück weit weg und meine Füsse tun schon weh. Ich kann auch bezahlen, hier mit." Sie drehte sich etwas nach links, damit er das Reh besser sehen konnte. Sein Blick wurde nicht freundlicher. "Das da kann dich deinen hübschen Kopf kosten, wenn er denn wirklich hübsch ist unter dem ganzen Dreck. Weisst du was Schwarzmoor mit Wilderern macht, die er beim Jagen in seinen Wäldern erwischt? Auspeitschen lässt er sie und dann werden sie kopfüber aufgehängt bis sie verfault sind. Du glaubst ja gar nicht wieviel Kraft die nach dem ersten Tag noch haben, wenn sie sich aufbäumen um die Krähen abzuwehren." Er grinste böse. "Und erzähl mir nicht, dass du dieses Reh schon seit mehr als einen Tag mit dir rumschleppst. Denn soweit reichen seine Ländereien."

Verdammt, dachte sie, das läuft gar nicht gut. Sollte so schnell schon das erste Blut fließen? Sie war noch nicht mal in der Burg. Sie machte ein erschrockenes Gesicht. "Wildern? D-d-das wollt ich nicht. Da wo ich herkomm, gehört das Wild sich selbst und jeder kann es jagen." "Dann musst du aber von sehr weit herkommen." Sein Blick ging wieder von ihrer Ausrüstung zu ihrem Schwein und wieder zurück. "Das war eine Frage!" blaffte er sie an. "Ich bin über das große Meer gekommen. Mit'm Schiff." Mehr fiel ihr nicht ein. "Ach ja? Womit denn sonst?" fragte er sie in höhnischem Ton. Die Troll spürte heiße Wut in sich aufsteigen, sie schloß die Augen und zählte langsam bis fünf. Jetzt nichts vermasseln. "Du bist nicht sehr helle, was? Ganz ansehnlich vielleicht, aber helle? Nee nee." Sie öffnete die Augen gerade rechtzeitig um mitzukriegen wie Booahs Hinterläufe sich spannten, gleich würde der Eber loßpreschen und diesem Idioten die Gedärme mit seinen Hauern aus dem Leib reissen. Obwohl die Troll nicht übel Lust hätte, dem zuzuschauen, legte sie eine Hand auf Booahs Rücken, der sich daraufhin ein wenig entspannte. Sie versuchte kleinlaut zu klingen. "Bitte schickt mich nich weg. Und verratet mich nich. Ich wusste doch nich, dass Jagen hier verboten ist." "Ich kann dich gar nicht wegschicken, Süsse." Er grinste wieder. "Nicht mehr." Er hob seine Flinte. "Schwarzmoor wird heute Wildbret speisen und in wenigen Tagen die Krähen dich."

Ihr wurde kalt. Was jetzt? Und gerade in dem Moment, wo sie Booah ein Zeichen geben wollte anzugreifen, trat ein hochgewachsener Mensch hinzu. "Was ist hier los? Thimmes, wo sind deine Manieren?" Der Mann war deutlich besser gekleidet als die Wache und seine Stimme war es offensichtlich gewohnt Befehle zu geben. Thimmes stand sofort stramm. "Verzeihung, Sir. Diese Frau hier, sie will rein, Sir. Und sie hat gewildert, Sir." Seine Stimme klang nervös, das Grinsen war aus seinem Gesicht gewischt. "So so." Der Mann trat näher und schritt um Hyaena herum. Häßlich war er, wie alle Menschen. Dazu schien er noch arrogant und hielt wohl viel von sich selbst. Sein Blick hatte etwas gieriges, als er langsam an ihr herabsah. Sehr langsam. "Könnte es nicht eher so sein, dass diese Frau ein verletztes Reh gefunden hat, diesem den Gnadenstoß gegeben hat und nun hergekommen ist, um Schwarzmoor zu geben was Schwarzmoor gehört?" "Ja Sir! Natürlich, ganz wie ihr sagt, Sir!" "Wo ist dann das Problem Thimmes?" Er wandte sich Hyaena zu. "Ich werde dich persönlich in die Burg geleiten. Komm." Obwohl alles in ihr schrie zu verschwinden, war das die Chance an dieser Wache vorbei zu kommen. Sie versuchte zu lächeln. "Gerne, ... Sir." Und machte so etwas wie eine Verbeugung. Er lachte. "Na einen Knicks hat dir wohl noch niemand beigebracht. Lass das 'Sir' beiseite, ich bin Leutnant Drach, aber für dich bitte ohne den Leutnant."
Er machte einen Schritt zur Seite um sie vorbeizulassen. Sie liessen die Wache stehen und wandten sich in Richtung Burg. Schon nach einigen Schritten legte er seine Hand auf ihren Unterarm. "Nett von dir, dass du uns Fleisch bringst. Wir haben hier immer Bedarf an so etwas." Sein Lächeln sorgte dafür, dass sich ihre Nackenhaare aufrichteten. Wieder wurde ihr eiseskalt. Sie war jetzt innerhalb der Festungsmauern. Aber als was für ein Gast?
ooc . . .

Wirklich schön geschrieben Hyaena.
Viel Energie und Zeit. Und Unterhaltsam.

Danke
Teil 2

Kapitel 7

Vorgebirge des alten Hügellands


Gemeinsam mit Leutnant Drach liess Hyaena das Tor hinter sich.
Von drinnen sah die ganze Anlage noch gewaltiger aus. Zwischen der Mauer hinter ihr und der Burg selber spann sich in einem Bogen, die Süd- und die Ostseite schützend, zusätzlich noch ein riesiger und breiter Graben. Hinüber führte eine Steinbrücke, an beiden Enden von je zwei Wachen besetzt. Und mit der Burg und dem Graben schien das ganze Gelände ausgefüllt zu sein. Aber wo war dieses Internierungslager?
Erst oben auf der Brücke wurde ihre Frage beantwortet.
Der Graben war noch breiter und tiefer als er von weitem ausgesehen hatte. Westlich standen zwei, östlich drei große Baracken in ihm, aus Resthölzern schnell und lieblos zusammengezimmert. Und dazwischen, davor und bestimmt auch darin, waren überall grüne Gestalten zu sehen. Orcs. Viele Orcs. Und auf dem ganzen Gelände verteilt Wachen und Patroullien mit großen Hunden.

Sie muss wohl stehengeblieben sein, denn Leutnant Drach sah sie fragend an. "Noch nie Orcs gesehen?" "Doch, nein, ich meine, ... nich aus solcher Nähe." verbesserte sie sich schnell. "Sei froh, diese Viecher stinken und sind so häßlich, dass einem der Atem wegbleibt. Fast so schlimm wie Trolle." Ihr wurde heiß, jede Faser ihres Körpers spannte sich. "Trolle gib's hier auch?" fragte sie mit einer Stimme die sie anscheinend nicht ganz in ihrer Gewalt hatte denn Drach schaute sie halb erstaunt, halb belustigt an: "Hast du Angst? Das würde mir allerdings komisch erscheinen, denn du siehst aus, als ob du schon mit welchen zu tun hattest und zwar erfolgreich."
Er wies auf ihre Rüstung. "Wenn mich meine Augen nicht täuschen, sind das Rüstungsteile wie ich sie eher bei Trollen vermuten würde. Ein Wunder, dass du so etwas tragen magst." Sein Gesicht verzog sich etwas. "Ich denke du bist eine Troll-Jägerin. Und wenn der Mann am Tor nur ein wenig Grips gehabt hätte, wäre er mit dir vorsichtiger gewesen."
Er zwinkerte ihr zu. Dann beugte er sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr. "Ich mag gefährliche Frauen." Sie trat schnell ein Schritt zurück. Drach lachte laut.
"Wir müssen uns unbedingt genauer unterhalten! Ich habe auch schon viele Trolle gejagt und du wirst weit und breit keinen einzigen mehr finden. Alle Familien und Stämme im Umkreis von einer Tagesreise haben wir unter meiner Führung schon vor Jahren ausgelöscht. Die Schreie dieser Monster und ihrer Brut habe ich immer noch in den Ohren." Er lachte wieder. "Tut mir Leid, aber hier ist nichts mehr zu holen für dich. Na komm, werden wir dein Reh los und sehen uns die grünen Teufel da unten mal aus der Nähe an." Grinsend setzte er sich wieder in Bewegung und ging in Richtung Burg. Die Troll sollte sich noch ihr Leben lang wundern, dass sie diesem Kerl nicht in diesem Moment den Rücken mit Pfeilen gespickt hatte. Sie würgte ihren Hass herunter und folgte ihm, ihn genau beobachtend, jedes Detail sich einprägend. Dafür wirst du zahlen, war alles was sie dachte, Bei den Loas!
Er führte sie zur Küche, wo ihr das Reh abgenommen wurde. Der Koch machte noch eine scherzhafte Bemerkung, was den an der Tür wartenden und interessiert die ganzen Düfte erschnüffelnden Booah anging, aber er brachte seinen Satz nicht zu Ende als er Hyaenas Blick sah. Ihr ganzer, frisch entflammter Hass den Menschen gegenüber, muss in ihren Augen zu sehen gewesen zu sein. Hastig drehte er sich um, gab seinem Gehilfen Anweisung sich um das Reh zu kümmern und verschwand, irgendetwas vor sich hin murmelnd, im Vorratskeller.

Draussen hatte sich die Troll wieder unter Kontrolle. Sie war wie verwandelt. Diese Mission hatte jetzt eindeutig eine persönliche Note bekommen. Sie würde hier Rache üben. Für all die Trolle die dieser Mensch auf seinem Gewissen hatte. Sollte dabei ein Thrall zusätzlich entkommen, war es ihr nur recht. Die Geschäfte der Drachen waren für sie jetzt zweitrangig. Sie wollte Menschenblut sehen. Und am allermeisten das von diesem widerlichen Leutnant hier.
Sie drehte sich zu ihm um und strahlte ihn an. "Zeigt ihr mir nun diese Stinker wie ihr mir versprochen habt? Ihr müsst mir alles über sie erzählen. Und wie ihr sie besiegt habt natürlich. Ihr steckt bestimmt voll solcher Heldentaten. Lasst bitte nichts aus." Sie hängte sich an seinen Arm. Drach grinste erfreut, selbstgefällig und arrogant, während er mit ihr zur Steintreppe schritt die hinunter zu den Baracken führte. Nicht ahnend, dass es eine Troll war, die sich an ihn drückte. Eine Troll, die ihn in Gedanken schon ausweidete. Das läuft sehr gut, dachte er. Und strahlte.
Teil 2

Kapitel 8

Vorgebirge des alten Hügellands


Hyaena war entsetzt. Entsetzt und entmutigt.
Welcher von ihnen war Thrall? Sie hatte Thrall vor vielen Jahren einmal gesehen. Aber das war von weitem und er war damals Anführer der Horde und ein mächtiger Schamane sowieso. Charismatisch und ein gestandener Orc. Und nun suchte sie einen jungen Orc, der von alledem noch nichts war oder wusste.
Sie hatte schon Gefallen an der Vorstellung gefunden, mit dem jungen Thrall gemeinsam, Seite an Seite, sich aus Durnhold zu kämpfen. Ein Traum eines bestimmt jeden Kämpfers in der Horde.
Aber was sie hier sah, war, gelinde gesagt, ernüchternd. Die Orcs hier waren nur ein Schatten ihrer selbst. Teilnahmslos schlurften sie durch das Lager, apathisch und leer. Träge saßen oder lagen sie überall herum. Ermattet und ohne Lebenswillen.
Wenn sie an einen näher herantrat, glotzte dieser sie bloß dumpf an und murmelte etwas von Trinken oder Essen.

So wie es aussah, müsste sie Thrall eher tragen oder von Booah herausziehen lassen. Eine Hilfe würde er wohl nicht sein. Wenn sie ihn überhaupt fand. Alle waren gleich abgemagert und es waren so viele. Dabei war in der Geschichte immer davon die Rede, dass er hier zum Gladiator ausgebildet worden war. Nach einem Kämpfer aber sah hier keiner mehr aus.
"Sie sin alle so ... schwach" war alles was ihr einfiel. "Zum Glück!" meinte Drach. "Die waren wild, die Biester, als sie uns angriffen. Aber nachdem wir sie besiegt und hier eingesperrt hatten, fiel alle Kraft von ihnen ab. Schau sie dir an! Was für ein erbärmlicher Haufen von feigen Jammerlappen sind sie geworden." Er schlug einen Orc der gerade am nächsten stand. Der Orc ging zu Boden, hielt sich sein Gesicht und blieb liegen. Keiner der anderen schien eingreifen zu wollen. Nicht einmal das, keiner zeigte eine Reaktion als sie Zeuge der Mißhandlung wurden. Drach spuckte auf den Orc am Boden. Die Wachen in der Nähe lachten.

"Und die sin alle so?" "Der ganze Haufen hier? Ja. Und zu nichts zu gebrauchen." Er trat wie nebenbei den liegenden Orc. "Wenn Schwarzmoor auf mich hören würde, würde schon Gras über deren verkohlten Knochen wachsen. So kosten sie uns nur Gold und Männer." "Was hat denn Schwarzmoor mit ihnen vor?" "Keine Ahnung. Aber aus irgendeinem Grunde hat er einen Narren an ihnen gefressen. Als ob plötzlich ein zweiter Thrall aus ihrer Mitte hervortreten würde."
Plötzlich war sie hellwach. "Thrall?" "Ja. So nennen wir ihn. Es bedeutet Sklave. Aber er ist der einzige unter ihnen der etwas taugt. Schwarzmoor ist ganz verrückt was dieses Monster angeht. Thrall hier, Thrall da. Von morgens bis abends. Irre, wenn du mich fragst!"
Er packte sie am Arm und zog sie dicht zu sich heran. "Das letzte bleibt unter uns, verstanden?" Sie nickte, ihre Aufregung über das eben gehörte kaum verbergen könnend. Zum Glück führte er ihr heftiges Atmen in seiner Arroganz auf etwas anderes zurück. Plötzlich veränderte sich der Klang seiner Stimme. In seinen Augen flackerte Begierde. "Wir sollten uns heute abend noch für unsere Trollgeschichten treffen." "Ja." hauchte sie, "ich liebe aufregende Trollgeschichten." Sie drückte sich kurz an ihn und kam dabei mit ihrem Mund dicht an seinen Hals, fast berührten ihre Lippen ihn, dann aber entwand sich ihm schnell und geschickt. Drach wirkte etwas durcheinander.
"Und welcher von ihnen hier ist dieser Thrall?" Ihre Frage kam schnell und mit unaufgeregter Stimme, wie nebenbei gestellt. "Thrall?" Er schien nicht zu begreifen. "Ach, Thrall. Du wirst ihn heute nachmittag erleben. Versprochen. Heute nachmittag, oben, am Nordende dieses Grabens." Er wischte sich mit der Hand übers Gesicht. "Ich muss weg. Der Dienst." Und weg war er.
"Sehr gut." sagte sie mit leiser Stimme zu sich selbst und sah ihm nach. Sie drehte sich wieder um, lächelte den Wachen in der Nähe zu und ging wie selbstverständlich auf die am nächsten liegende Baracke zu. Im Stillen die Wachen zählend und Entfernungen abschätzend. Keiner hielt sie auf.